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Tod im Hamam
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eBook190 Seiten2 Stunden

Tod im Hamam

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Über dieses E-Book

In der Čaršija, dem malerischen Bazarviertel von Makedoniens Hauptstadt Skopje, wird im historischen Hamam eine grausam zugerichtete Leiche gefunden. Es zeigt sich, dass es sich bei dem Toten um einen Tycoon der makedonischen Baubranche handelt, der vom Bauprogramm der amtierenden Regierung groß profitierte und dementsprechend viele Feinde hatte. Kommissar Tito Tučović von der städtischen Polizei muss den Fall übernehmen und rasch feststellen, dass er sich bei seinen Ermittlungen in einem Minenfeld bewegt. Die hohe Politik, die Konkurrenz des Ermordeten, aber auch dessen weitverzweigte Familie, sie alle haben eine hohe Anzahl an Motiven, aber erschreckend wenig Alibis.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen in dem kleinen Balkanstaat entwirft Pittler in seinem Kriminalroman auch ein Sittenbild der postjugoslawischen Gesellschaften, welche die alten Werte von "Brüderlichkeit und Einheit" über Bord geworfen, aber noch keine neuen Werte gefunden haben. Damit erweist er sich einmal mehr als genauer Beobachter und Analyst unserer Zeit und ihrer Abgründe, wobei, wie bei Pittler üblich, Spannung und auch Humor nicht zu kurz kommen.
SpracheDeutsch
HerausgeberWieser Verlag
Erscheinungsdatum12. März 2016
ISBN9783990470381
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    Buchvorschau

    Tod im Hamam - Andreas P. Pittler

    978-3-99047-038-1

    I.

    »Dođi i uzmi me – Komm und nimm mich« Laut und falsch schmetterte Zofka Atanassova die Worte eines Seka Aleksić-Schlagers vor sich hin, als sie das Portal des Čifte-Hamams in Skopjes Čaršija öffnete, um dort wie jeden Montag ihrer Reinigungsarbeit nachzugehen. Sie wandte sich nach rechts und begab sich ohne Umschweife in den Sanitärbereich, wo sie in gewohnter Weise ihren Mopp und ihren Kübel vorfand. Letzteren füllte sie mit Wasser, gab ein wenig Putzmittel bei und schlenderte gelassen in den Raum zu ihrer äußersten Linken, dem ehemaligen Eingangsbereich.

    Zehn Minuten später – Zofka war mittlerweile singenderweise auch mit »Aspirin« und »Crno i zlato« durch – hatte sie wischend den Hauptraum, das eigentliche Bad, erreicht. Die ausgestellten Fotos beachtete sie nicht. Der Hamam fand als Galerie Verwendung, doch den üblicherweise hier gezeigten Kunstwerken konnte Zofka Atanassova generell wenig abgewinnen. Sie konzentrierte sich lieber auf ihre Arbeit, denn dann war sie umso früher fertig und konnte mit dem Tag noch etwas Sinnvolles anfangen.

    Aber die Installation im Zentralraum konnte sie nicht ignorieren. Das sah aus wie eine Kreuzigung, was Zofka höchst geschmacklos fand. Ein nackter Christus! Wie schamlos! Was fiel diesen sogenannten Künstlern als nächstes ein? Noch dazu so ein hässlicher! Der Mann hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem Heiland. Ein Fettsack um die 60, dessen voluminöser Bauch sich üppig über die peinlich kleine Männlichkeit wölbte. Blasphemie! Zudem hatte der Sohn Gottes bekanntlich langes schwarzes Haar und einen Bart gehabt. Der da hatte nichts von all dem. Eine Glatze und ein Doppelkinn. Und dann noch dieser selten dämliche Blick! Es war eine Schande, was in diesem Land alles unter Kunst laufen durfte.

    Doch eines musste Zofka dem Künstler lassen. Seine Skulptur war von bemerkenswerter Lebendigkeit. Der feiste Christus sah aus wie ein Mensch aus Fleisch und Blut. Und die Lache, die sich unter dem Erlöser gebildet hatte, sah auch verdammt echt aus. Zofka steckte den Mopp in den Kübel und trat, nun doch neugierig geworden, näher. Das Blut sah so wirklich aus, dass man meinen konnte, es war eben erst vergossen worden. Wie die das hinbekamen? Zofka konnte nicht widerstehen. Sie sah erst nach links, dann nach rechts, dann bückte sie sich und berührte mit dem Finger die Blutlacke.

    Gleich darauf fuhr sie entsetzt zurück, als hätte sie einen Stromschlag abbekommen. Das Blut sah so echt aus, WEIL es echt war. Und der Mann war auch echt. Echt, aber tot! Zofka hielt sich die Hand vor den Mund. Gleich darauf riss sie sie wieder weg, als ihr einfiel, dass sie auf dem Zeigefinger den Lebenssaft des Mannes kleben hatte. Und da ihr Sprechorgan nun freie Bahn hatte, konnte sie auch gleich losschreien. Laut und spitz und vor allem lang anhaltend.

    Doch der einzige Mensch, der sie hätte hören können, lag mit einer klaffenden Wunde in der linken Brust und weit ausgebreiteten Armen, in deren Händen Neunzoll-Nägel steckten, auf einem Holzkreuz und war aller irdischen Sorgen für immer enthoben.

    II.

    Tito Tucović war ein Mann mit entschieden zu vielen Problemen für seinen Geschmack. Die fingen schon bei seinem Namen an. Tito Tucović! Wer hieß schon so! Zwar konnte sich glücklicherweise kaum noch jemand daran erinnern, dass Dimitrije Tucović der Begründer des jugoslawischen Marxismus gewesen war, doch der Vorname Tito war im Makedonien des Jahres 2015 Menetekel genug! Sicher, als er 1970 bei seiner Geburt diesen Namen bekam, da beglückwünschte seinen Vater alle Welt zu diesem weisen Entschluss, denn Marschall Tito war das Nonplusultra im damaligen Jugoslawien. Und selbst mit Ende 30 schien Tito noch durchaus anzugehen, gab es doch immer noch kaum eine Stadt in Makedonien, die ohne eine »Maršala Tita« auskam. Doch seit die rechtslastige Nationalistenpartei das Ruder übernommen hatte, war der jugoslawische Staatsmann zur absoluten Unperson geworden – und alle weiteren Namensträger mit ihm. Ebenso gut hätte man im Vatikan auf den Vornamen Satan hören können. Tucović vermied es daher tunlichst, sich mit vollem Namen vorzustellen und beschränkte sich ganz allgemein auf ein simples »Hauptkommissar Tucović«, wenn er sich irgendwo zu erkennen geben musste. Denn für einen Polizisten war es im neuen Makedonien doppelt peinlich, an das alte Jugoslawien zu erinnern.

    Doch half ihm diese List nur bedingt. Sein Vater, der alte Prvoslav, Polizeioberst in Ruhe, tat überhaupt nichts anderes, als permanent an das alte Jugoslawien zu erinnern. Und so war Tucović stets der Sohn des »alten Titoisten« – womit sein Vorname dann doch wieder zum Thema wurde.

    Und war Tucović ehrlich zu sich selbst, dann war Vater Prvoslav nicht das einzige Problem in seiner Familie. Seine Mutter wurde nicht müde, sich bei ihm über den Gatten auszuweinen, und die Ehefrau tat es der Schwiegermutter gleich, mit dem Unterschied freilich, dass hier Tochter Liljana Gegenstand des Klagens war. Und Liljana, die sorgte ohnehin dafür, dass Tucović früh ergraute.

    Ergrauen war ein weiteres Stichwort in Tucovićs Pandämonium des Schreckens. Er ergraute jeden Tag, wenn er im Präsidium einen Termin bei seinem Vorgesetzten Oberst Stankovski hatte. Jeder in der Polizei von Skopje wusste, dass Stankovski waschechter Serbe war, geboren als Dušan Stanković. Doch wer im Makedonien des Premiers Gruevski Karriere machen wollte, der besorgte sich besser beizeiten eine makedonische Identität. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich, Stanković habe die Umschreibung seiner Personalpapiere nur zwei Flaschen Sliwowitz gekostet – und ein paar plötzlich verschwundene Anzeigen. Fakt jedenfalls war, dass Goce Stankovski so makedonisch war wie Alexander der Große und Zar Samuil – und man einen Dušan Stanković in keinem Archiv Makedoniens finden konnte. Wenigstens einmal hatte der Mann ganze Arbeit geleistet.

    Tucović wären an diesem Morgen sicher noch mühelos zehn weitere Probleme eingefallen, wenn er nur ein klein wenig mehr Zeit zum Nachdenken gehabt hätte. Doch mit der Zeit war es so wie mit dem Geld. Von beidem hatte er entschieden zu wenig. Eilig richtete er sich seine Krawatte, nahm noch einen Schluck aus der Kaffeetasse – ein weiteres Problem: Wie nannte man den jetzt eigentlich? Türkischer ging schon lange nicht mehr! Serbischer war auch ein No-Go! Heimischer? So nannten sie ihn, so viel er wusste, in Bosnien! Sollte man jetzt Makedonischer sagen? Damit lag man doch eigentlich immer richtig, oder? Egal, die Zeit drängte – und küsste im Vorbeigehen seine Frau auf die Wange, ehe er auch schon durch die Wohnungstür entschwand. Am Weg die Stufen abwärts kramte er in seiner Jackentasche nach den Autoschlüsseln, wobei er innig hoffte, sein Dacia würde ihn an diesem Morgen nicht im Stich lassen. Just da läutete sein Handy.

    »Ti … Hauptkommissar Tucović«, meldete er sich. Na klar, das musste ja so kommen. Stankovski war am Apparat. Es sei zwei vor

    8. Wo er denn bleibe! Der Ton wies eine Lautstärke auf, die sich quälend auf Tucovićs Trommelfell auswirkte. Er sei unterwegs, der Dacia habe wieder seine Mucken, bemühte Tucović sein Auto als Sündenbock. Stankovski freilich wollte davon nichts wissen. Er brauche gar nicht erst im Präsidium anzutanzen, sondern solle sich sofort in die Carsia begeben. Kommissar Miloševski sei schon vor Ort. Im Čifte-Hamam habe man eine Leiche gefunden. Die Sache sehe sehr nach Mord aus. Er, Stankovski, erwarte umgehend Bericht. Tucović brachte gerade noch ein »Jawohl« zustande, dann war die Verbindung auch schon wieder getrennt.

    Zu Tucovićs Glück nahm ihm der Dacia seine Notlüge nicht übel. Nach einigem Husten und Keuchen sprang der Motor an, und Tucović lenkte den Wagen aus der Parklücke, wobei er das »Pass doch auf, du Trottel« des gerade noch ausweichenden Ford-Fahrers geflissentlich ignorierte. Er schaltete schnell hoch und bog, begleitet von einem orchestralen Hupkonzert, links ab, dabei sämtliche Spuren querend und das Einbahnschild ignorierend. Er trat das Gaspedal durch, legte krachend den höchsten Gang ein, umkurvte ein paar entsetzte Passanten und kam mit quietschenden Rädern endlich auf die Zufahrtsstraße zum Zentrum.

    Zwanzig Minuten nach 8 Uhr hatte Tucović das Vardar-Ufer erreicht. Er stellte den Wagen nahe dem neu erbauten Archäologischen Museum ab und marschierte an der Figurengalerie der makedonischen Zivilisation vorbei zur steinernen Brücke. Dort bog er rechts ab, umrundete den Springbrunnen und die Kolossalstatue Philipps II. und befand sich endlich am Eingang zum alten Marktviertel. Suchend sah er sich um. Nirgendwo Polizei. Schon gar kein Miloševski. Wo waren die alle? Er wollte schon in seinem Handy nach Miloševskis Nummer suchen, als er sich abrupt die rechte Hand auf die Stirn klatschte. Čifte-Hamam. Das war nicht das Bad am Anfang der Carsia, das war die Gemäldegalerie gegenüber der Murat Pascha-Moschee! Tucović unterdrückte einen Fluch! Das bedeutete einen weiteren Fußmarsch von gut 10 Minuten. Er konnte nur hoffen, dass nicht nur sein Dacia, sondern auch Miloševski einen guten Tag hatte.

    Keuchend erreichte er knapp nach halb neun Uhr den Tatort. Miloševski schickte ihm einen tadelnden Blick, den Tucović geflissentlich überging. »Was haben wir?«, fragte er stattdessen.

    »Eine männliche Leiche. Nackt. Ans Kreuz geschlagen, als wäre er Jesus Christus. Mehr können wir vorerst noch nicht sagen«, fasste Miloševski die bisherigen Erkenntnisse zusammen. »Scheiße«, entgegnete Tucović.

    »Na, so schlimm ist das jetzt auch wieder nicht. Wir …«

    »Nein«, wiegelte Tucović ab, »nicht dein Bericht, die Leiche! Das ist Woronski.«

    »Wer?«

    »Der Bau-Tycoon! Der halb Skopje umgekrempelt hat. Der, der gerade diesen Protzbau für die Regierungspartei an der Gjuro Strugar errichtet. Der Woronski.«

    »Scheiße«, entfuhr es jetzt auch Miloševski. »Eben«, kommentierte Tucović den Ausruf des Kollegen.

    »Sicher?«

    »So sicher wie die makedonische Zivilisation!«

    »Wir sind im Arsch!«

    »Na ja, vielleicht noch nicht ganz. Aber wir müssen auf jeden Fall Stankovski sofort hinzuziehen. Sonst ist das für uns entschieden eine Nummer zu gefährlich.« Tucović hatte kaum die letzten Worte ausgesprochen, da klebte Miloševski schon an seinem Handy.

    Tucovićs Personengedächtnis zählte sichtlich nicht zu seinen Problemen. Der Tote war definitiv Boris Woronski, was auch Stankovski, der extra aus dem Präsidium an den Tatort geeilt war, zweifelsfrei feststellte. Die Spurensicherung hatte mittlerweile ihre Arbeit getan, sodass auch für die Ermittler vor Ort nichts mehr zu tun blieb. Stankovski übernahm die Initiative und setzte eine Besprechung in seinem Büro an. Tucović ertappte sich bei der Frage, warum man dazu eigens ins Präsidium fahren musste, doch andererseits sprach einiges dafür, das dort vorhandene technische Equipment entsprechend zu nutzen.

    Es war kurz vor 10, als Stankovski das Wort an die Anwesenden richtete. »Wir haben es hier«, begann er, »mit einer Cause célèbre zu tun, denn Boris Woronski ist … war so ziemlich die wichtigste Person in der heimischen Baubranche. Und damit das auch allen klar ist, habe ich Kollegin Stuparkovski gebeten, Ihnen einen kurzen Überblick über dessen Lebenslauf zu geben.«

    Tucović stöhnte innerlich. Wie klischiert war das denn! Stankovski hatte entschieden zu viel Meterware an TV-Krimis gesehen, denn was brachte es, wenn man wusste, wo das Opfer in die Schule gegangen war. Doch da musste er jetzt wohl durch. Er beschloss, die Ohren auf Durchzug zu stellen und bemühte sich gleichzeitig um einen interessierten Gesichtsausdruck.

    »Boris Woronski«, fing Stankovskis Sekretärin an, »wurde 1946 in Štip geboren. Er studierte Maschinenbau in Belgrad und Ljubljana, ehe er seine Zeit bei der JNA absolvierte. 1970 trat er in das Baukombinat BETON ein, wo er zunächst Sekretär der SZDL war, ehe er 1976 zum stellvertretenden und 1979 zum Direktor berufen wurde.«

    Miloševski pfiff laut durch die Zähne. »Mit 33 schon der Chef? Was für Beziehungen hatte denn der?« Stankovski überlegte kurz, ob er seinen Mitarbeiter tadeln sollte, doch so unrecht, fand er, hatte dieser gar nicht. Kaum jemand war im sozialistischen Jugoslawien so schnell nach oben geklettert – von Slobodan Milošević vielleicht einmal abgesehen. Stankovski beschloss, den Einwurf vorerst unkommentiert zu lassen.

    »Woronski«, ergriff nun wieder die Stuparkovski das Wort, »hatte im Apparat tatsächlich gewichtige Förderer. Was vor allem an seiner Herkunft gelegen haben dürfte.« Abrupt verfiel sie in Schweigen und sah erwartungsvoll in die Runde, was auch Tucović aus seiner Kontemplation riss. Offenbar pausierte die Sekretärin, weil sie erwartete, dass jemand den Hinweis mit der Herkunft kommentierte. Er dachte angestrengt nach. Wo hatte sie noch gleich gesagt, war er geboren worden? Ach ja, in Štip. Wer kam denn wohl noch aus diesem Kaff? Richtig! »Kiro«, krähte er zu seiner eigenen Überraschung. Die Stuparkovski lächelte. »Bingo! Unser gewesener Präsident. Der war in den 80ern eine wichtige Nummer im ökonomischen Apparat. Und er kam auch aus Štip, weshalb er sich mit Leuten aus seiner engeren Heimat umgab. Das wusste Woronski für sich zu nützen.«

    »So weit, so gut«, mischte sich Stankovski ein, der nun offenbar selbst ungeduldig wurde, »Woronski war also ökonomischer Kader in Titoland. Und weiter?«

    »Nun, das kann man sich doch denken, oder?«, lächelte die Sekretärin schmal, »nach der Umgestaltung des Landes wurde auch die Wirtschaft umgeformt. Die ehemaligen volkseigenen Betriebe wurden privatisiert. Und wer zur rechten Zeit am rechten Ort war, der konnte im Handumdrehen zum Millionär aufsteigen.«

    »In Woronskis Fall wohl eher zum Milliardär!« Tucović beugte sich vor. »Lasst mich raten. Er bekam die BETON für einen Apfel und ein Ei, und die Firma bildete den Grundstock seines Imperiums.«

    »100 Punkte«, lautete Stuparkovskis Kommentar.

    »Aber wenn er Gligorows Mann war, dann musste er doch bei unserer Patriotenpartei ziemlich unten durch sein, oder etwa nicht?«, meldete sich nun auch Miloševski wieder aus der Versenkung. Er erntete ein mildes Lächeln von Tucović. Selbst Stankovski musste gegen seinen Willen schmunzeln, fasste sich aber schnell wieder. »Es ist nicht verboten, seinen politischen Standpunkt zu überdenken«, statuierte er knapp. »Vor allem, wenn das Überdenken so profitabel ist«, dachte Tucović, schwieg aber wohlweislich. Immerhin war Stankovski ebenfalls ein Wendehals gewesen, also schien es keinesfalls angebracht, auf diesem Thema länger herumzureiten. Schließlich war die herrschende Clique der Regierungspartei nur deswegen nicht in die Verlegenheit gekommen, eilig die Seiten zu wechseln, weil ihre Mitglieder schlicht zu jung waren, um vor 1991 eine Rolle gespielt zu haben.

    Stuparkovski fuhr in der Zwischenzeit fort. »Štip ist aber nicht nur der Geburtsort unseres ersten Präsidenten. Auch der Begründer der

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