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Gegen den Strich - was so noch nicht geschrieben steht: Menschen aus der Bibel erzählen ihre eigene Geschichte
Gegen den Strich - was so noch nicht geschrieben steht: Menschen aus der Bibel erzählen ihre eigene Geschichte
Gegen den Strich - was so noch nicht geschrieben steht: Menschen aus der Bibel erzählen ihre eigene Geschichte
eBook250 Seiten2 Stunden

Gegen den Strich - was so noch nicht geschrieben steht: Menschen aus der Bibel erzählen ihre eigene Geschichte

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Über dieses E-Book

In 46 Kurzgeschichten erzählen Menschen, von denen die Bibel berichtet, ihre eigene und auch eigenwillige Sicht der Geschehnisse, lassen uns an ihren Gedanken und ihren wahren Absichten teilhaben. Und was sie offenbaren, stimmt längst nicht immer mit dem überein, was wir in der Bibel lesen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum18. Sept. 2016
ISBN9783738084733
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    Buchvorschau

    Gegen den Strich - was so noch nicht geschrieben steht - Eckhard Lange

    DAS UNVERMEIDLICHE VORWORT

    Die Bibel, auf die sich die folgenden Selbstzeugnisse beziehen, ist ein interessantes Buch, das vor allem Glauben bezeugen und Glauben wecken will. Darum ist die Bibel aber oft auch ein glattgebügeltes Buch. Generationen von frommen Menschen, von Priestern und Theologen jeglicher Couleur, haben daran gearbeitet, haben die Geschichten durchaus auch kritisch gelesen und auf den eigenen Glauben hin dann neu und vielleicht auch anders erzählt. Das alles hat seinen Sinn und ist wohl auch notwendig, denn nichts ist zeitlos - außer Gott. Aber es reizt deshalb auch, das so Erzählte einmal gegen den Strich zu bürsten und zu schauen, was dabei alles herauskommt. Vielleicht sogar neue Wahrheiten, auf jeden Fall aber die Anregung, selbst Fragen zu stellen.

    Die Bibel ist Dichtung, Literatur, sogar Weltliteratur - und das nicht wegen der unerreichten Höhe ihrer Auflagen, sondern wegen des meisterhaften Zusammenspiels von Formen und Inhalten, von Stil und Aussage. Das flößt Ehrfurcht ein, aber eben darum reizt es zugleich, auch diese Anfragen und Hinterfragungen im eigenen Stil zu Papier zu bringen. Ob das damit schon ein wenig Dichtung, ein bißchen Literatur ist, müssen die Leser entscheiden - wenn es denn welche gibt. Und ich hoffe, sie sagen dann jedenfalls laudanda est voluntas. Den ersten Teil des Zitats übergehe ich lieber. Ein bißchen Stolz muß bleiben.

    ADAM (1. Mose 3)

    Ich will ein Loblied auf die Schlange singen!

    Erkenntnis hat sie gebracht,

    das Wissen um Gut und um Böse.

    Was wäre Adam, der Mensch,

    ohne die Frucht, die sie ihm empfahl?

    Wann wurde das Tier zum Menschen

    im Laufe der Evolution,

    wann dieser aufrechtgehende Allesfresser

    zu einem Ebenbild des Höchsten?

    Wann unterschied sich die Krone der Schöpfung

    von allen Geschöpfen umher?

    Wo ist mein Platz in der Kette des Lebens,

    wo wollt ihr Adam verorten?

    Ich will es euch sagen:

    Nicht durch den lebendigen Odem,

    den der Schöpfer mir gab -

    den haben sie alle,

    die andern Geschöpfe.

    Gefühle kennen auch Hund und Hase,

    Geräte schuf sich auch der Schimpanse,

    lernen kann selbst der Regenwurm.

    Zum Menschsein reicht das alles nicht.

    Intelligenz ist nicht sein Vorrecht

    und auch nicht die Seele,

    Produkt vielleicht nur

    aus Nervenzellen und -bahnen.

    Was den Menschen erst menschlich macht,

    was mich Adam werden ließ,

    ist dieses allein:

    Daß er Böses tut und weiß,

    es ist böse.

    Grausam sind Tiere auch,

    töten und quälen andere Kreatur.

    Aber daß dies böse ist,

    wissen sie nicht.

    Das weiß nur Adam, der Mensch.

    Und er allein empfindet Freude dabei,

    obwohl er es weiß -

    oder auch, weil er es weiß.

    Ja, ich preise dich, Gott,

    daß du die Schlange erschufst,

    klüger als alle Tiere des Feldes,

    und, wie ich glaube,

    allein zu dem Zweck geschaffen,

    daß sie die Frucht uns empfahl,

    gewachsen am Baum der Erkenntnis.

    Du hättest uns nicht vertreiben müssen

    aus deinem Garten,

    denn den Baum des Lebens

    begehre ich nicht.

    Daß Mühsal und Schmerz unser Dasein bestimmen,

    will ich gerne ertragen.

    Daran reifen wir nur und wachsen.

    Aber es tröstet, daß dies alles

    nicht ewig dauert,

    daß im Tod wir versinken

    und daß Schmerzen und Mühsal enden

    und auch die Bosheit ihre Zeit hat

    und mit uns hinsinkt ins Grab.

    Nein, dieses Leben würde uns nur

    zur unerträglichen Last,

    wenn es ewig währte,

    wenn die Jahre verfließen

    und die Bosheit sich anhäuft unendlich.

    Denn wir kennen nicht nur das Böse,

    wir wissen ja auch, was gut ist.

    Bewußt ist uns Menschen,

    uns Menschen allein,

    was der Schöpfung nützt.

    Wir kennen ihr Ziel,

    den Plan ihres Schöpfers.

    Wir kennen den Auftrag,

    nach ihm zu handeln,

    das Gute in Güte zu verwandeln

    und die Güte des Schöpfers

    zum Guten werden zu lassen

    für all seine Schöpfung

    durch unser Tun.

    Und wir erkennen doch,

    wie vergeblich das ist,

    weil wir das Böse kennen und tun.

    Nicht das Wissen um das Böse

    ist unser Verhängnis,

    sondern zu wissen,

    was gut ist,

    bringt uns Verzweiflung,

    macht uns die Freiheit zur Last,

    zerstört uns das Leben.

    Darum ist es Gnade,

    daß wir nicht ewig sind,

    sondern sterblich.

    Ewig zu leben

    angesichts des Guten,

    das uns nirgends gelingt,

    wäre eine Strafe,

    nicht zu ertragen.

    Darum preise ich auch den Tod,

    Gottes gnädige Gabe

    für alle Geschöpfe,

    auch für mich,

    Adam, den Menschen,

    denn er erlöst uns

    von aller Erkenntnis,

    die uns Freiheit schenkte

    und zugleich auch versklavte.

    Im Tod ist Vergessen,

    ist die Rückkehr zur Erde,

    aus der wir genommen,

    ist auch Rückkehr zur Unschuld,

    wie sie war einst am Anfang.

    Doch das Leben dazwischen -

    was wäre es ohne das Wissen,

    was gut ist, was böse?

    Nicht menschlich würde ich es nennen,

    nur kreatürlicher Traum,

    nur tierisches Dasein.

    Allein die Erkenntnis -

    ob geraubt im Frevel

    oder geschenkt durch die Schlange

    im Auftrag des Schöpfers -

    allein die Erkenntnis

    machte Adam zum Menschen,

    zum Ebenbild Gottes,

    ein wenig niedriger nur

    als seine gewaltigen Engel.

    EVA (1. Mose 2+3; 1.Timotheus 2, 12-15)

    Warum schiebt ihr nur mir alle Schuld zu,

    macht nur mich zur Urheberin

    von Verdammnis und Sünde?

    Was habe ich denn getan?

    Und was haben die andern getan -

    die Schlange und Adam, der Mann,

    und - ja, auch ER, der lebensspendende Schöpfer?

    Ich will mich nicht entschuldigen, nein,

    ich stehe dazu, was ich tat.

    Aber ich fordere Gerechtigkeit ein

    für das Weib und das Weibliche.

    Allein schon dieses merkwürdige Bild

    von der Frau aus der Rippe des Mannes!

    Daß es bloß Fantasie ist,

    das wißt ihr modernen Menschen seit langem.

    Aber was soll sie bedeuten?

    Macht sie die Frau zum bloßen Produkt

    aus männlichem Sein?

    Setzt sie die Rangfolge fest,

    die der Frau auf ewig die zweite,

    die nachgeordnete Stellung nur zuspricht?

    Oder steckt eine andre Absicht dahinter?

    Warum denn braucht Adam mich,

    die andre und doch die gleiche?

    Weil er einsam ist, ja mehr:

    weil er hilflos ist alleine.

    Und das in jeder Beziehung:

    Es mangelt ihm an der Partnerschaft,

    denn er braucht das Gespräch.

    Reden kann er auch mit den Tieren,

    die Gott ihm anbot als seine Gefährten,

    und sie antworten auch auf ihre Weise.

    Aber sie führen seine Gedanken nicht fort,

    sie setzen ihm nichts entgegen,

    an dem er sich reiben könnte,

    womit er sich auseinandersetzen müßte.

    Denn es ist der Widerspruch,

    der das Denken erst denkbar macht,

    es ist, so wird ein Späterer es einmal sagen,

    allein die Antithese, die erst die Synthese schafft:

    das Weiterführende, Neue, die höhere Erkenntnis.

    Daß Mann und Frau streiten, ist also nichts Böses,

    ist keine Niedertracht von diesem und jener,

    kein Aufgebot von Verachtung und Haß -

    es ist das Zusammenspiel zweier Welten,

    die erst im Einswerden Fortschritt erbringen.

    Aber auch sonst ist der Mensch hilflos,

    wenn er für sich ist:

    Adams Kraft allein mag den Acker bezwingen,

    die Herde bewachen vor Feinden und Raubzeug.

    Aber die Kräfte der Kräuter erkennt er nicht,

    die heilende Hand, das tröstende Wort -

    sie sind ihm meistens verschlossen.

    Doch nur wo sich beides vereint,

    wird das Leben in Fülle ermöglicht.

    Ich will nicht das eine dem Manne zuordnen

    und das andre dem Weibe -

    auch Eva kann pflügen und jagen,

    kann Häuser bauen und Mauern errichten,

    und auch Adam mag lernen,

    welch geheime Kräfte diese Welt ihm bereithält.

    Das Zusammenspiel ist es auch hier,

    das das Leben erst lebenswert macht.

    Und - das Zusammenspiel ihrer Körper,

    der Drang, sich zu lieben,

    das Verschmelzen von Same und Ei -

    das erst macht das Leben zum Leben.

    Nein, hilflos wäre Adam, der Mensch,

    ohne die andre - Eva, das Leben.

    So sind wir geschaffen, beide, einander zu helfen,

    zusammen nur können wir menschlich erst sein.

    Und so haben wir beide, jeder in freier Entscheidung,

    die Frucht gegessen von jenem Wunderbaum,

    der im Garten Gottes stand.

    Warum haben sie allein mir die Schuld zugeschoben,

    die Priester und Theologen, all diese Männer,

    die glaubten, das Geheimnis zu wissen?

    Ich will es euch sagen:

    Ich war die erste, die aß.

    Ich war es allein, die diese Entscheidung traf,

    die den Baum mit anderen Augen ansah,

    die Früchte prüfte, ihre Qualität bestimmte,

    ihre Schönheit erkannte.

    Erst weil ich so entschied,

    nahm auch Adam Teil am Geschehen.

    Können Männer das nicht ertragen,

    daß die Frau voranging, urteilte, wählte,

    daß sie allein etwas Neues begann?

    Es ist ihr Stolz, den das verletzte,

    ihre Eitelkeit, die das verbot.

    Darum mußte es falsch sein und Sünde, was Eva tat.

    Darum war sie auf ewig schuldig,

    weil ein Experiment nicht gelang,

    das doch beide wollten.

    Nur so blieb der Mann Gott näher, war weniger sündig,

    war Mitläufer nur, nie der eigentlich Böse.

    Das sollte allein meine Rolle sein - die große Sünderin,

    die Verführerin, die den andern hineinzog ins Elend,

    die ihn trennte von Gott.

    Ja, ich hab es getan,

    habe die Frucht gepflückt und gegessen.

    Aber ich - ich tat es bewußt,

    ich habe - der Schlange sei Dank -

    die Konsequenzen gekannt, bedacht und geprüft.

    Und ich habe entschieden, das Wagnis zu wagen.

    Der Mann aber aß nur, weil ich es ihm gab,

    gehorsam und willig und ohne zu denken.

    Mit Gott will ich streiten,

    ob es unrecht war oder nicht,

    ob Vertrauen wichtiger war als Erkennnen,

    ob Gehorsam sich für die Menschheit gehörte.

    Nur ihm will ich mich beugen,

    wenn er mein Tun verdammt.

    Aber das Urteil der Männer ist wertlos, ist feige.

    Warum hat Adam nicht Nein gesagt,

    wo ich ihm die Wahl ließ?

    Warum hat er nicht verzichtet,

    wo ich mir nahm, was ich wollte?

    Warum hat er nur nachgeäfft,

    statt selbst zu entscheiden?

    Nein - seine Rolle war kläglich

    in diesem Spiel um die Macht.

    Und das wissen die Männer!

    Darum will ich stolz sein auf meine Rolle.

    Eva war ich - die erste,

    die selbstbewußt war und entschied,

    auch wenn es falsch war nach göttlichem Urteil,

    und als Mirjam empfing ich das Heil,

    um diese Welt wieder zu heilen.

    Und auch da - so jedenfalls

    behaupten es ja diese Männer,

    tat ich es allein, ohne sie - ohne Josef,

    den Adam von damals.

    Nur der Geist Gottes war mit mir,

    so wie er einst schwebte über der Urflut.

    Denn ich bin Leben, und in Gottes Auftrag

    schenke ich Leben den Männern, den Frauen.

    Adam aber ist Erde, und das ist schon alles.

    Darum auch will ich nicht schweigen in der Gemeinde,

    will ich aufstehn und lehren.

    Denn Adam ist gleichfalls der Verführung erlegen,

    ist nicht besser als Eva,

    ist nicht als erster gemacht,

    sondern ist nichts ohne mich.

    Nur da, wo wir gemeinsam reden und handeln,

    redet und handelt der Mensch,

    sind wir Geschöpfe nach göttlichem Willen,

    männlich und weiblich

    und beide nach seinem Bilde.

    KAIN (1. Mose 4, 1 – 11)

    Ich habe ihn erschlagen. Na und?

    Warum ist es denn so verwerflich,

    den Bruder zu töten –

    nur weil wir die gleichen Eltern haben?

    Wäre es ein Freund gewesen, einer,

    der meinem Herzen nahestand,

    dann könntet ihr mit Recht mein Tun verwerfen.

    Doch was ist schon ein Bruder?

    Es ist einer, der dir stets im Wege steht,

    mit dem du alles teilen musst –

    Spielzeug, Essen, selbst die Liebe noch,

    die dir die beiden Eltern schulden.

    Er war doch immerzu bereit,

    dir alles das zu stehlen,

    allein kraft der Behauptung,

    er hätte gleiches Blut wie du.

    Stets stand er mir im Wege!

    „Nimm Rücksicht, Kain. Er ist dein Bruder."

    „Paß auf ihn auf, er ist der Kleine,

    du trägst Verantwortung für ihn."

    „Laß ihm den Vortritt, siehst du nicht,

    wie unbeholfen er noch ist,

    wie zart und ganz auf deine Liebe angewiesen?"

    Wie ich das alles haßte – dieses Sorgen,

    Behüten, Dulden, Rücksichtnehmen!

    Und wie ich bald ihn selber haßte,

    der stets an meinem Rockschoß hing:

    „Wo gehst du hin? Nimm mich doch mit!"

    „Gib mir den Ball, mit dem du spielst!"

    „Schenk mir den Stock, den du dir schnitzt."

    „Ich will das haben, was du hast!"

    Ja, alles wollte er für sich allein,

    nur weil es einmal mir gehörte.

    Und dann, zuletzt, da wollte er

    auch Gottes Liebe ganz für sich.

    Was war denn so bemerkenswert

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