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Die Stiftssekretärin
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eBook130 Seiten1 Stunde

Die Stiftssekretärin

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Über dieses E-Book

Bezaubernder Roman um die große Liebe einer Waisen. Jahrelang hat die schöne Ursula von Ronach das bittere Brot der armen Verwandten gegessen. Als der steinreiche Baron von Rippach um ihre Hand anhält, könnte sie ihrem Aschenbrödel-Dasein entfliehen. Aber Ursula kann sich nicht verkaufen, denn sie liebt einen anderen. Und auch wenn diese Liebe hoffnungslos ist, so will sie doch Malte von Feldegg die Treue halten. Als Stiftssekretärin von St. Annen findet Ursula eine neue Heimat. Und hier begegnet sie beiden Männern in den Wirren des Ersten Weltkriegs wieder. Der eine wendet sich voller Verachtung von ihr ab, der andere bittet sie auf seinem Sterbelager, seine Frau zu werden...
SpracheDeutsch
HerausgeberClassica Libris
Erscheinungsdatum19. Jan. 2019
ISBN9788829599134
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    Buchvorschau

    Die Stiftssekretärin - Hedwig Courths-Mahler

    Hedwig Courths-Mahler

    DIE STIFTSSEKRETÄRIN

    Copyright

    First published in 1921

    Copyright © 2019 Classica Libris

    Die Stiftssekretärin

    Es war im Frühsommer des Jahres 1914. Im warmen Sonnenschein saßen zwei junge Damen auf der Veranda des Herrenhauses von Feldegg. Sie waren mit Handarbeiten beschäftigt.

    „Wenn ich nur wüsste, welchen Zweck diese langweiligen Stickereien haben sollen, Ursula! Mama hat schon einen ganzen Schrank voll. Und nie wird etwas davon gebraucht."

    Die jüngere der beiden Damen, ein reizender Backfisch, sah mit fragendem Blick von der Arbeit auf.

    „Deine Mutter hat nun einmal Gefallen daran, Gusti", erwiderte Ursula von Ronach.

    Gusti von Feldegg holte tief Atem und wirbelte die Stickerei in der Luft herum.

    „Ach, geh doch, Ursula, sie sieht sie ja nie mehr an, wenn sie erst mal fertig im Schrank liegen. Übrigens, sei einmal ehrlich: Dich ödet diese nutzlose Arbeit doch auch schon längst an. Aber du wagst es nur nicht, deinem Groll Luft zu machen."

    Ursula sah nicht auf von ihrer Arbeit, aber in ihr Antlitz stieg ein leises Rot.

    „Du irrst, Gusti. Ich muss ja doch froh sein, dass ich mich nützlich machen kann. Je mehr Arbeit ich habe, desto weniger überflüssig komme ich mir vor."

    Gusti warf die Stickerei in den Korb, der auf dem Tisch vor ihr stand.

    „Armes Aschenbrödel! Ja, ja, ich weiß schon! Für das Unterkommen, das du hier auf Feldegg seit dem Tod deiner Eltern gefunden hast, musst du dem lieben Gott, noch mehr aber deinem gestrengen Herrn Vormund samt der ganzen hochlöblichen Familie täglich auf den Knien danken! Du Ärmste! Ich wundere mich wirklich, dass du nicht schon unter der Last der Wohltaten, die dir auf Feldegg erwiesen werden, zusammengebrochen oder aus der Haut gefahren bist, Das Letztere hätte ich nämlich an deiner Stelle getan."

    Ursula von Ronach fädelte einen neuen Faden ein und sah dann einen Moment mit einem seltsamen Blick zu Gusti hinüber.

    „Nein, Gusti, an meiner Stelle hättest du das nicht getan. Du hättest dich, gleich mir, bescheiden ducken müssen und hättest, in dem Bestreben, die Last dieser Wohltaten zu verringern, dein Möglichstes getan, um das… Gnadenbrot, das dir geboten wird, wenigstens zu verdienen."

    Gusti machte eine ungeduldige Bewegung.

    „Ach, du verdienst es doppelt und dreifach, das weißt du so gut wie ich – wenn es auch sonst niemand hier im Haus einsehen will. Mama erspart an dir geradezu eine Wirtschafterin. Wenn du bei fremden Leuten so viel leisten würdest wie hier auf Feldegg, dann bekämst du neben guter Behandlung auch noch ein hohes Gehalt, aber bei uns wird dir als Gnadenbrot geboten, was dein gutes Recht ist und was du dir schwer genug verdienen musst. Ach, Urselchen, manchmal könnte ich weinen vor Ärger und vor Mitleid. Wenn man dir nur wenigstens ein bisschen Liebe entgegenbrächte!"

    Mit warmen Ausdruck blickte Ursula in Gustis Augen.

    „Ein bisschen Liebe? Hast du mich denn nicht lieb, Gusti?"

    Gusti sprang auf und umarmte Ursula herzlich.

    „Ach du, wie lieb ich dich habe, weißt du ganz genau. Papa und Mama haben ja nie Zeit für mich gehabt, und meine Schwester hat von jeher nur an sich selbst gedacht. Siehst du, Urselchen, so war ich einsam und verlassen, bis du hierher kamst und mir Liebe schenktest."

    Ursula lächelte.

    „Aber dein Bruder, Gusti! Vergisst du denn Malte ganz? Der hat dich doch sehr lieb", sagte sie, während die Röte in ihrem Gesicht noch tiefer wurde.

    Gusti atmete tief ein, und ihre Augen strahlten zärtlich. „Ach, mein Bruder – ja der! Der hat mich lieb und ist gut zu mir.

    Er weiß auch, wie mir ums Herz ist, denn siehst du, Ursula, er fühlt sich auch nicht wohl daheim. Es ist, als seien Malte und ich ganz andere Menschen als die Eltern und Astrid. Er ist ja so herzensgut, wenn er auch immer ernst und streng aussieht. Das macht, weil er unter den Verhältnissen leidet, viel mehr noch als ich, und weil er doch nichts ändern kann. Aber er bemitleidet mich… und dich auch."

    „Mich?, fragte Ursula leise. Gusti nickte. „Ja, dich! Er hat es mir gesagt, als er das letzte Mal auf Urlaub zu Hause war. Er war innerlich empört, dass man dich hier wie ein Aschenbrödel hält. Er möchte dir so gern helfen, und dass er es nicht kann, bedrückt ihn sehr. Aber siehst du, so lieb mich Malte auch hat – er ist doch leider so selten zu Hause. Und ist er einmal da, dann quälen ihn die Eltern immerfort, er müsse eine reiche Heirat machen, um Feldegg wieder emporzubringen. Das quält ihn, denn er ist doch nicht ein Mensch, der sich einfach verkaufen lässt, wie Astrid das wohl tun könnte. Und denken zu müssen, dass die Eltern zum größten Teil selbst schuld sind, dass Feldegg so heruntergekommen ist!

    Sie machte eine Pause, als ob sie überlege.

    Dann fuhr sie fort: „Weißt du, jetzt werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, Lutz Baron von Rippach für Astrid zu kapern. Sie bekommt trotz der schlechten Finanzen ein neues Kleid nach dem anderen. Aber das könnten sie sich sparen. Obwohl Astrid ein sehr schönes Mädchen ist, fällt es Baron Lutz nicht ein, um Sie anzuhalten. Er mag sie nicht."

    „Aber Gusti, das kannst du doch nicht wissen", warf Ursula ein.

    Gusti zuckte die Achseln. „Man hat doch Augen im Kopf. Er ist artig und höflich gegen Astrid – aber so gemessen und kühl, obwohl das sonst gar nicht in seiner Art liegt."

    „Er kommt aber doch oft nach Feldegg."

    Gusti nickte und sah Ursula mit einem seltsamen Blick an.

    „Gewiss! Sehr oft sogar – aber erst, seit du auf Feldegg bist."

    Betroffen sah Ursula von ihrer Arbeit auf. „Was willst du damit sagen, Gusti?"

    Die Kleine machte ein schlaues Gesicht. „Bist du wirklich so ahnungslos, Urselchen? Merkst du wirklich nicht, dass Baron Lutz nur deinetwegen so oft nach Feldegg kommt?"

    Unwillig errötete sich das Gesicht Ursulas. Sie sagte ernst: „Liebe Gusti, du sprichst manchmal recht unbedacht, aber mit solchen Dingen soll man keinen Scherz treiben. So unter vier Augen nehme ich es dir nicht übel, aber wenn es vor anderen geschieht, etwa vor deiner Mutter oder vor Astrid, würdest du meine Stellung hier im Haus unhaltbar machen."

    Gusti tippte lachend mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Aber Ursula, so einfältig werde ich doch nicht sein! Astrid kann dich ohnehin nicht ausstehen, weil du ebenso schön bist wie sie – nur noch viel lieber. Astrid wirkt bei aller Schönheit immer wie eine Gletscherjungfrau, du aber wie die liebe Sonne. Und alle Menschen sehen doch nun mal am liebsten nach der Sonne. Baron Lutz auch."

    Ursula schüttelte unwillig den Kopf. „Sag das nicht! Und sprich auch nicht so über Astrid! Sie ist nur ein wenig stolz und unnahbar."

    „Ach, das kommt sehr darauf an. Baron Lutz gegenüber ist sie ganz sicher nicht unnahbar. Aber dir kann sie das Wasser nicht reichen. Wäre ich ein Mann, ich wüsste ganz genau, wem von euch ich die Palme reichen würde. Und Baron Lutz weiß das auch. Und nach einer Weile fuhr sie schelmisch fort: „Ich möchte wissen, was du sagen würdest, wenn Baron. Lutz eines Tages um deine Hand anhielte.

    Ursula richtete sich stolz auf.

    „Hoffentlich geschieht das nie. Und ganz bestimmt würde ich ihm ein Nein antworten."

    Gusti zog die Stirn in Falten. „Ach du – lass ihn nur erst einmal kommen! Er ist doch ein sehr netter Mensch! Und dann sein Reichtum, Urselchen! Er ist nicht nur Majoratsherr von Rippach, sondern auch noch Besitzer des benachbarten Waldau. Denke nur, was das für eine Genugtuung für dich wäre, wenn du als Majoratsherrin von Rippach Feldegg verlassen würdest! Astrid würde grün vor Neid! Sie rechnet nämlich schon stark damit, Baronin Rippach zu werden."

    „Nun, ich wünsche ihr von Herzen, dass sich ihr Wunsch erfüllt."

    Gusti seufzte. „Magst du ihn denn gar nicht leiden, Ursula?"

    Diese sah ernst vor sich hin. „Doch, Gusti, sehr sogar. Aber ich liebe ihn nicht, könnte ihn nie lieben."

    Nachdenklich stützte Gusti die Arme auf den Tisch. „Schade – jammerschade! Ihr zwei würdet gut zusammenpassen. Ich hoffe doch, du wirst noch anderen Sinnes."

    Energisch schüttelte Ursula den Kopf. „Niemals, Gusti."

    Mit einem Ruck fuhr Gusti empor und sah Ursula forschend an. „Dann gibt es nur eine Erklärung für mich."

    Ruhig stickte Ursula weiter. „Welche denn?"

    Gusti beugte sich vor. „Dann liebst du einen anderen!"

    Dunkle Glut schoss in Ursulas Gesicht. „Ich bitte dich, Gusti, schwatz doch nicht solchen Unsinn!", rief sie heftig.

    Mit einem Achselzucken lehnte sich Gusti wieder zurück. „Nun ja! Ich bin still, Urselchen, sei nur nicht gleich böse! Aber wenn man solch einen Freier ausschlagen will wie Baron Lutz – das muss doch einen besonderen Grund haben."

    „Warum nur, Gusti? Möchtest du denn seine Frau werden?"

    Gusti lachte ein wenig verlegen. „Ach, du lieber Gott! Baron Lutz und ich! Wo denkst du hin, Ursula! Er ist doch schon fünfunddreißig Jahre, also achtzehn Jahre älter als ich. Für ihn bin ich noch ein halbes Kind, zu mir ist er immer wie ein guter alter Onkel. Außerdem: Für mich wäre so ein ernsthafter Mann nichts. Wenn ich mal heirate, dann möchte ich einen Mann haben, der lachen kann, so recht aus vollem Herzen! So ein froher Sonnenmensch müsste es sein."

    Jetzt sah Ursula schelmisch lächelnd in Gustis gerötetes Gesicht. „Dann würde ja zum Beispiel Baron Rippachs Cousin Hans sehr gut zu dir passen."

    Gusti wurde rot, sagte aber ganz ernsthaft: „Ja, Urselchen, Baron

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