111 Orte in Nordfriesland, die man gesehen haben muss: Reiseführer
Von Jochen Reiss
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111 Orte in Nordfriesland, die man gesehen haben muss - Jochen Reiss
111 Orte in Nordfriesland, die man gesehen haben muss
Jochen Reiss
emons: Verlag
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Emons Verlag GmbH // 2017
Alle Rechte vorbehalten
Texte: Jochen Reiss
© der Fotografien: Jochen Reiss
Covermotiv: fotolia.com/Marco2811
Gestaltung: Emons Verlag
Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL
ISBN 978-3-86358-947-9
E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag
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Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de
Inhalt
Vorwort
1_Panchos Burg | Amrum/Nebel
An diesem Kunstwerk baut jeder mit
2_Die sprechenden Grabsteine | Amrum/Nebel
Biografische Inschriften auf 152 Stelen
3_Beim Aale-Max | Amrum/Wittdün
Ein Amrumer Original
4_Der Tonnenhafen | Amrum/Wittdün
Ein buntes Spektakel, welches das Meer sicher macht
5_Der Logenplatz | Beltringharder Koog
Spannende Aussicht am Rande des Naturschutz-Koogs
6_Das Dorf der Störche | Bergenhusen
Nirgendwo nisten und brüten mehr
7_Der Stollberg | Bordelum
Die beste Fernsicht bis zu den Halligen
8_Die bunten Badebuden | Dagebüll
Hüttenzauber am Deich
9_Der Loren-Bahnhof | Dagebüll
Früher musste geschoben werden
10_Die Uthlande | Dagebüll
Umweltfreundlich gleitet sie über versunkene Welten
11_Das Eidersperrwerk | Eidermündung
Einzigartig auf der Welt
12_Das Katinger Watt | Eidermündung
Für Vögel der Garten Eden, für uns ein Paradies
13_Das Jens-J.-Lützen-Haus | Fahretoft
Heimatkunde mit Hans Werner Paulsen
14_Das Inselgestüt | Föhr/Alkersum
Trakehner-Schecken mit internationalem Ruf
15_Die Lembecksburg | Föhr/Borgsum
Von der List mit der verkleideten Kuh
16_Der Dorfplatz | Föhr/Oevenum
Sich im Rosengarten wohlfühlen und erholen
17_Stellys Hüüs | Föhr/Oldsum
Bratapfel und Rooibostee in der Töpferei
18_Die Godelniederung | Föhr/Witsum
Hier endet der einzige Süßwasserfluss der Inseln
19_Die Boldixumer Entenkoje | Föhr/Wyk
Nichts zum Kuscheln, aber zum Jagen
20_Winnetous Garage | Fresenhagen
Hier schrieb der König von Deutschland »Junimond«
21_Die Kolonisten-Eiche | Friedrichsfeld/Hollingstedt
Sie erinnert an die Armut der Siedler
22_Der Brunnen am Markt | Friedrichstadt
Ein plattdeutsches Plädoyer für das Wasser
23_Die Holländische Stube | Friedrichstadt
Hier wurden die Buddenbrooks verfilmt
24_Der Landladen | Garding
Einkaufen im historischen Haubarg
25_Die MS Rungholt | Halligen/Schlüttsiel
Benannt nach dem Atlantis der Nordsee
26_Die ursprüngliche Hallig | Hallig Gröde
Hochwasserrekord: an 90 Tagen im Jahr »Land unter«
27_Der Hafen Hooge | Hallig Hooge
Heimatort eines Kutters, der versunken war
28_Die Kirchwarft | Hallig Hooge
Walfische im Gotteshaus
29_Der Königspesel | Hallig Hooge
Wo Seine Majestät unfreiwillig übernachten musste
30_Die Pferdewagen | Hallig Hooge
Gemütlich die beste Aussicht genießen
31_Die Strandgutschuhe | Hallig Hooge
Werner Boyens stapelt sie vor seinem Haus
32_Die Ketelswarf | Hallig Langeness
Im Sommer ist sie ein lila Flieder-Traum
33_Die Zwergschule | Hallig Nordstrandischmoor
Bei Hochwasser ist schulfrei
34_Der kleinste Leuchtturm | Hallig Oland
Einzig in Europa
35_Die Arche im Meer | Hallig Süderoog
Hier leben Tiere, die vom Aussterben bedroht sind
36_Die Zierde der Ulpiano | Hallig Süderoog
Ein Dankeschön nach der Rettung aus Seenot
37_Das Haus der Schimmelreiterin | Hallig Südfall
Durchs Watt erreicht sie das Eiland
38_Der Brutplatz des Säbelschnäblers | Hamburger Hallig
Schwarz-weiße Gruppenbalz
39_Das Alte Gymnasium | Husum
Wellness-Luxus, wo früher gebüffelt wurde
40_Das Gehörlosen-Café | Husum
Lernort für junge Menschen mit Handicap
41_Der Wolkengucker | Husum
Im Schlossgang hält er Ausschau
42_Das Mahnmal | Ladelund
Im KZ-Außenlager starben 300 Männer in sechs Wochen
43_Das grüne Kraftwerk | Langenhorn
Windräder verstellen den Horizont
44_Der Ochsenweg | Leck-Klintum
Millionen Hufe haben ihn gefräst
45_Schloss Schackenborg | Møgeltønder
Wo Dänemarks Prinz zu Hause war
46_Die Slotsgaden | Møgeltønder
Die schönste Dorfstraße Dänemarks
47_Der grüne Strand | Nordstrand
Deichschweine haben hier Platzverbot
48_Der Klima-Deich | Nordstrand
Hier wird noch eine Schippe draufgelegt
49_Der Pharisäerhof | Nordstrand
Hier soll das Rum-Getränk erfunden worden sein
50_Die sieben Flaggen | Nordstrand
Sie sind aus Stein und flattern trotzdem
51_Der Theresiendom | Nordstrand
Wie die Alt-Katholiken auf die Insel kamen
52_Der Hauke-Haien-Koog | Ockholm
Aber bitte nicht aussteigen!
53_Dat swarte Peerd | Ockholm
Emil Nolde zahlte hier mit Bildern die Zeche
54_Die Treene | Oeversee/Treia
Märchenland für Paddler
55_Das Herrenhaus Hoyerswort | Oldenswort
Nachts spukt der Geist der flinken Tänzerin
56_Die Hofkäserei | Oster-Ohrstedt
Mit dem Halligauftrieb fängt alles an
57_Die Alte Kirche | Pellworm
Ein Seeräuber hauste in ihrem Turm
58_Das Momme-Nissen-Haus | Pellworm
Kirche, Gemeindehaus, Schulraum
59_Das Rungholt-Museum | Pellworm
Schätze der versunkenen Stadt
60_Das Standesamt im Leuchtturm | Pellworm
140 Stufen bis zum großen Glück
61_Das Waldhusentief | Pellworm
Regensammelbecken und Salzwasserbiotop
62_Der Engelsplatz | Reussenköge
Der erste von vielen, die noch kommen sollen
63_Das Fünf-Sprachen-Dorf | Risum-Lindholm
Wo Friesisch ganz besonders gepflegt wird
64_Der Dreisprung | Rodenäs
Menschenschmuggel durch Carsten Atzens Haus
65_Der Rickelsbüller Koog | Rodenäs
Am nordwestlichsten Festlandszipfel
66_Der Walknochen-Zaun | Rømø/Juvre
Ein Unikum auf den nordfriesischen Inseln
67_Der platte Strand | Rømø/Lakolk
Mit dem Auto bis ans Wasser
68_Dänemarks kleinste Schule | Rømø/Toftum
Die Jungs machten Feuer, die Mädchen mussten putzen
69_Die ulkigste Grenze der Welt | Rosenkranz/Rudbøl
Wo die Straße Deutschland und Dänemark gehört
70_Das Kirchlein am Meer | Schobüll
Hochzeitspaare sind darin verliebt
71_Der Hydrant des Todes | Schwesing-Engelsburg
Auf ihm wurden KZ-Opfer gequält
72_Emil Noldes Garten | Seebüll
Heute so schön wie damals
73_Das Dorf der Friesenhäuser | Seeth
Viele sind als Denkmal geschützt
74_Die grünen Dächer | Sönke-Nissen-Koog
Gebaut mit Diamanten-Geld
75_Der Weg des Schimmelreiters | Sterdebüll
»Ich wünschte mich in sicheres Quartier«
76_Die Pfahlbauten | St. Peter-Ording
Wenn die Flut kommt, einfach auf Ebbe warten
77_Die Hütte des Eierkönigs | Sylt/Ellenbogen
Er musste die Nesträuber vertreiben
78_Die Murmelhaus-Bank | Sylt/Hörnum
Einzigartiger Blick über den Sylter Süden
79_Die Route des Nivea-Express | Sylt/Hörnum
Wo er ruckelte, rollen jetzt Radler
80_Das Boulodrome | Sylt/Kampen
Nicht nur ältere Herren schieben hier eine Kugel
81_Buhne 16 | Sylt/Kampen
Seit 1850 wird auf Sylt nackt gebadet
82_Springers Burg | Sylt/Kampen
Ein Minister half beim Löschen
83_Der Strönwai | Sylt/Kampen
Beste Zeiten, schlechte Zeiten, gute Zeiten
84_Das Waterküken | Sylt/Kampen
Das teuerste Haus der Welt
85_Das Haus des Walfängers | Sylt/Keitum
Lorens Peter Hahn erbeutete 169 Tiere
86_Beim Pius’ | Sylt/Keitum
Hier treffen sich Einheimische und Urlauber
87_Sankt Severin | Sylt/Keitum
Rudolf Augstein fand hier die letzte Ruhe
88_Die Akademie am Meer | Sylt/Klappholttal
Selbst vielen Syltern ist sie ein Mysterium
89_Dittmeyer's Austern Compagnie | Sylt/List
Deutschlands einzige Zuchtfarm
90_Die Gret Palucca | Sylt/List
Getauft auf den Namen der berühmten Tänzerin
91_Die Nackte beim Gosch | Sylt/List
Vom Bauchladen zum Fisch-Imperium
92_Der Startplatz des Überfliegers | Sylt/List
Von List nach New York
93_Das Atelier der Steinesucherin | Sylt/Morsum
Schmuck mit Bezug zum Meer
94_Das Bunte Kliff | Sylt/Morsum
Zehn Millionen Jahre Erdgeschichte
95_Die Reusen von Rantum | Sylt/Rantum
Seltener Anblick im Schlick
96_Das Samoa Seepferdchen | Sylt/Rantum
Mondän und doch gemütlich
97_Die Strandkorb-Manufaktur | Sylt/Rantum
Auf Wunsch wird eine Heizung eingebaut
98_Mit dem Schiff ab Rømø | Sylt/Rømø
Viel schöner als über den Hindenburgdamm
99_Der Denghoog | Sylt/Wenningstedt
Eines der bedeutendsten Hünengräber Europas
100_Die Bausünden | Sylt/Westerland
Und welche der Minister verboten hat
101_Der Friedhof der Strandleichen | Sylt/Westerland
Letzte Ruhestätte für ertrunkene Seefahrer
102_Die Uhren von St. Niels | Sylt/Westerland
Stoppuhr fürs Leviten-Lesen
103_Caspar David Friedrichs Kloster | Tating
Klassiker im barocken Bauerngarten
104_Das Haus Peters | Tetenbüll
Vom Kaufmannsladen zum Kulturzentrum
105_Det Gamle Apotek | Tønder
Kunsthandwerk in Mauern von 1595
106_Das Skipperhuset | Tönning
Seine Glocke warnte vor der Sturmflut
107_Valsgaard | Wallsbüll
Wikinger bauen sich ein Zuhause
108_Das Kohlosseum | Wesselburen
Zu Besuch beim Sauerkraut-Papst
109_Der Stockenstieg | Westerhever
Kulturdenkmal am stillen Ende der Welt
110_Das Kunstkieken | Wittbek
Was Solvej Krüger aus Strandgut so macht
111_Der Rote Haubarg | Witzwort
Die Legende sagt, der Teufel hat ihn gebaut
Bildteil
Übersichtskarten
Vorwort
Warum stapelt ein alter Seemann Hunderte Schuhe vor seinem Haus? Was passierte in Winnetous Garage? Warum finden Nacktbader Sylt am anziehendsten zum Ausziehen? Wo steht Caspar David Friedrichs Kloster?
Nordfriesland ist viel mehr als plattes Land, als das Weltnaturerbe Wattenmeer. Mehr als Amrum und Föhr. Als Vogelparadies und Seehundbänke. Als Theodor Storm und Emil Nolde. Nordfriesland ist abwechslungs- und spannungsreich. Wer es begreifen und seine Menschen verstehen will, muss im Wortsinne abtauchen. Muss sich beschäftigen mit der Vergangenheit und wird staunen über die Gegenwart. Früher waren der Küste die Uthlande vorgelagert, die Außenlande. Mächtige Inseln vor dem Festland. Das Wasser hat die Landschaft verformt und ihre Bewohner, deren Sitten und Gebräuche geprägt. Die beiden Groten Mandränken (Großes Ertrinken) von 1362 und 1634 haben die Uthlande nahezu ausgelöscht. Ein paar Inseln und Halbinseln sowie die Halligen sind übrig geblieben. Wer zu ihnen übersetzt, muss wissen, dass Zigtausende Menschen, Hunderte Dörfer mit Dutzenden Kirchen unter Wasser und Sand begraben sind. Das Leben in Nordfriesland war immer Kampf mit den Naturgewalten. Ebbe und Flut geben den Rhythmus vor – dem Leben und den Gedanken eine besondere, ganz eigene Richtung.
Wir haben 111 spannende, aufschlussreiche, faszinierende Orte besucht, die auch Sie kennenlernen sollten. Wissen Sie, wo man heute noch Spuren des Atlantis der Nordsee findet, der legendären Handelsstadt Rungholt, einst reich wie Rom? Kennen Sie die Geschichte der Ulpiano, deren Wrack das Meer erst vor wenigen Jahren freigelegt hat? Waren Sie schon einmal auf dem Deich, über den der Schimmelreiter galoppierte? Viele Legenden werden erzählt, vieles ist mystisch und manches sogar den Nordfriesen unbekannt. So geheimnisvoll, betörend und verführerisch wie Nordfriesland sind nur wenige Regionen der Welt.
Amrum/Nebel
Zum Vollbild
1_Panchos Burg
An diesem Kunstwerk baut jeder mit
Der gelbe Schutzanzug ist aus robustem Material und doch verschlissen – vielleicht hat eine Windböe ihn von einer Offshore-Plattform verweht. Die Flipflops haben sicher Badende verloren. Der Gummistiefel mag einem Fischer über Bord gegangen sein. Aber wie kam die glitzernde Discokugel ins Meer, das diese an den Strand gespült hat? Jedenfalls hat Pancho sie dort aufgelesen und wie all die anderen Fundsachen an seine Burg gehängt.
Farbenfroh thront sie in einer Vordüne am breiten, 15 Kilometer langen Strand von Amrum, der hier Kniepsand heißt. Holzplanken, Plastikfolien, Reste von Fischernetzen, Tonnen, Taue, Strandspielzeug, Sonnenmilchtuben – was Pancho bei seinen Strandläufen findet, sammelt er auf, trägt es zu seiner Burg, baut damit an und um oder dekoriert neu. Nahezu jeden Tag verändert sich das Gesamtkunstwerk. Meterlange Pfähle ragen in den Himmel, geschmückt mit Fendern und bunten Bändern. Auf etwa 100 Quadratmetern hat Pancho eine bewohnbare Installation geschaffen. Ist er nicht da, wird trotzdem weitergebaut. Spaziergänger behängen dann die Burg mit dem, was sie am Strand gefunden haben, ergänzen das Ensemble.
Info
Adresse im Kniepsand, 25946 Nebel | Anfahrt von der L215 in den Strunwai Richtung Kniepsandhalle (ist ausgeschildert), nach einem Kilometer großer Parkplatz (gebührenfrei), am Strand nach rechts etwa 2,5 Kilometer zu Fuß | Tipp Erhitzt von dem Fußmarsch zu Panchos Burg? Abkühlung im Meer wäre jetzt schön, aber man hat keinen Bikini und keine Badehose dabei? Nur runter mit den Klamotten! Große Abschnitte des Kniepsandes sind Nacktbadestrand.
Amrum ist für Pancho, wie die Insulaner den Künstler Otfried Schwarz nennen, die Wahlheimat. Sein Atelier ist in Berlin. Dort malt er in leuchtenden Farben großformatige Bilder. An der Hochschule für Bildende Künste in Berlin hat Otfried Schwarz studiert. Gewohnt hat er damals in der ehemaligen Residenz von Emil Nolde. Vielleicht erklärt das seine Lust an den Farben.
Auch in vielen Gaststätten auf Amrum strahlen Panchos Malereien. In jedem Frühjahr kommt er auf seine Insel und bleibt bis zum späten Sommer. Der erste Gang führt ihn zu seiner Strandgut-Burg. Was haben die Winterstürme von ihr übrig gelassen? Ist sie unterm Sand verschüttet? Oft genug muss er erst einmal renovieren. Dann kann man ihn treffen, in seiner Burg.
In der Nähe
Die sprechenden Grabsteine (2.57 km)
Der Tonnenhafen (4.74 km)
Beim Aale-Max (5.41 km)
Die Godelniederung (9.55 km)
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Zum Kapitelanfang
Amrum/Nebel
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2_Die sprechenden Grabsteine
Biografische Inschriften auf 152 Stelen
zurück
Das Leben des Harck Olufs muss wirklich ein Abenteuer gewesen sein. Erst 15 Jahre alt und Matrose ist er, als osmanische Seeräuber ihn 1724 gefangen nehmen. Auf dem Sklavenmarkt von Algier verkaufen sie den Jugendlichen an den Bey (Herrscher) der heute algerischen Stadt Constantine. Aber Harck Olufs macht schnell Karriere: Er wird Schatzmeister des Beys, Kommandeur der Leibgarde, Oberbefehlshaber des Reiterheeres. Nach elf Jahren kehrt er mit viel Gold und Geld und mit vornehmen Möbeln auf seine Heimatinsel zurück. Er ist nun der reichste Mann auf Amrum.
Eine Steinplatte auf dem alten Friedhof der St.-Clemens-Kirche in Nebel erzählt vom Leben des Harck Olufs. Sprechende Grabsteine werden die Stelen genannt, die hier wie in einem Museum nebeneinanderstehen. In dieser Steinbibliothek sind die Lebensläufe der Insulaner aus den Jahren 1678 bis 1858 ausführlich nachzulesen. Wer es sich leisten konnte, dessen Biografie wurde in Sandstein gemeißelt.
Info
Adresse Uasterstigh/Ecke Hööwjaat, 25946 Nebel, Tel. 04682/2389 | Anfahrt über die L215, am Parkplatz des FKK-Campingplatzes in den Uasterstigh | Öffnungszeiten der Kirche täglich 9–17 Uhr | Tipp Die Nebeler Windmühle, 400 Meter entfernt am Waasterstigh, ist die älteste Schleswig-Holsteins. Mit ihr wird ein für Amrum spezifisches Ritual praktiziert: Eigentlich stehen ihre Flügel diagonal »in der Schere«. Wird jemand beerdigt, stehen sie in horizontal-vertikaler Stellung »im Kreuz«.
Ein Turban und ein Krummsäbel schmücken die Grabstele von Harck Olufs. Darunter ist zu lesen: »... In solcher Gefangenschaft aber hat er dem türkischen Bey zu Constantine 11 und ein virtel Jahr gedinet, bis ihm endlich dieser Bey Ao. 1735 d 31. October aus Gewogenheit zu ihm seine Freyheit geschencket, da er denn das folgende Jahr darauf Ao. 1736 d 25. April glucklich wieder um alhier auf seinem Vaterland angelanget ist. Und sich also Ao. 1737 in dem Stande der Heiligen Ehe begeben mit Antje Harken. So nun sich nebst 5 Kindern in den betrübten Witwenstande befindet.« 46 Jahre alt ist Harck Olufs geworden.
Insgesamt 152 dieser Stelen stehen hier, viele mit Schiffen verziert. Herzergreifend ist auch diese Inschrift: »Hier ruhen die Gebeine des sel. Schiffers Willem Claasen, der gebohren ward Ao. 1714 den 8. Märtz, und in seiner 4mahl ehelichen Verbindung 13 Kinder gezeuget hat, davon ihn 4 Söhne überlebten.«
In der Nähe
Panchos Burg (2.57 km)
Der Tonnenhafen (2.8 km)
Beim Aale-Max (3.57 km)
Die Godelniederung (7.36 km)
Zur Online-Karte
Zum Kapitelanfang
Amrum/Wittdün
Zum Vollbild
3_Beim Aale-Max
Ein Amrumer Original
zurück
Man muss Max Ganzel erlebt haben. Wie er zweimal in der Woche am frühen Morgen den Helm aufsetzt, sich auf den Motorroller mit Anhänger wuchtet und die Inselstraße entlang den Fähranleger von Amrum ansteuert. »Mein Firmenwagen«,