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Indische Küche – Dishoom: From Bombay with Love
Indische Küche – Dishoom: From Bombay with Love
Indische Küche – Dishoom: From Bombay with Love
eBook744 Seiten2 Stunden

Indische Küche – Dishoom: From Bombay with Love

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Über dieses E-Book

Indische Küche mit allen Sinnen erleben
 "Eine Liebeserklärung an Bombay durch Essen und Geschichten, inkl. ihres legendären Black Daal"  -  Yotam Ottolenghi 
 London-Reisende lieben es: Das Dishoom im Covent Garden ist für jeden Gast eine absolute Offenbarung und das etwas andere Konzept überzeugt Einheimische und Touristen gleichermaßen. Dieses einzigartige Kochbuch verrät die besten Rezepte für authentisch indische Erlebnisse am heimischen Herd. Der "Sunday Times Bestseller" entführt Sie auf eine sinnliche Entdeckungsreise ins südliche Bombay.  

-  eine Reise durch Bombays kulinarische Vielfalt 
-  ein Buch wie eine sinnliche Entdeckungsreise
From Bombay with Love
 Schlendern Sie zum Frühstück ins Kyani & Co., vertrödeln Sie einen gemütlichen Vormittag im Horniman Circle, essen Sie sich auf der Mohammed-Ali-Road satt, flanieren Sie im Sonnenuntergang am Chowpatty Beach und entspannen Sie bei Late-Night-Snacks im Nariman-Point-Distrikt. Während Ihnen beim Nachkochen genussvoll all die Aromen und Düfte der indischen Küche in die Nase steigen, werden die Anekdoten, Erinnerungen und Geschichten Sie sehnsüchtig auf Ihre Koffer blicken lassen. Ein Kochbuch, dass alle Sinne berührt! 
SpracheDeutsch
HerausgeberHEEL Verlag
Erscheinungsdatum30. Nov. 2021
ISBN9783966643269
Indische Küche – Dishoom: From Bombay with Love

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    Buchvorschau

    Indische Küche – Dishoom - Shami Thakrar

    WILLKOMMEN IN BOMBAY

    Erste Eindrücke

    Bombay wird Ihnen vielleicht nicht besonders einladend vorkommen. Zumindest am Anfang nicht.

    Sobald Sie aus dem Flugzeug steigen, erschlägt Sie die Hitze, gepaart mit einer nicht gerade angenehmen Duftnote. Den nächsten Eindruck hinterlässt ein brandneuer Flughafen und ein zweifelsohne alter, grimmiger Zollbeamter. Nachdem Ihre vollkommen korrekten Papiere hin und her geschoben, argwöhnisch begutachtet und noch einmal hin und her geschoben wurden, machen Sie sich auf den Weg in die Stadt – vielleicht in einem der kleinen, lärmenden, schwarz-gelben Fiats aus den 1960er-Jahren, die immer noch Teil von Bombays Taxiflotte sind.

    Nun stellt sich Ihnen die Stadt erst so richtig vor, und zwar in Form des Straßenverkehrs. Eine Zeit lang wird Ihr fröhlicher, schwitzender Taxifahrer LKWs und Motorroller umkurven und sie dabei jedes Mal nur knapp verpassen. Den Rest der Zeit verbringen Sie beide mit abgeschaltetem Motor im wild hupenden Stau stehend, den Arm auf das glühend heiße Metall des Fensters gestützt. Vielleicht warten Sie ja auf einer Überführung und können einen Blick in die winzigen Wohnungen zu beiden Seiten der Straße werfen. Überall auf der Straße sind Horden von Menschen unterwegs, auf Motorrädern, in Autos oder zu Fuß.

    Irgendwann erreichen Sie dann Ihr Ziel. Falls es Sie nach Süd-Bombay verschlägt, fahren Sie vorbei an Hochhäusern, provisorischen Dauerslums, zerfallenden alten Häusern, einer nagelneuen Überführung und einem Aston-Martin-Händler, bis Sie schließlich am unteren Ende des urbar gemachten Landstückes ankommen, auf dem die Stadt gebaut wurde.

    Inzwischen haben Sie einen ersten Eindruck von Bombay erlangt. Es ist wahnsinnig voll. Glas und Stahl wechseln sich ab mit Wellblech, verblassendem Art déco und schließlich wilder, leicht orientalisch angehauchter Gotik. Es ist hier nicht wie im Rest Indiens. Bombay ist weniger bunt als man es aus anderen Landesteilen kennt, und es ist eine Stadt aus unfassbaren, eng nebeneinander liegenden Gegensätzen.

    Verbringen Sie jedoch mehr Zeit in Bombay, werden Sie bald über Ihren ersten Eindruck hinausschauen, über die Menschenmassen und die extremen Gegensätze, und die feinen Schichten darin erkennen: erst die portugiesische, dann die britische Kolonialherrschaft, die gewaltigen Migrationswellen – sowohl aus dem Landesinneren als auch über das Meer –, die Entstehung von Unternehmerkultur und Reichtum sowie eine Vielzahl unerwarteter Ethnien, Religionen, Kulturen und Sprachen. Bombay ist zweifellos die größte, schnellste, bevölkerungsreichste und wohlhabendste Stadt Indiens. Gleichzeitig ist es auch die weltoffenste Stadt, und sie steckt randvoll erstaunlicher Gegensätze. Es scheint fast, als wäre diese Ansammlung von Gegensätzen zum Charakter der Stadt selbst geworden. Die vielen unterschiedlichen Stimmen aus verschiedenen Orten, die unterschiedlichste Geschichten erzählen, schlossen sich am Ende zusammen und wurden zu Bombay.

    Nach und nach entdecken Sie schließlich die einfachen Freuden der Stadt: Frühstücks-Chai und Omelette bei Kyani & Co., an einem lauen Morgen am Horniman Circle bummeln gehen, sich in der Mohammed Ali Road satt essen und abends die Luft am Nariman Point genießen.

    Haben Sie erst einmal Ihren Rückzugsort in Bombay gefunden, wird die Stadt menschlich, vollendet dann – ohne dass Sie es überhaupt merken – ihre Verführung und wird einfach wunderbar.

    Lernen Sie Ihre Gastgeber kennen – im iranischen Café Koolar & Co.

    Die iranischen Cafés sind für mich ein wichtiger Teil dieser Verführung. Einst waren sie überall in der Stadt verteilt; heute sind nur noch etwa fünfundzwanzig übrig, und sie alle sind alt und gemütlich aber leicht heruntergekommen. Jeder, der sie gut kennt, verbindet mit ihnen wunderbare Erinnerungen – als Orte, an denen man die Schule geschwänzt, über Politik und, mit dem Idealismus und der Energie der Jugend, über Philosophie diskutiert hat. Vielleicht ist man aber auch mit einem leckeren Chai tief in ein Buch versunken. In den iranischen Cafés ist man aufgewachsen und später alt geworden, ganz egal, wer man war.

    Im Laufe Ihres Aufenthaltes in der Stadt werden auch Sie dem altmodischen Charme der Cafés erliegen. Sie werden die Eigentümer kennenlernen (ausnahmslos freundliche, exzentrische Onkel oder Tantchen), ihre Speisen und natürlich ihren süßen, milchigen Chai probieren. Ich schlage vor, Sie fangen an bei Koolar & Co. Das kleine Café nimmt ein schmales Fleckchen in einer Ecke am King’s Circle in Matunga ein, das auf dem Weg nach Süd-Bombay liegt. Amir-bhai, der Eigentümer, und seine Familie betreiben das Café seit 1932. Er ist liebenswürdig und schrullig, wie sein Café. Außerdem teilt er bei einem Teller „honey halffry eggs" (nur leicht angebratene, mit Honig beträufelte Eier), die ich nur dort esse, gerne Erinnerungen.

    Koolar & Co. hat für mich eine besondere Bedeutung. Nicht weit davon entfernt befindet sich im Erdgeschoss eines unauffälligen Gebäudes eine Wohnung, in der ich mit meiner Mutter einige Monate meiner frühen Kindheit verbrachte. Meine Familie hatte ihre Heimat auf einem anderen Kontinent verloren, und Bombay wurde zu unserer Rettung. Wir haben meinen ersten Geburtstag bei Koolar & Co. gefeiert, und scheinbar gab es sogar einen kleinen Kuchen.

    Mein Vater brachte währenddessen unsere Papiere in Ordnung, damit wir ihm nach London folgen konnten. Obwohl wir uns schließlich dort niederließen, kehrte ich oft in die kleine Wohnung nach Bombay zurück. Ich blieb bei meiner Großmutter („Baa"), die die Stadt sehr liebte.

    Ohne Baas Einfluss würden mein Cousin Kavi (ebenfalls ihr Enkel) und ich nicht tun, was wir bei Dishoom tun. Wir haben beide lebhafte Erinnerungen an unsere Zeit in Bombay mit ihr – am Chowpatty oder Crawford Market, oder wie wir bei Sonnenuntergang mit meinem Großvater, der stundenlang laufen konnte, zum Nariman Point schlenderten. Baa und Dada leben beide leider nicht mehr, aber eine Erinnerung, die ich stets im Herzen trage, ist das breite Grinsen auf Baas Gesicht, als sie 2011 in unserem Imbiss in Londons South Bank ein Kala-Khatta-Gola-Eis aß. Obwohl sie schon über achtzig Jahre alt war, hat sie bei ihren alten Freunden aus Bombay mit dem Dishoom liebend gerne angegeben. Es machte mich glücklich, wenn sie das tat.

    1. Koolar & Co. am Kingʼs Circle in Matunga

    2. Die alte Wohnung von Shamil und Kavis Großeltern

    3. Amir-bhai, der schrullige Betreiber von Koolar & Co.

    4. „Jedem Menschen stehen zwei Stück Brot zu" – Inschrift am Rundfenster des Dishoom Kingʼs Cross

    5. Die Autoren mit Mr. Kohinoor, dem Eigentümer des Britannia Restaurants

    6. Leon Abbey, der den Jazz nach Bombay brachte, mit seiner Band

    Unser Chefkoch Naved war von Anfang an dabei. Er machte zuvor bereits Karriere in einigen der edelsten Hotels Indiens. Wir hatten unglaubliches Glück, als er 2010 zustimmte, aus Bombay nach London zu ziehen und sich eine Speisekarte für ein Restaurant auszudenken, das noch gar nicht existierte und außerdem einen albernen Namen hatte. „Dishoom" ist die Bezeichnung für einen Soundeffekt in alten Hindi-Filmen, wenn der Held einen besonders guten Schlag landet. Wir hatten also wirklich Glück, dass dieser sonst so besonnene Mann alle Vernunft in den Wind schlug und uns eine Chance gab. Und so füllten Naveds köstliche Rezepte erst die Speisekarten unserer Restaurants – und nun dieses Buch.

    Auf den folgenden Seiten nehmen Naved, Kavi und ich Sie mit auf eine Tour durch den Süden Bombays. Dazu gehört natürlich auch viel Essen. Wir zeigen Ihnen unterschiedliche Orte, an denen Sie essen und trinken können – von Straßenhändlern bis zu kleinen Cafés –, durch die Dishooms Rezepte inspiriert wurden. Es sind Orte, die wir sehr verehren, und solche, die uns Trost spenden. Es wird aber auch eine Tour durch andere Teile Bombays, mit denen uns eine innige Liebe verbindet. Es sind die vielen Geschichten, die Menschen, die wunderbaren Bauwerke, die kleinen Einrichtungen und Kuriositäten, von denen manche leider nicht mehr lange da sein werden. Diese Tour ist nichts weniger als ein Besuch unserer Lieblingsorte, ohne jeglichen Anspruch auf Ausgewogenheit oder Vollständigkeit.

    Wir hoffen, dass Sie am Ende das Gefühl haben, als seien Sie mit uns in Bombay gewesen und hätten gesehen und probiert, was wir gesehen und probiert haben. Vielleicht unternehmen Sie die kleine Tour ja irgendwann einmal wirklich. Mit Sicherheit werden Sie nach der Lektüre mehr über die Stadt wissen als vorher – auch wenn das Wissen ziemlich willkürlich und durch eine rosarote Brille betrachtet sein wird.

    Vermutlich werden Sie auch einen guten Eindruck davon erhalten, wie wir Dishoom ins Leben riefen und ausbauten. Dieses Buch spiegelt all das wider, was wir in die Restaurants gesteckt haben. Am offensichtlichsten sind natürlich die Speisen und Getränke aus Bombay, die Sie probieren, und die iranischen Cafés, die Sie besuchen werden. Jenseits dessen ist aber auch alles andere, was wir bei Dishoom tun – von dem detaillierten Design unserer Räumlichkeiten über das Feiern der großen kulturellen Ereignisse in Bombay bis zu den Geschichten, die wir erzählen – in dieser Stadt verankert, die wir so sehr (manche sagen geradezu fanatisch!) lieben. Wir veranstalten eine fünftägige Version dieser Tour (wir nennen es Bombay Bootcamp) mit jedem, der mehr als fünf Jahre bei Dishoom arbeitet. Auf diese Weise entwickeln die Menschen, die mit uns arbeiten, die gleiche Leidenschaft für die Stadt.

    „Wir hoffen, dass Sie am Ende das Gefühl haben, als seien Sie mit uns in Bombay gewesen und hätten gesehen und probiert, was wir gesehen und probiert haben."

    Zu guter Letzt – und das ist vielleicht das Wichtigste – hoffen wir, Sie sind am Ende gut mit Rezepten und Geschichten versorgt, die Sie wiederum mit all denen teilen, die sich an Ihren Tisch setzen. Nichts bereitet uns mehr Freude, als Sie alle in unseren Restaurants zu verköstigen, und es macht uns großen Spaß, unsere Dishoom-Rezepte mit Ihnen zu teilen, damit Sie diese in Ihrer eigenen Küche nachkochen können.

    Ein frühmorgendlicher Spaziergang zu einem wundervollen Aussichtspunkt

    Bevor Sie in Bun (Brot) und Maska (Butter) dieser Tour beißen, sollten Sie zunächst zum lauschigen Malabar Hill spazieren und sich umsehen. Suchen Sie den Spielplatz mit dem riesigen Altfrauenstiefel gegenüber der Hängenden Gärten. (Dies ist übrigens der Ort, an dem Kavis Vater als wilder Sechsjähriger von seinen Eltern getrennt wurde, als Premierminister Nehru ganz unerwartet in der Nähe einen Spaziergang unternahm und dadurch große Menschenmengen anzog. Natürlich fand man Kavis Vater kurz darauf wieder).

    Jenseits des Spielplatzes befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem aus Sie die ganze Bucht bewundern können. Im 16. Jahrhundert, als sich dort kaum mehr als sieben tropische Inseln am Rand des Arabischen Meeres befanden, gingen die Portugiesen dort an Land. Stellen Sie sich die Aussicht einmal ohne Gebäude vor, dafür mit viel mehr Sand und Palmen. Sie nannten den Ort „bom bahia („gute Bucht auf Portugiesisch), und daraus wurde schließlich Bombay.

    Die Portugiesen erwarben die Inseln vom Sultan von Gujarat und machten 1661 Bombay zu einem Teil der Aussteuer ihrer Prinzessin Katharina von Braganza, die König Karl II. von England heiraten sollte, wovon dieser wenig begeistert war. Anscheinend war der Bräutigam der Ansicht, seine Braut sehe aus wie eine Fledermaus. Am Ende war er aber ein pragmatischer Mann, und die Aussteuer trug sicher ihren Teil dazu bei. Einige Jahre später privatisierte der König das Territorium und verpachtete es für zehn englische Pfund pro Jahr an die British East India Company. Schon damals wurde Bombay also von internationalen Transaktionen und einer kostspieligen arrangierten Hochzeit geprägt.

    Im Laufe der nächsten Jahrhunderte entwickelte sich Bombay wirtschaftlich enorm weiter. Das Hauptziel der East India Company bestand darin, ihre Aktionäre in London reich jenseits jeder Vorstellungskraft zu machen, und die Stadt entwickelte sich entsprechend. Durch den aggressiven Handel wurde die Schaffung von Reichtum schon sehr früh zum eigentlichen Sinn und Zweck Bombays. Als Konsequenz daraus bildeten sich die anderen Charakteristika der Stadt heraus – das völlige Chaos und die unglaubliche Lebendigkeit.

    Der Traum vom Reichtum zog die Mutigen, die Unternehmungslustigen und die schillernden Charaktere aus dem Rest des Subkontinentes und aus aller Welt an. Mit Opium, Baumwolle und Landspekulation wurden Vermögen gemacht und wieder verloren. Bollywood wurde zum Produzenten der Träume und Fantasien einer Nation. Die Stadt zog die Menschen an, verschluckte sie und machte sie sich zu eigen. In Des Mauren letzter Seufzer beschrieb Salman Rushdie Bombay so: „In Bombay traf sich ganz Indien mit Dem-was-nicht-Indien-war, mit dem, was über das schwarze Wasser kam, um in unsere Adern zu fließen … Bombay war zentral; alle Ströme mündeten in sein menschliches Meer. Es war ein Meer der Geschichten, wir alle waren die Erzähler, und alle redeten auf einmal."

    Zwangsläufig wuchs auch die Bevölkerung immer weiter. Ambitionierte Pläne wurden geschmiedet, sowohl zur Vereinigung der sieben Inseln, indem die Sümpfe dazwischen trockengelegt werden sollten, als auch zur Gewinnung von mehr Land aus dem Meer. Die meisten der Pläne wurden schließlich auch umgesetzt, aber es gab nie genug Land, um mit dem ständig steigenden Bedarf mitzuhalten. Wie Sie wissen, besteht Bombay aus einer langgezogenen Landmasse, die von Norden nach Süden wie ein Anhänger im Meer hängt, das sie auf drei Seiten umgibt. Wie Manhattan, nur ohne Brücken als Ventile, die den Druck ablassen. Stattdessen gibt es abstrus vollgestopfte Regionalzüge, die täglich Millionen Menschen von Nord nach Süd und zurück befördern, fünfzehn Personen pro Quadratmeter! Die knapp zwanzig Millionen Einwohner der Stadt rempeln und quetschen sich täglich von A nach B.

    7. Blick auf die Bucht vom Malabar Hill

    8. Kinder spielen in dem riesigen Frauenstiefel

    Achten Sie einmal darauf, wie weitläufig dieser Park erscheint, und wie täuschend friedvoll Bombay von hier wirkt. Blicken Sie auf die Bucht hinaus. Sie werden Ihren Weg durch die Stadt, die Ihnen zu Füßen liegt, gehen und essen. Unten links sehen Sie den sandigen Girgaum Chowpatty, wo Sie zum Sonnenuntergang entlang spazieren und eine Kleinigkeit essen werden. Weiter südlich sehen Sie die sanfte Krümmung vom Marine Drive zum Nariman Point, die nachts zur „Halskette der Königin" (Queen’s Necklace) wird. Auch dort werden Sie entlang laufen, Eis essen und die wundervollen, dem Meer zugewandten Art-déco-Gebäude bestaunen. Sie werden etwas über die gotische Architektur der Stadt lernen, den Baumwollboom der 1860er-Jahre, Bombay-Jazz und Led Zeppelins Auftritt in Colaba. Sie werden Vada Pau von einem Straßenhändler essen sowie langsam gekochte Schweinsfüße auf der überfüllten Mohammed Ali Road. Wir empfehlen, den Tag mit einem starken Getränk im Taj ausklingen zu lassen – Sie werden es brauchen.

    Die Geschichte der iranischen Cafés

    Die Parsi sind eine echte Erfolgsgeschichte Bombays. Sie sind eine uralte und sehr individuelle Gemeinschaft aus dem Iran, die nicht nur in die Stadt integriert wurde, sondern sie sehr geprägt hat. Zugleich hat sich die Gemeinschaft jedoch ihre eigene Identität und ihre Traditionen erhalten. Ursprünglich landeten die Parsi vor eintausend Jahren nördlich von Bombay in Gujarat, wo sie sich ansiedelten. In die Stadt kamen sie schließlich im Zuge der Expansion. (Aus Gujarat stammt auch Shamil und Kavis Familie.) Die Parsi waren sehr geschäftstüchtig und legten viel Wert auf Bildung, und so wurden sie durch den Handel mit Baumwolle, Opium und anderen Gütern wohlhabend und einflussreich. Daneben waren sie jedoch auch sehr sozial eingestellt und philanthropisch. Bombay verdankt einen Großteil seiner Infrastruktur und seiner öffentlichen Kultur der Großzügigkeit der Parsi.

    „Blicken Sie auf die Bucht hinaus. Sie werden Ihren Weg durch die Stadt, die Ihnen zu Füßen liegt, gehen und essen."

    1854 gründete der Parsi Dinshaw Maneckij einen Fond, der anderen Zoroastriern im Iran bei der Übersiedlung in die blühende Parsi-Gemeinde Bombays helfen sollte. Die Menschen dieser zweiten Immigrationswelle wurden als „Iraner" bekannt, ihnen verdanken wir die Gründung der Cafés im späten 19. Jahrhundert.

    Die Geschichte vom Verschwinden der iranischen Cafés entbehrt nicht einer gewissen wehmütigen Poesie. Die Iraner überquerten das Arabische Meer nach Bombay, um zuhause der religiösen Verfolgung zu entkommen. Sie arbeiteten in den Häusern bereits ansässiger Parsi-Familien und machten sich von dort aus an die Etablierung ihrer eigenen Cafés, oft an Straßenecken, die aus irgendeinem Aberglauben von Hindus gemieden wurden. Bald wurden die iranischen Cafés zu einer unersetzlichen Tradition Bombays, einer Institution, die ein liebevolles Plätzchen in den Herzen der Bombayiten einnimmt – jenseits von Kaste, Klasse, Religion oder Rasse –, indem sie ihnen einen preiswerten Snack, eine ordentliche Mahlzeit oder einfach eine Tasse Chai und einen kühlen Ort zum Ausruhen anbietet. Die Ventilatoren drehen sich behäbig. An den holzverkleideten Wänden hängen Familienporträts und Spiegel. Wohlhabende Geschäftsleute, verschwitzte Taxi-Wallas und flirtende Paare sitzen eng nebeneinander auf wackeligen Formholzstühlen an angeschlagenen Marmortischen. Studenten frühstücken, während Anwälte vom Obersten Gerichtshof Schriftsätze lesen. Familien essen zu Mittag und Schriftsteller lassen sich von der Muse küssen.

    Im Laufe der Jahrzehnte erreicht die Anzahl der iranischen Cafés in den 1960er-Jahren ihren Höhepunkt. Danach begann der Niedergang. Innerhalb eines Jahrhunderts stieg die Zahl von null auf 400 und sank dann wieder ab auf 25. Die Kinder der Cafébesitzer wurden lieber Buchhalter und Doktoren, oder das Grundstück wurde zu teuer, um es zu halten. Cafés in fröhlich-westlicher Plastikverkleidung werden zum Ort der Wahl für schüchterne Rendezvous unter Teenagern. Aus Bombay wird Mumbai, und Cafés werden zu einer sehnsüchtigen Erinnerung. Das tapfere neue Indien schaut in eine glänzende Zukunft und hält nur noch selten inne, um sich an die alten Geschichten zu erinnern.

    Tatsächlich war dieser dunkle Park einst Standort eines der beliebtesten iranischen Cafés Bombays. Café Naaz befand sich hier auf Malabar Hill und genoss den gleichen Ausblick, den Sie nun genießen. Viele Teenager Bombays verbrachten hier ein heimliches Rendezvous. Wollten sie ihr Date wirklich beeindrucken, zahlten sie ein bisschen extra für einen Tisch mit dem besten Blick über die Bucht. Nach Streitereien über einen abgelaufenen Pachtvertrag musste das Café jedoch schließen. Der Standort wird nun saniert.

    Die Bedeutung gemeinsamer Räume

    Die iranischen Cafés waren aber nicht nur die Quelle romantischer Nostalgie. Sie waren auch sehr bedeutsam. Das Bombay des 19. Jahrhunderts wird zu Recht oft als kosmopolitische Stadt bezeichnet, aber das Essengehen war nicht üblich und fand fast ausschließlich in der eigenen Lebensgemeinschaft statt. Religionsgemeinschaften hatten strenge, spezifische Essensvorschriften, die zusätzlich durch das Kastenwesen erschwert wurden. Zudem schufen die Kolonialherren rassenspezifische Räume. Dunkelhäutige Menschen durften z. B. den Yachtclub und die Bombay Gymkhana (eine der ersten Turnhallen Bombays) nicht betreten und grundsätzlich nicht in den Hotels essen. (Dies wurde von dem großartigen parsischen Industriellen Jamsetji TaTa geändert, als er das Taj Mahal Hotel eröffnete, wo eine Regel von vornherein klar war: Niemand durfte jemals abgewiesen werden, nur weil er Inder war.)

    Die von Fremden eröffneten iranischen Cafés konnten solche Vorurteile natürlich nicht teilen. Sie untergruben still und heimlich alle Regeln, indem sie jeden Gast willkommen hießen. Im Gegensatz zum Taj war das Essen dort auch erschwinglich. Für ein paar Paise bekam man dort eine Tasse Chai und Bun Maska oder einen Keks. Im Laufe der Zeit wurden viele der Cafés zu verlässlichen Orten, an denen man eine preiswerte, satt machende Mahlzeit erhielt. Zudem wurden sie zum Treffpunkt all derer, die zuhause nicht den Luxus von ausreichend Platz hatten (oder gar derer, die überall sonst Ausgestoßene waren, wie etwa Prostituierte). In vielen Cafés gab es Familienräume, so dass auch Frauen und Kinder einfacher am öffentlichen Leben teilhaben konnten (außerdem hatten diese Räume den ungewollten Nebeneffekt, verbotene Liebschaften von der Außenwelt abzuschirmen). Auf diese Weise wurden die von Immigranten gegründeten Cafés zu den ersten echten öffentlichen Restaurants.

    „Die iranischen Cafés waren aber nicht nur die Quelle romantischer Nostalgie. Sie waren auch sehr bedeutsam."

    Die iranischen Cafés trugen dazu bei, dass die ohnehin vielfältige Bevölkerung Bombays sich physisch mischte, und betonten so den weltoffenen Charakter der Stadt. Wenn Menschen zusammen das Brot brechen, so durchbrechen sie auch Barrieren.

    Die gemeinsamen Räume und diese kosmopolitische Kultur waren äußerst wertvoll. Gemeinsame Räume erzeugen gemeinsame Erfahrungen, und diese führen dazu, dass Menschen ihre Gegensätze eher tolerieren und weniger gewalttätig miteinander umgehen.

    Im Jahr 1947 wurde das freudige Erwachen der Nation in Freiheit mit dem Blut der Aufspaltung besudelt. Die gewaltsame Trennung des Subkontinentes in Indien und Pakistan kostete bis zu einer Million Menschen das Leben.

    9 Werbung für das Ideal Restaurant, 1939

    10 Ruhige Ecke im B. Merwan

    11 Lunch im Britannia Restaurant

    12 Regeln im Dishoom Shoreditch

    13 Familienräume gibt es oft in iranischen Cafés

    In Bombay rückte man jedoch enger zusammen, statt auseinanderzudriften. In seinem Buch City Adrift schreibt Naresh Fernandes, ein leidenschaftlicher Befürworter der gemeinsamen Räume: „Die Freiheit kam inmitten eines Mangels an Milch und Zucker, da Bombay zur Feier des Tages Berge an Süßigkeiten verdrückte. Um Mitternacht am 15. August 1947 hisste B. G. Kher, Leiter des Provinzministeriums, die Trikolore und erklärte: „Bürger des freien Indiens, ihr seid nun frei". Nachdem ein Shastri, ein Mawlawi, ein katholischer Bischof und ein parsischer Priester passende Gebete gesprochen hatten, drückte Kher einen Knopf, und die Gebäude hinter ihm wurden hell erleuchtet. Ein gewaltiger Jubelsturm erklang, und eine Blaskapelle spielte lautstarke Lieder. Ein Strom aus Feiernden ergoss sich durch die Straßen, Fahnen schwenkend, in und auf Straßenbahnen fahrend. Während Delhi und Kalkutta durch Aufstände, angefeuert durch die Angst wegen der Aufspaltung, zermürbt wurden, war die Stimmung in Bombay fröhlich und friedlich. Die Times of India schrieb: „Hunderttausende marschierten jubelnd durch die hell erleuchteten Straßen Bombays, ununterbrochen Parolen in einer Vielzahl von Sprachen rufend, was die Stadt gegen Mitternacht in ein wahres Babel verwandelte."

    Dishoom: from Bombay with love

    Als wir im Jahr 2010 das erste Dishoom-Restaurant eröffneten, dachten wir (vernünftigerweise), unser Job wäre einfach, Londonern gutes Essen und Getränke zu servieren. Je mehr wir jedoch über die iranischen Cafés und ihre Bedeutung für das öffentliche Leben Bombays lernten, desto deutlicher wurde es, dass auch für uns die Überwindung von Grenzen wichtig war.

    Liebend gerne servieren wir Ihnen Gerichte, die in parsischer, muslimischer, hinduistischer oder auch christlicher Tradition zubereitet wurden und alle an unseren Tischen um Aufmerksamkeit ringen. Wir tun dies absichtlich und ganz bewusst. Wenn Sie unser Restaurant betreten, entdecken Sie vielleicht eine Statue von Ganesha, dem elefantenköpfigen Hindugott, dem „Beseitiger von Hindernissen", einträchtig neben einem Asho Farohar sitzend, dem Symbol des Zoroastrismus. Es ist uns auch äußerst wichtig, dass das Dishoom ein Ort ist, an dem der Student, der knapp bei Kasse ist (und unseren ständig kostenlos nachgefüllten Chai ausnutzt), problemlos neben dem reichen Stahlmagnaten (der eine Champagnerflasche nach der anderen bestellt) sitzen kann, und wo sich die muslimische Familie einen Tisch mit hinduistischen Teenagern teilt.

    Vor einigen Jahren erhielten wir eine Hass-Mail. Jemand wollte einen Tisch buchen, entschied sich dann aber anders. Es lag an Fotos auf unserer Website, die lachende muslimische Kinder beim Ramadan zeigten, und weil wir als Hindus das islamische Opferfest Eid ul-Adha mit einem Festmahl und dem Erzählen von Geschichten feiern. Er nannte uns hinterhältige Verräter und beschimpfte unsere Mütter und Schwestern aufs Übelste – und Schlimmeres. Wir wünschten dem Verfasser nichts Böses, aber als wir die Nachricht gemeinsam als Team lasen, bestärkte sie uns in unserer Einstellung. Im selben Jahr entdeckten wir auch einen Tweet von unserer Eid-Feier. Es war das Foto der Hände dreier Mädchen – Aisha, Geeta und Sarah – die zur Feier des Tages ihre Hände mit Henna bemalt hatten. Beides bestärkte uns darin, unsere Bemühungen weiter zu intensivieren.

    Dementsprechend haben wir nun das Vergnügen, Hindus und Nicht-Hindus zusammenzubringen, die sich an Holi ausgelassen mit Farbe bewerfen oder zu Diwali gemeinsam tanzen. Muslime und Nicht-Muslime feiern bei Musik und gutem Essen gemeinsam Eid ul-Adha, und Christen und Nicht-Christen singen zusammen

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