Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Befreiungsgeschichten: Über Süchte und Zwänge
Befreiungsgeschichten: Über Süchte und Zwänge
Befreiungsgeschichten: Über Süchte und Zwänge
eBook137 Seiten1 Stunde

Befreiungsgeschichten: Über Süchte und Zwänge

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die Sehnsucht nach Erlösung und Transformation bleibt bei vielen Suchtkranken häufig unerfüllt. Durch die Geschichten sollen die Leser dazu ermutigt werden, an einen Ausweg aus den Verstrickungen der Süchte und Zwänge zu glauben. Das Wunder der Heilung wird in diesen fantasievollen Ausführungen unterhaltsam beschrieben. Der Autor lässt sich gerne von universellen Weisheiten inspirieren.
Die Befreiungsgeschichten wenden sich an Suchtkranke und ihre Angehörige. Gleichzeitig sind sie für Therapeuten eine kreative Unterstützung. Da die unterschiedlichen Süchte in den Geschichten nicht direkt benannt werden, können sie auch als unterhaltsame Lektüre gelesen werden. Sie regen zu Diskussionen an und wollen gleichzeitig universelle Weisheiten vermitteln.
Durch die kraftvollen Worte der Transformation können beim Leser Heilungsprozesse ausgelöst werden.
Ursula Kröll, Diplom-Psychologin

----

Patric Johann Bernardi zeigt auf liebevolle Weise die vielen Verirrungen unserer Seele. In seinen Geschichten werden jedoch nicht nur unsere Irrtümer und Wirrungen inszeniert. Seine Figuren, häufig sind es Tiere, machen uns auch Hoffnung. Die Geschichten zu lesen ist ein wirklicher Genuss. Und Genuss ist ja schließlich einer der vielen Schlüssel, die uns einen Weg aus dem Hamsterrad der Sucht weisen können. Wir müssen eben doch nicht blindlings über die Rampe fahren.
Feineis Bernhard, Diplom-Psychologe
Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen (ZfA)
Ambulatorium Münchenstein BL
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Mai 2019
ISBN9783748280743
Befreiungsgeschichten: Über Süchte und Zwänge

Ähnlich wie Befreiungsgeschichten

Ähnliche E-Books

Beziehungen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Befreiungsgeschichten

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Befreiungsgeschichten - Patric Johann Bernardi

    Vorwort

    Es liegt eine ruhige Spätsommerstimmung über dem verträumten südenglischen Hafen. Sie wird durch den Lärm eines herannahenden Autos unterbrochen. Es biegt um die Hafenmole, steuert zügig auf die Zufahrtsrampe der Fähre zu, schießt über die Rampe hinaus und klatscht ins Wasser. – Die Fähre war bereits vor 20 Minuten abgefahren.

    Die Insassen des Wagens, ein älteres Ehepaar, können zum Glück gerettet werden. Sie geben der Polizei zu Protokoll, sie hätten einfach nur die Anweisungen ihres Navis blind befolgt und seien deshalb über die Rampe gefahren.

    Diese Geschichte bewirkt in der Regel eine Mischung aus ungläubigem Staunen über so viel blindgläubige Hörigkeit und Schadenfreude. Doch dabei sollten wir vorsichtig sein, denn wir alle verfügen über ein körpereigenes Navi. Es ist weit über 100.000 Jahre alt und hat sich bis auf den heutigen Tag kaum verändert. Wir haben es gemeinsam mit allen anderen Säugetieren – Hunden, Katzen und sogar Elefanten. Es hatte über all die Jahre vor allem eine Aufgabe: uns ohne Umwege und effizient den Weg zur Beute zu weisen.

    Wir nennen diese Navigationshilfe heutzutage Belohnungssystem. Es ist ein Teil unseres Gehirns, angesiedelt in dessen limbischen Strukturen, dient der neuronalen Kommunikation und wird dabei durch eine Vielzahl von Neurotransmittern gesteuert. Ursprünglich war es dazu gedacht, uns zielsicher und ohne Verstand den Weg zu unseren Nahrungsquellen finden zu lassen, doch mittlerweile müssen wir erkennen, dass wir mit unserem heutigen Entwicklungsstand leider häufig fehlgeleitet werden. So hält unser Navi das Zocken mit Aktien oder Glücksspiel, die Eroberung möglichst vieler Geschlechtspartner, den Missbrauch von Suchtmitteln jeglicher Art und sogar den uneingeschränkten Drang, ständig zu arbeiten, für erstrebenswerte Beute. Schnell wird daraus eine Passion, später eine Sucht und für viele schließlich ein furchtbarer Albtraum, der Leben zerstören kann.

    Patric Johann Bernardi zeigt auf liebevolle Weise die vielen Verirrungen unserer Seele. In seinen Geschichten werden jedoch nicht nur unsere Irrtümer und Wirrungen inszeniert. Seine Figuren, häufig sind es Tiere, machen uns auch Hoffnung. Die Geschichten zu lesen ist ein wirklicher Genuss – und Genuss ist ja schließlich einer der vielen Schlüssel, die uns einen Weg aus dem Hamsterrad der Sucht weisen können.

    Wir müssen eben doch nicht blindlings über die Rampe fahren.

    Feineis Bernhard

    Diplom Psychologe

    Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen (ZfA)

    Ambulatorium Münchenstein

    Die kleine blaue Raupe mit dem gelben Rucksack

    Die Kirchenglocken läuteten und die kleine blaue Raupe Friedolin spielte schon sehr früh am Morgen alleine mit dem Fußball auf dem Vorplatz bei seiner Großmutter. Sie wohnte im Baumhaus eines alten morschen Stammes. Es war sehr gemütlich eingerichtet, mit besonderen Blatttapeten und einem Holzofen, der die Räume im Winter in warme Gemütlichkeit hüllte. Das Beste bei Großmutter war jedoch die Schokolade, die in dem kleinen dunklen Schränkchen im Wohnzimmer gestapelt lag. Wann immer Friedolin wollte, durfte er sich an dieser Schokolade bedienen.

    Friedolin war anders als die meisten Raupen. Er war blau, hatte 21 Füße und Arme und trug einen kleinen gelben Rucksack auf dem Rücken. Die anderen Raupen hatten üblicherweise 20 Arme und waren nicht blau. Doch jede Raupe, ob jung oder alt, trug einen Rucksack, einige jedoch um den Bauch, statt auf dem Rücken.

    Der Himmel war klar und Vögel zwitscherten in den Bäumen. Ihr Konzert durchdrang sogar das Geläut der Kirchenglocken. Friedolins Großmutter saß gemütlich und zufrieden auf dem kleinen Holzbänkchen vor ihrem Haus und sah zu, wie der Kleine zufrieden den Ball an das Garagentor der Nachbarn kickte.

    Großmutter war eine ganz besondere Raupe mit silbernem, dünnem, gelocktem Haar und einem leichten schwarzen Netz über dem Kopf, das die feinen zarten Haare zusammenhielt. Sie trug oft ein mit bunten Blümchen bedrucktes Kleid, das gleichzeitig eine Schürze war. Großmutter leuchtete rosa. Es war fast schon ein Weiß mit einem leichten, hellen Schimmer über ihrem Kopf, der nach oben hin ausstrahlte.

    Friedolin war ganz in sein Spiel vertieft. Er hörte weder die Vögel singen noch die Kirchenglocken läuten. Es waren kostbare Momente, in denen er glücklich war und keine Traurigkeit spürte. Er fühlte Freude, Leichtigkeit und Spaß, obwohl er oft alleine war. – Die kleine blaue Raupe konnte sehr gut mit sich alleine spielen.

    Die anderen kleinen Raupen waren nicht im Dorf, sondern in der Schule, doch Friedolin war noch zu jung dafür. Darum war er seit einigen Tagen zu Besuch bei der Großmutter, wie schon öfters in seinem kurzen Raupenleben. Er war selten bei sich zu Hause, denn niemand hatte wirklich Zeit für ihn. Friedolin war sehr gerne bei dem alten Räupchen. Nur seine Mutter vermisste Friedolin immer, auch wenn er bei der Großmutter war.

    Großmutter half ihm sehr, das Heimweh zu überwinden, denn sie hatte viel Zeit für ihn und ließ ihn einfach spielen, ohne zu korrigieren, ohne etwas zu tun. Sie war einfach für Fridolin da und das war schön.

    An diesem wunderbaren Sommertag strengte sich Friedolin besonders an. Großmutter schaute dem eifrigen blauen Räupchen zu. Dabei saß sie still und zufrieden auf ihrem Lieblingsplatz. Sie behütete den kleinen Enkel, denn sie wusste genau, was er durchmachen musste und weshalb er bei ihr war. Friedolins Mutter hatte schwere Alkoholprobleme und während ihrer längeren Klinikaufenthalte wurde Friedolin immer zu seiner Großmutter gebracht.

    Die Großmutter beklagte dies nie, denn sie wusste viel mehr, als sie von sich preisgab. Sie genoss die Momente in der Sonne auf ihrem Bänkchen und schaute voller Zufriedenheit dem kleinen Friedolin beim Spielen zu. Immer wieder lächelte sie ihn an und berührte die junge Raupe innerlich mit ihrer Aufmerksamkeit.

    Friedolin verfehlte den Ball oft. Mit seinen 21 Füssen stolperte er ungeschickt herum und dennoch spielte er mit großer Leidenschaft und Hingabe. Es waren solche Tage, an denen Friedolin seine Fähigkeiten unbewusst trainierte und verfeinerte. In diesen Momenten vergaß er, was sein Herz belastete.

    Nun wollte er von Großmutter wissen, warum er blau war und all die anderen Raupen gelb, braun oder schwarz.

    Großmutter sagte zu Friedolin, dass er eine ganz besondere Raupe sei. Nur wenige Raupen kämen blau auf die Welt. »Sie sind Kinder des Himmels und haben ganz bestimmte Fähigkeiten und Talente, die sich im Laufe der Zeit entwickeln. Sie sind sehr zart in ihrer Seele und man nennt sie auch die Kinder der Liebe und Weisheit«, erklärte die Großmutter.

    Friedolin lächelte. Er fühlte sich tief in seiner Seele berührt. Nun leuchtete seine Farbe etwas heller als sonst. Für einen kurzen Moment hatte Friedolin das Blau des Himmels angenommen, wunderbar klar, weich und strahlend. Ich bin etwas Besonderes, dachte er voller Stolz.

    Er nutzte die Gelegenheit und fragte seine Großmutter: »Warum haben alle ein Rucksäckchen auf dem Rücken? Warum ziehen sie den Rucksack nie aus, weder beim Schlafen noch beim Baden? Warum hast du keinen Rucksack?«

    Die Großmutter nahm Friedolin ganz nahe zu sich und flüsterte ihm ins Ohr: »Jeder bekommt zur Geburt einen kleinen Rucksack mit. Dieser Rucksack hat schon ein paar Sachen drin, teils schwere, teils nicht so schwere. Diesen Rucksack wirst du das Leben lang mit dir herumtragen, genauso wie alle anderen ihren immer mit sich schleppen. Mit der Zeit wird der Rucksack größer und auch schwerer, denn es wird einige Dinge im Leben geben, die einfach darin verschwinden. Doch auch dein Rucksack wird immer nur so groß und schwer sein, dass du ihn tragen kannst. Viele wollen den Rucksack ablegen und öffnen, doch nur wenige finden heraus, wie man ihn loswird. Noch weniger finden den Schlüssel, um ihn zu öffnen. Diesen Schlüssel gilt es, im Leben zu finden. Eines Tages wirst du den Schlüssel für deinen Rucksack finden und ihn öffnen können, wenn du das wirklich willst. In jedem Rucksack gibt es eine Schatzkiste. Deshalb suchen viele ihr ganzes Leben nach dem Schlüssel, denn alle wollen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1