In deinen Armen vergessen: Dr. Norden Extra 49 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Fee Norden träumte häufig sehr intensiv, aber nur selten blieb ihr ein Traum deutlich in der Erinnerung. Am Abend vor der Nacht zum ersten Juni wurde Daniel Norden zu dem Bankier Arno Matthisen gerufen. Es mußte ein Notfall sein, denn sonst hätte Marie, die schon betagte Haushälterin, nicht gewagt, Dr. Norden so dringend um sein Kommen zu bitten. »Es war nicht vorauszusehen, daß es ernst wird«, hatte Daniel auf Fees fragenden Blick erklärt, dann hatte er sich sehr rasch auf den Weg gemacht. Fee mußte lange auf ihren Mann warten. Sie war müde, hatte vergeblich zu lesen versucht und dann den Fernseher eingeschaltet, um nicht gleich einzuschlafen. Es war nur noch eine knappe Stunde bis Mitternacht, als Daniel endlich heimkam. Fee schrak aus einem unruhigen Halbschlummer empor. »Entschuldige, Schatz«, sagte Daniel, »du hättest doch schon zu Bett gehen können.« »Du weißt, daß ich auf dich warte, das war immer so und bleibt so. Möchtest du Tee?« »Lieber einen Whisky.« Sie war überrascht, denn er trank nur sehr selten Whisky. Natürlich holte sie ein Glas und schenkte einen großen Schluck ein. »Trink auch einen Schluck«, sagte Daniel. Allein bei dem Gedanken schüttelte sie sich.
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Buchvorschau
In deinen Armen vergessen - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 49 –
In deinen Armen vergessen
Patricia Vandenberg
Fee Norden träumte häufig sehr intensiv, aber nur selten blieb ihr ein Traum deutlich in der Erinnerung. Am Abend vor der Nacht zum ersten Juni wurde Daniel Norden zu dem Bankier Arno Matthisen gerufen. Es mußte ein Notfall sein, denn sonst hätte Marie, die schon betagte Haushälterin, nicht gewagt, Dr. Norden so dringend um sein Kommen zu bitten.
»Es war nicht vorauszusehen, daß es ernst wird«, hatte Daniel auf Fees fragenden Blick erklärt, dann hatte er sich sehr rasch auf den Weg gemacht.
Fee mußte lange auf ihren Mann warten. Sie war müde, hatte vergeblich zu lesen versucht und dann den Fernseher eingeschaltet, um nicht gleich einzuschlafen.
Es war nur noch eine knappe Stunde bis Mitternacht, als Daniel endlich heimkam. Fee schrak aus einem unruhigen Halbschlummer empor.
»Entschuldige, Schatz«, sagte Daniel, »du hättest doch schon zu Bett gehen können.«
»Du weißt, daß ich auf dich warte, das war immer so und bleibt so. Möchtest du Tee?«
»Lieber einen Whisky.«
Sie war überrascht, denn er trank nur sehr selten Whisky. Natürlich holte sie ein Glas und schenkte einen großen Schluck ein.
»Trink auch einen Schluck«, sagte Daniel.
Allein bei dem Gedanken schüttelte sie sich. »Mir geht es gut«, erklärte sie. »Was ist mit Matthisen?«
»Es sieht nicht gut aus. Wußtest du, daß er eine Tochter hat?«
»Ich habe mal so was gehört, hielt es aber für ein Gerücht. Seit wir hier wohnen, ist sie bestimmt nicht in Erscheinung getreten.
»Sie ist vor zwanzig Jahren verschwunden, jetzt will er, daß ich sie suche.«
»Du sollst sie suchen? Was denkt er sich denn?«
»Er kann nicht mehr klar denken, aber Marie sagt, daß ich der einzige Mensch bin, zu dem er Vertrauen hat.«
»Armer reicher Matthisen«, sagte Fee gedankenverloren. »Was sagt er von der Tochter?«
»Ihren Namen, immer wieder Claudia.«
»Sonst nichts?«
»Daß ich sie finden soll. Er ist verwirrt. Er meint, ich wüßte, wo sie ist. Marie sagt, daß ihn sein Gewissen plagt im Angesicht des Todes. Er soll Claudia aus dem Haus gejagt haben, so sagt es Marie. Sie ist eine schlichte Frau, für sie gibt es nur schwarz oder weiß, keine Kompromisse. Sie sagt, daß Claudia mit einem Mann durchgebrannt ist, von dem Matthisen nichts wissen wollte.«
»Vor zwanzig Jahren«, sagte Fee gedehnt, »und es gab keinen Kontakt mehr?«
»Keinen. Marie meint, daß seine Versuche, sie zu finden, im Sande verliefen. Er hat wohl erst Jahre gewartet, daß sie reumütig zurückkehren würde, aber sie kam nicht. Er weiß nicht mal den Namen des Mannes.«
»Und jetzt packt ihn die Reue«, meinte Fee unwillig.
»Zu spät«, sagte Daniel.
»Ist er tot?«
»Noch nicht, aber viel Zeit bleibt ihm nicht mehr.«
»Wie alt war Claudia, als sie fortging?«
»Neunzehn. Gleich nach dem Abitur verschwand sie. Sie muß eine sehr gute Schülerin gewesen sein.«
»Dann wäre sie jetzt neununddreißig und könnte selbst längst Mutter sein. Vielleicht ging sie, weil sie schwanger war.«
Fee neigte dazu, ihre Phantasie spielen zu lassen. Sie hatte aber oft die richtige Intuition, und vielleicht war es dieses nächtliche Gespräch, das sie diesen lebendigen Traum hatte.
Sie befand sich in einem Operationssaal in Arztkleidung, und auf dem Operationstisch lag eine junge Frau, deren Kind operativ geholt werden sollte. Es war eine bildschöne junge Frau. Fee redete wie eine Freundin auf sie ein, aber bevor sie das Skalpell ansetzen konnte, war das Baby schon da. Die junge Mutter streckte die Hände danach aus. Fee wollte ihr das Baby geben, aber plötzlich hielt sie statt dessen ein junges Mädchen im Arm, das fast erwachsen war. Und dann kam auch schon ein Mann, der das Mädchen mit sich nahm. Ein hochgewachsener blonder Mann war es, der ihr lächelnd zuwinkte, als sie nach dem Mädchen rief.
Sie wollte die junge Frau auf dem Operationstisch trösten, aber sie war verschwunden. Fee lief hinaus durch die Nacht, und sie sah sich vor der alten, vornehmen Villa, die Arno Matthisen bewohnte. Sie war hell erleuchtet. Sie wollte sie betreten, aber sie stolperte und fiel über einen großen Gegenstand. Es war ein Sarg.
Fee schrie gellend auf, und als sie die Augen öffnete, war Daniels Gesicht über ihr.
»Was ist, mein Liebes, was hat dich so erschreckt?« fragte er bestürzt.
»Der Traum, dieser Traum, der Sarg, Matthisen, er ist gestorben«, stammelte sie.
»Es ist doch nur ein Traum«, sagte er tröstend. »Aber es wird sowieso schon Tag, und es ist Samstag. Wir können einen Ausflug machen.«
»Es ist ein seltsamer Traum. Ich werde ihn aufschreiben«, flüsterte sie.
»Du wirst ihn gleich vergessen haben.«
»Nein, ich weiß ihn noch genau.« Und sie erzählte ihm davon so bildhaft, daß ihm ein leichtes Kribbeln durch den Körper rann.
»Es kommt von unserem Gespräch, mein Schatz, du sollst nicht soviel nachdenken.«
»Ich war viel zu müde, um nachzudenken«, murmelte sie, und da läutete das Telefon. Es war gerade sechs Uhr, als sie auf die Uhr sah, und wie konnte es auch anders sein nach diesem Traum. Es war Marie, die nur stammeln konnte, der Herr Doktor möge bitte kommen.
»Du bist mir manchmal unheimlich, Feelein«, brummte Daniel, während er sich schon ankleidete. Aber auch Fee war aus dem Bett.
»Ich komme mit«, sagte sie.
»Du kannst doch nichts tun, Liebes.«
»Doch, ich kann mich um Marie kümmern. Ich kann mir gut vorstellen, wie ihr zumute ist. Es ist ihr Zuhause, aus dem sie jetzt vielleicht vertrieben wird.«
»Matthisen mag ein Despot sein, aber er hat sie bestimmt nicht schlecht behandelt. Er wird für sie gesorgt haben.«
Was geht mich das alles eigentlich an, dachte Fee. Marie kannte sie nur von den üblichen Begegnungen beim Einkaufen, bei denen sie meist nicht mehr als einen kurzen Gruß, mal ein paar Worte gewechselt hatten. Übte dieser Traum denn eine so seltsame Faszination aus, daß sie ihn in Einklang mit Matthisen brachte? Bildete sie sich nicht manchmal doch ein bißchen zuviel ein und geheimniste deshalb etwas in ein ganz natürliches Geschehen hinein? Viele junge Menschen brachen aus der Enge ihres Elternhauses aus, in dem sie sich nicht entwickeln konnten, weil sie zu sehr unter Druck gesetzt wurden. Wenn Claudia Matthisen ein intelligentes Mädchen war, das sich nicht vom Reichtum beeindrucken und bestimmen ließ, würde sie wohl ihren Weg gegangen sein.
Doch bei diesem Gedanken überkam Fee eine seltsame, unerklärliche Beklemmung. Es war, als lege sich ein eiserner Ring um ihre Brust. Sie kannte solche Stimmungen. Sie überfielen sie, wenn ein geheimnisvolles Geschehen sie in Bann schlug. Sie wollte nun soviel wie nur möglich über Claudia in Erfahrung bringen, auch wenn Matthisen seine Tochter nicht mehr wiedersehen konnte.
Er mußte bereits mehr als eine Stunde tot sein, als Dr. Norden an sein Bett trat. Marie hatte ihn um sechs Uhr so gefunden. Sie stand immer so früh auf, und seit Matthisen krank war, führte auch