Das Stonepunkbuch der Tropen
Von Peter Singewald
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Über dieses E-Book
Cyberpunk? Schnee von Übermorgen.
Steampunk? Ein alter Hut (und auch alte Kleider, Anzüge und Socken)
Wer seinen Punk richtig ernst nimmt, sollte seine Steine nicht vergessen.
Das fünfte Buch der Tropen erklärt, wofür man Stonehenge gebaut hat, warum man 3000 Menhire aufstellen musste und wieso tragbare Steinkreise noch langsamer hochfahren als ein Spiel auf dem C64, dessen Datasette einen Motorschaden hat.
Erlebe die Welt der Klischees in einem ganz neuen - bzw. sehr alten - Gewand, in einer Zeit, als der Unterschied zwischen Göttern und Geistern noch nicht ganz klar war, Gold noch ziemlich unnütz erschien und alle Menschen Bi waren.
Das Stonepunkbuch der Tropen - Klischees aus der Steinzeit, die aus Versehen zu einer sinnvollen Geschichte wurden.
Peter Singewald
Aufgewachsen im Mittleren Westen der bundesdeutschen Republik, erkannte Freya Singewald schon früh, dass sie nicht ganz normal war. Vielleicht hätte ihr ein Hund geholfen, öfter vor die Tür zu kommen. Stattdessen halfen ihr Fantasy Rollenspiele und ein C64 dabei, eine normale Sozialisierung zu vermeiden und ihre Gedanken fest in dem zu verankern, was damals noch eine Subkultur war und heute fest in Fernsehen, Film und Literatur verankert ist: Science Fiction und Fantasy in all ihren Spielarten.Aus den Spielen entstanden Geschichten, aus den Geschichten wurden Manuskripte, aus den Manuskripten schließlich E-Books.Bei so einer kaputten Sozialisation ist es dann kaum noch von Bedeutung, dass ihr Selbstbild nicht mit dem Übereinstimmte, was auf der Geburtsurkunde stand.Heute lebt sie mit ihrer Frau und drei Kindern in einem kleinen Dorf zwischen Hannover und Hildesheim und verdient ihren Lebensunterhalt mit Programmieren, wenn sie nicht gerade Bücher liest oder schreibt.
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Buchvorschau
Das Stonepunkbuch der Tropen - Peter Singewald
Das Stonepunkbuch der Tropen
Das fünfte Buch der Tropen
Von Peter Singewald
Copyright © 2022
Copyright © 2022 Peter Singewald, Heisede
singewald@gmail.com
https://tropen.orfinlir.de/
https://www.facebook.com/peter.singewald
Das fünfte Buch der Tropen.
Eine Erläuterung darüber, was die Bücher der Tropen sind, findet sich am Ende. Hier nur der Hinweis, dass jedes Kapitel mit den Klischees eingeleitet wird, die in dem Kapitel vorkommen mussten.
Epons Tropen
Venturous Smuggler
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/VenturousSmuggler
Beetle Maniac
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/BeetleManiac
Intimidating Revenue Service
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/IntimidatingRevenueService
Cut a Slice, Take the Rest
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/CutASliceTakeTheRest
Nuns Are Spooky
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/NunsAreSpooky
Internet Stalking
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/InternetStalking
Magical Eye
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/MagicalEye
Morods Tropen
Hero of Another Story
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/HeroOfAnotherStory
Old Master
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/OldMaster
Do-It-Yourself Plumbing Project
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/DoItYourselfPlumbingProject
Not-So-Well-Intentioned Extremist
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/NotSoWellIntentionedExtremist
Hyperventilation Bag
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/HyperventilationBag
The Load
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/TheLoad
Friendship Trinket
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/FriendshipTrinket
1. Kapitel
Restricted Rescue Operation
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/RestrictedRescueOperation
Worthless Yellow Rocks
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/WorthlessYellowRocks
Sequel Hook
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/SequelHook
Capture and Replicate
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/CaptureAndReplicate
Video Game Perversity Prevention
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/VideoGamePerversityPrevention
Kannst du mal aufhören, mit deinem Menhir herumzuspielen.
Go-os kicherte bei den geflüsterten Worten seines Herrn. Er konnte selbstverständlich den portablen Steinkreis sehen, den Epon aus seinem Beutel gezogen hatte und momentan auf seinen Beinen balancierte, aber seine schmutzige Fantasie ließ seine Gedanken mal wieder den Hormonen und nicht den Augen folgen.
Morod wusste natürlich, dass Go-os Hirn noch schmutziger war als sein grobes Leinenhemd – was gerade an diesem Tag schon einiges über ihn aussagte – trotzdem schenkte er ihm einen strafenden Blick. Er fragte sich zum wiederholten Mal, warum er ihn überhaupt mit sich herumschleppte. Und wenn er ehrlich war, wollte ihm zum wiederholten Mal kein Grund einfallen.
Epon blickte auf und betrachtete kurz seine Gefährten, bevor er sich wieder den auf einer Holzplatte befestigten Steinen zuwandte und erneut das verschwommene Bild im Rauch des kleinen Feuers ansah.
„Verdammter Filter", grummelte er und begann an den Steinen zu drehen und herumzudrücken, ohne, dass sich jedoch etwas an dem Bild änderte.
„Ehrlich? Bist du schon wieder am Stalken?" fragte Morod und verdrehte dabei die Augen. Er hatte schlechte Laune und sah noch weniger einen Sinn darin, dies zu verbergen, als er in der Anwesenheit von Go-os sehen konnte.
„Nicht nur. Bis eben habe ich mir ein paar Bilder über den Fang von Glühwürmer angesehen. Könnte nützlich werden."
„Und da gab es einen Filter? Waren die Käfer nackt, oder was?"
„Ne, das war bei ihren SofMeißel-Bildern. Morod wusste wer mit „ihr
gemeint war, und selbst, wenn er zugeben musste, dass sie attraktiv war, gab es einen Ort und eine Zeit, um sich Bilder von ihr anzusehen.
„Dann war sie wohl nackt."
„Wo denkst du hin? Das würde sie nie tun. Sie hat einen Ruf zu verlieren."
„Eigentlich sollte es mich gar nicht interessieren, aber warum war dann da ein Filter?"
„Irgendein Blonder hat was nicht so Nettes über sie gesagt. SofMeißel hatte schon immer Probleme mit der SteinIntelligenz. Dieses Mal haben sie halt aus Versehen mal eben den ganzen Bereich gesperrt."
„Dann kannst du den Steinkreis ja jetzt wegpacken." Morod wandte sich ab und warf einen vorsichtigen Blick durch die Hecke, hinter der sie sich verbargen.
Er war so gelangweilt, dass er nicht einmal mehr hätte sagen, können, seit wann genau.
„Komm schon. Wir sitzen hier seit heute Morgen, beantwortete Epon ihm die Frage, die er sich nicht hatte stellen wollen. „Und wir werden hier noch sitzen, bis es dunkel wird.
„Stimmt. Aber wenn jemand den Rauch deines Spielzeugs sieht, werden wir hier nicht mehr lange sitzen. Also steck’s endlich weg."
Epon drehte noch einmal an einem der Steine, dann pustete er die Kerze aus, wickelte ein Tuch um das ganze Gestell und steckte es in seine Umhängetasche.
„Hast du Ba-a schon entdecken können?" fragte er schließlich, nachdem er solange aggressive Langeweile ausgestrahlt hatte, dass ihn ein Schafhirte ohne Schafe bemitleidet hätte.
Morod schüttelte den Kopf.
„Dann haben wir ja eine Chance."
Dazu nickte der Größere der beiden, ohne das Lager auf der anderen Seite der Mulde aus den Augen zu lassen.
Die kleine Gruppe Kämpfer vom Stamm der Lutrina ging den üblichen Tätigkeiten nach, die eine Gruppe Jäger zu verrichten hatte, die seit Tagen nicht mehr wirklich auf Jagd gewesen waren und sich stattdessen um Gefangene kümmerten.
Wozu normalerweise nicht gehören sollte, Lehm zu sammeln, ihm die Form eines Mannes zu geben und Beschwörungen darüber zu sprechen. Das warf außerdem einen Schatten auf ihre Annahme, dass die Männer da drüben Jäger waren.
Außerdem hatten sie einige Säcke mit wertlosen gelben Steinen gefüllt, wie man sie hier in der Gegend manchmal finden konnte.
„Ich verstehe nicht, was sie damit wollen." Morod schüttelte den Kopf.
Epon gesellte sich zu seinem Partner und folgte seinem Blick.
„Was meinst du?"
„Die Steine."
„Die Gelben? Keine Ahnung."
„Ich auch nicht. Sie sind zwar ganz nett anzusehen, aber viel zu weich, um irgendwas Vernünftiges damit anzustellen."
„Vielleicht brauchen sie sie für das Ritual."
„Welches Ritual?"
„Na das, was sie da um den Lehmhaufen herum durchführen."
Beide starrten sie erneut zum Lager und auf die Figur auf dem Boden hinüber. Schließlich legte Epon seinen Kopf schief und fragte:
„Findest du auch, dass es ein wenig wie Nu-uda aussieht?"
Sie wandten ihre Blicke der kleinen Gruppe von Gefangenen zu, die mit dem Armen an Äste über ihren Köpfen gefesselt worden waren.
„Das sagst du nur, weil es aussieht, wie ein dicker Mann."
Epon grinste. „Nu-uda ist halt nicht der schlankste."
„Und das ist alles, was dir zu ihm einfällt?"
„Was? Dass er dick ist? Nee. Nu ist ein prima Kerl. Aber bei der Jagd kaum zu gebrauchen."
„Das ist wohl wahr."
„Herr?" meldete sich jetzt Go-os.
„Mhm?"
„Ist Nu-uda der Mann, der in seine eigene Falle gestolpert ist?"
„Nein", log Morod, denn sein Helferlein war die letzte Person, vor der er einen seiner wenigen Freunde lächerlich machen wollte.
Noch einmal starrten sie gemeinsam auf das Lager, bis Epon den Kopf hob und zu schnüffeln begann.
„Der Wind dreht."
Jetzt blickten sich auch Morod und Go-os um; der Herr, weil er Epons Behauptung überprüfen wollte, der Diener, weil er nichts Besseres zu tun hatte.
„Dann sollten wir unser Versteck wechseln", sagte Morod, während er langsam rückwärts kroch. Noch in der Hocke steckte er seine Keule in den Gürtel und griff zu seinem Speer. Epon tat es ihm gleich, wobei er die Steinaxt bevorzugte. Er verstand Morods Begeisterung für diese altertümliche Waffe nicht. Keulen waren so vorsteinzeitlich. Eine guter Feuerstein am Ende eines Stückchen Holzes war erheblich effektiver.
Da sie den ganzen Tag Zeit gehabt hatten, sich die Gegend zu betrachten, fanden sie schnell einen neuen Beobachtungsplatz, näher an ihrem Ziel und außerhalb des Windes.
„Wie lange noch, bis es dunkel wird, Herr?"
„Woher soll ich das wissen? Ich bin nicht derjenige mit dem tragbaren Steinkreis."
„Der würde uns hier, in der Deckung auch nicht helfen", flüsterte Epon mürrisch, begann aber bereits, das sau teure Gerät aus dem Beutel zu ziehen. Morod legte seine Hand auf den Beutel und schüttelte den Kopf.
„Ernsthaft? Wir sind Jäger. Ich kann dir vielleicht nicht genau sagen, wann Ardunlil seinen Stein auf die andere Seite des Himmels geschoben hat, aber beim derzeitigen Stand könnten wir noch ein paar Fallen bauen und vielleicht noch etwas fangen."
„Das machen wir dann nächstes Mal."
„Was? Fallen bauen? Bei der nächsten Gefangenbefreiung?"
„Ja. Dann bringe ich ein wenig mehr Seil mit."
„Ich wollte eigentlich keine Gewohnheit aus solcher Zeitverschwendung machen."
„Du willst dich genauso gut mit den Priestern stellen, wie ich. Ich fürchte, wir werden noch öfter für sie unterwegs sein."
„Solange wir dabei nicht gegen Ba-a kämpfen müssen, werde ich das hinbekommen." Morod schüttelte sich leicht, als er den Namen aussprach. Er hatte den berühmten Jäger erst einmal gesehen, mit dem Wolfsschädel auf dem Kopf und seinem langen Speer mit der Doppelspitze in der Hand, groß, mit gewaltigen Muskeln und einem angsteinflößenden Blick.
Wo immer man auch hinkam, jeder kannte Ba-a als den größten Krieger, der jemals gelebt hatte. Es hieß, er würde die Schädel der Feinde, die er im Kampf getötet hatte, in einem Hügel aufbewahren, der einst sein Grab werden sollte. Es sollte der größte Hügel in der Gegend sein. Wo er sich jedoch befand, konnte niemand sagen.
Weder Epon noch Morod hatten einen Grund, mit dem mächtigen Krieger zu kämpfen, noch verspürten sie den Wunsch dazu. Aber ihr Auftraggeber hatte fallen gelassen, dass sich Ba-a von den Lutrinas hätte anheuern lassen. Die Priesterin hatte nicht einmal behauptet, dass der Doppelspeer bei der kleinen Gruppe dabei sein würde. Aber allein die Erwähnung des Namens hatte die beiden Jäger zögern lassen, den Auftrag überhaupt anzunehmen.
Allerdings hatte sie nicht wirklich eine Wahl gehabt. Morod war per Vertragsschwur an die Baustelle gebunden und Epon hatte seine Hütte gerade an die Steuer verloren. Und hätte er sich nicht zu den Priestern geflüchtet, hätten sie ihm auch noch seinen Speer genommen. Oder, was schlimmer gewesen wäre, seinen tragbaren Steinkreis, ohne den er gar nicht erst in diese Situation geraten wäre. Aber das hatte er Morod gegenüber lieber verschwiegen.
Inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt und die Lutrinarier waren immer noch mit dem Lehmklumpen beschäftigt.
Die beiden Jäger hätte gerne zwischendurch geschlafen und Go-os die Wache überlassen. Aber Morod hatte Epon versichert, dass das keine gute Idee gewesen wäre. Epon hatte oft genug mit den beiden gejagt, um ihm zu glauben.
Also waren die beiden inzwischen reichlich müde und hatten ihr eigentliches Tag- oder vielmehr Nachtwerk noch vor sich.
„Hast du einen Plan, wie wir den Gefangenen befreien? Oder schleichen wir uns einfach so dicht wie möglich heran, werfen unsere Speere, stürmen auf die anderen zu und versuchen sie alle im Überraschungsmoment zu erledigen?" fragte Epon den Älteren.
„Das klingt für mich wie ein Plan. Ich würde Go-os etwas zurücklassen. Er ist nicht besonders gut im Schleichen."
„Ich habe mich schon sehr gebessert, Herr."
„Gebessert ja, aber das macht dich noch nicht gut. Du bist noch weit davon entfernt, gut zu sein. Dass du besser geworden bist, hat dazu geführt, dass du jetzt mit den Anfängern mithalten kannst."
„Ganz schön harsch, Morod", sagte Epon, der trotz allem Mitleid mit dem Gehilfen hatte.
„Die Wahrheit ist manchmal harsch. Wie soll er lernen, wenn ich ihm nicht sage, was er falsch macht?"
„Aber du traust ihm trotzdem zu, dass er nachkommt, und uns unterstützt? Ich meine, nach allem, was du bereits über Go-os gesagt hast, bekomme ich den Eindruck, dass er keine große Unterstützung im Kampf wäre. Oder ist er ein anständiger Krieger?"
„Anständig? An dem Kerl ist nichts anständig. Aber wenn er mit genügend Abstand nachkommt, dann ist der Kampf entweder vorbei, oder er kann kaum noch Schaden anrichten, weil wir sowieso gerade dabei sind, unseren Weg unter die Hügel anzutreten."
„Herr, bitte …"
„Mach dir nichts draus. Du musst noch viel lernen und im schlimmsten Fall kannst du uns sogar helfen."
Das zauberte ein Grinsen auf Go-os Gesicht, was Epon alles über ihn sagte, was er wissen musste.
„Du kannst anfangen zu schreien, wenn du Geschrei hörst", schlug der Steuerflüchtige vor, was Morod entsetzt aufblicken ließ. Verzweifelt schüttelte er den Kopf, aber Go-os nickte freudig erregt.
Wenig später war es endlich dunkel genug, dass sie sich durch das Gebüsch dicht ans Lager ihrer Gegner heranschleichen konnten, Go-os einen guten Bären-Sprint hinter sich lassend.
In der Dunkelheit wurde es schwierig für Epon, seinen Gefährten zu sehen, und erst als er ihm sein Gesicht zuwandte, sodass er die hellen Augen erkennen konnte, fiel ihm ein, dass sie kein Zeichen vereinbart hatten, um gemeinsam losschlagen zu können.
Er versuchte noch anzudeuten, dass sie vielleicht auf drei ihre Speere werfen könnten, da stand Morod bereits auf und die Waffe verließ seine Hand. Epon versuchte es ihm nachzutun, verfehlte jedoch in der Hektik sein Ziel.
Fast gleichzeitig begannen sie zu brüllen und loszulaufen.
Mit den gezogenen Einhandwaffen stürzten sie in den Feuerschein und erschlugen die ersten beiden Gegner ohne dass diese hätten Gegenwehr leisten können.
Als sie sich den anderen zuwandten, flohen diese, was etwas unerwartet für die beiden Angreifer war. Es waren noch mindestens 5 Feinde im Lager gewesen und sie wussten beide, dass sie nur mit reichlich Glück unverletzt aus dem Kampf herausgekommen wären. Aber ihr Überraschungsangriff war anscheinend noch effektiver gewesen, als sie erwartet hatten.
„Epon? Morod? Seid ihr das?" rief eine am Baum aufgehängte Gestalt, die die Beiden leicht als Nu-uda erkennen konnten. Eben (oder vielmehr einen viertel Tag zuvor) hatten sie noch über ihn gesprochen, und schon begegneten sie ihm. Wie unwahrscheinlich war das?
„Ich bin es, Nu-uda!"
„Wissen wir. War ja nicht zu überhören. Aber sei nicht so laut."
„Was macht ihr hier? Wollt ihr mich befreien?"
„Nein, eigentlich nicht. Wir sind für Arnan hier."
„Ah, haben mich meine Brüder nicht vergessen", meldete sich jetzt der Priester, den sie befreien sollten.
„Eigentlich waren es die Schwestern, die uns letztlich beauftragt haben, aber, damit trat Morod zu dem Mann und schnitt das Seil durch, welches die Hände in die Höhe zog, „die Bezahlung ist dieselbe.
„Spielt ja auch keine Rolle. Hauptsache, ich bin wieder frei. Könnt ihr die anderen auch losschneiden?"
„Nein, der Auftrag war nur für dich."
„Na dann sollten wir uns wohl aufmachen."
„Und was ist mit mir? Ihr könnt mich doch nicht einfach hängen lassen? Die wollen einen bösen Doppelgänger von mir machen."
„Dafür ist der Lehmklumpen? Sieht dir aber nicht besonders ähnlich."
„Der ist ja auch noch nicht fertig. Aber wenn ihr mich hier hängen lasst, dann …"
„Na gut. Aber nur, weil du unser Freund bist." Epon nahm sich des zweiten Seils an, bis auch dieses durchtrennt war.
Nu-uda konnte sich ein erleichtertes Ausatmen nicht verkneifen: „Wer Freunde hat, braucht die Unterwelt nicht zu fürchten." Der vernichtende Blick, den er dafür von Arnan erntete – der den Ausspruch vermutlich für blasphemisch hielt - bemerkte er glücklicherweise nicht.
Dafür konnte er die anderen Gefangenen nicht überhören.
„Bitte, begannen sie jetzt in einem verzweifelten Versuch, ebenfalls befreit zu werden, „Ihr könnt uns doch hier nicht hängen lassen.
„Doch. Es war nicht unsere Aufgabe und wer weiß, was wir uns mit irgendwelchen Göttern einhandeln, wenn wir euch alle laufen lassen."
„Aber …"
„Keine Sorge, sobald wir den Auftrag dazu erhalten, befreien wir auch euch."
Mit diesen Worten verschwanden die vier in der Nacht. Sie wussten, dass sie bei der Strecke, die sie bis hierher zurückgelegt hatten, kaum rechtzeitig zurückkehren würden, um irgendjemanden noch retten zu können. Aber es war logistisch auch einfach nicht sinnvoll, die anderen zu befreien. Je mehr Leute sie auf der Flucht dabei hatten, desto langsamer würden sie werden.
Go-os erschien eine Weile später in dem Lager, weil er sich im Wald verlaufen hatte. Er musste aber gleich wieder fliehen, als er von den zurückkehrenden Lutrinariern entdeckt wurde.
2. Kapitel
Hillbilly Horrors
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/HillbillyHorrors
Peace Conference
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/PeaceConference
Square Race, Round Class
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/SquareRaceRoundClass
Tin Man
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/TinMan
My Fist Forgives You
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/MyFistForgivesYou
„Es ist jemand zu‘ essen da!" brüllte der untersetzte Mann in die Höhle hinter sich, als sich die vier Männer näherten.
Morod, der die Gruppe anführte, blieb erschrocken stehen, weil er den Fremden nicht gesehen hatte.
Sobald er ihn ins Auge fasste, wusste er auch, warum.
Der Mann trug einen verdreckten Pelz, der an dem Baum zu kleben schien, gegen welchen er sich gerade lehnte, und sich farblich kaum von ihm abhob. Sein Haar pappte an seinem Kopf und es wirkte, als wäre es gerne eine Symbiose mit Moos eingegangen, was aber vermutlich daran scheiterte, dass es zu schmutzig war.
Aber seine Augen blitzten wach in dem dreckigen Gesicht. Vermutlich hatte er bis eben in eine andere Richtung geschaut, sonst wären sie den beiden Jägern bestimmt aufgefallen. Im Gegensatz zu seinen Augen war sein Lächeln jedoch kaum zu erkennen, denn dort, wo die Zähne den Mund hätten erhellen sollen, schienen nur schwarze Stümpfe zu stecken.
Morod hätte sich fast geschüttelt, wurde jedoch von Nu-uda angerempelt, der nicht rechtzeitig stehen geblieben war. Der Jäger warf einen verärgerten Blick auf seinen Freund, der jedoch sofort verschwand, als er in dem Rempler jenen Mann erkannte, der durch seine Ungeschicklichkeit schon mehr als einmal in sein eigenes Pissloch getreten war.
Dann blickte er zu den anderen Wanderern hinüber und sah, wie Epon die Nase rümpfte. Erst in diesem Moment viel ihm auf, dass der süß-säuerliche Geruch von verrottendem Fleisch sanft durch die Luft waberte. Er drehte den Kopf und versuchte den Ursprung auszumachen, wobei sich erneut seine und Epons Augen trafen. Der kleinere Jäger deutete mit einem Hochziehen seines Kinns auf die Höhle.
In diesem Moment trat eine Frau mittleren Alters mit einer nicht unattraktiven Leibesfülle aus der Höhle und winkte ihnen einladend zu. Go-os winkte zurück, worüber selbst Arnan, der Priester, den Kopf schüttelte, obwohl er ihn noch nicht einmal vor einem halben Tag kennengelernt hatte.
Also winkten die anderen auch und steuerten auf die Höhle zu. Letztlich war es vermutlich nicht verkehrt, ein paar einheimische nach dem Weg zu fragen und vielleicht auch um etwas Essen zu betteln. Fleisch schienen sie ja mehr als genug zu haben.
Als sie sich näherten, konnten sie erkennen, dass die Frau ihre lieblichen Rundungen in ein Kleid aus dem feinsten, hellen Leder gehüllt hatte. Weder Morod noch Epon hätten das Tier erraten können, von dem die Haut stammte. Nur Arnan schwante, was es sein mochte, und er erschauerte. Er wollte gerade seine Bedenken äußern, als Morod bereits den Mann ansprach:
„Mögen die Götter mit dir sein und die Geister dein Haus schützen."
„Das wünsche ich dir auch. Und auch deinen Freunden, entgegnete der dreckige Man mit einer honigsüßen Stimme. „Was hat euch hierher verschlagen? Wollt ihr zur Friedenskonferenz?
„Friedenskonferenz? Wer ist denn auf DIE Idee gekommen?"
„Die örtlichen Steinkreis-Priester unweit von hier. Es heißt, dass sie ständig die Verbindung verloren haben und deshalb endlich für ein wenig Ruhe sorgen wollten. Uns ist es recht. Seitdem die da tagen, essen wir ziemlich gut." Er lächelte selig.
Während Arnan bleich wurde, stutzte Morod nur kurz wegen der ungewöhnlichen Äußerung. Er war es gewohnt auf der Jagd auf seltsame Gestalten zu treffen, die sich manchmal noch seltsamer ausdrückten, einfach, weil sie zu selten mit jemanden ins Gespräch kommen konnten.
„Wollt ihr vielleicht reinkommen? Wir haben gerade einen saftigen Braten über dem Feuer."
In diesem Moment fasste Epon Morod an der Schulter und zog ihn zu sich, um ihm ins Ohr zu flüstern.
„Arnan meint, wir sollten weitergehen. Er macht sich sorgen." Die argwöhnischen Züge des Jagdgefährten gaben den Worten die nötige Dringlichkeit, sodass Morod die Frage herunterschluckte, die ihm sofort auf der Zunge gelegen hatte. Deswegen drehte er sich wieder zu dem potentiellen Gastgeber um und machte ein betrübtes Gesicht.
„Es tut mir leid. Mein Freund sagt mir gerade, dass wir weitermüssen."
„Warum die Eile? Jeder muss sich mal ausruhen und hier bekommt ihr auch noch etwas Gutes zu Essen. Das zarteste Fleisch, dass ihr irgendwo bekommen werdet."
„Wir werden auf der Friedenskonferenz erwartet, log Morod und sprach gleich weiter, um dem Mann nicht die Zeit zum Nachdenken zu geben. Es war eine Sache, einen Fremden anzulügen. Es war eine ganz andere, dabei erwischt zu werden. „Einer der Häuptlinge hatte seinen guten Löffel vergessen und er wartet jetzt sehnlichst darauf, dass wir sie ihm bringen.
Während er sprach, musste er sich große Mühe geben, nicht in der noch unglaubwürdigeren Lüge ins Stocken zu geraten. So war es auch nicht verwunderlich, dass ihm schlagartig nichts mehr einfiel und er die Flucht nach vorne antrat: „Wir machen uns besser auf den Weg. Wer weiß, wie lange wir noch brauchen."
Und mit dem letzten Wort machte er den ersten Schritt auf dem weiteren Weg und winkte. Zuerst seinen Gefährten, dann zum Abschied dem seltsamen aber gastfreundlichen Paar.
„Ihr könnt jederzeit vorbeikommen, wenn ihr in der Gegen seid", rief ihnen die Frau noch nach, stampfte dann aber verärgert mit dem Fuß auf.
„Ob sie Verdacht geschöpft haben?" frage ihr Mann verstimmt.
„So wie du aussiehst? Wie oft soll ich dir noch sagen, dich nach dem Schlachten zu waschen. Besonders, wenn sie sich noch wehren."
Aber das hörten die fünf Wanderer nicht mehr. Vor allem, weil sie aufmerksam Arnans Vermutung lauschten, die sie nur zu leicht glauben konnten. Ohne sich darüber abstimmen zu müssen, beschleunigten sie ihre Schritte und wurden nur kurz aufgehalten, als Nu-uda stolperte und Go-os mit seinem Hemd an einem Ast hängen blieb.
Die Friedenskonferenz aufzusuchen war grundsätzlich keine schlechte Idee. Es schien ein sicherer Ort zu sein, besonders, wenn man gerade auf der Flucht war. Dort würden alle bemüht sein, sich nicht gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und jeden, der es doch tun wollte, davon abzubringen versuchen. Da sie nicht wussten, ob sie verfolgt wurden, wäre ein solcher Ort genau das Richtige, um sich auszuruhen und neu zu orientieren.
Leider hatten sie keinen blassen Schimmer, wo die Konferenz abgehalten wurde, auch wenn es wahrscheinlich war, dass sie am Steinkreis der austragenden Priester stattfand.
Nur war es gar nicht so leicht, bei so vielen Steinkreisen, die neuerdings überall installiert wurden, den richtigen zu finden. Außerdem war das hier nicht ihr übliches Jagdgebiet, so dass sie sich nicht so genau auskannten.
Aber Epon hatte sich, als er seinen Handdolmen beim benachbarten Steinbruch der Baustelle bestellt hatte, auch über den Linienausbau informiert. Schließlich ergab es keinen Sinn, einen Mobilen Steinkreis mit sich herumzuschleppen, wenn man nirgendwo Empfang hatte.
Wie sich herausgestellt hatte, waren die Ley-Linien bisher noch nicht überall hingelangt, die Abdeckung jedoch schon ganz leidlich. Allerdings war die Priesterschaft inzwischen durch den Ausbau vollständig überlastet und am Überlegen, ob man die ganze Angelegenheit nicht privatisieren sollte. Bisher nahmen sie noch Abstand davon, da sie befürchteten, dass die entstehende Konkurrenz dazu führen würde, dass jemand parallel-Linien aufsetzte, die nicht nur die Frequenzen der priesterlichen Linien beeinflussen würden, sondern auch zu hohen Kosten bei der Schaffung von Relais-Menhir-Stationen führen konnte.
Niemand wollte das Drama wiederholen, als ihre Ley-Linien mit dem Festland verbunden worden waren. 3000 Steine hatten sie da drüben hinstellen müssen, damit ihre Linien endlich sauber miteinander kommunizieren konnten.
Aber abgesehen von den Schwierigkeiten mit dem Empfang war es normalerweise kein Problem den nächsten Steinkreis mit dem Handheld anzusteuern, oder, besser noch, gleich nach der Friedenskonferenz auf-der-Linie zu suchen. Leider zeigte Epons Steinkreis immer noch den durch den Filter hervorgerufenen Fehler und war effektiv nutzlos.
Sie konnten gerade noch eines der Bilder auf SofMeißel sehen, bevor das Ding erneut die Meldung aufspringen ließ – ein Piktogramm von einem Strichmännchen mit dem Kopf unter dem Arm.
Letztlich hatten sie jedoch