Verzweiflung war ihr Motiv: Dr. Norden Extra 62 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Serie: Dr. Norden Gesamt 5. Aufl. Ganz in Gedanken vertieft betrachtete Dr. Daniel Norden das Krankenblatt, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Langsam griff er zum Telefon, doch in diesem Augenblick trat Wendy ein. Sie war eine Allroundkraft und wollte ihre vielfältigen Aufgaben auch mit niemandem teilen. Die Praxis war ihr Lebensinhalt und Dr. Norden der beste Chef, den sie sich wünschen konnte. Daß sie mit vollem Namen Annalisa Wendel hieß, wußten die wenigsten. Sie sah seine ernste Miene und ahnte gleich, über wen er nachdachte. »Ich will nicht stören, Doc, aber ein Herr Dr. Trentow möchte Sie dringend sprechen. Er wollte mir aber nicht sagen, worum es sich handelt.« Trentow? Dr. Nordens Augenbrauen schoben sich zusammen. So hieß doch der Anwalt, der den Industriellen Justus Ohn verteidigte, der des Mordes an seiner Frau angeklagt war. Was mochte er wohl von ihm wollen? »Ist das der Strafverteidiger?«
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Dr. Norden
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Verzweiflung war ihr Motiv - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 62 –
Verzweiflung war ihr Motiv
Patricia Vandenberg
Ganz in Gedanken vertieft betrachtete Dr. Daniel Norden das Krankenblatt, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Langsam griff er zum Telefon, doch in diesem Augenblick trat Wendy ein. Sie war eine Allroundkraft und wollte ihre vielfältigen Aufgaben auch mit niemandem teilen. Die Praxis war ihr Lebensinhalt und Dr. Norden der beste Chef, den sie sich wünschen konnte.
Daß sie mit vollem Namen Annalisa Wendel hieß, wußten die wenigsten. Sie sah seine ernste Miene und ahnte gleich, über wen er nachdachte.
»Ich will nicht stören, Doc, aber ein Herr Dr. Trentow möchte Sie dringend sprechen. Er wollte mir aber nicht sagen, worum es sich handelt.«
Trentow? Dr. Nordens Augenbrauen schoben sich zusammen. So hieß doch der Anwalt, der den Industriellen Justus Ohn verteidigte, der des Mordes an seiner Frau angeklagt war. Was mochte er wohl von ihm wollen?
»Ist das der Strafverteidiger?« fragte Wendy flüsternd.
»Ich nehme es an. Wir werden sehen, was ihn herführt.«
Dr. Fabian Trentow war Dr. Norden sofort sympathisch. Er wirkte jetzt keineswegs wie ein brillanter Strafverteidiger, dessen Überzeugungskraft sogar von seinen Gegnern anerkannt wurde. Er sah müde aus und unsicher.
»Meinen verbindlichen Dank, daß Sie mich empfangen, Dr. Norden«, begann er langsam. »Ich bitte Sie in einer heiklen Angelegenheit um Ihre Hilfe. Sie sind meine letzte Hoffnung und vielleicht die allerletzte für meinen Freund Ohm.«
»Und wie könnte ich helfen? Beruhigt es Sie, wenn ich Ihnen sage, daß ich Justus Ohm für nicht schuldig halte?«
»Es macht mir Mut, Ihnen mein Anliegen in einer sehr mysteriösen Angelegenheit vorzutragen«, erklärte er aufatmend. »Renate Ohm war zeitweise auch Ihre Patientin, und so kannten Sie diese Frau, insofern jemand sie überhaupt richtig kannte. Aber es geht nicht um sie, und ich erwarte auch nicht, daß Sie ein ärztliches Geheimnis preisgeben. Es ist Ihnen sicher bekannt, daß Justus eine Beziehung zu Brenda Henderson hatte, die ja auch Ihre Patientin war. Sie könnte ihm ein Alibi für die Tatzeit geben, aber sie ist verschwunden, unauffindbar, was mir unerklärlich ist, da zwischen ihr und Justus keinerlei Differenzen bestanden.«
»Ich kann Ihnen über sie auch nichts sagen. Es ist Monate her, daß sie bei mir war«, erwiderte Dr. Norden zögernd.
Dr. Trentow nickte geistesabwesend. »Es ist so schwierig, mit Justus zu reden. Er resigniert, er glaubt nicht mehr an die Gerechtigkeit. Er ist überzeugt, daß man ein raffiniertes Komplott gegen ihn inszeniert hat. Tatsächlich sprechen auch alle Indizien gegen ihn. Nun hat er mir endlich einen weiteren Namen genannt. Es handelt sich um eine Freundin von Brenda Henderson, die möglicherweise Ihren ärztlichen Rat ebenfalls in Anspruch genommen hat. Donatella Gambrini heißt sie.«
Dr. Norden sah betroffen hoch und das entging den wachen Augen Dr. Trentows nicht.
»Der Name sagt Ihnen etwas, ich sehe es Ihnen an.«
Dr. Norden konnte es nicht leugnen. »Der Name schon, aber sonst bin ich in diesem Fall an meine Schweigepflicht gebunden«, erwiderte er.
»Dann ist sie Ihre Patientin? Guter Gott, Sie könnten doch wenigstens versuchen, ein Gespräch zu vermitteln. Ich will keine Auskünfte über sie, sondern nur fragen, ob sie etwas von Branda weiß.«
»Kennen Sie Frau Gambrini?« fragte Dr. Norden.
»Ich bin ihr einmal auf einer Party begegnet. Eine faszinierende sehr schöne Frau, anders als Brenda, die so leicht durchschaubar ist. Gerade deshalb begreife ich nicht, daß sie Justus im Stich gelassen hat. Er meint, daß sie ihn für schuldig hält und will sie auch aus dem Prozeß heraushalten.«
»Er weiß, was Sie vorhaben?« fragte Dr. Norden.
»Nein, das weiß er nicht, aber ich kann nicht tatenlos zusehen, wie sie ihm den Strick immer fe-ster um den Hals ziehen.«
»Sie denken, daß man ihn auf Grund von Indizien verurteilt?«
»Man weiß, wie es um die Ehe stand. Diese Frau hatte sich zu einem Monster entwickelt, aber sie konnte als Engel erscheinen. Er wollte sich scheiden lassen, sie wehrte sich mit allen Mitteln dagegen. Sie betrog ihn, aber das zieht bei dem Staatsanwalt auch nicht, denn es war bekannt, daß Justus ein Verhältnis mit Brenda hatte. Ich bin geneigt zu glauben, daß sie den öffentlichen Angriffen nicht gewachsen war und deshalb geflohen ist.«
»Daß sie Renate Ohm umgebracht haben könnte, dieser Gedanke ist Ihnen nicht gekommen?«
»Sie wäre Renate nicht gewachsen gewesen. Ich bezweifle jedoch nicht, daß ihre Liebe zu Justus echt war.«
Dr. Norden sah ihn nachdenklich an. Ein Drama rollte da vor ihm ab, und vielleicht sollte Donatella Gambrini darin wirklich eine entscheidende Rolle spielen. Aber er wußte zu gut, daß sie in ihrem derzeitigen Zustand zu klaren Aussagen nicht fähig war.
Dann aber kam ihm plötzlich der Gedanke, daß Fabian Trentow zuerst ihr helfen konnte. Aber war ihm zu trauen, daß er absolutes Stillschweigen bewahren würde? Nun, er war Anwalt und kannte auch die Schweigepflicht.
»Könnten Sie mir wenigstens einen kleinen Hinweis geben, Dr. Norden?« fragte Fabian Trentow heiser.
»Versprechen Sie mir absolutes Stillschweigen zu bewahren über das, was ich Ihnen jetzt sage, und es auch keinesfalls zu diesem Zeitpunkt in den Prozeß einzubringen?«
»Ich schwöre es!«
»Und werden Sie Donatella Gambrini völlig in Ruhe lassen, wenn sie Sie von sich stößt?«
In Fabians Mienenspiel zeichnete sich Erschrecken ab. »Wollen Sie damit sagen, daß sie geistig verwirrt ist?« fragte er bestürzt.
»Das nicht, aber sie ist eine schwerkranke Frau und hat ihr Erinnerungsvermögen verloren. Wir wissen nicht die Ursache ihrer Erkrankung, die nicht nur ein Rätsel in sich birgt. Es könnte aber sein, daß Ihr Erscheinen eine Erinnerung in ihr weckt. Haben Sie einmal mit ihr gesprochen?«
»Ja, das schon, aber sie war sehr umschwärmt. Ich hatte keine Chance, mich länger mit ihr zu unterhalten.«
»Wissen Sie noch die Farbe ihres Kleides, das sie an jenem Abend trug?«
»O ja, es war ein nilgrünes Kleid aus fließender Seide. Es stand ihr wunderbar.«
Dr. Norden sah ihn nachdenklich an. Das klang nach echter Bewunderung, und da es immerhin einige Monate her sein mußte, schien er sehr von ihr beeindruckt gewesen zu sein.
»Wissen Sie noch etwas von ihr?«
»Es wurde darüber gesprochen, daß sie am nächsten Tag nach Rom fliegen wollte, um an einer Hochzeit teilzunehmen. Brenda wollte dann eine Woche mit ihr in Ostia verbringen.«
Dr. Nordens Gesicht entspannte sich. »Damit könnten wir etwas anfangen. Donatella befindet sich in einer Privatklinik und wird von einem befreundeten Arztehepaar betreut. Das alles sollte auch geheimbleiben, sie wird dort nur Donna genannt und sie ist bereits sechs Wochen dort.«
»Ihr Zustand hat sich nicht gebessert?« Fabian Trentows Stimme klang rauh.
»Physisch schon, aber nicht psychisch. Den geheimnisvollen Virus haben wir immer noch nicht gefunden. Die Symptome sind ähnlich wie bei einer Ornithose.«
»Eine Art Papageienkrankheit.«
»Aber wie kann sie dazu gekommen sein?«
»Wenn wir das wüßten! Es war ja schwer genug, die Symptome einzuordnen. Es waren uncharakteristische bronchopneumotische Herde in beiden Lungen festzustellen. Hohes Fieber über längere Zeitdauer und andere Symptome, die auch