In Namibia: Campingreisen durch das einsamste Land Afrikas
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Über dieses E-Book
Im ersten Teil warten Ada und Jan Rosman immer wieder vor Elefanten, die die Straße überqueren. Sie bewundern die roten Dünen der Sossusvlei, in den Städtchen Lüderitz und Swakopmund wähnen sie sich in Deutschland. Gezeltet wird auf den schönen Campingplätzen in Etosha und in der Nähe der urtümlichen Köcherbäume bei Keetmanshoop. Die Reise führt bis nach Opuwo, der afrikanischsten Stadt Namibias, nahe der Grenze zu Angola. Zu Besuch bei den traditionell lebenden Himba und den San reisen sie zurück in die Vergangenheit.
Im zweiten Teil, Tiere unterwegs, werden die Eindrücke einer neuen Reise geschildert, die Ada und Jan durch die beiden Länder im südlichen Afrika unternommen haben. Dabei werden bekannte Orte besucht und neue entdeckt. Während dieser Reisen legten sie mehr als 16.000 Kilometer zurück, davon Tausende von Kilometern auf Schotterstrassen. Das Buch bietet eine gute Übersicht über das, was den Reisenden in diesem Teil Afrikas erwartet.
Ada Rosman-Kleinjan
Ada Rosman-Kleinjan Ada Rosman-Kleinjan reist samen met haar echtgenoot al decennia over de hele wereld. Van Paaseiland tot Tibet. Van Tasmanië tot de Galapagos-eilanden. Van New York tot Djenné in Mali. Inmiddels staat de teller van de bezochte landen op ruim 60. In een huurauto, met de bus of de trein worden de landen bezocht. Roodtrips door Amerika, Namibië en Australië werden gemaakt. De wereld is er om ontdekt en bezocht te worden. Op haar website www.adarosman.nl vindt de lezer alle informatie over de reizen, de boeken en de lezingen.
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Buchvorschau
In Namibia - Ada Rosman-Kleinjan
Die Stadt am Kap
Die Reste einer typisch niederländischen Grippe stecken mir noch in den Gliedern, als wir am letzten Tag im Oktober nach Südafrika fliegen.
Ab London braucht man mit South African Airways noch mehr als 11 Stunden, aber dann ist man mitten in Kapstadt. Die Zollformalitäten gehen reibungslos, und nachdem wir unser Gepäck rasch vom Band genommen haben, stehen draußen schon Busse und Taxis bereit, um die Touristen zu den verschiedenen Hotels zu bringen. Es ist noch früh, vor 8 Uhr morgens, die Sonne scheint und vom Flugplatz aus werfen wir einen ersten Blick auf den prächtigen Tafelberg. Wir sind in Südafrika, unserer Ausgangsbasis für unsere Reise nach Namibia!
Wir entscheiden uns für den Bus, bezahlen 100 südafrikanische Rand und fahren ins Hotel. Unterwegs sehen wir schon einen Teil der Townships: Hütten aus Holz, Reklametafeln und allen möglichen Abfall. Das Ganze wird einfach aneinander gelehnt, so dass es nicht auseinanderfallt. Von der Straße aus ein deprimierender Anblick.
Wir brauchen kaum eine halbe Stunde zu unserem Hotel im Waterfront-Viertel, leider ist unser Zimmer noch nicht fertig. Aber das Warten lohnt sich, denn vom Fenster haben wir eine fantastische Aussicht auf dem Tafelberg. Er präsentiert sich von seiner schönsten Seite: Unter tiefblauem Himmel, kein Nebel, für heute werden 25° erwartet.
Oft ist der Zugang zum Tafelberg wegen zu viel Nebel und Wind geschlossen. Der Mann an der Rezeption bestellt ein Taxi und wir fahren in weniger als einer Viertelstunde durch die noch stille Stadt zur Talstation der Seilbahn. Seit 1997 ist hier eine neue Seilbahn in Betrieb, mit der circa 900 Menschen pro Stunde auf den Berg hinauf und herunter gebracht werden. Der Boden des Wagens dreht sich langsam, so dass man die imponierende Aussicht aus verschiedenen Winkeln betrachten kann. Wir bewundern die Aussicht.
Oben angekommen schlendern wir stundenlang umher und genießen den Anblick der rauen Felsenlandschaft und der prächtigen Wanderwege. Kleine Klippschliefer (Rockdassies) schießen wie große Murmeltiere links und rechts zwischen den Besuchern hindurch. Obwohl die Tiere anatomisch mit Pferden und Elefanten verwandt sind, ähneln sie in meinen Augen eher dicken, faulen Murmeltieren. Kleine, scheue Leguane sitzen keck in der Sonne und lassen sich manchmal fotografieren. Regelmäßig hören wir niederländische Touristen und oft auch das in unseren Ohren etwas hart klingende Afrikaans. Wenn es langsam ausgesprochen wird, verstehen wir Niederländer das Afrikaans relativ gut. Vor allem Schilder und Reklamebotschaften auf südafrikanisch sind eine Lust für das Auge. Für mich klingt die Sprache etwas kindlich, aber angenehm in den Ohren.
Hier auf dem Tafelberg ist die Atmosphäre angenehm und entspannt. Die Touristen sind ruhig und verteilen sich rasch. Vor weniger als 24 Stunden saß ich in meinem Wohnzimmer noch bei einer Tasse Kaffee - und jetzt sitze ich bei einem Cappuccino auf dem Tafelberg…
Südafrika zeigt sich uns von seiner schönsten Seite: Es ist herrliches Wetter, windstill und wir sitzen auf einem der schönsten Aussichtspunkte der Welt. Unbegreiflich, dass Menschen auch hier auf der Terrasse noch telefonieren: Immer wieder klingeln Handys, Hände greifen hastig nach den Telefonen und es folgen lautstarke irritierende Gespräche, die andere Besucher absolut nicht interessieren. Viel lieber wollen wir ungestört in der Ferne die Wale im klaren, blauen Wasser des Atlantischen Ozeans spielen sehen…
Wir nehmen die Seilbahn zurück und entschließen uns, in Richtung Stadtzentrum zu spazieren und dort ein Taxi zu nehmen. Der angenehme Weg führt an stark gesicherten Häusern entlang. Laut unserem Reiseführer hat Kapstadt mehr als eineinhalb Millionen Einwohner, aber die Stadt erscheint mir ungewöhnlich still: Kaum Verkehr und wenige Fußgänger. Ohne dass wir es gemerkt haben, sind wir bereits im malaiischen Viertel angekommen und beschließen, auch das letzte Stück noch zu Fuß zu gehen. Erschöpft vom langen Marsch und rot verbrannt schleppen wir uns Richtung Waterfront und sinken auf der erstbesten Terrasse auf die Stühle.
Das gemütliche Viertel Waterfront besteht aus Häfen, Geschäften, Terrassen und Restaurants. Nach reichlicher Zuführ von Flüssigkeit und einem großen Sack salziger Chips haben wir wieder genug Energie, um zu unserem Hotel zu gelangen. Die Breakwater Lodge ist ein gemütliches Hotel. Früher scheint es ein berüchtigtes Gefängnis gewesen zu sein, daran erinnern aber nur noch die dicken Mauern.
Nach einer erfrischenden Dusche und der Behandlung aller rot verbrannten Stellen gehen wir zurück zur Waterfront und suchen ein nettes Restaurant. Auswahl gibt es genug! Der mehr als 1000m hohe Tafelberg setzt sich eine Wollmütze auf, er verschwindet langsam unter dicken Wolken.
Morgen wird bestimmt wieder ein schöner Tag - und in Afrika schwindet meine holländische Grippe rasch dahin…
Der Mann des Jahrhunderts
Nach einer geruhsamen Nacht beginnt für uns ein neuer Tag in Kapstadt. Die Aussicht aus dem Fenster zeigt wieder den Tafelberg in der Sonne. Seinen Namen verdankt er seinem flachen Gipfelplateau. Auf dem Berg sind keine Menschen zu sehen und das Gebäude der Seilbahn verschmilzt mit den Farben des Berges.
Gegenüber dem Hotel steht auf demselben Gelände die Universität, da können wir frühstücken. Die Auswahl ist groß, und wir stärken uns draußen auf der Terrasse.
Um 9:00 Uhr fährt das Fährboot ab zum Robben Island, der berüchtigten Gefängnisinsel 11 Kilometer vor der Küste. Seehunde spielen links und rechts vom Schiff im Wasser, immer wieder ein heiterer Anblick. Das Wasser ist unglaublich klar und die Insel ist schnell erreicht. Sie genießt einen traurigen Ruhm, weil auf ihr der berühmteste Gefangene des 20. Jahrhunderts eingesperrt war: Nelson Mandela.
Unvergesslich sind die Fernsehbilder, auf denen er zusammen mit seiner damaligen Frau im Februar 1990 das Gefängnis verließ. Es wurde weltweit live im Fernsehen übertragen. Wegen seiner Prinzipien und seines Glaubens an ein freies Südafrika für alle Menschen ungeachtet ihrer Hautfarbe, ihres Glaubens oder ihrer Rasse saß er 27 Jahre in Haft. Ohne seiner Überzeugung jemals untreu geworden zu sein und ohne Hass ging er schließlich 1990 der Freiheit entgegen. Einige Jahre später war er der erste schwarze Präsident Südafrikas: Die höchste denkbare Bestätigung seiner Überzeugungen. Mandela ist für mich der Mann des 20. Jahrhunderts.
Früher war die Insel unter anderem eine Kolonie für Leprakranke, danach befand sich dort bis 1996 ein strenges und grausames Gefängnis für politische Gefangene und echte Kriminelle.
Vom Schiff aus gehen wir zum Bus, mit dem wir eine Rundfahrt auf der Insel machen. Der Führer ist durch den Lärm des Motors und die lautstarke Unterhaltung einiger französischer Touristen hinten im Bus nur schwer zu verstehen. Die Insel ist auch heute noch bewohnt und hat circa 190 Einwohner. Außerdem leben dort Tausende von Pinguinen, die wir aber leider nicht zu sehen bekommen. Dafür sehen wir verschiedene Arten von Springböcken, Straußen und Bontebok-Antilopen, zierliche und elegante Tiere, die unseren Hirschen ähneln. An verschiedenen Stellen stehen noch Bunker und Kanonen, Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Friedhof für die Leprakranken, eine Kirche, eine Moschee, eine Schule und Häuser für das Personal - es ist eine Welt für sich. Bei den Mergelhöhlen können wir sehen, wo früher Hunderte Gefangene in Wind und Wetter, Sonne und Hitze Steine hacken mussten. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen und stecke mir rasch ein Stück Mergel in die Tasche.
Beim großen Gefängnis erwartet uns ein früherer politischer Gefangener und gibt uns eine Führung. Ironischer weise arbeiten frühere politische Gefangene und ihre früheren Bewacher jetzt auf der Insel zusammen, und schwarze und weiße Kinder besuchen dieselbe Schule.
Lionel Davies hat hier sieben Jahre als politischer Gefangener gesessen. Im Innenhof erzählte er uns ausführlich die Geschichte von Robben Island und über Nelson Mandela.
‚Die politischen Gefangenen wurden von den echten Kriminellen getrennt. Auch im Gefängnis galt strenge Apartheid. Die Weißen bekamen Betten, Schwarze mussten auf dem kalten Betonboden schlafen. Mischlinge und Inder hatten es wieder etwas besser als die Schwarzen. Es war die Hölle‘, erzählt Lionel.
Es durfte nur Afrikaans oder Englisch gesprochen werden. Wir sind tief beeindruckt, selbst die ansonsten so gesprächigen französischen Touristen werden still.
‚Durch Hungerstreiks und Druck von außen verbesserten sich langsam die Lebensumstände. Später wurde auch die Arbeit in den furchtbaren Mergelgrotten abgeschafft und man durfte etwas Sinnvolles tun. So hat Nelson Mandela hier die Grünanlagen angelegt‘, erzählt er und weist auf die Pflanzen im Innenhof.
‚Es gab auch die Gelegenheit zu studieren. So wurden auch manche Bewacher angeregt irgendetwas zu lernen. Die politischen Gefangenen suchten den Dialog mit den Bewachern. Ein glücklicher Umstand war dabei, dass die meisten politischen Gefangenen gut gebildete, intelligente Menschen waren, die einem Gespräch nicht aus dem Weg gingen. Dank Studium und Dialog entstand bei einigen Bewachern ein gewisses Verständnis. Das Gute an der Situation der politischen Gefangenen war, dass wir gezwungen waren zusammenzuarbeiten. Man konnte sich absolut nicht auf seine Rasse, Herkunft, Sprache oder politische Richtung berufen. Wir mussten gemeinsam etwas erreichen, indem wir für andere offen standen und Verständnis zeigten. Wir setzten uns für die anderen ein und hatten einen Sprecher, der uns vertrat. Im Gegensatz dazu dachten die echten Kriminellen nur an sich selbst und erreichen deshalb viel weniger‘, so beschließt er seinen Bericht.
Der Blick in die Zelle ist tief beeindruckend: Sie misst ganze ist 2 x 3m. Hier war Nelson Mandela 18 von insgesamt 27 Jahren im Gefängnis eingesperrt. Der Kontakt mit der Außenwelt war auf ein Minimum reduziert und an unzählige Vorschriften gebunden. Erlaubt war ein Brief mit 500 Wörten in sechs Monaten. Alles wurde zensuriert und erbarmungslos abgeschnitten, wenn der Brief auch nur ein Wort zu lang war. Besuche waren äußerst seltsam, nur ein Familienmitglied im halben Jahr, das außerdem mindestens 16 Jahre alt sein musste. Man durfte sich nicht berühren, der Besucher saß hinter einer Glaswand. Die meisten Kinder sahen ihre Väter zum ersten Mal im Alter von 16 Jahren. Unvorstellbar das Ganze, vor allem weil es sich noch in jüngster Vergangenheit abgespielt hat. Es gab Pläne, die Gefängnisinsel zu einer Luxus-Ferieninsel umzubauen, die aber glücklicherweise nicht realisiert wurden. Es wäre ein unvorstellbarer Gedanke, dass ein reicher Tourist in Zelle 5 übernachten würde….
Still gehen wir zur zum Fährschiff zurück und stehen eine halbe Stunde später wieder im lebhaften modernen Waterfront. Dort sind alle Geschäfte geöffnet, und wir machen Einkäufe für unsere Reise nach Namibia. Morgen können wir den Mietwagen abholen und dann fängt die Reise richtig an. Den Rest des Monats haben wir Zeit genug, um Namibia zu entdecken bevor wir am 30. November wieder ins Flugzeug