Der Keim: Thriller
Von Max Stascheit
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Über dieses E-Book
Ein Schwerverbrecher soll in das berüchtigte Statefield Hochsicherheitsgefängnis für geisteskranke Kriminelle überstellt werden.
Für Christian Blake, erfahrener Sicherheitsbeauftragter, ein scheinbar leichter Job. Doch schon bei der Ankunft überschlagen sich die Ereignisse.
Fjodor Petrov, ein wahnsinniger Mörder, hat alles genauestens geplant. Für ihn soll der Aufenthalt im Gefängnis nur der Auftakt für einen weitaus größeren Plan sein:
Die Befreiung aller Insassen.
Die Nacht versinkt in einem Meer aus Blut und Wahnsinn.
Roman
214 Seiten
e-Book
Mit Nachwort vom Autor
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Buchvorschau
Der Keim - Max Stascheit
Der Keim
MAX STASCHEIT
2
3
Das Buch
In einer unheilvollen Nacht kreuzen sich die Wege vieler
Personen.
Ein Schwerverbrecher soll in das berüchtigte Statefield
Hochsicherheitsgefängnis für geisteskranke Kriminelle
überstellt werden.
Für Christian Blake, erfahrener Sicherheitsbeauftragter,
ein scheinbar leichter Job. Doch schon bei der Ankunft
überschlagen sich die Ereignisse.
Fjodor Petrov, ein wahnsinniger Mörder, hat alles
genauestens geplant. Für ihn soll der Aufenthalt im
Gefängnis nur der Auftakt für einen weitaus größeren Plan
sein:
Die Befreiung aller Insassen.
Die Nacht versinkt in einem Meer aus Blut und Wahnsinn.
Zum Autor
Max Stascheit wurde am 09.04.1991 in
Vechta geboren.
Schon in jungen Jahren faszinierte ihn das
Unheimliche und Makabre.
Comics, Kurzfilme und Hörspiele sind nur
einige Dinge die ihn begeistern und
immer wieder erneut antreiben.
Erste Erfahrungen mit Horrorliteratur machte er mit
Büchern von Stephen King. Sein großes schriftstellerisches
Vorbild ist nach eigenen Aussagen Robert Bloch.
4
5
Titel der Originalausgabe
> Der Keim <
Copyright © 2015 -‐ Max Stascheit
Umschlagillustration -‐ Max Stascheit
ISBN 978-‐3-‐7375-‐8174-‐5
Deutsche Erstausgabe
1. Auflage Dezember 2015
Alle Rechte vorbehalten
Copyright 2014
Max Stascheit
6
7
Inhaltsangabe
K A P I T E L I
11
K A P I T E L 2
27
K A P I T E L 3
40
K A P I T E L 4
52
1 0 J A H R E F R Ü H E R
54
K A P I T E L 5
71
K A P I T E L 6
100
K A P I T E L 7
122
K A P I T E L 8
149
Z W E I T A G E S P Ä T E R
170
D R E I M O N A T E S P Ä T E R
177
E P I L O G
190
N A C H W O R T D E S A U T O R S
193
E B E N F A L L S E R H Ä L T L I C H
197
8
Der Keim allen Übels gedeiht in Dunkelheit.
Wenn er erblickt das Licht der Welt,
trägt er Früchte und verteilt sie weit.
9
10
K a p it e l I
(I)
Schweiß.
Wie ein Schleier lag der säuerliche Geruch von bitterem
Schweiß in dem kleinen Raum.
Keaton Carlyle hatte das Gefühl den widerlichen Gestank
schon auf seiner Zunge schmecken zu können.
Mit der rechten Hand fächerte er sich die erhofft kalte
Nachtluft in das glänzende Gesicht. Doch vergeblich, der
animalisch anmutende Geruch hing weiter über ihm wie
eine Dunstglocke.
Der Mann schielte zu dem Fenster mit dem schweren
Eisengitter. Der Mond stand am höchsten Punkt und
tauchte den kleinen quadratischen Raum in kaltes Licht.
Keaton starrte wieder geradeaus.
Da er mit dem Rücken auf der kleinen Pritsche lag, konnte
er die untere Seite des Bettes seines Zellengenossen über
sich sehen. Die silbern schimmernde Oberfläche des
Doppelbettes schien das Mondlicht noch zu verstärken.
Carlyle wälzte sich zur Seite.
Nacht um Nacht hatte er diese Zelle mit seinem Mithäftling
Carter Preston geteilt, stets hatte er seine Fresse gehalten,
wollte keinen Ärger mit dem stämmigen Mann.
Er hatte schon zu Antritt der Haftzeit geschworen, sich hier
keine Feinde zu machen. Und dies tat er aus zweierlei
guten Gründen.
Zum einen war das Statefield Sicherheitsgefängnis für
kriminelle Geisteskranke hoffnungslos mit den irrsten und
verwerflichsten Wichsern dieses Landes vollgestopft, und
er wollte nun wirklich nicht überraschend erwürgt
11
werden, zum anderen war er schwächlicher und kleiner als
manch anderer hinter den hohen Mauern.
Keaton streckte seine Arme aus und fühlte die wohlige
Kälte des Bettes über ihm. Seine Sehnen standen aus
seinen knochigen Armen und der Mond ließ kleine
Schatten über die Haut tanzen. Er vernahm ein Raunen,
sicher spürte sein Zellengenosse die Hitze ebenfalls.
Keaton dachte über den Tag seiner Ankunft in diese
Einrichtung nach.
Damals, vor über fünf Jahren, hatte ihn das mit
Stacheldraht eingefasste Maul des Eingangstores
regelrecht verschluckt.
Er war mit einem dieser klassischen Gefängnisbusse
hergekommen, zusammen mit zwanzig weiteren
Verbrechern. Ein fetter Bulle hatte ihnen die Türen
geöffnet und sie alle zusammengekettet auf den kleinen
Vorhof des Gefängnisses geführt.
Das Statefield Sicherheitsgefängnis trug seinen Namen zu
Recht. Keaton waren damals die strengen
Sicherheitsvorkehrungen aufgefallen.
Man hatte Kartenleser, anstatt altmodischer schwerer
Schlüssel. Kameras verfolgten einen auf Schritt und Tritt.
Und es gab eine verdammte Armee von Wachen. Eine
Flucht von diesem Ort war genauso undenkbar wie eine
Entlassung vor Carlyles Tod.
Die Prozedur war wie im Film abgelaufen.
Man wurde in einen weiteren, mit schweren Rolltoren
ausgestatteten Raum geführt, fotografiert und mit einer
Nummer versehen, dann ging es schon in die nächste
Abteilung.
Keaton Carlyle hieß ab sofort Nummer 1349.
Die Gänge mit den Zellen schienen endlos. Keaton hatte
nur flüchtige Blicke in beide Richtungen riskiert, wollte
nicht aus der Reihe fallen.
Die Zellenblocks waren schachtähnlich angerichtet.
12
Je weiter man ging, desto schwerwiegender waren meist
die Verbrechen der Männer hinter den dicken Eisenstäben.
Der Bulle hatte nach und nach Verstärkung bekommen. Die
Hilfskräfte hatten Zellentüren geöffnet, dabei harte Befehle
ins Innere der quadratischen Quartiere gebrüllt.
Dann waren immer wieder Menschen vor Keaton in die
Zellen verschwunden.
Hasstiraden und obszöne Lieder wurden gerufen. Der Gang
mit den Verbrechern ertönte im Widerhall der Abscheu.
Das Gefängnis war schäbiger, als es von Außen den
Anschein gemacht hatte.
Überall roch es penetrant nach Pisse und Schweiß.
Verrücktes Lachen schallte durch die Gänge, verwirrtes
Gerede erfüllte die Luft.
Keaton hatte sich schon öfter gefragt, weshalb man ihn
hierher verfrachtet hatte, quasi in eine Anstalt für
Geisteskranke.
Wahrscheinlich weil sein Anwalt auf
Unzurechnungsfähigkeit plädiert hatte. Vielleicht hätte man
ihn sonst schon kross gebraten.
Wer wusste das schon?
Man hatte Carlyle in seine Zelle gebracht und ihn mit
einem süffisanten Grinsen zurückgelassen.
In Gedanken verloren, hatte Keaton damals nicht einmal
bemerkt, dass eine weitere Person in seiner Zelle war.
Erst als ein massiger Leib von der schweren Pritsche
sprang und er den süßlichen Geruch vernahm.
Keaton war nun neu hier.
Wilde Storys schossen ihm durch den Kopf. Bilder von
Vergewaltigungen brannten sich in seinen Verstand. Er
würde das Bückstück von diesem widerlichen Riesen sein.
Doch der Kerl hatte ihn nur angesehen, mit diesen
Tieraugen. Besser konnte man den verwilderten Blick nicht
beschreiben. In den Pupillen des Mannes lag so etwas wie
ein animalischer Raubtierinstinkt.
13
Das Gesicht des Fremden war hart und voller Narben,
sicher ein Überbleibsel starker Pocken.
Der kurzgeschorene Schädel glänzte vor Schweiß.
Um stark zu wirken hatte Keaton Carlyle nicht reagiert,
ließ sich äußerlich nicht einschüchtern und hatte den Kerl
standhaft ernst angeschaut.
Dann war die Situation gekippt, der Riese hatte seinen
stinkenden Mund geöffnet und gesprochen.
Der hünenhafte Fremde hatte sich als Preston vorgestellt,
Carter Preston.
Dies war fünf Jahre her.
Keaton hatte sich mit dem Gefängnisalltag nie völlig
arrangiert, zu oft wütete der Sturm nach Freiheit in seinem
Inneren. Zu oft wünschte er sich frei zu sein und wieder
seinem Leben nachgehen zu können.
Preston hatte nie gefragt, weshalb Carlyle überhaupt hier
war, dazu hatte er auch keine Zeit. Meist starrte der Irre
gegen die Decke oder pumpte nachts eine Ladung Wichse
gen Zellendecke.
Carlyle war froh, dass es nie zu Streit kam, er ließ Preston
in Ruhe und er ihn.
Viel von der Außenwelt hatte er nie mitbekommen, dazu
waren sie in dieser Haftanstalt zu isoliert, es gab keinen
Fernseher oder geschweige denn eine aktuelle
Tageszeitung. Und das war auch rational zu erklären,
meinte Keaton. Welcher Geisteskranke war auch
interessiert, wie der Dow Jones stand, oder wie viele
Drogenabstürze Lindsey Lohan noch durchmachte, bevor
sie endgültig ins Gras biss?
Sie hatten ihren eigenen kleinen Mikrokosmos, bestehend
aus Schlafen, Scheißen, einer halben Stunde Freigang auf
einem viel zu kleinen Hof und die alltäglichen
Zellenkontrollen.
Die Monate waren zuerst quälend langsam
herumgegangen, niemand hatte angerufen und auch das
Besucherzimmer war nie von Keaton Carlyle aufgesucht
14
worden, er hatte ja schließlich niemanden, der ihn hier
besuchen wollte.
Oder konnte.
Alles war so eintönig, dass die Lethargie Besitz von Keaton
ergriff.
Bis vor einigen Wochen.
Nur zufällig hatte er einen Wärter belauscht, Fred den
Schönling, so nannte ihn Keaton, aufgrund seiner langen
blonden Haare und seinen strahlend weißen Zähnen.
Dieser hatte sich mit einem anderen Gefängnismitarbeiter
unterhalten und dabei einige sehr pikante Details
herausgegeben.
In wenigen Wochen sollte eine VIP Gast einziehen, hatte er
spöttisch gesagt und angefangen zu lachen.
Keaton lauschte konzentrierter. Es schien sich um einen
Hochkaräter zu handeln, jemanden, der so wichtig war und
anscheinend so gefährlich, dass die Wichser hier drin
zitternde Knie bekamen.
Dies schloss Keaton aus der Reaktion des zweiten
Wachmannes. Er hatte die Augen aufgerissen und starrte
den schönen Fred an. Dann hatten sie Keatons Lauschen
bemerkt und ihn zum Teufel gejagt.
Und so wartete Keaton Carlyle jede Nacht, mit Blick auf das
Bett über ihm, auf Veränderungen im Gefängnis.
Er hatte es im Gefühl, etwas würde passieren, etwas
Großes.
Woher er diese Info nahm, wusste er selbst nicht.
Vielleicht war es ein natürlicher Selbsterhaltungstrieb in
seinem Innern, etwas, das ihn die Tage und Wochen hier
einfacher bewältigen ließ. Wenn man auf etwas wartet,
kann die Zeit auch schneller verstreichen, dachte er und
streckte die Füße aus dem Bett.
Preston raunzte noch immer leise, er schien allerdings
wieder eingeschlafen zu sein.
Keaton streckte seine Glieder, trat an das vergitterte
Fenster und starrte auf den Hof unter ihm.
15
Alles war still, selbst das oft hörbare Schreien der Irren
war verstummt.
Etwas lag in der Luft, etwas nicht Greifbares. Wie das
Flimmer auf dem heißen Asphalt eines Highways.
Es war da, drückte und surrte, doch man konnte es nicht
berühren.
Dann hörte Keaton Carlyle das entsetzliche Schreien.
Wie Schweinelaute brüllte jemand so markerschütternd,
dass sich eine feine Gänsehaut auf Keatons Arme legte.
Woher kam der Schrei?
Keaton wirbelte herum. Hatte Preston das gerade auch
gehört? , fragte er sich.
Der Riese schien noch immer selig zu schlafen.
Carlyle presste sich an die Gitterstäbe, er stierte auf den, in
Dunkelheit liegenden Gang.
Dann vernahm er Stimmengewirr. Einige Häftlinge redeten
wildes, unverständliches Zeug. Vereinzelt vernahm Keaton
Wortfetzen und Bruchstücke wilder Gespräche wahr.
Eine Stimme sprach von der Ermordung eines Häftlings.
Keaton lauschte angestrengt, irgendetwas ging hier vor.
Er war so in das Lauschen vertieft, dass er nicht einmal
merkte, wie Carter Preston von der Pritsche glitt.
Der riesige Mann umschlang mit seinen haarigen Pranken
den Kopf Carlyles. Mit einem harten Ruck stieß er dessen
Schädel durch die Gitterstäbe. Ein entsetzter Schrei
entwich Keatons Kehle, der Schmerz raubte ihm alsbald
den Verstand. Mit eingedrücktem Schädel stierte Keaton
auf den, für ihn nun gut sichtbaren Gang. Was er sah,
brannte sich in sein Hirn.
Er nahm die Erkenntnis mit ins Grab.
Carter Preston stampfte mit seinem riesigen Fuß auf
Keatons Rücken und brach ihm die Wirbelsäule.
>>Es hat begonnen.<< murmelte er.
16
(II)
Der gepanzerte Wagen schoss über die unebene Straße.
Die Insassen, vier in Schutzwesten gekleidete Marshalls,
ein grimmig dreinblickender Fahrer und ein starr
geradeaus blickender Mann, schwitzten und schwiegen.
Die Nacht war heiß. Selbst in dem klimatisierten Wagen
stieg die Temperatur mit jeder Meile.
Die Uniformierten tauschten Blicke aus, schielten immer
wieder auf die schweren Eisenketten an den Füßen und
Händen des Gefangenen.
Christian Blake, Beifahrer im Font des Wagens, zuckte
beim Ertönen des Walkie-‐Talkies zusammen. Der junge
Mann war müde und angespannt, die Meldung aus dem
kleinen Gerät riss ihn aus einem nahenden Schlaf.
>> Wagen 4, bitte kommen.<< erklang es aus dem Gerät.
>> Wagen 4, kommen.<<
Blake legte einen kleinen schwarzen Schalter um und
sprach in das Walkie-‐Talkie.
>>Wagen 4, hier Blake. Was ist los?<< gab er zurück,
wieder völlig Herr seiner Sinne. Da der Wagen mehrfach
gepanzert war, der Vorderbereich abgeschirmt vom
hinteren Teil mit dem Gefangenen, konnte er, ohne die
Lautstärke zu verringern, sprechen.
Das kleine Gerät rauschte leise.
>>Wir haben hier einen Zwischenfall. Es gab einen
Aufstand unter den Gefangenen. Fünf Tote. Ihr solltet mit
der Übergabe noch warten.<<
Mit Übergabe meinte die Gefängnisleitung die Überstellung
eines Gefangenen.
Und damit war Fjodor Petrov gemeint, der Mann im
hinteren Teil des Wagens.
Der Fahrer des Wagens starrte Christian Blake an.
17
>>Fünf Tote?<< wiederholte er ungläubig und pfiff leise
aus. Blake presste den Sprachübermittler dich an seinen
Mund.
>>Verstanden. Wir werden an der Einschleusung warten.
Over and out.<<
Blake legte das kleine Gerät wieder in die Haltevorrichtung
und schaute seinen Fahrer an.
>>Man, was ist denn heute Nacht los?<< fragte er gestresst.
>>Erst will man den Gefangen nur nachts übergeben und
dann auch noch das.<<
Der Fahrer, ein Mittfünfziger mit buschigem
Oberlippenbart, seufzte hörbar genervt.
>>Ist wirklich seltsam. Und vor allem wird es wieder ewig
dauern, bis wir Feierabend machen können. Du kannst dir
sicher nicht vorstellen, was für ‘n Papierkram das für die
aus dem Statefield Gefängnis wird. Fünf Tote, puh.<<
Der Wagen rumpelte über ein Schlagloch.
Man