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Das Geschichtenbuch der Tropen
Das Geschichtenbuch der Tropen
Das Geschichtenbuch der Tropen
eBook363 Seiten4 Stunden

Das Geschichtenbuch der Tropen

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Über dieses E-Book

Vierzehn Kurzgeschichten, die Geschichten erzählen (und eine, die ohne Unterbrechung auskommt): Das vierte Buch der Tropen versucht den geehrten Leser nicht nur durch zu viele Klischees, sondern auch durch seine verschachtelte Erzählstruktur zu verwirren. Davon lassen sich jedoch weder Technomagier noch genderfluide Zeitreisende, Mangafans oder verwirrte Eltern genmanipulierter Genies abhalten, ihre Geschichte zum Besten zu geben.
Von Dystopien, über eine Schule für besondere Jungen bis zu Geheimagenten, die in ihrer Stammkneipe "I will survive" singen, während ihre Feinde einen Lazercutter montiert, das Geschichtenbuch der Tropen hat sie alle.

SpracheDeutsch
HerausgeberPeter Singewald
Erscheinungsdatum27. Feb. 2021
ISBN9781005975869
Das Geschichtenbuch der Tropen
Autor

Peter Singewald

Aufgewachsen im Mittleren Westen der bundesdeutschen Republik, erkannte Freya Singewald schon früh, dass sie nicht ganz normal war. Vielleicht hätte ihr ein Hund geholfen, öfter vor die Tür zu kommen. Stattdessen halfen ihr Fantasy Rollenspiele und ein C64 dabei, eine normale Sozialisierung zu vermeiden und ihre Gedanken fest in dem zu verankern, was damals noch eine Subkultur war und heute fest in Fernsehen, Film und Literatur verankert ist: Science Fiction und Fantasy in all ihren Spielarten.Aus den Spielen entstanden Geschichten, aus den Geschichten wurden Manuskripte, aus den Manuskripten schließlich E-Books.Bei so einer kaputten Sozialisation ist es dann kaum noch von Bedeutung, dass ihr Selbstbild nicht mit dem Übereinstimmte, was auf der Geburtsurkunde stand.Heute lebt sie mit ihrer Frau und drei Kindern in einem kleinen Dorf zwischen Hannover und Hildesheim und verdient ihren Lebensunterhalt mit Programmieren, wenn sie nicht gerade Bücher liest oder schreibt.

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    Buchvorschau

    Das Geschichtenbuch der Tropen - Peter Singewald

    Das Geschichtenbuch der Tropen

    Das vierte Buch der Tropen

    Von Peter Singewald

    Copyright © 2021

    Copyright © 2021 Peter Singewald, Heisede

    singewald@gmail.com

    https://tropen.orfinlir.de/

    https://www.facebook.com/peter.singewald

    Das vierte Buch der Tropen.

    Eine Erläuterung darüber, was die Bücher der Tropen sind, findet sich am Ende. Hier nur der Hinweis, dass jedes Kapitel mit den Klischees eingeleitet wird, die in dem Kapitel vorkommen mussten.

    1. Kapitel

    Jesus Was Crazy

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/JesusWasCrazy

    Indecisive Medium

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/IndecisiveMedium

    Why Are You Looking at Me Like That

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/WhyAreYouLookingAtMeLikeThat

    True Neutral

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/TrueNeutral

    Respawn Point

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/RespawnPoint

    Tagestrope: Deadly Lounge

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/DeadlyLunge

    Als er erwachte, war das erste, was er sehen konnte, das rötliche Flackern eines Feuers. Erst danach begriff er, dass er den Geruch des brennenden Holzes bereits vorher wahrgenommen hatte. Auch die geschäftigen Geräusche um ihn herum mussten ihm im Traum begleitet haben, bevor sie ihn ins Bewusstsein begleitet hatten.

    „Da bist du wieder", lies sich plötzlich die Stimme einer Frau hören. Einer alten Frau, wie er sich gleich darauf korrigierte, als ihm die gebrochene Stimme bewusstwurde.

    Wo war er? Wer war er? Was war das hier? Ein Märchen, in dem der Held bei einer Hexe aufwachte, die ihm drei Aufgaben auferlegte, damit er die Schöne Vassilissa ehelichen konnte? Er tastete mit seiner Hand nach dem Boden, um sicherzugehen, dass sich die Hütte nicht bewegte. Sein Kopf drehte sich zwar noch etwas, aber der Raum, in dem er sich befand, schien still zu stehen. Eigentlich war ja die Vorstellung von riesigen Hühnerbeinen auch zu albern. Dinosaurierbeine erschienen ihm aus irgendeinem Grund glaubwürdiger.

    Er fasste sich an den Kopf, um das Schwindelgefühl in den Griff zu bekomme, was aber nur dazu führte, dass sich seine ebenfalls zu drehen schienen. Er begann seine Schläfen zu reiben, was aber auch nichts half. Wo kamen diese seltsamen Gedanken her? Warum war er in diesem Raum? Warum sollte eine Hexe hier sein? Und wer um alles in der Welt war Vassilissa?

    „Ich glaube, er braucht erst einmal einen kräftigen Schluck, ließ sich erneut die Frau hören. Es dauerte einen Moment, dann antwortete eine jüngere Männerstimme: „Warum siehst du mich so an?

    „Weil du mein Diener bist und ich gerade mit etwas Anderem Beschäftigt bin."

    „Du rührst nur in einem Topf herum."

    „Ich muss das Ritual vorbereiten."

    „Ich kann gerne weiterrühren."

    „Du wirst nicht noch einmal ein Ritual ruinieren. Und nun hohl endlich Wasser. Nachher rührst du noch zu schnell oder zu langsam. Oder, schlimmer noch, leckst den Löffel ab. Das kann alles katastrophale Folgen haben."

    „Was zum Beispiel? Dass ich einen Hustenanfall bekomme, weil es so furchtbar schmeckt?"

    „Wohl kaum. Vielmehr müsste ich dich über den gesamten Erdball verfolgen und würde dich vermutlich verschlingen, nachdem du dich in ein Getreidekorn verwandelt hast."

    „Was? Wieso solltest du mich aufessen? Er blickte auf seine Herrin, seufzte und startete einen letzten Versuch: „Können wir ihm nicht was von deinem Brand geben?

    „Dafür ist es noch zu früh am Morgen und jetzt befolge endlich meine Anweisung, wenn du heute was zu essen bekommen willst."

    „Ist ja gut. Musst mir ja nicht gleich drohen."

    Nachdem eine Tür geöffnet und wieder geschlossen worden war, begann die Frau wieder zu sprechen.

    „Gute Bedienstete sind heutzutage so schwer zu bekommen. Aber was kann man schon erwarten." Langsame, schwerfällige Schritte begannen sich seiner Bettstatt zu nähern, und er wunderte sich, ob der Raum so groß war, oder die Frau tatsächlich so langsam. Schließlich gelang es ihm, sich auf die Seite zu drehen und der Frau sowie vielleicht auch seinem Schicksal entgegenzusehen.

    Der Raum war nicht groß.

    „Wer bist du?"

    „Ach komm schon. Denk nach bevor du Fragen stellst."

    „Ich kenn dich nicht. Ich kann noch nicht einmal dein Gesicht sehen." Tatsächlich hatte die Frau, ganz im Einklang mit dem Eindruck, den ihre Stimme auf den Mann gemacht hatte, eine Kapuze tief in ihr Gesicht gezogen.

    „Das Gesicht? Du kannst jemanden nur am Gesicht erkennen? Was ist mit meiner Stimme? Mit meiner Gestalt?"

    „Nee. Keinen blassen Schimmer."

    „Na gut. Sie bewegte ihre Hand vor ihr Gesicht und sagte „Lux. In einem Lichtschein, der aus ihrer Handfläche zu kommen schien, wurden ihre Züge erhellt, was in dem dämmrigen Licht des Raums kombiniert mit der Kapuze und dem nach vorne gesenkten, verschrumpelten Gesicht kein beruhigender Anblick war. Aber genau das war es, was seiner Erinnerung auf die Sprünge half.

    „Cass?"

    „Ah, da scheint doch noch etwas in deinem Kopf zu funktionieren."

    „Aber … woher kenne ich dich?"

    „Oh je. Doch mehr bei der Transferenz hängen geblieben. Die Verwirrung, Verlust des Gedächtnisses …"

    „Was für eine Transferenz?"

    „Nun, nicht so hastig, ich glaube, wir sollten es langsam angehen lassen."

    Irgendetwas riss in diesem Moment in dem Mann, und er befreite sich vom Bett und stürzte sich mit vorgestreckten Armen auf die Frau, um die Antworten, zu denen er nicht einmal alle Fragen kannte, aus ihr herauszuwürgen. Es war vollkommen irrational, aber sein Gehirn schien derzeit keinen rationalen Gedanken fassen zu können.

    Der Sprung und das Bedürfnis, irgendjemandem wehzutun, war alles, was er geplant hatte. In dem Moment jedoch, als er sich auf seine Füße Schwang und sofort zusammensackt - nicht ganz sicher, ob nun aus Schwäche oder weil sein Kopf auf ein Karussell aufgesprungen war und keine Anstalten machte, wieder abzusteigen – traf sein Plan auf die Realität und er entschied, ihn zu überdenken.

    Als wäre es das normalste der Welt half die alte Frau dem wehrlosen Körper zurück auf die Pritsche und tätschelte ihm den Kopf.

    „Wie ich gerade sagen wollte. Bei der Transferenz ist es nicht unüblich, dass anschließend Verwirrung auftritt. Gedächtnisverlust und nicht nachvollziehbare Aggression sind ebenfalls keine Seltenheit. Ein Glück, dass du noch nicht wieder ganz hergestellt bist."

    „Was … was … für eine Transferenz?"

    „Ah, mein Lieber, lass mich von vorne beginnen, bevor wir zur Crux kommen."

    „Willst du mir nicht einfach eine klare Antwort geben?"

    „Nichts lieber als das, aber leider ist nichts Einfaches bei dieser ganzen Angelegenheit. Und um es verständlicher zu machen, halte ich es für besser, etwas auszuholen."

    „Nachdem ich hier liege und anscheinend nicht in der Lage bin, dir an die Kehle zu springen, bleibt mir wohl kaum etwas übrig, als dir zuzuhören."

    „Wie immer bist du sehr zuvorkommend."

    In diesem Moment ging die Tür wieder auf, was weder einen Luftzug noch eine Lichtveränderung mit sich brachte, sehr zur Verwunderung des Liegenden.

    „Da bist du ja wieder Jee."

    „Ja ja. Frag nur nicht, wie es gelaufen ist."

    „Du bist wieder da und hast Wasser mitgebracht. Kann also nicht so schlimm gewesen sein."

    Ein verächtliches „Pff" war zu hören, gefolgt von dem Geräusch von Wasser, welches in einen Becher gefüllt wurde. Wenig später hielt Cass dem Mann das Gefäß an den Mund und er begann so viel von der Flüssigkeit zu trinken, wie ihm möglich war, während ein guter Teil an seinem Mund vorbeischwappte.

    „Geht es schon ein wenig besser?"

    „Ja", prustete der Liegende, vermied es aber, sich zu bedanken.

    „Dann lege ich wohl mal ohne weitere Umschweife los." Sagte es und ließ sich selbst einen Becher geben. Erst nachdem sie ihn in einem einzigen Zug gelehrt hatte, sah sie ihn wieder an und drehte das Gefäß langsam in ihren Händen.

    „Erinnerst du dich an deinen Namen?"

    Der Mann wollte bereits eine flapsige Antwort geben, als ihm bewusstwurde, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wie er eigentlich hieß. Cass deutete sein Zögern als Verneinung.

    „Dein Name ist Sascha Glossi. Du bist vor zwei Tagen zu mir gekommen, um mich nach einer Vorhersage für dein weiteres Vorgehen zu befragen."

    „Eine Vorhersage? Bist du vom Wetterdienst?"

    „Ha ha. Sehr komisch", antwortete Cass wenig amüsiert. Aus den Tiefen des Raums war jedoch ein Kichern zu hören.

    „Ich bin eine Wahrsagerin und wenigstens daran hättest du dich erinnern können. Ich bin eine sehr gute Wahrsagerin."

    Tatsächlich schienen einige Erinnerungen in diesem Moment auf sich aufmerksam machen zu wollen, da einige mystische Karten auf einem Tisch vor seinem inneren Auge erschienen. Aber irgendwas war mit den Karten nicht richtig gewesen.

    „Ja, da scheint was zu sein. Aber weder weiß ich, was meine Frage war, noch was du mir vorhergesagt hast."

    Cass nickte und rief plötzlich: „Jee, bring mal die Aufzeichnung."

    „Jetzt willst du sie doch haben?"

    „Bitte, sei so gut."

    „Immerhin ein ‚Bitte‘." Noch während er es sagt, erschien er neben Cass und reichte ihr ein dünnes Heft.

    „Jee hat sich die Mühe gemacht, das Ganze einmal zusammenzufassen."

    Sie schlug das Heft auf und hielt ihm die ersten Seiten vors Gesicht.

    „Ein Comic? Cass zog die Schultern hoch, fügte dann aber hinzu: „Das ist gar nicht so schlecht.

    Jee wurde ein wenig rot ob des Lobs, was Sascha jedoch nicht bemerkte.

    „Wenn ich das richtig lese, bin ich hier in voller Rüstung erschienen und habe ziemlich unhöflich nach einer Vorhersage gefragt."

    „Künstlerische Freiheit", warf Jee ein, der dem Gast in diesem Moment ungewohnt wohlgesonnen war.

    „Aber nicht viel."

    „Ähem, ja, falls es ein Trost ist, ich würde es nächstes Mal anders machen."

    Für einen Augenblick sagte niemand etwas. Um die Stille zu überbrücken, las Sascha den Comic weiter vor.

    „Und meine Frage war tatsächlich: ‚Für wahr, ich bin auf einer Queste, den allmächtigen Strator zu finden, und ihm die Kontrolle über die Kontrolle aller Leben im Burb zu entreißen. Sag mir, weise Frau, was der weiseste Weg ist, dieses Ziel zu erreich."

    „Erneut: künstlerische Freiheit."

    „In diesem Fall sehr frei."

    „Und dann hast du mir die Karten gelegt." Er betrachtete das letzte Bild der Seite und deutete Cass an, für ihn umzublättern. Sie tat ihm den Gefallen und er folgte den nächsten Bildern mit den Augen. Er sah die Wahrsagerin an, die erneut umblätterte. Als auch hier nur das Legen der Karten dargestellt wurde, nahm er das Heft selbst in die Hand und blätterte weiter, von Karte zu Karte.

    Fünfmal.

    „Du malst gerne Karten?"

    „So ist es dramatischer."

    „‘Dein Schicksal soll sein, Strator zu suchen und ihn zu finden, Eure Begegnung wird ein Untergang sein.‘ Ehrlich? Was ist das denn für eine Vorhersage?"

    „Ich sage nur das voraus, was mir die Karten offenbaren."

    „Ein Untergang? Aber wessen Untergang?"

    „Das hast du da auch damals schon gefragt."

    „Tatsächlich."

    Jee nahm ihm das Heft aus den Fingern, blätterte um und deutete auf eine Sprechblase.

    „‘Ehrlich? Was ist das denn für eine Vorhersage?‘"

    „Und das ist keine künstlerische Freiheit."

    „Was habe ich dann gemacht?"

    „Les einfach weiter."

    „Mhm." Erneut konzentrierte er sich auf den Comic. „Jesus, ich habe mich ja schnell darauf eingelassen.

    „Jesus hat nichts damit zu tun. Der war wahnsinnig."

    „Was?"

    „Dieser Jesus-Typ, der war wahnsinnig."

    „Ich dachte, das ist nur ein Ausruf?"

    „Nein, Jesus war ein Revolutionär, der für seine Ideen hingerichtet wurde."

    „Viele Anschläge gemacht?"

    „Er wollte, dass alle Leute nett zueinander sind."

    „Wahnsinn. Sogar zu den Feinden?"

    „Ja."

    Sascha schüttelte ungläubig den Kopf, was im Liegen weniger aussagekräftig wirkte. Er war sich noch nicht sicher, ob er an die Existenz dieses Jesus glauben sollte, aber solche Ansichten waren nicht realistisch. Offensichtlich hatte er nicht viele Menschen in seinem Leben kennengelernt.

    „Aber das spielt jetzt keine Rolle. Um was es eigentlich geht, ist doch, dass du dich aufgemacht hast und es offensichtlich dein Untergang war."

    Sascha blätterte zur letzten Seite und wieder zurück. „Davon steht hier aber nichts."

    „Das ist ja auch nur über den Anfang. Wenn du mir erzählst, was dir passiert ist, dann kann ich einen zweiten Teil zeichnen."

    „Äh, Moment. Wenn ich losgegangen bin und es mein Untergang war, warum liege ich dann wieder hier."

    „Ha, damit kommen wir schließlich zur Transferenz." Cass blickte zu Jee neben sich, der erneut den Comic nahm und auf ein Bild deutete, auf dem die Wahrsagerin ihrem Kunden etwas reichte.

    „Das ist der Transferator."

    „Der die Transferenz macht. Schön. Und was sagt mir das jetzt?"

    „Mein Raum ist ein Respawn Punkt, mit dem der Transferator verbunden ist. Solange du ihn bei dir trägst, wirst du im Falle deines Todes hierher zurück transportiert und wiederbelebt."

    „Das hört sich nach ziemlichen Quatsch an."

    „Immerhin liegst du jetzt wieder hier."

    Es dauerte einen Moment, bis Sascha alle Implikationen des Gesagten verarbeitet hatte. „Das … das bedeutet, dass ich gestorben bin? Aber wie?"

    „Das hoffen wir von dir zu erfahren."

    „Aber ich erinnere mich an nichts mehr."

    „Ich glaube, du wirst dich mit der Zeit wieder an alles erinnern."

    „Und wenn nicht?"

    „Keine Ahnung, aber vielleicht sollten wir erst Mal davon ausgehen, dass du es tun wirst."

    „Wozu?"

    „Damit du deine Queste vollenden kannst."

    „Aber ich bin doch schon einmal gescheitert."

    „Dieses Mal hast du jedoch die Erfahrung vom letzten Versuch."

    „Wenn ich mich erinnere."

    „Genau."

    „Und wenn es dann auch nicht klappt?"

    „Dann hast du noch etwas mehr Erfahrungen gesammelt und bist vielleicht beim dritten Mal erfolgreich."

    „Wenn ich berücksichtige, dass ich jedes Mal sterbe und mich vermutlich auch daran erinnern werde, finde ich den Plan nicht überzeugend."

    Cass zog erneut die Schultern hoch. „Du kannst auch einfach nach Hause gehen, aber ich hatte den Eindruck, dass dir die Sache schon ziemlich ernst war."

    Sie schwiegen eine ganze Weile, bis Jee den Krug holte, um die Becher erneut zu füllen.

    „Und was soll ich solange machen, ich meine, bis mir wieder was einfällt und mein Kopf mit dem Reenactment des Exorzisten aufhört?"

    „Ich könnte dir eine Geschichte erzählen."

    „Ja, ne, gibt es nicht vielleicht ein paar Schausteller, die für Unterhaltung sorgen können?"

    „Nein, nicht in dieser abgelegenen Gegend. Außerdem: herzlichen Dank, aber ich bin eine ausgezeichnete Erzählerin."

    Sascha grübelte kurz vor sich hin, bis er zu dem Ergebnis kam, dass er zum einen seine Gastgeberin nicht noch mehr verärgern wollte und er zum anderen gerne etwas Neues ausprobieren wollte, um seinen Kopf zur Ruhe zu bringen.

    „Na gut. Warum auch nicht. Könnte ja was bei lernen."

    „Guter Junge." Damit tätschelte Cass seine Hand und begann zu erzählen.

    2. Kapitel

    Three Act Structure

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/ThreeActStructure

    Roaming Enemy

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/RoamingEnemy

    Cool Chair

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/CoolChair

    Bonus Dungeon

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/BonusDungeon

    Wanton Cruelty to The Common Comma

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/WantonCrueltyToTheCommonComma

    Tagestrope: Iron Butt-Monkey

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/IronButtmonkey

    1. Akt

    „Was ist das?" ließ sich Mercutio über das Com hören.

    „Ein Roamer." Benvola, die das Briefing besser studiert hatte als ihre beiden Mitkämpfer, erkannte das Monster an seinen Umrissen.

    „Wie in dieser Fernsehserie?" fragte Mercutio sofort.

    „Welche meinst du?"

    „Die mit den Roamern."

    Für einen Moment schwiegen alle, zum Teil, weil sie nicht fassen konnten, was gerade gesagt worden war, zum Teil, weil ihnen nichts Besseres einfiel. Schließlich kündigte ein leises Grummeln eine Äußerung von Lorenzo an, was die beiden anderen dazu veranlasste, gespannt zu warten.

    „Die gehenden Toten."

    „Ja, das war’s."

    „Diese alte Schmonzette?"

    „Was hast du? Nicht jeder kann sich immer nur Hardcore Horror ansehen."

    „Dieser ‚Hardcore Horror‘, wie du es bezeichnest, sind sehr lehrreiche, moralsteigernde Filme, die ihr euch auch besser ansehen sollten."

    „Lehrreich und moralsteigernd? Klingt sehr nach Propaganda."

    „Gnirz. Können wir uns vielleicht mal wieder auf das wesentliche konzentrieren?"

    „Ob wir ihn abschießen oder nicht?"

    „Das ist nicht die Frage."

    „Richtig, wir müssen ja leise sein."

    „Quatsch. Sobald ein Roamer einmal aufgetaucht ist, wird man ihn nicht mehr los. Und er zieht andere Viecher an. Je eher wir ihn ausschalten, desto sicherer sind wir."

    „Trotzdem sollten wir wohl leise sein."

    „Natürlich."

    „Nahkampf."

    „Die einzige logische Möglichkeit."

    „Ich habe aber nur noch die Hälfte meiner Trefferpunkte."

    „Trefferpunkte? Was soll das denn sein?"

    „Hast du nie irgendwelche Computerspiele gespielt?"

    „Meinst du die taktischen Schulungen?"

    „Nein, hörst du nicht zu? ComputerSPIELE! Einfach was zum Spaß."

    „Zum Spaß lese ich. Oder mache Sport."

    „So wie du Sport treibst, ist das kein Spaß. Bestenfalls ist es Arbeit, aber eigentlich müsste man es als Selbstgeißelung bezeichnen."

    „Nicht ablenken. Was sollen diese Trefferpunkte sein?"

    „Naja. Es war in diesem Moment, dass Mercutio aufging, in was für eine peinliche Situation er sich gebracht hatte. „Ehm. Die Figuren, die man da spielt, kämpfen und werden getroffen, und jeder Treffer zieht Trefferpunkte ab. So ‘ne Art Lebensenergie.

    „Lebensenergie? Bist du total bekloppt geworden? Wie kommst du auf so eine qequirlte …"

    „Ahem", räusperte sich Lorenzo, der mit viel Respekt für Frauen erzogen worden war, was auch beinhaltete, dass in ihrer Anwesenheit keine unflätigen Ausdrücke verwendet wurden – selbst wenn sie sie selbst gebrauchten.

    Benvola blickte Lorenzo lange mit gerunzelter Stirn an, was hinter dem dunklen Glas der Helmvisiere verlorene Liebesmüh war. Schließlich drehte sie sich wieder Mercutio zu und schlug ihm nicht zu stark mit der flachen Hand gegen den oberen Teil seines Helms.

    „Ich mein ja nur … ich wollt nicht sagen, … mein Gesundheitsmonitor zeigt halt 50% an."

    „Dann sag das und red‘ keinen Schwachsinn. Ich weiß nicht, wie du es jemals durch die Grundausbildung geschafft hast."

    Sie beobachteten einen Moment lang weiter den Roamer.

    „Lorenzo?"

    „Mhm?"

    „Wie steht’s mit deinen Vitals?"

    „Gut."

    „Irgendwelche Schäden an der Rüstung?"

    „Nur das übliche.

    „Meinst du, du kannst ihn lange genug beschäftigen, dass ich hinter ihn komme?"

    „Mhm."

    „Mercutio?"

    „Ich halt mich zurück und sichere euch ab."

    „Nicht danebenschießen. Oder besser noch: gar nicht schießen."

    „Ich sicher euch. Wenn’s dazu kommt, werde ich schießen."

    „Ist gut."

    „Ben?"

    „Was ist Lorenzo?"

    „Energie?" Benvola verstand zuerst nicht, was die Frage bedeuten sollte, bis ihr Blick auf die Klinge fiel, die Lorenzo in seinem Kampfhandschuh hielt.

    „Ja, aber erst laden, wenn du dicht genug dran bist. Die Roamer haben angeblich dicke Haut. Nichts verschwenden, aber nicht leichtsinnig werden."

    Damit zogen sie sich vorsichtig zu einer Gabelung zurück, die sie vor kurzem passiert hatten, wobei Mercutio die Gruppe mit seinem langen Gewehr anführte und Lorenzo als letzter gerade genug Geräusche machte, um das Interesse des Monsters zu erwecken. Es nahm sofort die Witterung auf und folgte ihnen langsam nach.

    An der Gabelung trennten sie sich, Lorenzo und Mercutio zur linken, Benvola zur rechten. Der Scharfschütze hockte sich hinter einen der metallenen Stützpfeiler und versuchte möglichst unauffällig zu sein, während der stille Riese sein Gewehr in der Halterung auf seinem Rücken arretierte und eine lockere Kampfstellung einnahm, das Messer in der Vorhalte.

    Sie mussten nicht lange Warten, bis der Roamer sie einholte. Er stürmte nicht gerade auf sie zu, aber sein massiger, gehörnter und gepanzerter Körper erweckte trotzdem den Eindruck, als wenn er wie eine Lawine einfach seinen Weg fortsetzen würden, gleich ob sich ihm jemand in den Weg stellte oder nicht.

    Auch wenn Lorenzo deutlich die Unaufhaltbarkeit seines Gegners sehen konnte, blieb er gelassen, denn er wusste, dass es gar nicht zu einem richtigen Kampf kommen würde, zumindest, wenn alles so klappte, wie sie es sich überlegt hatten. Es wäre auch eine dumme Idee gewesen, mit einem Messer, dessen Klinge nicht länger als 20 cm war, ein solches Ungetüm aufhalten zu wollen.

    Daher drückte er den Knopf, der sein einfaches Messer durch einen Plasmabogen um gute sechzig Zentimeter verlängerte. Ohne seine Rüstung hätte ihn die Hitze der Waffe in kürzester Zeit verbrannt. So jedoch musste er einen kurzen Blick hinunterwerfen, um sich zu versichern, dass sie überhaupt angegangen war.

    Die dicke Haut des Roamers verschaffte dem Monster zwar einen guten Schutz gegenüber den meisten Waffen. Überrascht wie das Monster jedoch war, gelang es Lorenzo ihm ein Wunde beizubringen. Noch einmal würde es ihm nicht so leicht gelingen. Vor allem, da das Biest viel zu lange Arme besaß, mit denen es jetzt unangenehm schnell nach ihm grabschte.

    Die Reflexbooster in der Rüstung erlaubten ihm, geschmeidig aus dem Weg zu springen. Dabei schlug er den Arm mit Klinge und Faust zur Seite. Es wirkte fast, als würde Lorenzo tanzen.

    Aber wie lange konnte er sich auf diese Weise verteidigen?

    Wie sich herausstellte, nicht besonders lange, denn der nächste Hieb traf ihn an der Brust und schleuderte ihn an Mercutio vorbei den Gang hinunter.

    Zum Glück erschien in diesem Moment Benvola im Rücken des Roamers und stieß ihm ihre eigene Klinge tief in den Nacken.

    Mercutio meinte einen verdutzten Ausdruck auf dem Gesicht des Roamers durch sein Zielfernrohr erkennen zu können, war sich aber nicht ganz sicher, ob es sich bei dem, was er anvisiert hatte, tatsächlich um ein Gesicht handelte.

    Die Stille kehrte in den Gang zurück. Eine Stille, in der Benvola und Mercutio Lorenzos schweren Atem über die Coms hören konnten. Der Kampf mochte nur zehn Sekunden gedauert haben, aber Anspannung, Adrenalin und zehn Meter durch einen Gang geschleudert zu werden laugten den Körper auch schon nach so kurzer Zeit aus. Glücklicherweise war Lorenz solche Sachen gewöhnt und war vermutlich sogar verstimmt, dass er dieses Mal weiter zurückgehen musste, weil er nicht von einer Wand aufgehalten worden war.

    „Und was jetzt? Verstecken wir ihn?"

    Die Frage kam so unerwartet und war so unsinnig, dass selbst Lorenzo zu Mercutio hinüberstarrte. Erneut wurden die missbilligenden Blicke von den Visieren verborgen, Mercutio konnte sie sich aber nur zu gut vorstellen.

    „Hast du … nein … erklär mir, Mercu, wo du einen solchen Koloss verstecken willst? Benvola machte eine ausladende Geste mit ihrem rechten Arm. „In einem der Betten der Wächter, die wir glücklicherweise umgehen konnten? Oder in der Besenkammer, in die du reingelaufen bist, weil du dachtest, es wäre eine Abkürzung? Oder vielleicht in der Küche? Jetzt mal davon abgesehen, dass wir dann das Viech durch den halben Komplex wieder zurückzerren müssen und dabei eine dicke Blutspur hinterlassen … Denkst du überhaupt jemals nach, bevor du etwas sagst?

    „Ich dachte, wir könnten ihn vielleicht durch diese Tür schieben."

    Erneut stellte sich Schweigen ein.

    „Mhm?" machte Lorenzo, als er die feinen Risse in der Wand erkannte, die einen gut versteckten Durchgang zu markieren schienen.

    „Wieso ist da eine Tür?"

    „Ich habe keine Ahnung. Ich habe sie auch zuerst nicht bemerkt. Ich glaube, sie ist erst aufgetaucht, als der Roamer umfiel. Als wenn die Erschütterung sie geöffnet hätte."

    „Klingt fast logisch."

    „Vielleicht ist es ein Bonus Dungeon."

    „Ein was?"

    2. Akt

    „Es ist kein Bonus Dungeon!"

    „Häng dich doch nicht immer so an ein paar Wörtern auf. Ist doch nur ein Spaß."

    „Aber es ist Unsinn. Vor allem mit dem, was du mir erklärt hast."

    „Es ist nur ein Witz."

    „Ein Bonus Dungeon würde als Belohnung irgendwo auftauchen. Wofür sollten wir belohnt werden? Dass wir einen Roamer getötet haben? Dass er uns nicht getötet hat? Und wer sollte uns belohnen? Der Boss dieses Komplexes? Warum sollte er das tun? Und warum ist ein zusätzlicher Bereich, den man erforschen muss, eine Belohnung? Ergibt überhaupt keinen Sinn!"

    „Ich sag nie wieder was aus irgendeinem Spiel. Und außerdem müssen wir die Gänge hier nicht erforschen. Es war deine Idee, hier langzugehen, weil hier vielleicht ein geheimer Gang zu unserem Ziel langführt."

    „Und siehst du, wie viel sinnvoller meine Überlegung ist? Hier ist eine verborgene Tür und das muss einen Grund haben. Ich meine, dass man sie verborgen hat. Das hier war nicht mal auf meinen Plänen. Also muss hier was Wichtiges sein."

    „Bisher war hier nichts."

    „Vielleicht nach der nächsten Ecke."

    „Glaubst du? Selbst die Räume waren bisher alle leer."

    „Irgendwas muss hier sein."

    Die nächsten Worte hätten eine Erläuterung des letzten Satzes sein können, sie wurden jedoch 29 Minuten und 32 Sekunden später gesprochen.

    „Vielleicht ist es ein Ausbauprojekt? Für später, wenn kein Platz mehr

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