Fabelhafte Kreuzfahrt um Mauritius, Seychellen, La Réunion und in den Fernen Osten
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Über dieses E-Book
Zwei Jahre später tauschen wir das Schiff. Statt mit der AIDAaura stechen wir mit der AIDAbella in See. Diesmal bestaunen wir die eindrucksvollen Metropolen wie Shanghai, Taipeh, Hongkong und Singapur. Und wir blicken von den höchsten Türmen dieser Welt auf Moderne und Exotic.
Auch für Beschaulichkeit ist gesorgt, ob in Japan, Vietnam oder an den Seetagen.
Kulinarische und unterhaltsame Momente, Erkenntnisgewinn und Spaß schippern auf den Kreuzfahrtschiffen Hand in Hand. Neben Wissensdurst sollte reichlich Appetit vorhanden sein -und eine gehörige Portion Neugier auf die Mitreisenden.
Ohne den Blick auf das Abseitige geben wir uns auch diesmal nicht zufrieden. Spannend: Wie paradiesisch sind die vermeintlichen Paradiese dieser Erde?
Fabelhaft! Jedes Buch hilft Bäume pflanzen für das Weltklima!
Stefan Stadtherr Wolter
Auf unkonventionellen Wegen, gern auch in illustrer Reisegruppe, begegnen Autor Stefan Stadtherr Wolter Land & Leute, begleiten ihn Genuss & Strapa- zen. Das sind Erfahrungen und Abenteuer pur. Abseits der Wege sinniert der Autor nicht nur über Sinn und Unsinn heu - tiger Reisewut. Er schmunzelt auch gar manches Mal über sich selbst und seine Begleiter. Kurzweiliger kann ein klassi - scher Reisebericht heutiger Tage nicht sein. Die Unmittelbarkeit des Erlebens, die Authentizität und das Erkunden histo - rischer Bezüge sind inspirierend und fas- zinierend, eben fabelhaft!
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Buchvorschau
Fabelhafte Kreuzfahrt um Mauritius, Seychellen, La Réunion und in den Fernen Osten - Stefan Stadtherr Wolter
Fabelhaft!
Jedes Buch hilft Bäume pflanzen für das Weltklima!
Hinweis:
Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte Dritter wurden die Namen der mitreisenden Personen sowie deren Herkunftsorte geändert. Ähnlichkeiten sind rein zufällig. Die Darstellungen erfolgen aus dem Blickwinkel des Autors. Trotz aller Sorgfalt kann keine Haftung für die Richtigkeit oder Vollständigkeit übernommen werden.
Um zu verdeutlichen, dass es sich bei „Schwarzen um ein ethnisches sowie politisches Konstrukt, zumeist mit dem Hintergrund von Rassismuserfahrungen, und nicht um eine biologisch klassifizierbare Gruppe handelt, wird in diesem Buch „Schwarz
auch in adjektivischer Verwendung groß geschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Reise nach Mauritius, Seychellen, La Réunion (2017)
Reise von Shanghai nach Singapur über Japan, Taiwan, Hongkong und Vietnam (2019)
"Hat die See einmal Deine Seele berührt, lässt
sie Dich nie wieder los."
Sprichwort
Vorwort
Fabelhaft - dass es noch gibt, was selten geworden ist in Zeiten von Blogs und Social Media. Auch ich bin up to date und bediene mich dieser Kanäle, die wunderbar im Hier und Jetzt verbinden. Doch abgesehen davon, dass vieles von dem noch gar nicht existierte, als ich mit Michael (M2) durch die Welt zu reisen begann, hatte ich immer das Ziel, Gesehenes und Erlebtes nachhaltiger zu reflektieren und weiterzugeben. Dies umso mehr, als sich die Möglichkeiten des Mitteilens in den letzten drei Jahrzehnten drastisch änderten. Saß man Anfang der 1990er Jahre noch geduldig in einer „Bilder-Runde zusammen, mit (mitunter auch ermüdenden) Erzählungen, so änderte sich das einerseits mit der Bilderflut der Digitalkameras, andererseits mit den immer günstiger werdenden Kurztripangeboten. Nicht nur immer mehr Bilder wurden produziert, es wurde auch immer häufiger gereist. Und als wir 2009 erstmals auf einer der AIDA‘s übers Meer schipperten, riet Kapitän Leitzsch bereits ganz unverblümt: „Verschonen Sie Ihre Angehörigen mit Ihren Bildern, die werden mit den eigenen schon nicht mehr fertig!
Die Entwicklung ging weiter, die Kommunikation revolutionierte sich: Inzwischen werden Urlaubsbilder per Handy millionenfach um die Welt geschickt. Hintergründe bleiben oft auf der Strecke. Der Begriff „Reise-Konsum" bringt diese Zusammenhänge, die unserer Erde nicht uneingeschränkt zuträglich sind, auf den Punkt. Meine angestrebte Nachhaltigkeit und Tiefe scheint in die heutige Welt kaum noch zu passen.
Nichtsdestotrotz ließ ich mich auch bei unseren Kreuzfahrten von meinem kritischen Reisestil, von Notizbuch und Laptop begleitet, nicht abhalten. Der Genuss kam dabei nicht zu kurz.
Kreuzfahrten ermöglichen in höchster Komfortzone Stippvisiten in fernere Länder und Kulturen, mit denen viele Menschen ansonsten kaum in Berührung kämen. Die Rundum-Betreuung schenkt Geborgenheit; die weithin befriedigte Neugier stillt Sehnsüchte. Insofern kann eine Kreuzfahrt geradezu süchtig machen.
Toll, dass es diese Reisen gibt und Respekt vor jenen, die sich mitunter auch im höheren Alter noch aufmachen, um den Horizont zu erweitern. Skepsis ist aber wohl dann angebracht, wenn Reisen wie Kleidungsstücke von der Stange „gekauft" und in Wegwerfmentalität von der nächsten Buchung überdeckt werden.
Fabelhaft - dass mit dieser Reihe eine Möglichkeit gefunden ist, landschaftliche Schönheiten, kulturelle Vielfalt und geschichtliche Hintergründe einzufangen. Meine Reiseberichte demonstrieren, inwieweit im heutigen Tempo der organisierten Reisen Land und Leute tatsächlich erfahren werden können. Rasch wird deutlich: Eine aufwändigere Nachbereitung ist unerlässlich. Doch bei aller Sorgfalt ist es wie überall im Leben: Hier und da bleibt eine Diskrepanz zwischen dem, was tatsächlich war und wie es wahrgenommen und verstanden wurde. Manch eine offen gebliebene Frage kann zur weiteren Erkundung motivieren. Lücken gehören zur abgebildeten Realität.
Eine Reise ist dann fabelhaft, wenn sie sich nicht der Illusion ausliefert, die Hochglanzkataloge und Reiseführer so gern in die Vorstellungswelt pflanzen. Schattenseiten des Reisens und der bereisten Länder werden im Urlaub gern ausgeblendet. Dabei lohnt es sich, auch hier zu reflektieren: Der exorbitant wachsende Kreuzfahrttourismus, neuerdings mit Schiffen, welche die erwähnten AI-DA-Dampfer -aura und -bella geradezu familiär erscheinen lassen, bietet sich dafür an: Seit der ersten Kreuzfahrt von 241 Passagieren auf der Augusta Victoria (1891) wuchs die Zahl der Kreuzfahrttouristen auf fast 30 Millionen im Jahr 2019. Das zeugt von einer gewissen Maßlosigkeit auf Kosten der Umwelt. Es gibt Hoffnung: Venedigs Lagunen dürfen inzwischen nicht mehr angefahren werden. Neue Schiffsantriebe zeugen ebenfalls von der Einsicht, umweltverträglicher unterwegs sein zu müssen.
Auch unser Reiseverhalten bewegt sich inmitten dieses Für und Wider und wird in Zeiten des Bewusstseins um den Klimawandel da und dort kritisch beäugt. Dem wollen und können wir uns nicht entziehen – auch im Wissen um die Komplexität des Geschehens: Viele Länder und letztlich die Menschen profitieren vom Tourismus bzw. sind gar auf ihn angewiesen! Wenigstens wollen wir an unserer Entdeckerfreude teilhaben lassen und zum Erkenntnisgewinn beitragen – in anspruchsvoller Unterhaltung.
Traumziele schlechthin sind es, die wir uns 2017 und 2019 gönnten und beäugten. Neben dem weniger bekannten La Réunion waren dies die Seychellen und Mauritius. Im Fernen Osten berührten wir China, Japan, Taiwan, die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong, Vietnam und Singapur. Genussvoll, aber auch umsichtig und ein Stück dokumentarisch, versuchten wir all diese Destinationen zu bereisen. So, wie Konfuzius einst lehrte:
„Wohin Du gehst, gehe mit ganzem Herzen!"
Reise nach Mauritius, Seychellen, La Réunion
11.12.2017 – 06.01.2018
Wintereinbruch, ausgerechnet heute! Der Abflug verzögert sich um drei Stunden. Das vorausgesagte Schneechaos in der Rhein-Main-Region fällt genau auf diesen einen Tag: Es ist Sonntag, der 3. Advent 2017. Statt am späten Nachmittag startet die Boeing 737 also erst abends – zur großen Reise in den Indischen Ozean, auf die Südhalbkugel, in den Sommer!
So ganz hat uns das Glück nicht verlassen: Viele Flüge wurden gestrichen, unserer nicht. Und weil den Condor-Flug einige Passagiere trotz Abflugverzögerung offenbar nicht schafften, haben wir das unverdiente Glück, gleich mehrere Plätze in der gebuchten Premium-Klasse in Anspruch nehmen zu können. Ja, M2 hat diesmal Premium gebucht! Die Reise nach Mauritius-Seychellen-La Réunion verspricht also nicht nur spannend, sondern auch bequemer zu werden, als viele, die wir bislang erlebten. Einen Großteil der Zeit werden wir auf der AIDAaura verbringen.
Pech: Eine Woche vor der Abreise erreichte uns die Nachricht, dass der geplante Madagaskar-Aufenthalt (3 Tage) sozusagen ins Wasser fällt – Lungenpest! Das ist natürlich sehr schade, zumal sich aus einer geplanten Rundreise nun ein recht großer Anfahrts- und Rückweg Mauritius-Seychellen gestaltet. Positiv daran: Jeweils einen Tag länger bleibt uns dafür auf den Seychellen sowie im französischen Überseedepartement La Réunion. Und das ist ein echter Gewinn, wie wir erleben werden. Einen weiteren Tag verbringen wir auf dem Meer.
„Please wake up to eat"
Abflug
Gekuschelt in die bequemen Sitze, den Norden schon weit hinter uns gelassen, werden uns als erstes Weihnachtsmannmützen überreicht – wie neckisch: Socken, Augenklappe mit der Aufschrift „Please wake up to eat und „Not disturb
finden sich ebenso in dieser Mütze wie Zahncreme und eine kleine Zahnbürste. Ehe es soweit ist, entspannt mich Musik der 80er Jahre. Die Kopfhörer sind hier kostenlos, auch die Filmchen.
Bald darauf werden auch Zeitungen ausgeteilt, Spiegel und Focus darunter. Danach folgt die Menükarte – mit Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise sowie einem Küchengruß! Das Menü besteht aus Chicken mit Thymian, Kartoffelsalat und Kuchen. Die einfache Touristenklasse hinter uns muss sich hingegen mit Nudeln begnügen. Premium bedeutet aber auch Wein und Spirituosen kostenlos, und M2 bestellt sogleich einen doppelten Wodka – schließlich wollen wir gut schlafen. Aber es gibt gravierende Unterschiede zur First Class:
„Die bekommen frische Zitrone in ihren Tee, wir nur Lemonsaft. Und hinten gibt’s vielleicht sogar gar keine Zitrone mehr in den Tee, mutmaßt M2 gegenüber der hoch aufgeschossenen Blondine, die lachend bestätigt: „Das haben Sie richtig beobachtet!
Dass der Service von vorn nach hinten abnimmt, verdeutlicht ein Gang durch die First Class. Dort dinieren die Leute aus Porzellantellern – und zwar gibt es heute Rouladen, mit Wein aus echten Gläsern!
Mein „Beine vertreten" führt mich in den Bereich der Crew, aus dem ich ja auf einem der letzten Flüge verscheucht worden bin.
„Die richtige Party steigt eben in der Küche", spricht mich diesmal der gut aufgelegte Steward an. Wir kommen ins Gespräch. Interessant, was ich da erfahre: Nur 90 Stunden pro Monat darf das Personal fliegen. Jetzt ist die Crew 23 Std. auf Mauritius, dann geht’s zurück. Nach ein paar freien Tagen beginnt alles von vorn. So geht es pro Woche etwa einmal hin und zurück, wobei das wirklich anstrengend ist! Elf Stunden in der Luft sind der Hammer. Auch die Stewards richten sich später zwei Ecken ein, verdeckt durch einen Vorhang, hinter dem jeweils zwei abwechselnd schlafen.
M2 zieht ans Fenster auf zwei freie Plätze um, wodurch ich nun sogar drei Plätze für mich allein habe. Wir fliegen und fliegen und ich lande sogar kurz im Reich der Träume. 3 ½ Stunden vor der tatsächlichen Landung erwache ich wieder – da befinden wir uns laut Display auf Höhe des Kilimandscharo.
Die Sonne ist inzwischen aufgegangen und strahlt über das Meer. Doch dort, wo sich der höchste Berg Afrikas befindet, ziehen weiße Wattebausche über den blauglänzenden und flimmernden Ozean unter uns. M2, der einstmals den Kilimandscharo besteigen wollte, schläft. Für diesen Anblick – ohne Berg – brauche ich ihn nicht zu wecken. Das Frühstück gibt‘s heute ziemlich spät, erst eine Stunde vor der Landung: zwei Wurstscheiben, zwei Scheiben rohen Schinken und frischer Käseaufschnitt. Dazu Brötchen, Obstsalat, Joghurt und Tee. Leider nur fehlt nach dem langen Flug der Appetit.
„dunkel bewaldete Berge, aufragend wie Zuckerhüte"
Mauritius
11.12.17: Da taucht Mauritius unter uns auf: Was für ein Anblick – diese fremde und von Europa so weit entfernte Insel! Wie gespannt bin ich auf dieses vermeintliche Paradies! Hellgrün leuchten die Felder zwischen den zerklüfteten, spitz zulaufenden und dunkel bewaldeten Bergen. Wie Zuckerhüte! Angesichts der jahrhundertelangen landwirtschaftlichen Ausbeutung der Insel ein passender Vergleich.
Wir landen. Die blonde Stewardess, mit der M2 immer wieder scherzte, wünscht uns persönlich einen guten Urlaub. Fix und fertig von dem Flug begeben wir uns in die moderne Flughafenhalle, ein Bauwerk der Chinesen. Ihr Schmuck besteht aus Glas, frischen Pflanzen und einem die Wand herabrauschenden Wasserfall. In größerer Dimension haben wir so etwas bislang nur in Dubai gesehen.
Es ist 8.48 Uhr, wir sind mehr als zwei Stunden zu spät. Unser Fahrer, der uns zum Hotel Hilton bei dem Örtchen Flic en Flac bringen soll, konnte somit getrost ausschlafen.
Der Geldtausch in der vorderen Halle, die mich an Buenos Aires erinnert, geht sehr freundlich vonstatten; der Kurs 1 : 39. Auch bei der Passkontrolle zuvor zeigte sich das Personal recht locker, wenngleich jeder Ankömmling ein gelbes Gesundheitskärtchen abzugeben hatte, das wir schon im Flugzeug ausgefüllt haben. Gefragt wurde darauf nach etwaigem Fieber oder Verdauungsproblemen. Unser Fahrer, ein junger Typ mit einem äußerst laschen Händedruck, begrüßt uns und los geht es.
Ach dieses Grün! Und die Vögel! Was für ein Leben, so fern der kalten Heimat. Wir werden nun einmal quer über die Insel fahren, denn der Flughafen befindet sich an der Westküste, wir aber müssen zur Ostküste weiter.
„Zuckerrohrrohrplantagen ohne Ende"
Anreise
Mark Twain meinte einst: „Zuerst wurde Mauritius erschaffen, dann das Paradies." Wenngleich es wirklich paradiesische Gegenden hier gibt, ist der erste Eindruck doch ein anderer. Von Ursprünglichkeit ist erst einmal wenig zu sehen; am meisten davon ist noch im Süden zu finden. Wir fahren nun in den Südosten.
„Das alles ist Zuckerrohr", beantwortet der Fahrer unsere Frage nach den kleinen gesetzten Pflänzchen auf den Feldern links und rechts des Straßenrandes. Sieht so ein bisschen aus wie unser Mais, dessen so üppiger Anbau mich in diesem Jahr zuhause geärgert hatte. Die Häuser hier schauen nicht arm aus, aber auch nicht sonderlich gepflegt; und sie scheinen etwas planlos in die Landschaft gebaut zu sein. Ja, gepflegt oder geordnet wirkt das alles hier nicht gerade.
Auf dieser vierspurigen Straße, dh. je zwei Spuren in beide Richtungen, erzählt uns der Fahrer schon mal so ein bisschen Wissenswertes über dieses und jenes. Etwa, dass 1,2 Mio. Menschen auf Mauritius leben. Das ist überschaubar.
Städtischer wird es im Ort Phönix. Dort also, wo auch das Bier hergestellt wird, wie der Fahrer betont. Das Bier scheint sein ganzer Stolz zu sein, zumal es das auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen geben soll. Ob er selbst jeden Tag sein Bier trinke?, gibt sich M2 trotz Müdigkeit gesprächig.
„Nein, lacht der Mann, „ist nicht gesund
.
Er ist noch jung, unser Fahrer, hat noch alles vor sich. So möchte er demnächst in Kanada arbeiten, spricht englisch und französisch – für „Brauerei" wählt er das französische Wort.
Französisch ist auf Mauritius als Bildungssprache einer kleinen Oberschicht verbreitet. Nahezu alle Einwohner sprechen im Übrigen Morisyen, das heißt ein französisches Kreol mit afrikanischen und asiatischen Elementen. Die Amtssprache auf Mauritius ist wiederum Englisch, doch gibt es Bestrebungen, die kreolische Sprache ebenso wie auf den Seychellen zur Amtssprache zu erheben und sie sogar als offizielle Sprache in den Schulen einzuführen. In Südafrika zum Beispiel existieren elf offizielle Sprachen.
Ein interessantes Völkergemisch hat sich hier auf der Insel nach jahrtausendelanger Unberührtheit herausgebildet: Anfang des 16. Jahrhunderts von Portugiesen entdeckt, nutzten diese die Insel nur als Stützpunkt. Erst knapp 150 Jahre später wurde sie von den Holländern besiedelt, die ihrer aber nicht Herr wurden im Kampf gegen die Piraten.
Franzosen, die bereits La Reunión in ihren Besitz gebracht hatten, übernahmen um 1710 auch Mauritius, das damals bereits fast vollständig abgeholzt war. Sie ließen Zuckerrohrplantagen anlegen, die sie mit Sklaven aus Afrika und Madagaskar bewirtschafteten. Wieder 100 Jahre später, Anfang des 19. Jahrhunderts, besetzten die Briten die Insel und holten Inder ins Land, da die Sklaven nach Abschaffung der Sklaverei (1835) für sie nicht mehr zur Verfügung standen. In jener Zeit gehörten auch die Seychellen zu Mauritius bzw. wurden von hier aus verwaltet. Seit genau 50 Jahren (1968) hat Mauritius seine Unabhängigkeit. Heute machen die indischstämmigen Menschen fast 70 % der Bevölkerung aus.
Wir fahren durch Phönix, wo es wenige richtig hohe Häuser gibt. Während unten schon recht abgewohnte Büros etabliert sind, scheinen die Häuser oben nicht fertig werden zu wollen.
Inzwischen nun haben wir die Mitte der Insel erreicht und die Straße führt hinab zum Meer. Die Zuckerrohrplantagen wollen kein Ende nehmen, doch werden dazwischen auch neue Baugelände erschlossen. Die Gefahr der Zersiedelung ist nicht gering.
Schon kommen wir an einem ganz neuen Komplex einer privaten Wirtschaftsschule vorbei; danach folgt eine Litschi-Plantage mit weit ausladenden Bäumen, drum herum aufgespannte Netze zum Auffangen der Früchte.
So also gedeihen Litschis! Ich kenne sie eigentlich nur aus dem Glas, doch hier werde ich erst so richtig auf den Geschmack kommen. Im Hintergrund sind noch immer die spitz aufragenden Berge zu sehen, die sich so abrupt aus der Ebene erheben.
An der Küste geht es bunter, nett und beschaulich zu. Die Strandabschnitte schimmern durch die Palmen und Gärten, und auch hier reiht sich im Grunde Haus an Haus. Am Ende der Strecke fahren wir rechts eine kleine Anhöhe hinauf – und stehen vor unserem Hilton, eine weite Anlage, geöffnet zum Meer hin wie ein Hufeisen. In der Mitte ein Park mit Wasserlauf und Kois, d.h. großen Fischen, die offenbar daran gewöhnt sind, von den Gästen gefüttert zu werden.
„Pfefferminzcocktail, oben duftet eine Frangipani-Blüte"
Ankunft
Der Clou ist die Empfangshalle des Hilton, im Rücken der höchste Berg der Insel, der Piton de la Petite Rivière Noire. Es ist einer dieser spitz zulaufenden Berge, die daran erinnern, dass der bewaldete Südwesten der Insel sich auch bewandern lässt. Wie ein Gemälde rahmt das Portal den Blick auf diese Erhebung (Abb. S. 28).
Für ein erquickliches Gefühl ist auch ansonsten gesorgt. Begrüßt werden wir mit einem für jeden Gast ertönenden Gongschlag. Sogleich dürfen wir in die Polster der strahlendweißen Lobby sinken – wie erwähnt zum Meer hin geöffnet, von dem eine leichte Brise in dieses blumengeschmückte Ambiente hineinweht.
Da sitzen wir nun also in diesem Garten, der sich mitsamt dem kleinen künstlichen Wasserlauf ins Hotelgebäude hinein erstreckt, in der Hand einen Willkommenspfefferminzcocktail. Die duftende Frangipani-Blüte oben am Rand ist farblich eine Augenweide und die richtige Note für den Cocktail.
Nach den Aufnahmemodalitäten werden wir zum Zimmer geleitet. Doch dieses, im Erdgeschoss gelegen, sagt uns nicht zu, zumal M2 auch hier eine bessere Kategorie gebucht hat, nicht Garten-, sondern Meerblick. Darauf müssen wir nun zwei Stunden wartend am Strand verbringen, was auf den Liegen ruhend, bei Meeresrauschen und Vogelgezwitscher, nichts ausmacht! Zudem lässt sich eine Braut im bunt bestickten Gewand beobachten. Vornehme Hochzeitskreise verbringen gern einen Teil des Tages in einem internationalen Hotel – dieses Ambiente soll Glück bringen. Das alles erinnert so ein bisschen an die Ankunft in Negombo/Sri Lanka vor vier Jahren. Erste Bilder werden versandt. Wie herrlich sind das türkisblaue Meer, der weiße Sand, die Blumen und Vögel! Die Hotelanlage, 17 Jahre alt, besteht aus zweietagigen Wohnbungalows, die durch einen überdachten Außengang aus viel Holz miteinander verbunden sind.
Gespannt folgen wir dem Personal, das uns nun ein geräumiges Zimmer im ersten Stock aufschließt: darin ein sehr breites Bett, davor ein herrlicher Balkon mit Blick über die Anlage hinweg zum türkis glänzenden Ozean. Unaufhörlich brandet das Meer gegen das Korallenriff (Abb. S. 28 unten). Im Hof dahinter geht es dschungelartig zu – eine riesige Fächerpalme, ein dicker Gummibaum und ein Ficus mit langen Luftwurzeln sorgen für eine heimelige Atmosphäre.
Zum Mittagessen sitzen wir auf einer der Holzterrassen am Strand. Für 12 € wird ein Fischcurry serviert, mit großen Stücken Red Snapper – das Curry gekocht aus Kräutern und Gewürzen. Weltklasse! Dazu wird eine klare Suppe mit mir unbekannten Blättern darin gereicht. Ich probiere auch schon mal eine Flasche Phönix-Bier. M2 begnügt sich mit Spaghetti Bolognese.
Das Abendessen im Büfettrestaurant läutet ein Fackelzug ein, der unter dramatischen Klängen durch den Garten zieht. Feierlich brennt danach das aufgesteckte Feuer im Dschungel des Hotelgartens.
Wir sitzen fröhlich in der offenen Restauranthalle, gestaltet aus viel Holz, an einem künstlichen, um das Restaurant geführten Wasserlauf. Rötlich und golden schimmern die Kois darin, drum herum blüht und duftet es. Pianoklänge begleiten dieses Ambiente.
Das Abendessen besteht aus einem fernöstlichen Büfett: Da gibt es die leckersten Currys, Masalas, gebratene Nudeln, Reis, Sushi, Gans mit knuspriger Haut, Fisch, Tofu- und Minz-Salat und allerhand Süßspeisen mit Cocos. Gleich zwei Kellner wuseln ständig um uns herum, um den Stuhl zurechtzurücken, die gestärkte Serviette nach Wunsch zu platzieren und den Wein nachzugießen. Dieser ist mit 30 € die Flasche sündhaft teuer. Nach diesem feinen Schmaus ertönt in der Bar Musik, etwa bis gegen 22 Uhr. Um diese Zeit liegen wir natürlich längst im Bett, denn ab 19.30 Uhr ist es stockfinster. Und dann, man höre und staune, setzt ein Klicken und Quaken vor dem Fenster ein – ein Froschkonzert?
„Geschmückt mit Blumen und Blütenblättern"
Geburtstag auf Mauritius
12.12.17: Heute ist M2‘s Geburtstag. Gegen 7 Uhr schon hüpft er aus dem Bett. Oh weh, die Blumen, die ich gestern unter dem Fenster pflückte, sind schon wieder verwelkt. Also rasch in den Garten gesprungen, um frische Blüten und außerdem diese dickfleischigen Elefantenohrblätter zu holen, die sich verschnürt mit den Luftwurzeln eines urigen Feigenbaumes im Garten herrlich zum Einwickeln des Geschenks – nur eine Kleinigkeit – verwenden lassen. So ist aus fast Nichts noch etwas kreiert, was nun, geziert von einer Frangipaniblüte, recht nett dort auf dem Tisch liegt.
Zum Frühstück werden wir wie zum Abendessen eingewiesen, das heißt, wir werden zum Platz geleitet. M2 findet das überflüssig, weil seine Freiheit beschneidend. Immerhin aber drückt uns die zierliche Angestellte gleich am Eingang ein Glas Orangensaft in die Hand. Der ist lecker! In null Komma nichts habe ich den Teller vollgepackt mit fernöstlichen Leckereien, darunter grüne Klebreisbällchen mit Algen (bestimmt gesund), Reis mit Ingwer und Gemüse, Currys sowie eine kleine Portion gebratener Nudeln – und schon ist der Teller überladen.
M2 hat die Früchte- und Trockenfrüchtetheke für sich entdeckt – getrocknete Mango und Kokosnuss, dazu Fruchtjoghurt. Außerdem gibt‘s zur Feier des Tages ein Spiegelei. Und später entdeckt er noch den fein geräucherten saftigen Melon (Fisch) sowie eingelegten Schinken, Mozzarella und sehr leckere Brötchen, wie wir sie gestern zum Mittag schon genossen haben.
Nach diesem vorzüglichen und üppigen Mahl ziehen wir los, etwa fünf Kilometer nach rechts zum Ort hin, am einsamen Strand entlang, zur Rechten der Wald. Eine herrliche, scheinbar heile Welt umgibt uns – trotz der sich aneinanderreihenden Hotelanlagen, die allesamt etwas zurückgesetzt nicht zu sehr in Erscheinung treten. Da winkt uns ein älterer Mann von einem Balkon zu, der aussieht wie M2‘s verstorbener Opa. Merkwürdig. Wir drehen uns um, tatsächlich: Er scheint uns zu meinen! Winkend und grinsend steht er da. Ein Geburtstagsgruß durch Seelenwanderung?
Wir wandern selig weiter. Es ist dies der längste der zusammenhängenden Sandstrandabschnitte auf Mauritius. Also auch insofern hat M2 das Hotel gut gewählt. Die Natur wirkt intakter als in der Karibik bzw. als das, was wir vor zwei Jahren in Punta Cana vorgefunden haben (Bd. 3). Allerdings werden wir am Ende der Reise auf Strandabschnitte stoßen, die sehr wohl auch im Indischen Ozean die gefürchtete Küstenerosion erkennen lassen.
Ein gutes Stück durch warmen Sand und nicht weniger warmes Wasser gewatet, stoßen wir hinter einem Wald schachtelhalmblättriger Kasuarinen auf moderne zwei- bis dreistöckige Häuser. Hier, in dieser geordneten Welt, bekommt M2 natürlich auch kein Wasser in einem Souvernirladen, so wie er sich das vorstellte. Zwei Geschäfte weiter aber werden wir fündig – und außerdem „lachen uns in diesem Tante-Emma-Laden kleine herzförmige Kerzenständer aus Ton an, die hier gefertigt wurden. Für 50 Cent das Stück ergattern wir gleich am ersten Tag ein „Mitgebringsel
.
Interessant: Die Tragetüte ist aus Kartoffelstärke hergestellt, wie umweltfreundlich! Ob hier dann auch Kartoffeln ganz gut gedeihen? Tatsächlich sollten wir am Ende der Reise wahre Riesenexemplare auf einem Markt entdecken. Weiter geht es unter den hellgrün belaubten Bäumen und an bunten Hütten und Häusern aus Beton vorbei, darunter viele Straßenrestaurants, in den Ort mit dem schönen Namen Flic en Flac hinein. Ein Name, der aus holländischen Zeiten stammt, wobei er ursprünglich Fried Landt Flaak
hieß, so viel bedeutend wie flaches Land. Obstverkäuferinnen, dem Aussehen nach indischstämmig, verkaufen Berge von Litschis zwischen 200 und 250 Rs das halbe Kilo. Wie wir später erfahren werden, sind sie der ausgesprochen schlechten Ernte 2017 wegen im Moment ziemlich teuer.
Eine kleine Hütte mit blühenden Bäumen und Bananenstauden und zwei einträchtig nebeneinander lebenden Hunden und Hasen im Vorgarten bietet ein nettes Bild – passend zur Friedlich- und Fröhlichkeit der hiesigen Menschen. Ein Restaurant in einem grasgrün getünchten neuen Gebäude zieht seiner angebotenen mauritischen Küche wegen unsere Blicke auf sich. Schrill wirkt das mit künstlichem Tannengrün umwickelte Edelstahlgeländer, auf den Tischen ein kleiner künstlicher Tannenbaum. Doch das Personal lässt sich nicht blicken. So ziehen wir eben weiter, die vor frischen Farben strotzende Straße zurück zum Supermarkt SPAR, vor dem wir den ersten frei herumlaufenden Hund entdecken. In diesem für Mauritius fast ungewöhnlich gepflegten Ort hielten wir streunende Hunde schon beinahe für unmöglich. Vor ihnen haben wir in den Urlaubsländern immer am meisten „Respekt".
Gleich am Eingang des Shoppingcenters stehen so recht amerikanisch riesige Behälter mit Silvesterknallern parat. Rechts vom Eingang duftet eine der Hauptspeisen dieser Welt – knusprige Chicken, verpackt in Tüten. Die lassen wir liegen und begeben uns in die Regalreihen hinein.
„... sieht irgendwie anders aus", meint M2 angesichts der aufgereihten bzw. wie in der DDR drapierten Utensilien. Wir nehmen nur einen Sixpack Wasser, große Flaschen für 90 Rs, also rund 2 €, mit: Der Hals ist geriffelt. Interessanterweise nämlich wird hierfür neuerdings rund 30 % weniger Plastik verwendet.
Und damit geht’s nun zum „Chinesen", wo wir für 20 € Mittag essen; leider nicht gut. Mich interessiert vor der Bestellung die Art des Fisches im Curry, das hier rd. 100 Rs weniger kostet als gestern. Das aber missversteht der junge Kellner und bietet mir nun ein Filet vom Kapitänsfisch an. Aber nein, ich will ja gar nichts anderes als Curry. Ist meine Frage so schwer zu verstehen? Allmählich wird der junge Kellner ungehalten, bringt aber dann doch endlich das Gewünschte. Was es für Fisch ist, weiß ich noch immer nicht; auf jeden Fall frittiert, eben chinesisch, mit Currysoße aus der Flasche.
Auch M2‘s ölige Nudeln sind nicht der Rede wert. Mit dem Bus, der an einem sehr kahlen steinigen Friedhof abfährt, und zwar ohne lange Wartezeit, was für ein Glück, gehts für 50 Cent zurück zum Hotel. „Ach mir gefällt das Leben hier viel besser", ist M2 auf dem Weg beschwingt. Was nicht schwerfällt inmitten der duftenden Blüten, die von den Bäumen herabrieseln, sowie dieser von salzigem Wasser angefüllten Wärme.
Nach dem Mittagsschlaf begeben wir uns zu einer Massage: ein Willkommensgeschenk des Hotels. Natürlich will uns die Dame im schmucken Wellnesstempel – eine haushohe Halle, der breite Tisch, vor dem wir auf gut gespolsterten Stühlen Platz nehmen, geschmückt mit Blumen und Blütenblättern – eine Zusatzbehandlung aufschwatzen. Das ist aber hier alles sündhaft teuer, selbst das Massageöl muss bezahlt werden. M2 hat mit so etwas in Sri Lanka ja schon schlechte Erfahrungen gemacht, drum verzichten wir gern darauf. Doch wohl auch deshalb sind wir es nicht mal wert, das T-Shirt auszuziehen.
Es gibt auch keine Liegen. Wie schön war es doch damals auf den Malediven, als wir von der Liege herab auf den Glasboden blickten – darunter das Meer mit den sich darin tummelnden bunten Fischen. Hier hingegen sitzen wir auf zwei Böcken nebeneinander und werden durch das T-Shirt massiert. Hinterher ist M2 dennoch ganz zufrieden; seine Masseurin fand offenbar die Triggerpunkte. Mein Masseur hingegen war eher zweitklassig. Vielleicht war es auch nur der Hausmeister? Aber M2 hat ja heute Geburtstag, es sei ihm gegönnt.
Wir lassen den Tag ruhig ausgleiten; das heißt es passiert nichts als faulenzen am Strand, den Wellengang beobachtend, der heute viel lauter in der Ferne auf das Riff aufschlägt. Oh, wie entspannend und was für ein Sound!
Interessanterweise macht M2 während meines kleinen Spazierganges am Strand entlang die Bekanntschaft mit einem gut aussehenden jungen Mann, der in roter Turnhose an seiner Liege steht und sich über die eigene Langeweile beschwert. Er stamme aus Offenbach und habe für diese Woche mit (s)einem Freund angeblich utopische 4.000 € bezahlt; wohnt eben dafür auch ganz vorn am Wasser. Doch ist er mit dem Sportangebot – oder was er hier auch immer erwartet hat – unzufrieden. Zudem habe es vor unserer Ankunft drei Tage lang geregnet. Gut, dann mag es hier nicht wirklich umwerfend sein. Einen Einblick, wie sich Mauritius bei Regen anfühlt, werden wir am Ende der Reise noch erhalten.
Der junge Mann zieht wieder von dannen und ich zur Rezeption, um mich zu erkundigen, ob es in einem solch feinen Hotel denn keine Geburtstagsüberraschung gibt. Denn damit hatte ich zu meinem 50. auf Gran Canaria gerade gute Erfahrungen gemacht.
„Doch", meint die kleine Dame hinter dem antiken Schreibtisch, eingerahmt von bunt blühenden Sträußen. Es sei ein Cake veranlasst, der Michael noch überbracht werden wird. Ich bin beruhigt.
Der Nachmittag vergeht, ohne dass dergleichen passiert. Und schon rückt das Abendbrot heran. Als auch dort nichts auf dem Tisch steht, der uns zugewiesen wird, scheint M2 ein klein wenig enttäuscht zu sein. Wir genießen das Büfett und sind so satt, dass wir scharf überlegen müssen, ob noch etwas vom Nachtisch geht. Merkwürdig: Derselbe Kellner, der unsere Unschlüssigkeit registriert und M2 daher lebhaft fürs Kuchenbüfett zu ermuntern sucht, kommt zehn Minuten später mit einer flachen Schokoladentorte mit Kerzen an. Die Überraschung!
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