Sturreganz
Von Jakob Wassermann
()
Über dieses E-Book
Jakob Wassermann
Jakob Wassermann, geboren am 10. März 1873 in Fürth, war einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Schriftsteller der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Werk zeichnet sich durch gründliche historische Recherchen, psychologische Subtilität und eine klare moralische Haltung aus. Neben "Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens" (1908) ist heute vor allem noch der Justizroman "Der Fall Maurizius" (1928) bekannt, mit seinen Nachfolgebänden "Etzel Andergast" (1931) und "Joseph Kerkhovens dritte Existenz" (1934). Als erschütterndes Zeitbild und Selbstzeugnis ist auch "Mein Weg als Deutscher und Jude" (1921) unvermindert relevant. Von den Nationalsozialisten aus Deutschland vertrieben, starb Jakob Wassermann, verarmt und seelisch gebrochen, am 1. Januar 1934 im österreichischen Altaussee.
Mehr von Jakob Wassermann lesen
Joseph Kerkhovens dritte Existenz Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Gänsemännchen (eBook) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCaspar Hauser: Die Trägheit des Herzens Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Gesammelte Werke von Jakob Wassermann: Mein Weg als Deutscher und Jude + Der Fall Maurizius + Caspar Hauser + Christoph Columbus… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenChristoph Columbus: Biografie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Geist des Pilgers: Das Gold von Caxamalca & Witberg: Eroberung des Landes Peru Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Erzählungen von Jakob Wassermann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSturreganz: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenClarissa Mirabel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Wendekreis: Novellen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRomantrilogie: Der Fall Maurizius, Etzel Andergast & Joseph Kerkhovens dritte Existenz: Geschichte eines Justizirrtums und Familienkonflikte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fall Maurizius + Etzel Andergast + Joseph Kerkhovens dritte Existenz: Romantrilogie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHistorische Verbrechensfälle: Spannende Kriminalgeschichten aus der Vergangenheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer goldene Spiegel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJakob Wassermann: Gesammelte Romane: Caspar Hauser; Melusine; Joseph Kerkhovens dritte Existenz; Alexander in Babylon… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEngelhart Ratgeber: Die zwei Welten (Autobiografischer Roman) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZeitzeugnisse der wichtigsten literarischen Stimmen: Memoiren von Dickens, Hans Fallada, Mark Twain, George Sand, Stefan Zweig, Stendhal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEngelhart Ratgeber Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schwestern: Drei Novellen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Aufruhr um den Junker Ernst: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSturreganz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImaginäre Brücken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gold von Caxamalca + Witberg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Prinzessin Girnara: Weltspiel und Legende Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Sturreganz
Ähnliche E-Books
Sturreganz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSturreganz: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas letzte Recht: Erzählung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas letzte Recht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMemoiren Jerome Bonapartes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwanzig Jahre nachher - Erster Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMärchen im neuen Gewand Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwanzig Jahre nachher: Historischer Abenteuerroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtenstein - Die Sage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönig Knoblauch: Ein Leben im elften Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen20 Jahre nachher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Smidt: Gesammelte Werke: Seegeschichten, Historische Werke, Roman, Sagen & Märchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwanzig Jahre danach Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Ball von Sceaux Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Seewölfe - Piraten der Weltmeere 474: Küstenpiraten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Hemd eines Glücklichen: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenClarissa Mirabel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Dunkelgraf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIvanhoe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas große Buch der Meeresgeschichten: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten, Erzählungen, Seesagen & Schiffermärchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJürg Jenatsch (Historischer Roman): Das Leben des Bündner Pfarrer und Militärführer: Die Reise des Herrn Waser + Lucretia + Der gute Herzog Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwanzig Jahre nachher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIvanhoe: Historischer Roman Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die drei Musketiere - 20 Jahre danach Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchottische Helden: Ivanhoe + Waverley + Robin der Rote: Historische Romane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCaritas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Klassiker für Sie
Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Auch das war Wien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFaust. Der Tragödie erster Teil Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Traumdeutung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Erotik Bewertung: 2 von 5 Sternen2/51984: Neuübersetzung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJohann Wolfgang von Goethe: Sämtliche Werke (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDemian Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Franz Kafka - Gesammelte Werke Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Karl May: Winnetou 1-4 (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKrieg und Frieden Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die fröhliche Wissenschaft: la gaya scienza Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Antichrist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Idiot Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStefan Zweig: Die Welt von Gestern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJane Eyre (Deutsche Ausgabe): Eine Autobiographie oder Die Waise von Lowood Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ein Zimmer für sich allein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Brüder Karamasow Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Saemtliche Werke von Franz Kafka (Illustrierte) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSaemtliche Werke von Brüder Grimm (Illustrierte) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Anne auf Green Gables: Enthält die Bände "Anne auf Green Gables" und "Anne in Avonlea" Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Kleine Prinz: Aus dem Französischen von Tullio Aurelio Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJugend ohne Gott Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der große Gatsby Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Brüder Karamasow Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSternstunden der Menschheit: 14 historische Miniaturen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Anna Karenina Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Orlando Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
Verwandte Kategorien
Rezensionen für Sturreganz
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Sturreganz - Jakob Wassermann
Jakob Wassermann
Sturreganz
Sharp Ink Publishing
2022
Contact: info@sharpinkbooks.com
ISBN 978-80-282-5703-3
Inhaltsverzeichnis
Die Bedrängnis
Was zur Abhilfe geschah
Episode
Chronica
Maßregeln eines Philanthropen
Die Bürger und ihre Stadt
Jahrmarkt
Unterm Mond
Fingerling
Die Beiden
Höflichkeit wird Grausen
Zwist
Die Ohren des Herrn Marchese
Ein Gespräch als Ausklang
Die Bedrängnis
Inhaltsverzeichnis
Es gab in der Zeit zwischen dem Siebenjährigen und dem bayrischen Erbfolge- oder Kartoffel-Krieg einen souveränen deutschen Herrn, der nach einer etwa zwanzigjährigen Regierung die nicht eben geringe, aber immerhin noch erträgliche Schuldenlast, die er von seinem Vorfahr übernommen, derart in die Höhe gebracht hatte (während sonst alles jämmerlich bergab ging), daß ihm schließlich kein ruhiger Tag und keine freundliche Stunde mehr beschieden war.
Dieser unglückselige Fürst war der Markgraf Alexander von Ansbach und Bayreuth, aus uraltem Geschlecht, wie man weiß, in der Blüte des Mannesalters, stattlich, gesund, in kinderloser Ehe vermählt mit einer Koburgerin, einem beklagenswerten Weib nebenbei, und Geliebter der ebenso großartigen als kostspieligen Damen Lady Craven und Mademoiselle Hyppolite Clairon.
Sachverständige sind der Meinung, daß vier Millionen siebenmalhunderttausend Taler für jene Zeit eine gewaltige Summe vorstellten, und bis zu dieser furchteinflößenden Ziffer war das Schuldenthermometer nach und nach gestiegen. Das lawinenhafte Anschwellen zu stauen, sahen auch die geriebensten Köpfe keinen Weg, und alle Arten von Finanzoperationen bewiesen bloß, daß der Hydra immer neue Köpfe wuchsen. Zu dem einfachen Mittel, den Haus- und Hofhalt zu beschränken und in der Verwaltung zu sparen, hätte nur ein Ignorant raten können, der nicht in Betracht zog, daß die Verschwender und Bankrottierer sich dadurch über Wasser halten, daß sie ihre Schulden mit ihren Schulden zahlen und daß ein glänzendes Firmenschild die Dummen und Gierigen noch anlockt, auch wenn der Kassenschrank so leer ist wie ein Bethaus um Mitternacht.
Wer hätte es auch wagen dürfen und wem wäre es in den Sinn gekommen, einem von seiner göttlichen Erwähltheit und seinen geheiligten Machtbefugnissen durchdrungenen Dynasten zu einer Verminderung des Etats und bescheidenerer Führung zuzureden? Das wäre vermessenstes Rebellentum gewesen, beispiellos und strafwürdig. Wie dem wracken Schiff der irdischen Regierung zu helfen sei, das ausfindig zu machen, mußte man in Demut der himmlischen Regierung überlassen und hatte nur dafür zu sorgen, daß der Untertan ohne aufzumucken seine Pflicht tue und seine Steuern entrichte.
Die Kanzlei- und Geheimen Räte grübelten und meditierten daher vergeblich über den heiklen Punkt. Worauf war zu verzichten? Was hätte abgeschafft werden sollen? Der Markgraf war leidenschaftlicher Jäger. Namentlich stand die ansbachische Falknerei von altersher in hohem Ansehen, und für die standesgemäße und sonach äußerst zu respektierende Passion des Fürsten wurden besoldet: ein Obristfalkenmeister, zwei Falkenjunker, ein Falkenpage, ein Falkensekretär, ein Falkenkanzellist, ein Reihermeister, ein Krähenmeister, ein Milanenmeister, vier Meisterknechte, vierzehn Falkonierknechte, zwei Reiherwärter und siebzehn Falkenjungen. Diese waren notwendig, man sage nichts; jeder hatte sein Amt, seine Obliegenheiten, seine Sporteln, seine zu Recht bestehenden Zulagen, und auf Abzug oder Wandlung zu dringen hieß sich verdienter Ungnade aussetzen. Keine Möglichkeit.
Dann war da der Hof mit einhundertfünf Kammerherren, zwanzig Hofjunkern, zwanzig Kammerjunkern, zwölf unbetitelten Kammerdienern und fünf betitelten; mit hundertzwölf Husaren, denen ein Generalleutnant vorstand, zweihundert Gardes du Corps, denen ebenfalls ein Generalleutnant vorstand, einem Generalmajor, Generaladjutanten, Obristen, Obristleutnant, von den Kapitänen und niedrigen Chargen zu schweigen, und außerdem noch fünfhundert Mann Infanterie, junge, hübsche, gut exerzierte, wohl angezogene Leute, für die sogar am obern Tor eine eigene Kaserne gebaut war. Sollte man sie für entbehrlich erklären? Soldaten entbehrlich, Alpha und Omega der Repräsentation, der Legitimität, der Hoch- und Ebenbürtigkeit, der diplomatischen und politischen Aktionsfreiheit? Es wäre Landesverrat gewesen, Frevel am Ehrwürdigsten, Gefährdung des Staates, Entfesselung dämonischer Kräfte, die im Dunkeln schliefen.
Dann war da das Theater mit Komödianten und Komödiantinnen, Sängern und Sängerinnen, Tänzern und Tänzerinnen, mit Musikdirektor, Kapellmeister, Konzertmeister, Aufwärtern, Logenschließern, Inspektoren, Zettelanklebern. Dann war da der Tiergarten, der allerdings an exotischen Bestien bloß zwei altersschwache Affen, ein melancholisches Känguruh und ein lahmgeschossenes Zebra beherbergte, sonst aber an Seltsamkeiten einen Hirsch mit zusammengewachsenen Geweih-Enden, eine Sau mit fünf Beinen und eine Natter mit zwei Schwänzen aufwies; ferner die Stuterei mit fünfhundert Pferden, die Ställe mit gehauenen Steinen ausgelegt, Krippen und Geräte aus Metall, blitzblank alles, wie kaum eine menschliche Behausung im Lande.
Nicht eine Uniform, nicht ein Roß, kein Türhüter, kein Koch, kein Gärtner, kein Läufer, kein Kutscher war zu missen. Das Zeremoniell forderte einen jeden zu seiner Zeit, die allerhöchste Notdurft mußte zu jeder Frist des Geringsten versichert sein. Für jeden war Wohnung, Kleidung, Nahrung und die seinem Rang angemessenen Diäten zu beschaffen. Die Einkünfte des Landes reichten nicht hin; die bei Nürnberger und Frankfurter Juden aufgenommenen Darlehen reichten nicht hin. Anleihegesuche bei benachbarten, befreundeten, verschwägerten Herren hatten keinen Erfolg mehr. Den Rechnungsräten stand der Verstand still. Sie wurden von Gläubigern bedrängt. Es kamen Sendschreiben von Advokaten, Wucherern, Lieferanten; Mahnungen der Gemeinden um zugesagte Unterstützung, Invalidengelder, Beamtengehälter. Die Bürgermeister wurden vorstellig. Die Landgendarmen liefen auf Stiefeln ohne Sohlen. Schäden an öffentlichen Gebäuden konnten nicht behoben werden. Das im Umlauf befindliche Münzgeld wurde in beängstigender Weise spärlich. Die markgräfliche Auszahlungskanzlei blieb den größten Teil der Woche über geschlossen; nur am Montag- und Donnerstagvormittag sah man einige besorgt aussehende Funktionäre verstohlen hinter den eisernen Fenstergittern huschen.
Von den verantwortlichen Würdenträgern getraute sich nur selten einer, dem Markgrafen ungeschminkten Bericht zu geben. Sie schickten ihre Akten, sie schickten ihre Listen: verzweifelte Gegenüberstellungen von Soll und Haben. Der Markgraf saß davor und studierte sie. Er seufzte und hatte ein gewichtiges Kopfnicken; oder die Stirnadern schwollen, und in seiner Kehle entstand ein grimmiges Gurgeln, wie wenn ein Vulkan unterirdisch grollt. Bisweilen ließ er den Hofrat Schlemmerbach holen und beehrte ihn mit dem Anblick eines hochfürstlichen Wutanfalls. Schlemmerbach nagte bleich an seiner Lippe und wartete, bis ihm der obligate Fußtritt verabreicht wurde, eine gnädige Vertraulichkeit, die aber weder ihm noch dem Lande aus der Klemme half.
Der Markgraf sagte, er sei von Einfaltspinseln und Lotterbuben umgeben. Er war kein Menschenhasser, im Gegenteil; er huldigte in seinen Ideen der damals üblichen Philanthropie, die ihm nicht erlaubt hätte, von der Menschheit