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Das war vorauszusehen: Leni Behrendt Bestseller 11 – Liebesroman
Das war vorauszusehen: Leni Behrendt Bestseller 11 – Liebesroman
Das war vorauszusehen: Leni Behrendt Bestseller 11 – Liebesroman
eBook166 Seiten2 Stunden

Das war vorauszusehen: Leni Behrendt Bestseller 11 – Liebesroman

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Über dieses E-Book

Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.

Der Frühling hatte seine Vorboten ausgeschickt, die nun emsig bemüht waren, die winterlichen Attribute hinwegzuschaffen. Der Regen schwemmte den Schnee fort, machte das Eis so mürbe, daß es barst, von dem hochquellenden Wasser überflutet und abgespült wurde. Der Sturm hingegen ging noch radikaler vor. Der brauste dahin und nahm alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Das Großreinemachen in der Natur hatte begonnen. Für diese war das eine Wohltat, aber weniger für die Menschen, die es über sich ergehen lassen mußten. Der Schirm bot gegen den peitschenden Regen nur wenig Schutz, und von den Wettermänteln rieselte das kalte Naß in die Schuhe hinein. Die Erfahrung machte auch das weibliche Wesen, das sich auf dem Fußweg, parallel zur Chaussee, durch Regen und Sturm kämpfte. Den Kopf vermummte eine Kapuze, den Körper ein Cape, das an der einen Seite einen Auswuchs zeigte. Wahrlich kein Vergnügen, so dahinzutappen, dazu noch auf einem glitschigen Weg. Wie gut hatten es dagegen die beiden Insassen des kostspieligen Wagens, der soeben von der Chaussee in eine Allee abbog! Da die Bäume kahl waren, konnte man hindurchlugen auf einen Zaun mit zementiertem Sockel, der von einem kunstvoll geschmiedeten Tor unterbrochen wurde, das sich nun für den Wagen öffnete und sich hinter ihm wieder schloß. Die Fußgängerin jedoch bog in den nächsten Querweg ein, der zu einem Staketenzaun führte, der ein Grundstück umfriedete. Mittendrin stand ein Haus, das mit seinem weißen Anstrich und den grünen Fensterläden einen schmucken Eindruck machte. Die Fußgängerin öffnete die Pforte, über die sich ein Bogen spannte. Jetzt war er kahl, da die Rosen noch eingedeckt waren. Von der Pforte führte ein Fliesenweg zur Haustür, in der die Besitzerin des Hauses stand, zu deren kleinem hageren Körper das volle Mopsgesicht so gar nicht passen wollte. Und doch wirkte dieses Gesicht so, daß man sich davon sofort angezogen fühlte. Hauptsächlich von den grau-blauen Augen, die so lustig zwinkerten, aber auch kühl und spöttisch blicken konnten. Das dunkle Haar war glatt zurückgekämmt, die Kleidung schlicht, aber gut.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum15. Juni 2021
ISBN9783987570476
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    Buchvorschau

    Das war vorauszusehen - Leni Behrendt

    Leni Behrendt Bestseller

    – 11 –

    Das war vorauszusehen

    Leni Behrendt

    Der Frühling hatte seine Vorboten ausgeschickt, die nun emsig bemüht waren, die winterlichen Attribute hinwegzuschaffen. Der Regen schwemmte den Schnee fort, machte das Eis so mürbe, daß es barst, von dem hochquellenden Wasser überflutet und abgespült wurde. Der Sturm hingegen ging noch radikaler vor. Der brauste dahin und nahm alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Das Großreinemachen in der Natur hatte begonnen. Für diese war das eine Wohltat, aber weniger für die Menschen, die es über sich ergehen lassen mußten. Der Schirm bot gegen den peitschenden Regen nur wenig Schutz, und von den Wettermänteln rieselte das kalte Naß in die Schuhe hinein.

    Die Erfahrung machte auch das weibliche Wesen, das sich auf dem Fußweg, parallel zur Chaussee, durch Regen und Sturm kämpfte. Den Kopf vermummte eine Kapuze, den Körper ein Cape, das an der einen Seite einen Auswuchs zeigte. Wahrlich kein Vergnügen, so dahinzutappen, dazu noch auf einem glitschigen Weg.

    Wie gut hatten es dagegen die beiden Insassen des kostspieligen Wagens, der soeben von der Chaussee in eine Allee abbog! Da die Bäume kahl waren, konnte man hindurchlugen auf einen Zaun mit zementiertem Sockel, der von einem kunstvoll geschmiedeten Tor unterbrochen wurde, das sich nun für den Wagen öffnete und sich hinter ihm wieder schloß.

    Die Fußgängerin jedoch bog in den nächsten Querweg ein, der zu einem Staketenzaun führte, der ein Grundstück umfriedete. Mittendrin stand ein Haus, das mit seinem weißen Anstrich und den grünen Fensterläden einen schmucken Eindruck machte. Die Fußgängerin öffnete die Pforte, über die sich ein Bogen spannte. Jetzt war er kahl, da die Rosen noch eingedeckt waren.

    Von der Pforte führte ein Fliesenweg zur Haustür, in der die Besitzerin des Hauses stand, zu deren kleinem hageren Körper das volle Mopsgesicht so gar nicht passen wollte.

    Und doch wirkte dieses Gesicht so, daß man sich davon sofort angezogen fühlte. Hauptsächlich von den grau-blauen Augen, die so lustig zwinkerten, aber auch kühl und spöttisch blicken konnten. Das dunkle Haar war glatt zurückgekämmt, die Kleidung schlicht, aber gut. Man konnte die Dame in ihr nicht verkennen.

    »Endlich bist du da!« sprach eine warme Stimme, in der Besorgnis mitschwang. »Geh ins Badezimmer und tu das nasse Zeug ab, ich brühe uns indes einen steifen Kaffee.«

    Die so lieb Empfangene huschte durch die kleine Diele in das Bad, und was bald darauf im Wohnzimmer sichtbar wurde, war ein junges Menschenkind, dem die Natur viel Schönes mitgegeben hatte. Eine ranke Gestalt, ein feines Gesicht, aus dem zwei große blaue Augen strahlten und auf dessen Kopf sich naturgewelltes, bernsteinhelles Haar lockte. Das alles gehörte zu Kathrein Hendricks, zweiundzwanzigjährig, gesund, gescheit und von frischfröhlichem Naturell.

    Und was da ins Zimmer schmunzelte und die Kaffeekanne auf den gedeckten Tisch stellte, hieß Anette Treußen, Alter Mitte Vierzig, unverehelicht und mit ihrem Los vollkommen zufrieden.

    Sie wohnte nun schon seit zwei Jahrzehnten auf dem kleinen Besitz, den ihr Vater, ein höherer Beamter, nach seiner Pensionierung von Herrn Bröck gekauft hatte, der in der naheliegenden Stadt ein Handelshaus besaß. Als Wohnsitz jedoch diente ihm das Haus, das er außerhalb der Stadt erbauen ließ. Und da man damals weder an Raum noch an Material zu sparen brauchte und außerdem noch Wertarbeit schätzte, entstand ein feudales Gebäude inmitten eines Parkes mit altem Baumbestand, weiten Rasenflächen, Sträuchern und Blumenrabatten. An der Fassade war der vornehme Besitz von einem Zaun, an den Seiten von Mauern umgeben.

    An der einen Quermauer ließ David Bröck für einen Verwandten, der nicht so mit Glücksgütern gesegnet war wie er, den er jedoch sehr schätzte, einen Garten anlegen und darin ein kleines Haus erbauen. Und als dieser ohne Nachkommen starb, verkaufte Bröck das Anwesen an Herrn Treußen, das nach dessen Tod seine Tochter erbte. Und das war Anette, die sich nun mit ihrer jungen Mitbewohnerin an den Kaffeetisch setzte.

    »Hau tüchtig rein!« wurde diese ermuntert. »Appetit wirst du dir ja wohl angelaufen haben.«

    »Laufen ist gut!« Kathrein biß lachend in ein Stück Napfkuchen, den niemand so gut zu backen verstand wie ihr liebes Nettchen. »Tapsen wäre dafür die richtige Bezeichnung. Denn der Weg war von dem Dauerregen durchweicht, außerdem hatte ich auf der Rücktour den Wind von vorn. Aber es hat sich wenigstens gelohnt, da ich reichlich Arbeit mitbringe. Und die gibt Brötchen.«

    Vergnügt lachten sie sich an, die sich von Herzen zugetan waren.

    Wie froh war Anette gewesen, als sie vor einem Vierteljahr die Kathrein mit sich nehmen durfte, die nach dem Tod des Vaters allein im Leben stand; genau wie sie, die ihren Vater einige Wochen vorher hatte hergeben müssen. So taten sich denn die beiden Vereinsamten zusammen und lebten einträchtig in dem Haus, das Anette mit den Möbeln der Eltern eingerichtet hatte. Zwar war alles altmodisch, aber lieb und traut.

    Froh und zufrieden war das alternde Nettchen, und Kathrein war es auch, vorläufig. Denn auf die Dauer würde es dem jungen Menschenkind in der Abgeschiedenheit zu langweilig werden. Es hatte ein Anrecht darauf, an dem teilzunehmen, was der Jugend zukommt.

    Und Kathrein hatte bisher noch so gut wie nichts von all den Vergnügungen gehabt. Sie hatte in der Schule fleißig lernen und dazu noch die kranke Mutter versorgen müssen. Als diese starb, zog sich der Vater ein Herzleiden zu und mußte als Major den Dienst quittieren.

    Damals hatte Kathrein gerade ihr Abitur gemacht und hätte gern Chemie studiert. Jedoch war sie vernünftig genug, von dem langwierigen Studium abzusehen. Denn sie mußte ja damit rechnen, daß der Vater, von dessen Pension sie lebten, seinem Herzleiden erliegen könnte, bevor sie das Studium beendet hatte. Also besuchte sie eine Handelsschule, in der sie auch in Sprachen gründlich ausgebildet wurde. Und kaum, daß sie das Examen bestanden hatte, war des Vaters Zustand schlechter geworden – das kranke Herz tat bald seinen letzten Schlag.

    Nun stand die zweiundzwanzigjährige Kathrein da, allein und mittellos. Was sollte sie nun beginnen?

    Die Antwort auf diese Frage gab Anette Treußen, die zum Begräbnis des Vetters erschien, um dessen verwaister Tochter mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Die Wohnung wurde in Bausch und Bogen an ein Ehepaar verkauft, und Kathrein fand ein Zuhause bei dem lieben Nettchen.

    Diese bezog eine Rente, die gut für beide ausgereicht hätte, doch Kathrein wollte davon nichts wissen. Sie wäre sehr gut imstande gewesen, einen Büroposten auszufüllen, doch davon wollte wiederum Anette nichts wissen, mit der Begründung, daß sie tagsüber nicht allein sein wollte. Gerade auf das Beisammensein hätte sie sich gefreut. So suchte Kathrein sich Heimarbeit, mit der ein Rechtsanwalt sie reichlich versorgte.

    *

    Endlich hatte sich der Regen verzogen, und die Sonne strahlte auf das nun blankgewaschene Land. Mit Eifer gingen die Gartenbesitzer daran, Beete abzudecken, Wege zu harken und das Unkraut zu entfernen, das keck hochzuschießen begann.

    Kathrein, die eben dabei war, einen Haufen der Schmarotzer in die Karre zu tun, ließ von ihrer Arbeit ab und ging dem Briefträger entgegen, der soeben durch die Pforte trat.

    »Guten Morgen, Fräuleinchen«, grüßte er zutraulich. »Heute habe ich was ganz Besonderes für die Tante Nettchen. Einen Einschreibebrief von dem da«, er zeigte mit dem Daumen nach der Mauer, hinter der das feudale Haus stand. »Diesen Zettel muß das Tantchen unterschreiben. Oder schläft sie noch?«

    »Um zehn Uhr?« kam es von der Haustür her, durch die Anette trat. »Ich bin doch keine Primadonna. So, hier haben Sie die Unterschrift. Ein Schnaps gefällig?«

    »Leider nicht. Ich bin doch jetzt motorisiert.«

    Aber die Zigarren, die Kathrein holte, nahm er mit Dank an und trollte zufrieden von dannen.

    Die Damen gingen ins Wohnzimmer, wo Nettchen die Brille auf die Nase setzte, gemächlich den Brief öffnete und ihn gründlich las.

    Kathrein, die danebenstand, bezwang ihre Neugierde, bis die Tante die Brille abnahm. Dann erst fragte sie:

    »Was will denn der Uhu von dir, Nettchen?«

    »Unser Buen Retiro kaufen.«

    »Waaas? Der ist wohl von ’ner kranken Kuh gebissen!«

    »Meine ich auch. Hier, lies.«

    Kathrein tat es. Und was da fein säuberlich getippt stand, war das herablassende Angebot des Herrn Dr. rer. pol. Jens Waland an Fräulein Anette Treußen, ihm ihr Anwesen zu verkaufen, das wie eine störende Enklave inmitten seines Besitztums lag. Er wolle bauen und brauche darum den Platz.

    »Na, so ein habgieriger Mensch!« empörte Kathrein sich. »Der besitzt doch wahrlich Land genug…«

    »Sag mal, Herzchen, warum regst du dich eigentlich so auf?« lachte Anette gemütlich dazwischen. »Er kriegt einen abschlägigen Bescheid und damit basta. Das wäre dann schon der zweite. Denn als er nach dem Tode Bröcks dessen Betrieb nebst Besitz offiziell übernahm, denn inoffiziell gehörte ihm beides schon lange, ersuchte er mich, mein Anwesen an ihn abzutreten, da es Bröcksches Eigentum gewesen war. So teilte ich ihm dann mit, daß er da nicht so recht im Bilde wäre. Wohl hätte David Bröck das Gehöft einem Verwandten als Wohnsitz überlassen, es aber nach dessen Tod an meinen Vater rechtmäßig verkauft. Die beglaubigte Abschrift des Kaufvertrags legte ich dem Schreiben bei, und da er sich daraufhin nicht meldete, nahm ich an, daß die Sache erledigt sei. Doch mitnichten. Er schickt mir nun ein Kaufangebot, das übrigens recht großzügig ist. Also werde ich die zweite Absage noch deutlicher formulieren müssen.«

    Jedoch auch das nützte nichts. Denn einige Tage später erschien ein älterer Herr, der sich als Prokurist des Walandschen Handelshauses vorstellte und sehr selbstbewußt auftrat.

    »Also, mein gnädiges Fräulein«, begann er jovial, nachdem Anette ihm einen Platz angeboten hatte, »ich glaube, daß es sich recht gut mit Ihnen verhandeln lassen wird.«

    »Kommt ganz darauf an«, entgegnete Nettchen, während Kathrein den tadellos gekleideten Herrn mit den grauen Schläfen eingehend betrachtete.

    »So ist es. Mein liebes Fräulein Treußen, Sie können sich sicher denken, warum ich hier bin?«

    »Allerdings.«

    »Hm, ja, ich bin im Auftrag des Herrn Doktor Waland hier…«

    »Der einem Menschen den Platz nehmen will, der seit zwei Jahrzehnten sein Zuhause ist«, unterbrach Anette ihn gelassen. Da wurde der wohlwollende Herr denn doch unsicher. Wie leicht hatten sein Chef und er es sich gedacht, so ein altes Fräulein umzustimmen mit Komplimenten und einem überzahlten Preis. Also mußte er es auf eine andere Art versuchen.

    »Aber, aber, mein gnädiges Fräulein, warum denn gleich so kraß?« sagte er vorwurfsvoll. »Herr Doktor Waland würde natürlich für Ersatz sorgen…«

    »Eben, Ersatz!« unterbrach Anette ihn wieder. »Wer gibt sich denn damit zufrieden, wenn er es nicht unbedingt muß? Ihrem Chef gehört hier das Gelände, so weit das Auge reicht. Darauf kann er doch bauen noch und noch. Warum ist er nun ausgerechnet auf dieses armselige Stückchen Land so versessen?«

    »Aus Rücksichtnahme, nur aus Rücksichtnahme. Schauen Sie, gnädiges Fräulein, wenn hier Speicher hinkommen, wie es geplant ist, wird es sehr unruhig werden. Und Sie haben sich doch in diese Einöde zurückgezogen, um Ruhe zu haben, nicht wahr?«

    »Das tat vor zwanzig Jahren mein Vater. Aber nicht etwa, um Däumchen zu drehen, sondern um nach seiner Pensionierung nicht ohne Beschäftigung zu sein. Da er gern buddelte und bastelte, fand er hier eine Betätigung, die ihm zusagte. Er schloß sich in dieser Einöde auch nicht wie ein Einsiedler ab, wie ich es ja auch nicht

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