Für so einen wie Dich
Von Friedemann Bayer und Helmut Zenker
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Über dieses E-Book
Friedemann Bayer und Helmut Zenker beim Doppelpass zwischen einem hypochondrischen Ich-Erzähler und einem lustlosen Systemflüchtling, der mehr mit sich selbst als seinem herbeigesehnten Ende beschäftigt ist. Am Ende siegt die Vernunft.
Es handelt sich um eine aktualisierte Auflage! (8. Februar 2016)
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Buchvorschau
Für so einen wie Dich - Friedemann Bayer
Friedemann Bayer
Helmut Zenker
Für so einen wie Dich
(Roman)
Copyright © 2014 Der Drehbuchverlag, Wien
2. Auflage, 8. Februar 2016
Alle Rechte vorbehalten
eBook: Für so einen wie Dich (Roman)
ISBN: 978-3-99042-969-3
Inhaltsverzeichnis
Zitat
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
››Jim Newton und Pete ließen den Station-Wagen am Parkplatz und kamen zu der Menge, die sich langsam auf den verstopften Eingang zu bewegte. Es gab ein großes Gedränge, aber alles war gut gelaunt.‹‹
Albert G. Miller, Fury
1
Ich wechsle nicht den Beruf, ich wechsle die Stelle. In den letzten sechs Monaten habe ich achtmal die Stelle gewechselt. Eine Arbeit im Allgemeinen Krankenhaus, die bereits ausgemacht war, habe ich gar nicht erst angefangen. Ich fühle mich nicht besonders. Ich fühle mich nie besonders. Die momentane Stellung in der Armaturenfabrik habe ich seit beinahe drei Wochen.
Mein Arbeitsplatz ist eng. Er ist nicht schlechter als andere, aber auch nicht besser. Meine Kollegen sind links und rechts etwas mehr als einen Meter entfernt. Reden können wir nur während der Pausen. Rauchen ist verboten.
Wenn es um 11 Uhr vormittags auf der Hohen Warte dreißig Grad oder mehr hat, gibt es eine viertelstündige Hitzepause. Aber wann hat es auf der Hohen Warte um 11 Uhr vormittags schon dreißig Grad?
Der Tag beginnt um sechs, das Tempo beginnt um sieben: auf die Arbeitsplätze, fertig, los!
2
Meine Wohnung ist eng: ein Zimmer in einem vierstöckigen Zinshaus, vier mal vier Meter, Bretterboden, zwei Fenster. Eine Glasscheibe ist mit einem Metallband gestückelt. Das Wasser ist auf dem Gang. Das Klo ebenfalls. Es wird von meinem rechten Nachbar, einem vierunddreißigjährigen Bundesbahnbediensteten, mitbenützt. Seine rothaarige Frau sorgt für die Reinigung. Wenige Minuten nachdem ich eingezogen bin, hat sie schon bei mir geläutet. Sie ist auf der Schwelle stehen geblieben und hat mir die Benützung des gemeinsamen Klosetts erklärt: sozusagen die Vorschriften, die sich aus ihren Gewohnheiten ergeben. Sie sei übrigens froh, hat sie gesagt, dass das Zimmer, nachdem die alte Holoub gestorben ist, keine Jugoslawen oder Türken bekommen haben. (››Die steigen samt den Schuhen aufs Klobrett, und die halbe Wohnung steht auf dem Gang, und Ratten sind auch bald da, wenn die Jugoslawen erst einmal im Haus sind.‹‹) Manchmal schenkt sie mir Illustrierte.
Das Zimmer ist also nach einer sogenannten Investitionsablöse, die ich bezahlt habe, obwohl das Zimmer vollkommen leer war, meines. Für siebenhundert Schilling im Monat. Der Mietvertrag ist vierteljährlich kündbar. Von der Holoub ist kein Stäubchen geblieben. Ich denke sie mir mit einem dreieckigen Gesicht und grauen Haaren.
Was jetzt im Zimmer ist, habe ich von zu Hause mitgenommen, wo sie froh waren, dass ich endlich den Platz geräumt habe. Meine Schwester wohnt noch daheim. Dieses Zimmer ist mir gleich. Wenn ich nicht unbedingt hier sein muss, bleibe ich woanders.
3
26. Mai. Ein Montag. Ich rufe vom öffentlichen Fernsprecher vor der Trafik an. Ich bin krank, sage ich. Ein paar Tage werde ich nicht kommen können, sage ich. Die Angestellte, die meinen Anruf entgegengenommen hat, legt auf, als ich nichts mehr sage. Sie kennt mich nicht. Ich bin ihr einmal nachgegangen. Sie wohnt bei der Friedensbrücke.
Die Akontozahlung vom Freitag ist fast verbraucht. Zwei Hunderter und ein paar Münzen habe ich noch eingesteckt. In der Likörstube ist kein Mensch. Die Wirtin gibt mir den verlangten Korn. Ich bleibe bei dem Automaten stehen, bei dem man für einen Schilling ungefähr vierzig gesalzene Erdnüsse bekommt. Der frühere Inhaber der Likörstube hat die meisten Schnäpse selber gebrannt. Angeblich soll er davon blind geworden sein. Die Wirtin ist über sechzig und will kein Wort von mir hören. Ich schiebe ihr die zwölf Schilling hin und gehe ins Freie.
Mit dem Fünfer fahre ich zum Praterstern. Ich setze mich ins Panorama-Tageskino. Gezeigt wird ein englischer Dracula-Streifen, in dem der Christopher Lee, weil er eine Eisenstange wie einen Blitzableiter hält, zuletzt vom Blitz getroffen und