Mit siebzehn hat man noch Träume
Von Miranda Lee
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Über dieses E-Book
Mit siebzehn träumt Paige davon, Antonio zu erobern - mit 23 scheint sie am Ziel. Denn kaum nach Hause zurückgekehrt, führt ihre Jugendliebe sie aus - und weder sie noch Antonio können sich der erotischen Faszination dieser Nacht entziehen. Von Antonios Absprache mit ihrem Vater ahnt Paige jedoch ebenso wenig wie von den Skrupeln, die Antonio deswegen hat …
Miranda Lee
Miranda Lee und ihre drei älteren Geschwister wuchsen in Port Macquarie auf, einem beliebten Badeort in New South Wales, Australien. Ihr Vater war Dorfschullehrer und ihre Mutter eine sehr talentierte Schneiderin. Als Miranda zehn war, zog die Familie nach Gosford, in die Nähe von Sydney. Miranda ging auf eine Klosterschule. Später entschied sie sich für eine Karriere als Informatikerin, die endete, als sie heiratete, drei Töchter bekam und die Familie ein großes Stück Land erwarb. Dort züchtete Miranda Windhunde, Pferde und Ziegen, aber all das genügte ihr nicht. Sie wollte kreativ sein und gleichzeitig Geld verdienen! Als ihre Schwester ihr vorschlug, doch mal eine Romance zu schreiben, wurde sie nachdenklich. Sie fand die Idee gut – es klang interessant, und sie konnte es von zu Hause aus machen. Aber es dauerte zehn lange Jahre, bis ihr erster Liebesroman tatsächlich veröffentlicht wurde. Mittlerweile waren Miranda, ihr Mann und die drei Töchter zurück an die Küste gezogen, wo sie bei Sonne, Sand und Meer ihr Leben genossen. Langsam stellten sich die ersten Erfolge ein, und ziemlich wagemutig machte Miranda die Zusage, eine Miniserie, die aus sechs Büchern bestand, innerhalb von neun Monaten abzuliefern. Sie wird es ihrem Mann nie vergessen, dass er seinen gut bezahlten Job als leitender Angestellter aufgab, um sie zu unterstützen und den Haushalt zu organisieren. Zahlreiche weitere Liebesromane folgten, sexy, leidenschaftlich, spannend und mit sehr lebendig geschilderten Hauptfiguren. Miranda Lee hat einen Grundsatz: Langweile niemals deine Leserinnen! Millionen Fans in aller Welt sind sich einig: Diesem Grundsatz bleibt Miranda Lee in allen Romances treu.
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Mit siebzehn hat man noch Träume - Miranda Lee
IMPRESSUM
Mit siebzehn hat man noch Träume erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1999 by Miranda Lee
Originaltitel: „The Blackmailed Bridegroom"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1320 - 2000 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Susann Willmore-Gartell
Umschlagsmotive: AntonioGuillem GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 3/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733755843
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Der Jumbojet, der am Flughafen von Mascot eintraf, hatte sich um zwanzig Minuten verspätet. Antonio war einer der ersten Passagiere, die das Flugzeug verließen. Der Vorsitzende der europäischen Abteilung von Fortune Productions sah nicht gerade so aus, als hätte er einen anstrengenden vierundzwanzigstündigen Flug von London nach Sydney hinter sich. Sein modischer grauer Anzug saß weiterhin tadellos, keine Knitterfalten waren zu sehen. Er hatte das glatte schwarze Haar nach hinten gekämmt und war frisch rasiert. Die dunklen Augen sahen klar und erholt in die Welt.
Natürlich hing dies mit den Vorzügen eines Fluges in der ersten Klasse zusammen.
Aber Antonio Scarlatti war nicht immer auf diese luxuriöse Weise geflogen. Er wusste, wie es war, stundenlang gedrängt in einem Zug zu stehen, keine Zeit zum Schlafen zu haben und dann auf Leute zu treffen, die die Nase über ihn rümpften, weil sein Anzug zerknittert und sein Job alles andere als prestigeträchtig war.
Er hatte nicht die geringste Absicht, auf dieses Niveau wieder herabzusteigen. Es war ihm gelungen, ganz nach oben an die Spitze zu gelangen, und dort wollte er auch bleiben. Die Welt war für Gewinner da. Und für die Reichen. Mit vierunddreißig war Antonio endlich beides.
Die Firmenlimousine stand mit laufendem Motor am üblichen Platz für ihn bereit. Antonio stieg hinten ein und ließ sich erleichtert in die weichen Polster sinken.
„Morgen, Jim", begrüßte er den Chauffeur.
„Morgen, Tone."
Antonio lächelte leise. Er war wieder in Australien, das ließ sich nicht leugnen. In London und überall sonst in Europa sprachen ihn die Fahrer nur mit „Mr. Scarlatti" an. Aber hier war alles viel zwangloser. Außerdem kannten Jim und er sich jetzt schon seit vielen Jahren.
Schön, wieder zu Hause zu sein, dachte Antonio. Endlich konnte er dem üblichen Rummel einmal für zwei Wochen entgehen. In seinem Vertrag stand, dass er alle drei Monate zwei Wochen lang nach Hause fliegen und sich dort erholen konnte. Das war auch nötig, denn für gewöhnlich arbeitete er sieben Tage in der Woche. Es war seine Aufgabe, die vielen hundert Fernsehprogramme, an denen Fortune Productions die Rechte besaß, an die europäischen Fernsehsender zu verkaufen und dafür Werbung zu machen. Dieser Job beschäftigte ihn rund um die Uhr.
„Direkt nach Hause, Jim", sagte er und schloss die Augen. Er hatte sich vor einigen Jahren ein luxuriöses Apartment gekauft, das einen wunderbaren Blick auf das Hafenbecken von Sydney bot. Er konnte es kaum noch erwarten, den Komfort, den die Wohnung bot, zu genießen. In den letzten Tagen war er von einem Termin zum anderen gehetzt und hatte viele wichtige Leute treffen müssen. Jetzt brauchte er nur noch Ruhe und Frieden.
„Tut mir leid, Tone, aber daraus wird nichts, entgegnete der Chauffeur, während er an der langen Reihe von Taxen vorbeifuhr, die dort auf die nächsten Passagiere warteten. „Der Boss möchte, dass du mit ihm frühstückst.
Antonio öffnete die Augen und stöhnte leise. Er hoffte, dass es sich bei diesem Frühstück nicht um eines jener Medientreffen handelte, für die Conrad eine Schwäche hatte und die er von Herzen verabscheute.
„Und wo, zum Teufel, soll das stattfinden?", fragte er irritiert.
„Im Taj Mahal."
„Na, wenigstens etwas", murmelte Antonio.
Das Taj Mahal war Jims Spitzname für Conrad Fortunes Residenz in Darling Point. Der Name war gut gewählt. Es gab in der Gegend nur wenige Gebäude, die so protzig waren. Und Darling Point war einer der exklusivsten Vororte von Sydney.
Die Außenfassade des Hauses zierten mehr Säulen als das Kolosseum, im Foyer lag mehr Marmor aus als im Britischen Museum, und die Statuen und Springbrunnen im Garten hätten einer römischen Villa alle Ehre gemacht. Hinter dem Haus befanden sich ein solarbeheizter riesiger Swimmingpool und zwei Tennisplätze.
Antonio fand das Haus ausgesprochen geschmacklos. Aber es war gleichzeitig auch imponierend, daran konnte kein Zweifel bestehen. Junge Debütantinnen rissen sich geradezu um Einladungen auf eine von Conrads berühmten Partys, zu der Prominente aus dem ganzen Land kamen. Magazine und Fernsehprogramme berichteten live über diese Ereignisse, und alle wollten wissen, was sich hinter den gut gesicherten hohen Mauern abspielte.
„Hast du eine Idee, was der alte Knabe von mir will?", fragte Antonio stirnrunzelnd.
„Keine Ahnung", erwiderte Jim.
Antonio gab es auf, darüber nachzudenken. Er würde den Grund schon noch erfahren.
Fünfzehn Minuten später hielt die Limousine in der Einfahrt an. Diesmal ging Jim um den Wagen und öffnete Antonio die Tür.
„Das wirst du nicht brauchen", bemerkte er, als Antonio nach seinem Laptop greifen wollte.
Antonio warf ihm einen scharfen Blick zu. Jim wusste also doch, was Conrad von ihm wollte. Es sah ganz so aus, als wäre es keine geschäftliche Angelegenheit.
Das wurde ja immer merkwürdiger!
Auf sein Klingeln hin öffnete die Haushälterin ihm die Tür. Evelyn musste etwa Ende vierzig sein. Sie war eine füllige, mütterliche Frau, genauso bieder wie alle anderen Hausangestellten. Nachdem Conrad einmal in seinem Leben auf ein Hausmädchen hereingefallen war, das ebenso attraktiv wie ehrgeizig gewesen war, hatte er seine Lektion gelernt. Obwohl er inzwischen fast siebzig war, interessierte er sich noch immer sehr für das andere Geschlecht. Man munkelte, dass er drei Geliebte habe – eine hier in Sydney, eine in Paris und eine auf den Bahamas.
Evelyn war jetzt bereits seit über zehn Jahren seine Haushälterin. Sie war tüchtig und zuverlässig. Aber was noch wichtiger war, sie war sehr verschwiegen, besonders der Presse gegenüber.
„Mr. Conrad erwartet Sie bereits, sagte sie zu Antonio. „Er ist im Salon.
Der Salon führte hinaus auf die Terrasse, die an den Pool grenzte. Die hohen Fenster lagen nach Nordosten, was bedeutete, man hatte das ganze Jahr über Licht. An einem Wintermorgen war dieser Raum ein richtiger Traum. Im Sommer wurde es dort allerdings trotz der Klimaanlage manchmal sehr heiß. Auch im Frühling war es schön, dann besaß die Luft eine erfrischende Kühle.
Conrad saß an dem großen, ovalen Glastisch in der Mitte des Raums. Er trug einen dunkelblauen Morgenmantel. Trotz seines fortgeschrittenen Alters besaß er noch immer eine volle silbergraue Haarmähne. Auffallend waren seine stechenden hellblauen Augen. Als Antonio eintrat, begutachtete sein Boss ihn von Kopf bis Fuß. Antonio blieb dies natürlich nicht verborgen. Was fiel dem alten Knaben ein, prüfte er ihn etwa auf seine Tauglichkeit als Serienstar? Was mochte er von ihm wollen?
„Setzen Sie sich, Antonio, befahl Conrad. „Wie wär’s mit einem schönen starken Kaffee?
Ohne Antonios Antwort abzuwarten, nahm er die Kaffeekanne und goss ihm eine Tasse ein.
„Also, was ist los? Warum wollten Sie mich sprechen?", fragte Antonio, nachdem er die Tasse entgegengenommen hatte.
Conrad warf ihm einen abschätzigen Blick zu, und Antonio spürte erneut, wie sich ihm der Magen zusammenzog. Er wusste instinktiv, dass ihm das, was sein Boss ihm zu sagen hatte, nicht gefallen würde.
„Paige ist wieder da", verkündete dieser unvermittelt.
Na und, hätte Antonio fast gefragt? Was war daran so ungewöhnlich?
Conrads unberechenbare Tochter war seit ihrem siebzehnten Lebensjahr immer wieder von zu Hause fortgelaufen. Genauso regelmäßig war sie auch wieder zurückgekehrt, etwa im Abstand eines Jahres. Aber kaum war sie wieder da, hatte sie meist auch schon begonnen, ihre Koffer zu packen. In den meisten Fällen hatte sie ihrem Vater verkündet, dass sie mit Freundinnen zusammenziehen werde. Aber in dem Bericht des Privatdetektivs, den ihr Vater engagiert hatte, stand meist, dass sie mit einem gut aussehenden Mann zusammengezogen war, einem Künstler oder Musiker. Paige hatte offensichtlich eine Schwäche für kreative Menschen. Natürlich teilten sie mehr als nur den Kühlschrank miteinander.
Zuerst hatte Conrad sich Sorgen gemacht, dass man Paige wegen ihres Geldes ausnutzen würde. Eine ganze Familie hätte ohne Probleme von der monatlichen Überweisung leben können, die er seiner Tochter schickte. Aber merkwürdigerweise hatte Paige von Anfang an nicht einen Penny von dem Geld angerührt. Dabei hatte es sich um beträchtliche Summen gehandelt. Als Conrad feststellen musste, dass sie das meiste davon an Greenpeace überwiesen und sich einen Job gesucht hatte, hatte er die Zahlungen eingestellt.
„Dann soll sie doch arbeiten, wenn sie es unbedingt will", hatte er damals wütend zu Antonio gesagt. Aber natürlich gefiel es ihm gar nicht, wenn er erfuhr, dass sie als Kellnerin in irgendeinem Café oder als Barfrau in einem Club arbeitete.
Seine größte Angst bestand allerdings darin, dass Paige von einem ihrer Wohngemeinschaftsfreunde schwanger wurde und das Baby dann mit nach Hause bringen würde. Babys waren Conrad ein Gräuel. Und dieser Umstand brachte Antonio auf eine Idee.
„Sie ist doch nicht zufällig schwanger, oder?", fragte er besorgt.
„Nein, aber sie wird ziemlich viel Ärger bekommen, wenn nicht langsam etwas passiert, das versichere ich Ihnen. Wussten Sie eigentlich, dass sie nächste Woche dreiundzwanzig Jahre alt wird?"
Antonio war überrascht. Wie schnell die Zeit vergangen war!
„Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie alles probiert haben", sagte er aufrichtig. Die meisten Mädchen hätten sich um das gerissen, was Paige alles hatte. Ein wunderschönes Heim. Designerkleidung. Eine monatliche Zuwendung, die einer Prinzessin würdig gewesen wäre. Aber sie hatte alles zurückgewiesen.
„Nein, sagte Conrad in diesem Moment. Er sah Antonio scharf an. „Es gibt etwas, was ich noch nicht probiert habe.
„Und das wäre?"
„Heirat, verkündete Conrad. „Einen Mann zu heiraten, der sie im Griff hat.
Antonio konnte nicht anders, er musste einfach lachen.
„Sie glauben doch wohl nicht ernsthaft, dass Paige einen Mann heiraten würde, den Sie ihr ausgesucht haben, oder?"
„Nein, natürlich nicht. Ich dachte mehr an einen Mann, den sie sich ausgesucht hat. Um es genau zu sagen, habe ich an Sie gedacht."
Antonio blickte ihn entgeistert an.
„An mich?" Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
„Ja, an Sie. Jetzt tun Sie doch nicht so, als würde Sie das groß überraschen. Meinen Sie, ich wüsste nicht, was passiert ist, bevor Paige damals zum ersten Mal von zu Hause fortgelaufen ist? Nachdem ich den Privatdetektiv engagiert habe, hat er als Erstes unser Personal interviewt. Jemand hat den kleinen Zwischenfall am Pool zwischen Paige und Ihnen mitbekommen. Das hätten Sie nicht gedacht, was?"
Als Antonio die Situation erklären wollte, bedeutete Conrad ihm, zu schweigen.
„Sie brauchen sich vor mir nicht zu rechtfertigen, verkündete er. „Meiner Meinung nach haben Sie genau das Richtige getan. Woher hätten Sie auch wissen können, dass das kleine Dummchen Ihre Zurückweisung so ernst nehmen und mit gebrochenem Herzen davonlaufen würde?
„Aber ihr Herz war doch gar nicht gebrochen, erwiderte Antonio empört. „Jedenfalls hat sie nicht lange gezögert, sich den nächsten Liebhaber zu angeln. Mit ihrem Kummer kann es also nicht weit her gewesen sein.
„Aber ein Mädchen vergisst ihre erste Liebe niemals."
„Unsinn! Ich war nie ihre erste Liebe. Das hat sie sich alles nur eingebildet."
Das war ja unglaublich! Er hatte Paige damals noch nicht einmal geküsst. Er war sehr höflich zu ihr gewesen, als sie in den Ferien aus dem Internat nach Hause gekommen war, und er hatte sich öfter angeregt mit ihr unterhalten, wenn sie sich zufällig trafen. Er hatte damals als Conrads persönlicher Assistent gearbeitet, es war sein erster