Mein neuer Dad soll der Tierarzt sein: Mami 2015 – Familienroman
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Es war schon draußen nicht zu überhören, ein Bellen und Jaulen, Stimmen, die beruhigend sprachen oder scharfe Befehle gaben. Am Ende dieses Weges durch ein idyllisches Wäldchen, gesichert durch einen Gitterzaun, befand sich ein Tierheim. Angesichts der vielen Autos, die sich auf dem Parkplatz befanden und auf der Zufahrt abgestellt waren, mußte an diesem Tag etwas ganz Besonderes stattfinden. Und so war es auch. Das Tierheim führte sein jährliches Sommerfest mit einem Tag der offenen Tür durch. Zu anderen Zeiten gab es bestimmte und festgelegte Öffnungszeiten, schon, damit die Tiere durch die Anwesenheit vieler fremder Menschen nicht zu oft in Unruhe versetzt wurden, und auch, damit das Personal in Ruhe der vielfältigen Arbeit nachgehen konnte. Heute zeichnete sich diese Unruhe entsprechend ab. Bellend, winselnd, jaulend und aufgeschreckt liefen die Hunde in ihren Gehegen hin und her, beäugten jeden Gast erst einmal als Eindringling und bewachten lautstark ihr Territorium. Ganz anders die Katzen. Das große Freigehege mit künstlichen Höhlen, einigen Bäumen mit ausladenden Ästen und Kuschelecken am Boden bot einer ganzen Menge von Tieren Platz. Einige der Katzen waren ausgesprochen neugierig und starrten die Besucher an, andere zogen es vor, sich regelrecht unsichtbar zu machen. Das Tierheim an der Hermann-Löns-Straße war für viele Tiere, die von ihren vorigen Besitzern vernachlässigt oder abgestoßen worden waren, die Endstation. Hier versuchte man, den oftmals gepeinigten Kreaturen ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen, oder besser noch, sie in liebevolle Hände zu vermitteln. Zwei dieser liebevollen Hände gehörten Laura Brillatus, Kordulas zehnjähriger Tochter. Die beiden hatten sich speziell diesen Tag ausgesucht, weil Kordula, die als Witwe darauf angewiesen war, das Geld für die kleine Familie zu verdienen, etwas unregelmäßige Arbeitszeiten hatte. Daher fiel es ihr schwer, die strengen Öffnungszeiten auszunutzen. Aber heute, so hatte Kordula ihrer Tochter versprochen, würden sie eine Katze aussuchen, die dann in einigen Tagen als neuer Hausbewohner willkommen sein sollte. Während der meisten Zeit, in der Kordula arbeitete, kümmerte sich ihre Mutter um das Kind, doch die sympathische 32jährige verbrachte jede freie Minute mit ihrer Tochter. Und nun würden sie eben eine Katze als Familienzuwachs bekommen. Kordulas Mutter hätte es gern gesehen, wenn ihre Tochter sich noch einmal in einen Mann verliebte, doch bisher deutete nichts darauf hin.
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Buchvorschau
Mein neuer Dad soll der Tierarzt sein - Margarete Saltzmann
Mami
– 2015 –
Mein neuer Dad soll der Tierarzt sein
Laura hat ganz bestimmte Pläne
Margarete Saltzmann
Es war schon draußen nicht zu überhören, ein Bellen und Jaulen, Stimmen, die beruhigend sprachen oder scharfe Befehle gaben. Am Ende dieses Weges durch ein idyllisches Wäldchen, gesichert durch einen Gitterzaun, befand sich ein Tierheim. Angesichts der vielen Autos, die sich auf dem Parkplatz befanden und auf der Zufahrt abgestellt waren, mußte an diesem Tag etwas ganz Besonderes stattfinden.
Und so war es auch.
Das Tierheim führte sein jährliches Sommerfest mit einem Tag der offenen Tür durch. Zu anderen Zeiten gab es bestimmte und festgelegte Öffnungszeiten, schon, damit die Tiere durch die Anwesenheit vieler fremder Menschen nicht zu oft in Unruhe versetzt wurden, und auch, damit das Personal in Ruhe der vielfältigen Arbeit nachgehen konnte.
Heute zeichnete sich diese Unruhe entsprechend ab. Bellend, winselnd, jaulend und aufgeschreckt liefen die Hunde in ihren Gehegen hin und her, beäugten jeden Gast erst einmal als Eindringling und bewachten lautstark ihr Territorium.
Ganz anders die Katzen. Das große Freigehege mit künstlichen Höhlen, einigen Bäumen mit ausladenden Ästen und Kuschelecken am Boden bot einer ganzen Menge von Tieren Platz. Einige der Katzen waren ausgesprochen neugierig und starrten die Besucher an, andere zogen es vor, sich regelrecht unsichtbar zu machen.
Das Tierheim an der Hermann-Löns-Straße war für viele Tiere, die von ihren vorigen Besitzern vernachlässigt oder abgestoßen worden waren, die Endstation. Hier versuchte man, den oftmals gepeinigten Kreaturen ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen, oder besser noch, sie in liebevolle Hände zu vermitteln.
Zwei dieser liebevollen Hände gehörten Laura Brillatus, Kordulas zehnjähriger Tochter. Die beiden hatten sich speziell diesen Tag ausgesucht, weil Kordula, die als Witwe darauf angewiesen war, das Geld für die kleine Familie zu verdienen, etwas unregelmäßige Arbeitszeiten hatte. Daher fiel es ihr schwer, die strengen Öffnungszeiten auszunutzen.
Aber heute, so hatte Kordula ihrer Tochter versprochen, würden sie eine Katze aussuchen, die dann in einigen Tagen als neuer Hausbewohner willkommen sein sollte.
Während der meisten Zeit, in der Kordula arbeitete, kümmerte sich ihre Mutter um das Kind, doch die sympathische 32jährige verbrachte jede freie Minute mit ihrer Tochter.
Und nun würden sie eben eine Katze als Familienzuwachs bekommen.
Kordulas Mutter hätte es gern gesehen, wenn ihre Tochter sich noch einmal in einen Mann verliebte, doch bisher deutete nichts darauf hin. Und wurde Kordula auf dieses Thema angesprochen, so winkte sie lachend ab.
»Wozu brauche ich einen Mann? Ich habe meine kleine Laura, dich und meine Arbeit. Glaube mir, Mutter, ein Mann stört da nur. Und außerdem kann ich Jens nicht vergessen. Weißt du, jeder Mann müßte sich in meinen Augen mit ihm messen.«
»Und du glaubst, nicht einer käme gut genug davon, ja?« pflegte Anita dann zu erwidern. »Aber du machst da einen Fehler.«
»Und du? Du hast nach Vaters Tod auch keinen anderen Mann mehr angeschaut«, kam in der Regel die spöttische Erwiderung der jungen Frau.
»Das kannst du nicht vergleichen, Kind. Ich war eine Frau von fast fünzig Jahren.«
»Und ausgesprochen attraktiv. Aber das bist du auch heute noch. Also, Mama, wirklich, erzähle mir nichts.«
»Aber du bist noch so jung, Kordula.«
»Und ich bin glücklich und zufrieden, so wie es ist.« In dieser oder ähnlicher Form hatten die beiden Frauen diese Diskussion schon oft geführt, doch sie brachte natürlich kein Ergebnis. Aber von Zeit zu Zeit mußte man eben auf den Busch klopfen, befand Anita.
Die kleine Laura stand jetzt vor dem Freigehege, in dem sich wenigstens zwanzig verschiedene Katzen sichtbar aufhielten, obwohl hier sicher noch mehr untergebracht waren. Das Mädchen steckte zwei Finger durch den Maschendraht und versuchte vergeblich, eines der Tiere anzulocken. Kordula mußte lachen.
»So wirst du bei einer Katze nicht viel erreichen«, prophezeite sie. »Aber schau mal, die da vorne, die ganz weiße – sieht die nicht süß aus?«
»Ja, und sie hat große runde Augen, ganz anders als die anderen.«
»Die sehen wir uns mal genauer an. Und du hast nicht vergessen, daß du dich...«
»...um das Tier kümmern mußt. Ja, Mama«, erwiderte Laura ergeben. Natürlich würde Kordula einspringen, wenn sie merkte, daß das Kind es nicht allein schaffte. Doch Laura war schon recht selbständig und verantwortungsbewußt für ihr Alter. Es würde bestimmt gut gehen. Wahrscheinlich bekam die Katze mehr Pflege, als sie wirklich brauchte. Aber auch da würde sich das rechte Maß sicherlich noch finden lassen.
Das Wetter war ausgesprochen sommerlich, und so hatte man draußen Tische aufgebaut mit einem Kuchenbüfett. Der verlockende Duft von frischem Kaffee drang herüber, und nicht weit entfernt gab es auch Spielmöglichkeiten für Kinder. Auf einem kleinen Parcours zeigten einige Hunde eine Art Gehorsamsprüfung, bei einem Glücksrad gab es Zubehör für das Haustier zu gewinnen – und dann war da noch die große Tombola. Viele Geschäftsleute hatten großzügig gespendet. So waren attraktive Preise zu gewinnen, von einer 3-Tage-Reise nach Paris bis zu einem Federmäppchen reichte das Angebot. Und viele Leute benutzten die Gelegenheit, um auf diese Weise dem Tierheim eine Spende zukommen zu lassen.
Einer der Hauptgewinne amüsierte Kordula. Wahlweise, so hieß es da, gewann man einen ganzen Tag mit dem Tierarzt Dr. Gernot Schlüter, oder die Kosten, die jemand bei der Übernahme eines Tieres zu zahlen hatte, entfielen. Nun, in dem Fall würde Kordula die Wahl nicht besonders schwer fallen. Da sie ohnehin ein Tier abnehmen wollte, hätte sie dann die Kosten gespart.
Aber nun wurde es Zeit, daß sie mal wieder nach Laura schaute. Das Mädchen war vorhin zu den Spielen gelaufen, doch jetzt sah Kordula sie nicht mehr. Schließlich fand sie ihre Tochter im Katzenhaus. Laura hatte eines der Tiere auf dem Arm und wirkte vollkommen glücklich.
»Die will ich haben«, erklärte sie mit Bestimmtheit.
Das Tier hatte ein fast weißes Fell, darauf verteilt einige schwarze Flecken. Die Augen leuchteten klug, waren von einer reizvollen Mischung aus Grün und Gold und wirkten intelligent, so als verstände das Tier jedes Wort. Die Katze saß entspannt auf Lauras Schoß und genoß es sichtlich, mit vielen Streicheleinheiten verwöhnt zu werden.
Kordula lächelte. Ein schönes, friedvolles Bild. Und dieses Tier wirkte, als habe es sich Laura ausgesucht und nicht anders herum.
»Einverstanden«, sagte die Frau. »Am Dienstag nehme ich mir den Nachmittag frei, und wir holen sie. Bis dahin haben wir dann auch alles zu Hause, was so eine Katze braucht.«
»Sie heißt Fliege«, verkündete Laura nun.
»Hat sie dir das gesagt?«
»Aber Mama, Katzen sprechen doch nicht wie wir«, protestierte Laura lachend.
»Magst du noch ein paar Lose für die Tombola ziehen?«
Kordula versuchte, ihre Tochter von der Katze abzulenken. Je länger die Kleine jetzt das Tier bei sich hatte, um so schwerer würde der Abschied fallen, auch wenn es nur für zwei Tage sein sollte.
Eifrig nickte das Mädchen. Mit ernstem Gesicht und vielen Worten verabschiedete sich Laura von Fliege und versprach hoch und heilig, am Dienstag zu kommen und sie zu holen. Lächelnd verfolgte Kordula die Zeremonie. Das Tier und ihre Tochter würden sicher gut miteinander auskommen, die Katze jedenfalls tat so, als würde sie jedes Wort verstehen und wäre voll und ganz mit dieser Regelung einverstanden. Dann winkte Laura ein letztes Mal und ging an der Seite ihrer Mutter zu dem Mann, der in einem Eimer aus Plastik die Lose für die Tombola feilbot. In einem Anfall von Großzügigkeit genehmigte sich Kordula gleich zehn Stück.
Und Laura suchte