2 X 2 = II
Von Lise Gast
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2 X 2 = II - Lise Gast
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Die Stadt
„Liebe Josi,
eigentlich wollten wir ja telegrafieren, Helga, Hermann und ich, und wir hätten Dir auch das Opfer einer ganzen D-Mark gebracht. Aber auf ‚Abitur‘ fanden wir tatsächlich nur die Reime ‚stur‘ oder ‚nur‘, so in der Eile und ersten Aufregung, und das paßt beides nicht. Deshalb schreibe ich Dir lieber. Wir freuen uns ganz schrecklich, daß Du es geschafft hast, und noch dazu so gut. Alle Achtung! Nun paß auf:
Du kommst doch bestimmt für die ersten Semester hierher. Keine Widerrede, wir haben Dir schon eine Bude gemietet, und Frau Fleischhack, unsere Zugehfrau, die früh Waldläufe im Rosental macht und des Abends Schnäpse braut, will Dich mit unter ihre Fittiche nehmen. Wir wohnen dann alle im selben Haus, Helga und Du im zweiten, Hermann und ich in einem gemeinsamen Zimmer im ersten Stock. Es ist toll gemütlich, in einer Großstadt so nahe beieinander zu hausen, richtig wie ein Stück Heimat. Wir können dann alles gemeinsam unternehmen. Du mußt doch auch Sport belegen, Schwimmen, Leichtathlethik, auch reiten kann man für wenig Geld, und das tun wir natürlich alle drei schon, und Du mußt auch mit ran. Und zum Skilaufen fahren wir immer geschlossen, die ganze Uni, ein Heidenjux. Dazu gibt es hier gutes Theater, wunderbare Musik, kurzum, Du wirst es nicht bereuen. Uns geht’s gut, Helga büffelt etwas zu viel, na ja, Du kennst sie ja. Auch Hermann ist sehr fleißig und wurde neulich von einem der Gewaltigen gefragt, ob er nicht doch zum Tierarzt umschwenken wollte, aber er bleibt bei der Landwirtschaft. Wohingegen ich — ja, höre und staune, Josi, ich habe eventuell die Absicht, umzusatteln. Obwohl ich es nach wie vor ein wunderschönes Ziel finde, Lehrer zu werden, besonders für Deutsch in höheren Klassen; immer schwebt mir das vor. Aber nun — ja, Josi, Dein von jeher so ernster und pflichtbewußter Freund Ulrich hat sich auf Seitenpfade begeben, nicht auf solche der Tugend, das versteht sich am Rande, sondern auf solche der Arbeit. Vierzehn Tage lang vernachlässigte ich in gewissenloser Weise mein Studium und gab dafür dem Drang, zu schreiben nach, der ja von jeher in mir war. Das Ergebnis war eine Novelle, ‚Reiterin in der Heide‘, die mir, jawohl, da staunst Du, die hiesige Monatsschrift sofort für 120 Mark abnahm. Nicht genug damit! Man bat mich, dem Gedanken näher zu treten, einen oder besser den Roman für die Monatshefte zu schreiben, also eine größere Arbeit, die durch drei Fortsetzungen läuft. Was sagst Du dazu? Ulrich Gieseking, viel, besser dauernd verlacht von Euch, Ulrich, der Dichterling, erscheint mit seiner ersten Novelle bereits in den, ich übertreibe nicht, weltberühmten Monatsheften, wird um einen Roman gebeten, der dann eventuell auch im selben Verlag als Buch erscheint — auch das stellen sie mir in Aussicht — wer hat das wohl je für möglich gehalten? Das heißt, ganz unter uns, Josi, Du vielleicht. Du hast mich nie ausgelacht oder verulkt. Und deshalb bist Du auch der allererste Mensch auf der Welt, dem ich das schreibe. Heute habe ich den Bescheid bekommen. Ich gehe noch wie auf Wolken, kannst Du Dir vorstellen.
So, das sind die neuesten Nachrichten, gib sie nur gleich ins Forsthaus an Mutter weiter, deren drittes Kind Du ja eigentlich bist. Ich habe jedenfalls oft gehört, daß Mutter, gefragt, wieviel Kinder sie habe, antwortete: ‚Drei. Zwei Jungen und ein Mädel.‘ Das Mädel bist Du, bist Du immer gewesen, obwohl Du ja zu Hause auch einen Stall voll Geschwister hast. Neulich erst sagte Helga, wie gut wir es doch hätten, wir zwei Brüder miteinander, und Du als die älteste von Sechsen. Ob wir das denn überhaupt wüßten! Sie sagt, nicht mal ein eigenes Pferd entschädigt einen für Geschwister. Und wir fanden doch eigentlich immer, daß Helga Martens vom Gut es doch viel besser und leichter hätte als wir Försterjungen und Du aus dem Inspektorhaus. Dafür gehört sie aber doch zu uns, das habe ich ihr auch gesagt. Und jetzt fällt mir der Vers ein, den wir hätten telegrafieren müssen. Du bekommst ihn also handschriftlich, und das ist, im Hinblick auf meine Zukunft als berühmter Dichter, vielleicht für Dich noch kostbarer. Hebe also das Dokument gut auf!
Wir gratulieren.
Bald sind wir wieder zu vieren.
In diesem Sinne grüßt Dich herzlichst Dein sehr glücklicher
Beinahbruder Ulrich."
„Ist’s die Möglichkeit, unsere kleine, stubsnasige Josi hat das Abitur gebaut und kommt her, um Gewerbelehrerin zu werden! Aus Kindern werden wahrhaftig Leute! Vielleicht bist Du nun auch noch etwas gewachsen und gehst mir schon bis an die Schulter, nicht mehr nur bis zum Gürtel! Auf jeden Fall: Laß Dir stürmisch gratulieren und auf recht baldiges Wiedersehen hier!
Dein Hermann."
„Auch von mir herzliche Glückwünsche. Es wäre nett, wenn Du wirklich hier ein oder mehrere Semester studieren würdest.
Recht herzliche Grüße
Deine Helga Martens."
Dieser Brief war der Anstoß gewesen, besser: der letzte Anstoß. Denn Josi hatte natürlich längst vorgehabt, den anderen nachzufolgen. Jetzt gab es kein Halten mehr. Sie wusch und bügelte, flickte und packte und fiel zwischendurch immer wieder der Mutter um den Hals. Jetzt ging das Leben, das richtige, wirkliche Leben an. Und wie schön, daß es nun wieder heißen würde wie früher in Schule und Ferien, auf Fahrt und daheim: wir viere!
Das also war die Stadt. Lichtreklamen und Benzingeruch, Vorlesungen und Sport, spärlichste Mahlzeiten und dafür abends „Ausgehen", Konzert oder Kino oder Theater. Niemand konnte dies alles so genießen wie Josi, der doch alles neu war, herrlich und berückend. Die drei anderen, die ja auch auf dem Land aufgewachsen waren, staunten. Waren sie denn schon blasiert? Gegen Josi kamen sie sich fast so vor.
Dieses Glück, als Ulrich eines Tages mit einem ganzen Stapel Theaterkarten ankam, für sie alle vier, und für vier Abende hintereinander!
„Wir müssen schon gehen, es ist ein ganz berühmter Gast aus Berlin. Sowas bietet sich uns nicht gleich wieder. Natürlich Olymp, klar. Aber ihr werdet es nicht bereuen!"
Sie bereuten es nicht. Josi hing die ganze Zeit mit halbem Leibe über die Brüstung der Galerie, sie reckte sich, so weit sie konnte. Manchmal griffen Hermann oder Ulrich zu, wenn es bedenklich aussah, damit sie nicht über Bord ging, aber Josi merkte nichts, sie wollte nur sehen, sehen und nichts versäumen.
Vorbeugen mußte man sich schon auf diesen billigen Plätzen. Wenn man, wie es eigentlich gedacht war, sittsam und gerade hinter der Brüstung stand, sah man nämlich die Bühne gar nicht. Da gab es nur zwei Möglichkeiten: die eine, sich vorzubeugen, wie sie es tat, und die andere, sich bei verdunkeltem Hause über die Brüstung zu schwingen und so lange auf leeren, aber unbezahlten Plätzen zu sitzen, bis es wieder hell wurde. Dann mußte man sich schnellstens wieder hinaufverfügen, ehe der Logenschließer es merkte. Das mußte natürlich kurz vor Aktschluß geschehen, und es gehörte allerlei Geschicklichkeit und Courage dazu, zwei Eigenschaften, die Josi zwar in vollstem Umfange besaß, aber, wenn Helga mit war, nicht anwenden durfte. Denn man munkelte, der Logenschließer backpfeifte, wenn er einen erwischte. So ließ sich Helga vor jedem Theaterabend mindestens das mittlere Ehrenwort geben, nicht hinunterzuspringen.
„Ob ich das auch könnte, Ulrich, Männe, was meint Ihr? fragte Josi glühend vor Eifer, als sie in der Pause einen Augenblick auf die Straße traten. Die Jungen wollten rasch ein paar Züge rauchen. „Die Franziska, nein, ist die nett! Die Minna möcht ich nicht spielen, die ist mir zu alt, aber die Franziska! Könnte ich das nicht auch?
Hermann wollte sich totlachen. „Die Franziska? Nein, Josi, wirklich nicht. Das, mir vorzustellen, streikt meine üppigste Phantasie."
„Warum denn? staunte Josi. „Sag, ist das so schwer?
„Tja, schwer, sagte Ulrich, „du paßt nicht zu der Rolle. Absolut nicht, Josi, im Ernst. Du müßtest den Puck aus dem Sommernachtstraum spielen, das wäre was für dich.
Gerade schrillte die Klingel: Pause vorbei. Eilig drängelten sie wieder hinein. Aber auf dem Heimweg durch die dunklen, winterlichen Straßen, sagte Ulrich:
„Kinder, ich bin so aufgekratzt, am liebsten ginge ich jetzt gleich nochmal an meinen Roman. Wie ist das, Josi, kannst du noch? Ich würde dir gern noch ein Stück diktieren. Du mußt es mir aber ehrlich sagen!"
Josi war schrecklich müde und durchgedreht. Gestern der Faust, heute die Minna, und alles so intensiv genossen, — tagsüber Kolleg und Sport, frühzeitig raus — aber sie ließ sich nichts merken, Ehrensache!
„Klar, natürlich, sagte sie, „eisern. Vielleicht könnten wir noch etwas heizen, oder habt ihr nichts mehr?
Sie kauften die Kohlen selbst, zentnerweise, um ja recht sparsam zu wirtschaften.
„Doch, Kohlen sind noch da. Ich mache schnell Feuer, vielleicht kochen wir uns noch einen Tee?"
„Ach ja, das müßte herrlich wohl tun."
Das Zimmer der beiden Jungen war groß und wurde nicht allzuschnell warm, aber man konnte ja erstmal die Mäntel anbehalten. Josi stellte die Schreibmaschine auf den Tisch und zog die Lampe herüber, um gutes Licht zu haben, während sich Ulrich am Ofen bemühte, bis ihn Hermann gähnend, aber gutmütig von dort vertrieb.
„Hol schon dein Zeug, ich werde anzünden. Damit du und Josi gleich anfangen könnt."
Ulrich ließ sich das nicht zweimal sagen. Er blieb, das Manuskript in der Hand, hinter Josi stehen und sah über ihre Schulter weg auf den Bogen, den sie eben einspannte.
„Warte, das letzte müssen wir ändern. Das geht nicht, sagte er, „fang am besten nochmal an, ja? Hier bei dem Abschnitt.
Er begann zu diktieren und sah zwischendurch immer wieder das Getippte an.
Helga hatte sich auf die Ecke des Diwans gehockt, der das zweite Bett ersetzte und auf dem die Jungens immer abwechselnd schliefen. Sie wartete. Immer wartete sie, daß man sich um sie bemühte, es ihr behaglich machte und nach ihren Wünschen fragte. Aber das tat niemand. Ulrich war vollkommen von seiner Arbeit in Anspruch genommen, und Hermann fluchte und knurrte am Ofen, ging dann nach Wasser für den Tee und achtete auch nicht auf sie.
„Ich habe recht, dachte Helga bedrückt und vorwurfsvoll, „ich stehe außerhalb. Keiner denkt an mich, — wenn ich nicht da wäre, würde mich keiner vermissen.
Daß sie schließlich den Tee sehr gut hätte aufgießen und sonst mit Handanlegen hätte können, darauf kam sie nicht. Es war kein böser Wille, es lag ihr nur so unendlich fern. In jeder Frau sieht man bis zu einem gewissen Grad ihre Mutter, und Helgas Mutter war zwar nach ihrer aller Meinung ganz famos, aber am Herd stand sie nie, um für Mann und Tochter zu sorgen. Sie war eben die Herrin, aber keine Hausfrau in diesem Sinne, sie war —
„Weißt du, wie ich mir die Frau Irmelin immer vorstelle? fragte Josi in diesem Augenblick, während sie einen falsch getippten Buchstaben ausradierte, sorgfältig ein Stück Pappe zwischen Blaupapier und Durchschlag schiebend, „wie Helgas Mutter. Auch im Äußeren, groß und schlank und vornehm. Und daß sie auch reitet und all dies —
„Ja? fragte Ulrich und stand hinter ihrem Stuhl still. „Ja, Josi? Ist sie so geworden?
Seine Stimme klang anders als sonst, gepreßt und so, als genierte er sich ein bißchen, aber es war auch ein Frohlocken darin, ein verhaltener Jubel.
„Ja, sagte Josi unbefangen, „sowas könnte sie auch glatt gesagt haben.
Sie las einen Satz halblaut vor. „Findest du nicht auch?" Ulrich sah ein bißchen unsicher zu Helga hinüber, die außerhalb des Lichtkreises der Lampe saß, noch in der Jacke. Die Mütze hatte sie abgenommen und hielt sie auf