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Die Rache der Schmetterlinge
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Die Rache der Schmetterlinge
eBook126 Seiten1 Stunde

Die Rache der Schmetterlinge

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Über dieses E-Book

Ich beuge mich noch einmal zu Sandra herunter. Sie umarmt mich wieder und wispert mir einen Satz ins Ohr, den ich zunächst nicht verstehe. „Der Fleck muss weg.“ Ich sehe ihr hinterher, als sie langsam über den Krankenhausflur gefahren wird. Was meinte sie damit?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum21. Mai 2015
ISBN9783739252704
Die Rache der Schmetterlinge
Autor

Simone Dark

Simone Dark, Jahrgang 1982, ist in der Nähe von Freiburg aufgewachsen, studierte Italienisch und Französisch im Raum Mainz. Seit 2008 lebt sie in Südtirol. Bisher erschienen die Romane „Annes Schwester“, „Die Young“, „Die Rache der Schmetterlinge“, „Offene Rechnungen“ und „Das zweite Leben“.

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    Buchvorschau

    Die Rache der Schmetterlinge - Simone Dark

    lagen.

    I Schneesturm

    „Ich weiß es nicht. Ich… Er hebt die Arme, ich bin versucht, seine Hände zu berühren, doch er macht einen Schritt zurück. Ich trete ins Zimmer, setze mich auf das Bett. „Du hast gesagt, es würde sich nichts ändern. Du hast versprochen, mich nicht zu verlassen. Und trotzdem bist du gestern Abend nicht zurückgekommen. „Jetzt bin ich ja hier. „Ja, aber das bist nicht du. Ich schlucke die aufsteigenden Tränen herunter. „Was meinst du damit, dass ich das nicht bin? Ich stehe hier vor dir, ich bin da. Was willst du mehr, dass ich dir um den Hals falle, nach all dem was du mir gestern Abend gesagt hast? Findest du nicht, dass das ein bisschen viel verlangt ist? „Es ist Vergangenheit. Es hat nichts mit uns zu tun. Das war vor fast zwanzig Jahren! Ich werde laut. „Ja, eine zwanzig Jahre alte Geschichte, die uns gerade eben wieder eingeholt hat und drei Monate, in denen du mich nach Strich und Faden belogen hast. Ich fühle mich verarscht, Simone, richtig verarscht! Kannst du dich daran erinnern, was wir uns von Anfang an versprochen hatten? Patti chiari, amicizia lunga! Er setzt sich neben mich, ich ziehe die Beine an. Die Tränen brennen in meinen Augen, doch ich werde mir jetzt nicht die Blöße geben, zu weinen. „Ich konnte es nicht sagen, ich habe es einfach nicht hinbekommen. Ich war so oft kurz davor, dann war ich doch nicht in der Lage dazu. Ich bin feige. Das weißt du. „Du bist nicht feige, aber wenn es unbequem wird, beginnst du zu lügen. Hast du mir vielleicht sonst noch etwas zu sagen? Ich sehe ihm in die Augen und nicke. Er atmet durch. „Was? „Ich liebe dich. Bitte geh nicht. Das heißt, ich könnte verstehen, wenn du es tust, aber ich bitte dich, tu es nicht. Seine Hand nähert sich in unerträglicher Langsamkeit meiner Wange, streichelt mich kurz, sie ist angenehm kühl auf meiner vom vielen Heulen erhitzten Haut. Ich greife nach ihr, halte mich an ihr fest, wie an einem Grashalm. „Wieviel hat er bekommen? „Sieben Jahre, zwei auf Bewährung. Wir sind jetzt frei. Wir brauchen keinen Polizeischutz. Er hat sich bei mir entschuldigt. Uns wird nichts passieren, das kann ich dir garantieren. „Wie kannst du das wissen? Er sieht mich skeptisch an. „Wir haben Frieden geschlossen. Ich bin nach dem Richterspruch aufgestanden und habe ihn umarmt. Ich musste es tun, um meiner eigenen Frieden Willen. Ich weiß, das ist schwer zu verstehen. Er hat mich an sich gedrückt und mich um Verzeihung gebeten. Dann haben sie ihn abgeführt. Ich bin auf die Toilette gegangen um mich zu beruhigen. Dann kam Samantha und hat mich ins nächste Kaffee geschleppt. Und dann sind wir hierhergekommen. Sein Blick flackert. Ich weiß nicht, ob er wütend ist oder kurz davor, in Lachen auszubrechen. „Moment mal… Entschuldige… Du hast mit ihm vor Gericht gekuschelt? Mein Gott, soviel Romantik und Drama hatte die Richterin sicher auch nicht erwartet. Ich kann das alles nicht glauben, ich bin hier vermutlich im falschen Film gelandet… „Ich habe nicht mit ihm ‚gekuschelt‘! Ich kann es nicht erklären, ich bin aus einem Impuls heraus zu ihm gegangen und habe ihn umarmt, sonst nichts. „Der Mann wollte dich zweimal vergewaltigen, hat dich bedroht und unsere Tochter vergiftet! Und du gehst zu ihm und umarmst ihn! Echt, sorry, ich versteh dich nicht. Ich stehe auf, ich verstehe mich ja selbst nicht mehr. „Können wir es nicht einfach dabei belassen? rufe ich. „Ich habe so dermaßen die Schnauze voll, ich will einfach nur nach Hause und diese ganze Scheiße hier vergessen! Ich stehe vor dem Schrank, und habe schon wieder diese verdammte Lust, meine Faust in die Tür zu donnern. „Tu das nicht! Er springt vom Bett auf und steht in einem Satz neben mir. Ich sehe ihn erschrocken an. „Was soll ich nicht tun? „Der Schrank ist unschuldig. Nicht reinschlagen. Ich will nicht deine kaputten Fingerknochen erklären müssen. Er nimmt meine bereits geballte Faust in seine Hände, streichelt sie sanft, öffnet sie. Mein Herz schlägt zum Zerbersten. Mit dieser Geste hatte ich nicht gerechnet. „Du verlässt mich, stimmt’s? Ich bin verzweifelt. Ich flehe innerlich um ein Nein aus seinem Mund. Er senkt den Blick, hält meine Hand. „Ich... Herrgott, ich weiß es nicht... Ich liebe dich. Ich kann dich nicht verlassen. Aber ich kann auch nicht mit einer Frau leben, die mich belügt, wenn es ihr gerade in den Kram passt. Weißt du was, gib mir einfach ein bisschen Zeit um das Ganze zu verdauen. Wir werden sehen, was passiert. Ich kann es im Moment nicht abschätzen. Jetzt lass uns nur bitte nach Hause fahren. Ich will zu den Kindern."

    Die Stille zwischen uns ist beinahe unerträglich. Wir sitzen im Auto Richtung Süden, je mehr wir uns den Bergen nähern, desto dichter werden die Wolken. Ich starre Löcher in die Gegend, die an uns vorbeifetzt. Ich fühle mich leer. Ab und zu blicke ich ihn von der Seite an, er schenkt mir ein angedeutetes Lächeln, dann noch eines. Er schenkt mir Hoffnung, wenn auch nicht zuviel davon. Ich werde um sein Vertrauen kämpfen müssen, das wird keine einfache Aufgabe. Gäbe es doch nur einen Reset-Knopf. „Woran denkst du?, fragt er sanft. „An alles und nichts. Dass das Leben manchmal ganz schön scheiße sein kann. „Denk nicht an die Vergangenheit. Dafür ist es eh zu spät. Und hör auf, dir Sorgen wegen uns zu machen. Noch bin ich da. Ich will nur, dass du verstehst, dass ich Zeit brauche. Ich nicke. Der Himmel ist so grau wie meine Laune. Die ersten Schneeflocken fallen. „Wünsch dir was..., murmele ich. „Was? „Du sollst dir was wünschen. Der erste Schnee erfüllt angeblich Wünsche... Endlich, sein Bart verzieht sich zu einem Schmunzeln. „Was hast du dir gewünscht?, frage ich. „Verrat ich dir nicht. „Ich habe mir einfach nur noch mehr Schnee gewünscht. „Ja super, damit wir hier stecken bleiben oder was? Und ich auch noch Schneeketten anlegen darf?! „Ja, denn ich brauche Zeit mit dir alleine, ich habe etwas gut zu machen!"

    Mein Wunsch wurde erhört. Das Schneechaos in Österreich ist perfekt. Wir bewegen uns mit fünfzig Stundenkilometern auf der Autobahn, viele Autos fahren bereits rechts ran. „Und Schatz, bist du zufrieden? Ich blicke ihn schuldbewusst an. „Fast ein bisschen zuviel des Guten. Sorry... Er streicht mir kurz über die Haare, schüttelt den Kopf. „Na dann will ich nur hoffen, dass mein Wunsch auch in Erfüllung geht. „Komm schon, sag mir was du dir gewünscht hast... „Bist du angeschnallt? Ich sehe an mir herunter. „Ja... wieso? „Weil ich nicht will, dass du mir vor Schreck vom Sitz rutschst. „Oh Gott, was kommt jetzt? „Also zunächst wünsche ich mir eine Autobahnausfahrt. Und was zu essen. Ich hab tierischen Hunger. Und ich glaube, wenn es so weiter geht werden wir nochmal irgendwo schlafen, was meinst du? „Wir wollten doch nach Hause... die Kinder... und deine Mutter ist sicher auch froh, wenn sie wieder etwas Ruhe hat. „Sie erwarten uns erst morgen Nachmittag. Darf ich dich was fragen? „Ja? „Wann hattest du zum letzten Mal deine Regel? Ich sehe ihn irritiert an. „Vor zwei Wochen, wieso? „Die Pille hast du abgesetzt, oder? „Ja, seit September... wir waren uns doch einig, oder? Er nickt. „Du willst doch nicht etwa...? Er nickt wieder. Stille, das einzige Geräusch wird durch die angestrengten Scheibenwischer verursacht, die ihr Bestes geben, um uns den Blick freizuschaufeln. Ich kann es nicht fassen. „Schatz ich bin vierundvierzig... ich weiß nicht, ob das noch mal klappt... das wäre ein richtiges Risiko. „Du bist doch gesund, oder? Hattest du Probleme in letzter Zeit? „Nein, aber... ich denke nur daran, wenn das Kind zwanzig ist bin ich schon Mitte sechzig und du Mitte siebzig... Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. „Kann ja auch sein, dass es gar nicht klappt... aber du wolltest meinen Wunsch wissen. Jetzt weißt du ihn. Fahren wir hier raus? „Ok... Ich fühle mich wie auf Wolken. Ein drittes Kind. Mit allem hatte ich gerechnet, aber damit nicht. Und plötzlich, trotz all der Zweifel, trotz unseres Alters, meldet sich mein verliebtes, verwegenes, abenteuerlustiges Herz zurück. Wieso nicht, denke ich. Es kann uns doch nur gut tun. Wir haben es mit Nora und Alan geschafft, wieso dann nicht auch mit einem dritten Kind? Gleichzeitig denke ich an die Schwangerschaft, die wahrlich kein Spaziergang ist. Obwohl es mir jedes Mal recht gut dabei ging. Mit war selten schlecht, keine Komplikationen bei den Geburten, auch meine Figur durfte ich behalten. Ich lächle in mich hinein, während wir durch den Schneesturm am Arlberg schleichen und vor dem ersten Restaurant Halt machen. Wir steigen aus dem Auto, der Wind bläst mir die Flocken ins Gesicht, ich sehe die Hand kaum vor Augen. Chris kommt um das Auto herum, nimmt mich beim Arm. Es ist rührend, ihn so rücksichtsvoll zu erleben. „Komm wir schauen, ob die ein Zimmer frei haben. Und dann gibt‘s was zu Essen."

    Die Wirtsleute sind freundlich, ein Zimmer ist auch noch frei. Obwohl es erst fünf Uhr nachmittags ist, servieren sie uns alles, was unsere ausgehungerten Mägen begehren. Chris ruft seine Mutter an, es geht ihnen gut. Auch zuhause ist bereits der erste Schnee gefallen. Wir essen, der Fernseher läuft. Die Nachrichten sprechen vom heftigsten Schneefall seit vielen Jahren. In den letzten Stunden sind bereits zwei Meter gefallen, und es hört nicht auf. Einige Dörfer sind bereits von der Außenwelt abgeschnitten, Stromausfälle, Verkehrschaos, die Menschen sind in ihren Häusern eingeschneit. Dann zeigen sie das Bild einer jungen Frau, die erdrosselt in ihrer Wohnung aufgefunden wurde. Die Polizei ermittelt gegen eine Bande, die scheinbar vielversprechende Anzeigen schaltet, Mädchen aus dem Osten herlockt und sie dann zur Prostitution zwingt. Diese Schweine, denke ich, und höre nicht weiter hin. Gedankenverloren sehe aus dem Fenster, die Gegend ist weiß und so ruhig, dass es fast unheimlich ist. Keine Menschenseele weit und breit. Wir haben gerade den letzten Bissen

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