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Germania 1943 - Eine Fiktion
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eBook258 Seiten3 Stunden

Germania 1943 - Eine Fiktion

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Über dieses E-Book

1943 steht Deutschland nach den Niederlagen in Stalingrad und Kursk militärisch mit dem Rücken zur Wand. Das moralische Kapital ist durch die Ermordung der jüdischen Bevölkerung sowie andere menschenverachtende Handlungen längst verspielt. In diesen Stunden formieren sich Männer und Frauen, um den Ruf Deutschlands nicht weiter ruinieren zu lassen und bilden eine Opposition gegen Hitler. Am 17. November 1943 fällt dieser einem Attentat zum Opfer, gleichzeitig werden seine Paladine verhaftet. Kurz flammt Widerstand von Anhängern Hitlers auf, dieser wird aber mit Waffengewalt unterdrückt. Ein in der deutschen Bevölkerung sehr geschätzter hochrangiger Offizier übernimmt die Staatsgeschäfte und der Krieg wird weiter fortgesetzt. Im Wissen, dass dieser nur bei einer Überlegenheit der eigenen Waffen zu gewinnen ist, werden Pläne wieder aus den Tresoren der Industrie geholt und vollkommen neue Waffentechnik entsteht, die den Deutschen erneut ein offensives Vorgehen erlaubt. Das Blatt an den Fronten wendet sich, und es ergeben sich ganz unerwartete Wendungen.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum21. Okt. 2015
ISBN9783737570848
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    Buchvorschau

    Germania 1943 - Eine Fiktion - Frank Hille

    Moskau, 1951

    Traditionell würde wie seit 1946 üblich am 15. November zeitgleich in Berlin, Paris, London, Rom, Warschau und Moskau eine beeindruckende Militärparade stattfinden.

    Der Mann in der dunkelblauen Uniform verfluchte wie jedes Jahr kurz vor diesem Tag seine Aufgabe, die Parade hier in Moskau vorzubereiten, denn man konnte nie verlässlich voraussagen, wie das Wetter dann sein würde. Den Sommer über war die Stadt durchaus erträglich, zumal sich seit 1946 überall Baukräne drehten und ganze Reihen alter Straßenzüge abgerissen worden waren und neuen Häusern Platz gemacht hatten. Die schon früher vorhandenen großzügig dimensionierten Verkehrsachsen waren dagegen erhalten geblieben und es hatte sich bald herausgestellt, dass dies eine kluge Entscheidung gewesen war. Heute waren die Straßen bereits in den Morgenstunden mit Autos aller möglichen Marken überfüllt und die Moskauer hatten sich daran gewöhnt, fast ständig im Stau zu stehen. Wer konnte wich in die U-Bahn aus, dort kam man wesentlich schneller, aber wegen dem Menschenandrang auch deutlich unbequemer voran, da das Streckennetz mit dem rasanten Wachstum der Stadt bei weitem nicht Schritt halten konnte, obwohl sich an drei verschiedenen Stellen an der Peripherie der Stadt mächtige Tunnelbohrmaschinen in den Untergrund wühlten. Der Mann wohnte in einem vor kurzen errichteten und zwanzig Stockwerke hohem Apartmenthaus und verfügte über eine gehobene Wohnungsausstattung mit Parkett, einer exklusiven Küche und anderen Annehmlichkeiten. Der Blickfang in seinem Wohnzimmer war allerdings ein großer Farbfernseher, und wenn er Gäste hatte spürte er, wie sehr sie ihn darum beneideten. Diese Geräte gab es erst seit ein paar Monaten und er hatte sich sofort eines gekauft. Auch dass er es sich leisten konnte, eine zweietagige Wohnung zu mieten, deren Obergeschoss ganz an der Spitze des Hauses über eine geräumige Dachterrasse mit einem sensationellen Blick über die Stadt begeisterte zeigte an, dass  er wohl zu denjenigen gehörte, die es geschafft hatten. Was ihn an der Aussicht etwas störte war der alte, hässliche und hohe Wohnturm in relativer Nähe, aber dieser und das danebenstehende Kraftwerk sollten in ein paar Monaten abgerissen und der Ort neu bebaut werden. Der Mann selbst ging davon aus, dass er aufgrund seiner Funktion und seines Einsatzes durchaus angemessen honoriert wurde. Er war 38 Jahre alt, Junggeselle und Perfektionist. Dass seine Mitarbeiter unter diesem Drang von ihm öfter einmal litten nahm er zwar wahr, es interessierte ihn aber nicht, schließlich hatte jeder seine Aufgaben so gut wie möglich zu erfüllen. Er hatte absolut verinnerlicht, dass die ganze Welt den Tag der Paraden in den sechs Städten mit einer Mischung von Ehrfurcht und Angst erwarten würde und er war fest entschlossen, dieses Ereignis wieder zu dem werden zu lassen, was es sein sollte: ein Zeichen von Stärke und Macht.

    Die Vorbereitungen dafür begannen schon früh im Jahr. Sein Mitarbeiterstab von knapp 10 Leuten hatte verschiedenste Aufgaben, die teils banal erschienen, aber wer genauer hinsah bekam mit, dass tausende Dinge zu bedenken waren und selbst Kleinigkeiten eine bedeutende Rolle spielen konnten. Der Mann hatte eine Liste erstellt, in der alle Aktivitäten in ihrem zeitlichen Ablauf vermerkt waren. Natürlich hatten er und seine Mitarbeiter schon eine gewisse Routine entwickelt und in den letzten Jahren waren die Paraden ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Wie choreographiert waren die Panzer über den Roten Platz gezogen, hatten Jagdflugzeuge und Strahlbomber die Stadt überflogen und waren die Truppen über das Pflaster paradiert. Dem Mann selbst waren beim Anblick des wie ein Uhrwerk ablaufenden Spektakels Schauer über den Rücken gekrochen, denn was hier vor sich ging, war zum großen Teil mit das Ergebnis seiner Arbeit. Als die Gäste nach dem Ende der Parade im Kordon der Sicherheitsleute die Tribüne verließen und sich in den Bankettsaal begaben gehörte er mit zu den wenigen übrigen, die nicht zur Riege der Staatsführung oder der hochrangigen Beamtenschaft zählten, aber dennoch eine herausgehobene Stellung inne hatten und an dem Akt teilnehmen konnten. Unter den schätzungsweise 200 Teilnehmern am Bankett befanden sich überwiegend Männer in Uniformen, die Zahl der Zivilisten war verschwindend gering und nur wenige Frauen waren anwesend. Obwohl der Mann streng genommen eine mehr organisatorische Arbeit zu leisten hatte trug er dennoch eine Uniform, deren Schulterstücke ihn als Major auswiesen. Eine direkte militärische Ausbildung hatte er nie durchlaufen, aber er war nach den ersten beiden erfolgreich und beeindruckend verlaufenen Paraden sofort zum Offizier ernannt worden. Damit waren für ihn eigentlich nur Vorteile verbunden, denn dieser Status bescherte ihm ein üppiges Einkommen und Respekt. Außerdem war es für die Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen erleichternd, denn als Zivilist hätte er wohl größere Probleme gehabt. Insbesondere die Leute vom Geheimdienst zeichneten sich durch eine erhebliche Arroganz aus und der Mann merkte, dass sie ihn zwar als Fachmann schätzten, aber mit einem nicht zu übersehenden Dünkel gegenübertraten. Dennoch funktionierten die Abstimmungen recht gut, denn die Geheimdienstler wussten ganz genau, dass er über einen sehr guten Draht zur obersten Führung verfügte.

    Ostentativ hatte ihn der Oberkommandierende der östlichen Militärzone nach der ersten Parade an seinem Tisch im Bankettsaal aufgesucht, ihm die Hand geschüttelt und drei Sätze mit ihm gewechselt.

    „Gute Arbeit hatte er so laut gesagt, dass es die Umhersitzenden hören konnten, „sehr gute Arbeit. Wenn es mal irgendwo klemmen sollte, rufen Sie mich einfach an. Nächstes Jahr ist der Generalissimus in Paris, aber in zwei Jahren wird er hier die Parade abnehmen, und Sie wissen, was das bedeutet.

    Der Mann wusste es genau.

    Es war Mitte September und das Jahr, in dem der Generalissimus zu dem Festakt in Moskau sein würde. Der Mann und seine Leute arbeiteten ihre Liste routiniert ab, aber dieses Jahr hatte er ein ungewisses Gefühl, welches er aber nicht rational begründen konnte. Es war so etwas wie eine Vorahnung, dass es etwas geben könnte, was er bislang übersehen hatte und die Parade gefährden könnte. Seine Anfrage bei den Leuten vom Geheimdienst, ob es irgendwelche Anzeichen für eine Gefährdung geben könnte, war ergebnislos verlaufen. Es gäbe nur die üblichen Aktivitäten der Gegenseite und im Untergrund, aber man könnte nichts Außergewöhnliches erkennen. Abends saß er noch lange grübelnd in seiner Wohnung und ging in Gedanken noch einmal alles durch. So sehr er auch nachdachte, nach seinem Empfinden gab es keine Schwachstellen, alles war bis ins Detail durchdacht und seit Jahren bewährt. Aber vielleicht lag gerade in der doch recht tief sitzenden Überzeugung, dass alles perfekt vorbereitet wäre und es schon wieder alles klar gehen würde, die eigentliche Gefahr, nachlässig zu werden.

    Am nächsten Morgen zog der Mann seine dunkelblaue Uniform an, setzte die Schirmmütze auf und fuhr mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage, wo er sein Dienstfahrzeug bestieg.

    „Guten Morgen Vitali" begrüßte er seinen Fahrer, dieser nickte nur.

    Das Fahrzeug fädelte sich in die endlose Fahrzeugkolonne ein, nach 20 Minuten stieg der Mann vor einem Gebäude im Kreml aus dem Auto aus. Kurz zuvor hatte das Fahrzeug zwei Kontrollpunkte der Sicherheitszone passiert. Als der Mann die Treppen zu seinem Büro emporstieg wusste er, dass heute wieder ein langer Arbeitstag vor ihm liegen würde.

    Er würde heute wie schon so oft mit seinen Leuten noch einmal darüber nachdenken, welche Wege und Mittel sie wählen würden, wenn sie zur Gegenseite gehören würden.

    Berlin, Oktober 1943

    Der athletische Mann in der Generalsuniform saß vor einem Glas Rotwein und rauchte eine Zigarre. Es war bereits dunkel, aber nur eine schmucklose Stehlampe spendete etwas Licht. Hätte jemand dem Offizier ins Gesicht sehen können wäre ihm aufgefallen, dass dessen Züge auf der einen Seite angespannt waren, auf der anderen aber etwas wie ein fatalistischer Ausdruck auf ihnen lag. Insgesamt drückte seine Körperhaltung Entschlossenheit aus, aber als er sich erhob und zum Fenster ging sah man, dass er sein rechtes Bein nachzog. Generaloberst Anton Fiedler war im Jahr 1942 an der russischen Front bei der Inspektion eines Panzerbatallions in einen überraschenden Granatüberfall der Roten Armee geraten und die messerscharfen Splitter zertrümmerten sein rechtes Knie. Die sofortige Verlegung in ein Lazarett rettete ihm das Leben, denn ohne rasche medizinische Hilfe wäre er verblutet. Obwohl die Ärzte das Knie mehrere Stunden operierten gelang es ihnen nicht, dessen Beweglichkeit wieder herzustellen. Für Fiedler bedeutete das eine gewisse Einschränkung, aber er war im Gegensatz zu anderen, die sich damals in seiner Nähe aufhielten, mit dem Leben davongekommen. Dass er bei seiner Berufswahl die Option gewählt hatte, eventuell bei einer kriegerischen Auseinandersetzung zu sterben war ihm sehr wohl bewusst gewesen. Dennoch war er, durch eine lange Familientradition geprägt, schon als Junge entschlossen gewesen Offizier zu werden, und ihm wurden Begriffe wie Ehre und Ritterlichkeit vermittelt. 1898 geboren wurde er 1916 als Soldat an die französische Front kommandiert und sah sich mit dem Grauen des Krieges konfrontiert. Trotz Zerstörung, Vernichtung und tausendfachem Tod sah er in der Gemeinschaft der Soldaten etwas Besonderes, und der faire Umgang der Gegner in den Kampfpausen sah er als Bestätigung an, dass die ihm von Vater und Großvater vorgelebten Werte auch unter diesen schrecklichen Umständen tatsächlich noch zum Teil existieren konnten. Er kam wie durch ein Wunder mit nur zwei leichten Fleischwunden durch dieses Inferno, und da er sich tapfer und wagemutig gezeigt hatte, wurde er zum Leutnant befördert.

    1918 sah er sich verraten, als Deutschland kapitulierte. Anton Fiedler war klar gewesen, dass Deutschlands der Übermacht der Feinde auf Dauer nicht hätte widerstehen können, aber für ihn stand fest, dass alles vielleicht doch anders gekommen wäre, wenn ihnen nicht die aufständigen Soldaten und Matrosen in den Rücken gefallen wären. Folgerichtig schloss er sich einem Freikorps an. Die Reichsregierung stellte schnell fest, dass sich die Vielzahl dieser Korps aufgrund ihrer sehr unterschiedlichen politischen Grundeinstellungen zu einer Gefahr für die innere Sicherheit entwickeln könnten, und strebte deswegen eine Vereinheitlichung an. Im März 1919 wurde das Gesetz über die Vorläufige Reichswehr verkündet und damit die militärischen Verbände, also auch die Freikorps, in Brigaden der Reichswehr überführt. Anton Fiedler war mit dabei. Da Deutschland nur eine Heeresstärke von 100.000 Mann vorhalten durfte war abzusehen, dass diese Männer den Nucleus eines späteren und stärkeren Heeres bilden würden und ihre Ausbildung war ganz darauf ausgelegt, zukünftig Führungsaufgaben übernehmen zu können. Fiedler fühlte sich jetzt angekommen und ordnete seiner Ausbildung alles unter, 1921 wurde er bereits zum Hauptmann befördert. Der brennende Wunsch, die Niederlage vergessen zu lassen und wieder ein in Europa dominierendes Deutschland zu errichten, verlorengegangenes Territorium zurückzuholen und alte Stärke zu erreichen wurden für Fiedler nahezu zu einer Obsession, für die er seine ganze Kraft einsetzen wollte. Er war hochintelligent und sah die notwendige Änderung der Strategien bereits damals voraus. Als Oberstleutnant reichte er 1927 seine erste Denkschrift an die Heeresleitung ein. In dieser skizzierte er seine Vorstellungen von einer beweglichen Kriegsführung und verwies darauf, dass gepanzerte Fahrzeuge für schnelle Durchbrüche im Zusammenwirken mit der Infanterie geeignet wären, und damit ein für Deutschland nie zu gewinnender Stellungskrieg mit erstarrten Fronten vermieden werden könnte. Man wurde auf ihn aufmerksam und unterbreitete ihm das Angebot, sich langfristig für eine Funktion im Generalstab zu qualifizieren. Anton Fiedler schlug dies aus, er wollte am Aufbau der Panzertruppe direkt beteiligt sein. Obwohl es Deutschland verboten worden war, diese Waffengattung zu besitzen, fanden bereits in den zwanziger Jahren geheime Forschungen und Entwicklungen statt. 1929 wurde er in die geheime, gemeinsam mit Russland betriebene Panzerschule Kama bei Kasan befehligt, um die in Deutschland entwickelten Kampfwagen zu testen. Diese ähnelten noch landwirtschaftlichen Schleppern, und unter diesem Deckmantel waren sie auch entwickelt worden, aber Fiedler sah bereits die künftigen Modelle vor sich. Als Hitler 1933 die Macht ergriff konnte Oberstleutnant Fiedler vieles von dem, was der Führer sagte, unterschreiben. Insbesondere die Vorstellung, dass Deutschland wieder eine wichtige Rolle in der Welt spielen sollte, ließ ihn rastlos am Aufbau der Panzerwaffe arbeiten, und als die ersten Einheiten aufgestellt waren, fühlte er tiefe Befriedigung. 1938 wurde er zum Inspekteur der Panzerwaffe ernannt. Dieses Gefühl, etwas Bedeutsamen geschaffen zu haben steigerte sich nochmals, als die deutschen Panzer in Europa mit ihren schnellen Vorstößen für ganz neue Verhältnisse sorgten und das Reich sich zum Herrscher des Kontinents erhob. Obwohl er nach den leichten Siegen eindringlich davor gewarnt hatte, den aus seiner Sicht noch dringend auszubauenden Panzerverbänden mehr Zeit zu geben, wurden diese kurz darauf im Osten eingesetzt. Generalmajor Anton Fiedler ließ sich von der allgemeinen Euphorie nach den berauschenden Anfangserfolgen in Russland nicht anstecken denn er ahnte, dass der riesige Raum und das noch schlummernde Potential des Landes erhebliche Probleme mit sich bringen würden. Allein der Blick auf die Karte und der Vergleich der Bevölkerungszahlen ließen ihn zu dem Schluss kommen, dass dieser Feldzug ein riesiger Fehler gewesen war, den Deutschland teuer bezahlen müsste. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich, aber er sagte sich als Soldat, dass er trotzdem die Pflicht hätte, treu zu seinem Eid zu stehen und den Kampf mit allen Mitteln fortzusetzen hätte. Da er als Inspekteur der Panzerwaffe regelmäßig an den Beratungen des Generalstabes teilnahm stellte er schnell fest, dass die Planung der Operationen immer mehr zu Einzelentscheidungen durch Hitler wurden und der Generalstab selbst zu einer kritiklosen Runde der Befehlsabnicker verkam. Für Fiedler war das, insbesondere nach der Niederlage von Stalingrad, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Hitler das deutsche Volk mit seinen größenwahnsinnigen Kriegszielen in den Untergang führen würde. 1933 hatte Anton Fiedler voller Vertrauen an die Fähigkeiten dieses Mannes geglaubt und die Hoffnung gehabt, dass er Deutschland Gutes bringen würde und dem Land wieder Geltung verschaffen könnte.       

    Heute, 10 Jahre später, war er fest entschlossen, diesen Mann, gemeinsam zusammen mit der Hilfe vieler anderer Gesinnungsgenossen, zu beseitigen. Dass es nicht ausreichen würde Hitler allein zu liquidieren, um eine grundlegende Wende für Deutschland zu erreichen stand für ihn fest, es musste eine Operation sein, die das gesamte System erschüttern und die viele der bisherigen Werte und Strukturen zerstören und durch andere ersetzen müsste. Generaloberst Anton Fiedler fühlte sich schon lange nicht mehr an seinen Eid an Hitler gebunden und er wusste auch, dass, wenn der Plan aufgehen sollte, viele Menschen sterben mussten. Deutsche Menschen.

    Darunter könnte er selbst auch sein. 

    Führerhauptquartier, 5. Juli 1943

    Adolf Hitler war entgegen seiner Gewohnheit nicht erst gegen 4 Uhr früh ins Bett gegangen sondern hatte sich von seinem Leibarzt kurz nach 22 Uhr ein starkes Beruhigungs- und Schlafmittel spritzen lassen. 3 Uhr wollte er wieder geweckt werden. Es war nicht so, dass ihn die gegenwärtige Lage stark beunruhigte, aber es war unverkennbar, dass die deutschen Truppen die Initiative im Osten verloren hatten. Nach der Niederlage in Stalingrad war die Stimmung in der deutschen Bevölkerung trotz aller propagandistischen Einpeitschungen auf einen Tiefpunkt gesunken und für Hitler war klar, dass er dringend einen strategischen Erfolg brauchte. Einerseits gebot das die ungünstige Lage an der Ostfront, zum anderen war dringend ein positiver psychologischer Effekt notwendig. Ein erster Erfolg war die Wiedereroberung von Charkow im März 1943 gewesen und Hitler gedachte den sich dadurch gebildeten Frontvorsprung der Russen um Kursk herum mit gleichzeitigen nördlichen und südlichen Zangenbewegungen in einen Kessel zu verwandeln und damit die seit einiger Zeit erwartete Offensive der Roten Armee so zu verhindern. Obwohl Teile des Generalstab ihn drängten, die Lage nach dem Fall von Charkow auszunutzen und möglichst schnell nach dem Ende der Schlammperiode gegen Kursk loszuschlagen, sah es Hitler als günstiger an, zuerst die Verluste an Menschen und Material auszugleichen und erst dann zu handeln. Insbesondere setzte er auf die nunmehr schneller anlaufende Zuführung der neuen Panther Panzer, die die Speerspitze dieser Operation bilden sollten. Trotz der Einwände von anderen Vertretern des Generalstabs, den neuen Panzertyp erst ausgiebig im Truppeneinsatz zu testen und nicht in Kursk massiert einzusetzen, lehnte Hitler dies ab und bestand vehement darauf, den Panthern eine entscheidende Rolle beim Angriff zuzuweisen. Eine ausreichende Anzahl dieser neuen Kampffahrzeuge würde aber erst im Sommer 1943 zur Verfügung stehen, so dass die Russen damit Zeit gewinnen würden, die bereits stark ausgebauten Verteidigungsstellungen weiter zu verstärken. Die Kritiker des Operationsplanes wiesen Hitler verzweifelt darauf hin und prognostizierten ein Scheitern des Planes, aber dieser wiegelte alle Bedenken mit dem Verweis auf die Überlegenheit der Panther ab. Diese würden jede noch so stark ausgebaute Verteidigung überwinden können und die Standardpanzer der Wehrmacht, die Panzer III und IV, in diese Lücken hineinstoßen und Frontvorsprung im Osten von Norden und Süden her in einen Sack verwandeln, der dann von der nachströmenden Infanterie endgültig zu liquidieren wäre. Dass die Russen die deutschen Truppen gut vorbereitet erwarten würden war allen klar, aber es gab keinen anderen Weg um die Initiative wiederzugewinnen. 

    Der Angriffsbefehl sah vor, dass die deutschen Truppen 3 Uhr 30 ihre Operationen beginnen sollten.

    Prochorowka, 8. Juli 1943

    Der Kompaniechef Leutnant Hans Naumann stand auf dem Turm des Panthers und beobachtete mit dem Fernglas die Gegend. Neben ihrem Fahrzeug waren rechts und links leicht in der Tiefe gestaffelt ebenfalls zirka 20 dieser Panzer aufgefahren. Nach den ersten Anfangserfolgen der Operation „Zitadelle" hatte sich der Widerstand der Russen versteift, die Geländegewinne der Deutschen reduzierten sich deutlich. Auf dem Weg zu ihrer Bereitstellungsposition hatten die Panzer eine von Granaten zerpflügte Landschaft passiert. Von der Gnadenlosigkeit der Kämpfe zeugten die zerstörten und vielfach noch mit öligem Rauch brennenden deutschen und russischen Panzer, die zermalmten PAK Geschütze und die auf dem Boden liegenden toten Soldaten beider Seiten. Naumann war seit 1941 an der Ostfront und hatte die Euphorie der schnellen Siege in dieser Zeit miterlebt. Damals war er fassungslos gewesen, wie planlos die

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