Geld oder Liebe?: Der Bergpfarrer 184 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Das Klingeln des Telefons riss Karsten Hofmann aus seinen schönsten Träumen. Noch schlaftrunken tastete er nach dem Telefon, das nebenan auf dem Tischchen stand. Gestern Abend war es wieder sehr spät geworden, die letzten Gäste waren erst am frühen Morgen nach Hause gegangen. Wie Karsten jetzt mit einem Blick auf die Uhr feststellte, hatte er kaum mehr als zwei Stunden geschlafen.
»Hofmann…?«, meldete er sich.
»Hallo, grüß dich. Ich bin's, Reiner«, hörte der Frankfurter Gastronom, dem in der hessischen Metropole mehrere Lokale gehörten, seinen Generalbevollmächtigten sagen. »Hast du ausgeschlafen?«
»Bist du irre?«, gab Karsten zurück. »Mensch, ich bin grad erst vor zwei Stunden nach Hause gekommen. Wo um alles in der Welt steckst du überhaupt?«
Am anderen Ende war ein heiteres Kichern zu hören. Karsten schüttelte den Kopf. Es hörte sich an, als telefonierte er mit einem anderen Kontinent.
»Welt ist gut«, rief Reiner Mertens. »Und trifft den Nagel auf den Kopf. Ich bin in Hongkong, wollte ich dir nur sagen.«
Karsten Hofmann starrte das Telefon an und war sicher, nicht ganz richtig gehört zu haben. Wahrscheinlich schlief er immer noch, und das Ganze hier war nur ein blöder Traum.
»Komm, jetzt mach keine Witze«, sagte er. »Lass mich einfach weiterschlafen, und dann sehen wir uns heute Nachmittag. Wir müssen alles bereitlegen, morgen kommen die Steuerprüfer vom Finanzamt.«
»Heute, Karsten, heute kommen sie«, widersprach Reiner. »Deshalb habe ich ja die Biege gemacht. Natürlich nicht, ohne ein kleines Taschengeld einzustecken. Du wirst mir sicher zustimmen, dass ich mir das verdient habe. Also, mein Alter, mach's gut und viel
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Buchvorschau
Geld oder Liebe? - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 184–
Geld oder Liebe?
Alles eine Frage des Vertrauens
Toni Waidacher
Das Klingeln des Telefons riss Karsten Hofmann aus seinen schönsten Träumen. Noch schlaftrunken tastete er nach dem Telefon, das nebenan auf dem Tischchen stand. Gestern Abend war es wieder sehr spät geworden, die letzten Gäste waren erst am frühen Morgen nach Hause gegangen. Wie Karsten jetzt mit einem Blick auf die Uhr feststellte, hatte er kaum mehr als zwei Stunden geschlafen.
»Hofmann…?«, meldete er sich.
»Hallo, grüß dich. Ich bin’s, Reiner«, hörte der Frankfurter Gastronom, dem in der hessischen Metropole mehrere Lokale gehörten, seinen Generalbevollmächtigten sagen. »Hast du ausgeschlafen?«
»Bist du irre?«, gab Karsten zurück. »Mensch, ich bin grad erst vor zwei Stunden nach Hause gekommen. Wo um alles in der Welt steckst du überhaupt?«
Am anderen Ende war ein heiteres Kichern zu hören. Karsten schüttelte den Kopf. Es hörte sich an, als telefonierte er mit einem anderen Kontinent.
»Welt ist gut«, rief Reiner Mertens. »Und trifft den Nagel auf den Kopf. Ich bin in Hongkong, wollte ich dir nur sagen.«
Karsten Hofmann starrte das Telefon an und war sicher, nicht ganz richtig gehört zu haben. Wahrscheinlich schlief er immer noch, und das Ganze hier war nur ein blöder Traum.
»Komm, jetzt mach keine Witze«, sagte er. »Lass mich einfach weiterschlafen, und dann sehen wir uns heute Nachmittag. Wir müssen alles bereitlegen, morgen kommen die Steuerprüfer vom Finanzamt.«
»Heute, Karsten, heute kommen sie«, widersprach Reiner. »Deshalb habe ich ja die Biege gemacht. Natürlich nicht, ohne ein kleines Taschengeld einzustecken. Du wirst mir sicher zustimmen, dass ich mir das verdient habe. Also, mein Alter, mach’s gut und viel Spaß mit dem Finanzamt.«
Kopfschüttelnd legte Karsten Hofmann auf.
Auf so eine dumme Idee konnte auch nur Reiner kommen!
Der Gastronom legte sich wieder ins Bett und schloss die Augen. Aber irgendwie konnte er nicht wieder einschlafen.
Was hatte Reiner gesagt, wann die Steuerprüfung war? Heute?
Himmel, da musste er ja sofort ins Büro!
Karsten warf die Decke von sich und sprang aus dem Bett – was gar nicht so einfach war, wenn man bedachte, dass er erst um sechs Uhr in der Frühe zu Hause war, und der Wecker jetzt gerade mal acht Uhr anzeigte.
Hastig lief er in die Küche der zweihundert Quadratmeter großen Penthousewohnung, hoch über Frankfurt, von deren Dachterrasse man einen phantastischen Blick hatte, und schaltete die Kaffeemaschine ein. Während die aufheizte, duschte Karsten abwechselnd heiß und kalt und brachte so seine Lebensgeister zum Erwachen. Rasch schlüpfte er in Hemd und Hose, verzichtete angesichts des warmen Sommers darauf, Socken anzuziehen, und drückte auf einen Knopf der Kaffeemaschine, die daraufhin surrend ihr Mahlwerk in Gang setzte.
Immer noch verärgert über den dummen Scherz seines Freundes und Geschäftsführers verließ Karsten wenig später den Fahrstuhl. Dabei musste er Reiner Mertens eigentlich dankbar sein, dass der ihn daran erinnert hatte, dass heute bereits Montag war und nicht Sonntag, wie er irrtümlich angenommen hatte.
Na ja – die illusteren Gäste, die bis zum frühen Morgen gefeiert hatten, erwarteten, dass Karsten mittrank, da konnte man schon mal einiges durcheinander bekommen.
Das Büro befand sich im ersten Stock über dem Restaurant, das Karsten Hofmann vor drei Jahren zuerst eröffnet hatte. Die gute Frankfurter Küche, die er dort im West-End servierte, brachte ihm raschen Erfolg, und schon bald kamen eine Kneipe, ein Hotel und eine Diskothek hinzu. Karsten holte seinen alten Freund Reiner Mertens ins Boot und machte ihn zu seinem Geschäftsführer und Generalbevollmächtigten.
Irgendwie musste er ein Sonntagskind sein, hatte Karsten einmal überlegt, denn mit seinen Unternehmungen verdiente er sich eine goldene Nase.
Auf dem Weg zum Büro versuchte er etliche Male, Reiner ans Telefon zu bekommen. Doch zu Hause war der Freund nicht, und sein Handy hatte er nicht eingeschaltet.
Karsten trat auf das Gaspedal, und der knallrote Sportwagen machte einen Satz nach vorne. Der Frankfurter Verkehr war eine Katastrophe, doch irgendwie schaffte er die Strecke in Rekordzeit und hielt auf seinem angestammten Parkplatz an. Immer noch ein wenig müde, ansonsten aber gut gelaunt, stieg Karsten Hofmann aus und warf die Autotür zu. Er winkte dem Verkäufer der Straßenzeitung zu und warf einem Obdachlosen einen Geldschein in dessen Hut. Dann stieg er sportlich und agil die Treppe hinauf, die zum Eingang der ›Goldenen Traube‹ führte und wollte aufschließen.
Doch die Tür war gar nicht zugesperrt!
Verwundert zog Karsten sie auf. Irgendwas stimmte hier nicht. Die Putzfrau hatte bereits vor einer Stunde das Haus wieder verlassen. Sie begann ihre Arbeit gegen sechs.
Karsten betrat das Restaurant und sah sich unvermittelt mehreren Männern gegenüber.
»Guten Morgen«, sagte er. »Darf ich fragen, was Sie hier machen? Wir haben nämlich noch geschlossen.«
Es waren insgesamt acht Personen, die vor dem Tresen standen und ihn anschauten. Einer der Männer zog etwas aus der Jackentasche.
»Darf ich fragen, wer Sie sind?«
Karsten schüttelte den Kopf. Diese Frage stand ja wohl eher ihm zu.
»Das würde ich gerne von Ihnen erfahren«, erwiderte er. »Ich bin der Inhaber dieses Lokals.«
»Das dachte ich mir«, nickte der Mann und zeigte ihm den Ausweis, den er aus der Jacke geholt hatte. »Förster, Steuerfahndung.«
*
Karsten Hofmann war wie vom Donner gerührt.
»Was…?«, ächzte er ungläubig.
Doch der Mann ließ ihm keine Zeit, einen klaren Gedanken zu fassen. Er zog ein amtliches Schreiben aus der Tasche und händigte ihm dem Gastwirt aus.
»Dieser Durchsuchungsbeschluss ermächtigt uns, Einsicht in Ihre Steuerunterlagen zu nehmen, sowie sämtliche Belege zu beschlagnahmen.«
Er nickte den anderen Männern zu.
»Fangt an!«
Erst jetzt bemerkte Karsten die vielen Kartons, die die Männer mitgebracht hatten. Sie ließen sich von ihm den Schlüssel für das Büro geben, packten unten im Lokal Bonrollen und die Kasse ein und durchsuchten jedes noch so winziges Eckchen.
»Vielleicht sollten wir uns setzen«, schlug der Herr Förster vor. »Was wir zu besprechen haben, wird nämlich etwas dauern.«
Karsten zog den nächsten Stuhl zurück und ließ sich darauf fallen. Irgendwo in seinem Hinterkopf dämmerte es ihm, dass der Anruf seines Geschäftsführer wohl