Bange Ahnung: Dr. Norden Extra 54 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Dr. Mit ernster Miene betrachtete Dr. Norden die Befunde der Patientin, die er nun erwartete. Er war unentschlossen, was er ihr sagen sollte. Zum Überlegen blieb ihm jedoch keine Zeit mehr. Dagmar Trebitz betrat das Sprechzimmer. Mit einem charmanten Lächeln reichte sie Dr. Norden die Hand. Sie schien sich keinerlei Sorgen zu machen. Wer hätte auch nur vermuten können, was schwarz auf weiß auf Dr. Nordens Schreibtisch lag, wenn er diese Frau sah. Fünfundvierzig Jahre war Dagmar Trebitz, eine schlanke, elegante Frau, sehr gepflegt ohne übertriebenes Make-up, eine Lady vom Scheitel bis zur Sohle. Ihre großen graublauen Augen waren fragend auf den Arzt gerichtet. »Was gucken Sie denn so ernst?« fragte sie heiter. Man hätte nicht sagen können, daß diese Heiterkeit gespielt wirkte. »Ich weiß doch, daß bei mir einiges durcheinandergeraten ist, also heraus mit der Sprache.« Sie war nie wehleidig gewesen, sie konnte alles überspielen, was sie plagte. Sie war eine Frau mit ungeheurer Selbstbeherrschung. Dr.
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Dr. Norden
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Buchvorschau
Bange Ahnung - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 54 –
Bange Ahnung
Patricia Vandenberg
Mit ernster Miene betrachtete Dr. Norden die Befunde der Patientin, die er nun erwartete. Er war unentschlossen, was er ihr sagen sollte. Zum Überlegen blieb ihm jedoch keine Zeit mehr.
Dagmar Trebitz betrat das Sprechzimmer. Mit einem charmanten Lächeln reichte sie Dr. Norden die Hand. Sie schien sich keinerlei Sorgen zu machen.
Wer hätte auch nur vermuten können, was schwarz auf weiß auf Dr. Nordens Schreibtisch lag, wenn er diese Frau sah. Fünfundvierzig Jahre war Dagmar Trebitz, eine schlanke, elegante Frau, sehr gepflegt ohne übertriebenes Make-up, eine Lady vom Scheitel bis zur Sohle.
Ihre großen graublauen Augen waren fragend auf den Arzt gerichtet.
»Was gucken Sie denn so ernst?« fragte sie heiter. Man hätte nicht sagen können, daß diese Heiterkeit gespielt wirkte. »Ich weiß doch, daß bei mir einiges durcheinandergeraten ist, also heraus mit der Sprache.«
Sie war nie wehleidig gewesen, sie konnte alles überspielen, was sie plagte. Sie war eine Frau mit ungeheurer Selbstbeherrschung.
Dr. Norden kannte sie gut. Er wußte auch, daß sie im Grunde gar nicht wissen wollte, was die Blutuntersuchung ergeben hatte, aber nach außenhin tat sie immer so, als könne sie nichts erschüttern.
»Sie sollten sich einer sehr gründlichen klinischen Untersuchung unterziehen, Frau Trebitz. Ich habe in meiner Praxis leider nicht die Möglichkeiten, eine genaue Diagnose zu stellen.«
Sie merkte, wie schwer es ihm fiel, die richtigen Worte zu finden und sah ihn wieder forschend an.
»Dann ist es also ernst«, sagte sie ruhig, aber jetzt klang ihre Stimme doch etwas gepreßt. »Eine klinische Untersuchung über mehrere Tage? Ich hasse Krankenhäuser, aber da mein alter Freund Bentorf nach München berufen wurde, werde ich mich dazu aufraffen. Was wird er wohl sagen, wenn ausgerechnet ich zu seinen ersten Patientinnen in seinem neuen Wirkungskreis gehören werde.«
Sie spielte ihre Beklemmung lächelnd herunter. »Sie haben doch sicher gehört, daß Martin Bentorf Chefarzt in der Uni-Klinik geworden ist.«
»Er hat die Professur also angenommen«, sagte Dr. Norden. »Das freut mich. Ich habe ihn vor drei Jahren auf dem Chirurgenkongreß kennengelernt. Diese Begegnung hat großen Erinnerungswert für mich.«
»Sie haben ja auch die gleiche Einstellung«, sagte Dagmar.
»Wollen Sie sich selbst mit ihm in Verbindung setzen?« fragte Daniel Norden zögernd.
Sie lächelte. »Ich treffe ihn heute abend, aber ob es ihm gefällt, mich als Patientin zu betrachten? Man wird sehen. Sie werden ja sicher auch mit ihm sprechen und ihm all das sagen, was Sie mir nicht sagen wollen. Ich will es auch gar nicht hören, solange noch Zweifel offen sind«, fügte sie rasch hinzu.
Für ihn gab es kaum noch Zweifel, so gern er die Befunde auch in Frage gestellt sehen wollte. Er fragte sich, wie stark Dagmar Trebitz’ Psyche wirklich war.
*
Abends sprach er mit seiner Frau Fee darüber. Fee war zuerst erschrocken, aber dann meinte sie, daß es für eine Operation wohl noch nicht zu spät sei.
»Es ist ja nicht nur der Uterus, es ist auch ihr Herz, Fee. Aber sie nimmt es gelassen hin.«
»So wird es nicht sein. Sie zeigt nur nicht, wie es in ihrem Innern aussieht. Wenn man bedenkt, was diese Frau alles durchgemacht hat…«
Über ihr Leben dachte an diesem Abend auch Dagmar Trebitz nach, hatte sie doch das Gefühl, an einer Wende zu stehen, nachdem sie die Praxis von Dr. Norden verlassen hatte.
Sie war allein in dem wunderschönen Haus, das sie ganz nach ihrem Geschmack eingerichtet hatte.
Vor zwanzig Jahren hatte sie den Fabrikanten Bernhard Trebitz geheiratet. Sie war als Modezeichnerin in seiner Firma für Damenkonfektion angestellt, und er war auf sie aufmerksam geworden, weil sie nicht nur bildhübsch, sondern auch sehr talentiert war. Er legte Wert darauf, daß auch eine schöne Frau Leistung erbrachte. Erfolg und Geld waren für ihn die Hauptsache, aber er war auch ein gutaussehender Mann. Dagmar bewunderte ihn, weil er sein Unternehmen innerhalb kurzer Zeit zu einem führenden in der Modebranche gemacht hatte. Und sie trug mit dazu bei. Sie waren ein gutes Team, und es hätte keine ernsthaften Differenzen zwischen ihnen gegeben, wenn da nicht Nina gewesen wäre, die Tochter aus seiner ersten kurzen Ehe, die mit dem Unfalltod seiner Frau ein dramatisches Ende gefunden hatte. Als Nina ein niedliches kleines Mädchen war, ging noch alles gut, denn sie war die meiste Zeit einer Kinderfrau und den Hausangestellten überlassen, weil es auch für Bernhard Trebitz wichtiger war, daß Dagmar ihre Energie und ihren Einfallsreichtum der Firma widmete. Als Nina heranwuchs, wurde sie zu einem immer größer werdenden Problem. Schon als Teenager gab es durch sie ständig irgendwelchen Ärger, und wenn ihr Vater ihr Vorhaltungen machte, reagierte sie mit Aggressionen, die zu schlimmsten Befürchtungen Anlaß gaben.
Dagmar mischte sich in die Erziehung nicht ein, aber sie wehrte sich ihrer Haut, wenn sie angegriffen wurde. Das trug nicht zu einem wenigstens einigermaßen erträglichen Zusammenleben bei.
Nina wurde in ein vornehmes Internat gesteckt, nach zwei Monaten wurde sie nach Hause geschickt mit einer vernichtenden Kritik. Bernhard Trebitz wurde seiner Tochter nicht Herr, und so erfuhr Dagmar, daß Ninas Mutter genauso gewesen sei. Aber sie hatte eine große Mitgift in die Ehe gebracht. Das wußte Nina und spielte es bei jeder Gelegenheit aus, vor allem auch gegen Dagmar. So beschloß Bernhard, ihr genau den Betrag, den ihre Mutter in die Ehe eingebracht hatte, anzulegen, sie sollte darüber nach seinem Tode frei verfüngen können. Auch sonst hatte er genaue Verfügungen getroffen, da er ein sehr korrekter Mann war. Und wenn er auch keiner heißen Gefühle fähig war, so hatte er Dagmar sehr schätzen gelernt und empfand für sie eine tiefe Bewunderung und Verehrung, weil sie ihre ganze Kraft für die Firma einsetzte und nicht das Luxusleben einer reichen Frau führte.
Niemand hatte damit gerechnet, daß er ganz plötzlich an einem Herzinfarkt sterben würde, mitten in der Arbeit, an seinem Schreibtisch, kurz vor Ninas einundzwanzigstem Geburtstag. Der Auslöser dafür mochte wohl die Nachricht gewesen sein, daß Nina wegen Drogenbesitzes mit ihrer Clique in einem Nachtlokal verhaftet worden war. Er konnte ihr nicht mehr helfen, er hätte es wohl auch nicht gewollt, und Dagmar half ihr auch nicht. Sie war zu tief getroffen, daß der Mann, der ihr ein so guter Partner gewesen war, diesen Schock nicht überlebte. Dr. Norden hatte ihn schon mehrmals gewarnt, mehr auf sein Herz zu achten, aber er hatte sich stark gefühlt und man hatte ihm auch nichts angemerkt. Genausowenig merkte man jetzt Dagmar an, daß ihre Gesundheit einer schweren Belastungsprobe ausgesetzt war.
Wegen Nina hatte sie genug aushalten müssen. Da jagte ein Skandal den anderen. Sie hatte ihr Erbe ausgezahlt bekommen, und Dagmar hatte ihr die elterliche Villa ganz überlassen. Sie hatte sich den modernen Bungalow gekauft. Sie hatte längst ein eigenes Vermögen erarbeitet, darauf hatte Bernhard streng geachtet, denn er ahnte,