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Das Experiment
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eBook202 Seiten2 Stunden

Das Experiment

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Über dieses E-Book

Die Geschichte des Philippe Emmanuel Escargot erzählt von einem hochbegabten Jungen. Er ist klein von Statur aber ein großer Träumer. Häuser will er für die Menschen bauen, die wie Schneckenhäuser aussehen. Die Natur ist für ihn eine unerschöpfliche Fundgrube … zu erkennen, wie Häuser von Tieren entstehen, sich Sozialstaaten bilden, die denen der Menschen überlegen sind fasziniert ihn. Er lebt im Elsass, hat mit Bestnoten das Gymnasium geschafft und wurde im Krieg mit dem Kreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet. Das wurde mit einem Stipendium für die Technische Hochschule in Strasbourg belohnt. Er hat immer noch Schneckenhäuser im Kopf, doch seine Professoren halten seine Idee für nicht staatskonform und relegieren ihn kurz vor dem Examen. Er versucht in einer einsam gelegenen Hütten Klarheit zu gewinnen. Gott ist im Spiel und Aurélie, eine Kommilitonin. Seine Mutter und ihr Mann, der nicht sein Vater ist, ebenfalls. Alle Gedanken kreisen um sein Schneckenhaus.
Erfolge und Niederlagen wechseln sich ab, wirklich real werden sie nicht. "Muss ich selber eine Schnecke sein, um Schneckenhäuser für Menschen bauen zu können?", fragt er sich und probiert es aus. Das Experiment scheint zu gelingen.

Roman oder Parabel? Kleine Menschen wollen oft größer sein, um respektiert zu werden, schaffen Großes und bringen andere dazu, nachzudenken. Über Groß und Klein. Oder umgekehrt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum5. Dez. 2017
ISBN9783743983113
Das Experiment
Autor

Otto W. Bringer

Otto W. Bringer, 89, vielseitig begabter Autor. Malt, bildhauert, fotografiert, spielt Klavier und schreibt, schreibt. War im Brotberuf Inhaber einer Agentur für Kommunikation. Dozierte an der Akademie für Marketing-Kommunikation in Köln. Freie Stunden genutzt, das Leben in Verse zu gießen. Mit 80 pensioniert und begonnen, Prosa zu schreiben. Sein Schreibstil ist narrativ, "ich erzähle", sagt er. Seine Themen sind die Liebe, alles Schöne dieser Welt. Aber auch der Tod seiner Frau. Bruderkrieg in Palästina. Werteverfall in der Gesellschaft. Die Vergänglichkeit aller Dinge, die wir lieben. Die zwei Seelen in seiner Brust.

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    Buchvorschau

    Das Experiment - Otto W. Bringer

    Aller Anfang ist klein

    Philippe war klein. Als 6jähriger einen Kopf kleiner als alle anderen in seiner Klasse. Er blieb klein als Erwachsener, wie Charles Aznavour. 1,50 m in etwa. Mit dem er über siebenundzwanzig Ecken verwandt ist, meint man es charakterlich. Wie er ehrgeizig. Sehr ehrgeizig. Wie kleine Menschen oft danach streben, größer zu sein als sie sind. Die fehlenden Zentimeter ausgleichen durch Anstrengung. Hoch gesteckte Ziele. Der größte zu sein in ihrem Metier. Der Erfinder des Taschenschirms „Knirps" war auch 1,50 m klein, sein Schirm 25 cm kurz. Weltweit berühmt, weil unerhört praktisch. Soweit aber ist Philippe noch nicht.

    Philippe hatte noch einen zweiten Vornamen: Emmanuel. Wie der Sohn Johann Sebastian Bachs. Ein fast so großer Komponist wie sein Vater. Unser Philippe Emanuel aber ganz und gar nicht musikalisch. Das Gegenteil eher. Als Baby schon krähte er lauthals Protest, wenn seine Mama ihm ein Schlaflied vorträllerte. Sich bemühte, ihrer Stimme einen weichen Klang zu geben. Damit ihrem kleinen Philippe endlich die Augen zufielen. Der aber griff nach den Bauklötzchen, die seine Mama ihm immer wieder aufs Kissen legte, wenn er sie in hohem Bogen auf den Boden geworfen hatte. Spielmaterial eines geborenen Genies.

    Eines Abends schien er eingeschlafen, atmete lauter als sonst. War seine Mama aus dem Zimmer, begann er mit den Klötzen zu bauen. Schob das Kissen beiseite und begann die würfelförmigen, 5 × 5 × 5 cm dicken Kuben aufeinander zu stapeln. Einen nach dem anderen, nicht gerade akkurat. Aber sie blieben aufeinander. Schwankten ein bisschen. Schwankten mehr, legte er einen neuen Klotz darauf. Bis zum dreizehnten. Dann fiel der Turm zusammen. Überlegte, woran liegt das? Die Matratze zu weich? Jetzt könnte einer zweifeln, dass ein zweijähriger Bub schon physikalisch denken kann. Aber Philippe war wie gesagt ein Genie. Kletterte aus dem Bettchen, nahm das Kissen mit und schleppte es bis in die Ecke des Zimmers.

    Holte die Bauklötze durchs Gitter aus dem Bett auf den Boden, der ein glatter Boden war. Schön blank gebohnertes Parkett aus Eichenholz, im Fischgrätmuster verlegt. Setzte den ersten Klotz, den zweiten, dritten aufeinander. Wunderte sich gar nicht, dass der Turm noch beim dreiundzwanzigsten Bauklotz stand und nicht schwankte. Ob er sich fragte: bin ich bin ein Zauberkünstler? Einer, der Häuser bauen kann, Kirchen und Türme, so hoch bis jenseits der Wolken? Ein kinderfreundlicher Mensch würde es ihm unterstellen.

    Vielleicht sogar ganz klitzekleine Häuser zu bauen, wie Schnecken sie auf ihrem Leib herumschleppen, wo sie auch sind? Häuser, in die sie gerade hineinpassen, ziehen sie sich zusammen. Maßgeschneidert, Platz gespart. Hätte er sie schon gekannt.

    Philippe aber unzufrieden. Stieß den Turm aus dreiundzwanzig Bauklötzen mit dem Ellenbogen um, dass es klickerte und kleckerte, der letzte Klotz nur noch klock machte. Holte sich das Kissen aus der Zimmerecke und zog es sich über den Kopf. Stellte sich vor den Spiegel an der Wand. Und sah die Bescherung. Kleiner Mann im großen weißen Haus noch kleiner als er war. Machte ein paar Schritte und dachte: „Großes, weißes Haus auf Wanderschaft." Der Mensch in ihm unterwegs zu neuen Zielen. Unterwegs und dennoch zuhause. Jeden Tag. Jede Nacht. Weißes Haus über dem Kopf.

    Das wichtigste bei Menschen und den meisten Säugetieren, geschützt zu sein unter einem Dach. In dem man sich wohl fühlt, weich wie ein Kissen, in das man sich verkriecht, wenn ’s draußen unwettert. Hat je einer in einem solchen Haus gewohnt? Von Zelten abgesehen sind sie alle aus hartem Stein. Wände, Böden ebenso. Überall lauern Gefahren, sich zu verletzen. Beule am Kopf, Schulter verrenkt, Knöchel gebrochen. Und erst die Treppenstufen. Schwindelanfälle, wenn sich die Stufen zehnmal aufwärts wendeln. Und das soll menschenwürdig sein? Ehrlich. Haus wie ein Kissen ist optimal.

    Jetzt kann einer denken, verrückte Geschichte die vom wandernden Haus. Das weich ist wie ein Kissen. So etwas gibt es nicht. Weil es so etwas nicht geben kann. Nicht geben darf. Wo kämen wir denn hin, wenn alle Menschen auf Wanderschaft gingen? Unterwegs zu neuen Zielen. Sich niederließen für eine Weile da, wo es ihnen besonders gut gefiel. Niemanden um Erlaubnis fragen. Die Behörden hätten ein Problem. Und erst die Politiker. Flüchtlinge sind es nicht, weil sie ständig weiterziehen. Residenten auch nicht, weil sie keine festen Häuser bauen. Vorübergehende Hotelgäste auch nicht, weil sie nirgends nächtigen, zu Abend essen und zahlen. Sie wandern und wandern und fressen das Grün der Blätter von Löwenzahn, Klee und Sauerampfer. Und niemand hat einen Schaden davon. Für den Fall, dass solche Menschen Schnecken sind.

    Philippe Emmanuel war Klassenbester in Mathematik und Physik. Schon in der Quarta wie Galilei und Einstein interessiert an dem, was jenseits ihrer Berechnungen existieren könnte. Neugierig wie ein Kind sagt man. Wohl dem, der ein Kind ist und bleibt ein Leben lang. Der Himmel soll ihnen sicher sein, heißt es in der Bibel. Eine der meistdiskutierten Stellen.

    Als er noch nicht in der Schule war, streifte er mit seinem Großvater durch Wälder und Auen. Sie wohnten damals in Bergheim, nicht weit von Sélestat im Elsass. Die Gegend bis zum Rhein flach mit Pappelreihen entlang von Kanälen. Wenig bebaut, hie und da ein Wochenendhäuschen. Gewundene Wege, eine schmale asphaltierte Straße nach Colmar. Hin und wieder ein Hügel mit Heide oder Ginster. Ein Kiefernwäldchen. Steinkreuz am Weg mit unlesbarer Inschrift. Die Bank davor eingeknickt, vermoost. Lauter Kleinigkeiten. Die große Welt weit weg. Mooriges Gelände linksseits gurgelt und gluckst gedankenlos vor sich hin.

    Grande-père kannte sich hier gut aus. Als Professor in Botanik und Biologie ein As. Streifte er an Wochenenden mit seinem Enkel durch Wälder und Auen, konnte er ihm alles erklären. Seine Neugier wecken, die er nie mehr verlor. Viele verschiedene Pilze wachsen im Herbst unter den Bäumen, wie hoch geschossen. Fliegenpilze, weiße Punkte auf ihren roten Hüten. „Vorsicht giftig, riet er ihm, „bloß nicht berühren. Aber schön fand Philippe sie doch. Schöner als die Maronenröhrlinge, die sich zu einem wenig ansehnlichen Haufen zusammendrängen. Nicht so königlich aussehen wie ein Fliegenpilz. Dass Unbekömmliches immer so schön sein muss, verstand er damals nicht.

    Auch nicht, dass Steinpilze mit den dicken braunen Hüten die leckersten sein sollen. Verdrehte Welt, dachte er und suchte etwas, was schön und gleichzeitig lecker ist. Oder so andersartig, dass man es lieben muss. Da sah er plötzlich ein seltsam gemustertes, blassgelbes Tier über den Weg kriechen. Wie ein dicker Wurm mit zwei Fühlern, die sich ständig hin und her bewegen. Eine Art Haube auf dem Rücken. „Großpapa, was ist das für ein komisches Tier? „Phlip, so nannte er den Kleinen gelegentlich, „das ist eine Schnecke, un Escargot. Wie der Name unserer Familie. Einer unserer Vorvorfahren soll das Schnecken-Pfännchen erfunden haben.

    Deshalb heißen wir so. Wenn wir Dich in der Schule anmelden, dann mit dem Namen Philippe Emmanuel Escargot."

    Im Elsass spricht man beide Sprachen. Klein Phlip war es so gewohnt. Im Elternhaus sprach man Alemannisch und Französisch. Hochdeutsch lernte er erst in der Schule. Grand-père erzählt weiter: „Als deutsche Truppen 1940 wieder einmal unser Land besetzt hatten, schien es Deinen Eltern besser, ihren Namen «Escargot» bei der Behörde ins deutsche «Schnecke» umschreiben zu lassen. Dein Urgroßvater, gerade gestorben, hat es zum Glück nicht mehr erlebt. Er war stolz, ein Franzose zu sein. Blieb der Jean Paul Escargot. Stets wehte die Trikolore an seinem Haus. Um Mitternacht zum 14. Juli jedes Jahres zog er seine Gardeuniform an, nahm seine Trommel, wirbelte die Schlegel und sang die Nationalhymne. So laut, dass die Nachbarn aus den Betten sprangen: „Allons enfant de la patrie."

    Als ich in die Schule ging, rief mich der Deutschlehrer schon mal: Hallo Schneck. Als wollte er prüfen, ob ich ʼs verstanden hatte und eine zwei in Deutsch verdiene. Klingt schon lustig, fand Philippe Schneck ohne e.

    Seit dieser ersten Begegnung lassen ihn Schnecken nicht mehr los. Es machte ihm Spaß ein Schneck zu sein, rief laut: „Ich bin ein Schneck, ein Schneck, ein Schneck, trallera, trallera." Dachte, es fehlt mir nur das Haus auf meinem Rücken. Eines Tages werde ich es bauen. Fasziniert von seiner runden Form, wie übergestülpt. An beiden Seiten gedreht wie die Schnecken mit Rosinen und Zuckerguss aus der Bäckerei. Beobachtete das langsame Auf und Ab des Schneckenleibes, sich selbst mit der Haube auf dem Rücken vorwärts zu bringen. Haus kann man es schon nennen, dachte er.

    Es ist Schneckenzeit. Abends kocht Mama Schneckensuppe, Elsässer Spezialität. Weinbergschnecken sind lecker, weil sie den Geschmack von Glück auf die Zunge legen sollen. Besonders, wenn sie komplett im eisernen Pfännchen gegart werden. Die Schnecke mit Kräuterbutter fest gestopft im eigenen Haus. Mit Salz, viel Knoblauch und Petersilie gewürzt, ein Fest für die Götter. Philippe ist skeptisch. Muss man jetzt auch das Haus essen, weil es mit gebraten wurde? Sieht seine Eltern greifen es mit einer Zange, halten es fest, zupfen das Fleisch mit einer kleinen Gabel heraus, stecken es in den Mund. Macht es genauso und es schmeckt. Schmeckt ihm gut. Schön und lecker, wie er es sich wünschte.

    Aber das Haus? Was macht man mit all den Häusern? Achtzehn leere Häuser sind es, die nach dem Essen auf leeren Tellern liegen. Zu nichts mehr nutze. Was er so liebt, soll in den Mülleimer. „Pas du tout, je veux construire une maison pour mois. Ein Haus aus leeren Schneckenhäusern bauen kein Problem, denkt er. „Man klebt sie einfach aneinander, übereinander zu einer Pyramide. Aber das sieht nicht mehr schön aus. „Viele leere Schneckenhäuser sind Abfall. Ein einziges das Ideal. Nicht im Grundbuch einzutragen, weil man mit ihm ständig unterwegs ist. Bis ans Ende der Welt, möglicherweise."

    Schnecken tragen ihr Haus auf dem Rücken, wohin sie auch kriechen. Schleichen wäre treffender gesagt. Schleimige Spuren hinterlassen, wo sie auch waren. Ein Detektiv könnte ihnen leicht folgen, wären sie Verbrecher. Zum Glück brechen Schnecken keine Gesetze. Können nicht davonzulaufen wie Hunde, wenn sie ihr Häuflein fallen gelassen. Flitzen schon gar nicht wie klitzekleine Ameisen. Die nichts hinterlassen als Eifer. Schnecken sind vom Schöpfer gewollte Symbole der Langsamkeit. Die Menschheit zu mahnen, ihren Tätigkeitsdrang zu bremsen und nachzudenken. Bevor sie aktiv werden. Großpapas Schlussfolgerung Jahre später.

    Grand-père hatte ihm immer alles genau erklärt. Kannte Philippes Neugier. Und wollte sie befriedigen. Wundert sich schon gar nicht mehr über das phänomenale Gedächtnis des kleinen Phlip. „Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum", scherzt er. Schon als Dreijähriger begabt, hoch begabt. Begabter als alle im Kindergarten. Die Leiterin meinte, man könne ihn gleich aufs Realgymnasium schicken. Lesen und schreiben konnte er schon mit dreieinhalb. Das Einmaleins in der ersten Klasse sowieso. Großpapas Erzählungen über die Wunder der Natur, die Vorzüge der Langsamkeit in seinem Kopf gespeichert wie in einem Computer. Vergleicht sie mit dem Lehrstoff an der Schule und meint, er könnte vieles besser machen. Anders vor allen Dingen.

    Erinnert, gerade vier Jahre, mit Grand-père vor einem seltsamen Hügel stand. Angelehnt an den borkigen Stamm einer Kiefer. Aus Erde und abertausend kleinen Zweigen, Nadeln und Blättchen. Sah winzige Krabbeltiere mit drei Körperteilen. Nur lose miteinander verbunden, wie es schien, was sie sehr beweglich machte. Bauch mit sechs Beinchen, dicker Schwanz und kleiner Kopf mit zwei langen Fühlern. Eilig, eilig Zweiglein und Blättchen auf ihrem Rücken schleppen. Pflanzenteile und Harz von Nadelbäumen. Alles schön zu verkleben, damit es fest wird und ein Haus, das nicht zusammenbricht.

    Für viele hundert, hunderttausende Ameisen in einem Nest. Das man einen Ameisenhügel nennt. Vielhundert mal größer als sie selber sind. Bis zu zwei Meter hoch und bis zu fünf Meter im Durchmesser. Für den kleinen Phlip war es ein Kunstwerk. Mit Fleiß gebaut, oberirdisch und so tief in die Erde gegraben wie hochgetürmt.

    Jetzt weiß er, dass Ameisen alle zwei Wochen ihre Gänge reinigen, damit sich keine Schadstoffe bilden. Sich orientieren durch ausgesendete Düfte, Ultraschall und einen ausgeprägten Tastsinn. Sogar eine Art Antenne zwischen Bauch und Schwanz, das Notsignale aussendet. Wenn sie verschüttet wurde. Weiß, dass viele hundert Straßen in ihrem Innern den Verkehr regeln. Besser als jedes Ampelsystem in modernen Städten.

    Als Großpapa es ihm damals erzählte, hatte er noch keine Pläne. Jetzt will er auch solche Häuser bauen. Für viele Menschen. Die wissen, was sie zu tun und zu lassen haben. Der Ameisenstaat ist die bestorganisierte Demokratie. Mit mehreren Königinnen, Männchen, die ihre Eier befruchten und Hundertschaften von fleißigen Arbeitern. Die im Handumdrehen Soldaten sind, nähert sich ein Feind. Sind die Eier gelegt, kehren die Königinnen zurück in ihr Elternhaus oder gründen eine neue Kolonie.

    Heute denkt er, Frankreich könnte sich ein Beispiel an ihnen nehmen. Die überbordende Bürokratie durchlüften. Die ENA allen Begabten öffnen, nicht nur den Eliten. Damit die Besten das Land verwalten. Der Beste Präsident wird. Nicht weil er die ENA absolviert, sondern seine Wahlversprechen einlöst. Aber … welcher Staat ist ideal? Politiker reden zwar von morgens bis abends, versprechen das Blaue vom Himmel. Und können es nicht einlösen. Weil sie die Sorgen ihrer Bürger nicht wirklich kennen. Utopien im Kopf. Beamte wollen sich keine Blöße geben, die ihre Pension gefährdet. Philippe wollte schon als Schüler der école maternell alles wissen. Fragte seinem Grandepère Löcher in den Bauch. Las Bücher aus seinem Schrank. Noch bevor er den Dreisatz beherrschte. Die französischen Könige aufzählen konnte.

    Ein Bienenstock, las er, ist anderes als ein Ameisenhügel. An geschützter Stelle in der Natur kunstvoll zusammengebautes Zuhause für ein ganzes Volk. Wabenhaus nennt man es. Oder von Imkern als Korb oder Rahmen an eine Stelle gehängt, wo sie sie beobachten können, ihren Honig ernten. Arbeitsbienen erkennen den Vorteil und nutzen das Menschenwerk. Bauen es aus mit sechseckigen Waben, exakt 120 Grad jeder Winkel. Alle absolut gleich groß, aus hauchdünnem Wachs in Form gedrückt, korrigiert. So lange bis es passt. Gebaut und

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