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Seine Frau
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eBook135 Seiten1 Stunde

Seine Frau

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Über dieses E-Book

Mariannes Sehnsucht nach Reichtum und einem behaglichen Leben führte einst dazu, dass sie Kurt Limbachs Frau wurde. Doch Liebe empfindet sie für ihren gutmütigen Gatten nicht. Ihr Herz gehört immer noch Hans von Reßdorf, den sie einst wegen seiner Armut schmachvoll abgewiesen hat. Damals hat Hans Hals über Kopf seine Heimat verlassen und ist in die weite Welt gezogen. Doch nun ist er zurückgekehrt, und wieder beginnt Marianne ihr kokettes Spiel. Hans soll sie lieben und ihr die Langeweile des Ehealltags vertreiben.
Doch wird Reßdorf dem Zauber der schönen Frau verfallen?
SpracheDeutsch
HerausgeberClassica Libris
Erscheinungsdatum2. März 2020
ISBN9788835379720
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    Buchvorschau

    Seine Frau - Hedwig Courths-Mahler

    Hedwig Courths-Mahler

    SEINE FRAU

    Copyright

    First published in 1917

    Copyright © 2020 Classica Libris

    Seine Frau

    Marianne Limbach ging langsam den schmalen Waldweg entlang, der neben der Straße von Wollin nach Reßdorf lief. Sie trug eines ihrer eleganten Kleider, das zwar sehr duftig und reizvoll war, aber für den Waldspaziergang doch nicht recht geeignet erschien.

    Aber Frau Marianne liebte es, sich unter allen Umständen zu schmücken und große Toilette zu machen. Wozu war sie auch eine schöne junge Frau? Wozu hatte sie einen Mann geheiratet, bei dem das Geld keine Rolle spielte? Wenn bei dieser Heirat nicht wenigstens Luxus und Wohlleben herausgesprungen wären – lieber Gott, dann hätte sie doch wahrlich nicht aus ihrem Herzen eine Mördergrube zu machen brauchen, dann hätte sie doch damals nicht dem hübschen, interessanten und auch so lieben Hans von Reßdorf die Treue zu brechen brauchen, um sich, statt mit ihm, mit einem so – nun ja – mit einem so herzlich unbedeutenden Gatten zu vermählen. Leicht war ihr das damals wirklich nicht geworden. Sie hatte sogar ein wenig geweint und sich mindestens acht Tage sehr unglücklich gefühlt, jawohl.

    Und wenn Hans von Reßdorf nur halb so reich gewesen wäre wie Kurt Limbach, dann wäre sie ihm ganz sicher treu geblieben. Aber so – nein, das war eben unmöglich. Hart genug war es sie angekommen, den armen, lieben Kerl aufzugeben, als herauskam, dass sein Oheim, als dessen Erbe er sich betrachtet hatte, auf seine alten Tage noch eine Ehe geschlossen hatte.

    Das war gewesen, kurz nachdem sie sich im Wolliner Park heimlich den Verlobungskuss gegeben hatten. Und da hatte sie glücklicherweise so viel Vernunft behalten, von ihm zu verlangen, dass ihre Verlobung auch geheim bleiben sollte. Und als dann Hans Reßdorfs Onkel ein Erbe geboren wurde und gar keine Aussicht mehr auf bessere Zeiten blieb, da musste sie noch vernünftiger sein.

    Wie konnte sie da auch noch an eine Heirat mit ihm denken? Er besaß nichts als ein verfallenes Stammschloss, in dem die Mäuse den Hungertod starben. Und sie? Ach, du lieber Gott! Sie hörte zu Hause von früh bis spät das Klagelied um die schlechten Zeiten. Ihre Eltern waren arm geworden. Wollin, das väterliche Gut, stand vor dem Ruin, und die Gläubiger wollten es versteigern, um zu ihrem Geld zu kommen.

    Und da kam Kurt Limbach, der Millionär, aus der Stadt heraus, um sich Wollin anzusehen und eventuell zu kaufen. Dabei verliebte er sich rettungslos in sie und bot ihr seine Hand an.

    Was sollte sie da anderes tun? Sie fürchtete sich doch so namenlos vor der Armut. Und die Eltern taten ihr auch Leid, die Eltern und die kleine Schwester. Da gab es gar keine andere Wahl für sie, als Hans Reßdorf den Laufpass zu geben und Frau Limbach zu werden. Das war nun schon zehn Jahre her.

    Ihre Eltern hatten nicht in die Verbannung ziehen müssen, sie waren friedlich in altgewohnten und außerdem sorglosen Verhältnissen in Wollin geblieben bis zu ihrem Tod. Und Käthe, ihre acht Jahre jüngere Schwester, hatte heute noch in Wollin ihre Heimat.

    Gut und schön hatte sich ihr Leben gestaltet, und sie war zufrieden und froh. Freilich, ein bisschen langweilig war der gute Kurt, und zuweilen fiel er ihr mit seiner unentwegten, unwandelbaren Liebe, die er oft recht geräuschvoll bewies, ein wenig auf die Nerven. Und da gefiel sie sich dann darin, nach irgendwas und irgendwem Sehnsucht zu empfinden. Manchmal dachte sie dann auch voll träumerischer Wehmut an Hans Reßdorf und redete sich allen Ernstes ein, dass sie ihn sehr geliebt habe.

    Er hatte damals aus Groll und Schmerz das baufällige Schloss seiner Ahnen verlassen und war in die weite Welt gegangen. Soviel sie wusste, hatte er über dem großen Teich ein neues Leben anfangen wollen.

    Wenn Marianne Limbach ganz ehrlich hätte gegen sich sein wollen, dann hätte sie sich eingestehen müssen, dass sie schon seit Jahren gar nicht mehr an Hans Reßdorf gedacht hatte. Zehn Jahre sind eine lange Zeit, wenn man eine schöne, reiche, viel gefeierte und angebetete Frau ist. Aber gestern Abend war sie an ihn erinnert worden, und nun bildete sie sich ein, dass sie ihn nie vergessen habe. Sie dekorierte sich mit dieser Liebe, die einst ihr neunzehnjähriges Dasein verschönt hatte, wie mit einer neuen Robe, und prüfte kokett, wie sie ihr zu Gesicht stand. Ach, sie war mit ihren neunundzwanzig Jahren viel schöner, als sie mit neunzehn gewesen war. Das wusste sie ganz genau. Und es gelüstete sie, zu erfahren, wie sie heute in ihrer voll erblühten Frauenschönheit auf Hans Reßdorf wirken würde.

    Nach zehnjähriger Abwesenheit war er wieder heimgekehrt. Herr von Diesterfeld, die lebendige Chronik der Umgebung, hatte es in Wollin bei der Abendtafel als größte Neuigkeit erzählt. Über den Tisch herüber hatte er ihr zugerufen: „Was sagen Sie dazu, meine verehrte gnädige Frau, der ‚verflossene‘ Reßdorf ist wieder im Land!"

    Diesterfeld erzählte mit großer Wichtigtuerei, dass Hans von Reßdorf als genau der arme Schlucker zurückgekehrt sei, als der er vor zehn Jahren ausgezogen war. Ziemlich heruntergekommen solle er aussehen. Und schon seit vierzehn Tagen sollte er wieder in seinem halb verfallenen Schloss wohnen, in dem bisher nur noch der alte Gottfried, ein treuer, alter Diener der Familie Reßdorf, mit seiner Frau gehaust hatte.

    Marianne Limbach hatte ein prickelndes Gefühl in ihren Adern. Reßdorfs Heimkehr war doch wieder einmal ein interessantes Erlebnis in der Stille ihres behaglichen Wohllebens. Dass er bereits seit vierzehn Tagen zurückgekehrt war, ohne sich in Wollin sehen zu lassen, ließ nur zwei Deutungen zu. Entweder liebte er sie noch immer, oder er grollte ihr noch ob ihres Treuebruchs.

    Sie musste unbedingt zu ergründen suchen, was ihn von ihr und Wollin, wo er früher so oft und gern gewesen war, fernhielt.

    Frau Marianne machte sich also verführerisch schön und opferte für diesen Gang eines von ihren neuen Pariser Frühjahrskleidern. Und nun war sie auf dem Weg nach Schloss Reßdorf.

    Offiziell ging sie allerdings nur ihrer Schwester Käthe entgegen, die in der Meierei auf dem zu Wollin gehörigen Vorwerk mit dem Pächter etwas zu verhandeln hatte. Der Weg nach diesem Vorwerk führte am Reßdorfer Schloss ziemlich dicht vorüber. Auch sich selbst gestand Frau Marianne nicht ohne weiteres ein, dass sie ein wenig mit dem Feuer spielen wollte.

    Gerade jetzt war es etwas sehr langweilig in Wollin. Frau Mariannes letzter Flirt, ein schlanker, hübscher Rittmeister aus der nahen Garnison, war eben versetzt und somit aus ihrer Nähe verbannt worden.

    Ihr Herz war sozusagen frei – und Hans Reßdorf hatte Chancen.

    Ein kleines Gruseln hatte ihr allerdings Diesterfelds Behauptung eingeflößt, dass Reßdorf ziemlich heruntergekommen aussehen sollte. Schlecht gekleidete Menschen waren ihr unangenehm. Aber Diesterfeld übertrieb immer. Arm war Hans Reßdorf immer gewesen, und seine Zivilanzüge hatte er auch früher nicht von einem ersten Schneider bezogen. Trotzdem hatte er auch darin eine schneidige Figur gemacht.

    In solche Gedanken versunken, schritt die schöne Frau auf dem Waldweg dahin. Ihre braunen, von goldigen Wimpern umsäumten Augen blickten forschend umher. Sie war jetzt nahe an das Reßdorfer Schloss herangekommen. Zuweilen sah man schon das graue Gemäuer durch das malerische Laub der Bäume schimmern.

    Nun kam sie an einen Weg, der, von dem ihren abzweigend, direkt auf das Schloss zuführte.

    Unschlüssig stand sie eine Weile am Scheideweg. Dann hob sie entschlossen den Kopf.

    Noch ein prüfender Blick flog durch den Wald, ehe sie den Fuß hob, um nach dem Schloss zu gehen. Aber dieser Blick hielt sie von dem Schritt zurück. Sie zuckte ein wenig zusammen und blieb stehen. Nur wenige Schritte von ihr entfernt stand mit untergeschlagenen Armen ein Mann an einem Baum gelehnt und wandte ihr sein Gesicht zu.

    Der Mann war ziemlich groß, von schlanker, sehniger Gestalt, und hatte ein scharf geschnittenes Gesicht, dem Luft und Sonne einen hellen Bronzeton gegeben hatten. Dieses charakteristische Gesicht mit dem festen, energischen Kinn, der geraden Nase und den tief liegenden grauen Augen war von einem weichen Filzhut beschattet, der weder neu noch elegant aussah. Ebenso wenig konnte der graue Lodenanzug Anspruch auf diese Eigenschaften erheben, obwohl er von gutem Schnitt war. Und doch machte der Träger dieses bescheidenen, beinahe ärmlichen Anzugs einen durchaus vornehmen Eindruck.

    Er hatte Marianne bereits bemerkt, ehe sie ihn sah, und hatte ihr Zögern beobachtet. Bei ihrem Anblick war es einen Moment wie Wetterleuchten über sein Gesicht gezuckt, und dann hatte ein ironisches Lächeln seine Lippen umspielt. Aber nun, da sie ihn ansah, waren seine Züge ruhig und unbewegt, und seine Augen blickten kühl.

    Als er sah, dass sie ihn bemerkt hatte, ließ er die übereinander gekreuzten Arme auseinander gleiten. Er griff zum Hut und verneigte sich stumm. Sie errötete jäh. Das stand ihr gut – er kannte diesen schnellen Farbenwechsel an ihr, der ein leicht erregbares Naturell verriet. Einst hatte er entzückt dieses Farbenspiel beobachtet und es für den Ausdruck einer tiefen Gemütsart gehalten. Das war damals, als sie noch Marianne von Wollin hieß, als er sie liebte und für das Ideal seines Herzens hielt.

    Wie jung und dumm war er damals gewesen!

    Jetzt ließ ihn ihr Erröten kalt.

    Dass sie schöner war als je, verhehlte er sich nicht. Trotzdem lag ihm nichts daran, die Bekanntschaft zu erneuern und fortzusetzen. Er hoffte, sie würde mit einer stummen Erwiderung seines Grußes vorübergehen.

    Aber er irrte sich.

    Marianne blieb stehen und sah ihm mit einem koketten Blick in die Augen.

    „Hans Reßdorf! Wirklich – Sie sind es? Also endlich wieder in die Heimat zurückgekehrt?", sagte sie mit weicher Stimme.

    Sich leicht verneigend, sagte er ruhig: „Ich

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