Der Graf von Bragelonne. Band I: Historischer Roman in zehn Bänden
Von Alexandre Dumas
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Über dieses E-Book
Ludwig XIV. ist weit über das Alter hinaus, in dem er regieren sollte, aber der kränkelnde Kardinal Mazarin weigert sich, die Zügel der Macht abzugeben. In der Zwischenzeit reist Karl II., ein König ohne Land, durch Europa und bittet seine Mitmonarchen um Hilfe.
“Der Graf von Bragelonne” umfasst den Zeitraum von 1660 bis 1673. Die Reihe beginnt mit der Ankunft der Prinzessin Henrietta im Jahr 1660, schildert das Drama der eifersüchtigen, lüsternen und skandalträchtigen Mitglieder des französischen Hofes und das Liebesdreieck zwischen Louis, Louise und Raoul, dem Sohn von Athos. D’Artagnan, noch immer Leutnant bei den Musketieren, sieht für sich kein Fortkommen mehr im Dienste des Königs und bittet daher um seinen Abschied. Sein Ziel ist es, in England Karl II. zum Thron zu verhelfen. Auch Athos macht sich auf den Weg nach England, weil er Karl I. kurz vor dessen Tod seine Ergebenheit gegenüber Karl II. geschworen hatte. Währenddessen arbeiten Aramis und Porthos am Sturz Ludwigs XIV. Sie wollen an seiner Statt seinen inhaftierten Zwillingsbruder, den “Mann in der eisernen Maske”, auf den Thron setzen…
Dieses ist der erste von zehn Bänden. Der Umfang des ersten Bandes entspricht ca. 200 Buchseiten.
Die Reihe IM ZEICHEN DER MUSKETIERE
Die zehnbändige Reihe DER GRAF VON BRAGELONNE ist die dritte eigenständige Sequenz der übergeordneten und insgesamt 18 Teile umfassenden Reihe IM ZEICHEN DER MUSKETIERE, die insgesamt aus drei solchen eigenständigen Sequenzen besteht: DIE DREI MUSKETIERE (4 Teile), ZWANZIG JAHRE NACHHER (4 Teile) und DER GRAF VON BRAGELONNE (10 Teile). Die Geschichte um die drei Musketiere wurde häufig verfilmt. Bekannt ist auch die Verfilmung eines Handlungsstrangs aus dem GRAF VON BRAGELONNE unter dem Titel »Der Mann mit der eisernen Maske«. Die Geschichte rankt um einen möglichen Zwillingsbruder des Königs Ludwig XIV., der in der Bastille gefangen gehalten wurde und eine eiserne Maske tragen musste, um seine wahre Identität zu verbergen.
Insgesamt umfasst die komplette Reihe etwa 5.500 Seiten voller Abenteuer, Liebe und Heldenmut. Diese Reihe präsentiert die ungekürzte Übersetzung aus dem Französischen von August Zoller in einer sprachlich überarbeiteten und modernisierten Neuausgabe.
Alexandre Dumas
Alexandre Dumas (1802-1870), one of the most universally read French authors, is best known for his extravagantly adventurous historical novels. As a young man, Dumas emerged as a successful playwright and had considerable involvement in the Parisian theater scene. It was his swashbuckling historical novels that brought worldwide fame to Dumas. Among his most loved works are The Three Musketeers (1844), and The Count of Monte Cristo (1846). He wrote more than 250 books, both Fiction and Non-Fiction, during his lifetime.
Ähnlich wie Der Graf von Bragelonne. Band I
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Der Graf von Bragelonne. Band I - Alexandre Dumas
DER GRAF VON BRAGELONNE wurde zuerst veröffentlicht in der Zeitung Le Siècle, Paris 1847.
Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von: apebook
© apebook Verlag, Essen (Germany)
www.apebook.de
1. Auflage 2020
Sprachlich überarbeitete und modernisierte Neuausgabe der ungekürzten Übertragung
aus dem Französischen von August Zoller.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.
Dieses Buch ist Teil der ApeBook Classics (Nr. 76): Klassische Meisterwerke der Literatur als Paperback und eBook.
Weitere Informationen am Ende des Buches und unter:
www.apebook.de
ISBN 978-3-96130-306-9
Buchgestaltung: SKRIPTART
www.skriptart.de
Alle verwendeten Bilder und Illustrationen sind – sofern nicht anders ausgewiesen – nach bestem Wissen und Gewissen frei von Rechten Dritter, bearbeitet von SKRIPTART.
Alle Rechte vorbehalten.
© apebook 2020
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DIE DREI MUSKETIERE
Band I
Band II
Band III
Band IV
ZWANZIG JAHRE NACHHER
Band I
Band II
Band III
Band IV
DER GRAF VON BRAGELONNE
Band I
Band II
Band III
Band IV
Band V
Band VI
Band VII
Band VIII
Band IX
Band X
KARTE
von
FRANKREICH IM 17. JAHRHUNDERT
Inhaltsverzeichnis
DER GRAF VON BRAGELONNE. Band I
Frontispiz
Impressum
Karte
Erster Band
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
Eine kleine Bitte
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Zu guter Letzt
ERSTER BAND
I.
Der Brief.
Gegen die Mitte des Monats Mai im Jahr 1660, um neun Uhr Morgens, als die schon warme Sonne den Tau auf den Violen des alten Schlossesvon Blois trocknete, kehrte eine kleine Cavalcade, bestehend aus dreiMännern und zwei Pagen, über die Brücke der Stadt zurück, ohneeine andere Wirkung auf die Spaziergänger am Quai hervorzubringen,als eine erste Bewegung mit der Hand an den Kopf, um zu grüßen, undeine zweite Bewegung der Zunge, um im reinsten Französisch, das inFrankreich gesprochen wird, den Gedanken auszudrücken:
»Monsieur kehrt von der Jagd zurück.«
Während aber die Pferde den steilen Abhang hinaufkletterten, der vom Fluß nach dem Schlosse führte, näherten sich mehrere Ladenbursche dem letzten Pferd, das, am Sattelbogen hängend, verschiedene am Schnabel angebundene Vögel trug.
Bei diesem Anblick gaben die Neugierigen mit einer ganz ländlichen Offenherzigkeit ihre Verachtung gegen einen so magern Fang kund und kehrten dann, nachdem sie sich über die Nachteile der Beize besprochen hatten, zu ihren Geschäften zurück. Nur einer von den Neugierigen, ein dicker, bausbackiger Bursche von heiterer Laune, fragte, warum sich Monsieur, der sich bei seinen großen Einkünften so gut belustigen könne, mit einer so kläglichen Unterhaltung begnüge.
»Weißt Du nicht,« antwortete man ihm, »das, es die Hauptbelustigung des Prinzen ist, sich zu langweilen?«
Der lustige Bursche zuckte die Achseln mit einer Gebärde, welche klar wie der Tag bedeutete: »Dann will ich lieber der dicke Jean als der Prinz sein.« Und Jeder ging wieder an seine Arbeit.
Monsieur ritt indessen seines Wegs mit einer so schwermütigen und zugleich so majestätischen Miene, daß er sicherlich die Bewunderung der Zuschauer erregt haben würde, wenn er Zuschauer gehabt hätte; doch die Bürger von Blois verziehen Monsieur nicht, daß er diese so heitere Stadt gewählt hatte, um sich nach Belieben zu langweilen, und so oft sie den erhabenen Gelangweilten erblickten, machten sie sich gähnend davon, oder kehrten den Kopf in das Innere ihrer Zimmer, als wollten sie sich dem einschläfernden Einfluß dieses langen, bleichen Gesichtes, dieser schwimmenden Augen und dieser lahmen Haltung entziehen, so daß der würdige Prinz beinahe sicher war, die Straßen öde und verlassen zu finden, so oft er sich darein wagte.
Dies war nun von Seiten, der Einwohner von Blois eine sehr strafbare Unehrerbietigkeit, denn Monsieur war nach dem König, und selbst vielleicht vor dem König, der vornehmste Herr des Reiches. Gott, der dem damals regierenden Ludwig XIV. das Glück gewährt hatte, der Sohn von Ludwig XIII. zu sein, hatte Monsieur die Ehre gewährt, der Sohn von Heinrich IV. zu sein. Es hätte also kein geringer Gegenstand des Stolzes für die Stadt Blois sein sollen, dieser Vorzug, den Gaston von Orleans, der seinen Hof im alten Schlosse der Stände hielt, der Stadt Blois gönnte.
Doch es lag in dem Geschick dieses großen Fürsten, daß er überall, wo er sich zeigte, in einem nur geringen Grade die Aufmerksamkeit und die Bewunderung des Publikums erregte. Monsieur hatte sich mit der Gewohnheit vertraut gemacht und sich darein ergeben.
Dies war es vielleicht, was ihm die Miene ruhiger Langweile gab. Monsieur war in seinem Leben sehr beschäftigt gewesen. Man läßt nicht einem Dutzend seiner besten Freunde die Köpfe abschlagen, ohne daß dies ein wenig Lärm verursacht. Da man aber nun, seit Mazarin an das Ruder gekommen, Niemand mehr den Kopf abgeschlagen, so hatte Monsieur keine Beschäftigung mehr, und dies machte sich an seinem ganzen Wesen fühlbar.
Das Leben des armen Prinzen war ein trauriges. Nach seiner kleinen Jagd am Ufer des Beuvron oder in den Wäldern von Chiverny, setzte Monsieur über die Loire und frühstückte in Chambord, mit oder ohne Appetit, und die Stadt Blois hörte bis zu der nächsten Jagd nicht mehr von ihrem allerhöchsten Herrn sprechen.
So viel von der Langweile extra muros: was die Langweile im Innern betrifft, so werden wir dem Leser einen Begriff davon geben, wenn er mit uns der Cavalcade folgen und bis zu der majestätischen Halle des Schlosses der Stände hinaufsteigen will.
Monsieur ritt auf einem kleinen Pferde von sanftem Gang, das mit einem breiten Sattel von rotem flandrischem Samt und mit Steigbügeln in Form von Pantoffeln versehen war; dieses Pferd war salb seiner Farbe nach; das Wams von Monsieur vermengte sich, von carmoisinrotem Samt gemacht, unter dem gleichfarbigen Mantel, mit der Equipirung des Pferdes, und nur an dieser rötlichen Gesamtheit konnte man den Prinzen unter seinen Gefährten erkennen, von denen der eine links, violett gekleidet, der Stallmeister, und der andere rechts, grün gekleidet, der Oberjägermeister waren.
Einer von den Pagen trug zwei Edelfalken auf einer Aufsitzstange, der andere ein Jagdhorn, in das er, zwanzig Schritte vom Schloß, nachlässig blies. Alles, was diesen nachlässigen Prinzen umgab, tat, was es zu tun hatte, mit Nachlässigkeit.
Auf dieses Signal liefen acht Wachen, welche in dem viereckigen Hof in der Sonne spazieren gingen, herbei, nahmen ihre Hellebarden, und Monsieur hielt seinen feierlichen Einzug im Schloß.
Als er unter der tiefen Vorhalle verschwunden war, zerstreuten sich ein paar Taugenichtse, welche hinter der Cavalcade vom Mail zum Schloß hinaufgestiegen waren und dabei fortwährend einander die hängenden Vögel gezeigt hatten, indem sie ihre Commentare über das machten, was sie gesehen; sobald sich diese Taugenichtse entfernt hatten, blieben die Straße, der Platz und der Hof wieder öde.
Monsieur stieg vom Pferde, ohne ein Wort zu sagen, ging in sein Zimmer, wo sein Kammerdiener ihm seine Kleider wechselte, streckte sich, da Madame noch nicht nach seinen Befehlen für das Frühstück hatte fragen lassen, auf einer Ottomanne aus, und entschlief so gutwillig, als ob es Abends elf Uhr gewesen wäre.
Die acht Wachen, welche einsahen, daß ihr Dienst für den Rest des Tages beendigt war, legten sich in der Sonne auf die steinernen Bänke; die Stallknechte verschwanden mit ihren Pferden in den Ställen und, abgesehen von einigen munteren Vögeln, die sich einander durch scharfes Gezwitscher in den Büschen der Mauernelken scheu machten, hätte man glauben sollen, das ganze Schloß schlafe mit Monsieur.
Plötzlich erscholl mitten unter diesem sanften Schweigen ein nerviges, lautes Gelächter, das einen von den Hellebardieren, die in ihre Siesta versunken waren, ein Auge zu öffnen bewog.
Dieses Gelächter kam aus einem Fenster des Schlosses, das in diesem Augenblick von der Sonne besucht wurde. Der kleine eiserne Balcon, der an diesem Fenster hervorragte, war von einem Topf mit roten Nelken, einem andern Topf mit Primeln und mit einem Frührosenstock besetzt, dessen herrlich grünes Blätterwerk durch mehrere rote Punkte das baldige Erscheinen der Rosen ankündigte.
In dem Zimmer, das dieses Fenster erhellte, sah man einen viereckigen Tisch mit einem alten, großblumigen Harlemer Teppich bedeckt, mitten auf diesem Tisch eine steinerne Phiole mit langem Hals, in der Maiblumen und Irisblüthen staken, an jedem von den Enden dieses Tisches ein junges Mädchen.
Die Haltung dieser zwei Kinder war sonderbar: man hätte sie für zwei dem Kloster entwichene Kostschülerinnen halten können. Das eine zeichnete, die beiden Ellenbogen auf den Tisch gestützt, eine Feder in der Hand, Charactere auf ein Blatt schönes, holländisches Papier; das andere kniete auf einem Stuhl, was ihm den Kopf und die Büste über die Lehne und bis mitten auf den Tisch zu strecken erlaubte, und sah zu, wie seine Gefährtin schrieb, oder vielmehr zu schreiben zögerte. Daher tausendfaches Geschrei, Gespötte, Gelächter, wobei das eine immer geräuschvoller war als das andere, und die Vögel in den Mauernelken erschreckt und die Wache von Monsieur im Schlafe gestört hatte.
Wir sind an den Portraits, und man wird hoffentlich die zwei letzten dieses Kapitels hinnehmen. Diejenige, welche sich auf den Stuhl stützte, nämlich die geräuschvolle, die lachende, war ein hübsches Mädchen von neunzehn bis zwanzig Jahren, braun von Haut, braun von Haaren, glänzend durch seine Augen und besonders durch seine Zähne, welche wie Perlen unter den blutroten Korallen ihrer Lippen funkelten.
Jede von den Bewegungen dieses Mädchens schien das Resultat des Spiels einer Mine zu sein; es lebte nicht, es sprang.
Die Andere, diejenige, welche schrieb, schaute ihre stürmische Gefährtin mit einem Auge so blau, so durchsichtig und rein an, wie es der Himmel an diesem Tage war. Ihre aschblonden, mit ausgezeichnetem Geschmack gerollten Haare fielen in seidenen Büscheln auf ihre perlmutterartigen Wangen herab; sie ließ über das Papier eine seine Hand hingehen, deren Magerkeit jedoch ihre außerordentliche Jugend bezeichnete. So oft ihre Freundin in ein Gelächter ausbrach, hob sie, wie geärgert, ihre poetisch und sanft geformten Schultern empor, denen aber jener Luxus an Stärke und Rundung fehlte, welchen man auch an ihren Armen und Händen zu sehen gewünscht hätte.
»Montalais! Montalais!« sagte sie endlich mit einer Stimme so sanft und liebkosend wie ein Gesang. »Ihr lacht zu stark, Ihr lacht wie ein Mann; Ihr werdet Euch dadurch nicht nur den Herren Garden bemerkbar machen, sondern auch die Glocke von Madame nicht hören, wenn Madame ruft.«
Das Mädchen, das man Montalais nannte, hörte bei dieser Ermahnung weder auf zu lachen, noch zu gestikulieren; es antwortete nur:
»Louise, Ihr sprecht nicht, was Ihr denkt, meine Liebe; Ihr wißt, daß die Herren Garden, wie Ihr sie nennt, ihren Schlaf beginnen, und daß sie dann Kanonen nicht aufzuwecken vermöchten; Ihr wißt, daß man die Glocke von Madame auf der Brücke von Blois hören würde, und daß ich sie folglich auch hören werde, wenn mich mein Dienst zu Madame beruft. Es ärgert Euch nur, mein Kind, daß ich lache, wenn Ihr schreibt; Ihr befürchtet, Frau von Saint-Remy, Eure Mutter, komme herauf,