AUSNAHMEZUSTAND IM SCHLARAFFENLAND: 24 wirrtuose Geschichten über ALLES und MEHR oder WENIGER
()
Über dieses E-Book
Mehr von Erhard Schümmelfeder lesen
DER MANN DER IMMER UNRECHT HATTE: Unvergessliche Vorlese-Geschichten für Kinder, die was wollen ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPICKNICK IN PLUNDERLAND: Ein Roman für Leser ab 108 Jahren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeflegelte Worte: Satiren & Aphorismen & Bilder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenkzettel eines Zweiflers: Unzensierte Gedanken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDIE IDEEN DES HERRN PUMKIN: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDIE ERMORDUNG MEINER FRAU: Zehn rabenschwarze Kerbholz-Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDER GEHIRNERSCHÜTTERTE HERR CAMENBERT: oder Das Weiße im Auge des fauchenden Löwen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Klingeln des Telefons am Abend: Eine Novelle aus 12 Tönen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Ende der Unendlichkeit: oder Die Lügengeschichten des Friedolin Riemenspanner Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDER SATZBAU VON BABYLON: Wirrtuose Flunkergeschichten, bei denen sich die Balken biegen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBRAIN: Zwei außergewöhnliche Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenARGUMENTE DER ANKLAGE: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeltener Besuch: oder Der Junge der keine Probleme hatte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Verwandlungen der Vier: Eine Ideen-Sammlung für die ganze Familie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Gesellschaft der Bäume: Ein Bilderbuch für WALDWEGetarier Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenK E S S: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSIEBEN JAHRE STUBENARREST: Die Kopfabenteuer des Felix Bernstein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKUNGELBOY: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMann und Frau das Fernsehprogramm ansehend: Eine Daumenkino-Geschichte aus der Fernsehhöhle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFIGUREN EINES SPIELS: und andere Satiren #13 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenENDE DER BEDENKZEIT: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHARRY CHRISTMAS: oder Der Bettler mit der Sense - Eine weihnachtliche Fußballade Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDER MANN OHNE GEIGENKAFTEN: Eine Groteske Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWILHELM TELL ME A STORY: und andere Satiren #11 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFLORIAN GROBIAN: Eine Sommergeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKrieg im Frieden: Eine Realsatire zum besseren Fairständnis der Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBegegnungen mit Baumgeistern: Ein Gedicht, drei Satiren und fünfundfünfzig prominente Baumgesichter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDIE SCHULE DER ALLESKÖNNER: Eine experimentelle Kopfkino-Geschichte mit ungewissem Ende Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMAD MOISELLE: oder Das Sterbezimmer der Madame Duvalier Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie AUSNAHMEZUSTAND IM SCHLARAFFENLAND
Ähnliche E-Books
Seeraum: Ein schottisches Inselleben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFalkenflug Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schule der Robinsons Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schule der Robinsons: Abenteuer-Klassiker Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJoli Rouge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Freikugel: Indianer- und Wildwest-Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Steinerne Tor: Die Rückkehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAusgewählte historische Romane von Willibald Alexis: Werke des "deutschen Walter Scotts" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke: Romane, Erzählungen & Aufsätze: Schau heimwärts Engel; Von Zeit und Strom; Nur die Toten kennen Brooklyn… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenShowboot-Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Insel oder Rechtfertigung des sinnlosen Reisens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWillibald Alexis: Historische Romane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSieben Tage Windstille Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCabanis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWiedersehen in Torquay Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter den Wilden: Entdeckungen und Abenteuer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNach Amerika! Bd. 1: Ein Volksbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeewölfe - Piraten der Weltmeere 706: Das Wrack in der Hungerbucht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchau heimwärts, Engel! (German) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBluterde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDan Shocker's Macabros 29: Marubur, Herr der Wahnsinnshallen (Xantilon-Zyklus Teil 4) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRheinabwärts Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMondhelle Tage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMärchen von der Anderswelt: Zum Erzählen und Vorlesen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZiel Drei (Spiel der Spione – Band 3) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCabanis: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTaïpi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Insel hinterm Mond: eine äolische Erzählung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriedrich Gerstäcker: Blau Wasser: Band 163 in der maritimen gelben Buchreihe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Das Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5König Artus: Die Geschichte von König Artus, seinem geheimnisvollen Ratgeber Merlin und den Rittern der Tafelrunde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerlaufen in Berlin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ana im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Kaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen...Als die Noten laufen lernten...Band 3: Geschichte und Geschichten der U-Musik bis 1945 Chronologischer Zeitplan von 1812-1945 Politik-Wirtschaft-Kultur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriedrich Wilhelm Nietzsche – Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Germanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke Gustav Meyrinks Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke: Romane, Memoiren, Essays, Novellen und Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHans Fallada: Gesamtausgabe (32 Werke und Illustrationen) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMetamorphosen: Bücher der Verwandlungen: Mythologie: Entstehung und Geschichte der Welt von Publius Ovidius Naso Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
Rezensionen für AUSNAHMEZUSTAND IM SCHLARAFFENLAND
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
AUSNAHMEZUSTAND IM SCHLARAFFENLAND - Erhard Schümmelfeder
DIE INSEL DES FRIEDENS
Eine Rucksack-Geschichte
ACROLLAM ist der Name jener einstmals unbewohnten Insel, die der Privatgelehrte und Weltverbesserer Samuel Fielding für lumpige einhundertfünfzigtausend Pfund in einem seriösen Londoner Maklerbüro erwarb. Ausgerüstet mit Proviant für zwei Monate, Gewehr, Buschmesser, Kompass und einem noch unbeschriebenen Wachstuchheft machte er sich auf den Weg, fuhr mit der Bahn durch Deutschland, Frankreich und erreichte bald Spaniens Küste, von wo aus er den Rest der Strecke auf einem Frachtschiff zurücklegte.
Noch während der stürmischen Überfahrt begann Samuel Fielding die ersten Seiten jenes braunen Wachstuchheftes mit schwarzer Tinte zu beschriften. Von den neugierigen Matrosen ahnte niemand, was der weißhaarige Sonderling abends in seiner Kajüte, im trüben Schein einer Öllampe, auf die Seiten des Heftes kritzelte. Samuel Fielding schrieb weder Briefe noch Tagebuchaufzeichnungen. Er begann stattdessen mit der sorgsam durchdachten Niederschrift zu einer neuen Staatsverfassung für das vom ihm gegründete Erdenparadies ACROLLAM, als dessen Eigentümer er sich durch den notariell beglaubigten Kaufvertrag mit einem spanischen Kaufmann fortan bezeichnen durfte. Es war seine Absicht, der Welt den Rücken zu kehren, um ein neues und schöneres Leben in der beschaulichen Abgeschiedenheit seiner Insel zu beginnen. Von den ihm verbliebenen fünfzehntausend Pfund seines ererbten Vermögens gab er vierzehntausend Pfund aus für großformatige Zeitungs-Annoncen, die in allen bedeutenden Städten Europas erschienen und interessierte Zeitgenossen, die der sogenannten zivilisierten Lebensweise überdrüssig waren, aufforderten, ihre Zelte abzubrechen, um auf ACROLLAM unter südlicher Sonne wahre Lebenserfüllung und irdisches Glück zu finden. Einzige Vorbedingung für die einreisewilligen Bürger sollte ein kompliziertes und undurchsichtiges Aufnahmeverfahren sein, das Samuel Fielding persönlich durchzuführen gedachte. Die aufmerksamen Leser der Anzeigen begriffen, dass vor allem keine Nörgler, Besserwisser, Ignoranten, Schwätzer, Geschäftemacher, Narren oder gar Dummköpfe auf der Insel erwünscht seien. - Die übriggebliebene Summe von eintausend Pfund schenkte Samuel Fielding den Matrosen, die ihn mitsamt seinem Gepäck in einem schaukelnden Boot vom Schiff zum Strand von ACROLLAM ruderten; mit dieser großzügigen Tat hatte er die letzte Brücke zur alten Welt endgültig hinter sich abgebrochen.
Samuel Fielding kniete nieder, küsste den Boden der neuen Heimat und warf eine Handvoll Sand in die Lüfte. Der Wind blies den Sand von Westen nach Osten. - Dies war also der Weg, den er einschlagen würde. In einer Felsenhöhle verstaute er seine schwere Seekiste, versorgte sich mit Proviant für drei Tage, schulterte das Gewehr, ergriff die Machete und begann mit der Erkundung der Insel.
Seine Erwartungen und Träume wurden noch übertroffen von der Schönheit, die die greifbare Wirklichkeit ihm offenbarte: Palmen, blaue Lagunen, riesige Fischbestände, Wald, so weit das Auge reichte, exotische Vögel, Wild, frisches, sauberes Quellwasser ... Kokosnüsse, Bananen, Zitronen, Ananasfrüchte, Gemüse! - Das war der Beginn einer neuen Zivilisation! Holz- und Lederverarbeitung! Fischerei! Tauschwirtschaft! Zufriedene Menschen, Handwerker, Fischer, glückliche Kinder, die unter Palmen spielen ... Samuel Fieldings Visionen für die Zukunft von ACROLLAM sollten nun in die Tat umgesetzt werden – daran dachte er, als er sich hackend, reißend, stechend mit dem Buschmesser durch das widerspenstige Grün des Dschungels kämpfte. Für ihn stand fest: kein Fernsehen, kein Radio und erst recht keine schwätzerhaften Zeitungen in der neuen Heimat! Kein Alkohol! Keine Nörgler, Besserwisser, Querulanten, Choleriker und so weiter dürften auf die Insel! Nur ausgesuchte Leute. In diesem Punkte würde er sich von niemandem dreinreden lassen ...
Nach einem erschöpfenden Gewaltmarsch, der ihn bis an die Grenzen seiner Kräfte führte, erreichte Samuel Fielding die östliche Seite der Insel, wo er einen geeigneten Platz für sein eigenes Wohnhaus fand. Ein gerechter Monarch in einer schmucklosen Hütte! So und nicht anders hatte er es sich in Gedanken immer vorgestellt. Hinter dem dichten und dornigen Buschwerk fand er abermals weißen Strand unter blauem Sommerhimmel, dahinter das tosende Meer. Betrüblich war für ihn, die Spuren der zurückgelassenen Zivilisation sogar an diesem entlegenen Ort in der Wildnis zu finden. Geröstete Erdnüsse stand in roter Schrift auf einer Dose, deren silbernes Blech das Sonnenlicht spiegelte. Samuel Fielding nahm die Dose auf, kniff die Augen zusammen und wandte sich dem Meer zu. Das erste, was seine verwunderten Augen wahrnahmen, war der Abfallkorb aus Draht an der geteerten Straße, die auf eine Anhöhe zulief. Keuchend schleppte Samuel Fielding sich bis zu jenem erhöhten Punkt im Gelände, von wo aus er die ganze Landschaft überblicken konnte -----: Strandkörbe, Sonnenschirme, gebräunte Rücken, prallvolle Bäuche, ölig glänzende Beine, Köpfe - Menschengewühl, Radiogedudel, Hotels, Bars ... Er erkannte, auf welchen simplen bösen Schwindel er hereingefallen war, als er das am Strand stehende Schild sah, auf dem in schwarzen Buchstaben auf weißem Grund MALLORCA zu lesen stand ...
Von all jenen hoffnungsfrohen Menschen, die sich auf den weiten Weg machten, um Samuel Fielding nach dem segensreichen ACROLLAM zu folgen, traf ihn niemand unter den dort Lebenden. In den behördlichen Protokollen der Polizei wurde wiederholt von einem ewig betrunkenen Querulanten berichtet, der harmlose Touristen beschimpfte, belästigte oder gar mit einer rostigen Schrotflinte bedrohte, einem nörgelnden Besserwisser und Schwätzer, den man bald als öffentliches Ärgernis betrachtete. Touristen erzählten ebenfalls von einem betrunkenen weißhaarigen Greis am Strand von Mallorca, dessen verdrossener Gesang immer wieder den Zorn der zuständigen Ordnungshüter erregte:
My money is over the ocean!
My money is over the see!
O bring back my money to me!
Findige Strandräuber, die die kompositorische Substanz des Liedes erkannten, machten daraus eine Schnulze, die heute die ganze Welt erobert hat und inzwischen den Rang eines unsterblichen Volksliedes besitzt.
Alle weiteren Nachforschungen über das Schicksal Samuel Fieldings verliefen im Sande. Sein Lied ist das letzte Lebenszeichen, das der bewunderte Gelehrte uns hinterlassen hat. - Wir, die Zurückgebliebenen, deren Träume von einem glücklichen Leben auf ACROLLAM sich zerschlagen haben, erinnern uns mit Wehmut an Samuel Fielding, den genialen Weltverbesserer und an seinen schmerzvollen Gesang, in dessen Melodie die Sehnsucht nach einer schöneren und besseren Welt für alle Zeiten lebendig bleibt.
DER FLIEGENFÄNGER VON SALIMA
Eine Lagerfeuer-Geschichte
In der Schule der Besten spielte ich seit meinem Eintritt eine außerordentliche Rolle, denn ich, Ali Abbas III., Sohn des Sultans von Salima, genoss die angenehmen Vorrechte eines ehrenwerten Mitglieds der Königlichen Familie.
Ich muss zugeben: Meine Leistungen als Schüler des Internats waren eher mäßig, oft sogar kümmerlich, doch erhielt ich stets die höchstmöglichen Noten, erntete viel Lob und war der Liebling aller Lehrer. Von Geburt an hatte man mich zum Herren erzogen und in dem Bewusstsein bestärkt, naturgemäß zum geistigen und körperlichen Adel unseres schönen Landes zu gehören. Meine Lehrer verstummten ehrfürchtig, wenn sie mich zu langweilen begannen; oft kuschten sie vor mir und waren eifrig bemüht, mein Wohlwollen zu erlangen. Auch meine Mitschüler kannten das Gebot der Schulordnung, mir, einem Mitglied des Königshauses, mit Hochachtung zu begegnen und es niemals an gebührendem Respekt fehlen zu lassen. So wurde ich erwartungsgemäß in jedem Jahr Klassenbester mit Auszeichnung, siegte in allen sportlichen Wettkämpfen und durfte unter anhaltendem Beifall meiner Schulkameraden regelmäßig das Siegerpodest besteigen, um die Ehrenurkunde vom Direktor des Internats in Empfang zu nehmen.
Wenn es einmal zum Streit mit einem Mitschüler kam, besaß ich einen deutlichen Vorteil, nämlich das gesetzlich verbriefte Recht des ersten Schlages, das etwaigen Widersachern bei Androhung der Todesstrafe strikt untersagte, sich zu wehren. Ich konnte jeden Klassenkameraden zusammenzuschlagen, wenn es mir gefiel, doch war ich eher schwächlich gebaut, sodass ich häufiger Ohrfeigen oder Fußtritte an Altersgenossen verteilte, die meinen Unmut erregten. Wollte ein Schüler mich ansprechen, musste er üblicherweise demutsvoll das Haupt beugen und den Blick senken. Noch zu Jugendzeiten meines Vaters war es Sitte gewesen, dass Mitschüler sich vor einer Unterredung mit einem Mitglied unserer Familie auf den Boden zu seinen Füssen werfen mussten, jedoch war diese Erscheinungsform der Ehrerbietung im Laufe der Zeit aus der Mode gekommen und wurde nur noch bei Festlichkeiten am Hofe praktiziert.
Auch Macuthee, der Sohn eines Fischers aus Mescana, besuchte die Schule der Besten. Er erregte meinen Zorn wiederholt, denn er sprach mich nicht mit »Hoheit« an, beugte weder sein Haupt, noch senkte er den Blick. Er überholte mich im 100-Meter-Lauf und erreichte fünf Sekunden vor mir - zum Entsetzen aller Lehrer - die weiße Ziellinie. Ein Jubelschrei aus einhundert Kehlen hallte über den Sportplatz, doch schon im nächsten Moment verstummten die zuschauenden Mitschüler, als sie die Ungeheuerlichkeit dieses Ereignisses begriffen.
Macuthee hielt sich nicht an die Regeln, die die Obrigkeit für die Besten aufgestellt hatte. Eine Zeit lang beobachtete ich den sonderbaren Fischersohn, dessen Gebaren weder auf übertriebenen Stolz noch auf eine provozierende Absicht schließen ließ. Ich war in der Tat ein wenig irritiert. Man munkelte über ihn, er lese viele Bücher, auch ausländische, die offiziell als verboten galten. Nur den Besten war es erlaubt, derlei Literatur aus der Bibliothek auszuleihen, nachdem ein entsprechender Antrag am Ende eines langwierigen Genehmigungsverfahrens abgesegnet worden war. Das Gesetz, welches den Besten das Ausleihen der Bücher ermöglichte, stammte noch aus der Zeit meines Großvaters und war aus Gründen der Traditionspflege beibehalten worden. Macuthee reichte beinahe wöchentlich eine Liste mit fünf, zehn, oft sogar fünfzehn Büchern beim Bibliothekar ein und versorgte sich wissensdurstig mit Lesestoff, was meinen Unwillen ebenfalls erregte. Ich nahm Einblick in die Zeugnisse Macuthees und erfuhr: Er war ein vielfältig begabter, jedoch zugleich recht einfältig gearteter Sohn armer Leute von der Küste. Wenn seine Noten auch die besten waren und die Empfehlungsschreiben hinterwäldlerischer Dorfschullehrer in den höchsten Tönen von einer »förderungswürdigen Begabung« sprachen, mangelte es diesem Burschen, der so alt war wie ich, erheblich an Respekt vor einem bedeutenden Mitglied der Königlichen Familie.
Eines Nachmittags saß Macuthee im Schatten des Mangobaumes am See und las in einem Band Heinrich von Kleists. Es ärgerte mich, weil er wieder einen deutschen Dichter las. Im Unterricht hatte er einen Lehrer in Erstaunen versetzt, als er den Faust auswendig aufsagen konnte. Ich ging also - während die Augen der anderen Schüler mich furchtsam verfolgten - zum Mangobaum und schnalzte mit den Fingern. Macuthee blickte aus dem Buch auf, lächelte mich an, und las ruhig weiter. Ich schnalzte noch einmal mit den Fingern, diesmal etwas ungehaltener, und machte, als er zu mir herübersah, eine läppische Handbewegung, der unzweideutig zu entnehmen war, er solle sich gefälligst entfernen - und zwar hurtig. Er reagierte aber nicht auf diesen Wink. Also musste ich deutlicher werden. Auf diesem Platz unter dem Mangobaum, so erklärte ich ihm mit schwindender Geduld, hätte ich vor einiger Zeit gesessen und einen Pfirsich gegessen; dieser schöne Ort sei mein Ort. Jetzt endlich begriff Macuthee. Er blätterte eine Seite des Buches um und sagte mit einem ironischen Lächeln etwas zu mir, das ich wohl nie im Leben vergessen werde, weil es sich mir unauslöschlich ins Bewusstsein brannte - er sagte nämlich »Weggegangen - Platz vergangen!«
Ich trat näher an ihn heran und ohrfeigte ihn. Er war sichtlich überrascht. Ich ohrfeigte ihn nochmals. Er rührte sich nicht vom Fleck. Im Augenwinkel sah ich meine Mitschüler, die aus sicherer Entfernung dieses kleine Exempel, das ich zu statuieren gedachte, beobachteten. Langsam, sehr langsam ließ Macuthee das Buch sinken, steckte ein Lesezeichen hinein und klappte es nachdenklich zu. Er hatte verstanden: Dies war kein Ort für höhere Literatur. Warum lief er nicht sogleich davon? - Ich holte aus, um ihm einen gezielten Fußtritt zu geben, aber er hielt meinen rechten Fuß mit der linken Hand fest, hob ihn in die Höhe, wobei ich das Gleichgewicht verlor und rückwärts in den See stürzte. Tropfnass kroch ich an Land, stellte mich auf die Beine und griff ihn mit den Händen an. Er schlug mir seine geballte Faust aufs linke Auge. Ich stürzte hart zu Boden, richtete mich wieder auf, verdutzt über das, was hier vorging. Es war unfassbar. Macuthee schlug mir seine beiden Fäuste in die Fresse, links, rechts, links, rechts, immer wieder, so dass ich für Augenblicke die Besinnung verlor. - »So«, rief er mir hinterher, als ich vor seinen Schlägen flüchtete, »das dürfte reichen!« Und er fügte hinzu: »Fürs erste!«
Als ich mit gebrochenem Nasenbein, geschwollenem Gesicht und verweinten Augen über die Schulwiese zum Hauptgebäude schlich, blickte ich in die fassungslosen Gesichter meiner Mitschüler, die nicht glauben wollten, was sie vor sich sahen: einen verprügelten Sultanssohn. »Wer lacht, wird hingerichtet!«, brüllte ich ihnen entgegen, und keiner von ihnen wagte es, die Miene zu verziehen. Totenstille herrschte, als ich auf mein Zimmer ging. Von meinem Fenster blickte ich hinunter auf den Schulhof und sah sie alle: Sie waren bis zum Zerplatzen gespannt; mit fest aufeinandergepressten Lippen standen sie da und starrten sich an; sie lachten lautlos durch die Augen, aus denen schadenfrohe Tränen herauskullerten und über ihre zitternden Nasenflügel und Wangen flossen. Auf eine hinterhältige Weise waren sie