Sommer ohne Mutter
Von Lise Gast
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Buchvorschau
Sommer ohne Mutter - Lise Gast
www.egmont.com
Geburtstagswünsche
Egbert tat, als schliefe er noch, als er die Mutter hereinkommen hörte. Sie ging auf Zehenspitzen und trug ein kleines Tablett mit dem Geburtstagskuchen vor sich her. Behutsam setzte sie es auf das Kindertischchen, stellte eine Vase mit Himmelschlüsseln dazu, und —
Nein, sonst noch nichts. Egbert reckte den Hals und versuchte, zwischen den Stäben des Kinderbetts hindurchzuspähen, aber das Bett war niedriger als die Tischplatte, man konnte nichts erkennen. Sobald die Mutter das Zimmer wieder verlassen hatte, fuhr er hoch wie der Teufel aus dem Kasten, aber — eine Sekunde zu spät. Cary war auch wach, und:
„Wirst du wohl! Du darfst doch noch nicht gucken!", kam es drohend von ihrem Bett her. Egbert zog den Kopf geschwind wieder ein.
„Ich will ja gar nicht! Du erschreckst einen auch immer so! murmelte er beleidigt. „Überhaupt hab’ ich heute Geburtstag und du nicht, du hast gar nichts zu sagen, und ich darf ...
„Aber vorher sehen, was man kriegt, das darf man auch am Geburtstag nicht, erst recht nicht!" eiferte Cary. Sie war schon zwölf und versäumte keine Gelegenheit, den vier Jahre jüngeren Bruder zu erziehen. Vier? Ab heute nur drei! Heute wurde er neun, und Carys Geburtstag war erst im Herbst. Auf diese Weise holte er im Sommer immer sozusagen ein ganzes Jahr auf, und tief in seinem Inneren saß eine kleine, jedes Jahr neu aufblühende Hoffnung, daß er sie schließlich irgendwann einmal ein-, ja sogar überholen würde. Stets eine ältere, in jeder Beziehung überlegene Schwester vor der Nase zu haben, das machte ja auch keinen Spaß, wahrhaftig!
Neun Jahre! Das war wie eine neue Haut und eine größere Schuhnummer. Überhaupt, ob er nun die Schuhe bekam, die er sich so heiß wünschte? Ein Paar Jungenschuhe, endlich richtige, neue, keine von Cary geerbten. In der Schule fanden sie, daß ein Junge keine Mädchenschuhe tragen dürfe, ohne ausgelacht zu werden, und sie sagten es unverblümt, Klaus und Horst und Wolf und Peter. Die hatten gut reden — Klaus besaß überhaupt keine Geschwister und bekam alles neu, und Horst und Wolf hatten ältere Brüder, aber keine Schwestern. Wenn sie etwas erbten, so waren es Jungensachen.
Egbert seufzte. Er hatte sich noch mehr gewünscht, und jetzt, kurz vor der Bescherung, ging er ganz schnell noch einmal alle seine Wünsche durch. Sollte man sich nicht lieber statt des Balles, den Cary ja doch „mitkriegte", etwas ganz für sich allein wünschen, ein Taschenmesser mit Kette, das man am Gürtel festmachen konnte und das einem dann doch wirklich ganz allein gehörte, oder ...?
Ein Wunsch saß seit langem in ihm, ein ganz großer. Der hieß: Endlich soll einmal alles anders werden. Anders! Wenn man neun war, konnte man das verlangen. Nicht mehr mittags schlafen müssen, nicht mehr abends eher als Cary ins Bett geschickt werden, — groß sein.
„Das wünsch’ ich mir am aller-allermeisten, murmelte er in sein Kopfkissen, eilig, weil Mutters leichte und gleichsam zärtliche Schritte im Flur schon wieder zu hören waren, „alles soll anders werden. Alle müssen Egbert zu mir sagen — ich will groß sein, endlich groß —.
Egbert war fest davon überzeugt, daß alle Wünsche, die man kurz vor dem Anzünden der Geburtstagskerzen noch schnell sagte, in Erfüllung gingen. Jetzt ...
Schnell wieder hingelegt, Augen zu, höchstens geblinzelt. Mutter stand vor dem Tischchen. Man hörte, wie sie dies und das hinlegte, rückte, neu ordnete — und dann machte das Streichholz „ratsch". Egbert fühlte die Spannung süß und beklemmend in sich aufsteigen — vielleicht bekam er den Ball, und es wurde alles anders? Immer hatte es doch mehrere Sachen gegeben, voriges Jahr und vor zwei Jahren ...
„Kräht der Hahn früh am Morgen
kräht er laut, kräht er leis",
sang Mutters Stimme halblaut und vorsichtig. Sie glaubte ja, er schliefe noch. Cary fiel ein:
„Guten Morgen, lieber Egbert,
dein Geburtstag ist heut!"
Egbert tat, als würde er jetzt erst wach. Das gehörte dazu. Er blinzelte und setzte sich auf. Die beiden andern sangen weiter:
„Und die Kerze auf dem Tische
leuchtet hell, leuchtet weit ...
Guten Morgen, lieber Egbert —"
Ja, da standen die Schuhe! Jungenschuhe, glänzend braun, spiegelnd im Licht der Kerzen, und —
„Und der Kuchen auf dem Tische
macht sich dick, macht sich breit,
Guten Morgen, lieber Egbert ..."
Jetzt durfte man aufgewacht sein. Egbert stand barfuß im Schlafanzug vor dem Tisch, während Mutter und Cary noch ein bißchen weitersangen, ein bißchen, nicht mehr lange. „Drei Verse genügen", hatte Mutter mal gesagt, und die Geschenke mußten doch auch erklärt werden.
„Das hier hast du von mir, sagte Cary eifrig, „es geht aufzuziehen, gib acht —
„Wollen wir mal probieren, ob die Schuhe passen? fragte die Mutter dazwischen. „Diesmal sind es richtige Jungenschuhe, siehst du. Vater hat extra geschrieben, daß ich solche kaufen soll.
Der Vater war seit ein paar Wochen verreist. Er hatte manchmal in anderen Ländern zu tun, in England und in der Schweiz und im Augenblick sogar in Amerika, aber er vergaß auch dort natürlich nicht, daß Egbert Geburtstag hatte.
„Das hier hat er geschickt. Solche Hemden tragen die Jungen drüben!"
„Die kleinen Jungen", hatte Mutter sagen wollen. Aber sie verschluckte es rasch. Vater hatte es ihr extra geschrieben, und im letzten Augenblick war es ihr noch eingefallen.
„Er ist kein kleiner Junge mehr, der Egbert, hieß es in dem Brief, der dieses bunte Hemd begleitet hatte. „Ich weiß, du möchtest am liebsten, daß er immer, immer dein allerliebster, kleiner Wuz bleibt, dein Klümpchen Mensch, wie du immer sagtest. Mit neun Jahren trägt man Jungenschuhe und geht eigene Wege damit, und wenn Freunde zu Besuch kommen, will man unter sich sein.
„Fein, ich zieh’ es gleich an, sagte Egbert. Es war ein hellblaues Hemd, auf dem Cowboys und Indianer, Mustangs, Lagerfeuer und Stiere zu sehen waren, ein richtiges Jungenhemd. „Und heute nachmittag will ich es auch anhaben.
„Dann darfst du es aber nicht bekleckern, sagte Cary sofort. „Wenn wir jetzt Schokolade bekommen zum Frühstück, und —
„Laß nur. Egbert ist groß, und große Jungen bekleckern sich nicht mehr, sagte Mutter freundlich. „Wollen wir jetzt frühstücken, ja? Dann kommt! Ich muß euch nämlich noch viel, viel erzählen.
„Geburtstagssachen?" fragte Egbert begierig.
Die Mutter lächelte ihn an.
„Man kann es so nennen." Sie ging den Kindern voran in die kleine, blitzblanke Küche, wo der Frühstückstisch am Fenster schon gedeckt war.
Egberts und Carys Eltern wohnten in einem Reihenhäuschen am Rande der Stadt. Es gab hier je ein winziges Gärtchen vor und hinter dem Haus, einen großen Spielplatz für alle Kinder zusammen und glatte, schöne, helle Straßen ohne Straßenbahnen und schnelle Autos. Die Autos, die sozusagen hier wohnten, fuhren alle langsam, denn zu ihnen gehörten auch Kinder, die über die Straßen liefen, um einem Ball nachzuspringen, Hopskästel mit Kreide auf den Asphalt zeichneten oder kreiselten. Jetzt, da es wieder Frühling wurde, quollen die Kinder nur so aus den Häusern heraus, jedes Jahr um diese Zeit wunderte man sich, daß so viele da waren. „Ihr dürft dann auch raus, natürlich, versprach die Mutter, während sie die Geburtstagsschokolade eingoß, „und Egbert behält die neuen Schuhe an. Dürfen wir den Kuchen schon jetzt anschneiden, Egbert? Danke, ja. Für heute nachmittag backe ich dann noch einen Blechkuchen dazu.
Früher hieß Egbert in der Familie Wuz, ‚der Wuz‘ eigentlich. Alle hatten ihn so genannt, es hatte sich so ergeben. Er wollte es nicht mehr hören, und Mutter hatte sich vorgenommen, von nun an ernstlich Egbert zu sagen. „Jedes ‚aus Versehen‘ kostet zehn Pfennig in dein Sparschwein!" hatte sie versprochen. Noch war kein einziger Groschen hineingeklappert, und Egbert fühlte beinah eine kleine Enttäuschung.
„Hallo, Wuz! Wir gratulieren!" klang es in diesem Augenblick zweistimmig. Egbert juchzte auf, rutschte vom Stuhl und stürzte den Ankommenden entgegen. Zwei Groschen, denn zwei Stimmen hatten ‚Wuz‘ gesagt!
Es waren Jörg und Reinhard, die beiden Studenten, die jede Woche zweimal bei ihnen aßen. Wenn sie Nachtdienst hatten — sie verdienten sich überall, wo sie nur konnten, etwas für ihr Studium dazu — erschienen sie auch manchmal frühmorgens und futterten sich mit einem guten Frühstück voll, ehe sie an ihre Tagesarbeit gingen. So heute.
„Haha, ihr müßt Strafe zahlen!" schrie das Geburtstagskind, während die Mutter rasch Kaffee aufgoß.
„Setzt euch, ihr bekommt sofort etwas Ordentliches. Ja, sehr schön, daß ihr grade jetzt kommt, wir frühstücken heute üppig und so lange wir wollen."
Die beiden Studenten setzten sich. Sie hatten Egbert natürlich etwas mitgebracht, der eine einen Frosch, der hopsen konnte, wenn man auf seinem Bauch eine Feder herumlegte. Lustig an diesem Frosch war, daß man nie wußte, wann er hopste.
Jörg hatte dieses Spielzeug selbst gebastelt und schon viele Leute damit erschreckt, wie er begeistert erzählte. Einmal hatte er den Frosch sogar einem nichtsahnenden Professor auf das Rednerpult gesetzt, die Feder ganz, ganz fest angedrückt, und dann saßen sie alle und warteten gespannt, wann der Frosch springen würde. Es dauerte fast zwanzig Minuten, und der Professor, der sich in diesem Augenblick gerade die Nase putzte, erschrak verhältnismäßig wenig, nahm den Frosch in die Hand und betrachtete ihn eingehend. „So eingehend, berichtete Jörg lachend, „daß ich Angst hatte, er würde ihn überhaupt nicht mehr herausrücken. Und was hätte ich dem Wuz dann schenken sollen?
„Zehn Pfennig!" schrie Egbert.
„Ich finde den Frosch viel schöner als zehn Pfennig", sagte