Das Tagebuch: Erzählung
Von Eckhard Lange
()
Über dieses E-Book
Mehr von Eckhard Lange lesen
Allerlei Gedanken zum Thema Tod: * Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Faehlings - eine Lübecker Familie: Roman einer mittelalterlichen Stadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Gott erzählen: Narrative Predigten - Erzählungen zur Bibel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAllerleireim: Gedachten und Gedichtetes für Menschen mit Humor Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls Zeus wieder einmal fremdging: Ein vergnüglicher Ausflug in die griechische Mythologie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Vergessenen: Vermutungen über vier Frauen aus den Anfängen des Christentums Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönig Davids Frauen: Vier Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTatort: Die Bibel: Kriminalfälle von Kein bis Kaiphas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer dunkle König: Eine Roman-Collage über König Saul Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLübeck - ausgeplaudert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKreuzweg: eine Erzählung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMirjam - Tagebuch: Aufzeichnungen einer werdenden Mutter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimkehr: * Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Ahnfrauen: Eine Erzählung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegen den Strich - was so noch nicht geschrieben steht: Menschen aus der Bibel erzählen ihre eigene Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnbekannte Bekenntnisse: Weihnachten aus erster Hand Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Suche: Bericht einer Reise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Das Tagebuch
Ähnliche E-Books
Als ich zu seinem Schatten wurde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Kaktusmann Treibgut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Winter 2023 ermordet: Krimi Paket Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine Psychose & ich: Lebensbuch einer 56-jährigen Frau, die gerade noch an ihrer letzten Psychose zu knabbern hat Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenExpressionismus: Eine kritische Schrift Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenExpressionismus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenExpressionismus (Essay) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn Wellen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu wirst ermordet worden sein: Fünf Krimis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Pianobar Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeträumter Schmerz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Dimension des tätlichen Lesens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKeine Zeit, um alt zu sein: Sterben kann ich später! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErinnerungen eines Narren: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Jahr mit Dir Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKalles Kram im Kopf 2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd das Leben geht doch weiter: 17 Jahre wir Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDein Leben ist das was übrig bleibt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEhe, Sex & Liebesmüh': Eindeutige Dokumente aus dem Innersten der Zweisamkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHank und das letzte Buch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch wollte Dir noch soviel sagen: Der Brief Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen9 Perfekte Sommermorde Juli 2023: 9 Krimis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Weg aus dem Zwinger: Ein kleines Stück Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKostümball: Ein Wiener Kaffeehauskrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGedanken einer Unbekannten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFünf Puzzlestücke: Füge alles zusammen. Eine kafkaeske Erzählung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenROSAROT war ihre Brille … Die Fortsetzung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Begegnung mit dem Geschichtenerzähler: Kurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Geisterjägerin: Drei Kurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErinnerungen: - wenn alles zerfällt, was Täuschung ist - Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Schneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoctor Who: 13 Doktoren, 13 Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriedrich Wilhelm Nietzsche – Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Heinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Annas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJugend ohne Gott: - mit Leitfaden zur Interpretation - Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5German Reader, Level 1 Beginners (A1): Eine Begegnung im Zug: German Reader, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHerkules: Neu überarbeitet sowie mit einem neuen Prolog und einem Glossar versehen von Friedrich Stephan Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Das Tagebuch
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Das Tagebuch - Eckhard Lange
26. August:
Ich beginne mit dem Schreiben. Ich beginne, weil etwas in mir sagt: Schreib es auf! Ich kenne diese Stimme nicht. Aber sie ist mächtig. Übermächtig. Deshalb muß ich schreiben. Nein, ich bin kein Schriftsteller, und ich werde es kaum jemals werden. Ich bin ein Schreiber. Bloß ein Schreiber. Schriftsteller wissen, was sie schreiben. Sie wissen, was geschehen soll, sie haben ein Ziel vor Augen. Ein Roman muß ein Ende haben. Sonst wäre es keiner.
Ich weiß nichts. Alles, was ich schreiben werde, ist Zukunft, ist Zufall: Das, was auf mich zukommt; das, was mir zufällt. Ich kenne es nicht. Noch nicht. Es geschieht erst, wenn ich es schreibe. Es hat kein Ziel. Oder besser: Es hat ein Ziel, das ich nicht kenne, das ich nicht plane. Ich weiß nicht, ob es ein logisches Ende haben wird, damit ein Leser das Geschriebene befriedigt, vielleicht sogar beglückt, aber jedenfalls beruhigt zur Seite legen kann. Ich schreibe überhaupt nicht für Leser. Ich schreibe für mich. Ich schreibe, damit meine Erinnerung mich nicht betrügen kann, wie Erinnerungen es so gerne tun. Später, wenn ich es einmal lese, werde ich wissen, was tatsächlich einmal geschehen ist. Weil ich es aufgeschrieben habe. Und vielleicht werde ich dann auch ein Ende finden, ein Ziel entdecken, einen Sinn ausmachen. Vielleicht. Später. Nicht jetzt, wenn ich schreibe.
Ich sitze am Küchentisch, vor mir liegt mein Tagebuch. So will ich es nennen, auch wenn es wohl keines wird. Ich habe den Stift in der Hand, und ich blicke aus dem Fenster, über den Blumenkasten hinweg. Ein Kind spielt vor dem Nachbarhaus. Ich beobachte es oft, dabei kenne ich nicht einmal seinen Namen. Manchmal ist es ein Junge, viel öfter aber ein Mädchen. Ich kann es nicht unterscheiden. Ist das wichtig? Vielleicht. Wenn es größer wird, muß es sich entscheiden.
Warum schaue ich diesem Kind zu? Aus Neugier? Aus Langeweile? Oder sehe ich dort etwas anderes, etwas, was lange zurückliegt? Blicke ich in einen Spiegel? Da sitzt ein Kind in einem Sandkasten. Es hat Häuser geformt aus dem feuchten Boden, sie an Straßenzüge gereiht, es hat Bäume gepflanzt mit kleinen Stöckchen. Es hat eine Welt erschaffen, nun will sie belebt sein. Unsichtbare Fahrzeuge nutzen die Straße, Motoren brummen, Bremsen quietschen, Hupen ertönen. Unsichtbare Menschen treten aus den Häusern, grüßen einander, reden miteinander.
Eine Stimme hinter mir sagt: „Er führt schon wieder Selbstgespräche!" Ich werde diesen Satz nicht mehr los. Ich werde ihn nie loswerden. Er verletzt mich. Nicht ich rede, die Menschen reden. Menschen, die dieser Beobachter hinter mir nicht sieht. Nicht sehen kann. Und die doch da sind. Gibt es denn mehr als die eine Welt? Ich sehe etwas, was andere nicht sehen. Warum ist das so? Habe ich etwas zu viel? Oder hat jener Beobachter etwas zu wenig? Und was ist dieses Etwas? Ist es wichtig, oder eher lästig? Das Kind damals hat lange gebraucht, darüber nachzudenken. Eigentlich bis heute. Gehört diesem Etwas vielleicht die Stimme, die gesagt hat: Schreib es auf?
28. August
Muß ich das schreiben? Ja, ich muß. Die Stimme, ich weiß. Aber diese Stimme, das bin ich – ich selbst. Selbstgespräche! Ich befehle mir zu schreiben. Doch warum kann ich mir nicht befehlen, nicht zu schreiben? Obwohl ich das doch manchmal möchte. Weil es nutzlos scheint. Weil ich nicht weiß, warum etwas geschieht – so geschieht. Aber weiß ich das jemals; weiß das überhaupt irgendwer?
Am Nachbartisch sitzt ein Ehepaar. Sie sind vierzig Jahre verheiratet. Mindestens. Woher ich das weiß? Ich weiß es nicht, ich sehe es. Sie sagen nichts, schweigend essen sie ihren Krustenbraten mit Beilage. Beim Essen soll man nicht reden, hat man mir eingeschärft. Auch sie werden es so gelernt haben. Aber sie haben auch vorher nicht gesprochen, als sie auf die bestellten Teller gewartet haben. Sie haben geschwiegen, ohne sich dabei anzuschauen, so wie es manchmal Verliebte tun. Für Verliebte ist allein der Anblick des anderen schon so erregend, daß er sie sprachlos macht.
Sie haben sich auch nicht umgeschaut wie Menschen, die Neues entdecken wollen, um nachher darüber zu reden. Sie haben vor sich hin geschaut, irgendwo auf den leeren Tisch. Vielleicht war dort ja ein Kaffeefleck, irgend etwas, das dem Auge einen Halt gewährte. Oder es gab gar nichts zu sehen, und sie wollten auch nichts sehen. Schon gar nicht den anderen; denn den kannten sie ja, in- und auswendig, würde man wohl sagen. Glauben sie jedenfalls. Warum also sollten sie sich anschauen? Und worüber sollten sie reden?
Dabei gäbe es so viel zu sagen, so viele Gedanken, die durch den Kopf gehen. Doch wenn man vierzig Jahre verheiratet ist, muß man sie verschweigen. Ich aber errate sie. „Ich könnte dich umbringen," denkt sie. Der Wunsch kam langsam, seit Jahren schon. Eigentlich grundlos, denn er hat ihr nichts getan. Oder war eben das der Grund? Nun ist er da, und bei solchen Augenblicken kommt er ihr in den Sinn. Einfach so, ohne Haß, ohne Verachtung, ohne Wut. Nur wegen der vierzig Jahre. Wegen so vieler verlorener Jahre. Irgendwann wird sie es tun, vielleicht nach weiteren zehn Jahren. Ich sehe es. Ich schreibe es auf, jetzt, hier, damit ich es später beweisen kann, wenn ich es in der Zeitung lese.
Aber es wird nicht in der Zeitung stehen. Jedenfalls nicht als Totschlag, sondern höchstens als schwarzgeränderte Mitteilung, daß jemand tiefe Trauer trägt um den geliebten und fürsorglichen Ehemann. Solche Taten bleiben unentdeckt, ungesühnt. Es war ja kein Gift im Spiel, kein Hammer und kein Küchenmesser. Es hat gereicht, daß sie ihm