Wer nie den Sand geküsst
Von Lise Gast
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Buchvorschau
Wer nie den Sand geküsst - Lise Gast
Söhne
1
»Vorwärts, Hjela, Galopp ... und Sprung ...«
Kornelia war fest überzeugt, daß die Stute gehorchen und das soeben kunstvoll aufgebaute Rick in weitem Sprunge nehmen würde. Sie gab die Zügel vor und ging mit der Bewegung. Aber hier, wie überhaupt ...
Hjela, die sich im Gelände über Baumstämme und Gräben fliegen ließ, viel höher und weiter als nötig, schien nicht einzusehen, warum man hier, mitten auf dem Stoppelfeld, über ein Hindernis gehen sollte, neben dem rechts und links genügend Platz war, es zu umrunden.
Sie schien diese Absicht zu haben, konnte sich aber nicht entschließen, nach welcher Seite hin, und stemmte kurzerhand die Vorderbeine ein, den Kopf senkend. Sie verweigerte den Sprung. Kornelia, leicht, wie man mit siebzehn Jahren ist, flog, wie von einem Katapult geschleudert, in einem bildschönen Salto über Hjelas Kopf hinweg und landete allein hinter dem Rick. Da sie sich in der Luft instinktiv zusammengerollt hatte wie ein Igel — es war nicht ihr erster Sturz, wahrhaftig nicht, dazu ritt sie schon zu lange —, tat sie sich nicht weh, sondern stand sofort wieder auf den Beinen, freilich aufgebracht und zornig, sowohl auf sich als auch auf die Stute.
»Hoppla, na warte, meine Liebe!«
Das Gute an den Islandponys war ja, daß sie stehenblieben, eine wahrhaft liebenswerte Eigenschaft. Ein Pferd, wie beispielsweise Kronos, den Bertram gern ritt und mitunter auch noch sprang, würde jetzt vermutlich verrückt spielen und davongehen, womöglich in den herabhängenden Zügel treten und stürzen oder sich sonst etwas tun. Hjela stand — Kornelia hatte zwar den Eindruck, als grinste sie schadenfroh, das aber war schließlich ihr gutes Recht, wenn sie ihren Reiter losgeworden war.
»So, jetzt noch mal. Meine Liebe, diesmal passe ich aber besser auf.«
»Vor allem würde ich bis ans Rick ran treiben, immerzu treiben, erst im letzten Augenblick Luft geben.«
Kornelia fuhr herum. Aber der Schreck und der kleine Ärger, daß jemand ihre Blamage gesehen haben mußte, wich sofort einer freundlichen Erleichterung: Es war Pölze, die hinter dem Schlehengebüsch am Rande des Feldes hervorgetreten war, Pölze, Kornelias junge Tante, jedenfalls angeheiratete Tante.
Kornelias Mutter war Witwe und hatte jahrelang ihre drei ledigen Brüder betreut, bis Pölze einen davon, Bertram Werth, heiratete. Frau Kayser lebte mit ihren vier Kindern, von denen Kornelia das älteste war, auf einem Vorwerk nahe dem Werthschen Gut und konnte sich nun ganz diesen Kindern und ihrer Hundezucht widmen, bei der ihr Kornelia mit Eifer und Verständnis half. Kornelia sah man fast nie ohne Hund; auch jetzt lag Tina, ihr Liebling, eine ausnehmend schöne, ziemlich große Schäferhündin, hechelnd und aufmerksam neben dem Gebüsch. Sie durfte nicht auffahren und bellen, wenn ihre Herrin ritt. Pölze wäre beinahe auf sie getreten.
»Hoppla, ich hätte mir ja denken können, daß sie hier ist. Übrigens gut gezogen, Koko, daß sie so gehorcht. Nun spring noch einmal, treibe bis ganz ans Hindernis und gibt erst dann Luft. Mit dem Kreuz treiben, verstehst du, Achtung — ja.«
Richtig, nun sprang die Stute. Kornelia setzte auf, wendete das Pony, das übrigens fast die Größe eines Norwegers hatte, und kam zu Pölze herangeritten. Dann saß sie ab und klopfte der Stute den Hals.
»Brav, brav. — Ja, sie reagiert mehr auf Kreuz als auf Schenkel. Und der Sprung jetzt war doch ordentlich, nicht?« Sie schlenderte, den Arm durch den Zügel gesteckt, neben der jungen Tante weiter.
›Tante‹ sagte sie übrigens nie, höchstens mal aus Neckerei. Aber sie liebte Pölze sehr, und auch Pölze hatte sich sofort herzlich an die zehn Jahre jüngere angeschlossen. Jetzt, da sie einen kleinen Sohn besaß und das zweite Kind erwartete, war es mit ihrem Reiten natürlich zunächst einmal vorbei, um so mehr kümmerte sie sich um Kornelias Reiterei.
»Ich komm’ aber wieder in den Sattel, denk nur nicht, daß ich bereits altes Eisen bin«, drohte sie manchmal. »Jetzt aber bist du vorn. Ein Glück, daß du unsere Isländer reitest, bis ich wieder soweit bin.«
Dieses ›Glück‹ war kein so reines, jedenfalls dachte Frau Kayser dies mitunter. Kornelia zeigte wenig Interesse für die Schule, bedauerlich wenig. Schon die Tatsache, daß sie sich allzuviel mit den Hunden abgab, bekam ihrem Zeugnis schlecht; man sah genau die abfallende Kurve der Noten, wenn die Wurfkiste daheim voll junger Welpen war. Dazu nun auch noch die Reiterei ... Besonders in Sprachen hatte Kornelia schmählich schlechte Noten, obwohl sie recht begabt und leichter Auffassung war. Aber sie war noch heute wie anfangs in der Volksschule der Meinung, die Schule könne man ›nebenbei‹ erledigen, und dies ist und bleibt ein Fehlglaube.
Auch jetzt sprachen sie davon. Pölze versuchte, der jüngeren klarzumachen, daß für Kornelia noch — noch! — die Schule die Hauptsache war und die Tiere die zweite Geige zu spielen hatten, wie sie es nannte.
»Später kannst du es dann halten, wie du willst, aber jetzt ...« Kornelia lachte nur.
»Ich will ’raus aus der Schule. Muß denn jeder das Abitur machen? Ich will ja gar nicht studieren. Zum Hundezüchten und zum Reitwart brauche ich kein Abi, da ist die mittlere Reife dicke genug ...«
»Wer die Möglichkeit hat, bis zum Abitur zu gehen, soll sie ausnützen«, eiferte Pölze, sehr erwachsen, aber in Wahrheit nicht ganz überzeugt. Ihr selbst war die Schule auch nicht unbedingt wichtig gewesen, ebenso wie ihr späteres, ziemlich kurzes Studium. »Sieh meine Schwester Svea an! Die hat, obwohl verlobt, ihr Abitur doch noch gemacht, dabei hat sie doch über ein Jahr aussetzen müssen, und nun will sie noch Buchhändlerin lernen, um nicht ohne Beruf zu sein. Es kann ja immer vorkommen, daß die Frau allein für die Kinder zu sorgen hat, wenn dem Mann etwas zustößt, und Conrad bringt sogar schon zwei Kinder mit in die Ehe, Volker und Thomas, du kennst sie ja.«
»Svea wird Buchhändlerin?« staunte Kornelia. »Da will sie mit der Heirat nochmals drei Jahre warten? Das finde ich blöd«, sagte sie ehrlich. Pölze mußte lachen. Es klang überaus apodiktisch — und gleichzeitig bemerkenswert kindisch.
»Erstens ist so was nicht blöd, sondern genau das Gegenteil, nämlich klug, und zweitens wartet sie gar nicht. Sie heiratet, macht die Lehre aber trotzdem. Onkel Hipp, der ja immer wie ein Vater zu uns war, hat ihr einen kleinen Wagen gekauft, mit dem sie täglich in die Stadt fährt. Volker geht nun auch schon in die höhere Schule, und Thomas bleibt halt unter Tante Ulles Fuchtel, die ich wahrhaftig auch kennenlernte. Da ist man streng gehalten, aber gut behütet. Ja, die beiden Jungen wachsen heran ... Übrigens sind wir zur Hochzeit eingeladen, Bertram und ich ... und du auch. Sie haben sie extra in die Herbstferien gelegt, damit du mitkommen kannst. Freust du dich?«
»Und wie! Endlich mal eine Hochzeit! Als du heiratetest, war ich ja noch zu klein für so was«, lachte Kornelia. »Hurra! Übrigens, wohin wolltest du?« Sie waren miteinander ein Stück dem Wald entgegengewandert.
»Ach, nur so. Luft schnappen. Berti schlief, da dachte ich, ich bewege mich ein bißchen draußen.« Und dann, nach einem kurzen Seitenblick auf die Jüngere: »Doch, dir kann ich’s ja sagen, du hältst den Schnabel: Ich sah neulich hier, es war gegen Abend, einen Dogcart fahren, einen kleinen Einspänner mit einem Shetlandpony davor. Es war schon schummerig, und ich konnte nicht erkennen, wer es war. Da dachte ich, vielleicht treff’ ich ihn heute wieder.«
Alles, was mit Pferden und Hunden zusammenhing, war für sie beide wichtig. Kornelia wußte auch, wie man sogleich merkte, Bescheid.
»Wer das ist? Das kann ich dir sagen. Die Tochter von Dr. Grünwald, dem Tierarzt, der die vielen Kinder hat, weißt du, die Älteste. Sie geht ein paar Klassen unter mir in meine Schule und erzählte mir neulich, sie habe es satt, immer mit den kleinen Geschwistern spazierentrödeln zu müssen. Da habe ihr Vater ihr endlich einen Dogcart gekauft. In dem fährt sie jetzt die Kleinen aus, wenn Mutter mal Ruhe haben soll. Geht prima, sagt sie, alle, die sonst ekelhaft und bockig sind, werden sanft und lenksam, wenn es heißt: Du darfst sonst nicht mitfahren. Spazierengehen haben sie gehaßt. Wir übrigens auch. Wahrscheinlich tun das alle Kinder.«
»Ach! Prima von dem Vater! Und ...«
»Und da fährt sie jetzt jeden Tag. Meist hier, natürlich auf keinen Fall Autostraßen. Vielleicht treffen wir sie tatsächlich. Dr. Grünwald hat eine sehr schöne Dackelzucht, wußtest du das? Lauter V-Hunde, ich sah sie auf einer Ausstellung. Die werden gekauft wie wild. Du mußt mal mit hin und sie angucken.«
»Gerne. — Du, Koko?«
»Hm?«
»Wenn Grünwalds jetzt ein eingefahrenes Shetlandpony haben, da könnten wir doch eigentlich mal ...«
»Was denn?«
»Vierspännig fahren. Sieh mal, ich kann jetzt nicht reiten, und fahren macht doch auch Spaß. Erle und Espe haben wir, und Unband; — Blessy soll nicht gefahren werden, bis die Wunde abgeheilt ist. Da könnten wir statt dessen doch dieses Pony nehmen. Was ist es denn?«
»Stute. Lottchen heißt sie. Unbändiges Temperament.«
»Na, dann wird sie ja zu Unband passen. Wollen wir?«
»Heute?« Kornelias Augen funkelten.
»Bist du närrisch? Heute! Dazu brauchen wir einen ganzen Nachmittag, damit wir auch was davon haben! Aber wie wär es morgen? Am frühen Nachmittag? Natürlich erst, nachdem du Schularbeiten gemacht hast«, fügte Pölze bieder hinzu. Kornelia sah sie aus den Augenwinkeln an.
»Natürlich. Aber ich hab’ das Gefühl, daß ich morgen — morgen ist Mittwoch, nicht wahr? — ja also, daß ich da gar, gar nichts aufhaben werde ...«
Kornelia mußte Hjela noch auf die Isländerkoppel zurückbringen. So saß sie auf, winkte Pölze zu und trabte davon, während Pölze sich heimwärts wandte. Kornelia ritt in Gedanken und bemerkte erst etwas spät einen Menschentrupp von etwa sechzehn Mann, der ihr entgegenkam. Es waren die Strafgefangenen, die in Niederwerth arbeiteten. Sie gingen im Gleichschritt, zwei Wachmänner mit ihnen, einer an der Seite, der andere hinten. Kornelia bog ein wenig hastig ab, um nicht nahe an ihnen vorbeizureiten. Sie konnte sich vorstellen, daß es auf die Männer aufreizend wirken mußte, wenn sie sie zu Pferd sahen. Sicher meinten sie, sie wäre ein Luxusgeschöpf und täte nichts anderes als reiten.
Bertram Werth arbeitete seit Jahren mit Strafgefangenen, Tagelöhner gab es hier kaum mehr. Kornelia wußte, daß Pölze sich daran nur schwer gewöhnt hatte. Daheim auf dem Rosenhof arbeitete Onkel Hipp noch mit Leuten, die seit Generationen zum Gut gehörten, einer richtigen Gutsgemeinschaft. Hier waren es Insassen der Strafanstalt aus der etwas entfernten Großstadt, die jeden Tag mit dem Spezialbus herausgefahren wurden. Kornelia wußte, daß Pölze am Anfang ihrer Ehe mit Bertram gesprochen hatte, ob dies nicht zu ändern sei. Es sei ihr unheimlich, hatte sie gemeint.
»Du mußt das anders ansehen«, hatte er damals geantwortet, »nicht daß dies Männer sind, die Böses im Schilde führen. Es sind Gestrauchelte,