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ARGUMENTE DER ANKLAGE: Erzählungen
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eBook75 Seiten53 Minuten

ARGUMENTE DER ANKLAGE: Erzählungen

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Über dieses E-Book

Seit Bestehen der Erde wird unter den Menschen miteinander gestritten. Bei den vielfältigen Auseinandersetzungen um Geld, Macht, Ehre, Egoismus, Boshaftigkeit, Rechthaberei, Dummheit etc. hat sich im Laufe der Jahrtausende eine "Streitkultur" entwickelt. Das Leben besteht zur Hälfte aus banal anmutenden Streitereien – an diesem Umstand wird sich in der nächsten Zeit kaum etwas ändern. Blutige Kämpfe mit der Faust gehören ebenso zum Alltag der Menschen wie die subtilen geistigen Auseinandersetzungen, bei denen das gesprochene und das geschriebene Wort im Mittelpunkt stehen. Dieser Erzählband beinhaltet zehn unterhaltsame Geschichten, in denen Widersacher mit äußerster Leidenschaft miteinander STREITEN. In der Einleitungsgeschichte "Das Tagebuch meiner Freundin" liest ein junger Mann heimlich in den Aufzeichnungen seiner Partnerin. – Der dramatische Konflikt eines Angestellten mit einem tyrannischen Vorgesetzten findet in "Die Wut des Hintermanns auf den Vordermann" eine entsetzliche Wendung. - In der Geschichte "Kopfgeldjäger" fechten die Mitarbeiter eines Supermarktes erbittert um die Kopfgeldprämie für einen ertappten Ladendieb. - Eine negative Rezension ist der Grund für ein tiefes Zerwürfnis zwischen zwei Studenten in der Erzählung "Niemanns Land". – Ein Vater-Sohn-Konflikt wird in der Kurzgeschichte "Argumente der Anklage" literarisch in Szene gesetzt. – Fünf weitere Kampf-Texte über die "Kultur des Streitens" warten auf interessierte Leser, für die der Autor am Ende dieses Werkes ein gutgelauntes Trost-Gedicht als Gratis-Zugabe bereitstellt.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum7. Apr. 2013
ISBN9783847630456
ARGUMENTE DER ANKLAGE: Erzählungen

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    Buchvorschau

    ARGUMENTE DER ANKLAGE - Erhard Schümmelfeder

    DAS TAGEBUCH MEINER FREUNDIN

    Lena

    Seit ich weiß, dass Mark heimlich in meinem Tagebuch liest, bin ich verunsichert. Soll ich ihn zur Rede stellen?

    Ich mag es nicht, kontrolliert zu werden. Auch nicht von Mark. Da er als eifriger Tagebuchschreiber viel Wert auf seine eigene Privatsphäre legt, verstehe ich nicht, warum er mir nachspioniert.

    Misstraut er mir? Habe ich ihm Anlass gegeben, meine Liebe zu bezweifeln? Soll ich so tun, als wäre nichts geschehen?

    Fragen über Fragen, die mich bewegen.

    Mein altes und somit „offizielles Tagebuch ist nur bis zur Hälfte mit meinen Aufzeichnungen gefüllt. Ich werde nicht mehr darin schreiben. Von nun an trage ich meine Gedanken in meine „inoffizielle Kladde.

    Vielleicht löst sich mein Problem auf diese Weise.

    Mark

    Heimlich las ich heute wieder in Lenas Tagebuch. Schlimmer noch: Ich habe die letzte Seite fotokopiert, um mir selbst in aller Ruhe Klarheit zu verschaffen über die ungeheuerlichen Ereignisse, die sich im Kopf meiner Freundin abspielen. Ich will ihr nicht schaden, sondern helfen.

    Dass sie in ihrer freien Zeit Geschichten schreibt, ist ihre Sache. Ich ermuntere sie sogar zum Tagebuchschreiben und Kreativsein. Sie nimmt es mir aber jedes Mal übel, wenn ich auch nur den Hauch einer Kritik an ihren literarischen Produktionen übe. Als angehende Schriftstellerin erwartet sie von mir lobenden Zuspruch, den ich ihr, wann immer es gerechtfertigt ist, aus tiefster Überzeugung gewähre, denn ihre Geschichten sind sorgfältig gestaltet, inhaltlich gründlich recherchiert, spannend, sogar mitreißend und bewegend. Ein echtes Talent. Die Veröffentlichungen in Zeitschriften haben bereits ein breites Leserecho ausgelöst.

    Ich hege aber einen schlimmen Verdacht.

    Lena

    Zwischen den Seiten meines alten Tagebuches habe ich einen Zahnpastatupfer, kaum größer als eine Nadelspitze, platziert, um zu prüfen, ob Mark weiterhin hinter meinem Rücken in den Aufzeichnungen blättert.

    Morgen werde ich wissen, ob meine Befürchtung stimmt.

    Mark

    Ohne Beweise gibt es in der Rechtsordnung keine Anklage. Aber ich will Lena nicht anklagen. Ich will ihr helfen. Deshalb habe ich weitere Seiten aus ihrem Tagebuch fotokopiert. Die entnommenen Teile lassen sich zusammenfügen wie ein Mosaik des Grauens.

    In ihrer Problem-Geschichte Schiefe Bahn scheitert ein junger Mann nach dem Verlust des Arbeitsplatzes in seinen sozialen Beziehungen, wird drogenabhängig, gerät auf die schiefe Bahn und endet in der Gosse. Plötzlich ist nichts mehr so wie es einmal war.

    Der unangepasste, rebellische Jüngling namens Bert erlebt in Kopfsteinpflaster seinen sozialen Abstieg und findet Anschluss bei obdachlosen Alkoholikern. Sein Leben ist bereits in jungen Jahren verwirkt. Nichts ist mehr so wie es einmal war.

    Ein Gefühl wachsenden Unbehagens empfand ich, als ich Lenas nächstes Werk las. Nicht weniger ernst erging es dem Protagonisten am Ende der Geschichte mit dem bezeichnenden Titel Die Nadel: Ein von Drogen geschwächter junger Mann stirbt auf offener Straße in den Armen eines Notarztes, während seine schwangere Freundin hysterisch um Hilfe schreit.

    Mit sauberer Handschrift, klar strukturiert und übersichtlich, hat Lena alle Schreckensereignisse der Geschichten in ihrem Tagebuch skizziert, um sie später, bei der Reinschrift, effektvoll in Szene zu bringen.

    Ich bin entsetzt.

    Lena

    Mein Verdacht hat sich bestätigt. Die zusammengeklebten Seiten sind geöffnet worden.

    Was nun?

    Mark

    Lenas Geschichten verfolgen eine Absicht: Sie sollen die Leser betroffen machen. In der Tat war ich nach der Lektüre der ersten Geschichte betroffen, sogar aufgerüttelt und sensibilisiert für das sittliche Übel in der Welt, vor dem ich womöglich zu lange die Augen verschlossen hatte. Nun war ich informiert. Aber was sollte ich tun, um das Übel zu lindern? Ich war etwas ratlos. Immerhin gelang es Lena, mich wachzurütteln. Ein erster Schritt war getan.

    Bei der dritten Geschichte, die ich las, wusste ich bereits nach wenigen Zeilen, was mich erwartete. Am Ende war ich wieder betroffen, entsetzt und zutiefst traurig über das Elend, welches der arme junge Mann durchleiden musste. Aber es regte sich bereits ein gewisser Zweifel an der Geschichte in mir: War das schmerzvolle Ende des Antihelden notwendig? Gab es nicht auch Möglichkeiten, das Schicksal abzuwenden?

    Inhaltlich zeigen sich bei den anspruchsvoll gestalteten Geschichten merkwürdige Wiederholungen, bei denen sich ein Klischee herausbildet: Alle Hauptfiguren aus Lenas Feder sind labile junge Männer, die in ihrem Leben scheitern. Immer misslingen die Versuche, den Sturz in den Abgrund zu verhindern. Jede Hilfe kommt zu spät oder zu halbherzig. Es liegt in der Macht meiner Freundin, der erfundenen Leidensfigur in einer Story Hilfe zukommen zu lassen, aber sie verweigert sich in diesem Punkte. Als Schöpferin der Geschichten trägt sie die Verantwortung für die Handlungsabläufe. Warum enden alle Lebenswege im Sumpf? Oder im Wasser? Warum erfindet sie nicht einen Strohhalm für

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