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Der letzte Monarch: Versailles
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eBook126 Seiten1 Stunde

Der letzte Monarch: Versailles

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Über dieses E-Book

Für Louis gibt es keinen Ausweg: er muss nach Versailles zurückkehren und an die Stelle seines verstorbenen Bruders treten. Für lange Zeit sagt er seiner geliebten Marléne somit lebewohl.
Schon bald aber sollen sie sich wiedersehen, denn sein Vater möchte ihn verheiraten. Louis kennt sie nur flüchtig, weiß nur, dass sie von gutem Stand ist und auf dem Weg zu ihm. Gemeinsam mit seinem neuen besten Freund Damien beschließt er seine Marléne einfach heimlich an den Hof zu bringen.
Aus ihrer Armut gerissen muss das Mädchen fortan vorgeben von Adel zu sein, muss sich zwischen all den Intrigen behaupten. Nicht leicht, begegnet sie ihrer Rivalin und Louis zukünftiger Gemahlin Tag für Tag und wartet ihrer Zeit ab. Wann wird Louis es seinem Vater gestehen? Und, kann er das überhaupt ohne auf den Thron zu verzichten? Voller Schrecken merkt sie, dass er das vermutlich auch gar nicht will ...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum28. Jan. 2017
ISBN9783742799227
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    Buchvorschau

    Der letzte Monarch - Simone Lilly

    1.

    Fast niemand bewegte sich, ein jeder hatte sich säuberlich in eine Reihe eingeordnet. Rechts von ihm, zierliche Frauen, mit Puder überdeckt, er ließ ihre Gesichter seltsam blaß und leblos wirken. Ihre Brüste waren hochgebunden, wurden von schweren Corsagen gehalten, zusammengedrückt und zugeschnürt. Alle hatten Probleme damit zu atmen, viele wedelten sich aus diesem Grund mit bunten Fächern vor der Nase herum. Links, nicht weit von den Frauen, befanden sich die Männer, vermutlich ihre Gatten. Beinahe alle von ihnen waren gut gebaut, gut genährt, alle hatten einen dicken Bauch, welcher von einer feierlichen Uniform im Zaum gehalten wurde. Die Uniform,  sowie die daran genähten Knöpfe spannten gefährlich und drohten ihm jeden Augenblick entgegenzuspringen. Erst recht Angst bekam Louis, wenn einer der Männer sich vor ihm verbeugte und dabei gefährlich tief einatmete.

    „Monsieur Cardale", begrüßte er einen der direkt vor ihm stehenden Herrschaften. Als kämen alle nur um eine Attraktion – ihn – zu bewundern, drückten sie sich in einer langen Schlange zu ihm nach vorne. Während die Frauen zuerst dem König, seinem Vater, huldigten, hatte er ihre Ehemänner zu unterhalten. Wahrscheinlich war gerade Madame Cardale, die Frau des berüchtigten Stadtverwalters, im Begriff vor seinem Vater zu knicksten, ihn untergeben in die Augen zu blicken, den Kopf dann beschämt zu senken und sich kurz von ihm die Hand küssen zu lassen. Eigentlich hatte Louis nichts gegen Monsieur Cadale. Er war etwas älter, mitte sechzig, hatte graues schütteres Haar, wahnsinnig große Ohren, einen kleinen Schnauzer, welcher ihm in langen Strähnen von der Nase abwärts in den Mund strömte. Wann immer er sprach, lachte oder trank, wacktelte er amüsant hin und her, füllte sich im Laufe eines Abends mit allen erdenklichen Speisen. Doch Louis gefiel es, er war menschlich geblieben, eine Rarietät unter all den versteinerten Puppen und Masken der gehobenen Gesellschaft.

    „Majestät", sagte Monsieur Cardale kurz, schwang eines seiner Beine hinter das andere und verbeugte sich ehrwürdig. Unangenehm berührt wechselte Louis heimliche Blicke mit dem Nächsten der Männer, die darauf warteten ihn begrüßen zu können. Was er ihm mit seinem Blick sagen wollte, wusste der arme Mann nicht, verstand anscheinend nicht einmal, dass wirklich er gemeint war. Zum Glück. Louis wollte einfach nicht immer nur diesselben eintönigen Gesichter vor dem seinen sehen , suchte Abwechslung. Was hatte er an diesem Abend großartig zu tun? In den wertvollen Stunden tat er nichts anderes als mit verschiedenen Frauen zu tanzen, zu essen, Leute zu begrüßen, und dumm auf dem Thron herumzusitzen. War das  alles? War das der Sinn seines Lebens?

    Die Reihe strömte rasch an ihm vorüber, jetzt, da er andere Sachen im Kopf hatte, bekam er die wahnsinnige Vielfalt an Rängen, Gesichtern und Worten nicht mehr mit, konnte sich davon befreien. Da er der Thronfolger war, besaß sowieso keiner der Gäste den Mut ihn etwas präziser nach etwas zu fragen, etwas zu sagen, worauf Louis hätte ernsthaft antworten müssen. Es hieß immer nur : Eure Majestät.

    Musik ertönte neben ihm. Louis musste getroffen aufatmen. Jetzt kam der Walzer. Nicht dass er es hasste zu tanzen. Doch … er tat es in gewisser Weise doch. Alle Frauen wollten sich einmal mit ihm durch den geräumigen Saal schwingen, wollten mit ihm reden, ihn von ihren Vorzügen überzeugen. Mütter zogen ihre unverheirateten Töchter an ihn heran, legten ihm ehrfürchtig deren zarte Hände in seine Hand und zwangen ihn so mit einer jeden zu tanzen. In der Hoffnung er würde sich in eine von ihnen verlieben, sie zur Frau und zur späteren Königin Frankreichs machen.

    Wie immer sollte er recht behalten. Noch während des ersten Taktes der Melodie scharrten sich eine Horde nervös kichernder Frauen vor seinen Platz. Sein Vater und er wechselten vielsagende Blicke. Das erste Mal, dass er und sein Vater gleicher Meinung waren. Louis wollte eine Frau, die er liebte, hielt nichts von der Absicht der Mütter, ihre Töchter einfach mit irgendeinem Mann zu vermählen. Sein Vater hingegen dachte einfacher. Louis war ein König, eine Königin, Prinzessin kam für ihn infrage, eine, die vielleicht noch gar ein ganzes zweites Königreich mit in die Ehe brachte. Etwas anderes gab es für ihn nicht.

    Die erste Mutter kam auf ihn zu. Eine Gräfin, dass konnte er an einer kleinen Brosche auf ihrem festlichen Kleid erkennen. Anders als er es von Claudette, der Mätresse seines Vaters, her kannte, hatte sie ein relativ lockeres Dekoleté, was ihr mehr Raum zu atmen verschaffte. Sie war schon etwas älter. Eigentlich so wie sein Vater selbst. An ihrer aufgeregten Hand führte sie ein junges Mädchen mit sich. Die kleine machte den Eindruck noch sehr jung zu sein. Louis ging sogar davon aus, dass sie noch nicht mal ihre Blutung bekommen hatte. Warum sollte er ernsthaft in Erwägung ziehen ein so junges Ding zur Frau zu nehmen?

    Die Gräfin kam näher, knickste einmal in Richtung seines Vaters, und dann in seine Richtung. Obwohl Louis ihren Namen nicht kannte, wollte er höflich sein. Sagte deswegen nur ein kurzes: „Gräfin, und wies ihr an sich wieder zu erheben. „Gräfin musste reichen. Es passte auf ihren Stand, war höflich und nicht zu privat.

    „Eure Majestät.", gab sie förmlich zurück, reichte ihm ihre dünne Hand, die sie in einen weißen Seidenhandschuh gehüllt hatte. Gezwungen küsste er sie, reichte dann sogleich dem jungen Mädchen die Hand.

    „Es wäre mir eine Ehre, Sie würden den nächsten Tanz mit meiner Tochter Manette tanzen."

    Allein schon die Silbe „Ma" genügte um Louis einen Stoß in die Magengrube zu verpassen. Um ihm seine Gesichtszüge zu Eis gefrieren zu lassen. Der Name erinnerte ihn an Marléne. An seine geliebte Marléne, die er nun schon seit Monaten nicht mehr gesehen hatte, an die er Tag ein Tag aus denken musste. Während den Unterrichtsstunden, den Fechtübungen, den Reitstunden. Im Laufe der überdrüssigen Feste und Feierlichkeiten, wie an diesem Abend, den Staatsempfängen und Staatsbesuchen. Den wochenlangen Reisen dorthin und dem ganzen falschen Treiben und Handeln der Leute.

    „Es wäre mir eine große Freude", sagte er milder und griff die Hand des Mädchens fester. Ihr Name ging im lange nach. Was hatte sie mit Marléne gemein? Kurz huschten seine Augen an ihr hinunter. Nichts. Ihr Gesicht war nicht so kantig, wirkte glatt und makellos, sie hatte lupenreine Haut, eine edle Frisur. Ihr kam es nicht einmal im Traum in den Sinn sich bei jeder Bewegung so sinnlich durch die Haare zu fahren, wie Marléne es getan hatte, als sie es tat. Und doch empfand er Mitleid mit dem Mädchen. Es wirkte gequält. Mit Sicherheit hatte die Gräfin es kurz vor ihrem Auftauchen unterwiesen, sich gut zu benehmen, ihm schöne Augen zu machen, ihm zu imponieren.

    „Gehen wir?", fragte er unverwandt als die Musik kurz stoppte, ein jeder Musikant einen Schluck Wein zu sich nahm und dann von Neuem begann zu spielen. Sie nickte, kam nicht davon noch einmal fragend zu ihrer Mutter blicken zu müssen, einen wütenden Blick von ihre entgegenzunehmen und ihm zu folgen. Ihre Hand war so dünn und klein, dass er Angst davor hatte, sie zu feste zu drücken, dementsprechend distanziert waren ihre Anfänge.

    „Wie alt bist du?", fragte er direkt und drehte sie einmal im Kreis.

    Während dieser Drehung antwortete sie leise. So leise, dass er es bald nicht verstanden hätte. „13 Jahre, Eure Majestät. Und Sie?"

    Über ihre Jugend musste er schmunzeln. Die Gräfin würde ihr gewiss eine Standpauke halten wüsste sie, dass ihre Tochter den Thronfolger einfach geradeaus nach seinem Alter fragte. Da er gelächelt und an ihre Mutter gedacht hatte, sah er während einer erneuten Drehung kurz zu ihr. Sie stand beinahe frech neben seinem Vater, kreuzte die Hände auf ihrem Kleid und ließ ihn und ihre Tochter keine Sekunde aus den Augen.

    „Ich bin 18 Jahre."

    Seltsam, wie lange er schon wieder am Hofe war. Mit sechzehn wurde er Versailles verwiesen, mit siebzehn kehrte er zurück, nun war schon wieder beinahe ein vollständiges Jahr verstrichen. Sein Alter machte ihm Angst, es schrie ihm leise entgegen er müsse bald heiraten.

    „Woher kommst du?"

    Das Mädchen wurde blaß, noch mehr Farbe wich aus ihrem Gesicht, als sie die Schrittfolge vergaß und ungeschickt gegen seinen Fuß stieß. „Verzeihen Sie mir …"

    Noch vor seinem Aufeinandertreffen mit Marléne hätte er sie dafür einfach stehe gelassen, vielleicht sogar beleidigt, doch jetzt tat er es nicht mehr. Sah keinen Sinn daran, keine Notwendigkeit. Menschen waren fehlerhaft. Sie sollten dafür nicht bestraft werden – im Gegenteil. Jetzt, da er wieder in seine alte ungeliebte Welt zurückgekehrt war, war jede Menschlichkeit, jeder Fehler, der ihm unter die Augen kam ein Segen, ein Geschenk Gottes, das ihn sachte daran erinnerte, immer noch unter normalen Bürgern und nicht unter leeren Hüllen zu leben.

    Krampfhaft klammerte sie sich an seine Hand, als wären seine Finger der letzte Ast, an dem sie sich festhalten konnte kurz bevor sie in den Abgrund stürzte. „Was ist los?", fragte

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