Der Priester: In Dogmen gefangen
Von Stefan Hagedorn
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Buchvorschau
Der Priester - Stefan Hagedorn
Martin und die Hiobsbotschaft
„Gott ist unser Vater. Doch was bedeutet Gott, unser Vater? Ist das nur eine Floskel, die wir so daher sagen? Kurze Antwort: Nein.
Aber wie kann Gott unser Vater sein, hat nicht jeder von uns einen menschlichen Vater? Natürlich. Gott erschuf alles Leben und erschafft Leben immer noch. In jedem Lebewesen steckt ein Teil Gottes. Er fördert und noch wichtiger fordert uns. Er möchte, dass wir wachsen, lernen und uns entwickeln. Deswegen lässt er uns auch scheitern, damit wir daraus lernen und nicht aufgeben. Er steht uns immer mit Rat zur Seite, wenn wir diesen suchen. Genau diese Dinge machen einen liebenden Vater aus."
Er hob seine Arme weit ausgestreckt nach oben. „Lasset uns beten."
Am Ende des Gottesdienstes stand er wie üblich an der Kirchentür, um die wenigen Besucher persönlich zu verabschieden.
„Danke, dass Sie gekommen sind."
„Grüßen Sie Ihren Mann."
„Einen schönen Sonntag."
Müde und leicht den Kopf hängend, machte er sich auf den Weg nach Hause, als ihn ein großgewachsener, gut gekleideter Mann anhielt. „Entschuldigung, Pfarrer Lang?"
Ein wenig verwundert, aber aufgeschlossen, blieb Martin stehen. „Ja. Was kann ich für Sie tun?"
„Hagel, von der Firma Neumach, stellte sich der Fremde vor. „Ich habe hier etwas für Sie.
Er gab ihm einige Dokumente. Als Martin diese aufmerksam durchlas, wich alles Blut aus seinem Kopf und er zitterte leicht. Allein die Überschrift ließ sein Blut gefrieren.
Mitteilung über Abriss der Kirche
„Das ist doch nicht Ihr Ernst? Das können Sie nicht tun."
Herr Hagel zuckte mit den Schultern, dann nickte er übertrieben stark. „Doch, wir können und werden."
Martin warf protestierend seine Dokumente auf den Boden. Dann zeigte er mit einem Finger auf seine Kirche. „Nein, aber dieses Gotteshaus ist Eigentum der katholischen Kirche."
Kopfschüttelnd antwortete sein Gegenüber: „Nicht mehr. Die Stadt hat sie gekauft. Martins Schultern wurden so schwer, dass sie wie eine untragbare Last wirkten. „Aber, aber wieso…?
Herr Hagel tätschelte ihm die schwere Last. „Es tut mir leid, aber für mehr Informationen wenden Sie sich bitte an den Bürgermeister. Einen schönen Tag noch."
„Äh ja, mach ich. Ihnen auch."
Der Überbringer der schlechten Botschaft verschwand genauso schnell wie er gekommen war.
Martin hob gedankenverloren den Schrieb auf und trottete schlurfenden Schrittes davon.
Vom ersten Schreck erholt, öffnete Martin eine Flasche Wein. Er nahm sein Telefon. Dann atmete er tief durch, hielt kurz inne und wählte die Nummer. Eine freundliche jungklingende Frauenstimme meldete sich.
„Büro des Bürgermeisters. Schwarz, guten Tag?"
Er versuchte so nett wie möglich zu wirken. „Hallo, Pfarrer Lang hier. Ich benötige so schnell wie möglich einen Termin beim Bürgermeister."
Ein leises Blättern war zu hören. „Ich könnte Ihnen in drei Wochen was anbieten."
„Nein, schrie er fast, dann beruhigte er sich mit tiefen Atemzügen, „das ist zu spät. Ich stecke in einer Notlage. Bitte.
Ein weiteres Blättern. „Okay, ich kann Sie übermorgen noch reinquetschen. 14:00? „Das passt mir gut, vielen Dank.
„Kein Problem. Tschüss."
„Tschüss."
Ein wenig erleichtert nach diesem Telefonat, nippte er an seinem Wein.
Der Bürgermeister lässt bestimmt mit sich reden. Ja, ganz bestimmt.