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Die vergessene Welt
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eBook162 Seiten2 Stunden

Die vergessene Welt

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Über dieses E-Book

Leona muss weg - denn sie ist schwanger, nicht verheiratet und noch nicht einmal siebzehn. Zuflucht findet sie auf einem Schiff.
Ahnungslos flieht sie so vor ihrer Vergangenheit. Genau dieses Flucht findet ein jähes Ende als das Schiff gekapert, Leona entführt und ihre Spuren verwischt werden.
Wer ist der geheimnisvolle Pirat, der sich Slake nennt? Und warum hält er sie gefangen? Welche Last muss er ertragen?
Mit eben diesen Fragen muss sie sich konfrontieren als sie dem fremden Mann in die Augen sieht, sie weiß nicht, das genau sie diese Last verkörpert. . .
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum22. Jan. 2017
ISBN9783742799937
Die vergessene Welt

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    Buchvorschau

    Die vergessene Welt - Simone Lilly

    1.

    Es war seit langem eine wolkenverhangene Nacht, aber das kam ihr gerade recht. Während ihre Eltern wie immer in ihrem Schlafzimmer am Ende des Flurs schliefen, war Leona bereits aufgestanden, hatte ihren Koffer zu sich aufs Bett gezogen und damit begonnen, verschiedene Kleider hineinzuwerfen. Sie musste weg. Das war ihr einziger Gedanke. Aber wie hätte sie das bis jetzt anstellen sollen? Einfach davonlaufen? Nein, das hätten sie gemerkt, eine „Bei Nacht und Nebel" Aktion musste es sein, anders ging es nicht. Also fuhr sie beschwingt damit fort. Ein edles Kleid nach dem anderen landete in dem kleinen haselnussbraunen Koffer. Kaum als sie fertig war, hielt sie inne und überlegte, wenn sie wirklich das tun wollte, was sie vorhatte, dann würden ihr diese Kleider nicht das Geringste nützen. Also entschied sie sich anders und legte stattdessen mehrere Hosen und einfach Hemden oder einige leichte Sommerkleider hinein.

    Der Morgen graute, das Wetter sollte an diesem Tag trüb werden, das konnte sie erkennen. Aufgewühlt saß sie auf ihrem Bett und ließ ihren Blick ein letztes Mal durch den Raum schweifen. Ihr großes Himmelbett, der kleine Kleiderschrank und die Sitzgelegenheit nahe dem Fenster. Auf ihr hatte sie so oft gemeinsam mit ihrem Bruder Jordan gesessen und in die Sterne geschaut.

    Stundenlang.

    Jetzt würde sie ihn allein lassen, jetzt musste sie es. Sie war 16, alt genug, doch sie hatte keinen Mann, das war ihr Problem. Ihre Mutter hätte sie vielleicht verstanden, ihr geholfen, aber sie lebte nicht mehr, leider. An ihrer Stelle lag nun ihre Stiefmutter in ihrem Bett, was Leona nichts ausmachte, denn sie mochte sie. Zwar war sie fünf Jahre älter als ihre Mutter es war, hatte sie aber immer gut behandelt. Ihr Vater-der Bürgermeister der Stadt-hatte mit ihr einen Sohn, Jordan bekommen, da war Leona erst zwei Jahre alt gewesen. Sie liebte ihn über alles, er war ihr ein und alles. Der immer bei ihr war, der ihr immer half, immer freundlich und hilfsbereit. Er hatte wie sie pechschwarze, lockige Haare und ein schmales Gesicht. Dafür hatte er volle Lippen, die sie immer haben wollte, und giftgrüne Augen. Manchmal fragte sie sich, wie ein Mensch so engelsgleich aussehen konnte, wie er es tat.

    Die Kirchturmuhr schlug vier Uhr. Hastig sprang sie vom Bett, rückte ihre Reiterhosen zurecht und band sich ihre langen Haare wie ein Junge am Kopf zusammen und versteckte sie anschließend unter dem knabenhaftersten Hut den sie finden konnte.

    Jetzt war sie so weit. Angst durchflutete sie, als sie ihren Koffer durch ihre Tür hievte, vorbei an Jordans Zimmer. Er schlief tief und fest. Angehalten wagte sie einen langen Blick auf ihn zu werfen. Wie friedlich sich sein Bauch auf und ab bewegte und sein Gesicht vollkommen entspannt auf dem Kissen ruhte.

    Nein Leona, geh, mach dass du hier wegkommst. Die Mahnung trieb sie vorwärts. In der Küche begann es, zu rumoren, Madlen, ihre Haushälterin war bereits aufgestanden und hatte damit begonnen Leckereien für das Frühstück zuzubereiten.

    Sollte sie sich noch etwas zu Essen mitnehmen? Hin und her gerissen riet sie sich selbst davon ab. Es wäre zu auffallend, würde sie an Madlen vorbeilaufen, sich etwas in ihre Tasche packen und gehen.

    Benebelt trat sie wenig später in die kühle Morgenluft ihrer kleinen Küstenstadt. Ein hellroter Streifen durchzog den Himmel über ihrem Kopf und beleuchtete alles in einem matten Rotton.

    Schweren Herzens schleppte sie den Koffer weiter, bis zum Anlegeplatz. Es gab ein Schiff, den „Schwanenflügel", sie musste es nehmen, ein anderes würde an diesem Tag nicht in See stechen und sie musste von hier fort.

    Schnell hatte sie ihr Ziel erreicht. Das Schiff war zwar nicht das größte im Hafen, dennoch würde es reichen. Hoffte sie. Wohin es fuhr, wusste sie nicht, aber alles würde besser sein als hier zu bleiben. Soviel stand für sie fest.

    Heimlich blickte sie sich um. Keiner war zu sehen. Rasch lief sie die schon heruntergelassene Leitplanke hinauf, schlüpfte dort unter Deck und wartete. Auf was wusste sie nicht. Auch nicht ob sie keiner entdecken würde, aber sie hatte den ersten Schritt schon geschafft. Den, so glaubte sie, schwierigsten, sie war an Bord.

    2.

    Stunden schienen zu verstreichen. Leona wusste nicht, was sich außerhalb der Bretter, die den Schiffsbauch bildeten, abspielte. Eingeengt kauerte sie in ihrer Ecke. Ihr Kopf stieß hin und wieder gegen die Bank, unter der sie saß. Ihre Knie waren eng an ihren Körper gezogen und kribbelten schmerzhaft. Ihr Magen knurrte, jetzt bereute sie es, sich nicht doch noch etwas zu Essen an Madlen vorüber geschmuggelt zu haben.

    Geräusche ertönten. Musik? Und schwere Schritte klangen dumpf über ihr wider, als mehrere Gestalten über ihren Kopf hinwegschritten. Durch die kleinen Ritzen im Verlauf des Holzes sah sie einen Schatten nach dem anderen vorbeiziehen. Was würden sie machen, wenn sie sie entdeckten? An Bord, nach der Abfahrt? Würden sie sie an irgendeiner Insel aussetzten? Oder würden sie sie über Bord schicken? Ihre Gedanken überschlugen sich und schienen ihren Kopf schier zu zerreißen, schlimmer wurde es, als die Treppe links von ihr, unheilvoll knarzte. Unwillkürlich zuckte sie zusammen und stieß mit dem Brett zusammen. Schmerz durchfuhr sie und Leona musste sich beherrschen um keinen Schrei loszulassen. Dieser hätte sie verraten.

    Der Mann, der zu ihr getreten war, war kaum älter als sie selbst. Vielleicht 17 oder 18. Er hatte überhaupt kein vernarbtes Gesicht, was führt einen Seemann sehr selten war, gleich hinter ihm, betrat ein anderer den Raum.

    Der jüngere setzte sich genau auf die Bank über ihr und Leona hielt angsterfüllt den Atem an, seine schweren Stiefel standen direkt vor ihr und sie hatte Mühe, sie nicht zu berühren, um das zu verhindern raffte sie ihren Körper noch enger  zusammen. Was oben vor sich ging, wusste sie nicht, es war ihr auch egal, sie hoffte nur, dass das Schiff in nächster Zeit endlich ablegen würde, und sie alles hinter sich lassen konnte, alles und jeden. Die plötzliche Erinnerung schmerzte sie und trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie wollte es nicht. Sie wollte stark sein, ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Der Junge und der andere Mann unterhielten sich dumpf. Ihre Stimmen waren irgendwie beruhigend. Langsam wog sie sich in Sicherheit und entspannte sich etwas.

    In dieser Sekunde wurde es still, zu still. Der ältere der beiden stand auf und ging. Der Junge blieb, legte seine Füße hoch, sodass Leona ihn nun nicht mehr sehen konnte. Lediglich seine schweren Atemzüge waren vernehmbar.

    Stumm kauerte sie an ihrem Platz. Wie spät es war, wusste sie nichts, auch fand sie es erschreckend, wie wenig sie wusste. Vielleicht wäre es doch das Beste, wenn sie einfach aufspringen würde, und hinausrennen würde. Aber das konnte sie nicht, allein ihr Stolz hielt sie davon ab.

    „Christjan?"

    Die Bank über ihr knarrte und man sah, dass sie an Gewicht verlor, neben ihr gingen die Füße des Jungen auf die Erde. „Ja, Sir?" Dehmütig stand er auf, wobei er plötzlich ganz und gar nicht mehr jung aussah. Im Gegenteil, alt und mitgenommen funkelten seine Augen in die Luft, dorthin, wo die Treppe mündete.

    Neugierig wollte sie sich strecken, um zu sehen, mit wem er sprach. Doch sie konnte nichts erkennen. Noch nicht einmal einen Schatten oder Umrisse. Also musste sie warten. Mitansehen, wie Christjan sich von ihr entfernte und nach oben ging. Lange Zeit war nichts dergleichen zu hören, sodass Leona am Ende sanft in den Schlaf geschaukelt wurde.

    3.

    „Jetzt, Slake?"

    Die Luft war herrlich kühl, weißer Nebel schwebte vor ihnen und verbarg ihr Schiff vor wachsamen Augen.

    „Nein, noch nicht., übermütig kletterte er einige Schritte nach oben um besser nach Vorne spähen zu können. Erneut klang die Stimme hinter ihm an sein Ohr. „Jetzt, Slake?

    Wieder winkte er ab und wog seinen Säbel wohlwollend in der Hand. Er war schwer, doch konnte er mit Leichtigkeit damit hantieren. Schon seit seiner Geburt war er nichts anderes gewesen. Pirat. Wie sein Vater, sein Großvater und Urgroßvater vor ihm. Der Kapitän ihres Schiffes „Nebula".

    Den Namen trug das Schiff nicht umsonst. Die Vorgehensweise seines Vaters war es gewesen, durch den Nebel unbemerkt an ihre Opfer heranfahren zu können, um dann aus heiterem Himmel zu schlagen zu können. Diese Tradition, dieses Erkennungszeichen seines Vaters wollte er fortführen, um jeden Preis.

    Während seine Mannschaft routiniert und geschäftig durcheinander stob, blieb er locker und entspannt stehen, legte eine Hand auf das Steuerrad und wartete. Wartete und ließ sein Ziel keine Sekunde aus den Augen.

    Der Abstand wurde kürzer. Die Wellen brachen sich immer deutlicher an dessen Schiffsbauch. Erwartungsvoll spannte Slake jeden Muskel, den er besaß, bis aufs Äußerste an. Er wurde langsam nervös. Jetzt, von nahem schien es größer zu werden, als er es erwartet hätte. Und doch, würden sie es schaffen. Sie mussten.

    Näher und näher. Bald konnte er Stimmen hören. Ahnungslose Menschen, die bestimmt nicht mit einem Angriff rechneten. Lautlos glitten sie enger an es heran. Wenn Slake sich streckte würde er bereits mit den Fingerspitzen über deren Reling greifen können. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Lachend hob er seinen Säbel in die neblige Luft: „Männer, jetzt!"

    Ihm war bewusst das sie jetzt entdeckt worden waren, und er liebte es, liebte es die erschrockenen und angsterfüllten Schreie der anderen Seemänner zu hören, wenn diese orientierungslos umherirrten, während sie ihr Schiff betraten.

    Das Schnarchen wurde unerträglich. Träge und mit einem schlechten Gefühl im Magen spähte Leona aus ihrem Versteck. Nachdem es schleichend Abend geworden war, hatten die Männer sich schlafen gelegt, zuerst betrunken, ehe sie wie von selbst der Reihe nach in ihre Kojen gesunken waren.

    Genervt stand sie leise auf und streckte sich ausgiebig. Den ganzen Tag eingeengt unter dieser Bank zu sitzen hatte seine Spuren hinterlassen. Jeder Knochen schmerzte und sie hatte so viel Hunger wie nie zuvor. Ihr Magen knurrte. Alarmiert hielt sie inne, sich langsam umzusehen. Hatte es jemand gehört?

    Nein, sie waren so betrunken gewesen, dass sie nichts und niemand wecken könnte, jeder schlief. So als würden sie nie wieder aufwachen.

    Leise pirschte sie sich nach oben, jede knarrende Stufe der Holztreppe weiter und immer weiter. Die Nachtluft war kühl und Leona fröstelte, als sie von ihr umhüllt wurde. Sie hatte auch nichts Wärmeres dabei. Oben angekommen, blieb sie erst einmal stehen. Alles wirkte so friedlich. Bei Nacht, wenn keiner über das Deck rannte und brüllte, konnte man meinen, sie wäre ganz alleine.

    So war sie am liebsten.

    Das Wasser rauschte leise als sie hinüber zur Reling schritt und sich dort gemütlich über sie beugte. Zu sehen war nichts, es war viel zu dunkel. Aber sie konnte es erahnen, und riechen. Einen salzigen Geruch der ihr tief in ihre Nase zog. Erst das ungewohnte Gefühl in ihrem Magen holte Leona in die Gegenwart zurück. Sie hatte Hunger. Aber wo konnte sie etwas zu Essen finden? In der Schiffsküche, klar, aber wie sollte sie dorthin gelangen? Wo war sie und was sollte sie dort essen?

    „Schön hier, nicht wahr?"

    Erschrocken fuhr sie herum. Neben ihr, genau an der Reling, lehnte ein Mann. Abschätzend musterte sie ihn kurz. Er war vielleicht etwas älter als sie selbst, und hatte kohlrabenschwarzes Haar, das kurz geschnitten war-es war Christjan.

    Unbeirrt erwiderte der Mann ihren aufdringlichen Blick, was sie beschämte. „Es ist ungewöhnlich eine Frau, noch dazu eine so junge auf einem Schiff wie diesem anzutreffen.", sagte er mit seiner starken und kräftigen Stimme.

    Sie ließ Leona das Blut in den Adern gefrieren. Wer war er? Sie konnte nicht anders als nicken.

    Er lachte. „Verstehe, ich wusste gleich,

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