Heinrich und die Denklust: Band 1
Von Wolfgang Eubel
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Buchvorschau
Heinrich und die Denklust - Wolfgang Eubel
Inhaltsverzeichnis
BAND 1
Heinrich
In Grauer Stadt
Deins
Frau
Freiburg
Naturkitsch
Im Münster
Die Sünde
Tausend fuß über dem Meer
Kommata
Movens
Der Berg
Ecco Homo
Selbstwerdung
Heiße Dämpfe
Herzog gefunden
Haben Wetter böse Zeit gemacht
Revolution
Museum enttäuschter Liebe
Oh, diese Wunderbare
LeB.
Die Heimkehr
Wald- und Walpurga
Des roten Grafen Maus
Exil
Die Erkenntnis
Kurven läuft die Zeit
„Die Selbstregulierung."
„So viel Wasser!"
Luft - Licht
Dinge bewegen sich
Der Soziologe
Der Weitblick
Ein Tag ist gestorben
Die Rück-flut
Passiv-Aktiv-Rollenverteilung
Echos
Der Riese
So manches
Auf dem Flachland
Zerrissenheit zwischen Mensch und Natur
Mann!
Limerick
Heinrich und die Fee
Katapulte
Die Kybele raunt Rat
Tote weiße Männer
Epigramme.
Die Denklust
Geburten und Dasein
Die Welt ist eine Kugel
Die Ethik
Kunst
Die Fünf Universellen Gesetze
Die Physik
Das Sprachproblem
Die 5UG
Das Erste UG
Das Zweite UG
Das Dritte UG
Das Vierte UG
Das Fünfte UG
Wahrheit und Wirklichkeit
Beziehungspaare
James Joyce
Physik in FW
Joyce und Kafka
Ausblick
Sprache
Gesellschaftliche Folgen
Eine kurze Geschichte der Menschheit
Tabelle
Die Altzeit
Die Neuzeit
Putin und der Blinddarm
Die Raumfahrt
Romantische Parterwerbung
Der Rückfall
Genesung und Gegenwart
Mutti und Obama
Pubertät der Menschheit
Moderne Kunst
Die Geschichte der Geschlechter
Die Urzeit
Die Entdeckung des „Ich und des „Du
Sich unabkömmlich machen
Die Entwicklung der Welt
Klassenkampf oder Geschlechterkampf
Die Emanzipation
Frauenausbeutung oder –schlauheit?
Frauenmacht. Zwei fiktive Szenarien
Frauenkriminalität
Schwulenverfolgung
Machismo
Großzügigkeit
Wertlosigkeit
Gorilla-bevorzugung
Western
Drei Schritte hinter dem Mann
Homo Faber
Notgeilheit
Justitia
Galionsfigur voran
Androgyn-Mimikry
Höflichkeit
Vorrang hat Vorgang
Vorrang ist selbstverständlich
„Der verführerische Blick".
Frauenhass
Suggestion durch Projektion
Weiblicher Orgasmus
Krankheitsverbot
Hymnengebot
Sublimationsnot
Konkurrenz
Das Ende der Menschheit
2 x 5 Zeilen
Lächeln bitte
Es: Was Sex für sie und ihn bedeutet
Männliche und Weibliche Augen
Sprache und Realität
Geschichte
Essay
Programmheftchen
Die Wohnung des Menschenist die Sprache
Rumpelstilzchen
Die Inkarnation des Bösen (IdB)
1. Vokabular
2. Warum dieser Aufsatz ggf.unnötig ist
3. Fragen
4. Diagramm: IdB-Kirche-Mitglieder
5. Die Geschichte der IdB
Die Anfänge
Die Eroberungskriege
Der Endsieg
Der Untergang
Nachbeben
Stockholm Syndrom
Briefe an Frau V*** und Herren J***
Die dumme Wagenknecht
Die Opfer identifizieren sich mit den TäterInnen
Zeitrechnung
Marxismus
Die Grünen
„Jugendweihe-Konfirmation und Zen Jens Johler, „Die Stimmung der Welt
Eigene Blindheit
Das institutionalisierte Überleben
Spreading
Die Erfolglosigkeit der IdB
Abwicklung der IdB
Das Grundsatzprogramm
Zweck und Mittel
„Am Anfang was das Wort."
„Gott"
Verbrennung Andersgläubiger
Jammertal Erde
Götzen
Kronos
Kannibalismus
Verachtung der Frau
Angst vor der GL
Nächstenliebe
Jungfrauengeburt
„Schwerter zu Pflugscharen"
Brot und Leben
Aberglauben
Geburtsgeschichte
Einzug in Jerusalem
Jadus
Nie-wieder-Möller!
Eine Saunageschichte
Der heilige St. Valentin
Dorfposse anl. des Ukrainekrieges
Mendelssohns 2. Sinf. in St. Hedwig
Verhinderung des Fortschritts
Humor
Die „Gebrauchsanleitung Leben"
Geschichtlicher Hintergrund
Abgrenzung
Die GL
Der erste Schritt
Altlasten
„Schöpfungsgeschichte"
Der nächste Arbeitstag nach demSchabbat
Naturwissenschaft
Vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit
Avraham
Rote-Meer-Episode
Todesstrafe
Rebecca
Onan
Sodom
Naomi und Ruth
Das „Jubeljahr"
Tierschutz
Eigentum
Arbeitsteilung
Skepsis gegen Macht
Sozialpolitik
Verbot von Eroberungskrieg
Psychologie
Sonnenwende
Frühlingserwachen
Der Klimawandel
Geschichte
Mensch gegen Universum
Die Relevanz von Erde, Leben und Homo
Genetische Programmierung Homos
Seelische Prägung Homos
Ende der Evolutionsgeschichte
Die Bequemlichkeit der Metaphysik
Grüne Sprachdemagogie
Selbstregulierung
Die Zukunft Homos
Spannung und Stress
Alexander von Humboldt
Die Dysfunktionalität der Weltenrettung
Das Grundproblem „Wachstum"
Das tabuisierte Grundproblem
Deutsche Romantik und Technologie
Rechtsextreme als Nutznießer
Ein komisches Ding unser Gehirn
Die Dialektik der Dinge
Salomon
Marx
Das Ende des Wachstums
Machtkontrolle
Die Phantasielosigkeit der Sci-Fi
Der Philosoph Johann Sebastian Bach
War J.S. Bach ein Atheist?
Bachbiographie
Der Fünf-jahres-Vertrag
Der Organist
Chorleitung und Lateinunterricht
Veröffentlichungen
Briefe an seine Söhne
Bach und die Oper
Eine idealtypische Barockoper
Kryptologisiertes Statement
Bach, Picander und von Ziegler
Oper in der Kirche
Rezension über Oper in der Kirche
Weitere Opern-Beispiele
Friedrich II, das „MusikalischeOpfer"
Wo Bach zu weit geht
Die Weltanschauung JohannSebastian Bachs
Bachs „eigene Musik"
Symbolisierung
Bachs „WohltemperierteStimmung"
Bach und Dao
Jochannan Ben Bach
Musterbeispiel für die Kryptisierung
Das Erste Präludium, WTK, Bd. 1
Ausblick
Precis of the first lecture on this subject
Eisblumen
Homo sapiens
Aufklärung
Nächstenliebe
Renaissance
Sozialismus
Das Schweigen der Weiber
Sprüchlein aus dem Internet
Von Erst- und Letztgeborenen
Stress
Über das langsame Lesen
Was ist Wirklichkeit?
Gendern
Klappern gehört zum Geschäft
In Tyrannis!
Sind die Araber schlecht beschnitten?
Anregungen für (junge)Musikerinnen
Viele Worte machen
Wissenschaft mit Sudoku verglichen
Das Leben mit demSkatspiel verglichen
Wie Überheblichen begegnen
Vermischtes
BAND
Geschichten
Geschichten aus dem Kiez
Gender in the City
Lechts for Rings
Der Engel
Morgenstund hat Gold im Forum
Begegnungen
Spaziergang über den Flohmarkt
Schöner Beginn eines Wochenendes
Nachbarschaftlicher Austausch
verleiht Flügel
Ausgleich ist immer gut!
Hartgekocht
Sturm in Pankow
Steine
Luft, Wasser, Feuer, Erde
Das Piepen der Erdferkel
Rezensionen
Schillers Ode
Shakespeare
Adolfo Assor
Katja Lewinas „Bock"
Pfad für aufmerksames Hören
Salome in der Urania
Cosi fan tutte e tutti
Praun schau wem
Mendelssohns „Lobgesang"
Ein luftiges Ärgernis
Wahrheit ist immer konkret. Gunter Schmidt
Katjas Kuh
Schwarzes Gemüt in bunten
Socken beim Jazz am „Kaisersteg"
KreiKa präsentieren Kreisler und Kaleko
Kinder der Nacht
Politisches
Päderastie
Bundestagswahl 2022
Liebesbotschaft von Frau
Claudia Roth
Baerbock und Gauland
Baerbock gegen Witwenrente
Die Grünen und die Friedensflittchen
„Schwerter-zu Pflugscharen"
Ungehaltene Rede eines
Unpolitischen
Was ist ´Deutsch´?
Demokratie heute
Die Zukunft bauen!
Partei gegen staatliche
Vereinnahmung
Welt-Huren-Tag
Sexuelle Dienstleistungen heute
Prostitutionsverbot
Gesellschaftliche Relevanz
Förderung erotischer Kompetenz
Mein erotischer Werdegang
Physische und nicht-physische
Gewalt
Dekadenz
Bezahlbare Mieten
Der Staat ist ein gefräßiges Tier
Bruder Trump
Bruder Trump und der
Karneval der Kulturen
Demos der Pflegekräfte
Briefe
An 007
An Dieter Nuhr
An Kate, re. Rovelli
An M***, re. „A***
An Herrn Theiler
An Andreas re. Kirchenmusik
Über die Corona Maßnahmen
Covid
Über Demut
Über männliches Fehlverhalten
Gewaltfreie Kommunikation
Miteinander reden
, Berlin
An Winterfeldt0401 re. Adolfo Assor
Herr Schröder
Daniel re. St. Martin
An Jens re. Respekt
Wildschweine auf dem Spielplatz
Zu „Kayaks Kolumne" 12/2020
An Komische Oper und
Berliner Verwaltung
An Nicolaikirche, Potsdam
Laute Kirche
An Prof. Brumlik re Vortrag
An „lusthaus.cc" re. Grammatik
Meine Feindlichkeiten
Bundeskanzlerin Merkel
An M*** re. Hilfsangebot
An ran-NFL re „Verflixt"
Skandale nicht nur im Bauamt
An Jan Gaesslen und
Frau Enskat re. Zen
Kleine Stilübung in Dino-Ost-deutsch
Autobiopsiegraphie
Die Anfänge
Die Geburt des Philosophen
Glück gehabt #1: Fabrik futsch
Die Schicksalsfee
Der Einsame
J. S. Bach
Der Entwurzelte
Der Verängstigte
Der Unechte
Der Unmodische
Bayern
Vater Karl
Der Lebensängstliche
Der Lebenstüchtige
Geschenke
Die Theologiestudentin (1978)
Das kleine Glück des
Lebensängstlichen
Das Glück teilen
Glück gehabt #2: Millionen futsch
Das späte Glück Vater Karls
Neurotische Sparsamkeit
Entfremdung vom Vater durch seine Frau
Wiedervereinigung mit dem Vater
Der zehn Jahre ältere Zwillingsbruder
Angst vor eigenen Entdeckungen
Geschwister
Familien-Gerede
Familien-bande
Sprache als Ersatzheimat
Sprachlosigkeit der Herkunftsfamilie
„Das Fremde und das Eigene"
Gefangene ihrer Prägung
Erbschaft
Identifikation und Reaktionsbildung
Entwicklungsstufen
Körperlosigkeit
Sexuelle „Aufklärung"
Das „erste" Mal – zufällig nicht traumatisierend
Das wirklich erste Mal – traumhaft
Manipulativer Kommunikationsstil
Soziale Inkompetenz
In Heiligen Händen (1967)
Freiburg (1969)
Trommeln für Ruhe
Der Anfang des Klarinettisten
Dr. Busse, Deutschlehrer
USA (1971)
Willy „Buddy" Budnick, Musiklehrer
Des jungen Philosophen Berufswahl
„Denklust"
Des jungen Philosophen Mantra
„Heinrich"
Erste zwangshafte Fehlentscheidung
Abitur (1974)
RAF
Heilsame Kontaktsperre
Bundeswehr
Symbolische Kriegsdienstverweigerun
Musikstudium (1977-1983)
Willi Hannak
Einstieg ins Berufsleben
Prüfungslust
Selbstbestätigung von Prägung
Meditation: Das sich
selbst nivellierende „Gute"
Meine „Meditation"
Ostfriesland (1976-83)
Zweite zwangsneurotische
Fehlentscheidung
Grundrichtige Entscheidung
für Kinderlosigkeit
Hand in Hand ins Berufsleben
Oberkrainer
Billefeld 1983 – 2000
Der Gleichseher
Der Kelpie
„Alles, was Hoden hat!"
Jazz
Das Ende der Zweisamkeit (1985)
Das Wiedersehen nach 30 Jahren
Austoben
Der Jude (1985)
Zweiter Versuch von Zweisamkeit
Erfolgreiche Flucht
Dritter Versuch und wider
Fehlentscheidungen
Der Gesamtschullehrer 1983 – 2000
Lehrer: konzeptlos
Meine pädagogische Konzepte
Der Musiklehrer
Der Deutschlehrer
Massiver Protest gegen den
Deutschlehrer
Blinde Formalistin als
hilfreiche Idiotin des Weltgeist
Doofe Bewerterei
Der Musiker, 1985 – 2000
„Jazzprints"
„Philosophische Praxis":
Der Lebensberater
Klassendünkel, Klüngel,
Mobbing, Mafia (1997ff)
Basisdemokratisches Fehlverhalten
Pädagogische Dekadenz
Antisemitismus, Flucht aus
dem Deutschen Reich
Prüfungslust
Die existentielle Prüfung
auf Leben und Tod
Der dunkle Raum
Lob der Mafia
Botschaft zum Abschied (2000)
Das böse Karma der Mafia
Motorrad I (1997 – 2000)
Nordkap
Israel
GB
Nichts wie weg! (2000)
Erste Begegnung mit Australien
Sydney
Über Land nach Canberra
Australisch lernen
Australien lernen
An der Ostküste
Melbourne
Die Globalität des Nazi-ungeistes
Südküste
Erster Kontakt mit
einem aboriginalen Jungen
FKK in Australien
Kontaktfreudigkeit
Der Schatten zum Licht
Neuseeland
Rarotonga
Das Ende des Musikers
Hitliste
Umzug nach Melbourne
Studium der englischsprachigen
Literatur
James Joyce
Shakespeare
Bilder
Diana und der Begriffsstutzige
Rhonda – with an „h" –
very important!
Deportationsdrohung
BürokratInnen sind in aller
Welt bescheuert
Neue Erfahrung re. Beziehung
Immobilienerwerb
Dritte zwangsneurotische
Fehlentscheidung
Meltendorf
Ghan
Billefelder Desaster (Pleonasmus) (2011)
„Ars Vitalis" (2004 – 2012)
Marvellous Melboure (2000 – 2013)
Motorrad II (2006 – 2011)
Cicumnavigation (2008)
Die Stromatolithen
Beinahe Coochie
Oma Rhoda
Der Bauch sagt: „Berlin!"
In Berlin (ab 2013)
Der Galgenstrick
Bärbel
BeSi
Der Leuchtturm
MoMo
Vibes
Ost und West
You Tube
Lulu (ab 1973)
Gespielinnen (ab 1995)
Die Lust des Umlernens
Die Betrüebnis umlernen zu müssen
Angel
Statistik
Ein sensationeller Handjob
Bilanz
Klärung der neurotischen
Fehlentscheidungen
Gleichberechtigung
Seelenfrieden
Kate
Resümee
Nebenan.de
Sandra Wortmann
Lesebühnen
„Brauseboys"
„Literarischen Frühschoppen"
Rot-grüne Bigotterie II
Satire gekonnt und unbeholfen
Lesebühnen mit
Publikumsbeteiligung
Der „Freihafen"
„So noch nie"
Mikrophon-aversion
Das Ende der Prostata
Angel, der Engel
Der Autor
Warum ich schreibe
Sechs Krimianalromane (1960)
Warum ich nicht veröffentliche
Warum ich doch mal was
ins Netz einstellte
Warum es dieses dicke
Buch doch gibt
Der Künstler als sein
eigenes Material
Abschied
Register
Cave facto lupo agnum.
Es war bitter kalter Novembermorgen, als Heinrich, einer jener eigenartig scheinbar unscheinbaren Gestalten mit hochaufgeschlagenem Mantelkragen, fröstelnd durch die Straßen seiner bisweilen bekannten Wege füßelte. Grau. Kaltwind schlich ihm um den Hals, Schulterhochziehen half wenig. Kalte Hände, obwohl in die Manteltaschen vergraben. Man muß sie bewegen, daß sie warm werden. Aber dann wird die Kälte nur noch spürbarer. Also stickum halten. Nicht daran denken. Nachher, wenn man gar nicht mehr daran dachte und sich wundert, daß sie von ganz alleine und unbemerkt warm geworden sind, freut man sich um so mehr.
Obwohl es mitter Mittag war, und die klare Kälte alles um ihn herum hätte erhellen und kristallen verklären müssen ( – ich denke da etwa an die kitschigschlechten Aktaufnahmen unterkühlter Stadthäuserreihen, zu deren Ablichtung der Fotograph den falschen Filter gewählt hatte – ) war es – allein schon, weil sich Heinrich so zu fühlen verständigt hatte – trüb und undurchsichtig: diese eine Straße, durch die er zwar schon gegangen war, doch noch nicht allzu oft: alles schien ihm so sehr fremd.
Fremd. Fremd! Fremd? Gut, ja, es schien ihm so sehr fremd und gut. Gut. Und wenn es hier auch nicht ganz fremd war – was kann man schon wissen, was die nächsten Schritte bringen.... (Ach, verschonen Sie uns doch mit Ihrer trüben Phantasie, mit dem aus Ihrer billigen TV-zeitschrift entsprungenem Straßenräuber, der mit einem Knüppel in der Hand hinter jeder Straßenecke steht!); oder, was einen bei der nächsten Hauseinfahrt erwartet...
(Sie kommen mir schon wieder mit Ihrer Phantasie in meine Geschichte? Wenn´s wenigstens eine congeniale wär´ – aber Sie mit ihrer platten PKW-un-fall-schaulust! Als ob unser Held schon auf der ersten Seite unseres Romans …. Ja, haben Sie´s bemerkt, OberschlaubergerIn, haben Sie´s gehörig konstatiert, analysiert, interpretiert, kritisch rezensiert, diesen plumpen Versuch des Produktgebers / Verkäufers / Autoren, Sie, den Produktnehmer / Käufer / Leser, mit dem Produkt / Artikel / Bericht zu identifizieren? Ja, haben Sie´s? – Gut! Sehr gut. Setzen. … Und auch den Effekt der Verfremdung durch metakommunikatorische Verschränkungen, Durchbrechung der Ebenen. … Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe, Sie Oberstudienratte. … Und dann auch noch dieses näschen-gerümpfte „nach-brechtisch", ja himmelherrgottnochmal, wir haben´s ja alle gehört und ich bekomme so langsam meinen Brechtreiz. …
Als ob unser Heinrich schon auf der ersten Seite unseres Romans auf diese banaldumme Weise ums Leben kommen könnte. Einfach lächerlich!)
… was also die nächste Hauseinfahrt – oder sagen wir besser (jaja, „ich" sage, nicht Sie, wenn´s denn so recht ist, gnä´ Frau) sagen wir besser: Hauseingang: wer also weiß schon, was der nächste Hauseingang bringt.
Zeit läuft in stummen Bahnen ihre unergründlichen Schlingen – aber dazu komme ich (sehen Sie, gnädige Frau, ich bin halt doch lernfähig, jaja) später.
Heinrich! Lassen wir das alles und widmen uns der Gedanken, die rings um Dich die Welt erbauen. Es ist die Welt! Es ist Deine Welt, die Du dir erschaffst. Bauen ohne Ziegel, ohne Mörtel. An denen dereinst doch das Gas des Jetzt und, dereinst, der Stil des Zukünftigen nagt, moduliert und modernisiert. Eine Welt erschließen ohne Schlüssel. Denn durch dein Hirn hindurch wird geschöpft ohne Deines Wissens jämmerliche Oberfläche.
Aber alles ist so, wie wir es uns denken. Und wenn Du, lieber Freund, Trübsal bläst, so nutzt die ganze Heiterkeit aller fröhlichen Heerscharen nichts, die sich mal wieder einen abgiggeln, daß ihr Gevatter mal wieder in seiner Gita blättert und sich mal wieder köstlich über die Bauernschläue seiner schwangeren – hoppla! – Jungfrau amüsiert. Ja schon, ER hat die Himmel und die Erde erschaffen. Hat Sonne, Mond und alle Sterne befruchtet. Aber IHm jetzt auch noch einen selbstgezeugten Sohn unterzuschieben, das war wirklich ein bisschen zu viel des Zuguten. Aber sie singen ja ´Pater omnipotens´ und um die Schneid der Potens wär´s halt nichts gewesen, ohne ´pleni sunt coeli et terra´ – aber doch nicht also pleni!
Räume
Räume wo die Menschen steh´n
fallen niedrig dumpf auf
können kaum ein Wort versteh´n
nimmt in Zeit und Raum sein´ Lauf.
Hört!
Es marscht durch uns wie -
der hat es begonnen -
- eulengleich –
- endedereulengleich -
Einst schrie man: „Nie -
Wieder soll es kommen – "
- diebesgleich -
Duckmäuser!
Nun denn, Heinrich faßte wieder einmal Fuß auf einem jener quadratischen Pflastersteine, freute sich seiner blitzblankeligten Schuhe, der dunklen, bügelgefaltetfreien, wenn auch schon mächtig zeitbenagten, generationenerfahrenen Hose und eben jenes unscheinbaren Mantels – graugrün mit großen, hellbraunen Knöpfen, die nicht ohne weiteres passen wollten, hat er sie doch (vor Jahren schon, als der Mantel bereits das Prädikat „alt" weghatte) einem fast neuen, unkleidsamen Kittel (der seinerseits dann dem Altkleidercontainer übergeben worden war, von wo aus er dann ... – aber wir schweifen ab) abgeschnitten, wo sie eigentlich hinpassten. Sie gefielen ihm eben und so nähten sie sich vom Kittel zum Mantel, wo sie objektiv-ästhetisch kaum tragbar waren, aber von ihm mit Freude getragen wurden. Der graue Schal nur wie zum Schein unter den breiten Mantelkragen gelockert. Hände tief in den Taschen vergraben. Kämpfend gegen einen Wind, der gar nicht blies, Kopf tief, Nacken eingezogen, gebeugter Oberkörper.
Ich lief mit jenem leeren Gefühl in Magen und Gehirn herum, das diese unnützen Soldaten jener unnützen, auftragslosen Armee mit sich im Standardgepäck herumtragen. --- zenseo --- denn, wie aus „Dokument 2, Anlage 1" hervorgeht, kostet es 500 DM gewisse Fakten und ihre menschlichen Repräsentanten beim peinlich berührenden Namen zu nennen, und ich schreibe dieses Zeugs ja nicht, um Geld zu verlieren, sondern, um Geld zu.... – Na, Sie merken´s schon wieder, ja? Den V-mann-effekt, Ja? Denn is ja gut und ich kann weitermachen.
Aber auch ohne jede Armee im Nacken gilt es hier, seinen Kopf einzukaröffeln.
Ecke Arbeiterstraße einer dummen, armen, dennoch – eher: darum – arroganten, langweiligen, sturen Proletenbevölkerungsstadt. Nun bin ich hier, heiße Heinrich, bleibe an der Fußgängerbrücke, die sie Elefantenklo nennen, stehen, denke mit Aug´ und Ohr darüber nach, wo ich weitergehen soll. Blieb aber einstverweilend noch steh´n, sah die vielen Leute, Autos und Maschinen. Menschen, die ihre stolzen Plattnasen im Mief von NORDSEE und HORTI zur Schau der kalten Lüftchen stellen. Trotz dieser war kaum einer sonderlich warm gekleidet: ohne Mantel, viele Schlägermützen, graue Arbeiteranzüge über Arbeiterbuckel und Runzeln, verblasste Kittel, die sich im Laufe der Zeit ihren Trägerinnen, an denen der gleiche Zahn nagt, angepasst haben.
Eilig weiter. Vorbei ohne hinzuschauen. Sich überhaupt nicht daran erinnern wollen. Freudlose Wege. Hin zu lichteren Gegenden. Nötige lichte Weite für das Weltenall, nötige weite Leuchte für Lust. Hinweg, hinweg, zu anderen Gegenden. Gegenden des Landes, Land der Versprechung – des anderen. Auf!
Sah sie an, faßte sich am Arm – in diesen hellen Räumen, alles fraute sich um ihn. Er, unfähig, ermännlichte:
Deins
Deine großen Kulleraugen,
deiner Pupillen weites Meer,
ach, wie zieht alles das mich an
und doch: bin ich da
verlier´ ich mich auch schon
in Dir.
„Die Frau..."
Bitte, bitte, tu´ dir keinen Zwang an, mach was du willst, es hilft ja alles nicht, und so muß es denn wohl sein. Heinrich las weiter im feucht-schwülen Getobe:
„Die Frau – das ist doch wirklich das Ein-und-alles. Ein Leben ihr widmen, nichts als sie ansehen, schaun und ausloten!"
Ha! Arbeitssame Canaille! Die Frau ist so flach, daß sie der Tiefe des Mannes unendlich erscheint – und das fesselt dich, Lüstling des Fleisch gewordenen Geistes, an geistloses Fleisch.
„Ein Leben der Frau widmen, nur lieben ein tausendköpfiges Wesen, von Keiner dieser Einen den Blick lassen..."
Lüstling! Weißt du doch, daß sie alle gleich, alle ohnköpfig sind und siehst gleich tausend?
„Kurz: ganz und gar sich beherrschen lassen..."
Sklave!
„ ... und sie mit allen Augen beherrschen, alles daran setzen, ein Spiel und ein Ernst – und, verflucht, gewollt daran zu Grunde gehen."
Sehr dramatisch!
„Von keiner lassen, an einer hängen..."
...-bleiben!
„ ...als Abbild aller. Keine Literatur ist dies."
Ha, Schauspieler deines eigenen Ideals – wohl auch noch impotent, wa?
„Nein, ganz und gar nicht. Nur keine Literatur – nichts Lesbares! Bitte, nur nichts Lesbares. Nur nicht lesen."
Das meine ich nunmehr auch: Nietzsche reicht. – Vielleicht meinen manche, jetzt reicht´s, aber Heinrich reicht´s nicht – ganz und gar nicht – nur die Literatur reicht ihm, die soll verschwinden. Er hatte keine (Frau). Wie kommt´s, daß er sie so gut hatte?
So kommt´s, daß ich jeder Untertan bin, ein Narr am Königinnenhofe, untertänigster Herrscher, Idiot, ich, mit Haut und Haar und manch anderem ergeben. An Leib und Seele der Erbarmungslosen vertan. Unbändig ungezogen mit starker Kraft in mir. Doch unfähig, diese Kraft in mir für mich zu gebrauchen. Kein Gegenstämmen. Ästhetik? Ach, Schopenhauer. Psychologie? Oder einfach Geilheit? Aber da ist Sie schon – Ästhetik oder Psyche oder Testosteron hin und her. Nichts als Sie. Nichts hat sie, nichts ist sie – ist und hat aber doch alles.
Was zieht mich an Mozart so an? Dieses furchtbare Weib in der Musik. „Wie kommt es, daß warme und regnerische Winde die erfinderische Lust der Melodie mit sich führen? Sind es nicht dieselben Winde, welche den Frauen verliebte Gedanken geben?" Ist das schlichter Blödsinn eines verhinderten Musicus aus besserem Hause – oder stimmt es tatsächlich, daß Mozart nur bei Föhn komponiert hat? Was aber Mozarts Verbindung mit der Fraulichkeit anbelangt, so scheint der erste unter unseren Philopsychologen mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben.
„Hinein! Hinein!, ruft uns Mozart zu: „Schwebe in weich-feuchten Winden! Nur keine fugalen Ecken, keine Härten bitte. Das bietet das tägliche Leben schon zur Genüge.
In lieblichem Dirnen-Schmäh lasst eure Seele sich in ein rundes Rollendes, ein Schwimmendes, Verlorenes vergehen – hier suhlt sich der neue Herr, der Von-und-zu-Krämer, der Bourgeois.
„Es geht nicht anders – man habe sich zu ergeben – ein Leben dem Weibe widmen, diesem Allem-und-ein-in-allem und lieber noch in ihr schwimmend untergehen, als.... „
Alles formt sich nach dem und so, wie wir das nun mal sehen, uns zwingen zu sehen, ja, uns vergewaltigen zu sehen. Wider jede Logik das Glück zu wollen, als sei der „glückliche Intellektuelle nicht eine lächerliche contradictio in adjecto. Wider jede Vernunft das wundervoll Reale zu negieren, um quälend Irreales unserer Seele als Fakt aufzubürden. Es ist, als wollten wir uns selbst drangsalieren mit dem, was wir aus der Welt in unseren Vorstellungen machen. Die „wahre Welt
, die „scheinbare Welt und die „vorgestellte Welt
sind ein und das selbe. Ihr gemeinsamer Nenner ist die Vorstellung. Die Differenzierung ist höchstens ein Symptom für den Geisteszustand derer, die so etwas tun: Es ist doch schizophren, sich mit ein und demselben Gehirn mehr als eine Welt vorzustellen. Wir bauen uns all die Schrecklichkeiten, verdammen und verfluchen uns selbst und schaffen uns unsere eigenen diesseitigen Höllen. Mag sein, dass mit Genesung vom traditionellen Höllenwahn uns der nötige Pfeffer im Hintern fehlt, den wir nun flugs mit neuen Satansqualen kompensieren müssen.
Nicht so Heinrich. Er malte sich die Welt bunt, warm und schlich wieder seiner Wege. Nicht ein Kriechtier, kein Wurm, kein scheckichter junger Löwe, kaum ein listiges Katzentier – pardon, lustiges Katertier – eher noch eine klammheimlich Wahrheit zischelnde Schlange, deren unzählige Schuppen kaleidoskopisch in der Sonne funkeln. Um so mehr, als er noch seine Magdalena in den Knochen hatte und sich seines lästigen Hemdes und der engen Hose ledig fühlte. Je mehr er sich dem Tummel der Stadt näherte, desto öfter watschelte Magdalena an ihm vorbei. Wackelärsche. Schwingendes, Hüftfleisch, Rundungen zum Reinbeißen. Er wünschte sich sehnlichst, sie würden ihre süssen Knutschmäulchen halten – aber umsonst! Unvermeidbares „Waam, wa?" Nun, was man nicht mag, soll man meiden. Diese als asozial geltende, dem zeitgenössischen Selbstverdonnerungsgeist widerhandelnde Wendung in den Fuß gelenkt – im Manuskript folgt hier ein unlesbarer Einschub – Heinrich war ungemein gelenkig in Kopf und Knochen! Kehrt und marsch. Und wieder buntete die kleine Seitengasse mit ihrem Randsteinflüßchen und von so weit weg war wieder jede Marie zum Bespringen schön und lecker. Sie hüpfte hinein in alles. In jenen räudigen Köter mit seinen Triefaugen, sie reckte sich hin in den Dom, ihr zierlicher Busen, der den grazilen Bogen füllte, den gotischen zum lebenden Himmel emporgereckten, auf dessen hoher Spitze der Hahn sitzt mit seinem einen Bein. In schwindelnder Höhe den gewaltigen Kuppelbau unter sich, fest und tief in ihm versenkt.
Er fühlte sich angezogen, hinunterzuflattern zu ihren Knöcheln, die, erzitternd, die bunten Wipfel der Buden lustig wehen ließen. Und die Marktmännlein erfreuten sich unter dem dumpfen Hauch ihrer schwülen Briese und hoben die dumpfe Brust. Jetzt stand er unter ihr, die riesig ihren Schlund aufmachte, stumm, oval, und sich ihm darbot. Wärmelnd zog es ihn hinein, durch die riesige Pforte der Übermenschlichkeit ihres Körpers. Die Riegel öffneten sich, durch´s Portal schleicht er. Sachte als könne er durch unbedachte Heftigkeit das Allerheiligste entweihen. Drückt sich in entzückter Demut gegen die Pfortenflügel, die öffnen sich, wie von Geisterhand gerührt. Lautlos, weich. Ein dumpf-feuchter Sog zieht ihn hinein, durch sie hindurch, in die Unendlichkeit ihres Körpers. Durch die Halle. Er tritt in sich. Verehrt sich in ihren Hallen. Allein in der Niederung seiner Berge. Das mächtige, weiche Bauchgewölbe pulsiert schwer. Treibt ihn weiter durch sie hindurch, hinauf zum Turm. Weiter in schwindelnder Höhe. Bruchstückhaft sieht er hinter sich durch ihre Fassade hinunter auf den Markt. Luftige Weite, in die er sich tragen lässt. Da, ein Sonnenstrahl. Immer wieder blitzen Momente auf. Dort ein Stück des weiten Himmels. Ihres Himmels. Ein Stück Wolke. Und unten dann wieder ein Marktstand. Wie unwirklich. Er treibt höher auf Wolken ungestümer Zärtlichkeit. Ein Sturm trägt ihn. Hinauf schlängelnden Wendelgetrepps. Kein Wirbel-, Dreh- oder Tanzsturm, der ihn wirren ließe. Ein Feen-hauch. Verschwommenheit ohne Schwindel. Klarheiten kommen und gehen. Schwerelosigkeit. Lautlosigkeit hier oben. Wohl tausend Fuß. Eillos. Wieder mal ein Fetzen Klare. Kühle und Bestimmtheit eines Körpers. In endlicher Höhe läßt der Hauch nach, der Wind versucht komisch und leise pfeifend den Hauch der Fee zu imitieren – dieser Clown, dieser allerliebste Epigon´. Ja, Gevatter Wind, Naturkind, kann schön blasen und singen. Schwerfällig zwar, wenn auch nicht plump, aber doch immer nur unbeholfene Natur.
Himmel, Himmel! In Deinen Lüften schwebt
ein lauter Papagei mit roten Flecken und gelb gestreift.
Natur, Du bist die höchste Künstlerin des Kitsch!
Auf grünem Gras, daß Kühen im Maul das Wasser rinnt,
hast Du Blumen blaues Gekreische hingetupft,
daß einem Augenschmerz mit Blindheit schlagen möchte.
Über den Tatsächlichkeiten Deiner Baumwipfel
läßt Du dann wetterträcht´ge Schäfchen ziehen
und schon erfüllt Blöken den Äther:
Dein Dichter spricht.
Hast Du nicht, als abends müde der Mond herunterschien,
die Frau erfunden, den armen Dichter zu erstacheln?
Und wenn er dann, der blöde Mond, so rund und vollgefressen leuchtet,
so gehst Du hin und pustest aus, mit Deiner Frühlingspuste,
den letzten Sinn. Begrifflos starrt in Leere dann Dein Tier.
Und abermals in lauen Nächten, wenn schlafend liegt die Kreatur,
dann pochst Du, naives Mensch, dem, der einsam liegt,
brutal und hämisch an die Tür:
„Ist Einsamkeit, nicht ich,
wenn morgens in der Hähne Zeit du erdrosselt liegst im Bette,
ist Einsamkeit, nicht Ich",
so spricht du und drückst,
mit Deiner seidenweichen Fülle aus seiner armen morschen Brust
das letzte Quäntchen seiner Lebenslust....
Seine Wolke zerfließt, mit sanften Händen setzt sie ihn die letzten Stufen hoch. Und ganz wie er wollte, ist er da, dem Wind, diesem Neurotiker, ausgesetzt.
Es war kühl hier oben. Durch das durchbrochene Steingefüge sah Heinrich das Miniaturtreiben des Marktes. Die bunten Tupfer der Stände, Autos, Kopftücher der Bäuerinnen. Fühlte sich heimisch. Hoch über dem dröhnenden Geläute mächtiger Glocken. Weit blickt er über die Stadt mit deren zwei engen Toren, die der Stadt das Land öffnen. Die mächtig stolzen Rager, durch die sich die Schäbigkeiten dieser Zivilisation hindurchzwängeln. Selbst der Blechkisten endloser Regenbogenschwanz von wimmelnden Fleckchen sind von hier oben lustig anzusehen. Weit schweift der Blick hinaus in die Ebene, wo sanfte Hügel, von Sonne verwöhnte Kinder, in Vertrautheit sich räkeln – froh, den rauen Waldbergen entronnen zu sein, den Blick gen Süden, von wo der Sand kommt, der ihnen Fruchtbarkeit gab und immerdar spendet. Im Norden gefesselt, sich an dessen Südzipfel drängelnd. Römisch-gallischer Hauch. Grausige Epochen diverser Tyranneien. Gefolgt vom weichen Kissen des Laissez-faire, das erstickende. Man läßt sich gehen, es hat sich eingespielt, solange, bis jeder jeden gehen läßt, und man sich arrangiert hat und Schwäche Stärke ist. Die Aristokraten wurden Flegel, üble Bourgeois. Aristokratische Laster wurden bourgeoise Verbrechen. Aus Bach wurde Mozart und, nun ja, Beethoven, das raffinierte Trampeltier, und kein zeus´scher Blitz, der dem aufgedunsenen Klamauk romantischer Materialschlachten ein Ende bereitet hätte. Man ließ, wie gesagt, alles gehen und so zeugte das Trampeltier den furchtbaren Fool auf dem Hügel, den – bei Reuth! – Hitler mit tiefem Bückling begrüßt.
Die Aristo Cats hielten sich auf ihrem Fleckchen Erde am besten und ließen die Welt, bitteschön, Englisch lernen und leben, während sich die Deutschen längst vornehme Gewohnheiten abgewöhnt hatten, und, ob ihres Produzierens nach des Kunden Geschmack, in einer sich gehen lassenden Weltgeschmackslosigkeit, die Oberhand behalten sollten. Zugleich abgespaltene Sentimentalität, der selbst Kaisers und Führers Gas emotionale Süppchen abgewinnen konnte.
Und die Frauen? Vermarktung, Auslaugung weiblicher Produktivität. Bald als Emanzipation bemäntelt und verkauft. Aber verkauft wurden die Frauen. Von Frauen und von Männern – dem Kapital ist das egal. Positionen im nationalen und familiären Bruttosozialprodukt. Wobei „brutto" für die noch nicht abgezogenen körperlichen, geistigen, seelischen Schäden, Störungen, nebst Abzügen für Kulturverwahrlosung und Soli für den allseitigen Abbau steht. So wird aus dem Bruttosozialprodukt aufgrund der nicht überrumpelbaren Gesetze der Dialektik ein Bruttosozialverlust, ein Nettosozialzuwachs. Zu dumm, sich zu emanzipieren, eigenen Anlagen Geltung zu verschaffen, streben sie dem Männlichen nach und treiben´s, so das geht, noch ärger...
Ach nee, Sie Fünf- bis Zehnmal-kluger haben was gemerkt, ja? Daß hier Zeitbrüche ohne Ende vorkommen! Na toll. Der „Verlust der Fraulichkeit stamme also unüberhörbar aus der A-schicht eines spätpubertären Jünglings, die hier aus dem Manuskript nicht übernommene Bemerkung, daß sich „inzwischen mächtig was getan hat: Man findet tatsächlich Frauen, die mit Selbstbestimmung ernst machen, die Kritik der Produktivität hat eingesetzt.
aus der B-schicht des rotgrünen Jungmanns, während das schwarze Zitat verrät, daß jener Absatz gute 20 Jahre später – Schicht C – anlässlich der soundsovielten Abschrift des Manuskriptes hinzu gefügt worden sein konnte? Toll. Aber das kommt davon, wenn man über Jahrzehnte immer mal wieder an einem Text herumschreibt. Man kommt nicht so recht zu Potte, dafür überholen einen die Entwicklungen und was bleibt, sind Zwischenbemerkungen, den Lesefluß hemmende Diskussionen, die dann auch noch als V-effekt... – hatten wir auch schon.
Diese letzten Zeilen stammen übrigens aus Schicht B und wurden in Schicht C als immer noch gültig anerkannt. Ich komme halt, wie gesagt, nicht so recht zu Potte.
Das hat, Pimpf, gar nichts mit „Verfremdung" zu tun.
Das hat zu tun mit Zeit! Zeit läuft ihre Runden in den unsentimentalen Kreisen des Zirkels … aber dazu kommen wir erst sehr viel später.
Weiter heißt es im antiken Text:
„Der Emanzipator (hört, hört!) selbst sieht nicht über den Tellerrand seiner Zeit und versteht nicht deren Zeichen: die Bourgeois-werdung der Frau."
Es fröstelte ihn. Ein Wind aus dem Tal, das er liebte, erfrischte. Tal in rauem, unfruchtbarem Gebirg, mit dem Radler zur Herausforderung gereichenden Serpentinen.
Langsam stieg er hinab. Noch einen Blick durch die Spalten des Turmbaus. Langsam und nachdenklich. Hinab ins Dunkle. Dort unten, wo der alte Gott, der trübsinnige, der Trübsinnigen, in der kühlen Schwüle seiner Dumpfheit spukt. Wo die Heiligen versuchen, einen dazu verführen, Leid als Argument gelten zu lassen. Wo Architekten versuchten, jeden der eintritt, durch unendliches Vakuum unentrinnbar einzusaugen. Die Finsternis um die Steinheiligen, das Dunkel der Bänke. Es ist und bleibt eine Dunkelmännerreligion. Die Schatten der Katakomben, aus denen sie sich nie raustrauten, sind tief in sie gefallen. Lichtscheu verkriechen sie sich in ihre katakombischen Höhlen: vor wem haben sie solche Angst? Warum bangen sie und machen unnütze Pläne, sich welchem Strafgericht zu entziehen? Die Frage erübrigt sich: Leer sind die Hallen und gähnend die Lehre.
Umsonst versuchen die Unterdrücker-, Verdummer-, Dunkelmänner sich an die Spitze der neuzeitlichen, menschlichen Bewegung in Danzig und Jahrzehnte später in Leipzig zu stellen. Sie haben sich ja immer an jedwede Spitze gesetzt, wenn das Machtzuwachs versprach. Wenn möglich, haben sie ihre natürlichen Feinde in KZs ermorden lassen. Zum Selbermorden natürlich zu fein, haben sie ihre Mittelsmänner, die sich die Hände für sie schmutzig machen. Dreht sich der politische Wind, wird die auf Flaschen gezogene schwarze Milch recycelt: Christlich-jüdische Gespräche in der katholischen Lacrima Croca. Im evangelischen Gemeindehaus St Poofterius nebenan steigt die Schwulen- und Lesbenandacht – da hat man auch gleich die Teilnehmerlisten, wenn´s mal wieder auch anders geht! – Da kann man nur rufen: Nie- wieder -Möller!
Das alles hat seinen giftigen Odem, seinen betäubenden Strudel. Wehe dem, der sich hier einatmen, hineinziehen lässt. Da hilft nur eins: in die erdrückende Leere voller Kraft ausatmen und eine frohe Leibesbotschaft trällern:
Die Sünde
Was ist die Sünd´ und ihres Beichtstuhls Schauder?
Was ist die Sünd´ und ihr´ dämonisch´ Macht?
Ein göttlich zornig´ Schwert, das drohend rasselt vom Altar,
Ein´ brausend schwarze Pest verwüstend ganze Völker gar;
Ein bitter Opium, das im Alptraum Zittern weckt,
Auch ein´ gemeine Hetz, die Schäfchen in den Wolfspelz steckt,
Ein´ sehr fein´ Lüg´, die Christen mit dem Fleische trieb,
Und in dem Kammerloch die Ratio auf der Strecke blieb.
Dieser Wahn, davon die Popen leben!
Dieser Wahn, für den wir Zehnten geben!
Körper nun freue Dich!
Auf und befreie Dich!
Werfe von Dir aller Sünde Lug,
Heb´ dich weg vom christlichen Betrug!
Dann ist Unschuld im Leben und Freiheit im Streben,
Wird Seele mit Seele und Sinn sich mit Sinnen
Der Liebe ergeben. So ist es: Amen!
Aber die Terrorlehre wütete als bacterium remediumque uni mortus: als Virus und Refugium, als bacillus sui ipsi heilt sie eigens zu diesem Zweck hervorgerufene Krankheiten. Ein perfektes System der Arbeitsbeschaffung. Das perpetuum mobile.
Und ebenso unmobil stehen sie da, die Steingötzen: Weh den zu Stein erstarrten Heiligen, die den Staub und den Schmutz nicht mehr abschütteln, den lächerlich erhobenen Zeigerfinger nicht mehr krümmen können. Weh ihnen, denn sie sind ärmer dran als das Geschriebene, nicht mehr rückgängig zu machende: sie stehen da ewig. Und für ewig dem Spotte preisgegeben. Abhängig vom Staubwedel des Küsters. Unfähig sich zu schütteln. Sanctus, sanctus – und können sich gegen nichts aber auch gar nichts wehren: nicht gegen den Staub und nicht gegen das von ihnen gesprochene Wort – so stelle ich mir Hölle vor – nicht gegen saure Luft, die an ihnen nagt, nicht gegen die Verbrechen, die sie gepredigt und verursacht haben. Sie sind ewig, diese armseligen Totgeburten. Sie sind ewig und haben nie gelebt. Sie lehrten für tausend Schlösser, einen Schlüssel, der nicht einmal auf eins passt. Ihre Lehre ist die des Kreuzes, des Todes, die Lehre zum Tode.
Das Urteil über einen Menschen aber wird nach seinem Tode gesprochen: Wehe den versteinerten!
Körper nun freue Dich!
Auf und befreie Dich!
An dieser Stelle erscholl ein teuflisch-dionysisch´ Lachen, das in Erstaunen versetzte und bis heute rätseln Klatschmäuler, wer hier so gelacht habe: der Teufel? Der Dompope, der sich, die Geschichte Heinrichs lesend, von den süssen Früchten der oben geschilderten saftigen Hügel zu allerbesserem Glauben hat führen lassen? Oder war´s Heinrich selber, etwa über seine ach so tiefsinnigen Gedanken, sich Jahrhunderte danach den Kopf der Aufklärer, Bilderstürmer, Freigeister zu zerbrechen! Heinrich kam sich reichlich antiquiert vor.
War es eben noch, als wolle er Gottes Tod als allerneuste Neuigkeit den Ungläubigen zuflüstern. Doch es waren keine da: weder Ungläubige noch Gläubige. Nur ein paar Touristen, die sich wie wild um den hl. St. Thomas – respektive dessen Steinmonument – fürchterlich knipsend und erzählend, daß dies wohl Barock, nein Gotik, na jedenfalls very nicely anzuschau´n sei, dieser stramme Bursche, gell usw., usw....
Wer nun dieses Gelächter von sich gegeben hat (Heinrich übrigens wegen der doch gut genossenen Kinderstube nicht!) soll uns den Dom- und Münsterlacher scheren. Wir sagen nur soviel: ein Vorbild war´s. Doch nicht jedem ziemt jedes Vorbild...
Und wieder überfiel Heinrich das Über-allem-gefühl, das er gerade auf des Turmes Spitze hatte.
Tausend Fuß über dem Meer -
hinweg! hinweg!
und eisig trifft der warme Wind
mein Segel und reißt
in heisser Liebe mein Boot
über hundert und aber hundert Tiefen.
Weg von allen Aufs und Abs -
hinweg! hinweg!
und frostig zieht ein Ungeheuer
trägt auf seinem ruppigen Rücken
in heisser Liebe meine Liebe
über aller Abgründe verteufelter Tiefen.
Nichts bleibt Ihr,
der Lieben
der mein´gen Seele liebendes Lieb´!
Der Klänge tausendfältige Verführung,
reißt mich hin und bleibt mir nichts als
Musik.
Frostig aber weht´s
hier oben,
wenig tiefer unter der Sonne
der anderen Sonne der Anderen
und bleibt einem über hundert-
fältigem Lärm unter den Flügeln der
Sehnsucht
nichts.
Tausend Fuß über dem Meer -
und Klingendes, das einem Sehnsucht macht.
Hier, hier bin ich, so laß´ mich doch sein
wo denn fände ich mich,
wenn nicht bei mir –
mein Klang, mein Drache,
mein alles Ungeheuer
meiner Einsamkeit all-endliches Klingen.
Sol – nun laß´ mich schweben
mit tausend Gewichten behängt
mit Blicken nach oben und nach unten
in meinem All-und-allem.
Kommata markieren Atempausen des Vortrags. Es gibt sie für den Gedanken und die Lunge. Dieses Markieren kann genauso wenig erlernt werden wie guter Schreibstil. Satzzeichen sind eine Frage des Stils, des Flüssigen, Lautlesbaren, Atembaren, Musikalischen.
The following poem sounds
as if written in a foreign language.
But it isn’t
There will be no translation
It doesn’t make
any sense in any language anyway.
It makes words.
Words? – But what is the matter?
Matter??
As long as we write Poems
we don’t have to live.
So it has a lot in common
with the poem we just heard before.
Cruel life takes place out there
while Poems are written about it.
Life hurts, Poetry doesn’t.
Matter hurts, words don’t .
So, here they are, the moving words:
Movens (lat.) s; – : bewegender Grund , Antriebskraft.
Movens
MOVENS
MOVENS
MOVENS
MOVENS
MOVENS
Movens
movens, clopens, rofend
hat gefunden mächtig steil
gründig, gründlich, grundverschieden
seinen alten grudens grund.
movens in dem alten Trotte
zieht vorbei mit seiner Rotte
hotte, totte und die Liese,
mit Antrieb und Kraft und schöner Wiese
Kiesellandschaft, grünes Gras
- wie leicht bricht das.
Bewegend bis zu allen Tiefen
zu den Gräbern Tote hieven
hatten Grund doch ohne Kraft,
den Knochen fehlte dann der Saft.
Er marschiert den Bergweg hinauf (roger), vorbei an mächtigen, hohen Fichten (roger), deren bizarres und wild-wüstes Astwerk die warmen, grellen Sonnenstrahlen abkühlen (roger) und im ganzen Wald ein eigenartig-märchenhaftes Licht verstreuen (roger).
Eilig, ob auch ohne Ziel, läuft Heinrich (roger) weiter, höher hinauf dem sanften Bogen des Weges entlang (repeat last words), dem sanften Bogen des Weges entlang (roger), auf einen langen, geraden Wanderpfad zu, der auf halber Höhe des Berges um diesen herumführt (roger).
Auf ein paar Schritte werden die Bäume kleiner, der Wald lichtet sich langsam, das Unterholz bestimmt nach und nach das Bild (roger); warme, dicke Sonnenstrahlen fallen ein in die Kühle des Waldes (roger), ein warmes Lüftchen weht unter sein Flatterhemd. Trotzdem fängt ihn ein Frösteln, das nahm ihn sanft in seine frech-unaufdringlich-bestimmten Tatzen, lacht ihn spitzbübisch an, schüttelt seine Eingeweide ein wenig und fängt an, ihm ins Ohr – und bei Wahr´ und Ehr´ (unknown words) nicht nur ins Ohr zu flüstern (roger):
Was bist Du doch, Wurm – ha, Wurmmensch? Glaubst Du, deinetwegen bräche der Boden aus in Fruchtbarkeit und deinetwegen früchteten all´ Bäum´ (repeat last words) {No} und Sträucher? (over) Wie weit ist´s wohl von hier bis oben zur Sonn`? Wie, Du ein Maß dafür? Überhaupt Zahl? Wenigstens Nummer? Ha! Sei froh, Du bist. Schon sein ist genug – für einen wie dich --.
Und flüsterte so fort. Ja, würde die Sonne ihre Wärme nicht senden, er erfröre an diesem Frost, und wäre nicht diese Helligkeit um und in ihm – ihn würd´s grauen vor dieser Finsternis.
„Ach was, Gnom, natürlich: Kein Stern samt ab meinetwegen, doch jetzt will ich dir was flüstern: Deinetwegen auch nicht! Trotz deiner!"
… nanu, es ist still, auf einmal sehr still im Walde. Wöge sich nicht der Wind in den Wipfeln der Bäume, der Wiegende, der Alles-einschläfernde, möchte man meinen, Welt und Zeit hätten das ihre gesegnet.
„Und sie haben sich gesegnet, gerade eben! Sieh´, ist nicht alles mit sich befriedet? So sei denn Raum und Zeit und Welt gesegnet!"
„Auch eine Relativität" theoretisiert Heinrich und zählt die mehrgelebten Stunden nach. Wirft einen letzten Blick auf das in irrer Ruhe in der Talmulde liegende Dorf. Wirklich flatscht es sich dahin wie ein Kuhfladen, oder, bestenfalls, wie eine müde Kuh selber und käut wieder, was schon Ur- Urur- und Großväter dahingeflötzelt haben und nicht verdauen konnten. Oh, großes Bimbamborium, du verdoriwaschmuselst alles, was flarumst und flarimselt auf diesem Fleckchen Erde. Schande! Schande über Dich – doch Besseres verdienst Du schon: ein dahingeflätscheltes Towuwauwauwohau.
Aus der Ferne (genauer gesagt: 10 Uhr, 800, Kirchturmspitze, in Verlängerung 1100 Eisenbahnschienen, darauf:) brummt und stampft ein altes Maschinenungeheuer, das fesche Touristinnen (die vom heiligen St. Thomas, jaja) und müde Bäuerinnen (die von den Marktständen, jaja) mühsam die Hänge des wilden Höllenschlundes heraufschnauben will....
Heinrich wird’s warm hier; er folgt seinem Weg wieder, leichter Abhang, der Wald wird lieblicher, einzelne Sonnenstrahlen finden den Weg durch´s Geäst. Er setzt sich. Irgendwo ist immer Platz für ihn – selbst für ihn! Ein Vogel – den in diesem Sommer wohl noch kein Weib erkoren hat – singt seine Arien brünstiger Liebe. Auch ein Zeitvertreib.
Ein Amseltier schreit – in anderen, wohl Katzen-nöten. Schreit sich fern des Nestes die Seele aus dem Vogelleib. Es ist verdammt lieblich hier. Man könnte das jetzt auch anders sagen. Vor allem lyrischer. Umschriebener. Was aus dem Creative-writing-Kurs. Was für die Literatur und den angemessenen Stil tun. Und wie immer an solchen Stellen – ich sagte das schon zwei- dreimal, ich sag´s immer wieder und bis Sie müde werden, Ihren Analysegeist hier anzustrengen – kommt jetzt das Gerede von Verfremdung und doppelter Verfremdung, von Distance-stil und Miteinbezug des Autors. Dialog mit dem Leser. Vielfache Brechung. Noch mehr Brechung. Quatsch. Es ist so, wie Heinrich sagte: Schön isses hier und man könnte das auch ummalen. Durch´s Blaue! – könnte man! Aber wenn Du Literatur brauchst, so lese doch bitte jene Stelle, wo Heinrich beispielsweise seine „müden Füße auf einen jener quadratischen Pflastersteine setzte. Damals war ich, Autor, noch in dieser „Jenes-und-dieses-Phase
. Lange vorbei, das. Oder den zitierten Quatsch über die Frauen. Aber hier bitteschön nicht. Warum? Nun, Heinrich hatte sich zusammen mit seinen launischen Eingeweiden anders geeinigt, nämlich unlyrisch, geradezu unwirsch, missgelaunt zu sein. Sitzend dort auf einem warmen Steine, denkt er überhaupt nicht daran, mit dem Kopfe zu wackeln, geschweige denn Bein über Bein zu schlagen. Und auf seine Mutter wartet er schon gar nicht. Der warme Stein am Po lässt eher Adorian assoziieren.
Riesen stehen da plötzlich vor ihm. Große grüne Ungeheuer. Mit drohenden Köpfen. Vier, fünf schwarze Arme. Die Oberriesen auch mehr. Gewaltige Kerle. Schwenken ihre Keulen in weitem Bogen hin und her vor ihrem bauchigen Brustkorb. Unterhalten sich brummig in rauschender Riesensprache, murmelnd mehr als grollend. Schlagen in ihrer unbeholfenen Art wohl ab und zu auch schon mal auf sich ein. Sanft, niemals fest, wie es wohl Tigerkatzenkinder und Tigerkatzenmütter Spielart ist. Bewegen mit ihren Streichen die Lüfte, machen Wind um sich herum. Erstaunliche Gespenster. Das Schlagen dieser Kerle wird ärger, schon bedrohlich, fast schon ein Peitschen. Als ob sie nicht wüssten, wo Spiel und Ernst unter sich die Grenze haben. Wilde Gebärden. Der Wind frischt auf. Das Rauschen wird zum Brausen. Grimmiger schau´n die Kerle drein. Ihr Wiegen wird zum Beugen. Schütteln ihre gewaltig ausladenden Arme. Windböen. Gefährlich klingendes Zähneknirschen.
Ach, umsonst die Furcht. Die Luft ist ruhig, die Wilden haben sich ausgetobt, lassen ihre schlaffen Arme herunterhängen, sehen sich kaum noch an. Die großen Kinder haben das Interesse aneinander verloren und das Geplärr eingestellt. Langeweile. Zeit, sie zu necken, unsere müden, tapferen Krieger. Heinrich wirft ein paar Steinchen nach ihnen. Schön eins nach dem anderen. Ebenso zeitvertreiblich. Ein hohler Klang, ein Riese ward getroffen, er rührt sich nicht. Warum auch. Raschelnd purzelt ein unförmiger Kobold ins Gebüsch. Von allen guten Geistern verlassen geglaubt, stürzt sich ein verschrecktes Krabbeltier aus seinem Versteck, um sich mit fliegenden Stummelbeinchen gleich ins nächste Gebüsch – die rettende Deckung – zu flüchten.
Der Platz ist ihm lieb geworden. Die Ruhe, die Rauscheriesen mit ihren Windspielen, der Sonne Wärmestrahl, die blöde Creatur – hier ist ein Platz für ihn. Selbst für ihn. Was nicht oft vorkommt. Genuss des Sein-Dürfens. Des Besitzlosen Aufenthalts-privileg. Seltenes Glück.
Dumpfes Gegroll. Wird lauter. Kommt näher. Einige Reiter im Galopp vorbei. Also doch kein Platz für ihn. Getrampel verliert sich. Wird ferner. Bald wieder Ruh´. Doch der Platz ist nicht mehr brauchbar. Entweiht. Still wie vorher, doch entheiligt. Riesen gestorben. Nichts als blöde Bäume. Ferne schreit. Einsamkeit blökt. Donnern. Wohin. Wege suchen Fuß. Fuß sucht den richtigen. Gähnen. Tal schreit: „Hinab!. Gähnen der Schlucht. Kuppe schreit: „Hinan!
. – Antwortgebrüll: „Hinab!. Das alte Kinderschreckspiel: warm / kalt – heiß nie. „Man kann nicht immer alles haben!
Wahr. Aber doch einen Platz! Nun ja... Wo? Warm / kalt – heiß nie. In Laue ersticken. Randimu macht fiquenz in unerhörter Weise. Warum, verdammt noch mal, fällt mir das gerade jetzt ein, gerade jetzt? Freud. Gerade jetzt die Geschichte von Randimu – jetzt gerade und hier gerade. Aber es hilft nichts: Randimu... in unerhörter Weise... so ein Quatsch: wieso „unerhört, wenn doch gehört und schon hat man´s vernommen. Nichts wird mehr verarbeitet. Man hat zu viel zu tun. Oder zu wenig. Mann, reißen Sie sich zusammen! Randimu, also, wie gesagt, macht im Museum gemeinsame Sache mit Plumquatsch. – Wieso eigentlich „gemeinsam
? Wieso eigentlich „Sache? – Ach, regen Sie mich nicht auf – als ob ich gerade für solche Sachen Zeit gehabt hätte... und Muße. Schreiben Sie also: „Sache
. Verdammt! – Randimu, der ob seiner großen Wichtigkeit als Füllsel eine große Rolle spielt, wird uns demnach noch des aller Öfteren die Ehre seines Erscheinens geben und – völlig unwichtig, zwar, aber, wie gesagt, schreiben Sie „Sache"! – wird zudem in Dingenskirchen viel von den So-und-so-vermachungen überhaupt erst verso-und-so-unden. Da haben wir´s! Sehen Sie! Jetzt ist es soweit... aber wen interessiert....
Ach verdammter Mist! Aber doch ist es wahr, was einer einst sagte, in seinem Zorn:
Man muß die Säue füttern wie sie fressen!
Oder sie fressen, wie man sie gefüttert hat.
Er liebte solche Irritäten, wie jene von ihm selbst bisweilen komponierten, gemixten, pürierten Schüttel-Knüttelreime.
Auch Heinrich nahm seine Lunge voll Luft, spannte seine Muskeln und warf seine Welt in den dunklen Wald, deren Bäume seinen Schrei verwundert aufnahmen und ihn in ihren dicken Stämmen gemächlich, ja wohlwollend verdauten.
Wanderer, wer bist Du, was bist Du?
, murmelfragten sie dumpf so ganz in ihrer Art, „Was für ein finsterer Gesell´, daß Du, ganz Einsiedler, derart weltvergessene, menschenvergessene Welten verschreist? Du, du lebst neben den Welten und versuchst, zur Welt zu reden – oder ach, auch nur zu schrei´n? Armer! Armer! Armer Einsamer! ..."
Das letzte Wort aber verschluckte den ganzen Wald. Eisig hallte es wieder, als wie eines Verstorbenen unruhig herumflüsternder Geist. Schwebte von Gipfel zu Gipfel, vom Wipfel zum Zipfel, zur Erde, über Halme der Gräser und Kräuter, lange lange verhallend in unbestimmter Ferne. Erfroren alles, was es berührte. Der Wald erstarrt vor Entsetzen. Äste versteift in gespenstischer Unbelebtheit. Sträucher, die in Eisigkeit spitz ihre Fühler in den Winter des Rufs strecken. Selbst die Ferne kältet sich an. Schickt ihren letzten, schwachen, auch halbherzigen Strahl, ein Schmetterling, der fiel tot zu Boden, sein buntes Kleid schimmerte im Tau des gnadenlosen Reifs.
Und Heinrich? Er erstickte. Die Kälte wollte ihm an die Gurgel. Klammerte sich fest in seine Luftröhre, schüttelte ihn, macht ihn taumeln, greift mit ihrer spitzen Klaue nach den Eingeweiden, krampft ihn, zerreißt seinen Willen, bläst ihn an mit tödlichem Odem. Er rafft sich, bläht seine Lunge mit starker wenn auch letzter Kraft, packt einen Knüppel, schüttelt das lästige Gespinst sich aus dem Gesicht. „Ha, ´arm´? Ihr Wände, gegen die ich schreie, seid arm, nicht ich. Ihr reziproken Echobäume. Aber wartet, ich will euch noch einmal rufen – und untersteht euch, schlecht zu antworten!" So rief er und deklamierte in den Wald so für sich hinein:
Ecco Homo
Ecce homo: siehe da ein Mensch!
So steht mit Feuers Lettern
auf einem kühlen Stein.
Stein, kühler, kühlst du den Stein
oder Kühle, steinige,
steinigst du Diesen Menschen?
„Was, ein ander´ Lied? Ein anderes Lied soll ich euch singen? Wartet, ich werd´s euch gleich noch einmal, schöner noch singen. Haltet die Ohren nur zu! Ein Ohrwurm ist´s, mein Lied, das kriecht selbst noch in eure Hohlhände und Hohlohren bis in eure Hohlträume..."
Ecco Homo
Ecce homo: siehe da, ein Mensch!
So steht mit Feuers Lettern
geschrieben in der ferne
eine stumpfe Schrift. -
Noch ahnt es keiner
noch ist es verschwommen
wie eine Mär aus fernem Land.
Land ohne Ahnung, Land ohne Zweifel.
Der Weg dahin: Verzweifel.
Ein bunter Schmetterling flog auf und tanzte zwischen Büschen schillernd dahin.
Was dem Kinde nicht in die Wiege gelegt,
zupft sich der Greis nicht aus dem Barte.
Was denn wurde gerade ihm an der Wiege gesungen? Klingelten da nicht schon Home-Eros und des Herren Kules rixae pueri pugnacis nebst den instructiones linguae latinae culinariae? Oder waren gerade dieses die Schlangen, die er erdrosselte, damit sie erst gar nicht auf die Idee kämen, sich bei ihm, in ihm, ihr Nest – ihr Liebesnest – Liebessehnsucht hin oder her – zu bauen?
Das Gedächtnis trübt sich uns, man weiß aus diesen grauen Vorzeiten nur schemenhaft zu berichten. Mögen die instructiones, von denen es zweifelsfrei jede Menge gegeben haben mag, gewesen sein, wer oder was sie mögen: so viel ist richtig, wahr und bestimmt: einen Schlag hatte er bestimmt davon. Das äußert sich. Äußert sich immerzu. Zumal in den wirr-expressiven [im MS steht „-expressionistisch", aber das hält Copist für dämlich] verzwickelten Sprüchen und Reden, die – zum Trotz aller Analytik – weder unbedingt über ihn oder seine Person etwas aussagen, geschweige denn, davon handeln, noch – was diese Untersuchungshäftlinge in übrige Schwierigkeiten bringt und die Schulmeisterliteratten in Erstaunen versetzt, so sie dazu überhaupt noch fähig sind – eigentlich von ihm selber waren. Symptome eines Unwerten?
Herrichten der Welt nach seinem Bilde, menschengleich, im Bewusstsein gerichtet zu sein nach seinem Bilde. Aus Fingerspitzenfunkenströme die Seins elektrisieren, verwandeln des Alles zum Ein-in-einem, das Zwei wird. Schaffen dessen, was notwendig ist. Erbauen des Selbst-im-Selbigen. Sich selber, notwendig, wie man ist, und alles, alles in seiner Determination, verwirklichen. Sein eigenes Homuncul. Seine Stimme schrei´n in die ewige Melodie. Seinen Stapfen setzen in den Weg der Unendlichkeit – und alles ist schon gesungen, gegangen, abgeschritten, abgemessen, angesucht und versucht. So! – Seine Versuchung dazu! So! – Seinen Ball anstoßen und ewige Wege rollen lassen. In den Wind stürmen, der immer schon wehte von Nirgends zurück zu Nirgends. Nichts ist Neu, nichts ist wahr, nichts falsch, nichts entsteht. Alles ist ein Ball: der will rollen. Und der rollt auch. Was sein will, muß schon da sein; dann will´s auch da sein, dann will´s auch Dasein. Denn Dasein heißt ja, da sein wollen, heißt da sein...
Was ist, war schon von Ewigkeiten zu Ewigkeiten.
Wir fahren herum mit großen Fackeln, großen Leuchten und allerhand Lichtzeug. Fahren und stürmen. Wenden uns in irren Kreisen um die Dinge, leuchten mal hier, mal dort. Machen die Augen bald auf, bald schließen wir sie aus Müdigkeit. Reißen die Lider erschreckt hoch, kneifen sie bald zusammen aus Ängstlichkeit. Betrachten bald aus Not sehr aufmerksam, halten uns bald die Hand vor die Augen, aus Angst vor Blendung. Bald schielen wir verstohlen wie gemeine Diebe. Blenden uns bald mit uns´rem eigenen Licht, vermeinen, es wäre die Gottheit. Mensch! – Du blöder Laffe, stolzer Wurm, du übergöttlicher Leuchtmeister, Verleuchter des Nicht-so-und-auch-nicht-anders-immer-werdenden! Meint ihr es ändert sich was, blinzelt ihr mal dort mal dort dem ewig-menschlichen Lichtspiele am ewigen Ball zu? Denn alle Dinge sind Ball. Aus den Augenwinkeln freilich seht ihr immer neue Schattenspiele. Seht die Schattenspiele eures Hirns. Seht doch zu, daß ihr euch nur immer feste dreht – und ja mit eurem Lichte, eurem kläglichen Schein, daß ihr Flitterflattermäuschen euch nicht noch verfliegen möchtet und „die Welt, wie ihr sie für euch verausgeleuchtet habt, nicht verliert – oder sie euch! Und daß ihr mir nicht in eures eigenen Lichtes Strahl taumelt und, erschreckt, geblendet, es mal wieder „Gott
oder Euerähnliches nennt. Und schreit ihr einmal hinein, so seht zu und haltet euch gut fest, daß ihr nicht erschreckt vor dem Echo. Nein, nichts kommt zurück, als was ihr vorher hineingerufen habt. Nein, nichts Falsches ist im Hineinwerfen – aber auch nichts Wahres. Und besser ist’s freilich, falsch hineinzurufen, als falsch Zeugnis reden vom Echo! So sollt ihr tun: Ihr sollt euer Echo lieben – es ist von Euch. Nicht sollt ihr es berauben und „Gott lästern. Nicht sollt ihr es brechen und „Wahrheit
taufen. Nicht sollt ihr weghören und es „Nihil" verleumden. Ihr sollt nicht zaubern mit eurem Echospiel. Und kein alchemistisches Unbill treiben mit ihm. Ihr sollt nichts Metaphysisches hinzudichten, um so allerhand zu verheimlichen. Ihr sollt nicht neiden eures Mitrufers und Gegenschreiers Echo. So sollt ihr nicht tun. So aber sollt ihr tun:
Ihr sollt hineinrufen und antworten: Amen! Und „Ja" sei eure Rede.
Auf, auf! So ruft doch die schönsten und wundersamsten Dinge hinein und freut euch noch am Liebreiz des Echos. Denn nichts kommt heraus, was nicht hineingegangen wäre, und nichts legt ihr alten Werte- und Blickewerfer noch hinein, was nicht schon vorher sich in euren Därmen gewälzt hätte. So ruft doch in eurer Götter Namen die schönsten und irrsten Dinge in eure Welt. Amen! Und freut euch. Amen! Für euch und euren Nächsten. Amen! Und mehr noch, für dessen Nächsten. Amen! Ruft. Amen! Alle Lieder. Amen! Und amen muß der böse Engel sagen, amen, so ist es nun mal und so sei es.
Und Heinrich warf, warf seine Stimme weit in den schwarzen Wald, nahm seine Lunge voll Luft, spannte seine Muskeln und warf seine Welt. Sang sein Lied, sang sein anderes Lied. Lauschte dem auffliegenden, in seiner Farbenpracht wegziehenden Schmetterling hinterher.
„Ja, haltet die Ohren nur zu!" hatte er zugerufen.
Fragt sich nur, wer hier wem, warum welche Ohren zuhält.
Heinrichs Ohren waren auf jeden Fall zugehalten. Er wollte seines Rufs Echo nicht hören.
War´s ein guter Geist, ein bös-listiges Teufelchen oder gar Heinrich selbst, der ihm die Ohren schloss? Wer weiß.
Nur wusste er deshalb nicht, wie spät es in diesem Augenblick war. War es schon Zeit? Vielleicht sogar allerhöchste Zeit? Oder raunte sein Echo: „Viel Zeit ist noch, viel viel. Noch oft wirst du rufen! Oder war gar kein Echo? Heinrich hielt sich´s Ohr zu. Er wußte jetzt nicht, wie spät es war. „Aber lieber die Zeit nicht kennen, als wissen, man kann sie selbst den Enkeln nicht versprechen.
Er schwieg. Sah sich lange und traurig die ringsum belebte Natur an, den dummbläulichen Himmel mit seinen albernen Zitterflitterwölkchen, das betagte Nicken der Buchen. Ob´s freilich eine Buche ist, weiß Heinrich genauso wenig wie der Leser, der günstige, hochwohlgeborene. Warum auch sollte Heinrich mehr wissen?
Heinrich stiefelte weiter, entlang an bunten Blütenbüscheln, den Weg hinab zum Tal. Sanft schmiegt sich der Pfad an den Berg, ein Bach an seiner Seite. Müde Gesteinsbrocken, des Lebens auf einsamer Bergspitze überdrüssig, lassen sich vom munteren Geplätscher in die Tiefe des Tales, dem auch Heinrich, bald lustig springend, bald müßig verweilend zustrebt, rollen. Der