Manuel Gassers Kräutergarten: Mit Holzschnitten aus »New Kreüterbuch« von Leonhart Fuchs, 1543
Von Manuel Gasser
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Buchvorschau
Manuel Gassers Kräutergarten - Manuel Gasser
Über dieses Buch
Kräuterbücher haben schon immer eine große Faszination ausgeübt. Das mag daran liegen, dass die genaue Kenntnis der heilenden und schädigenden Wirkungen von Kräutern lange Jahrhunderte hindurch ein zwielichtiges und manchmal lebensgefährliches Wissen war. Es gibt aber auch zahlreiche Küchenkräuter, die, soweit man zurückdenken kann, zu einem wohlbestellten Haushalt gehören. Im Mittelalter kann man sich keine Burg, kein Kloster ohne einen Küchengarten vorstellen. Nachdem viele dieser Kräuter in der deutschen Küche für Generationen weitgehend vergessen waren – wohl kriegsbedingter Not geschuldet –, erobern sie sich seit einigen Jahrzehnten ihren berechtigten Platz zurück. Eine Reihe solcher Kräuter, die in der Küche bis heute oder heute wieder Anwendung finden, stellt Manuel Gasser vor. Er erzählt von ihrer Geschichte und Verwendung, gibt Ratschläge für ihre Dosierung, begleitet von beispielhaften Rezepten.
Der Autor
Manuel Gasser wurde 1909 in Luzern geboren. 1930 ging der Journalist als Frankreich-Korrespondent für das Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung nach Paris. Im November 1933 erschien die erste Nummer der von ihm gemeinsam mit Karl von Schumacher begründeten Weltwoche. Von 1933 bis 1957, unterbrochen von Korrespondententätigkeiten in Berlin und London, war Gasser deren Feuilletonredakteur. 1958 wurde er Chefredakteur der Kulturzeitschrift du und blieb dort bis 1974. Manuel Gasser starb 1979 in Zürich.
Manuel Gassers
Kräutergarten
Mit Holzschnitten aus »New Kreüterbuch« von Leonhart Fuchs, 1543
Koloriert von Erna de Vries
Edition diá
Inhalt
Liebstöckel, Rosmarin & Compagnie
Anis
Basilikum
Bohnenkraut
Borretsch
Dill
Estragon
Fenchel
Kerbel
Knoblauch
Koriander
Kümmel
Liebstöckel
Majoran
Meerrettich
Melisse
Oregano
Petersilie
Pfefferminze
Rosmarin
Safran
Salbei
Schnittlauch
Sellerie
Thymian
Rezeptregister
Bibliografie
Impressum
Der Gärtnerin Prinzessin Ludwig von Baden verehrungsvoll gewidmet
Liebstöckel, Rosmarin & Compagnie
Unter den Pflanzen, die sich der Mensch zunutze gemacht hat, gibt es unzählige, die Heil-, aber nur wenige, die Würzkraft besitzen. Und auch diese wenigen sind in der Mehrzahl tropische Gewächse, die im Abendland vergleichsweise spät bekannt und erst in neuerer Zeit Allgemeingut wurden. Seit Jahrtausenden in Gebrauch hingegen waren Blätter, Samen und Wurzeln, die der heimische Boden hervorbrachte – der Ertrag von Kräutern und Stauden, die im Folgenden beschrieben und abgebildet werden.
Dass diese Gewächse schon im Altertum und im frühen Mittelalter die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf sich zogen, verdanken sie allerdings nicht ihrer Verwendung in der Küche, sondern der Tatsache, dass sie ohne Ausnahme in der gelehrten und in der Volksmedizin in hohem Ansehen standen.
Von den heute noch gebräuchlichen Gewürzkräutern wird nur ein einziges – der Kümmel – nördlich der Alpen wild wachsend angetroffen. Einige, wie etwa die Pfefferminze und der Sellerie, sind Züchtungen, deren Urformen zweifelhaft sind, und im Fall von Koriander, Safran, Schnittlauch und Oregano streitet man sich über das angestammte Verbreitungsgebiet. Sodann gibt es eine Anzahl Gewürzkräuter, die schon in vorgeschichtlicher Zeit aus Indien, Persien und aus den Steppen Innerasiens eingewandert sind: Basilikum, Liebstöckel, Dill und Knoblauch. Der Hauptharst unserer Küchenkräuter hingegen stammt aus den Ländern um das östliche Mittelmeer. Sie bei uns heimisch gemacht zu haben, ist das Verdienst der römischen Legionäre, in einigen Fällen auch der Benediktinermönche, die die in ihrer Heimat seit jeher geschätzten Heil- und Gewürzkräuter in den Klostergärten zogen. Auch die Mauren, die während Jahrhunderten Spanien beherrschten, sind zu erwähnen; durch sie gelangte mehr als ein würziges, aus dem Vorderen Orient stammendes Kraut zu uns.
Einige wenige Gewächse, denen man in alten Kräuterbüchern begegnet – Ysop, Pastinak, Bibernelle zum Beispiel –, sucht man in diesem Kompendium umsonst; sie sind in Vergessenheit geraten, und es dürfte schwerhalten, sich für ihren Anbau Samen oder Setzlinge zu beschaffen. Auch Kräuter, die in unserer Küche kaum je Verwendung finden – Lavendel und Wermut –, wurden übergangen; desgleichen Gemüse und Salate wie Portulak, Zwiebel, Brunnen- und Gartenkresse. Was die zwei Dutzend hier beschriebenen Kräuter hingegen betrifft, so sind sie, jedes auf seine Art, der auf Abwechslung und Verfeinerung bedachten Köchin unentbehrlich.
Wer auf botanische Zusammenhänge achtet, wird feststellen, dass nicht weniger als drei Viertel der im Folgenden erwähnten Kräuter zwei Pflanzenfamilien zugehören: den Doldengewächsen und den Lippenblütlern. Die restlichen sechs verteilen sich auf die Lilien- und Schwertliliengewächse, die Korb- und Kreuzblütler, während der Borretsch seinem Clan gar den Namen gegeben hat.
Im Übrigen will die Sippenzugehörigkeit hier nicht eben viel besagen. Unter den Lippenblütlern wie unter den Doldengewächsen gibt es Vertreter sowohl der »feinen« wie der »robusten« Kräuter, und nur dadurch unterscheiden sich die beiden Hauptgruppen, dass von den Lippenblütlern die Samen nie, von den Doldengewächsen fast immer ebenfalls und in