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KUNGELBOY: Roman
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eBook131 Seiten1 Stunde

KUNGELBOY: Roman

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Über dieses E-Book

Dies ist die Geschichte des Tagträumers Philip (12), der von seinen Eltern vernachlässigt wird. Philip zeigt "Auffälligkeiten", denn er kungelt verbotenerweise Spielzeuge mit anderen Kindern und neigt zu vielfältigen "Streichen". Aus diesem Gründen schalten die Eltern einen Psychologen ein. Die Tatsache, dass Philipo zum "Seelenklempner" gehen muss, führt zu Ausgrenzung bei anderen Kindern seines Alters. Nach einem Streit mit Jugendlichen sucht Philip Schutz im wurmzerfressenen Haus am Bach, wo er einen Soldaten auf der Flucht trifft. Zwischen Philip und dem Fremden entwickelt sich eine Freundschaft ... Soll er seinen Eltern hiervon erzählen?
LESERSTIMMEN: "Ein herausragendes Werk voller Zauber und Poesie ..." (Franz Leiße) "Zeitlose Geschichten aus der Kindheit." (Yuuto Nakamura) "Ein Plädayer für die menschliche Fantasie ..." (Arnold Andreas) "Lesegenuss vom Allerfeinsten!" (Susanne Brinkmann) "Versteckter Humor ..." (Jutta Wölk)
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum13. Nov. 2012
ISBN9783847623182
KUNGELBOY: Roman

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    Buchvorschau

    KUNGELBOY - Erhard Schümmelfeder

    Vorwort des Autors

    Meine Erzählung Kungelboy ist der Versuch, das reale und gedankliche Erleben eines zwölfjährigen Jungen in einer handlungsstarken und bunt schillernden Geschichte zum Ausdruck zu bringen. Philip, die Hauptgestalt meines Buches, ist ein Tagträumer. Seine Wahrnehmungen sind geprägt durch eine Vermischung von Realität und phantastischer Traumwelt. Als Autor interessiere ich mich für die poetischen Bilder, die wesentliche Bestandteile der kindlichen Weltbetrachtung sind. Vielleicht, so vermute ich, ist die literarische Auseinandersetzung mit der kindlichen Lebenswelt mein sehnsuchtsvoller Versuch, das eigene innere Kind zu ergründen und zu bewahren.

    Kungelboy ist kein Jugendbuch im klassischen Sinne; vielmehr richtet es sich vornehmlich an erwachsene Leser, die die Fähigkeit besitzen, sich einzufühlen in die Seele eines introvertierten Jungen, der an der Schwelle zwischen Kindheit und Jugend steht. Philips Abenteuer bieten dem Leser Impulse für die Rückbesinnung auf die eigene Kindheit, die ein prägender Erkenntnisbaustein im Gesamtgefüge jeder menschlichen Biografie ist.

    Vergnügliche und spannende Unterhaltung bei der Lektüre wünscht

    Erhard Schümmelfeder

    Das Chang

    Philip glaubte nicht an Zauberei, auch dann nicht, wenn eine Verpackung mit gelber Sternenschrift auf blauem Grund das Wort Wundertüte an­pries.

    Auf dem Trödelmarkt, im dichten Menschengedränge, fasste er in seine Hosentasche, holte die üb­riggebliebenen Münzen hervor und zählte sie. Was konnte er für 3 Euro kaufen?

    Jungen und Mädchen boten an den Verkaufsständen ihre Besitztümer an: Hörspielcassetten, CDs, Matchboxautos, Plastikpanzer, Comics, Fantasyfi­guren, Filmcassetten ... Eigentlich war es ihm fast gleich, was er kaufen würde. Auf einem Tisch, den er bereits zweimal abge­schritten hatte, sah er wieder die blaue Wundertüte mit den gelben Sternen.

    »Wie viel?«, fragte er den Jungen mit den Sommer­sprossen auf der Nase.

    »Drei Euro.«

    »Ich habe aber nur zwei«, schwindelte er.

    Der Junge beschrieb eine abwinkende Macht-nichts-Geste und hielt Philip seine geöffnete rechte Hand über den Verkaufstisch entgegen.

    Philip ließ die beiden Münzen in die Hand purzeln und ergriff die flache Papiertüte. Er drehte sich herum und spürte sogleich, während er langsam weiterging, ein Gefühl von Enttäuschung über das ge­ringe Gewicht der Tüte, die er am obe­ren Rand aufriss. Den schmalen Papierstreifen ließ er zu Boden zappeln. Er zog ein streichholzgroßes pech­schwarzes Plastikgehäuse hervor und betrachtete es von allen Seiten. In der Mitte des Kästchens befand sich ein runder roter Knopf, der, als er ihn hinunterdrückte, mit einem sanften Chang einrastete und kurz hell aufleuchtete. In diesem Moment stieß ein vorbeieilender Mann hart gegen Philips Schulter, wobei die Tüte auf den Bürgersteig fiel. Achtlos schritten die Leute darüber hinweg. Zuerst wollte Philip sie dort liegenlassen, da sie offensichtlich keine Kostbarkeiten mehr enthielt. Aber dann bückte er sich danach. Vielleicht hatte er das Beste dieses Kaufes übersehen. Er hob die Tüte auf und blies leicht von oben gegen die of­fengerissene Stelle, wobei sich Vorder- und Rückseite der Verpackung nach außen wölbten. Im Innern fand er einen weißen Zettel, auf dem in gaukelnden schwarzen Buchstaben ein kurzer Text stand. Er las:

    DAS CHANG

    Suchst Du das Abenteuer, das Glück, das Besondere? - Ein Knopfdruck verändert Dein Leben! Wann immer Du das CHANG benutzt, wird es Deinem Leben eine Wendung ge­ben.

    Gebrauch nur auf eigene Gefahr.

    Ein Glücksbringer? Made in Hongkong. Eigentlich hatte Philip sich etwas Anderes ge­wünscht. Etwas Wertvolles mit Gewicht, das sich, wenn es ihm nicht gefiele, zum Tauschen eig­nete. Aber für zwei Euro konnte man nicht viel ver­lan­gen. Er bahnte sich seinen Weg nach Hause durch den Menschenstrom in der Einkaufsstraße.

    Unterwegs drückte er den für eine Sekunde rot auf­leuchtenden Knopf des Kästchens. Chang machte es, nachdem der Knopf mit einem sanften Knacken eingera­stet war. Philip hörte das leise schwir­rende Ausklingen einer Sprungfeder im Innern des Gehäuses. Eine weiße Wolke am Himmel schob sich für einen Moment vor die Sonne, während ein Schatten über die Stadt hinweg glitt.

    Plötzlich entschloss er sich, noch einmal über den Trödelmarkt zu schlendern. Vielleicht konnte er sich von seinem letzten Euro ein Eis kaufen und das nutzlose Ding in seiner Hand gegen ein Buch oder einen anderen Gegenstand eintauschen.

    Das wurmzerfressene Haus

    Als er das Haus seiner Eltern betrat, vernahm er so­gleich die Stimme seiner Mutter, die ihm aus der Küche entgegenkam.

    »Philip Korsakoff, würde es dir etwas ausmachen, die Tür künftig ein wenig leiser ins Schloss fallen zu lassen?«

    Nein, es machte ihm nichts aus.

    »Hast du wieder gekungelt?«

    »Nein, verflucht, habe ich nicht«, antwortete er und hielt ihr seine leeren Hände entgegen.

    »Darf ich deine Taschen sehen?«

    Ja, sie durfte. Philip zog zuerst das linke, dann das rechte Futter seiner Taschen hervor und lieferte ihr den Beweis dafür, zu Unrecht verdächtigt zu werden. Eigentlich bedeutete ihm das Kungeln nichts mehr. Doch die Anrufe empörter Eltern, mit deren Söhnen er gele­gentlich kungelte, hatten ihm einen zweifelhaften Ruf, den Beinamen Kungelboy und in der kommenden Woche einen Gesprächstermin beim Psychologen eingebracht.

    »Na gut«, sagte seine Mutter nach einem kritischen Blick und ließ ihn in sein Zimmer gehen.

    Als er die Tür leise geschlossen hatte, zog er die Gardine beiseite, öffnete den Fensterflügel, nahm das Chang von der Außenfen­sterbank und steckte es in seine rechte Hosentasche. Mit Streichen wie diesem waren Gameboyspiele, CDs, Walkmans, Bücher, Comics, Filme und andere Kostbarkeiten unbemerkt in sein Zimmer geschmuggelt worden, seit seine Eltern ihn miss­trauisch kontrollierten. Philip war dabei, sich das aus Langeweile und Trotz entstandene Kungeln abzugewöh­nen, doch sein zweifelhafter Ruf schien an ihm zu kleben.

    Er schaltete den PC auf seinem Schreibtisch ein. Während der Rechner zu summen begann und der Bildschirm sein Auge öffnete, blickte er durch das Fenster zum nahegelegenen Bach, an dessen mit Brennnesseln be­standenem Ufer das wurmzerfressene Haus darauf war­tete, irgendwann vor dem Winter niedergerissen zu wer­den. Schon als kleiner Junge hatte er am gluckernden Wasser gespielt und mit den anderen Kindern Steine in die Scheiben des al­ten Hauses geworfen. Nun waren die Fenster mit Brettern vernagelt. Er hoffte, das Haus würde noch bis Halloween überleben, denn an diesem Tag sollte Dirk, mit dem er sich seit Beginn des Schuljahrs öfter traf, seine nächtliche Mutprobe be­stehen. Es war ein gruseliger Spaß, für den sie einer­seits schon zu alt, andererseits noch nicht alt genug waren.

    Als Philip die Verbindung zum Chatroom hergestellt hatte, schickte er Dirk seine Nachricht:

    SUCHST DU DAS ABENTEUER, DAS GLÜCK, DAS BESONDERE? DANN MUSST DU DEN WEIßEN KNOPF DRÜCKEN.

    Keine Antwort. Wahrscheinlich lag Dirk auf seinem Bett und sah fern, während der eingeschaltete Computer in der hinteren Ecke seines Zimmers unbemerkt vor sich hin flimmerte. Dirk war mit seiner Familie erst vor wenigen Monaten in diese Stadt gezogen. Für Leute, die nicht immer hier gewohnt hatten, verwendete Philips Mutter manchmal das Wort Zugezogene. Seinen Vater, der als Einheimischer galt, bezeichnete sie hingegen manchmal als zugeknöpft. Er tippte den nächsten Satz:

    BIST DU BEREIT, DEINEN MUT AUF HALLOWEEN ZU BEWEISEN?

    Zuerst sah es aus, als würde die Antwort ausblei­ben, doch dann erschien langsam auf dem Bildschirm, Buchstabe für Buchstabe, Dirks Erwiderung:

    ICH DACHTE, DAS WÄRE NUR EIN SCHERZ. WAS SOLLTE ICH DENN TUN?

    Philip antwortete:

    DU WEIßT ES.

    NICHT MEHR GENAU. - ES GEHT UM DAS WURMZERFRESSENE HAUS.

    DU HAST ES ALSO NICHT VERGESSEN. - WEIßT DU AUCH, WER NOCH IMMER IM KELLER DES WURMZERFRESSENEN HAUSES LEBT?

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