Michelle und Daniel - doppeltes Glück: Mami 2018 – Familienroman
Von Myra Myrenburg
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Über dieses E-Book
Es war Liebe auf den ersten Blick, und sie beruhte auf Gegenseitigkeit. Regine zweifelte keine Sekunde daran, weder an jenem verzauberten Tag, als die Buchenwälder der Ardennen im goldenen Schein der Spätsommersonne erglühten, noch später, als ein strenger Winter die Landschaft in Kälte und Dunkelheit hüllte. Sie stand im Burghof der trutzigen Festung hoch über dem Grenzfluß Our und sah ihm entgegen, dem Ritter ohne Fehl und Tadel, der ihr bestimmt war von Gott und dem Schicksal. Er zügelte sein schimmerndes Roß, stieg aus dem Sattel und verneigte sich vor ihr. Sein Haar war voll und silberblond, seine Augen ozeanblau, seine Züge wie gemeißelt. Sie wußte, wer er war. Clemens August, Edler von Aremberg, jüngster Sproß einer gräflichen Familie am fernen Rhein. Man hatte ihn auf Brautschau geschickt ins Luxemburgische, nach Vianden, wo im Schutze dichter Wälder, steiler Felsen und drohender Wehrtürme ein Burgfräulein namens Regine lebte und ihn erwartete... an einem Tag wie diesem, um die Mittagsstunde... in einem früheren Jahrhundert... vor langer Zeit. Im Laufe der nächsten Minuten verwandelte sich das schimmernde Roß in ein Mountainbike, stahlgrau mit weißen Satteltaschen und einem Schlehdornzweig am Lenker. Das war eine Anpassung an die Gegenwart. Alles andere blieb, wie es war und wie es sein sollte: märchenhaft. »Ich hab' gehört, hier kann man übernachten«, sagte der junge Ritter und warf einen erwartungsvollen Blick auf das eindrucksvolle Gemäuer, »das ist doch die Burg Vianden, nicht wahr?« Regine verlor sich vorübergehend in seinen ozeanblauen Augen und lächelte verträumt. »Ja, stimmt, und du bist Clemens.« Er lächelte unsicher zurück. »Wirklich?«
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Buchvorschau
Michelle und Daniel - doppeltes Glück - Myra Myrenburg
Mami
– 2018 –
Michelle und Daniel - doppeltes Glück
Zwei Schelme halten fest zusammen
Myra Myrenburg
Es war Liebe auf den ersten Blick, und sie beruhte auf Gegenseitigkeit. Regine zweifelte keine Sekunde daran, weder an jenem verzauberten Tag, als die Buchenwälder der Ardennen im goldenen Schein der Spätsommersonne erglühten, noch später, als ein strenger Winter die Landschaft in Kälte und Dunkelheit hüllte.
Sie stand im Burghof der trutzigen Festung hoch über dem Grenzfluß Our und sah ihm entgegen, dem Ritter ohne Fehl und Tadel, der ihr bestimmt war von Gott und dem Schicksal. Er zügelte sein schimmerndes Roß, stieg aus dem Sattel und verneigte sich vor ihr. Sein Haar war voll und silberblond, seine Augen ozeanblau, seine Züge wie gemeißelt.
Sie wußte, wer er war. Clemens August, Edler von Aremberg, jüngster Sproß einer gräflichen Familie am fernen Rhein. Man hatte ihn auf Brautschau geschickt ins Luxemburgische, nach Vianden, wo im Schutze dichter Wälder, steiler Felsen und drohender Wehrtürme ein Burgfräulein namens Regine lebte und ihn erwartete... an einem Tag wie diesem, um die Mittagsstunde... in einem früheren Jahrhundert... vor langer Zeit.
Im Laufe der nächsten Minuten verwandelte sich das schimmernde Roß in ein Mountainbike, stahlgrau mit weißen Satteltaschen und einem Schlehdornzweig am Lenker. Das war eine Anpassung an die Gegenwart. Alles andere blieb, wie es war und wie es sein sollte: märchenhaft.
»Ich hab’ gehört, hier kann man übernachten«, sagte der junge Ritter und warf einen erwartungsvollen Blick auf das eindrucksvolle Gemäuer, »das ist doch die Burg Vianden, nicht wahr?«
Regine verlor sich vorübergehend in seinen ozeanblauen Augen und lächelte verträumt. »Ja, stimmt, und du bist Clemens.«
Er lächelte unsicher zurück. »Wirklich?«
»Klar! Clemens August von Aremberg. Jüngster Sohn eines Grafen am Rhein, ohne große Erbschaft, und daher vorgesehen für das Amt des Kämmerers im Dienst des Herzogs von Vianden und seiner drei Töchter – Irene, Justine und Regine.«
Er staunte sie wortlos an.
»Du hast nichts dagegen, wenn ich dich Clemens nenne?« fragte sie freundlich.
»O nein, im Gegenteil. Und du? Wer bist du?«
»Regine.«
Sie senkte graziös den Kopf, griff in die Falten ihres knöchellangen lichtblauen Kleides, dessen weite Ärmel mit bunter Borte abgesetzt waren, und deutete einen Knicks an.
Ihre Augen lachten.
Er lehnte das Rad an den Torbogen, reichte ihr die Hand und ließ sich in den Burghof führen. Sie traten an die meterbreite Mauerbrüstung. Ein überwältigender Blick tat sich auf: schroffe Felsen, ein tiefes dunkelgrünes Tal, ein glitzerndes Flüßchen, gesäumt von Spielzeughäuschen, ein Raubvogel, der in den Lüften kreiste, und über allem der Himmel – leuchtend blau, zum Greifen nah und doch hoch und unerreichbar.
In einem Blumenrondell blühten die letzten Rosen. In der Ferne läutete eine Mittagsglocke.
»Du kannst hier nicht übernachten«, sagte Regine, ohne seine Hand loszulassen.
»Nicht?«
»Nein, die Burg wird ständig restauriert, außen und innen, sie ist ein Museum.«
»Keine Jugendherberge?«
Sie schüttelte den Kopf. Ihre erdbraune Haarmähne wippte. Ihre steingrauen Augen lachten. Ihre Farben waren die des Landes.
»Aber ich dachte«, begann er sichtlich verwirrt, »jemand hätte mir gesagt...«
»Das hast du verwechselt, Clemens. Hier finden im Sommer oft internationale Jungendtreffen statt, Musikfeste, Dichterlesungen, Theaterspiele. Manchmal kommen auch Politiker, um Geheimverhandlungen abzuhalten. Aber meistens sind es nur Besucher, die sich die Burg ansehen wollen. Wenn du möchtest, führe ich dich ein bißchen herum.«
»Gern«, sagte er und folgte ihr willig durch einen Wandelgang mit bogenförmigen Öffnungen. Das Licht fiel schräg herein und malte Kringel auf die grobkörnigen Wände. In einem langen Saal kletterten sie auf die Sitzbänke in den tiefen Fensternischen. Hier mochten die Burgfräulein gesessen und hinunter geblickt haben auf die Spitzen der Tannen, den Turm des Kirchleins und vor allem auf den Saumpfad, der sich bergab schlängelte, genau da, wo heute die Straße entlang führte.
»Im Sommer ist es zauberhaft«, murmelte Clemens versonnen.
»Nicht wahr?« Regine versank in seinem Blick, riß sich zusammen und fügte mit einem kleinen Seufzer hinzu: »Im Winter hält man es nicht aus vor Kälte. Die Menschen in früheren Zeiten müssen enorm abgehärtet gewesen sein.«
Sie standen auf. Er reichte ihr galant die Hand, als sie den Fenstersitz verließen und hinabstiegen auf den Sandsteinboden des Saales.
»Hoffentlich ist mein Rad noch da«, sagte er, während sie über Treppen und gewundene Gänge zurück schlenderten und den Burghof durchquerten, vorbei an dem Rosenrondell.
»Bestimmt«, versicherte Regine, »vor dem Torbogen auf der rechten Seite steht ein Pförtnerhäuschen – du hast es wahrscheinlich nicht gesehen.«
»Nein – ehrlich gesagt – ich sah nur dich.«
»Jetzt übertreibst du aber!«
»Mit keinem Wort. Es ist die Wahrheit – Hand aufs Herz.«
Er blieb stehen, strahlte sie aus seinen ozeanblauen Augen an, löste behutsam die Verpflechtung ihrer beider Finger und kreuzte die Hände vor der Brust.
Regine schwankte ein wenig, denn ihr war ganz schwach vor Glück. Sie deutete auf sein stahlgraues Montainbike, das unversehrt am Torbogen lehnte, und erklärte ihm die Gegebenheiten: Im Pförtnerhäuschen befand sich der Eintrittskartenverkauf und ein kleiner Andenkenladen, heute besetzt von ihrer Cousine Dorette, die ein wachsames Auge auf alle abgestellten Fahrzeuge hielt.
»Komm, ich mache euch miteinander bekannt«, sagte Regine und zog ihn an das weit geöffnete Glasschiebefenster, wo eine dunkelhaarige junge Frau eine große Schachtel öffnete.
»Dorette – das ist Clemens.«
»Bonjour, Monsieur.«
»Clemens, das ist Dorette, meine Cousine.«
»Hallo!«
»Hast du neue Ware bekommen?« fragte Regine.
»Ja, sieh nur – schön, nicht wahr?«
Clemens beugte sich vor.
»Darf ich mal?«
»Natürlich. Hier –« Dorette reichte ihm eine Glaskugel, in der es heftig schneite. Als sich die Flocken gelegt hatten, erschien Vianden, die Burg mit vier Türmen, der bewaldete Hang von der Talseite her gesehen, die Kirche, die Häuser am Fluß, und darüber der Sommerhimmel wie eine blaue Kuppe.
»Toll«, murmelte Clemens und drehte die Kugel hin und her, »die kaufe ich.«
»Jetzt? Gleich?«
»Klar. Wer weiß, ob ich noch mal hierher komme.«
Die Worte, lässig gesprochen, versetzten Regine einen Stich. Aber er ging nicht tief. Der Schmerz verflog, kaum, daß sie ihn wahrgenommen hatte. Noch stand die Sonne am Himmel. Noch hielt der Zauber an. Noch war der Tag nicht zu Ende. Noch lockte das Glück, noch winkte die große Verheißung: Glaube, Hoffnung, Liebe.
Regine überließ sich den Regungen ihres Herzens, und sie sollte recht behalten. Sie waren ihrem Schicksal begegnet in