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Ich hab so viel um dich geweint
Ich hab so viel um dich geweint
Ich hab so viel um dich geweint
eBook140 Seiten2 Stunden

Ich hab so viel um dich geweint

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Über dieses E-Book

Roman um das Leid eines stolzen Frauenherzens.
„Sei gut und großherzig, Gonda, und gib mir meine Freiheit wieder!“, bat Bernd Ralfner seine Frau. Gonda saß da wie gelähmt. Diese Worte trafen sie wie ein Todesurteil. Irgendwie brachte die junge Frau es fertig, mit versteinertem Gesicht dazusitzen, während alles in ihr in einem wilden Aufruhr war. So war Gonda eben: still, ruhig und zurückhaltend. Bernd aber hielt das für Kälte und Gleichgültigkeit.
Sah er nicht die abgrundtiefe Verzweiflung in Gondas Augen?
SpracheDeutsch
HerausgeberClassica Libris
Erscheinungsdatum3. März 2020
ISBN9788835380115
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    Buchvorschau

    Ich hab so viel um dich geweint - Hedwig Courths-Mahler

    GEWEINT

    Copyright

    First published in 1928

    Copyright © 2020 Classica Libris

    Ich hab so viel um dich geweint

    „Ich liebe Sie, Rita, ich liebe Sie! Sie dürfen mich nicht kaltherzig fortschicken, wieder in die Öde eines liebeleeren Daseins hinaus – Sie dürfen es nicht, nachdem Sie mir einmal den Himmel gezeigt haben. Lassen Sie mich wiederkommen, ich sehne mich nach Ihrem Anblick wie ein Verdurstender nach einem Trunk frischen Wassers! Seien Sie barmherzig!"

    Rita Hardy sah mit ihren schönen Nixenaugen zu dem schlanken Mann empor, dessen gebräuntes Gesicht in höchster Erregung zuckte. Ihre Stimme klang süß und geschmeidig, als sie antwortete: „Ich muss Sie fortschicken, Bernd Ralfner, ich muss. Seien Sie doch froh, dass ich die Kraft dazu noch aufbringe. Sie ahnen nicht, wie schwer es mir fällt. Was sollte aus alledem werden, wenn mich diese Kraft verlassen würde?"

    Er atmete auf und fasste beschwörend ihre Hand.

    „Ich weiß es nicht, Rita, weiß nur, dass ich Sie liebe, unsagbar liebe und… dass Sie mein werden müssen, um jeden Preis."

    Rita Hardy sprang auf und machte eine abwehrende Geste. „Schweigen Sie! Ihre Worte sind eine Beleidigung für mich. Sie sind der Gatte einer anderen."

    Er krampfte die Hände zusammen.

    „Erinnern Sie mich nicht daran, Rita! Diese Fessel habe ich mir übergestreift in törichter Verblendung, weil ich die Liebe nicht kannte. Sie wissen doch, dass ich meine Frau nicht liebe, nie geliebt habe. Mit kalter Vernunft bin ich in diese Ehe hineingegangen, wähnend, über einen Mann, wie ich es bin, würde die Liebe nie Gewalt bekommen. Mit ruhiger Überlegung hatte ich mir mein Leben gezimmert, hatte geglaubt, dass mich immer nur meine Arbeit ausfüllen und befriedigen würde. Das ging auch gut – bis ich Sie sah, Rita. Aber dann ist alles anders geworden. Was mir vorher wertvoll erschien, ist jetzt nichtig geworden. Ich lebe nur noch in den kurzen Stunden, da ich Sie sehe, Ihre Stimme höre. Ich muss Sie mir erringen, Rita, ich muss."

    Es zuckte leise in Ritas schönem Gesicht. Ein seltsam forschender, lauernder Blick glomm in ihren Augen auf, ohne dass er es merkte. Dann schloss sie, wie im Übermaß des Empfindens die Augen und presste die Hände auf das Herz.

    „Gehen Sie! Ich will und darf das nicht länger anhören. Glauben Sie, weil ich Künstlerin bin, dürfen Sie mir das alles ungestraft sagen? Gerade weil ich in der Öffentlichkeit stehe, habe ich doppelt auf meinen Ruf zu achten. Und wenn mein Herz dabei in Stücke geht – ich darf Sie nicht wiedersehen."

    „Rita, das kann nicht Ihr letztes Wort sein!"

    „Es muss. Eine Gemeinschaft kann, darf es nicht zwischen uns geben. Nie, niemals werde ich einem Mann angehören, der mir nicht mit seinem Herzen auch zugleich seinen Namen gibt. Ich darf mich nicht verlieren, wenn auch mein Herz für Sie spricht. Gehen Sie, quälen Sie mich nicht länger!"

    Er fasste ihre beiden Hände und sah ihr, glühend vor Leidenschaft ins Gesicht.

    „Rita, Sie lieben mich!", jauchzte er auf.

    Ein wehmütiges Lächeln spielte um ihren Mund.

    „Es hat keinen Sinn, wenn ich Sie belüge – ich kann nicht lügen, wenn Sie mich so ansehen, Bernd Ralfner. Ja, ich liebe Sie. Aber lieber will ich sterben, als dieser Liebe nachgeben. Ich will mir niemals stehlen und in sündhafter Heimlichkeit nur besitzen, was ich nicht stolz vor aller Welt mein eigen nennen kann. Gehen Sie – gehen Sie zu Ihrer Frau, der allein ein Recht auf Ihre Liebe zusteht!"

    Er presste ihre Hand an seine Lippen.

    „Nein, Rita, nein, sie hat kein Recht auf meine Liebe, ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich sie nicht liebe, weil ich nicht unehrlich gegen sie sein wollte. Und sie ist so kühl und teilnahmslos, dass sie völlig mit dem Stand der Dinge zufrieden ist. Wir leben nebeneinander dahin und haben beide keine Sehnsucht gehabt, dass unser Verhältnis anders werden möge. Aber seit ich Sie kenne, Rita, bin ich zu einem neuen Leben erwacht. Eifersucht nagt an meinem Herzen, wenn ich Sie auf der Bühne in den Armen eines anderen Mannes sehe, und mein einziger Trost ist, dass ich weiß, dass Sie keinem anderen Mann gönnen, sich Ihnen zu nähern. Mein Leben ist wertlos ohne Sie. Sie müssen um jeden Preis die Meine werden."

    Rita Hardys Gesicht zuckte in heimlicher Erregung. Sie richtete sich auf und sagte langsam, ihm fest in die Augen sehend: „Niemals – solange Sie der Gatte einer anderen sind."

    Er zuckte zusammen, dann richtete er sich auf wie in einem jähen Entschluss.

    „So werde ich die Kette zerreißen, die mich an eine andere bindet. Rita, versprechen Sie mir, meine Frau zu werden, wenn ich frei bin?"

    Er sah nicht das triumphierende Aufleuchten ihrer Augen, sah nur, dass sie blass wurde vor Erregung.

    „Das – das wollen Sie tun?", sagte sie mit verhaltener Stimme.

    Wieder fasste er ihre Hände und drückte sie an seine Lippen.

    „Alles, alles will ich tun, um Sie mir zu erringen, Rita. Sagen Sie mir nur noch einmal, dass Sie mich lieben, dass Sie mir angehören wollen! Dann will ich alle Hindernisse hinwegräumen, die jetzt noch zwischen uns stehen."

    Träumerisch sah sie ihn an.

    „Wenn das sein könnte… O mein Gott! Aber… Ihre Frau?", sagte sie wie erschüttert.

    Er machte eine abwehrende Bewegung.

    „Glauben Sie nicht, dass sie den geringsten Schmerz empfindet, wenn ich ihr eine Trennung vorschlage. Sie wird keine Schwierigkeiten machen. Nur muss ich erst von Ihnen die Gewissheit haben, dass Sie mich lieben und die Meine werden wollen, wenn ich mich freigemacht habe."

    Da schlug sie, wie überwältigt von einem großen Gefühl, die Hände vor das Antlitz.

    „Kann es denn sein? Kann es so ein großes Glück für mich geben? Ach, mein Gott, Bernd, ich liebe Sie, liebe Sie, so lange ich Sie kenne, und habe diese Liebe nur fest in mir verschlossen, weil ich nicht schwach werden durfte…"

    Er ließ sie nicht weitersprechen, riss sie in seine Arme und presste seine heißen Lippen auf die ihren. Aber mit ungeahnter Kraft drängte sie ihn zurück. Stolz blitzten ihn ihre Augen an.

    „Nein, nein, nicht so – noch sind Sie nicht frei, Bernd. Ich will vor niemand die Augen niederschlagen müssen."

    Abwechselnd küsste er nun ihre beiden Hände, wieder und wieder.

    „Aber du wirst mein, mein, Rita. Ich werde jetzt gehen. Du hast Recht, meine stolze, schöne Rita soll sich nicht stehlen müssen, was ihr vor aller Welt gehören wird."

    „Und… es musste das erste und das letzte Mal sein, dass Sie mich in meiner Wohnung aufgesucht haben. Bevor Sie nicht frei sind, ich will Sie nicht wieder empfangen. Ich muss auf meinen guten Ruf bedacht sein", sagte sie wie in angstvoller Unruhe.

    Wieder küsste er ihre Hände.

    „So lange soll ich Sie nicht sehen, nicht mit Ihnen sprechen? Das dürfen Sie nicht über mich verhängen. Gut, ich muss mich darein fügen, dass Sie mich nicht wieder in Ihrer Wohnung empfangen, aber… sehen muss ich dich zuweilen, nicht nur auf der Bühne, sonst ertrage ich es nicht, so lange auf dich zu warten. Meine Scheidung wird immerhin einige Zeit in Anspruch nehmen. Irgendwie muss ich dich zuweilen sprechen. Und… morgen Abend musst du zu dem Fest in meinem Haus kommen. Ich mag es nicht ohne dich begehen. Es ist ein großer Tag für mich, Rita, morgen ist es hundert Jahre her, dass die Firma Ralfner besteht. Und an der Firma hängt mein Herz. Nicht wahr, du kommst?"

    Sie schien mit sich zu kämpfen, richtete sich aber dann entschlossen auf.

    „Ich komme. Ich kann dir diese Bitte nicht abschlagen."

    Er war entzückt, dass sie ihm jetzt das traute Du schenkte, und hätte sie am liebsten wieder in seine Arme gerissen, aber sie wehrte ab.

    „Nun geh – bitte, geh! Wenn meine Wirtin nach Hause kommt, darf sie dich nicht hier finden. Geh – ich bitte dich!"

    In ihren Augen lag ein rührendes Flehen, das ihn willenlos machte.

    „Ich gehe, Rita. Und sofort nach dem Fest spreche ich mit meiner Frau. Auf Wiedersehen, meine liebe, liebe Rita."

    „Auf Wiedersehen, Bernd", flüsterte sie.

    Bis ins Innerste erregt, stürmte er hinaus.

    Rita Hardy stand eine ganze Weile atemlos, mit auf der Brust verschränkten Händen. Erst als draußen die Flurtür zufiel, richtete sie sich mit einer triumphierenden Gebärde auf.

    Gewonnen! Ich werde Frau Ralfner, dachte sie.

    Und dann ging sie hinaus auf den schmalen Flur und öffnete eine Tür.

    „Sie können nun wieder ungehindert aus und ein gehen, Frau Wendt", sagte sie zu ihrer Wirtin. Die Frau sah sie neugierig an.

    „Nun sagen Sie mir bloß, Fräulein Hardy, weshalb Sie dem Herrn unbedingt die Tür selbst aufmachen wollten und mich hier einsperrten, als Sie ihn von Ihrem Fenster aus kommen sahen?"

    Rita Hardy wurde durchaus nicht verlegen.

    „Ich hatte meine Gründe, Frau Wendt. Sie wissen, ich empfange sonst keine Herrenbesuche, aber hier stand zu viel für mich auf dem Spiel."

    „Nun, ich bin nicht neugierig, und dass Sie eine anständige junge Dame sind und keine Herrenbesuche empfangen, weiß ich ja. Ich würde so etwas auch nicht dulden und habe es diesmal nur zugelassen, weil Sie mir sagten, es sei nur dieses eine Mal auf ein paar Minuten."

    „Sie können auch ganz ruhig sein, dass es nicht wieder vorkommt. Ich hatte wirklich nur eine wichtige geschäftliche Unterredung mit dem Herrn, es betraf ein Engagement, und es soll hier am Theater niemand davon wissen, deshalb wollte er nicht gesehen werden."

    „Ach, so ist das! Nun, das hätten Sie mir gleich sagen können. Also Sie bleiben nur noch bis zum Ende der Spielzeit hier am Theater? Ich möchte das bloß wissen, damit ich meine Zimmer möglichst bald wieder vermieten kann."

    „Ja, so ist es, Frau Wendt, ich habe soeben ein anderes Engagement angenommen, und zum Ende der Spielzeit können Sie über meine Zimmer weiter verfügen."

    „Dann ist es gut, dass ich das schon weiß."

    Rita ging nun wieder in ihr Zimmer und warf sich auf den Diwan. Mit verschränkten Händen, auf die sie ihren schönen Kopf bettete, lag sie lange unbeweglich und starrte mit ihren seltsam schillernden Augen vor sich hin. Es war ein kaltes, begehrliches Flimmern, das in diesen Augen aufzuckte. Sie war ein kühl berechnendes Geschöpf und hatte immer mit eisernem Willen und kalter Besonnenheit auf ein Ziel zugestrebt. Dieses Ziel gedachte sie nun zu erreichen. Seit sie gemerkt hatte, dass der reiche Kaufmann Bernd Ralfner alle Abende in der Loge saß, wenn sie spielte, und seine Augen nicht von ihr ließ, hatte sie mit Bedacht und kluger Berechnung ihre Netze um ihn gesponnen. Und als er sich dann vorstellen ließ und

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