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Maidan: Am Vorabend der Apokalypse
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Maidan: Am Vorabend der Apokalypse
eBook159 Seiten2 Stunden

Maidan: Am Vorabend der Apokalypse

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Über dieses E-Book

Der Handlungszeitraum spannt sich (abgesehen von Prolog und von Epilog) von Dezember 2013 bis zum Sommer 2014. Hauptschauplätze der fiktiven Geschehnissen sind das Weiße Haus, der Kreml, der Maidan, der Stammsitz der ukrainischen Regierung, der Flottenstützpunkt Sewastopol, ein Flugleitzentrum der ukrainischen Luftwaffe sowie Kampfgebiete im Operationsgebiet der separatistischen Rebellen.
Die fiktive Fabel basiert auf der Philosophie, dass Menscheitsgeschichte letztendlich ein permanenter Kampf um die Verteilung von Ressourcen ist und wurzelt in der Unterstellung, dass der exorbitanten Ausweitung des Konflikts in der Ukraine us-amerikanische Interessen zugrunde liegen, welche darauf abzielen, Russland strategisch wirtschaftlich und militärisch zu schwächen, um diesem den Zugang zu den Ressourcen der Arktis zu erschweren bzw. gänzlich zu vereiteln.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum5. Feb. 2015
ISBN9783737530552
Maidan: Am Vorabend der Apokalypse

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    Buchvorschau

    Maidan - Joachim Gerlach

    Prolog

    Washington, Weißes Haus, September 2011

    Die im dezent abgedunkelten Raum Versammelten – sechs Männer und eine Frau – schauten in nicht zu verbergender Anspannung auf den Präsidenten.  Sie wussten bereits um die Brisanz des Meetings, denn  nicht ohne Grund hatte der Präsident sie an diesem Tag zur späten Nachmittagsstunde in genau diesen Raum seines Amtssitzes gebeten. Ein Raum ohne Fenster mit abhördichten Decken und Wänden, die installierten elektronischen Systeme ohne jede Vernetzung zur Außenwelt. Ein kommunikativer Hochsicherheitstrakt. Zuletzt wurde der Raum, von den Mitarbeitern im Weißen Haus lax „die Kammer genannt,  während der Planungen des zweiten Golfkrieges genutzt, jedoch auch da nur zu ganz besonders geheimen Themen. Allein der mit anwesende Berater des Präsidenten, zuständig für  Probleme der internationalen Wirtschafts- und Finanzpolitik, Carl Treater kannte den Raum aus dieser Zeit von innen.  Damals führte noch Bush jun. das Land. Selbst der Präsident, seit 2009 im Amt,  befand sich nun das erste Mal in der „Kammer. Neben dem Präsidenten und dem bereits erwähnten langjährigen Wirtschafts- und Finanzberater saßen im Raum der Vizepräsident Edward Snow, die Ministerin für Energiewirtschaft Anne Douglas, der Verteidigungsminister Max Harford, der Chef des Stabes Will Sucken, der Direktor des CIA Dirk Clapton sowie der Außenminister und engste Vertraute des Präsidenten, Harry Westphal.

    Auf der riesigen Videowand flimmerte in einer Endlosschleife ein kurzer Videoclip. Zu sehen war ein Roboterarm, dessen Greifer eine Flagge in den sandigen Boden pflanzte. Eine russische Flagge und ganz offensichtlich unter Wasser. Neben der Videowand warf ein Beamer ein Diagramm an die Wand, darauf zu sehen zwei Linien, welche mit zunehmender Zeitachse allmählich aufeinander zustrebten. Die grüne Linie, welche die derzeit bekannten weltweiten Ölvorräte anzeigte und eine rote, die den durchschnittlichen Jahresverbrauch des Öls markierte. Die grüne Linie verlief waagerecht relativ gleichmäßig im oberen Bereich der Grafik, die rote im unteren Bereich, allerdings leicht ansteigend. Zwischen beiden Linien bestand noch ein erheblicher Abstand, doch war selbst für Unkundige problemlos zu erkennen, dass es bei adäquatem Weiterverlauf beider Linien irgendwo rechts außerhalb des Diagramms zu einem Treffpunkt der Linien kommen musste. Der Punkt, an welchem die bekannten Ölvorräte der Welt unwiderruflich und ein für allemal aufgebraucht sein würden.

    Der Präsident verharrte an seinem Platz und starrte ausdruckslos, das offensichtliche ungeduldige Räuspern und Scharren einiger seiner engeren Mitarbeiter geflissentlich überhörend, auf die Performance.  Seit zwei Jahren war er nun im Amt, hatte sich nach den Mühen der politischen Mühlen als Senatsmitglied und Junior-Senator in Alabama einigermaßen eingerichtet; Ehefrau und Töchter genossen weidlich das Leben in den Räumen ihres neuen Domizils, Nun konnte er endlich daran gehen, die seinem Wahlvolk unter dem Schlachtruf „Ja, wir schaffen es. Gemeinsam! in Aussicht gestellten Ziele seiner Politik mit aller Kraft und gegen alle Widerstände umzusetzen.  Daran glaubte er fest, jedenfalls bis vor einer Woche. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich noch im Urlaub, war mitsamt Familie auf der Rückreise von der Ranch in der bergigen Wildnis. Als er am frühen Morgen des ersten Arbeitstages wieder das Oval Office bezog, ging er sogleich daran, sich die Übersicht über die Schwerpunkte der nächsten Tage und Wochen zu verschaffen. Stabschef Sucken hatte ihn bereits kurz instruiert. Auf dem schweren Eichentisch befanden sich fein säuberlich geordnet die in Folder gehefteten wichtigsten Dokumente, obenauf wie stets der knappe Report des Außenministers zur internationalen Lage. Gegen Mittag hatte sich der Präsident nahezu im wesentlichen mit fast allen Dokumenten vertraut gemacht. Arbeit en masse ja, aber nicht ungewöhnlich und schon gar nicht bedrohlich. Es verblieb der Bericht des Energieministeriums. Den hatte er sich bewusst für den Schluss aufgespart, denn sein bisherigen Erfahrungen besagten, dass in aller Regel die sehr sauberen und übersichtlichen Tabellen und Diagramme der dafür zuständigen, höchst attraktiven Ministerin für den die Ordnung und Knappheit liebenden Präsidenten rein formell zwar immer wieder wie die Verfasserin selbst eine Augenweide darstellten, inhaltlich aber angesichts anderer Probleme eher banal daherkamen. Der Bericht umfasste auch diesmal nur wenige Seiten, darin eingeschlossen eine tabellarische Übersicht und ein schlichtes Diagramm.  Eben das Diagramm, welches nunmehr vor ihm an der Wand der „Kammer zu sehen war. Bereits nach der ersten Seite vergaß der Präsident sein Mittagessen, nach der letzten rief er den Chef des Stabes zu sich und reichte ihm den Folder.

    „Schon gesehen, Will?"

    Sucken blätterte kurz durch die Seiten und verneinte.

    „Okay, dann machen wir jetzt folgendes: Kopien des Folders gehen umgehend an folgende Leute, der Präsident benannte die jetzt vor ihm in der „Kammer Sitzenden und führte weiterhin aus: „Die Angelegenheit ist ab sofort als ‚top-high-secret‘ einzustufen, auszuhändigen ausschließlich an den eben benannten Personenkreis. Am nächsten Donnerstag 17 Uhr findet dazu in der „Kammer ein Meeting statt. Ich erwarte, dass sich jeder der Benannten mit dem Material,  soweit es die Kürze der Zeit zulässt, vertraut macht und in der Lage ist, dazu einen Standpunkt gemäß seines Verantwortungsbereiches einzubringen. Letztgenanntes entfällt natürlich für Anne. Soweit klar?

    Sucken hatte schon beim Eintritt ins Oval Office anhand der Miene des Präsidenten erkannt,  dass Ungeheuerliches in der Luft lag. Ein Eindruck, welcher sich nach seiner schnellen Einsichtnahme in den Folder immens verstärkte, und mithin jeglichen Verweis auf eventuelle dienstliche oder private Abwesenheit der Betroffenen, abgesehen von Krankheitsfällen, ins Land der absoluten Unmöglichkeit verwies.  

    Heute nun sah sich der Präsident seiner Weisung gemäß konfrontiert mit seinen engsten Mitarbeitern und diese sich mit der von ihm veranlassten Performance. Unablässig pflanzte vor ihnen auf der Videowand der Roboterarm des russischen U-Bootes die weiß-blau-rote Flagge der Russischen Föderation in den Meeresboden, daneben die bedenkliche Öl-Grafik, vor jedem von ihnen der inhaltsschwere Folder der Ministerin für Energie.

    „Lady und Gentlemen, eröffnete der Präsident die Beratung, „danke für Ihr Erscheinen. Machen wir’s wie immer kurz: Das Thema ist bekannt, die Geheimhaltungsstufe ebenfalls, kein Wort der Beratung verlässt vorerst den Raum. Ziel des Meetings ist  es, erste Maßnahmen zu definieren, welche die Sicherung der energetischen Ressourcen zum Erhalt der Lebensniveaus in den Vereinigten Staaten in den nächsten  wenigstens fünf Jahrzehnten zum Inhalt haben. Zum Einstieg und besseren Verständnis der Sachlage wird uns die Ministerin für Energie ein komprimiertes Statement geben, bitte Anne.

    Anne Douglas erhob sich, strich das elegante, knapp sitzende, ihre Körperformen optimal präsentierende Kostüm straff, trat vor die Versammelten und zeigte auf das Diagramm.

    „Was Sie hier sehen, meine ..."

    „Sir, wenn ich bitten darf, fiel ihr Max Harford, der Verteidigungsminister, sich an den Präsidenten wendend ins Wort. Der so Angesprochene zog verwundert eine Braue hoch und schaute Harford fragend an: „Was soll das, Max? Wo tut’s denn weh?

    Er kannte Harford schon aus den Zeiten seiner Arbeit als Junior-Senator in Alabama. Harford hätte gut und gern der Vater des Präsidenten sein können, im Senat übte er dem jetzigen Präsidenten so etwas wie die Rolle eines wohlmeinenden Mentors aus. Daraus entstand späterhin eine echte Freundschaft, die Familien verkehrten miteinander nicht nur zu den jährlichen Festtagen und Feierlichkeiten. Der Präsident schätze Harford ungemein und verzieh ihm, dem altgedienten ehemaligen Generalmajor der Panzertruppen, deshalb auch diese und jene Schnoddrigkeit. So auch diesmal. Die Energieministerin hingegen ging mit Harfords ruppigen Benehmen eher nicht konform und verzog ungehalten die Mundwinkel, was der Präsident übersah.

    „Ehm, yeh, Sir, könnte wir bitte erst einmal diesen Lappen da ausblenden, grunzte Harford, wobei er mit seiner fleischigen linken Hand auf die fortwährende Verpflanzung der russischen Flagge in der Endlosschleife der Videowand verwies, „und wie sieht’s denn zweitens aus mit Feuer frei?

    Der Präsident betätigte wortlos die Fernbedienung, worauf die Videowand erlosch. Der Umstand, dass sie sich in einem fensterlosen Raum aufhielten, erleichterte ihm, den begeisterten Freizeitsportler und Gesund-Lebenden, die zweite Bitte des Verteidigungsministers abschlägig zu beantworten, was dieser freilich wieder mit einem Grunzen zur Kenntnis nahm. Anne Douglas hingegen vernahm es mit Genugtuung und setzte fort:

    „Also noch mal, Gentlemen,  was Sie da eben noch als Videoclip sahen, war das Absetzen einer russischen Flagge durch ein russisches U-Boot unter dem Eis punktgenau auf dem Nordpol. Der Clip dürfte aber für jeden von Ihnen eigentlich nichts Neues sein. Was Sie immer noch sehen, ist die Zusammenfassung meines Ihnen vorliegenden Skripts auf einem Blick. Lassen Sie es mich kurz so formulieren: Das Verhältnis des alljährlichen weltweiten Verbrauch an Erdöl zum derzeit geschätzten Weltvorrat, bekannte Ölschieferlagerstätten darin eingeschlossen, beläuft sich auf rund 2 Prozent. Daraus lässt sich leicht schlussfolgern, dass uns in spätestens 50 Jahren, so kein Wunder geschieht, das Licht ausgeht, und das im Wortsinn."

    Sie unterbrach kurz und blickte in die Runde, was das Gewicht ihrer Ausführungen unterstreichen sollte.

    „Ergänzend und die aufgezeigte Problematik gleichzeitig verschärfend muss ich Sie darüber hinaus darauf hinweisen, dass sich zum einen der Ölverbrauch eher mehr denn weniger als prognostiziert entwickeln wird, denken wir dabei nur an den Energiehunger der BRICS-Staaten. Zum anderen müssen wir die durch die OPEC-Länder angezeigten Vorräte mit aller gebotenen Vorsicht bewerten. Ich verweise hierbei auf die in den 80ern des vergangenen Jahrhunderts nach den Turbulenzen in den 70ern getroffene Vereinbarung dieser Länder, die Förderquoten auch auf der Basis der noch vorhandenen Vorräte festzulegen. Sie verstehen sicherlich sofort, dass sich die OPEC-Staaten mit dem Pushen ihrer  Vorräte Vorteile hinsichtlich der zugelassenen Fördermengen erzielen ließen. So erstaunt es auch nicht besonders, dass sich unmittelbar nach dieser Entscheidung der OPEC die Weltvorräte urplötzlich auf wundersame Weise vermehrten.  Bei allen Erörterungen sollten wir uns deshalb davon leiten lassen, die im Diagramm dargestellte grüne Linie der geschätzten Vorräte deutlich tiefer und die rote des jährlichen Verbrauchs etwas höher anzusetzen. Was uns mit mathematischer Konsequenz zu einem wesentlich früheren Schnittpunkt beider Linien führt.  Das aber heißt schlichtweg, wir sollten, statt von 50 besser von 30 bis 40 Jahren bis zum Burndown ausgehen. Wobei, und das sollte uns ein erhebliches Maß an Denkarbeit wert sein, ich hinzufügen muss, dass die immensen Vorräte, welche vermutlich unter dem Eis der Arktis liegen, derzeit nur zu einem Bruchteil bekannt und folglich nicht Bestandteil der Grafik sind.  Die Russen dürften freilich über die Lage und Größe der Vorkommen ziemlich genaue Vorstellungen haben. Ich denke, wir sollten ihnen im höchsteigenen Interesses aber das Feld nicht kampflos überlassen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit."

    Anne Douglas schritt , sich ihrer Ausstrahlung bewusst, zu ihrem Platz zurück, begehrlich verfolgt von sechs Augenpaaren. Der Präsident bemühte sich, den Blick auf dem Diagramm zu halten.

    Der Präsident war nie ein Mann der großen Bühne und als solcher sein eigener Darsteller. Sein Führungsstil bestand eher darin, erst einmal die Meinung anderer einzuholen, danach die eingeholten Meinungen zu sortieren und letztendlich abzuwägen. So wusste er sich zumindest  moralisch im Falle einer Fehlentscheidung auf der sicheren Seite: Seine Entscheidung ruhte stets auch auf den Schultern anderer, theoretisch wenigstens. Ganz in diesem Sinne verfuhr er auch heute.

    „Soweit, so schlecht", ließ er hören, lehnte sich zurück und blickte zu Dirk Clapton, den Chef der CIA. Der nahm das Heft in die Hand, erhob sich und sprach:

    „Unsere Analysen haben ergeben, dass wir es in zunehmendem Maße mit Aktivitäten der Russen in der Arktis zu tun haben. Vorerst alles Aktivitäten freilich, die

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