Der Club
Von Max Stascheit
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Der neue Kurzgeschichtenband von Max Stascheit beherbergt das Böse in vielerlei Form. In den hinterlistigen und erschreckenden Horrorstories ist nichts so, wie es scheint.
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Buchvorschau
Der Club - Max Stascheit
Das Buch
Ein Mörder flieht in ein Kloster in den Wald und kommt vom Regen in die Traufe, ein junger Mann folgt seinem Doppelgänger, mit ungeahnt grauenhaften Folgen, ein reicher Industrieller wird von seiner Vergangenheit eingeholt und ein luxuriöser Club verbirgt hinter verschlossenen Türen ein furchtbares Geheimnis...
Der neue Kurzgeschichtenband von Max Stascheit beherbergt das Böse in vielerlei Form. In den hinterlistigen und erschreckenden Horrorstories ist nichts so, wie es scheint.
Der Autor
Max Stascheit wurde am 09.04.1991 in Vechta geboren. Schon in jungen Jahren faszinierte ihn das Unheimliche und Makabre. Comics, Kurzfilme und Hörspiele sind nur einige Dinge die ihn begeistern und immer wieder erneut antreiben. Erste Erfahrungen mit Horrorliteratur machte er mit Büchern von Stephen King. Sein großes schriftstellerisches Vorbild ist nach eigenen Aussagen Robert Bloch.
Max Stascheit
DER CLUB
Kurzgeschichten
Titel der Originalausgabe
>Der Club<
Copyright © 2015 - Max Stascheit
Umschlagillustration - Max Stascheit
Korrektur – Luka Spahr
Verlag - epubli
Deutsche Erstausgabe
Alle Rechte vorbehalten
Copyright 2015
Max Stascheit
Inhalt
Der Todesengel von Daniel Büter
Seite 11
Das Kloster
Seite
15
Im Herz des Meeres
Seite 48
Die Füße unter der Gardine
Seite 82
Deine Liebe macht mich stark
Seite 92
Der Doppelgänger
Seite 129
Der Club
Seite 139
Kinderlieb
Seite 179
Zirkuszauber
Seite 184
Maitland
Seite 201
Die Siedlung
Seite 209
Der Schatz am Ende des Regenbogens
Seite 260
Nachwort des Autors
Seite 265
Der Todesengel
von Daniel Büter
Ich danke für die Tatsache, dass ich die Klingel erreicht habe und irgendwie drücken konnte.
Und schaue dankbar der Pflegerin nach, die mir Papier und Stift gebracht hat. Für Gespräche bin ich bereits zu schwach, und muss nun versuchen, meine Geschichte als Warnung an Euch nieder zu schreiben. Ihr, die dies lest, müsst Jagd auf dieses Monster, auf mich selbst machen.
Beziehungsweise auf das, was ich einmal war. Mein Name ist Michael. Michael Müller, Altenpfleger.
Man kann sagen, dass ich immer versucht habe,
das Richtige
zu tun. Wobei dies natürlich sehr, sehr individuell ausgelegt werden kann.
Gewissen und Mitleid waren stets meine Antriebe.
Als Buddhist beende ich kein Leben, es ist mir heilig. Gleichwohl ist es meine Pflicht, Leiden zu lindern, wo es mir möglich ist.
Viele Menschen, die litten, habe ich erlöst. Nie habe ich ein Leben aktiv beendet, um mich zu bereichern, oder gar aus Mordlust. Tötung erfolgte stets auf Verlangen der Person, und wo immer es ging, habe ich lediglich die Mittel bereitgestellt.
Manche drückten mir die Hand, andere lächelten in ihren letzten Minuten auf Erden dankbar zum Abschied und schienen im Moment des Todes in eine andere Welt einzutreten.
Als Altenpfleger habe ich schon viele seltsame Dinge erlebt.
Doch Herr P. aus Zimmer 14, war ein ganz besonderer Mensch. Er war nie bösartig, eher verschlossen und niemand kannte seine Biographie. Angehörige schien es nicht zu geben.
Auch er quälte sich.
Als ich ihn einmal während der Mittagsruhe umlagerte, fragte ich ihn, ob ich ihm helfen solle, das Leiden zu beenden. Er nickte mehrfach. Ich wusste, was jetzt wie geplant werden musste. Kurz vor der Übergabe ging ich wieder zu ihm ins Zimmer und fragte, ob er selbst nun bereit wäre.
Herr P. nickte leicht, und nahm mir die Tabletten aus der Hand. Langsam führte er eine nach der anderen zum Mund, und trank mit Mühe ein halbes Glas Wasser. Als ich mich in der Tür ein letztes Mal zu ihm umdrehe, fixiert er mich dankbar lächelnd, fast grinsend, ungewohnt mit einem durchgehenden, stechenden Blick. Es war sehr unangenehm.
Mir wurde schwindelig, und ich kippte noch in der Tür zur Seite weg.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Bett.
Es kam mir vertraut vor. Als ich wieder zur Tür schaute...sah ich mich selbst in der Tür stehend, gestützt von zwei Kollegen, die mir aufhalfen und etwas von „wohl zu wenig getrunken" brummten. Halluzinationen? Ich beobachtete mich vom Bett aus und sah mir selbst in die Augen.
Ob dies diese außerkörperlichen Wahrnehmungen waren, von denen ich mal gelesen hatte?
Kurz lachte ich innerlich auf, das musste es sein!
Aber es waren nicht meine Augen- Es waren die von Herrn P., die mich geradezu hämisch fixierten. Der Pfleger… mein Körper… verließ das Zimmer. Ich holte tief Luft, um zu schreien, doch es blieb mir im Halse stecken. So fühlte sich also ein Körper jenseits der 80 an, mit Altersschwäche, ohne Kraft, aber mit wachem Verstand. Dem Tabletten gerade den Rest gaben. Alleine und fassungslos fiel mein Blick auf die Klingel am Bettgestell.
Notiz der Übergabe an den Spätdienst
Herr P. ist heute zwischen 12:00-12:30 Uhr verstorben. Der Arzt hat den natürlichen Tod bereits bestätigt und der Bestatter holt ihn gegen 3 Uhr ab. Räumt bitte sein Zimmer aus, wenn ihr Zeit habt. Michael hat bereits angefangen. Auf dem Nachtschrank liegen einige zerknitterte Papiere. Sie werden von Michael später mitgenommen, er sammelt Schriftstücke von dementiellen Bewohnern aus Interesse und für seine Bachelorarbeit über pathologische und psychologische Veränderungen im Alter – Die Pflegedienstleitung hat ihr OK hierzu gegeben.
Das Kloster
Der Strahl einer Taschenlampe wanderte über Fred Wilkens kahlen Kopf.
Er durchschnitt die dämmrige Finsternis und ließ die Staubkörner auf den Regalen des kleinen Ladens tanzend sichtbar werden.
Es war nur eine Frage der Zeit bis die Polizisten entdecken würden, dass das Schloss der Hintertür gewaltsam aus den Angeln gebrochen worden war.
Fred hielt den Atem an und lauschte in die Schwüle der Nacht, die um sein schweißnasses Genick säuselte.
Warum war er ausgerechnet in diesen Pfandleiher eingebrochen? Es gab sicher dutzende in der Stadt und die waren auch leichter wieder zu verlassen als dieses Fort Knox.
Wilkens starrte angestrengt über den mit Holz verkleideten Tresen, hinter dem er hockte.
Der Geruch von frisch gemahlenem Kupfer hing in der Luft: der Geruch des Todes.
Fred sank noch tiefer in die Schatten und warf einen flüchtigen Blick auf den alten Mann neben sich.
Er wollte nicht zu lang in die Augen des Toten starren, immerhin war er es, der dem Verkäufer eine Kugel in die Rippen gejagt hatte.
Er vernahm Schritte.
>>Jim, sieh mal!<<, hörte er aus dem anderen Ende des Ladens.
>>Das Schloss ist geöffnet worden ...<<
Fred spannte seine Muskeln und wartete geduldig. Der Finger um den Abzug seiner Pistole krümmte sich.
Er vernahm einen leichten Windzug und erwartete jeden Moment einen der Polizisten hinter dem Tresen auftauchen.
Den Leinensack mit der mageren Beute an die Brust gepresst und in absoluter Konzentration, wägte Wilkens die Situation ab.
Die Schritte kamen näher, die Beamten waren also schon in dem Laden.
Was sollte er tun? Sich ergeben?
Doch dann würden sie ihn sicher für zehn Jahre wegsperren wegen heimtückischen Mordes und Raubüberfall. Ganz zu Schweigen von den anderen Überfällen in den umliegenden Städten. Da hatten sie ihn nicht gekriegt. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn auch damit in Verbindung bringen würden.
Sollte er stattdessen lieber alles riskieren und aus der Deckung springen? Auf die Bullen schießen?
Der Strahl der Taschenlampe tauchte wieder über Freds Kopf auf. Anscheinend gehörte sie einem der beiden Polizisten, die er vor wenigen Minuten noch vor der gläsernen Front des Ladens gesehen hatte, bevor er sich hinter den Tresen geflüchtet hatte.
Der Schuss war keine Absicht gewesen. Um diese Uhrzeit dachte Fred der Laden sei verlassen.
Woher sollte er wissen, dass der alte Mann auch kurz vor Mitternacht seinen Laden besuchte um etwas aus den Regalen zu nehmen.
Was hatte der Kerl überhaupt gesucht?
Als der Besitzer, so vermutete Fred es jedenfalls, ihn bemerkte, ließ er sofort von dem Regal ab und schrie erschrocken auf.
Er rief nach der Polizei und machte einen Höllenlärm. Was hätte Fred tun sollen? Warten, bis der Alte ihn verriet? Stattdessen schoss er in die Dunkelheit in der der Alte stand.
Er hatte getroffen und der Besitzer war zu Boden gegangen.
Dann ging alles sehr schnell. Fred hatte die Kasse gewaltsam aufgehebelt und sich die magere Beute geschnappt. Bevor er dazu kam nachzuschauen, was sich in dem Regal befand, hörte er schon die Cops. Er war hinter den Tresen gehuscht und hatte den Körper des alten Mannes mit sich gezogen.
Und da hockte er nun.
Die Schritte der Polizisten waren jetzt beinahe vor dem Tresen der Pfandleihe.
Fred schaute sich um. Er entdeckte einen antiken Lampenschirm ohne Glühbirne und einen geschmacklosen Bronzeadler auf dem staubigen Fensterbrett.
Ohne zu zögern griff er nach einem Schirmständer und stieß ihn durch das Glas des Ladenfensters. Klirrend prasselten Scherben auf den Einbrecher hinab und bedeckten seine Haare und Kleidung.
Die Leiche des alten Mannes glänzte im Schein der Straßenlaternen, die Scherben des Fenster ließen ihn leuchten wie einen Weihnachtsbaum.
Mit einem beherzten Satz war der Ganove nach vorn gesprungen und warf sich mit seinem Diebesgut durch das zersplitterte Fenster.
>>Halt! Stehen bleiben, Polizei<<, vernahm Wilkens hinter sich.
Mit dem Mut der Verzweiflung drehte er den Arm im Sprung und drückte ab.
Die Kugeln aus seiner Pistole jagten mit einer hellen Feuerblume durch die Nacht.
Ein Schrei folgte. Und Schüsse.
Er hatte einen der Bullen getroffen, soviel war sicher.
Fred Wilkens schaute sich nicht um, rannte durch die dampfenden Gassen der kleinen Stadt und presste sich an den Leinensack wie eine Mutter an ihr neugeborenes Baby.
Er musste aus dieser gottverdammten Stadt abhauen, musste zusehen, dass er soviel Abstand wie möglich zu den Cops bekam.
Die Sirenen waren leiser geworden, Wilkens hatte die Stadtgrenze erreicht.
Der Wald, der Schutz der Nacht.
Er würde es schaffen.
An einem heruntergekommenen Diner las er es zuerst.
Gefährlicher Mörder auf freien Fuß.
Ein Einbrecher hat gestern Nacht den Besitzer einer lokalen Pfandleihe erschossen und auf seiner Flucht vor der Polizei einen Officer lebensgefährlich verletzt. Der Polizist kämpft noch immer um sein Leben.
Mehr auf Seite 4 ...
Fred zitterte. Er hatte wahrscheinlich einen Cop auf dem Gewissen. Das würde ihm mehr als zehn Jahre Zuchthaus einbringen.
Der Bulle musste ja den Helden spielen, dachte er, und drückte die Klinke des Diners herunter.
Der Laden war brechend voll. Wilkens schaute sich um.
Einige Teenager, ein altes Ehepaar und eine junge Familie saßen ihm am nächsten.
Er sah einen freien Platz und steuerte darauf zu.
Polizisten konnte er nicht erkennen.
Fred freute sich auf einen frischen Kaffee und Rührei mit Speck. Vielleicht würde er auch einige Pfannkuchen ordern. Das Geld dazu hatte er ja. Nur durfte er nicht zu verschwenderisch sein.
Doch der Hunger vertrieb den Gedanken schnell. Er hatte seit Wochen nichts anständiges mehr gegessen, war immer nur unterwegs gewesen auf der Suche nach schnellem Geld.
Eine dickliche Frau mit blondem Haar stand vor ihm.
>>Was kann ich Gutes für Sie tun?<<, fragte die junge Frau, die Fred als Bedienung registrierte.
Er war mit den Gedanken bei der gestrigen Nacht und schaute sie verwirrt an.
>>Was?<<, fragte er die Frau.
>>Möchten Sie etwas bestellen?<<, wiederholte die Bedienung ihre Frage.
Er bestellte Kaffee, Eier mit Speck und drei Pfannkuchen mit Sirup.
Fred schaute sich in dem Diner um. Die Leute schienen ihn nicht einmal wahrzunehmen, sie waren alle mit sich und ihrem Essen beschäftigt.
Fred sank tiefer in den Kunststoff der Sitzgarnitur und dachte nach.
Wohin sollte er jetzt fliehen? Die Cops suchten einen Kerl der einen von ihnen fast getötet hatte.
In dieser Beziehung waren diese Kerle wie Tiere. Sie nahmen die Witterung auf und gaben sich erst zufrieden, wenn sie ihn bei den Eiern hatten.
Er beobachtete einige junge Frauen, die sich gemeinsam auf die Toiletten begaben.
Weiber.
Der Geruch von frischem Kaffee stieg in Freds Nase.
Er drehte den Kopf und sah die dickliche, junge Frau die unter ihren massigen Brüsten ein Tablett mit seiner Bestellung trug.
Er musste keinen guten Anblick abgeben. Immerhin war er seit Wochen unterwegs, hatte kaum Kleidung bei sich und hatte selten duschen können. Er sehnte sich nach einer warmen Unterkunft, einem sauberen Bett und frischer Kleidung. Und er musste sich rasieren, dringend. Man hielt ihn sonst bald für einen Landstreicher und bediente ihn nicht mehr.
Doch noch klappte es und der herrliche Ausblick auf sein Frühstück verdrängte sogar den Gedanken an andere Dinge.
Das Essen duftete köstlich.
>>Fünf Doller Sechzig Cents<<, sagte die Bedienung und Fred wühlte in seiner Tasche nach einem Schein. Beinahe hätte er einen Hunderter herausgefischt und sicherlich seltsame Blicke auf sich gezogen.
>>Hier, stimmt so<<, sagte Fred knapp und drückte der Frau einen Fünf- und einen Ein-Dollarschein in die Hand.
>>Guten Appetit<<, sagte die Frau mit einem Lächeln und entfernte sich wieder.
Nachdem Fred das Frühstück, welches köstlich gewesen war, verschlungen hatte, wandte er sich noch einmal zu der Bedienung um.
Sie registrierte seinen erhobenen Arm und setzte sich in Bewegung. Ihr Körper war Fred zwar zu massig, dennoch merkte er, dass er die Gesellschaft eines weiblichen Körpers ebenfalls dringen nötig hatte.
>>Ja bitte?<<, fragte ihn die Bedienung höflich aber gehetzt.
Fred lächelte sie an und fragte mit seiner freundlichsten Art nach einem Motel in der Nähe.
Die junge Frau legte ihren Kopf schief und dachte nach.
>>Also hier in der Nähe ist zwar ein Motel, allerdings hat das nicht mehr offen. Lohnte sich nicht.<<
Fred blickte sie gespielt überrascht an.
Bei dem Kaff kein Wunder, dachte er, und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
>>Sie müssen dann schon in die nächste Stadt fahren, da gibt’s ein Motel.<<
Fred war enttäuscht, er hatte keine Lust auf einen langen Tagesmarsch oder Trampen.
>>Danke für die Auskunft<<, sagte er knapp und erhob sich.
Die Bedienung war jedoch schon wieder bei einem anderen Gast.
Fred schaute sich um, als er das Diner verließ. Die kühle Morgenluft tat gut auf seiner durch Wind und Wetter abgenutzten Gesichtshaut.
Er musste in den nächsten Ort laufen, so sehr er den Gedanken daran auch verabscheute.
Ein Wagen hielt am Straßenrand.
Ein Polizeifahrzeug.
Fred stockte der Atem.
Die Cops wussten zwar eigentlich nicht, wie er aussah, dennoch war er sich da nicht so sicher.
Er drehte sich zum Eingang des Diners und studierte halbherzig einige Prospekte, die in einem rostigen Ständer neben der Tür hingen. Er durfte sich nicht verdächtig machen und musste den Fokus von sich ablenken.
>>Guten Tag<<, vernahm er hinter sich. Ein Bulle, direkt hinter ihm.
Fred nickte leicht und murmelte ebenfalls eine freundliche Floskel.
Zwei fette Bullen betraten das Diner, offensichtlich für ein Donutfrühstück.
Erfüllt das Klischee, dachte