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Kriegswirren: Horror- Kurzgeschichten
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Kriegswirren: Horror- Kurzgeschichten
eBook567 Seiten2 Stunden

Kriegswirren: Horror- Kurzgeschichten

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Über dieses E-Book

Horror- Kurzgeschichten (217 Seiten + Leseprobe)

Gegen Ende des zweiten Weltkrieges erleben amerikanische Soldaten in einem Bau der Nazis das absolute Grauen, ein junger Kunststudent besucht seine Familie
auf einer englischen Halbinsel, doch ein blutgieriges Wesen geht dort um, eine Gameshow in der Zukunft hat nur eine Regel: Drücken Sie den roten Knopf und eine Babysitterin erlebt die Horrornacht ihres Lebens...
Diese und weitere makabre Kurzgeschichten vom Newcomer des Horrors erwarten Sie in dieser doppelbödigen Anthologie.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum28. Mai 2015
ISBN9783737541275
Kriegswirren: Horror- Kurzgeschichten

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    Buchvorschau

    Kriegswirren - Max Stascheit

    Das Buch

    Gegen Ende des zweiten Weltkrieges erleben

    amerikanische Soldaten in einem Bau der Nazis das

    absolute Grauen, ein junger Kunststudent besucht

    seine Familie auf einer englischen Halbinsel, doch ein

    blutgieriges Wesen geht dort um, eine Gameshow in

    der Zukunft hat nur eine Regel: Drücken Sie den roten

    Knopf und eine Babysitterin erlebt die Horrornacht

    ihres Lebens...

    Diese und weitere makabre Kurzgeschichten vom

    Newcomer des Horrors erwarten Sie in dieser

    doppelbödigen Anthologie.

    Der Autor

    Max Stascheit wurde am

    09.04.1991 in Vechta geboren.

    Schon in jungen Jahren faszinierte

    ihn das Unheimliche und

    Makabre.

    Comics, Kurzfilme und Hörspiele

    sind nur einige Dinge die ihn begeistern und immer wieder

    erneut antreiben.

    Erste Erfahrungen mit Horrorliteratur machte er mit

    Büchern von Stephen King.

    Sein großes schriftstellerisches Vorbild ist nach eigenen

    Aussagen Robert Bloch.

    2

    Max Stascheit

    Kriegswirren

    Kurzgeschichten

    3

    Titel der Originalausgabe

    >Kriegswirren<

    Copyright © 2015 -‐ Max Stascheit

    Umschlagillustration -‐ Max Stascheit

    ISBN 978-‐3-‐7375-‐4127-‐5

    Deutsche Erstausgabe

    Alle Rechte vorbehalten

    Copyright 2015

    Max Stascheit

    4

    5

    Kriegswirren

    Seite 7

    Der Theaterbesuch

    Seite 86

    Drücken Sie den roten Knopf!

    Seite 90

    Das Familientreffen

    Seite 99

    Schiffbrüchig

    Seite 175

    Schere, Stein, Papier

    Seite 187

    Wie du mir, so ich dir

    Seite 189

    Der Grinsende

    Seite 194

    Das Streitgespräch

    Seite 198

    Nachwort des Autors

    Seite 202

    6

    Leseprobe

    Seite 207

    7

    Kriegswirren

    Aus einer zerbeulten Blechdose, noch halb gefüllt mit einer

    übelriechenden Erbsenmischung, kroch eine schwarz-‐

    verklebte Spinne auf den schlammigen Asphalt.

    Leutnant Liam Barns zog noch ein letztes Mal an seiner

    Lucky Strike Zigarette und drückte sie zielsicher auf dem

    Kriechtier aus. Es zischte kurz und der bläuliche

    Zigarettendampf quoll aus dem zerquetschten Leib der

    Spinne in den Nachthimmel.

    Der Soldat erhob sich langsam und stieß dabei den

    klapprigen Holzschemel um, auf dem er gerade noch

    gesessen hatte.

    >>Wir müssen weiter.<< rief er entschlossen zu seinen

    Kameraden, welche einige Meter vor ihm ebenfalls eine

    Pause gemacht hatten.

    Ein schneidender Wind umspielte die einengende Kleidung

    der Männer. Barns schulterte seine M1903 Springfield und

    ging langsam auf die anderen zu.

    >>Das Ortsschild haben wir passiert. Bis wir in Binz sind,

    wird es sicher noch eine halbe Stunde dauern. Wir werden

    dort unser Nachtlager aufschlagen.<<

    Das wettergegerbte Gesicht des Leutnants wurde hart. Die

    Kälte kroch unaufhaltsam in die Knochen der Soldaten und

    schwächte sie. Und da war noch der Hunger.

    Seit Tagen hatten sie nichts gegessen, nur eine kleine

    Ration war noch übrig und man hatte beschlossen, diese

    bis Binz nicht zu verzehren.

    Ein junger Mann drehte sich zu seinem Vorgesetzten um

    und musterte den Nachthimmel.

    >>Bisher sind wir gut vorangekommen. Wollen wir sicher

    in dem Ort übernachten?<<

    Der junge Mann, aus dessen Antlitz jegliche Unschuld der

    Jugend gewichen war, blickte den Leutnant ernst an.

    8

    >>Wir haben seit Tagen keine weiteren Angriffe mehr

    abwehren müssen. Doch der Schein kann trügen. Diese

    Krauts können durchaus taktisch vorgehen. Vor allem,

    wenn sie wissen, dass nun nichts mehr zu verlieren ist.<<

    Barns blickte entschlossen zu dem jungen Mann.

    >>Ich denke, wir sollten es riskieren, Ethan. Seit wann

    hatten wir kein richtiges Dach mehr über dem Kopf? Der

    Krieg ist vorbei und unsere Mater auf hartem Grund

    ebenfalls.<<

    Logan Gleeson, ein Mann in den Vierzigern, nickte und

    legte seine Hand auf die Schulter des jungen Ethan Roth.

    >>Er hat recht Ethan. Wir werden in Binz unser Lager

    aufschlagen. Vielleicht gibt es eine Pension, die wir nutzen

    können.<<

    Ethan Roth nickte.

    >>Dann lasst uns keine Zeit verlieren. Diese vermaledeite

    Kälte ist nicht mehr auszuhalten.<<

    Der Wind pfiff harsch von Richtung des Meeres. Die Ostsee

    war bekannt für ihre Launen.

    Die Männer gingen die verdreckte Straße entlang. In ihrem

    Blickfeld tauchten die ersten Häuser auf, dicht gefolgt von

    prunkvollen Villen neureicher Deutscher.

    Sie würden bald nette Gesellschaft erhalten, dachte Barns

    und zündete sich eine weitere Zigarette an. Bisher hatte er

    hausgehalten mit seinem spärlichen Zigarettenvorrat, doch

    in Anbetracht der Umstände konnte er getrost eine

    Ausnahme machen.

    Der Krieg war vorbei, die Deutschen geschlagen und nur

    noch eine letzte Mission zu tun.

    Das Feuer aus dem Zippo des Leutnants flackerte im Wind.

    Schützend hielt er eine Hand vor die kleine Flamme und

    zog an seiner Zigarette. Das Nikotin füllte seine Lunge und

    brachte ein klein wenig Wärme mit sich.

    Die Männer sahen flackernde Lichter hinter den

    zugezogenen Gardinen der kleinen Häuser.

    Die Menschen hatten Angst. Nicht nur vor den Erlebnissen

    9

    des Krieges. Sie hatten Angst vor dem, was kommen

    würde. Hitler war tot, das Reich geschlagen und die

    versprochene glorreiche Zukunft im tausendjährigen Reich

    in Schutt und Asche, so wie auch die meisten deutschen

    Städte.

    Doch in Binz sah es anders aus. In ganz Mecklenburg-‐

    Vorpommern hatte der Krieg nicht so sehr gewütet wie in

    Dresden oder Berlin. Hier lebte man nicht in

    Trümmerfeldern und zwischen Leichenbergen.

    Doch die Stadt wirkte dennoch bedrohlich. Eine beinahe

    unerklärliche Unruhe breitete sich in der Brust der

    Soldaten aus.

    Sie waren viel gewohnt, doch selbst an diesem Ort schien

    der Krieg eine weitere Facette dazugewonnen zu haben.

    >>Seht ihr das?<< fragte der vierte Mann der Truppe, ein

    hochgewachsener Riese, der auf den Namen Kibutz hörte.

    Die Männer verlangsamten ihre Schritte und blickten auf

    die ausgestreckte Hand ihres Kameraden, welche in die

    Richtung eines Hauses zeigte.

    Im Wind schaukelte ein aus Holz gesägtes Schild, auf

    dessen durch Regen und die Zeit verblasster Vorderseite

    ein Name stand.

    Pension zum eisernen Ritter

    >>Was steht dort Leutnant?<< fragte Ethan Roth seinen

    Vorgesetzten lautstark gegen den Wind ankämpfend.

    Barns, dessen Deutsch durch diverse Schulungen für ihn

    akzeptabel war, studierte das schaukelnde Schild.

    Er übersetzte und beratschlagte sich, mit zwei der drei

    Männer in Richtung der Herberge zu gehen. Der Rest sollte

    die Nachhut bilden und auf eventuellen Feindbeschuss

    achten.

    Barns griff nach seiner Waffe und überprüfte das noch

    halbvolle Magazin. Dann gab er seinen Kameraden Gleeson

    und Kibutz Zeichen.

    Gemeinsam huschten die Männer wie Gespenster durch die

    verwehte Hauptstraße der Kurstadt.

    10

    Eine mit roter Farbe angestrichene Holztür kam in ihr

    Sichtfeld.

    Barns drückte sich an die Wand und umschloss mit hartem

    Griff den Türknauf der Herberge.

    Noch einmal schaute er zu den Soldaten, welche sich

    ebenfalls an die Wand eines benachbarten Hauses

    drückten.

    Man konnte nie vorsichtig genug sein, dachte Barns und

    erinnerte sich an eine Begegnung vor einigen Wochen.

    Sie waren in einem Waldstück nahe der Brohmer Berge

    unterwegs gewesen und auf eine Gruppe Jungen gestoßen.

    Die verängstigten Kinder konnten nicht älter als zehn Jahre

    alt gewesen sein, dennoch hielten sie Barns und seinen

    Gefolgsleuten drei 98. Karabiner entgegen.

    Barns hatte mit Kibutz versucht die Situation zu

    entschärfen, doch ihre Anweisungen und

    Schlichtungsversuche schlugen fehl. Keiner der Jungs

    konnte Englisch und selbst Barns kläglicher Versuch die

    Angreifer auf gebrochenem Deutsch zur Ruhe zu bringen

    schlugen fehl.

    Die sogenannten Werwölfe, Hitlers letzte verzweifelt

    aufgestellte Schutztruppe, meist bestehend aus Kindern

    und Jugendlichen, hatten kaum Waffenerfahrung.

    Und so war die Situation eskaliert. Sie hatten geschossen,

    jedoch nicht getroffen. Ein Querschläger traf einen der

    Jungen am Hinterkopf.

    Noch heute erinnerte sich Barns mit Grausen an das

    Gesicht des Jungen, seinen angsterfüllten Blick, sein

    Unglaube über das, was ihm widerfahren war.

    Sie hatten die anderen Jungs überwältigt und unter

    tosenden Schreien ihre Waffen genommen. Dann waren sie

    weitergezogen.

    Barns warf seinen nächsten Zigarettenstummel auf die

    Hauptstraße und hielt den Türgriff fest, als hinge sein

    Leben davon ab.

    Man konnte nie vorsichtig genug sein.

    11

    Dann drückte er seine Hand nieder.

    Schwaches Licht flackerte auf die Straße und ließ die

    Schlammpfützen aussehen wie kleine Lachen von Blut.

    Barns hatte seine Waffe im Anschlag und trat mit dem

    linken Fuß auf die Schwelle der Tür. Er blickte hinein und

    inspizierte die Umgebung.

    Alles war still. Doch um diese Uhrzeit war dies kein

    Wunder. Die Menschen in dieser Stadt schienen zu

    schlafen.

    Bei diesem Gedanken kam Barns der Magensaft hoch und

    er musste hart schlucken um den säuerlichen Geschmack

    zu verdrängen.

    Während anderswo Millionen Menschen ihren Tod fanden,

    schliefen diese Menschen, als sei nie etwas passiert.

    Dann bemerkte der Leutnant eine Bewegung neben sich.

    Gleeson und Kibutz waren nachgerückt, sie standen neben

    Barns und schauten sich um.

    >>Keiner Zuhause?<< flüsterte Gleeson beinahe lautlos.

    Die drei Männer wandten sich zur Straße und suchten in

    den Schatten der Häuser nach Roth, welcher die Nachhut

    bilden sollte.

    Dann traten sie in den Hausflur der Pension.

    Das Mobiliar war alt, aber dennoch gut gepflegt. Ein

    Kerzenleuchter hing in der Mitte des Zimmers und glühte

    schwach in dem dämmrigen Raum.

    An der Wand hingen allerlei Gemälde, die meisten zeigten

    die Stadt und ihre Haupteinnahmequelle, den Schiff-‐ und

    Jachtbau und die Fischerei.

    Ein Bild Adolf Hitlers fiel Barns beinahe nicht auf, zu sehr

    hatte er sich an die Selbstverständlichkeit gewöhnt, mit der

    man in Deutschland sein Konterfei an die Wand hing.

    Logan Gleeson schob Barns sacht zur Seite und griff nach

    dem Bild Hitlers. Er nahm es mit einem Ruck von der Wand

    und der daran befestigte Nagel sprang durch den Raum

    und rollte in eine der Dielenritzen.

    12

    Mit einem Klirren zerschellte der Rahmen auf der

    Hauptstraße, auf welche Gleeson das Bild geworfen hatte.

    >>Verdammte Dreckssau.<< murmelte er und betrat die

    Pension erneut.

    Dann hörten sie es. Schritte, knarzendes Holz und eine

    weibliche Stimme. >>Hallo? Ist da jemand?<< vernahmen

    die Soldaten.

    Barns blickte zum Fuße einer Holztreppe, auf dem eine

    junge Frau in weißem Nachtgewand erschienen war.

    Sie war kaum älter als Anfang Dreißig, hatte beinahe

    ebenso weiße Haut wie ihr Gewand und einen furchtsamen

    Blick.

    Barns blickte sie entschlossen, aber gutmütig an.

    >>Guten Abend.<< sagte er gepresst, seine Aussprache war

    bisher immer noch das größte Problem gewesen.

    Die Frau hatte eine Kerze in der Hand, welche sie wie eine

    Waffe umklammerte.

    In ihrem Gesicht lasen die Männer Angst, aber auch

    Neugier.

    >>Keine Angst, wir tun Ihnen nichts Fräulein.<< begann

    Barns. >>Wir sind auf der Suche nach einem Zimmer für

    diese Nacht.<<

    Er wartete die Reaktion der Frau ab und sah, wie diese sich

    ein wenig entspannte. Sie schien erleichtert zu sein, als sie

    erkannte, dass diese Männer ihr nichts Unrechtes tun

    wollten.

    Die Frau trat auf die Dielen des Flurs und umrundete ein

    Holzmöbel, auf dem ein in Leder gefasstes Buch lag.

    Barns lächelte. Er bewunderte die Korrektheit der Frau,

    auch wenn in dem Buch sicher keinerlei Gäste vermerkt

    waren, sie wollte die Ankömmlinge pflichtbewusst

    eintragen. Wahrscheinlich war hier niemand seit Jahren

    gewesen. Doch der Trott steckte ebenso in der Frau, wie

    die Vorsicht.

    >>Ich habe Zimmer für Sie.<< sagte sie knapp. >>Wie viele

    benötigen Sie?<<

    13

    Barns gab Kibutz ein Zeichen auch Roth in die Pension zu

    holen. Der stämmige Mann verließ das Haus und pfiff über

    die Straße.

    Ein Außenstehender hätte den Pfiff für einen Vogel

    gehalten, sie hatten sich bereits seit Beginn des Krieges so

    verständigt, um keine unliebsamen Gäste anzulocken.

    Nach einigen Sekunden kam Kibutz und Roth in die

    Pension und schauten fragend in Barns Richtung.

    >>Sie hat für jeden von uns ein Zimmer.<< lächelte Barns.

    >>Sie will dafür nicht einmal Geld. Schlaues Mädchen, es

    wäre sowieso nichts wert.<<

    Die Männer nickten und folgten der Frau aufmerksam mit

    ihren Blicken.

    Nachdem die Frau einige Schlüssel in der Hand hielt und

    auf die Treppe zuschritt, hielt Logan sie am Arm fest.

    >>Frag sie, ob sie allein ist.<< ermahnte Gleeson Barns.

    Dieser stellte Gleesons Frage an die Frau, welche den Kopf

    schüttelte. Eine Träne floss kaum sichtbar an ihrer rechten

    Wange hinab.

    Dann gingen die fünf die Treppe hinauf.

    Die Zimmer waren nicht sehr groß, aber durchaus

    gemütlich, wenn Barns und seine Kameraden darauf wert

    gelegt hätten. Sie brauchten eine Unterkunft und eine

    warme Decke über ihren durchfrorenen Körpern.

    Leutnant Liam Barns entledigte sich seiner Kleidung und

    legte sie über einen alten Sessel, der an einigen Stellen

    bereits gerissen war und aus dessen Innerem eine

    weißliche Stofffüllung hervorquoll.

    Barns setzte sich auf sein Bett und griff nach seinem

    Rucksack. Die Schnallen lösend, blickte sich der Mann in

    dem Zimmer um. Das alte Mobiliar mit den schweren

    Deckenbalken verströmte rustikalen Scharm.

    Ein Bild zu seiner Rechten forderte seine Aufmerksamkeit

    und er erhob sich aus seinem Bett.

    Die Malerei zeigte die Ostsee und dessen Strand. Im

    14

    Hintergrund sah man einen riesigen Gebäudekomplex.

    Barns wendete sich von dem Bild ab und griff in seinen

    Rucksack. Sein Kopf juckte und seine Glieder brannten wie

    Feuer. Er sehnte sich nach einer erfrischenden Dusche und

    einer warmen Mahlzeit, doch alles, was sich in seinem

    Proviant befand, war ein Flachmann mit einem üblen

    deutschen Schnaps, den sie von einer alten Frau auf einem

    Bauernhof bekommen hatten.

    Er griff nach dem silbernen Flachmann, auf dessen

    Vorderseite seine Initialen eingraviert waren. Ein

    Geschenk seiner Frau, kurz vor Beginn seiner Mission in

    Deutschland.

    Er drehte den Verschluss auf und setzte das Destillat an

    seine Lippen, dann kippte er den Inhalt fast gänzlich in

    seinen Mund.

    Der Schnaps brannte. Wahrscheinlich hatte die Alte das

    Zeug aus Unkraut gebrannt, dachte er grinsend, doch es

    erfüllte seinen Zweck. Es ließ ihn ein wenig abschalten und

    vergessen. Es verdrängte die Bilder des toten Jungen, den

    Anblick in seinem Gesicht und die grausamen

    Erinnerungen an den Krieg.

    Barns leerte den Flachmann und legte ihn behutsam, wie

    einen kostbaren Diamanten, wieder zurück in den

    Rucksack. Er sehnte sich nach seiner Frau, nach seiner

    Tochter. Er wollte sie sehen, wollte den Duft ihrer Haare

    riechen und endlich nach Hause kommen.

    Doch er hatte noch eine Aufgabe zu erledigen, eine letzte

    Aufgabe, bevor es endlich in die Heimat gehen konnte.

    Liam erhob sich und ging auf die Tür seines Zimmers zu. Er

    umfasste die schwere Klinke und drückte sie behutsam

    hinab.

    Er schaute auf den mit rotem Teppich ausgelegten Gang.

    Alles war still, nur eine kleine Lampe spendete flackernd

    ein wenig Licht auf dem spärlich ausgeleuchteten Flur.

    Barns schlich, bei den alten Dielen nicht ganz geräuschlos,

    zu der Treppe und ging hinab.

    15

    Als er in dem Hausflur angekommen war, wandte er sich

    nach links. Beim Vorübergehen sah er an die Wand, an

    dessen hellerer Stelle vorher das Bild Hitlers gehangen

    hatte. Dann steuerte er auf eine weitere Tür zu, die seiner

    Meinung nach in die Küche führen musste.

    Liam Barns drückte die Tür einen Spalt breit auf und sah

    hinein. Er hatte Recht, dies war die Küche.

    Eine Kerze stand in der Mitte eines kleinen Holztisches, an

    dessen Rand einige Streichhölzer lagen.

    Barns griff zu und entzündete eines der Hölzchen, dann

    hielt er es an die Kerze.

    Der Raum wurde ein wenig heller und Barns schaute sich

    um. Er entdeckte einen Korb mit Brotlaiben, einige Ringe

    Wurst und einen Krug mit frischer Butter.

    Er konnte nicht anders, er musste etwas essen. Den

    Männern hatte er seine eigene Notration überlassen,

    wohlwissend, dass sie diese nötiger hatten als er.

    Und dennoch, er hatte einen riesigen Hunger.

    Wie ein reumütiger Dieb sah er sich verstohlen um,

    versuchte jede Bewegung schon zu erahnen. Als er sicher

    war, dass niemand kam, griff er zu und stellte das Brot, die

    Wurst und den Krug Butter in die Tischmitte. Er

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