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Die Bergklinik 5 – Arztroman: Was mir fehlt, bist du
Die Bergklinik 5 – Arztroman: Was mir fehlt, bist du
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eBook197 Seiten2 Stunden

Die Bergklinik 5 – Arztroman: Was mir fehlt, bist du

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Über dieses E-Book

Die Arztromane der Reihe Die Bergklinik schlagen eine Brücke vom gängigen Arzt- zum Heimatroman und bescheren dem Leser spannende, romantische, oft anrührende Lese-Erlebnisse. Die bestens ausgestattete Bergklinik im Werdenfelser Land ist so etwas wie ein Geheimtipp: sogar aus Garmisch und den Kliniken anderer großer Städte kommen Anfragen, ob dieser oder jener Patient überstellt werden dürfe.

"Herrschaftseiten, wie schauen denn Sie aus?" Schwester Almut sah den Fremden mit großen Augen erschrocken an. Sie hatte ihren Dienst beendet und war auf dem Weg zu ihrem Wagen, als plötzlich der Fremde vor ihr stand.
Der war etwa Ende Dreißig, groß und schmal gewachsen, sein Gesicht war blutverschmiert, die Hände waren zerkratzt und sein teurer Anzug war völlig zerrissen.
"Kommen S' doch herein, was ist denn passiert?" Schwester Almut war erschüttert, derart demoliert sah er aus. Ganz vorsichtig griff sie nach dem Arm des Mannes und führte ihn in den Aufnahmebereich der Bergklinik, wo sie ihn in einem Sessel niedersitzen ließ. Dann winkte sie der Aufnahmeschwester und rief ihr zu, sie solle rasch einen Arzt in die Aufnahme kommen lassen.
Wenige Minuten später war Dr. Schröder zur Stelle.
Er sah sich den Fremden nur ganz kurz an, dann bestellte er telefonisch eine Krankentrage und ließ den total apathisch dasitzenden Fremden in den kleinen OP bringen, wo er ihm ganz vorsichtig die Jacke ausziehen ließ, ebenso Hemd und Hose, um sich dann um die Versorgung der vielen kleinen und größeren Verletzungen des Fremden zu kümmern.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum1. Aug. 2017
ISBN9783740920364
Die Bergklinik 5 – Arztroman: Was mir fehlt, bist du

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    Buchvorschau

    Die Bergklinik 5 – Arztroman - Hans-Peter Lehnert

    Die Bergklinik – 5 – Die Bergklinik

    Inhalt

    Was mir fehlt, bis du

    Der Feind auf dem OP-Tisch

    Die Bergklinik

    – 5–

    Die Bergklinik

    Hans-Peter Lehnert

    Was mir fehlt, bis du

    Roman von Hans-Peter Lehnert

    »Herrschaftseiten, wie schauen denn Sie aus?« Schwester Almut sah den Fremden mit großen Augen erschrocken an. Sie hatte ihren Dienst beendet und war auf dem Weg zu ihrem Wagen, als plötzlich der Fremde vor ihr stand.

    Der war etwa Ende Dreißig, groß und schmal gewachsen, sein Gesicht war blutverschmiert, die Hände waren zerkratzt und sein teurer Anzug war völlig zerrissen.

    »Kommen S’ doch herein, was ist denn passiert?« Schwester Almut war erschüttert, derart demoliert sah er aus. Ganz vorsichtig griff sie nach dem Arm des Mannes und führte ihn in den Aufnahmebereich der Bergklinik, wo sie ihn in einem Sessel niedersitzen ließ. Dann winkte sie der Aufnahmeschwester und rief ihr zu, sie solle rasch einen Arzt in die Aufnahme kommen lassen.

    Wenige Minuten später war Dr. Schröder zur Stelle.

    Er sah sich den Fremden nur ganz kurz an, dann bestellte er telefonisch eine Krankentrage und ließ den total apathisch dasitzenden Fremden in den kleinen OP bringen, wo er ihm ganz vorsichtig die Jacke ausziehen ließ, ebenso Hemd und Hose, um sich dann um die Versorgung der vielen kleinen und größeren Verletzungen des Fremden zu kümmern.

    Der hatte bisher noch keinen Ton gesagt, ließ alles, was Schröder tat, mit einer gleichgültigen, ja fast stoischen Ruhe über sich ergehen und starrte immerzu auf einen Punkt im OP, als ob er Mühe habe, bei Bewußtsein zu bleiben.

    Der Assistent Professor Stolzenbachs hatte den Eindruck, als wenn der an und für sich sehr gepflegt wirkende Fremde neben seinen Verletzungen, die wahrscheinlich von einem Sturz herrührten, einen Schock erlitten habe.

    Als kurz darauf Professor Stolzenbach in den OP kam, sah er den Fremden kurz an, dann seinen Assistenten. Der zuckte nur mit den Schultern, sagte jedoch nichts.

    Stolzenbach ging daraufhin in die Aufnahme, wo er den Chef der Bergklinik traf.

    »Wer ist denn der Zersauste im OP?« fragte er.

    Vinzenz Trautner zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Er ist Schwester Almut draußen auf dem Hof geradewegs in die Arme gelaufen.«

    »Und er hat noch keine Angaben zu seiner Person gemacht? Wo er herkommt, wieso er so lädiert ausschaut?« Stolzenbach sah Vinzenz Trautner fragend an.

    »Wenn er dem Kollegen Schröder nichts gesagt hat, hat er noch keinen Piepser von sich gegeben«, antwortete der. »Wir wissen also gar nichts.«

    »Er hat offensichtlich einen Schock, jedenfalls macht er auf mich diesen Eindruck.« Stolzenbach zog die Augenbrauen in die Höhe. »Die chirurgische Station ist bis aufs letzte Bett belegt. Er kann also nicht dableiben. Für Unfälle ist eh die Unfallklinik in Garmisch zuständig. Wäre es nicht gescheit, ihn dorthin bringen zu lassen?«

    »Jetzt wird er erst einmal hier versorgt«, murmelte Trautner, »dann sehen wir weiter.«

    »Dann müssen Sie ihn aber auf eine andere Station bringen«, entgegnete Stolzenbach. »Wir sind belegt, heute kommen noch zwei angemeldete Patienten.«

    »Machen S’ sich keine Gedanken. Wir werden ihn schon menschenwürdig unterbringen.« Vinzenz Trautner zog die Augenbrauen zusammen. Er hatte schon öfter den Eindruck gehabt, als ob sein Chefchirurg mit derartigen Fällen nichts zu tun haben wollte.

    »Die Landesklinik in München ist verpflichtet, Patienten aufzunehmen, deren Identität nicht feststeht«, haftete sich Stolzenbach an dem Thema fest, so als wollte er unbedingt Dr. Trautners Meinung bestätigen.

    »Er bleibt vorerst bei uns«, entgegnete der daraufhin, und seine Stimme klang so, daß Stolzenbach wußte, weiterer Widerspruch wäre zwecklos.

    Deshalb verließ er die Aufnahme, ohne weitere Kommentare abzugeben, ging dann noch mal in den kleinen OP, zog, als er sah, daß sein Assistent immer noch mit dem Fremden beschäftigt war, abermals die Augenbrauen in die Höhe, und ging dann schließlich ins Ärztezimmer, um sich Röntgenbilder von Patienten anzusehen, die in den nächsten Tagen operiert werden würden.

    Schwester Almut hatte inzwischen in der Wäscherei einen Schlafanzug herausgesucht und bereitgelegt.

    »Ich hab’ alles erstversorgt«, sagte Schröder zu ihr, »ob er innere Verletzungen hat, wird sich erst bei der röntgenologischen Untersuchung zeigen. Aber ich glaube es nicht, es sind mehr oder weniger nur Hautabschürfungen, so als wenn er einen Felsen heruntergerutscht wär’. Die verunglückten Bergsteiger letztens hatten ganz ähnliche Läsionen.«

    »Was passiert denn jetzt mit ihm? Wissen S’ schon, wen man benachrichtigen muß?« Almut sah Dr. Schröder fragend an.

    Der schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht mal seinen Namen. Er ist immer noch vollkommen apathisch, hat noch keinen Ton von sich gegeben.«

    »Aber er bleibt doch da?« Die Frage der hübschen Schwester klang ein wenig ängstlich.

    »Davon geh’ ich aus«, antwortete Dr. Schröder.

    »Wohin soll ich ihn denn bringen?« wollte Almut wissen. »Die Chirurgie ist total belegt.«

    »Warten S’ einen Moment«, sagte Wolfgang Schröder, dann verließ er den kleinen OP.

    Schwester Almut ging derweil zu dem Fremden und lächelte ihn zuversichtlich an.

    »Es wird schon wieder werden«, sagte sie. »Haben S’ noch arge Schmerzen?«

    Der Fremde reagierte nicht, starrte, da er auf dem Rücken lag, immer nur auf einen Punkt an der Decke.

    Kurz darauf kam Dr. Schröder zurück und sagte, man werde den Verunglückten zuerst einmal auf der Inneren Station unterbringen. Dann lächelte er. »Und zwar privat, der Chef persönlich hat das angeordnet.«

    Schwester Almut nickte aufatmend. »Dr. Trautner ist bekannt dafür, ein großes Herz zu haben.«

    *

    Dr. Vinzenz Trautner kam aus jenem Trakt der Inneren Abteilung, in dem die Privatzimmer untergebracht waren. Er hatte den Fremden, der sich allmählich zu erholen schien, besucht, aber wieder keine Antwort auf seine Fragen nach dessen Identität bekommen.

    Vinzenz Trautner wirkte sehr nachdenklich, als Professor Stolzenbach ihm über den Weg

    lief.

    »Na?« fragte der mit spöttisch untermalter Stimme. »Wer ist denn nun Ihr Ziehsohn?«

    »Ich weiß es nicht«, gab Trautner zu, »aber je weniger entstellt sein Gesicht ausschaut, desto mehr kommt er mir bekannt vor. Ich bin mir inzwischen sicher, daß ich ihn irgendwoher kenne.«

    »Da schau her.« Nun schien Stolzenbach erstaunt zu sein. »Aus Ihrem Bekanntenkreis oder wo bringen S’ ihn unter?«

    Vinzenz Trautner schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Persönlich bin ich ihm sehr wahrscheinlich noch nicht begegnet. Ich hab’ sein Gesicht schon irgendwo in der Presse oder im Fernsehen gesehen.«

    »Ein Prominenter also?«

    »Fragen S’ nicht weiter, Professor«, antwortete Dr. Trautner, »ich weiß es nämlich nicht.«

    »Liegt er immer noch auf Ihrer Pflegestation?« Clemens Stolzenbach sah den Chef der Bergklinik fragend an.

    Der nickte, während ein amüsiertes Lächeln um seine Mundwinkel spielte. »Da bekomm’ ich am wenigsten Schwierigkeiten mit den Ansprüchen der Kollegen.«

    Clemens Stolzenbach verstand den kleinen Seitenhieb sehr wohl und fragte in der Richtung nicht weiter. Dann wollte er wissen, ob die Polizei schon verständigt sei.

    Dr. Trautner bestätigte das. »Es waren sogar schon Vertreter der Garmischen Kripo da. Einer hat Fotos gemacht, der andere hat den Fremden nach seinen persönlichen Daten gefragt, aber der hat nichts gesagt, außer ›Guten Tag‹ und ›Auf Wiedersehen‹.«

    »Er redet also…?«

    »Das tut er. Hauptsächlich mit Schwester Almut. Zu der scheint er Vertrauen zu haben. Ich hab’ das Gefühl, als wenn der Mann nicht nur unter einem Schock stünde, sondern vor allem total verängstigt ist. Er schaut einen an, als wenn er zuerst abschätzen müßte, ob man ihm auch wohlgesonnen ist.«

    »Ohne Ihre Entscheidung, ihn dabehalten zu haben, kritisieren zu wollen«, sagte Clemens Stolzenbach daraufhin, »meinen Sie nicht, daß er in der Garmischer Unfallklinik besser aufgehoben wäre? Noch besser wäre das Landeskrankenhaus in München. Die verstehen sich nämlich auf solche Fälle.«

    »Die Bergklinik, lieber Professor, hat noch nie jemanden weggeschickt, wenn der es nicht wollte oder medizinische Gründe dafür sprachen.« Dr. Trautner lächelte. »Das war vor Ihrer Zeit bei uns so und so wird es bleiben. Jedenfalls, solange meine Meinung hier gefragt ist.«

    Stolzenbach hob abwehrend die Hände, dann lachte er. »Um Gottes willen, Chef, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.« Dann blieb er noch mal stehen. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mir den Herrn mal anschaue?«

    »Selbstverständlich nicht, wann immer Sie wollen«, antwortete Dr. Trautner, dann wünschte er dem Chefchirurgen einen schönen Tag und ging.

    Stolzenbach überlegte einen Augenblick, dann drehte er sich um und ging zur inneren Privatstation. Die Schwestern dort sahen sich verwundert an, denn es war sehr ungewöhnlich, daß Stolzenbach auf ihrer Station erschien. Schließlich verschwand er in jenem Zimmer, wo der unbekannte Patient untergebracht war.

    Schwester Almut bekam ein knallrotes Gesicht, als Clemens Stolzenbach plötzlich vor ihr stand, denn sie war, wie so oft in den letzten Tagen, weniger in der Chirurgie, wo sie stellvertretende Stationsschwester war, sondern auf der Inneren, und zwar nur, um sich um den Unbekannten zu kümmern.

    »Suchen Sie mich, Herr Professor?« fragte Almut, während sie ängstlich dreinsah.

    »Nein, nein…, ich wollte mir nur mal den Patienten anschauen.« Dann ging er zum Bett, auf dem der Fremde lag und ihn schon eine ganze Weile fixierte.

    »Das ist Professor Stolzenbach«, sagte Almut, dann sah sie diesen entschuldigend an. »Leider kann ich Ihnen nicht sagen, wer der Herr ist, wir haben es nämlich noch nicht herausgefunden.« Dann fügte sie hinzu: »Ich glaube auch nicht, daß er es momentan weiß. Vielleicht fürchtet er sich auch davor, es preiszugeben.«

    Clemens Stolzenbach stand am Fenster und nickte. »Es könnte möglicherweise eine durch Verletzung und damit verbundenen Schock hervorgerufene retrograde Amnesie sein. Die verliert sich jedoch nach einigen Tagen wieder. Sie sollten also immer mal wieder nachfragen.«

    »Das tue ich eh«, bestätigte die ausnehmend hübsche Schwester. Dann wurde sie ein wenig verlegen. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, daß ich momentan ein bissel öfter hier in der Inneren bin, weil ich ja eigentlich in der Chirurgie Dienst zu tun habe.«

    »Das ist die Sache des Pflegedienstes, Schwester«, antwortete Clemens Stolzenbach. »Sie sollten nur schauen, daß Sie mit Ihren Kolleginnen klarkommen.«

    »Danke schön, Herr Professor«, antwortete Almut. »Aber das geht in Ordnung.«

    Eine Stunde später hatte Almut Dienstschluß. Wenn sie nur einen halben Tag frei hatte, blieb sie meistens in der Klinik. Doch nun hatte sie drei Tage dienstfrei, und sie wollte zu ihren Eltern, die in einem Seitental zwischen Mittenwald und Krün einen wunderschön gelegenen Bergbauernhof bewirtschafteten.

    Die Eltern hatten es anfangs nicht gerne gesehen, als ihre Almut Krankenschwester werden wollte, doch da das Madel es so sehr wünschte, hatten sie schließlich nachgegeben. Ausschlaggebend dafür war gewesen, daß Dr. Trautner Almut als Lernschwester in die Bergklinik genommen hatte. In die Stadt ziehen lassen

    hätten Almuts Eltern ihre Tochter gar nicht oder nur sehr ungern.

    »Na, Kind?« begrüßte der Vater seine Tochter, obwohl die im vergangenen Herbst 34 Jahre alt geworden war.

    Almut hätte längst verheiratet sein können, es hatte sehr viele Bewerber gegeben, doch sie hatte immer abgeblockt und dankend den Kopf geschüttelt. Zu ihrer Mutter hatte sie jedesmal gesagt, sie müsse sich auf ihren Beruf konzentrieren, habe daher schon mal keine Zeit für einen Mann und außerdem sei auch der gerade neu ins Gespräch gekommene Bewerber wieder nicht jener gewesen, bei dem sie ihr Herz verlieren könne.

    Almuts jüngerer Bruder Bernhard, den aber alle nur Berni nannten, sollte einmal den Hof erben. Er war dreißig, ein lustiger Bursch, und jedesmal wenn Almut kam, freute er sich. Bernhard war verheiratet und seit drei Jahren Vater der kleinen Evchen.

    »Was macht denn dein Unbekannter?« fragte Berni, kaum daß seine Schwester die Stube des mächtigen, im Werdenfelser Stil erbauten Hofes betreten hatte. »Wißt ihr inzwischen denn schon, wer er ist?«

    Almut schüttelte den Kopf. »Leider noch nicht.«

    »Wenn der euch net alle an der Nas’ herumführt. Der wird sich denken, so gut wie da in der Bergklinik geht es mir nie wieder. Liegt er immer noch auf der Privatstation?« Birgit Stallners Stimme klang spöttisch, und so sah sie auch drein. Sie war Bernis Frau und die Mutter Evchens.

    Almut nickte. »Ja, er ist immer noch Privatpatient Dr. Trautners. Aber ich glaub’ nicht, daß er simuliert. Ganz sicher sogar nicht.«

    »Und wieso bist so sicher?« wollte Birgit wissen.

    »Ich… ich weiß es nicht. Mein Gefühl sagt es mir.«

    »So, so, dein Gefühl…!« Birgits Stimme klang nun noch spöttischer als vorher.

    »Hast dich am End’ verliebt? In einen total Fremden?« Berni kam näher und grinste seine Schwester amüsiert an.

    »Was redest denn da?« empörte die sich. »Ich bin Krankenschwester, und er ist ein Patient. Und daß er kein armer Schlucker ist, der es nötig hat, sich auf Klinikkosten bei uns auszuruhen, dafür gibt’s ein paar sichere Anzeichen.«

    »Aha, und welche?« wollte Birgit wissen.

    »Sein Anzug zum Beispiel.«

    »Ich denk’, der war zerrissen.«

    »Natürlich war er das. Aber er ist allererste Qualität.«

    »Woher willst das denn wissen, wenn er völlig zerrissen war?«

    »Hast schon mal was von Armani gehört?«

    »Dem italienischen Modemacher?«

    Almut nickte. »Anzug und Hemd sind von Armani. Und die Schuh’ ebenfalls von einer ganz bekannten und sehr noblen italienischen Schuhfirma.«

    »Dann wird er Italiener sein…!«

    Almut schüttelte den Kopf. »Er spricht deutsch mit bayerischem Dialekt.«

    »Wie denn das? Ich denk’, er redet nix?« Berni sah seine Schwester neugierig an.

    »Mit mir schon«, antwortete diese. »Aber nur ganz allgemeine Sachen. Nicht, wer er ist und dergleichen. Und wenn du ihn reden hörst, dann weißt du auch, daß er kein Betrüger ist.«

    »Vielleicht ein Hochstapler«, gab Birgit zu bedenken, »die wissen sich stets gut zu benehmen, und erstklassig gekleidet sind sie auch immer.«

    Daraufhin wirkte Almut einen Augenblick nachdenklich, dann schüttelte sie den Kopf. »Mein Unbekannter ist kein Betrüger und Hochstapler

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