Heiße Küsse für die Wüstenrose
Von Jennifer Lewis
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Über dieses E-Book
Wie ein geheimnisvoller Prinz aus 1001 Nacht sieht er aus! Magisch fühlt Dani sich von dem Fremden angezogen, dem sie in einem Geschäft auf dem Bazar begegnet. Seit ihrer Rückkehr nach Oman hat sie sich zwar geschworen, Männern aus dem Weg zu gehen. Zu schmerzlich war ihre Scheidung. Doch dieser Mann muss eine Ausnahme sein - oder? Nur seinen Vornamen nennt er ihr. Aber sein erster sinnlicher Kuss ist wie ein Quell in der Wüste für Dani, die nicht mehr an die Liebe geglaubt hat. Zu spät erfährt sie, wer der feurige Quasar ist: der erbittertste Feind ihres Vaters …
Jennifer Lewis
Jennifer Lewis gehört zu den Menschen, die schon in frühester Kindheit Geschichten erfunden haben. Sie ist eine Tagträumerin und musste als Kind einigen Spott über sich ergehen lassen. Doch sie ist immer noch überzeugt davon, dass es eine konstruktive Tätigkeit ist, in die Luft zu starren und sich Wolkenschlösser auszumalen. Die Entdeckung, dass sie ihre Gedankengespinste auch auf Papier bringen konnte, beschreibt sie als Offenbarung. Es brauchte zwar ein bisschen Übung, aber nachdem sie eine Finalistin des Golden Heart Contest, einem Nachwuchspreis der Romance Writers of America, wurde, konnte sie 2006 ihr erstes Buch veröffentlichen. Seither wird sie nicht müde, neue Geschichten zu erträumen, um sie mit ihren Lesern zu teilen. Jennifer wurde in Manhattan geboren, wuchs aber in London auf und lernte Europa auf ausgedehnten Reisen in ihren Jugendjahren kennen. Zum Studium ging sie zurück in die USA, wo sie ihren Bachelor in Sprachwissenschaften an der Brown University machte. Danach ging sie nach New York und arbeitete in einem Museum für Fernsehen. Während sie Ausstellungen über Elvis Presley oder Monty Python organisierte, machte sie ihren Master-Abschluss in Kunst. Jennifer Lewis lebt auch heute noch in New York, mit ihrem Ehemann und zwei Kindern, die genauso gerne Lüftschlosser bauen wie sie.
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Heiße Küsse für die Wüstenrose - Jennifer Lewis
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2014 by Jennifer Lewis
Originaltitel: „Her Desert Knight"
erschienen bei: Harlequin Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1884 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Kristina Krüger-Barhoumi
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733721329
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Ein Abstecher in ihre Lieblingsbuchhandlung in Salalah war für Dani jedes Mal wie ein Ausflug in die Märchenwelt von Tausendundeiner Nacht. Ihr Weg führte sie durch den Souk, die engen, gewundenen Gassen entlang, vorbei an Gewürz-Pyramiden, buntem Gemüse, Bergen von Datteln und Feigen. Frauen sah man kaum, das Straßenbild war von bärtigen Männern mit kunstvoll gewickelten Turbanen in langen Dishdashas geprägt – eine Szene wie aus einer anderen, längst vergangenen Zeit.
Und dann der Buchladen … Die hölzerne Doppeltür mit den schweren, schmiedeeisernen Beschlägen ähnelte dem Tor zu einer Burg. Dahinter war es kühl und dämmrig, kaum ein paar Sonnenstrahlen schafften es bis in Innere. Der balsamische Duft von Räucherstäbchen, die in einem antiken Kupfergefäß an der Decke schaukelten, hing in der Luft und vermischte sich mit dem Aroma des Tabaks, den der Ladenbesitzer in einer langen, gebogenen Pfeife schmauchte.
Meist saß er über ein dickes Buch gebeugt in der Ecke, als existiere der Laden ausschließlich zu seinem eigenen Lesevergnügen. Gut möglich, dass es so war, denn es schienen sich kaum Kunden hierherzuverirren. Dani war das egal, sie genoss wie immer die beruhigende Atmosphäre.
Die Bücher stapelten sich auf dem Boden wie das Obst der Händler in den Gassen. Romane, Gedichtsammlungen, Abhandlungen über maritime Navigierkunst, Ratgeberbücher jeder Art: auf Arabisch verfasst und mindestens fünfzig Jahre alt, in Leder gebunden, speckig vom vielen Anfassen, mit vergilbten, fleckigen Seiten. Dani hatte hier schon so manches Juwel entdeckt, und sie betrat den Laden jedes Mal voll prickelnder Vorfreude.
Als sie heute über die hohe Schwelle stieg und die schwere, süßliche Luft einatmete, stellte sie überrascht fest, dass sie nicht der einzige Kunde war. Ihr Blick fiel auf einen großen, breitschultrigen Mann.
Dani versteifte sich. Ihr gefiel es gar nicht, dass ein Fremder die verzauberte Atmosphäre ihres Refugiums der magischen Bücher störte. Auf Männer war sie in letzter Zeit ohnehin nicht gut zu sprechen. Vielleicht mit Ausnahme des Ladenbesitzers, der sanft und freundlich wirkte und ihr immer beachtliche Rabatte einräumte.
Nach kurzem Zögern beschloss sie, an dem Fremden vorbeizuschlüpfen, um den frisch hereingekommenen Bücherstapel mit Gedichtsammlungen zu inspizieren, die der Ladenbesitzer in Muscat aufgetrieben hatte. Fast hätte sie gestern schon zugeschlagen, heute war sie fest entschlossen, den Laden nicht ohne einen der goldgeprägten Bände zu verlassen.
Ihr fiel auf, dass der Eindringling westlich gekleidet war, sehr ungewöhnlich in Salalah. Er trug Jeans und ein weißes Hemd, seine Füße steckten in lässigen Slippern. Im Vorbeigehen warf sie ihm einen misstrauischen Blick zu, den sie sofort bereute, als er aufschaute und sie ansah. Was für unglaublich dunkelblaue Augen! Der Anflug eines Lächelns umspielte seinen breiten, arrogant wirkenden Mund.
Früher hätte Dani ihn wahrscheinlich umwerfend gefunden, als sie noch jung und naiv gewesen war. Diese Art von Dummheit hatte sie natürlich längst überwunden. Sie wappnete sich für den Fall, dass er die Frechheit besaß, sie anzusprechen.
Aber das tat er nicht. Warum sollte er auch? Rasch beugte sie sich über den Bücherstapel, um im nächsten Moment enttäuscht festzustellen, dass der gewünschte Band fehlte. Stirnrunzelnd überflog sie noch einmal sämtliche Titel, auch die der Stapel zur Linken und Rechten. Vielleicht hatte sie das Buch einfach nur übersehen.
Oder er blätterte gerade darin.
Sie spähte über die Schulter und schaute schnell wieder weg, als sie bemerkte, dass der Mann sie fixierte. Ihr Herz fing an heftig zu schlagen. Hatte er sie etwa die ganze Zeit beobachtet? Oder hatte er sich einfach nur im selben Moment umgedreht wie sie?
„Suchen Sie das hier?" Beim Klang der leisen, samtweichen Stimme erschauerte sie. Reiß dich zusammen, Dani, ermahnte sie sich.
Er hielt ihr das Buch hin, das sie gesucht hatte. Eine in grünes Leder gebundene Ausgabe von „Majnun Layla" des persischen Dichters Nizami Ganjavi aus dem Jahr 1930.
„Sie sprechen englisch", platzte Dani ohne nachzudenken heraus. Seit sie vor drei Monaten aus New Jersey zurückgekehrt war, hatte sie niemanden mehr englisch reden gehört.
Er lächelte, runzelte gleichzeitig leicht die Stirn. „Ja, stimmt, das war mir gar nicht bewusst. Vermutlich habe ich zu viel Zeit in den Staaten verbracht. Oder mein Bauchgefühl hat mir verraten, dass Sie englisch sprechen."
„Ich habe ein paar Jahre in den USA gelebt. Er sah wirklich toll aus, strahlend wie ein Filmstar. Doch sie hatte gelernt, ein Buch nicht nach seiner Hülle zu beurteilen. Dani räusperte sich. „Ja, das ist das Buch, das ich gesucht habe.
„Schade. Ich wollte es gerade kaufen", erwiderte er, immer noch auf Englisch. Seinem Aussehen nach war er Omani, in seiner westlichen Kleidung wirkte er geradezu exotisch.
„Sie waren zuerst da", gab sie sich gleichmütig.
„Streng genommen nicht. Sie haben das Buch ja offensichtlich vor mir entdeckt, also waren Sie die Erste. Belustigung zeigte sich in seinen ungewöhnlich blauen Augen. „Haben Sie es gelesen?
„Klar, schon ein paarmal, schließlich ist es ein Klassiker."
„Worum geht es?"
„Um eine tragische Liebesgeschichte." Das müsste er doch eigentlich wissen? Womöglich konnte er gar nicht Arabisch lesen. Er hatte einen seltsamen Akzent. Britisch vielleicht.
„Manchmal denke ich, sämtliche Liebesgeschichten enden tragisch. Kaum jemals ein Happy End, weder in der Literatur noch im wahren Leben."
„Keine Ahnung. Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet sind ziemlich ernüchternd." Im selben Moment, als sie das sagte, war sie schockiert über ihre Worte. Was ging diesen Fremden ihre enttäuschte Liebe an!
„Meine ebenfalls, bestätigte er. „Wahrscheinlich lieben wir deshalb Tragödien, in denen am Ende jeder stirbt, weil uns im Vergleich dazu unser eigenes Unglück weniger schlimm erscheint.
Die Worte klangen freundlich, kein bisschen spöttisch. „Sind Sie aus diesem Grund nach Salalah zurückgekehrt? Um eine unglückliche Liebe hinter sich zu lassen?"
„Ja. Sie schluckte. „Genauer gesagt meinen Mann – Exmann. Den sehe ich hoffentlich nie wieder.
Solche privaten Details sollte sie einem Fremden eigentlich nicht anvertrauen. Scheidung war im Oman immer noch ein kleiner Skandal.
„Mir geht es ähnlich wie Ihnen. Beim Anblick seines warmen Lächelns entspannte Dani sich. „Eigentlich lebe ich in den Staaten. Aber manchmal habe ich das Gefühl, festen Boden unter den Füßen spüren zu müssen. Dann komme ich für ein paar Wochen hierher. Irgendwie ist es tröstlich zu erleben, dass die Uhren hier immer noch langsamer gehen. Alles ist wie früher – beständig, verlässlich.
„Anfangs fand ich das eher erschreckend. Abgesehen von all den modernen Autos und Smartphones, könnten wir in Salalah genauso gut im Mittelalter leben. Mein Vater und meine Brüder missbilligen es streng, wenn ich das Haus ohne männliche Begleitung verlasse. Was für ein Witz, nachdem ich immerhin die letzten neun Jahre in Amerika verbracht habe."
„Der Kulturschock kann einen ganz schön aus der Bahn werfen. Ich selbst habe die letzten vier Jahre in Los Angeles gelebt. Schön, mal jemanden zu treffen, der im selben Boot sitzt. Sagen Sie, haben Sie Lust, einen Kaffee mit mir zu trinken?"
Sie erschrak. Im Oman bedeutete eine solche Einladung eine unverhohlene Anmache. „Lieber nicht."
„Warum nicht? Glauben Sie, Ihr Vater und Ihre Brüder hätten etwas dagegen?"
„Ich weiß, dass sie etwas dagegen hätten." Unter ihrer dunkelblauen Abaya klopfte ihr Herz zum Zerspringen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie große Lust, seine Einladung auf einen Kaffee anzunehmen. Zum Glück hatte sie sich noch so weit im Griff, diesem Impuls nicht nachzugeben.
„Lassen Sie mich wenigstens das Buch für Sie kaufen." Er drehte sich um, ging zum Tresen, hinter dem der Buchhändler saß. Den hatte sie völlig vergessen! Er hatte ihre Unterhaltung wohl nicht mit angehört, jedenfalls ließ er sich nichts anmerken.
Dani wollte protestieren, dem Fremden verbieten, ihr das Buch zu kaufen, doch bis sie sich vom ersten Schreck erholt hatte, wickelte der Ladenbesitzer das Buch bereits ein. Also schwieg sie, um kein Aufsehen zu erregen.
„Danke." Ein gezwungenes Lächeln um die Lippen, nahm sie das Päckchen entgegen. „Um mich für Ihr großzügiges Geschenk zu revanchieren, sollte ich Sie auf einen Kaffee einladen." Das Buch war nicht billig. Und wenn sie den Kaffee spendierte, dann war es kein Date, oder? Hey, immerhin war sie siebenundzwanzig und keine scheu errötende Jungfrau mehr. Sie durfte einen Kaffee mit einem Gleichgesinnten trinken. Klopfenden Herzens wartete sie auf seine Antwort.
„Das wäre wirklich sehr freundlich von Ihnen." An seinem Blick war nun wirklich nichts Anzügliches. Und für sein gutes Aussehen konnte er schließlich nichts, oder? Seine geschliffenen Manieren allerdings könnte eine Frau leicht als Interesse an ihrer Person missinterpretieren, aber so naiv war Dani nicht.
„Okay, abgemacht."
Sie traten in die gleißende Nachmittagssonne hinaus und spazierten die Straße entlang zu einem modernen Shopping-Center, in dem erst kürzlich ein neues Café eröffnet hatte. Die im westlichen Stil gehaltene Einrichtung empfand Dani als seltsam beruhigend, es minderte das Gefühl, gerade einen schrecklichen Fauxpas zu begehen.
Nachdem sie sich gesetzt hatte, wurde ihr bewusst, dass sie nicht einmal den Namen ihres Begleiters kannte. Mit einem raschen Blick versicherte sie sich, dass niemand in Hörweite war, dann beugte sie sich vor und raunte: „Übrigens, ich heiße Daniyah … McKay wollte sie hinzufügen, zögerte dann aber. Aus einem Impuls heraus beschloss sie, den Nachnamen ihres Ex nicht mehr zu benutzen. Hassan, der Familienname ihres Vaters, schien ihr ebenfalls nicht passend. „Nennen Sie mich ruhig Dani.
„Quasar."
Auch er unterschlug seinen Nachnamen. Vielleicht war es besser so. Schließlich waren sie nur flüchtige Bekannte, mehr nicht. Im hellen Tageslicht sah er beinahe beängstigend gut aus mit seinem energischen Kinn und dem leicht zerzausten Haar, das ihm eine Aura von Verwegenheit verlieh.
Schnell wandte Dani den Blick ab. Sie brauchte diesen Mann nur anzuschauen, und ihr wurde ganz heiß. „Ich hätte gerne einen Milchkaffee."
Er bestellte in akzentfreiem Arabisch. „Ich auch. Obwohl … eigentlich sollten wir den Kaffee hier schwarz und mit ein paar Datteln genießen, wie es sich gehört."
Dani musste lachen. Sie verstanden sich … genau wie zwei Verschwörer. „Schrecklich, oder? Ich könnte für ein Burrito sterben oder für ein meterlanges Baguette."
„Kehren Sie bald wieder nach Amerika zurück?"
Die Frage überrumpelte sie. „Ich weiß es nicht. Keine Ahnung, was ich tun werde, gab sie ehrlich zu. Was für eine Erleichterung, sich in Gegenwart dieses Fremden nicht verstellen zu müssen. „Ich bin ziemlich überstürzt abgereist. Im Moment fühle ich mich, als sei ich in eine Art … Flaute geraten.
„Flaute?"
„Na ja, wie ein Segelschiff, das nicht von der Stelle kommt, weil der Wind ausbleibt." Womöglich war Quasar der Wind, auf den sie so sehnsüchtig wartete? Heute war jedenfalls definitiv der aufregendste Tag seit ihrer Ankunft in Salalah vor drei Monaten.
„Sie brauchen also einen Windstoß, um sich wieder auf Spur zu bringen."
„So ungefähr." Das Funkeln in seinen Augen schmeichelte ihr. Er sah sie auf eine Weise an, als fände er sie attraktiv. Schätzte sie das richtig ein? Ihr Ex hatte ihr immer das Gefühl gegeben, hässlich und eine Versagerin zu sein, obwohl