Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 745: Grauen an Bord
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 745: Grauen an Bord
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 745: Grauen an Bord
eBook110 Seiten1 Stunde

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 745: Grauen an Bord

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Drei Ratten hatte der Schiffsjunge Juan im stinkenden Kielraum bereits erlegt. Aber dann zuckte er doch zusammen, als er eine besonders große Ratte bemerkte, die sich drei Schritte entfernt von ihm zusammenkauerte. Erst als der Junge den Peekhaken hob, fiel ihm auf, daß das keine Ratte sein konnte. Er hatte sich getäuscht. Hastig trat er näher. Was er für eine Ratte gehalten hatte, war der ausgestreckte Fuß eines Menschen. Juan stieß einen erstickten Aufschrei aus. Der Mann lag bäuchlings zwischen den glitschigen Ballaststeinen, die Arme weit ausgebreitet wie bei einem Sturz aus größerer Höhe. Sein Kopf hing in einer mit Bilgewasser angefüllten Mulde...
SpracheDeutsch
HerausgeberPabel eBooks
Erscheinungsdatum23. Juli 2021
ISBN9783966881678
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 745: Grauen an Bord

Ähnlich wie Seewölfe - Piraten der Weltmeere 745

Titel in dieser Serie (100)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Action- & Abenteuerliteratur für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Seewölfe - Piraten der Weltmeere 745

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 745 - Fred McMason

    1.

    Capitán Don Lourenço de Almeida hatte sogar während des Unwetters auf dem Achterdeck seiner Galeone „Nuestra Señora de Esperanza" ausgeharrt. Er ignorierte die Nässe, die ihm immer noch in den weißen Seidenkragen rann. Das Hemd klebte ihm ohnehin längst wie eine zweite Haut am Körper, die Pluderhose hatte ihre Form verloren, und die Stiefel würden auch mit einer Füllung heißer Reiskörner nur langsam austrocknen.

    Nachdenklich hing sein Blick an den Waren, die von den Lastenträgern herangeschafft wurden. Es waren nicht die kostbarsten Güter – die zu erwerben fehlten ihm die nötigen Mittel –, aber es waren Dinge, die in Spanien dennoch reißenden Absatz finden würden.

    Unwillkürlich verglich Don Lourenço die Galeone mit einem unersättlichen, gefräßigen Ungetüm. Die Übernahme der an Land gestapelten Güter würde, verglichen mit den langwierigen Vorverhandlungen und dem Antransport, nur einen Bruchteil der inzwischen aufgewendeten Zeit beanspruchen.

    An Frischwasser, Reiswein, Dörrobst und Schlachtvieh in ausreichender Menge war ebenfalls gedacht. Auf einem Ochsenkarren brachte ein Bauer soeben Käfige mit fünfzig Hühnern. Das gackernde und flatternde Federvieh veranstaltete einen Heidenlärm, der vorübergehend alle übrigen Geräusche übertönte.

    Der Wagen rumpelte bis unmittelbar ans Ende der steinernen Mole. Zwei Träger sprangen hastig zur Seite, um nicht von den großen Scheibenrädern des Gefährts erfaßt und womöglich überrollt zu werden.

    Einer der beiden hatte ein Faß auf der Schulter getragen. Es entglitt ihm und zerbarst, und der darin befindliche köstliche Reiswein vermischte sich mit dem Schlamm.

    Don Lourenço de Almeida glaubte sogar, das Aroma des Weins wahrzunehmen, das ihm der Wind zutrug. Für einen Moment verkrampften sich seine Finger um den Handlauf des Schanzkleides. Wenn alle Arbeiter derart unvorsichtig hantierten, verlor er einen Teil der vorgesehenen Ladung schon, bevor sie überhaupt an Bord war. Aber den Preis für das Faß würde er dem Bauern in Abzug bringen.

    Mit einem raschen Seitenblick überzeugte er sich davon, daß sein Zahlmeister auf Posten stand und peinlich genau notierte, was über die schmale Stelling an Bord gebracht wurde. Chinesische und malaiische Pfeffersäcke waren die schlitzohrigsten Halsabschneider, an die er je geraten war. Mit ihnen Art und Umfang einer Lieferung und dann auch noch deren Preis auszuhandeln, kostete besonders viel Schweiß. Während der letzten Tage hatte Don Lourenço einige Pfunde an Körpergewicht verloren.

    Seine Aufmerksamkeit wurde wieder vom Geschehen an Land beansprucht.

    Lautes Geschrei hatte eingesetzt. Die beiden Träger redeten heftig auf den Bauern ein, der sein Ochsengespann der Einfachheit halber an einem Poller festband und sich im übrigen einen Dreck um den Protest der Männer kümmerte.

    Jener, dessen Faß zerbrochen war, packte unvermittelt zu und zerrte sein Gegenüber an der Schulter zu sich herum. Zu gern hätte Don Lourenço gewußt, was sich die beiden Erbauliches zu sagen hatten.

    Der Bauer, und mochte er hundertmal an dem Zwischenfall schuld haben, ließ sich die schroffe und herabwürdigende Art des Trägers nicht gefallen. Er stieß den Mann zu Boden, indem er ihm beide Fäuste zwischen die Rippen rammte. Danach wandte er sich den Käfigen mit den Hühnern zu, löste die Stricke, die sie auf der schmalen Ladefläche des Wagens hielten, und schickte sich an, den ersten Kasten zur Stelling zu schleppen.

    Er rechnete nicht mit der Wut des Lastenträgers, der jetzt nicht nur vom Regen triefte, sondern über und über schlammverschmiert war. Von hinten sprang ihn der Bursche an, verkrallte sich mit einer Hand in seinem langen Haarzopf und tastete mit der anderen nach seiner Kehle.

    Der Bauer ließ den Käfig fallen, umklammerte die Arme des Angreifers, beugte sich knapp und mit einer geschickten Drehung nach vorn und hebelte den Kerl über sich hinweg. Der flog leider auf den Käfig.

    Bislang hatten der Käfig und die fünf oder sechs darin eingepferchten Hühner den Zwischenfall unbeschadet überstanden. Doch als der Lastenträger rücklings und mit großer Wucht auf die dünnen Gitterstäbe krachte, splitterte das Holz. Zwei der Hühner erdrückte er unter sich, die anderen flatterten entsetzt nach allen Seiten davon.

    Der Kerl, der den Käfig zerbrochen hatte, schüttelte sich benommen und versuchte, sich rasch wieder aufzurappeln. Ein heftiger Fußtritt des Bauern ließ ihn jedoch abermals zu Boden gehen.

    Zugleich griff der zweite Bursche an. Ein Dolch blitzte in seiner Rechten. Er stieß hart zu, doch der Bauer entging der tödlichen Klinge um Haaresbreite, drückte den Waffenarm des Angreifers nach oben und riß sein Knie hoch. Für einen kurzen Augenblick hatte es den Anschein, als erstarrte der Lastenträger, aber dann tauchte er unter dem auf seinen Nacken zielenden Ellenbogen des Bauern weg und riß ihn mit sich zu Boden. Ineinander verkrallt wälzten sie sich über die Pier.

    Die meisten anderen Arbeiter standen inzwischen im Halbrund um den Karren herum und feuerten sie an. Auch an Bord der spanischen Galeone vergaßen die Decksleute ihre Arbeit und widmeten sich dem Geschehen an Land. Keiner schleppte jetzt noch Waren über die Stelling.

    Benommen richtete sich der Kerl auf, der den Käfig zerbrochen hatte. Eins der Rundhölzer, aus denen das Gitter bestanden hatte, schwang er wie eine Keule und drang damit auf den Bauern ein, der sich vor beiden Gegnern bis an den Karren zurückzog.

    Gemeinsam preschten die Lastenträger vor. Aber ebenso schnell und unerwartet duckte sich der Bauer und rollte sich zwischen ihnen hindurch ab. Der Hieb mit dem Rundholz traf lediglich einen der noch übereinandergestapelten Käfige und ließ ihn vom Wagen stürzen, wobei er ebenfalls zu Bruch ging.

    Mit Ellenbogen und Fäusten schlug der Bauern nun zu – so schnell, daß Don Lourenço den einzelnen Bewegungen kaum zu folgen vermochte. Er wirbelte herum wie ein Irrwisch, den nichts und niemand mehr aufhalten konnte.

    Auch unter den Zuschauern begannen nun einige aufeinander einzuschlagen. Allem Anschein nach konnten sie sich nicht einigen, wem ihre Sympathien zu gelten hatten.

    Der Kapitän der „Nuestra Señora de Esperanza" zerbiß eine Verwünschung zwischen den Zähnen.

    „Aufhören!" brüllte er.

    Aber niemand beachtete ihn. Die kämpfenden Parteien ebenso wie die Zuschauer mußten sich abreagieren. Die Spannung hatte geradezu in der Luft gelegen – wie das heftige Gewitter, das zwar für eine vorübergehende Frische gesorgt, die herrschende Schwüle aber nur für kurze Zeit vertrieben hatte.

    Da keiner auf ihn hörte, zog Don Lourenço de Almeida die doppelläufige Pistole aus seinem Gürtel und feuerte beide Kugeln dicht über die Köpfe der johlenden Menge hinweg ab. Der scharfe Klang der Pulverexplosionen verfehlte nicht die beabsichtigte Wirkung.

    „Geht wieder an die Arbeit! rief der Capitán. „Ich bezahle euch nicht für Herumlungern! Oder soll ich jeden einzelnen an den Mast binden und auspeitschen lassen?

    Die giftigen Blicke, mit denen ihn mancher Arbeiter bedachte, amüsierten ihn. Das Gesindel, das er angeheuert hatte, lebte ohne ihn doch nur sinnlos in den Tag hinein. Sollten ihn die Kerle ruhig hassen. Haß spornte an und führte dazu, daß sie schnelle Arbeit leisteten, solange sie sich nicht anderweitig austoben konnten.

    Er sah den Ersten Offizier, Vincente Saraiva, vor der Pforte im Kuhlschanzkleid stehen und winkte ihn kurz entschlossen zu sich heran.

    „Sorgen Sie dafür, Señor Saraiva, daß die beiden Lastenträger ihren anteiligen Lohn erhalten. Danach sollen sie verschwinden. Ich will sie nicht mehr sehen, oder ich lasse sie an den Mast binden und auspeitschen."

    Der Erste nickte knapp.

    „Der Bauer,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1