Schatten über dem "Traumurlaub": Hinter den Kulissen der Kreuzfahrtschiffe
Von Erika Albrecht
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Kurzgeschichten - so wie sie das Leben schrieb: Eine bunte Folge amüsanter Erlebnisse, lustiger Begebenheiten, unglaublicher Zufälle, pikanter Träume und tiefgründiger Bekenntnisse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuch ich war einmal jung! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf den Spuren meiner Träume: Seit zehn Jahren auf den Weltmeeren unterwegs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls hätte mich ein Blitz getroffen: Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Buchvorschau
Schatten über dem "Traumurlaub" - Erika Albrecht
erinnert.
Wir sind im Mittelmeer und haben den Hafen in TUNIS angelaufen. Die Ausflügler gehen mit Bussen in die Stadt, die schon seit über 2000 Jahren Fremde anzieht, die das milde Klima, die üppige Landschaft und den französischen Einfluss aus der Kolonialzeit bestaunen wollen. Wir besuchten die Medina mit ihren engen Gassen, den kleinen, geheimnisvollen Läden, den Moscheen und Palästen, spürten die Düfte des Weihrauchs, der schweren Parfums und von gebratenem Hammel neben frisch gemahlenem Kaffee.
Die Gäste bekamen eine Stunde zur freien Verfügung und schwärmten auseinander.
Der Zeitpunkt für das Treffen am Bus war noch einmal deutlich bekannt gegeben worden und auch ich machte mich zu einem privaten Rundgang auf.
Ein Ehepaar hatte sich auf eine Erkundung mit einem Taxifahrer eingelassen, der sie aber nicht zur abgemachten Zeit wieder abholte.
Mein Ausflugsbus wartete eine Viertelstunde und ich mit klopfendem Herzen auf die Gäste. Die Unruhe machte sich auch bei den wartenden Gästen breit, denn die Abfahrtszeit des Schiffes rückte näher. Alle anderen Busse waren schon zum Schiff abgefahren.
Schließlich musste ich entscheiden, ohne die fehlenden Gäste abzufahren.
Auch das Schiff fuhr ohne sie ab.
Es war der 24. Dezember, Heilig Abend, der vorletzte Tag der Reise.
Wie wir erfuhren, hatten sie sich einen Flieger nehmen müssen, um nach Barcelona zu fliegen. Als unser Schiff einlief, kamen sie zurück an Bord und mussten ihre Koffer packen, denn die Reise war zu Ende.
Das war mein erstes schlimmes Erlebnis mit Gästen.
BARCELONA, die 2000 Jahre alte Stadt in Katalonien, Spanien, ist heute unser Anlaufziel, fast schon am Ende der schönen Seereise, die uns die Karibikinseln nahebrachte.
Ich begleite einen Ausflug durch die Stadt mit einem der großen Busse, der Platz für 52 Gäste bietet. Wir fahren aus dem Hafen, an dem majestätischen Denkmal von Christoph Columbus vorbei, zum Hausberg Montjuïc, von wo wir eine herrliche Aussicht über die Stadt und den Hafen genießen. Das Gelände der Olympischen Spiele, das Spanische Dorf, den Paseo de Gràcia, eine der Hauptstraßen, einige Werke des bekannten Architekten Gaudi sehen wir, stehen auf dem Platz vor der Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert und schließlich vor der berühmten Sagrada Família.
Ein letzter Halt hoch über der Stadt, die Gäste haben etwas Zeit und den Treffpunkt zum Wiedereinstieg machen wir mit einem Uhrenvergleich aus.
Alle Busse stehen mit geöffneten Türen zur angegebenen Zeit an der Straße und ich warte vor meinem Bus auf die letzten Gäste, ein Ehepaar. Als sie nach 10 Minuten nicht da sind, nehme ich das Busschild und laufe den Weg ab, rufe laut unsere Busnummer, keine Antwort.
Auch mein Reiseführer geht los und schaut in den noch wartenden anderen Bussen, ob sie vielleicht im verkehrten Bus sitzen, nichts.
Unsere vereinbarte Wartezeit, 15 Minuten, ist längst verstrichen und wir müssen zurück zum Schiff. Im Hafen angekommen, mache ich sofort Meldung, dass ein Ehepaar fehlt
Viel später, kurz vor unserem Auslaufen, kommen die vermissten Gäste mit einem Taxi und den größten Vorwürfen, dass ich nicht auf sie gewartet habe.
Und wieder ist die Reiseleiterin schuld!
Das veranlasste mich zur Begrüßung im Bus vor einem neuen Ausflug eine launige aber sehr eindrucksvolle Erinnerung an die vorgegebene Abfahrtszeit zu verkünden: „Wer 5 Minuten zu spät kommt, muss singen, wer 10 Minuten zu spät kommt, muss singen und tanzen, wer aber 15 Minuten zu spät kommt, singt und tanzt dort, wo der Bus mal war."
So mancher erinnerte sich danach, dass das nicht nur scherzhaft gemeint war und kam pünktlich zur vereinbarten Zeit zum Abfahrtsort, denn meistens gingen wir nicht ohne Uhrenvergleich auseinander.
Unser Ziel ist die Teufelsinsel „DEVIL’S ISLAND", die berüchtigte, tropisch heiße Strafinsel vor Französisch-Guayana nahe des Äquators.
Wir kommen verspätet vor dem Archipel an.
Starke Strömungen machen das Ankern auf Reede schwierig und das Ausbooten gestaltet sich dementsprechend, denn die Matrosen können nur mit Mühe die Tenderboote vor der Ausstiegsluke halten.
Ich fahre mit meinen Gästen im ersten Boot zur Insel hinüber, aber schon auf halber Strecke haben wir einen Motorausfall.
Eine halbe Stunde lang schaukeln wir ohne eigene Kraft zwischen Schiff und Ufer auf dem unruhigen Meer. Die Strömung treibt uns immer weiter von unserem eigentlichen Ziel fort.
Da werden bald die tollsten Kommentare laut, denn die ganz Schlauen (die ja alle die besseren Kapitäne sind!) wissen immer mehr, als die Verantwortlichen.
Die übelsten Vermutungen kursieren schon und makaberste Geschichten verbreiten sich schnell, während unser Bootsführer unbeirrt seine Bemühungen, den Motor wieder flott zu kriegen, offensichtlich kompetent verfolgt.
Da wird geputzt, gefeilt, geölt aber ganz Kluge schauen schon mal nach der Notverpflegung.
Gott sei Dank gibt es dafür noch keinen Anlass, der Motor läuft wieder!
Auch wenn wir ein ganzes Stück abgetrieben sind, erreichen wir den Anlegesteg doch noch.
Tropisch heiß legt sich die Luft um unseren Körper, obwohl der Wind immer stärker wird.
Unter Palmen führt der Weg zu den Gebäuden, in denen die Gefangenen ihre Strafen verbüßen mussten. Es gab kein Entrinnen von diesem Ort. Die starke Strömung und die Vielzahl der gefährlichen Haie vor der Küste hätten jeglichen Ausbruch vereitelt.
Ich gehe zu den Gefängnisanlagen über unzählige Steinstufen, die mit den bunten, blühenden Tropenblumen und Bougainvilleen überwuchert sind.
Kokosnüsse liegen überall auf der Erde und der Blick über das Meer zum Schiff ist traumhaft schön. Ich kann ihn heute in Freiheit genießen und bin ganz verzaubert davon.
Da kommt plötzlich über Funk die Order vom Kapitän: „Alle Boote zurück!"
Viel Zeit bleibt nicht, die Dünung wird immer stärker und ich versuche alle Passagiere zur Umkehr zu rufen.
Das Einbooten wird zum Problem.
Die immer höher werdenden Wellen schleudern die Boote jetzt mit aller Wucht an den Schiffsrumpf, an dem die kleine Gangway vom Anprall des ersten Bootes schon gebrochen ist und das heftige Auf und Ab der kleinen Boote lässt ein sorgloses Übersteigen in das Schiff nicht mehr gefahrlos zu.
Sieben Meter hoch ist die Dünung inzwischen und mit jeder Welle gelingt es, einen Passagier mit Schwung hinauf in die kraftvoll zupackenden „Sailor"-Armen zu schubsen.
Da greifen alle Offiziere, der Arzt, die Ingenieure und Securities tatkräftig zu, bis endlich der letzte Gast glücklich mit mehr oder weniger schlotternden Knien an Bord ist.
Ich schaffe es Gott sei Dank auch mit Hilfe des Bootsführers!
Sinnigerweise heißt der Cocktail des Tages ausgerechnet heute: „GODFATHER"!
Diesen Tag vor der Teufelsinsel werde ich so bald nicht vergessen.
Godfather, hab’ Dank, dass alles gut gegangen ist.
Wir haben eine wunderschöne Karibikreise hinter uns, die herrliche Sonne und Wärme ist in Jamaika, Mexico, Kuba und Antigua zurück geblieben und der Atlantik schickt uns am 10. Januar 2003 auf der langen Überquerung nach Europa starken Wellengang und heftigen Wind entgegen und mir unangenehme Rückenschmerzen, die ich nur mit Voltarenspritzen vom Arzt überwinden kann, denn die Arbeit nimmt darauf keine Rücksicht.
Um 6 Uhr in der Frühe erreicht uns über das Bordradio die Durchsage von der Brücke, dass der Hafen SAFI in Marokko wegen zu hoher Dünung geschlossen wurde.
Das sind keine guten Aussichten.
Als es langsam hell wird, sehe ich die düsteren Wolken am Himmel vorbeifegen und das aufgewühlte Meer schickt hohe Wellen donnernd an die Schiffswände.
Wie von Scheibenwischern getrieben, spritzt das unheilvolle Meereswasser über die Bullaugen meiner Kabine.
Wir sind auf Kurs CASABLANCA, wo eine Stadtrundfahrt in Aussicht gestellt wurde.
Natürlich melde ich mich für eine Busbegleitung an, denn Casablanca kenne ich noch nicht, war zuvor nur in Tanger.
Als wir in den Hafen eindrehen, schaue ich aus den großen Fenstern im Salon der Sirenen und sehe wie das Schiff nach beiden Seiten sehr bedenklich schwankt und da rollen schon die Musikinstrumente über die