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Heinrich und die Denklust: Band 1
Heinrich und die Denklust: Band 1
Heinrich und die Denklust: Band 1
eBook999 Seiten10 Stunden

Heinrich und die Denklust: Band 1

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Über dieses E-Book

Das Romanfragment "Heinrich" aus den frühen 70er Jahren enthält bereits die ersten Keime der im 21. Jahrhundert entstandenen "Denklust", die in 36 Essays über die ersten und letzten, die größten und kleinsten Dinge berichtet: Das Universum, die Menschheit, Mann&Frau, Sprache, Ethik, die Philosoph Johann Sebastian Bachs u.v.a.m.. Gefolgt von einigen Geschichten, Rezensionen (u.a. Schillers Ode), Briefen zu allerhand Themen an allerhand Leuten, politische Stellungnehmen und einer abschließenden Autobiographie: Wie der Autor wurde, was er ist.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum31. Mai 2024
ISBN9783759739520
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    Buchvorschau

    Heinrich und die Denklust - Wolfgang Eubel

    Inhaltsverzeichnis

    BAND 1

    Heinrich

    In Grauer Stadt

    Deins

    Frau

    Freiburg

    Naturkitsch

    Im Münster

    Die Sünde

    Tausend fuß über dem Meer

    Kommata

    Movens

    Der Berg

    Ecco Homo

    Selbstwerdung

    Heiße Dämpfe

    Herzog gefunden

    Haben Wetter böse Zeit gemacht

    Revolution

    Museum enttäuschter Liebe

    Oh, diese Wunderbare

    LeB.

    Die Heimkehr

    Wald- und Walpurga

    Des roten Grafen Maus

    Exil

    Die Erkenntnis

    Kurven läuft die Zeit

    „Die Selbstregulierung."

    „So viel Wasser!"

    Luft - Licht

    Dinge bewegen sich

    Der Soziologe

    Der Weitblick

    Ein Tag ist gestorben

    Die Rück-flut

    Passiv-Aktiv-Rollenverteilung

    Echos

    Der Riese

    So manches

    Auf dem Flachland

    Zerrissenheit zwischen Mensch und Natur

    Mann!

    Limerick

    Heinrich und die Fee

    Katapulte

    Die Kybele raunt Rat

    Tote weiße Männer

    Epigramme.

    Die Denklust

    Geburten und Dasein

    Die Welt ist eine Kugel

    Die Ethik

    Kunst

    Die Fünf Universellen Gesetze

    Die Physik

    Das Sprachproblem

    Die 5UG

    Das Erste UG

    Das Zweite UG

    Das Dritte UG

    Das Vierte UG

    Das Fünfte UG

    Wahrheit und Wirklichkeit

    Beziehungspaare

    James Joyce

    Physik in FW

    Joyce und Kafka

    Ausblick

    Sprache

    Gesellschaftliche Folgen

    Eine kurze Geschichte der Menschheit

    Tabelle

    Die Altzeit

    Die Neuzeit

    Putin und der Blinddarm

    Die Raumfahrt

    Romantische Parterwerbung

    Der Rückfall

    Genesung und Gegenwart

    Mutti und Obama

    Pubertät der Menschheit

    Moderne Kunst

    Die Geschichte der Geschlechter

    Die Urzeit

    Die Entdeckung des „Ich und des „Du

    Sich unabkömmlich machen

    Die Entwicklung der Welt

    Klassenkampf oder Geschlechterkampf

    Die Emanzipation

    Frauenausbeutung oder –schlauheit?

    Frauenmacht. Zwei fiktive Szenarien

    Frauenkriminalität

    Schwulenverfolgung

    Machismo

    Großzügigkeit

    Wertlosigkeit

    Gorilla-bevorzugung

    Western

    Drei Schritte hinter dem Mann

    Homo Faber

    Notgeilheit

    Justitia

    Galionsfigur voran

    Androgyn-Mimikry

    Höflichkeit

    Vorrang hat Vorgang

    Vorrang ist selbstverständlich

    „Der verführerische Blick".

    Frauenhass

    Suggestion durch Projektion

    Weiblicher Orgasmus

    Krankheitsverbot

    Hymnengebot

    Sublimationsnot

    Konkurrenz

    Das Ende der Menschheit

    2 x 5 Zeilen

    Lächeln bitte

    Es: Was Sex für sie und ihn bedeutet

    Männliche und Weibliche Augen

    Sprache und Realität

    Geschichte

    Essay

    Programmheftchen

    Die Wohnung des Menschenist die Sprache

    Rumpelstilzchen

    Die Inkarnation des Bösen (IdB)

    1. Vokabular

    2. Warum dieser Aufsatz ggf.unnötig ist

    3. Fragen

    4. Diagramm: IdB-Kirche-Mitglieder

    5. Die Geschichte der IdB

    Die Anfänge

    Die Eroberungskriege

    Der Endsieg

    Der Untergang

    Nachbeben

    Stockholm Syndrom

    Briefe an Frau V*** und Herren J***

    Die dumme Wagenknecht

    Die Opfer identifizieren sich mit den TäterInnen

    Zeitrechnung

    Marxismus

    Die Grünen

    „Jugendweihe-Konfirmation und Zen Jens Johler, „Die Stimmung der Welt

    Eigene Blindheit

    Das institutionalisierte Überleben

    Spreading

    Die Erfolglosigkeit der IdB

    Abwicklung der IdB

    Das Grundsatzprogramm

    Zweck und Mittel

    „Am Anfang was das Wort."

    „Gott"

    Verbrennung Andersgläubiger

    Jammertal Erde

    Götzen

    Kronos

    Kannibalismus

    Verachtung der Frau

    Angst vor der GL

    Nächstenliebe

    Jungfrauengeburt

    „Schwerter zu Pflugscharen"

    Brot und Leben

    Aberglauben

    Geburtsgeschichte

    Einzug in Jerusalem

    Jadus

    Nie-wieder-Möller!

    Eine Saunageschichte

    Der heilige St. Valentin

    Dorfposse anl. des Ukrainekrieges

    Mendelssohns 2. Sinf. in St. Hedwig

    Verhinderung des Fortschritts

    Humor

    Die „Gebrauchsanleitung Leben"

    Geschichtlicher Hintergrund

    Abgrenzung

    Die GL

    Der erste Schritt

    Altlasten

    „Schöpfungsgeschichte"

    Der nächste Arbeitstag nach demSchabbat

    Naturwissenschaft

    Vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit

    Avraham

    Rote-Meer-Episode

    Todesstrafe

    Rebecca

    Onan

    Sodom

    Naomi und Ruth

    Das „Jubeljahr"

    Tierschutz

    Eigentum

    Arbeitsteilung

    Skepsis gegen Macht

    Sozialpolitik

    Verbot von Eroberungskrieg

    Psychologie

    Sonnenwende

    Frühlingserwachen

    Der Klimawandel

    Geschichte

    Mensch gegen Universum

    Die Relevanz von Erde, Leben und Homo

    Genetische Programmierung Homos

    Seelische Prägung Homos

    Ende der Evolutionsgeschichte

    Die Bequemlichkeit der Metaphysik

    Grüne Sprachdemagogie

    Selbstregulierung

    Die Zukunft Homos

    Spannung und Stress

    Alexander von Humboldt

    Die Dysfunktionalität der Weltenrettung

    Das Grundproblem „Wachstum"

    Das tabuisierte Grundproblem

    Deutsche Romantik und Technologie

    Rechtsextreme als Nutznießer

    Ein komisches Ding unser Gehirn

    Die Dialektik der Dinge

    Salomon

    Marx

    Das Ende des Wachstums

    Machtkontrolle

    Die Phantasielosigkeit der Sci-Fi

    Der Philosoph Johann Sebastian Bach

    War J.S. Bach ein Atheist?

    Bachbiographie

    Der Fünf-jahres-Vertrag

    Der Organist

    Chorleitung und Lateinunterricht

    Veröffentlichungen

    Briefe an seine Söhne

    Bach und die Oper

    Eine idealtypische Barockoper

    Kryptologisiertes Statement

    Bach, Picander und von Ziegler

    Oper in der Kirche

    Rezension über Oper in der Kirche

    Weitere Opern-Beispiele

    Friedrich II, das „MusikalischeOpfer"

    Wo Bach zu weit geht

    Die Weltanschauung JohannSebastian Bachs

    Bachs „eigene Musik"

    Symbolisierung

    Bachs „WohltemperierteStimmung"

    Bach und Dao

    Jochannan Ben Bach

    Musterbeispiel für die Kryptisierung

    Das Erste Präludium, WTK, Bd. 1

    Ausblick

    Precis of the first lecture on this subject

    Eisblumen

    Homo sapiens

    Aufklärung

    Nächstenliebe

    Renaissance

    Sozialismus

    Das Schweigen der Weiber

    Sprüchlein aus dem Internet

    Von Erst- und Letztgeborenen

    Stress

    Über das langsame Lesen

    Was ist Wirklichkeit?

    Gendern

    Klappern gehört zum Geschäft

    In Tyrannis!

    Sind die Araber schlecht beschnitten?

    Anregungen für (junge)Musikerinnen

    Viele Worte machen

    Wissenschaft mit Sudoku verglichen

    Das Leben mit demSkatspiel verglichen

    Wie Überheblichen begegnen

    Vermischtes

    BAND

    Geschichten

    Geschichten aus dem Kiez

    Gender in the City

    Lechts for Rings

    Der Engel

    Morgenstund hat Gold im Forum

    Begegnungen

    Spaziergang über den Flohmarkt

    Schöner Beginn eines Wochenendes

    Nachbarschaftlicher Austausch

    verleiht Flügel

    Ausgleich ist immer gut!

    Hartgekocht

    Sturm in Pankow

    Steine

    Luft, Wasser, Feuer, Erde

    Das Piepen der Erdferkel

    Rezensionen

    Schillers Ode

    Shakespeare

    Adolfo Assor

    Katja Lewinas „Bock"

    Pfad für aufmerksames Hören

    Salome in der Urania

    Cosi fan tutte e tutti

    Praun schau wem

    Mendelssohns „Lobgesang"

    Ein luftiges Ärgernis

    Wahrheit ist immer konkret. Gunter Schmidt

    Katjas Kuh

    Schwarzes Gemüt in bunten

    Socken beim Jazz am „Kaisersteg"

    KreiKa präsentieren Kreisler und Kaleko

    Kinder der Nacht

    Politisches

    Päderastie

    Bundestagswahl 2022

    Liebesbotschaft von Frau

    Claudia Roth

    Baerbock und Gauland

    Baerbock gegen Witwenrente

    Die Grünen und die Friedensflittchen

    „Schwerter-zu Pflugscharen"

    Ungehaltene Rede eines

    Unpolitischen

    Was ist ´Deutsch´?

    Demokratie heute

    Die Zukunft bauen!

    Partei gegen staatliche

    Vereinnahmung

    Welt-Huren-Tag

    Sexuelle Dienstleistungen heute

    Prostitutionsverbot

    Gesellschaftliche Relevanz

    Förderung erotischer Kompetenz

    Mein erotischer Werdegang

    Physische und nicht-physische

    Gewalt

    Dekadenz

    Bezahlbare Mieten

    Der Staat ist ein gefräßiges Tier

    Bruder Trump

    Bruder Trump und der

    Karneval der Kulturen

    Demos der Pflegekräfte

    Briefe

    An 007

    An Dieter Nuhr

    An Kate, re. Rovelli

    An M***, re. „A***

    An Herrn Theiler

    An Andreas re. Kirchenmusik

    Über die Corona Maßnahmen

    Covid

    Über Demut

    Über männliches Fehlverhalten

    Gewaltfreie Kommunikation

    Miteinander reden, Berlin

    An Winterfeldt0401 re. Adolfo Assor

    Herr Schröder

    Daniel re. St. Martin

    An Jens re. Respekt

    Wildschweine auf dem Spielplatz

    Zu „Kayaks Kolumne" 12/2020

    An Komische Oper und

    Berliner Verwaltung

    An Nicolaikirche, Potsdam

    Laute Kirche

    An Prof. Brumlik re Vortrag

    An „lusthaus.cc" re. Grammatik

    Meine Feindlichkeiten

    Bundeskanzlerin Merkel

    An M*** re. Hilfsangebot

    An ran-NFL re „Verflixt"

    Skandale nicht nur im Bauamt

    An Jan Gaesslen und

    Frau Enskat re. Zen

    Kleine Stilübung in Dino-Ost-deutsch

    Autobiopsiegraphie

    Die Anfänge

    Die Geburt des Philosophen

    Glück gehabt #1: Fabrik futsch

    Die Schicksalsfee

    Der Einsame

    J. S. Bach

    Der Entwurzelte

    Der Verängstigte

    Der Unechte

    Der Unmodische

    Bayern

    Vater Karl

    Der Lebensängstliche

    Der Lebenstüchtige

    Geschenke

    Die Theologiestudentin (1978)

    Das kleine Glück des

    Lebensängstlichen

    Das Glück teilen

    Glück gehabt #2: Millionen futsch

    Das späte Glück Vater Karls

    Neurotische Sparsamkeit

    Entfremdung vom Vater durch seine Frau

    Wiedervereinigung mit dem Vater

    Der zehn Jahre ältere Zwillingsbruder

    Angst vor eigenen Entdeckungen

    Geschwister

    Familien-Gerede

    Familien-bande

    Sprache als Ersatzheimat

    Sprachlosigkeit der Herkunftsfamilie

    „Das Fremde und das Eigene"

    Gefangene ihrer Prägung

    Erbschaft

    Identifikation und Reaktionsbildung

    Entwicklungsstufen

    Körperlosigkeit

    Sexuelle „Aufklärung"

    Das „erste" Mal – zufällig nicht traumatisierend

    Das wirklich erste Mal – traumhaft

    Manipulativer Kommunikationsstil

    Soziale Inkompetenz

    In Heiligen Händen (1967)

    Freiburg (1969)

    Trommeln für Ruhe

    Der Anfang des Klarinettisten

    Dr. Busse, Deutschlehrer

    USA (1971)

    Willy „Buddy" Budnick, Musiklehrer

    Des jungen Philosophen Berufswahl

    „Denklust"

    Des jungen Philosophen Mantra

    „Heinrich"

    Erste zwangshafte Fehlentscheidung

    Abitur (1974)

    RAF

    Heilsame Kontaktsperre

    Bundeswehr

    Symbolische Kriegsdienstverweigerun

    Musikstudium (1977-1983)

    Willi Hannak

    Einstieg ins Berufsleben

    Prüfungslust

    Selbstbestätigung von Prägung

    Meditation: Das sich

    selbst nivellierende „Gute"

    Meine „Meditation"

    Ostfriesland (1976-83)

    Zweite zwangsneurotische

    Fehlentscheidung

    Grundrichtige Entscheidung

    für Kinderlosigkeit

    Hand in Hand ins Berufsleben

    Oberkrainer

    Billefeld 1983 – 2000

    Der Gleichseher

    Der Kelpie

    „Alles, was Hoden hat!"

    Jazz

    Das Ende der Zweisamkeit (1985)

    Das Wiedersehen nach 30 Jahren

    Austoben

    Der Jude (1985)

    Zweiter Versuch von Zweisamkeit

    Erfolgreiche Flucht

    Dritter Versuch und wider

    Fehlentscheidungen

    Der Gesamtschullehrer 1983 – 2000

    Lehrer: konzeptlos

    Meine pädagogische Konzepte

    Der Musiklehrer

    Der Deutschlehrer

    Massiver Protest gegen den

    Deutschlehrer

    Blinde Formalistin als

    hilfreiche Idiotin des Weltgeist

    Doofe Bewerterei

    Der Musiker, 1985 – 2000

    „Jazzprints"

    „Philosophische Praxis":

    Der Lebensberater

    Klassendünkel, Klüngel,

    Mobbing, Mafia (1997ff)

    Basisdemokratisches Fehlverhalten

    Pädagogische Dekadenz

    Antisemitismus, Flucht aus

    dem Deutschen Reich

    Prüfungslust

    Die existentielle Prüfung

    auf Leben und Tod

    Der dunkle Raum

    Lob der Mafia

    Botschaft zum Abschied (2000)

    Das böse Karma der Mafia

    Motorrad I (1997 – 2000)

    Nordkap

    Israel

    GB

    Nichts wie weg! (2000)

    Erste Begegnung mit Australien

    Sydney

    Über Land nach Canberra

    Australisch lernen

    Australien lernen

    An der Ostküste

    Melbourne

    Die Globalität des Nazi-ungeistes

    Südküste

    Erster Kontakt mit

    einem aboriginalen Jungen

    FKK in Australien

    Kontaktfreudigkeit

    Der Schatten zum Licht

    Neuseeland

    Rarotonga

    Das Ende des Musikers

    Hitliste

    Umzug nach Melbourne

    Studium der englischsprachigen

    Literatur

    James Joyce

    Shakespeare

    Bilder

    Diana und der Begriffsstutzige

    Rhonda – with an „h" –

    very important!

    Deportationsdrohung

    BürokratInnen sind in aller

    Welt bescheuert

    Neue Erfahrung re. Beziehung

    Immobilienerwerb

    Dritte zwangsneurotische

    Fehlentscheidung

    Meltendorf

    Ghan

    Billefelder Desaster (Pleonasmus) (2011)

    „Ars Vitalis" (2004 – 2012)

    Marvellous Melboure (2000 – 2013)

    Motorrad II (2006 – 2011)

    Cicumnavigation (2008)

    Die Stromatolithen

    Beinahe Coochie

    Oma Rhoda

    Der Bauch sagt: „Berlin!"

    In Berlin (ab 2013)

    Der Galgenstrick

    Bärbel

    BeSi

    Der Leuchtturm

    MoMo

    Vibes

    Ost und West

    You Tube

    Lulu (ab 1973)

    Gespielinnen (ab 1995)

    Die Lust des Umlernens

    Die Betrüebnis umlernen zu müssen

    Angel

    Statistik

    Ein sensationeller Handjob

    Bilanz

    Klärung der neurotischen

    Fehlentscheidungen

    Gleichberechtigung

    Seelenfrieden

    Kate

    Resümee

    Nebenan.de

    Sandra Wortmann

    Lesebühnen

    „Brauseboys"

    „Literarischen Frühschoppen"

    Rot-grüne Bigotterie II

    Satire gekonnt und unbeholfen

    Lesebühnen mit

    Publikumsbeteiligung

    Der „Freihafen"

    „So noch nie"

    Mikrophon-aversion

    Das Ende der Prostata

    Angel, der Engel

    Der Autor

    Warum ich schreibe

    Sechs Krimianalromane (1960)

    Warum ich nicht veröffentliche

    Warum ich doch mal was

    ins Netz einstellte

    Warum es dieses dicke

    Buch doch gibt

    Der Künstler als sein

    eigenes Material

    Abschied

    Register

    Cave facto lupo agnum.

    Es war bitter kalter Novembermorgen, als Heinrich, einer jener eigenartig scheinbar unscheinbaren Gestalten mit hochaufgeschlagenem Mantelkragen, fröstelnd durch die Straßen seiner bisweilen bekannten Wege füßelte. Grau. Kaltwind schlich ihm um den Hals, Schulterhochziehen half wenig. Kalte Hände, obwohl in die Manteltaschen vergraben. Man muß sie bewegen, daß sie warm werden. Aber dann wird die Kälte nur noch spürbarer. Also stickum halten. Nicht daran denken. Nachher, wenn man gar nicht mehr daran dachte und sich wundert, daß sie von ganz alleine und unbemerkt warm geworden sind, freut man sich um so mehr.

    Obwohl es mitter Mittag war, und die klare Kälte alles um ihn herum hätte erhellen und kristallen verklären müssen ( – ich denke da etwa an die kitschigschlechten Aktaufnahmen unterkühlter Stadthäuserreihen, zu deren Ablichtung der Fotograph den falschen Filter gewählt hatte – ) war es – allein schon, weil sich Heinrich so zu fühlen verständigt hatte – trüb und undurchsichtig: diese eine Straße, durch die er zwar schon gegangen war, doch noch nicht allzu oft: alles schien ihm so sehr fremd.

    Fremd. Fremd! Fremd? Gut, ja, es schien ihm so sehr fremd und gut. Gut. Und wenn es hier auch nicht ganz fremd war – was kann man schon wissen, was die nächsten Schritte bringen.... (Ach, verschonen Sie uns doch mit Ihrer trüben Phantasie, mit dem aus Ihrer billigen TV-zeitschrift entsprungenem Straßenräuber, der mit einem Knüppel in der Hand hinter jeder Straßenecke steht!); oder, was einen bei der nächsten Hauseinfahrt erwartet...

    (Sie kommen mir schon wieder mit Ihrer Phantasie in meine Geschichte? Wenn´s wenigstens eine congeniale wär´ – aber Sie mit ihrer platten PKW-un-fall-schaulust! Als ob unser Held schon auf der ersten Seite unseres Romans …. Ja, haben Sie´s bemerkt, OberschlaubergerIn, haben Sie´s gehörig konstatiert, analysiert, interpretiert, kritisch rezensiert, diesen plumpen Versuch des Produktgebers / Verkäufers / Autoren, Sie, den Produktnehmer / Käufer / Leser, mit dem Produkt / Artikel / Bericht zu identifizieren? Ja, haben Sie´s? – Gut! Sehr gut. Setzen. … Und auch den Effekt der Verfremdung durch metakommunikatorische Verschränkungen, Durchbrechung der Ebenen. … Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe, Sie Oberstudienratte. … Und dann auch noch dieses näschen-gerümpfte „nach-brechtisch", ja himmelherrgottnochmal, wir haben´s ja alle gehört und ich bekomme so langsam meinen Brechtreiz. …

    Als ob unser Heinrich schon auf der ersten Seite unseres Romans auf diese banaldumme Weise ums Leben kommen könnte. Einfach lächerlich!)

    … was also die nächste Hauseinfahrt – oder sagen wir besser (jaja, „ich" sage, nicht Sie, wenn´s denn so recht ist, gnä´ Frau) sagen wir besser: Hauseingang: wer also weiß schon, was der nächste Hauseingang bringt.

    Zeit läuft in stummen Bahnen ihre unergründlichen Schlingen – aber dazu komme ich (sehen Sie, gnädige Frau, ich bin halt doch lernfähig, jaja) später.

    Heinrich! Lassen wir das alles und widmen uns der Gedanken, die rings um Dich die Welt erbauen. Es ist die Welt! Es ist Deine Welt, die Du dir erschaffst. Bauen ohne Ziegel, ohne Mörtel. An denen dereinst doch das Gas des Jetzt und, dereinst, der Stil des Zukünftigen nagt, moduliert und modernisiert. Eine Welt erschließen ohne Schlüssel. Denn durch dein Hirn hindurch wird geschöpft ohne Deines Wissens jämmerliche Oberfläche.

    Aber alles ist so, wie wir es uns denken. Und wenn Du, lieber Freund, Trübsal bläst, so nutzt die ganze Heiterkeit aller fröhlichen Heerscharen nichts, die sich mal wieder einen abgiggeln, daß ihr Gevatter mal wieder in seiner Gita blättert und sich mal wieder köstlich über die Bauernschläue seiner schwangeren – hoppla! – Jungfrau amüsiert. Ja schon, ER hat die Himmel und die Erde erschaffen. Hat Sonne, Mond und alle Sterne befruchtet. Aber IHm jetzt auch noch einen selbstgezeugten Sohn unterzuschieben, das war wirklich ein bisschen zu viel des Zuguten. Aber sie singen ja ´Pater omnipotens´ und um die Schneid der Potens wär´s halt nichts gewesen, ohne ´pleni sunt coeli et terra´ – aber doch nicht also pleni!

    Räume

    Räume wo die Menschen steh´n

    fallen niedrig dumpf auf

    können kaum ein Wort versteh´n

    nimmt in Zeit und Raum sein´ Lauf.

    Hört!

    Es marscht durch uns wie -

    der hat es begonnen -

    - eulengleich –

    - endedereulengleich -

    Einst schrie man: „Nie -

    Wieder soll es kommen – "

    - diebesgleich -

    Duckmäuser!

    Nun denn, Heinrich faßte wieder einmal Fuß auf einem jener quadratischen Pflastersteine, freute sich seiner blitzblankeligten Schuhe, der dunklen, bügelgefaltetfreien, wenn auch schon mächtig zeitbenagten, generationenerfahrenen Hose und eben jenes unscheinbaren Mantels – graugrün mit großen, hellbraunen Knöpfen, die nicht ohne weiteres passen wollten, hat er sie doch (vor Jahren schon, als der Mantel bereits das Prädikat „alt" weghatte) einem fast neuen, unkleidsamen Kittel (der seinerseits dann dem Altkleidercontainer übergeben worden war, von wo aus er dann ... – aber wir schweifen ab) abgeschnitten, wo sie eigentlich hinpassten. Sie gefielen ihm eben und so nähten sie sich vom Kittel zum Mantel, wo sie objektiv-ästhetisch kaum tragbar waren, aber von ihm mit Freude getragen wurden. Der graue Schal nur wie zum Schein unter den breiten Mantelkragen gelockert. Hände tief in den Taschen vergraben. Kämpfend gegen einen Wind, der gar nicht blies, Kopf tief, Nacken eingezogen, gebeugter Oberkörper.

    Ich lief mit jenem leeren Gefühl in Magen und Gehirn herum, das diese unnützen Soldaten jener unnützen, auftragslosen Armee mit sich im Standardgepäck herumtragen. --- zenseo --- denn, wie aus „Dokument 2, Anlage 1" hervorgeht, kostet es 500 DM gewisse Fakten und ihre menschlichen Repräsentanten beim peinlich berührenden Namen zu nennen, und ich schreibe dieses Zeugs ja nicht, um Geld zu verlieren, sondern, um Geld zu.... – Na, Sie merken´s schon wieder, ja? Den V-mann-effekt, Ja? Denn is ja gut und ich kann weitermachen.

    Aber auch ohne jede Armee im Nacken gilt es hier, seinen Kopf einzukaröffeln.

    Ecke Arbeiterstraße einer dummen, armen, dennoch – eher: darum – arroganten, langweiligen, sturen Proletenbevölkerungsstadt. Nun bin ich hier, heiße Heinrich, bleibe an der Fußgängerbrücke, die sie Elefantenklo nennen, stehen, denke mit Aug´ und Ohr darüber nach, wo ich weitergehen soll. Blieb aber einstverweilend noch steh´n, sah die vielen Leute, Autos und Maschinen. Menschen, die ihre stolzen Plattnasen im Mief von NORDSEE und HORTI zur Schau der kalten Lüftchen stellen. Trotz dieser war kaum einer sonderlich warm gekleidet: ohne Mantel, viele Schlägermützen, graue Arbeiteranzüge über Arbeiterbuckel und Runzeln, verblasste Kittel, die sich im Laufe der Zeit ihren Trägerinnen, an denen der gleiche Zahn nagt, angepasst haben.

    Eilig weiter. Vorbei ohne hinzuschauen. Sich überhaupt nicht daran erinnern wollen. Freudlose Wege. Hin zu lichteren Gegenden. Nötige lichte Weite für das Weltenall, nötige weite Leuchte für Lust. Hinweg, hinweg, zu anderen Gegenden. Gegenden des Landes, Land der Versprechung – des anderen. Auf!

    Sah sie an, faßte sich am Arm – in diesen hellen Räumen, alles fraute sich um ihn. Er, unfähig, ermännlichte:

    Deins

    Deine großen Kulleraugen,

    deiner Pupillen weites Meer,

    ach, wie zieht alles das mich an

    und doch: bin ich da

    verlier´ ich mich auch schon

    in Dir.

    „Die Frau..."

    Bitte, bitte, tu´ dir keinen Zwang an, mach was du willst, es hilft ja alles nicht, und so muß es denn wohl sein. Heinrich las weiter im feucht-schwülen Getobe:

    „Die Frau – das ist doch wirklich das Ein-und-alles. Ein Leben ihr widmen, nichts als sie ansehen, schaun und ausloten!"

    Ha! Arbeitssame Canaille! Die Frau ist so flach, daß sie der Tiefe des Mannes unendlich erscheint – und das fesselt dich, Lüstling des Fleisch gewordenen Geistes, an geistloses Fleisch.

    „Ein Leben der Frau widmen, nur lieben ein tausendköpfiges Wesen, von Keiner dieser Einen den Blick lassen..."

    Lüstling! Weißt du doch, daß sie alle gleich, alle ohnköpfig sind und siehst gleich tausend?

    „Kurz: ganz und gar sich beherrschen lassen..."

    Sklave!

    „ ... und sie mit allen Augen beherrschen, alles daran setzen, ein Spiel und ein Ernst – und, verflucht, gewollt daran zu Grunde gehen."

    Sehr dramatisch!

    „Von keiner lassen, an einer hängen..."

    ...-bleiben!

    „ ...als Abbild aller. Keine Literatur ist dies."

    Ha, Schauspieler deines eigenen Ideals – wohl auch noch impotent, wa?

    „Nein, ganz und gar nicht. Nur keine Literatur – nichts Lesbares! Bitte, nur nichts Lesbares. Nur nicht lesen."

    Das meine ich nunmehr auch: Nietzsche reicht. – Vielleicht meinen manche, jetzt reicht´s, aber Heinrich reicht´s nicht – ganz und gar nicht – nur die Literatur reicht ihm, die soll verschwinden. Er hatte keine (Frau). Wie kommt´s, daß er sie so gut hatte?

    So kommt´s, daß ich jeder Untertan bin, ein Narr am Königinnenhofe, untertänigster Herrscher, Idiot, ich, mit Haut und Haar und manch anderem ergeben. An Leib und Seele der Erbarmungslosen vertan. Unbändig ungezogen mit starker Kraft in mir. Doch unfähig, diese Kraft in mir für mich zu gebrauchen. Kein Gegenstämmen. Ästhetik? Ach, Schopenhauer. Psychologie? Oder einfach Geilheit? Aber da ist Sie schon – Ästhetik oder Psyche oder Testosteron hin und her. Nichts als Sie. Nichts hat sie, nichts ist sie – ist und hat aber doch alles.

    Was zieht mich an Mozart so an? Dieses furchtbare Weib in der Musik. „Wie kommt es, daß warme und regnerische Winde die erfinderische Lust der Melodie mit sich führen? Sind es nicht dieselben Winde, welche den Frauen verliebte Gedanken geben?" Ist das schlichter Blödsinn eines verhinderten Musicus aus besserem Hause – oder stimmt es tatsächlich, daß Mozart nur bei Föhn komponiert hat? Was aber Mozarts Verbindung mit der Fraulichkeit anbelangt, so scheint der erste unter unseren Philopsychologen mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben.

    „Hinein! Hinein!, ruft uns Mozart zu: „Schwebe in weich-feuchten Winden! Nur keine fugalen Ecken, keine Härten bitte. Das bietet das tägliche Leben schon zur Genüge. In lieblichem Dirnen-Schmäh lasst eure Seele sich in ein rundes Rollendes, ein Schwimmendes, Verlorenes vergehen – hier suhlt sich der neue Herr, der Von-und-zu-Krämer, der Bourgeois.

    „Es geht nicht anders – man habe sich zu ergeben – ein Leben dem Weibe widmen, diesem Allem-und-ein-in-allem und lieber noch in ihr schwimmend untergehen, als.... „

    Alles formt sich nach dem und so, wie wir das nun mal sehen, uns zwingen zu sehen, ja, uns vergewaltigen zu sehen. Wider jede Logik das Glück zu wollen, als sei der „glückliche Intellektuelle nicht eine lächerliche contradictio in adjecto. Wider jede Vernunft das wundervoll Reale zu negieren, um quälend Irreales unserer Seele als Fakt aufzubürden. Es ist, als wollten wir uns selbst drangsalieren mit dem, was wir aus der Welt in unseren Vorstellungen machen. Die „wahre Welt, die „scheinbare Welt und die „vorgestellte Welt sind ein und das selbe. Ihr gemeinsamer Nenner ist die Vorstellung. Die Differenzierung ist höchstens ein Symptom für den Geisteszustand derer, die so etwas tun: Es ist doch schizophren, sich mit ein und demselben Gehirn mehr als eine Welt vorzustellen. Wir bauen uns all die Schrecklichkeiten, verdammen und verfluchen uns selbst und schaffen uns unsere eigenen diesseitigen Höllen. Mag sein, dass mit Genesung vom traditionellen Höllenwahn uns der nötige Pfeffer im Hintern fehlt, den wir nun flugs mit neuen Satansqualen kompensieren müssen.

    Nicht so Heinrich. Er malte sich die Welt bunt, warm und schlich wieder seiner Wege. Nicht ein Kriechtier, kein Wurm, kein scheckichter junger Löwe, kaum ein listiges Katzentier – pardon, lustiges Katertier – eher noch eine klammheimlich Wahrheit zischelnde Schlange, deren unzählige Schuppen kaleidoskopisch in der Sonne funkeln. Um so mehr, als er noch seine Magdalena in den Knochen hatte und sich seines lästigen Hemdes und der engen Hose ledig fühlte. Je mehr er sich dem Tummel der Stadt näherte, desto öfter watschelte Magdalena an ihm vorbei. Wackelärsche. Schwingendes, Hüftfleisch, Rundungen zum Reinbeißen. Er wünschte sich sehnlichst, sie würden ihre süssen Knutschmäulchen halten – aber umsonst! Unvermeidbares „Waam, wa?" Nun, was man nicht mag, soll man meiden. Diese als asozial geltende, dem zeitgenössischen Selbstverdonnerungsgeist widerhandelnde Wendung in den Fuß gelenkt – im Manuskript folgt hier ein unlesbarer Einschub – Heinrich war ungemein gelenkig in Kopf und Knochen! Kehrt und marsch. Und wieder buntete die kleine Seitengasse mit ihrem Randsteinflüßchen und von so weit weg war wieder jede Marie zum Bespringen schön und lecker. Sie hüpfte hinein in alles. In jenen räudigen Köter mit seinen Triefaugen, sie reckte sich hin in den Dom, ihr zierlicher Busen, der den grazilen Bogen füllte, den gotischen zum lebenden Himmel emporgereckten, auf dessen hoher Spitze der Hahn sitzt mit seinem einen Bein. In schwindelnder Höhe den gewaltigen Kuppelbau unter sich, fest und tief in ihm versenkt.

    Er fühlte sich angezogen, hinunterzuflattern zu ihren Knöcheln, die, erzitternd, die bunten Wipfel der Buden lustig wehen ließen. Und die Marktmännlein erfreuten sich unter dem dumpfen Hauch ihrer schwülen Briese und hoben die dumpfe Brust. Jetzt stand er unter ihr, die riesig ihren Schlund aufmachte, stumm, oval, und sich ihm darbot. Wärmelnd zog es ihn hinein, durch die riesige Pforte der Übermenschlichkeit ihres Körpers. Die Riegel öffneten sich, durch´s Portal schleicht er. Sachte als könne er durch unbedachte Heftigkeit das Allerheiligste entweihen. Drückt sich in entzückter Demut gegen die Pfortenflügel, die öffnen sich, wie von Geisterhand gerührt. Lautlos, weich. Ein dumpf-feuchter Sog zieht ihn hinein, durch sie hindurch, in die Unendlichkeit ihres Körpers. Durch die Halle. Er tritt in sich. Verehrt sich in ihren Hallen. Allein in der Niederung seiner Berge. Das mächtige, weiche Bauchgewölbe pulsiert schwer. Treibt ihn weiter durch sie hindurch, hinauf zum Turm. Weiter in schwindelnder Höhe. Bruchstückhaft sieht er hinter sich durch ihre Fassade hinunter auf den Markt. Luftige Weite, in die er sich tragen lässt. Da, ein Sonnenstrahl. Immer wieder blitzen Momente auf. Dort ein Stück des weiten Himmels. Ihres Himmels. Ein Stück Wolke. Und unten dann wieder ein Marktstand. Wie unwirklich. Er treibt höher auf Wolken ungestümer Zärtlichkeit. Ein Sturm trägt ihn. Hinauf schlängelnden Wendelgetrepps. Kein Wirbel-, Dreh- oder Tanzsturm, der ihn wirren ließe. Ein Feen-hauch. Verschwommenheit ohne Schwindel. Klarheiten kommen und gehen. Schwerelosigkeit. Lautlosigkeit hier oben. Wohl tausend Fuß. Eillos. Wieder mal ein Fetzen Klare. Kühle und Bestimmtheit eines Körpers. In endlicher Höhe läßt der Hauch nach, der Wind versucht komisch und leise pfeifend den Hauch der Fee zu imitieren – dieser Clown, dieser allerliebste Epigon´. Ja, Gevatter Wind, Naturkind, kann schön blasen und singen. Schwerfällig zwar, wenn auch nicht plump, aber doch immer nur unbeholfene Natur.

    Himmel, Himmel! In Deinen Lüften schwebt

    ein lauter Papagei mit roten Flecken und gelb gestreift.

    Natur, Du bist die höchste Künstlerin des Kitsch!

    Auf grünem Gras, daß Kühen im Maul das Wasser rinnt,

    hast Du Blumen blaues Gekreische hingetupft,

    daß einem Augenschmerz mit Blindheit schlagen möchte.

    Über den Tatsächlichkeiten Deiner Baumwipfel

    läßt Du dann wetterträcht´ge Schäfchen ziehen

    und schon erfüllt Blöken den Äther:

    Dein Dichter spricht.

    Hast Du nicht, als abends müde der Mond herunterschien,

    die Frau erfunden, den armen Dichter zu erstacheln?

    Und wenn er dann, der blöde Mond, so rund und vollgefressen leuchtet,

    so gehst Du hin und pustest aus, mit Deiner Frühlingspuste,

    den letzten Sinn. Begrifflos starrt in Leere dann Dein Tier.

    Und abermals in lauen Nächten, wenn schlafend liegt die Kreatur,

    dann pochst Du, naives Mensch, dem, der einsam liegt,

    brutal und hämisch an die Tür:

    „Ist Einsamkeit, nicht ich,

    wenn morgens in der Hähne Zeit du erdrosselt liegst im Bette,

    ist Einsamkeit, nicht Ich",

    so spricht du und drückst,

    mit Deiner seidenweichen Fülle aus seiner armen morschen Brust

    das letzte Quäntchen seiner Lebenslust....

    Seine Wolke zerfließt, mit sanften Händen setzt sie ihn die letzten Stufen hoch. Und ganz wie er wollte, ist er da, dem Wind, diesem Neurotiker, ausgesetzt.

    Es war kühl hier oben. Durch das durchbrochene Steingefüge sah Heinrich das Miniaturtreiben des Marktes. Die bunten Tupfer der Stände, Autos, Kopftücher der Bäuerinnen. Fühlte sich heimisch. Hoch über dem dröhnenden Geläute mächtiger Glocken. Weit blickt er über die Stadt mit deren zwei engen Toren, die der Stadt das Land öffnen. Die mächtig stolzen Rager, durch die sich die Schäbigkeiten dieser Zivilisation hindurchzwängeln. Selbst der Blechkisten endloser Regenbogenschwanz von wimmelnden Fleckchen sind von hier oben lustig anzusehen. Weit schweift der Blick hinaus in die Ebene, wo sanfte Hügel, von Sonne verwöhnte Kinder, in Vertrautheit sich räkeln – froh, den rauen Waldbergen entronnen zu sein, den Blick gen Süden, von wo der Sand kommt, der ihnen Fruchtbarkeit gab und immerdar spendet. Im Norden gefesselt, sich an dessen Südzipfel drängelnd. Römisch-gallischer Hauch. Grausige Epochen diverser Tyranneien. Gefolgt vom weichen Kissen des Laissez-faire, das erstickende. Man läßt sich gehen, es hat sich eingespielt, solange, bis jeder jeden gehen läßt, und man sich arrangiert hat und Schwäche Stärke ist. Die Aristokraten wurden Flegel, üble Bourgeois. Aristokratische Laster wurden bourgeoise Verbrechen. Aus Bach wurde Mozart und, nun ja, Beethoven, das raffinierte Trampeltier, und kein zeus´scher Blitz, der dem aufgedunsenen Klamauk romantischer Materialschlachten ein Ende bereitet hätte. Man ließ, wie gesagt, alles gehen und so zeugte das Trampeltier den furchtbaren Fool auf dem Hügel, den – bei Reuth! – Hitler mit tiefem Bückling begrüßt.

    Die Aristo Cats hielten sich auf ihrem Fleckchen Erde am besten und ließen die Welt, bitteschön, Englisch lernen und leben, während sich die Deutschen längst vornehme Gewohnheiten abgewöhnt hatten, und, ob ihres Produzierens nach des Kunden Geschmack, in einer sich gehen lassenden Weltgeschmackslosigkeit, die Oberhand behalten sollten. Zugleich abgespaltene Sentimentalität, der selbst Kaisers und Führers Gas emotionale Süppchen abgewinnen konnte.

    Und die Frauen? Vermarktung, Auslaugung weiblicher Produktivität. Bald als Emanzipation bemäntelt und verkauft. Aber verkauft wurden die Frauen. Von Frauen und von Männern – dem Kapital ist das egal. Positionen im nationalen und familiären Bruttosozialprodukt. Wobei „brutto" für die noch nicht abgezogenen körperlichen, geistigen, seelischen Schäden, Störungen, nebst Abzügen für Kulturverwahrlosung und Soli für den allseitigen Abbau steht. So wird aus dem Bruttosozialprodukt aufgrund der nicht überrumpelbaren Gesetze der Dialektik ein Bruttosozialverlust, ein Nettosozialzuwachs. Zu dumm, sich zu emanzipieren, eigenen Anlagen Geltung zu verschaffen, streben sie dem Männlichen nach und treiben´s, so das geht, noch ärger...

    Ach nee, Sie Fünf- bis Zehnmal-kluger haben was gemerkt, ja? Daß hier Zeitbrüche ohne Ende vorkommen! Na toll. Der „Verlust der Fraulichkeit stamme also unüberhörbar aus der A-schicht eines spätpubertären Jünglings, die hier aus dem Manuskript nicht übernommene Bemerkung, daß sich „inzwischen mächtig was getan hat: Man findet tatsächlich Frauen, die mit Selbstbestimmung ernst machen, die Kritik der Produktivität hat eingesetzt. aus der B-schicht des rotgrünen Jungmanns, während das schwarze Zitat verrät, daß jener Absatz gute 20 Jahre später – Schicht C – anlässlich der soundsovielten Abschrift des Manuskriptes hinzu gefügt worden sein konnte? Toll. Aber das kommt davon, wenn man über Jahrzehnte immer mal wieder an einem Text herumschreibt. Man kommt nicht so recht zu Potte, dafür überholen einen die Entwicklungen und was bleibt, sind Zwischenbemerkungen, den Lesefluß hemmende Diskussionen, die dann auch noch als V-effekt... – hatten wir auch schon.

    Diese letzten Zeilen stammen übrigens aus Schicht B und wurden in Schicht C als immer noch gültig anerkannt. Ich komme halt, wie gesagt, nicht so recht zu Potte.

    Das hat, Pimpf, gar nichts mit „Verfremdung" zu tun.

    Das hat zu tun mit Zeit! Zeit läuft ihre Runden in den unsentimentalen Kreisen des Zirkels … aber dazu kommen wir erst sehr viel später.

    Weiter heißt es im antiken Text:

    „Der Emanzipator (hört, hört!) selbst sieht nicht über den Tellerrand seiner Zeit und versteht nicht deren Zeichen: die Bourgeois-werdung der Frau."

    Es fröstelte ihn. Ein Wind aus dem Tal, das er liebte, erfrischte. Tal in rauem, unfruchtbarem Gebirg, mit dem Radler zur Herausforderung gereichenden Serpentinen.

    Langsam stieg er hinab. Noch einen Blick durch die Spalten des Turmbaus. Langsam und nachdenklich. Hinab ins Dunkle. Dort unten, wo der alte Gott, der trübsinnige, der Trübsinnigen, in der kühlen Schwüle seiner Dumpfheit spukt. Wo die Heiligen versuchen, einen dazu verführen, Leid als Argument gelten zu lassen. Wo Architekten versuchten, jeden der eintritt, durch unendliches Vakuum unentrinnbar einzusaugen. Die Finsternis um die Steinheiligen, das Dunkel der Bänke. Es ist und bleibt eine Dunkelmännerreligion. Die Schatten der Katakomben, aus denen sie sich nie raustrauten, sind tief in sie gefallen. Lichtscheu verkriechen sie sich in ihre katakombischen Höhlen: vor wem haben sie solche Angst? Warum bangen sie und machen unnütze Pläne, sich welchem Strafgericht zu entziehen? Die Frage erübrigt sich: Leer sind die Hallen und gähnend die Lehre.

    Umsonst versuchen die Unterdrücker-, Verdummer-, Dunkelmänner sich an die Spitze der neuzeitlichen, menschlichen Bewegung in Danzig und Jahrzehnte später in Leipzig zu stellen. Sie haben sich ja immer an jedwede Spitze gesetzt, wenn das Machtzuwachs versprach. Wenn möglich, haben sie ihre natürlichen Feinde in KZs ermorden lassen. Zum Selbermorden natürlich zu fein, haben sie ihre Mittelsmänner, die sich die Hände für sie schmutzig machen. Dreht sich der politische Wind, wird die auf Flaschen gezogene schwarze Milch recycelt: Christlich-jüdische Gespräche in der katholischen Lacrima Croca. Im evangelischen Gemeindehaus St Poofterius nebenan steigt die Schwulen- und Lesbenandacht – da hat man auch gleich die Teilnehmerlisten, wenn´s mal wieder auch anders geht! – Da kann man nur rufen: Nie- wieder -Möller!

    Das alles hat seinen giftigen Odem, seinen betäubenden Strudel. Wehe dem, der sich hier einatmen, hineinziehen lässt. Da hilft nur eins: in die erdrückende Leere voller Kraft ausatmen und eine frohe Leibesbotschaft trällern:

    Die Sünde

    Was ist die Sünd´ und ihres Beichtstuhls Schauder?

    Was ist die Sünd´ und ihr´ dämonisch´ Macht?

    Ein göttlich zornig´ Schwert, das drohend rasselt vom Altar,

    Ein´ brausend schwarze Pest verwüstend ganze Völker gar;

    Ein bitter Opium, das im Alptraum Zittern weckt,

    Auch ein´ gemeine Hetz, die Schäfchen in den Wolfspelz steckt,

    Ein´ sehr fein´ Lüg´, die Christen mit dem Fleische trieb,

    Und in dem Kammerloch die Ratio auf der Strecke blieb.

    Dieser Wahn, davon die Popen leben!

    Dieser Wahn, für den wir Zehnten geben!

    Körper nun freue Dich!

    Auf und befreie Dich!

    Werfe von Dir aller Sünde Lug,

    Heb´ dich weg vom christlichen Betrug!

    Dann ist Unschuld im Leben und Freiheit im Streben,

    Wird Seele mit Seele und Sinn sich mit Sinnen

    Der Liebe ergeben. So ist es: Amen!

    Aber die Terrorlehre wütete als bacterium remediumque uni mortus: als Virus und Refugium, als bacillus sui ipsi heilt sie eigens zu diesem Zweck hervorgerufene Krankheiten. Ein perfektes System der Arbeitsbeschaffung. Das perpetuum mobile.

    Und ebenso unmobil stehen sie da, die Steingötzen: Weh den zu Stein erstarrten Heiligen, die den Staub und den Schmutz nicht mehr abschütteln, den lächerlich erhobenen Zeigerfinger nicht mehr krümmen können. Weh ihnen, denn sie sind ärmer dran als das Geschriebene, nicht mehr rückgängig zu machende: sie stehen da ewig. Und für ewig dem Spotte preisgegeben. Abhängig vom Staubwedel des Küsters. Unfähig sich zu schütteln. Sanctus, sanctus – und können sich gegen nichts aber auch gar nichts wehren: nicht gegen den Staub und nicht gegen das von ihnen gesprochene Wort – so stelle ich mir Hölle vor – nicht gegen saure Luft, die an ihnen nagt, nicht gegen die Verbrechen, die sie gepredigt und verursacht haben. Sie sind ewig, diese armseligen Totgeburten. Sie sind ewig und haben nie gelebt. Sie lehrten für tausend Schlösser, einen Schlüssel, der nicht einmal auf eins passt. Ihre Lehre ist die des Kreuzes, des Todes, die Lehre zum Tode.

    Das Urteil über einen Menschen aber wird nach seinem Tode gesprochen: Wehe den versteinerten!

    Körper nun freue Dich!

    Auf und befreie Dich!

    An dieser Stelle erscholl ein teuflisch-dionysisch´ Lachen, das in Erstaunen versetzte und bis heute rätseln Klatschmäuler, wer hier so gelacht habe: der Teufel? Der Dompope, der sich, die Geschichte Heinrichs lesend, von den süssen Früchten der oben geschilderten saftigen Hügel zu allerbesserem Glauben hat führen lassen? Oder war´s Heinrich selber, etwa über seine ach so tiefsinnigen Gedanken, sich Jahrhunderte danach den Kopf der Aufklärer, Bilderstürmer, Freigeister zu zerbrechen! Heinrich kam sich reichlich antiquiert vor.

    War es eben noch, als wolle er Gottes Tod als allerneuste Neuigkeit den Ungläubigen zuflüstern. Doch es waren keine da: weder Ungläubige noch Gläubige. Nur ein paar Touristen, die sich wie wild um den hl. St. Thomas – respektive dessen Steinmonument – fürchterlich knipsend und erzählend, daß dies wohl Barock, nein Gotik, na jedenfalls very nicely anzuschau´n sei, dieser stramme Bursche, gell usw., usw....

    Wer nun dieses Gelächter von sich gegeben hat (Heinrich übrigens wegen der doch gut genossenen Kinderstube nicht!) soll uns den Dom- und Münsterlacher scheren. Wir sagen nur soviel: ein Vorbild war´s. Doch nicht jedem ziemt jedes Vorbild...

    Und wieder überfiel Heinrich das Über-allem-gefühl, das er gerade auf des Turmes Spitze hatte.

    Tausend Fuß über dem Meer -

    hinweg! hinweg!

    und eisig trifft der warme Wind

    mein Segel und reißt

    in heisser Liebe mein Boot

    über hundert und aber hundert Tiefen.

    Weg von allen Aufs und Abs -

    hinweg! hinweg!

    und frostig zieht ein Ungeheuer

    trägt auf seinem ruppigen Rücken

    in heisser Liebe meine Liebe

    über aller Abgründe verteufelter Tiefen.

    Nichts bleibt Ihr,

    der Lieben

    der mein´gen Seele liebendes Lieb´!

    Der Klänge tausendfältige Verführung,

    reißt mich hin und bleibt mir nichts als

    Musik.

    Frostig aber weht´s

    hier oben,

    wenig tiefer unter der Sonne

    der anderen Sonne der Anderen

    und bleibt einem über hundert-

    fältigem Lärm unter den Flügeln der

    Sehnsucht

    nichts.

    Tausend Fuß über dem Meer -

    und Klingendes, das einem Sehnsucht macht.

    Hier, hier bin ich, so laß´ mich doch sein

    wo denn fände ich mich,

    wenn nicht bei mir –

    mein Klang, mein Drache,

    mein alles Ungeheuer

    meiner Einsamkeit all-endliches Klingen.

    Sol – nun laß´ mich schweben

    mit tausend Gewichten behängt

    mit Blicken nach oben und nach unten

    in meinem All-und-allem.

    Kommata markieren Atempausen des Vortrags. Es gibt sie für den Gedanken und die Lunge. Dieses Markieren kann genauso wenig erlernt werden wie guter Schreibstil. Satzzeichen sind eine Frage des Stils, des Flüssigen, Lautlesbaren, Atembaren, Musikalischen.

    The following poem sounds

    as if written in a foreign language.

    But it isn’t

    There will be no translation

    It doesn’t make

    any sense in any language anyway.

    It makes words.

    Words? – But what is the matter?

    Matter??

    As long as we write Poems

    we don’t have to live.

    So it has a lot in common

    with the poem we just heard before.

    Cruel life takes place out there

    while Poems are written about it.

    Life hurts, Poetry doesn’t.

    Matter hurts, words don’t .

    So, here they are, the moving words:

    Movens (lat.) s; – : bewegender Grund , Antriebskraft.

    Movens

    MOVENS

    MOVENS

    MOVENS

    MOVENS

    MOVENS

    Movens

    movens, clopens, rofend

    hat gefunden mächtig steil

    gründig, gründlich, grundverschieden

    seinen alten grudens grund.

    movens in dem alten Trotte

    zieht vorbei mit seiner Rotte

    hotte, totte und die Liese,

    mit Antrieb und Kraft und schöner Wiese

    Kiesellandschaft, grünes Gras

    - wie leicht bricht das.

    Bewegend bis zu allen Tiefen

    zu den Gräbern Tote hieven

    hatten Grund doch ohne Kraft,

    den Knochen fehlte dann der Saft.

    Er marschiert den Bergweg hinauf (roger), vorbei an mächtigen, hohen Fichten (roger), deren bizarres und wild-wüstes Astwerk die warmen, grellen Sonnenstrahlen abkühlen (roger) und im ganzen Wald ein eigenartig-märchenhaftes Licht verstreuen (roger).

    Eilig, ob auch ohne Ziel, läuft Heinrich (roger) weiter, höher hinauf dem sanften Bogen des Weges entlang (repeat last words), dem sanften Bogen des Weges entlang (roger), auf einen langen, geraden Wanderpfad zu, der auf halber Höhe des Berges um diesen herumführt (roger).

    Auf ein paar Schritte werden die Bäume kleiner, der Wald lichtet sich langsam, das Unterholz bestimmt nach und nach das Bild (roger); warme, dicke Sonnenstrahlen fallen ein in die Kühle des Waldes (roger), ein warmes Lüftchen weht unter sein Flatterhemd. Trotzdem fängt ihn ein Frösteln, das nahm ihn sanft in seine frech-unaufdringlich-bestimmten Tatzen, lacht ihn spitzbübisch an, schüttelt seine Eingeweide ein wenig und fängt an, ihm ins Ohr – und bei Wahr´ und Ehr´ (unknown words) nicht nur ins Ohr zu flüstern (roger):

    Was bist Du doch, Wurm – ha, Wurmmensch? Glaubst Du, deinetwegen bräche der Boden aus in Fruchtbarkeit und deinetwegen früchteten all´ Bäum´ (repeat last words) {No} und Sträucher? (over) Wie weit ist´s wohl von hier bis oben zur Sonn`? Wie, Du ein Maß dafür? Überhaupt Zahl? Wenigstens Nummer? Ha! Sei froh, Du bist. Schon sein ist genug – für einen wie dich --.

    Und flüsterte so fort. Ja, würde die Sonne ihre Wärme nicht senden, er erfröre an diesem Frost, und wäre nicht diese Helligkeit um und in ihm – ihn würd´s grauen vor dieser Finsternis.

    „Ach was, Gnom, natürlich: Kein Stern samt ab meinetwegen, doch jetzt will ich dir was flüstern: Deinetwegen auch nicht! Trotz deiner!"

    … nanu, es ist still, auf einmal sehr still im Walde. Wöge sich nicht der Wind in den Wipfeln der Bäume, der Wiegende, der Alles-einschläfernde, möchte man meinen, Welt und Zeit hätten das ihre gesegnet.

    „Und sie haben sich gesegnet, gerade eben! Sieh´, ist nicht alles mit sich befriedet? So sei denn Raum und Zeit und Welt gesegnet!"

    „Auch eine Relativität" theoretisiert Heinrich und zählt die mehrgelebten Stunden nach. Wirft einen letzten Blick auf das in irrer Ruhe in der Talmulde liegende Dorf. Wirklich flatscht es sich dahin wie ein Kuhfladen, oder, bestenfalls, wie eine müde Kuh selber und käut wieder, was schon Ur- Urur- und Großväter dahingeflötzelt haben und nicht verdauen konnten. Oh, großes Bimbamborium, du verdoriwaschmuselst alles, was flarumst und flarimselt auf diesem Fleckchen Erde. Schande! Schande über Dich – doch Besseres verdienst Du schon: ein dahingeflätscheltes Towuwauwauwohau.

    Aus der Ferne (genauer gesagt: 10 Uhr, 800, Kirchturmspitze, in Verlängerung 1100 Eisenbahnschienen, darauf:) brummt und stampft ein altes Maschinenungeheuer, das fesche Touristinnen (die vom heiligen St. Thomas, jaja) und müde Bäuerinnen (die von den Marktständen, jaja) mühsam die Hänge des wilden Höllenschlundes heraufschnauben will....

    Heinrich wird’s warm hier; er folgt seinem Weg wieder, leichter Abhang, der Wald wird lieblicher, einzelne Sonnenstrahlen finden den Weg durch´s Geäst. Er setzt sich. Irgendwo ist immer Platz für ihn – selbst für ihn! Ein Vogel – den in diesem Sommer wohl noch kein Weib erkoren hat – singt seine Arien brünstiger Liebe. Auch ein Zeitvertreib.

    Ein Amseltier schreit – in anderen, wohl Katzen-nöten. Schreit sich fern des Nestes die Seele aus dem Vogelleib. Es ist verdammt lieblich hier. Man könnte das jetzt auch anders sagen. Vor allem lyrischer. Umschriebener. Was aus dem Creative-writing-Kurs. Was für die Literatur und den angemessenen Stil tun. Und wie immer an solchen Stellen – ich sagte das schon zwei- dreimal, ich sag´s immer wieder und bis Sie müde werden, Ihren Analysegeist hier anzustrengen – kommt jetzt das Gerede von Verfremdung und doppelter Verfremdung, von Distance-stil und Miteinbezug des Autors. Dialog mit dem Leser. Vielfache Brechung. Noch mehr Brechung. Quatsch. Es ist so, wie Heinrich sagte: Schön isses hier und man könnte das auch ummalen. Durch´s Blaue! – könnte man! Aber wenn Du Literatur brauchst, so lese doch bitte jene Stelle, wo Heinrich beispielsweise seine „müden Füße auf einen jener quadratischen Pflastersteine setzte. Damals war ich, Autor, noch in dieser „Jenes-und-dieses-Phase. Lange vorbei, das. Oder den zitierten Quatsch über die Frauen. Aber hier bitteschön nicht. Warum? Nun, Heinrich hatte sich zusammen mit seinen launischen Eingeweiden anders geeinigt, nämlich unlyrisch, geradezu unwirsch, missgelaunt zu sein. Sitzend dort auf einem warmen Steine, denkt er überhaupt nicht daran, mit dem Kopfe zu wackeln, geschweige denn Bein über Bein zu schlagen. Und auf seine Mutter wartet er schon gar nicht. Der warme Stein am Po lässt eher Adorian assoziieren.

    Riesen stehen da plötzlich vor ihm. Große grüne Ungeheuer. Mit drohenden Köpfen. Vier, fünf schwarze Arme. Die Oberriesen auch mehr. Gewaltige Kerle. Schwenken ihre Keulen in weitem Bogen hin und her vor ihrem bauchigen Brustkorb. Unterhalten sich brummig in rauschender Riesensprache, murmelnd mehr als grollend. Schlagen in ihrer unbeholfenen Art wohl ab und zu auch schon mal auf sich ein. Sanft, niemals fest, wie es wohl Tigerkatzenkinder und Tigerkatzenmütter Spielart ist. Bewegen mit ihren Streichen die Lüfte, machen Wind um sich herum. Erstaunliche Gespenster. Das Schlagen dieser Kerle wird ärger, schon bedrohlich, fast schon ein Peitschen. Als ob sie nicht wüssten, wo Spiel und Ernst unter sich die Grenze haben. Wilde Gebärden. Der Wind frischt auf. Das Rauschen wird zum Brausen. Grimmiger schau´n die Kerle drein. Ihr Wiegen wird zum Beugen. Schütteln ihre gewaltig ausladenden Arme. Windböen. Gefährlich klingendes Zähneknirschen.

    Ach, umsonst die Furcht. Die Luft ist ruhig, die Wilden haben sich ausgetobt, lassen ihre schlaffen Arme herunterhängen, sehen sich kaum noch an. Die großen Kinder haben das Interesse aneinander verloren und das Geplärr eingestellt. Langeweile. Zeit, sie zu necken, unsere müden, tapferen Krieger. Heinrich wirft ein paar Steinchen nach ihnen. Schön eins nach dem anderen. Ebenso zeitvertreiblich. Ein hohler Klang, ein Riese ward getroffen, er rührt sich nicht. Warum auch. Raschelnd purzelt ein unförmiger Kobold ins Gebüsch. Von allen guten Geistern verlassen geglaubt, stürzt sich ein verschrecktes Krabbeltier aus seinem Versteck, um sich mit fliegenden Stummelbeinchen gleich ins nächste Gebüsch – die rettende Deckung – zu flüchten.

    Der Platz ist ihm lieb geworden. Die Ruhe, die Rauscheriesen mit ihren Windspielen, der Sonne Wärmestrahl, die blöde Creatur – hier ist ein Platz für ihn. Selbst für ihn. Was nicht oft vorkommt. Genuss des Sein-Dürfens. Des Besitzlosen Aufenthalts-privileg. Seltenes Glück.

    Dumpfes Gegroll. Wird lauter. Kommt näher. Einige Reiter im Galopp vorbei. Also doch kein Platz für ihn. Getrampel verliert sich. Wird ferner. Bald wieder Ruh´. Doch der Platz ist nicht mehr brauchbar. Entweiht. Still wie vorher, doch entheiligt. Riesen gestorben. Nichts als blöde Bäume. Ferne schreit. Einsamkeit blökt. Donnern. Wohin. Wege suchen Fuß. Fuß sucht den richtigen. Gähnen. Tal schreit: „Hinab!. Gähnen der Schlucht. Kuppe schreit: „Hinan!. – Antwortgebrüll: „Hinab!. Das alte Kinderschreckspiel: warm / kalt – heiß nie. „Man kann nicht immer alles haben! Wahr. Aber doch einen Platz! Nun ja... Wo? Warm / kalt – heiß nie. In Laue ersticken. Randimu macht fiquenz in unerhörter Weise. Warum, verdammt noch mal, fällt mir das gerade jetzt ein, gerade jetzt? Freud. Gerade jetzt die Geschichte von Randimu – jetzt gerade und hier gerade. Aber es hilft nichts: Randimu... in unerhörter Weise... so ein Quatsch: wieso „unerhört, wenn doch gehört und schon hat man´s vernommen. Nichts wird mehr verarbeitet. Man hat zu viel zu tun. Oder zu wenig. Mann, reißen Sie sich zusammen! Randimu, also, wie gesagt, macht im Museum gemeinsame Sache mit Plumquatsch. – Wieso eigentlich „gemeinsam? Wieso eigentlich „Sache? – Ach, regen Sie mich nicht auf – als ob ich gerade für solche Sachen Zeit gehabt hätte... und Muße. Schreiben Sie also: „Sache. Verdammt! – Randimu, der ob seiner großen Wichtigkeit als Füllsel eine große Rolle spielt, wird uns demnach noch des aller Öfteren die Ehre seines Erscheinens geben und – völlig unwichtig, zwar, aber, wie gesagt, schreiben Sie „Sache"! – wird zudem in Dingenskirchen viel von den So-und-so-vermachungen überhaupt erst verso-und-so-unden. Da haben wir´s! Sehen Sie! Jetzt ist es soweit... aber wen interessiert....

    Ach verdammter Mist! Aber doch ist es wahr, was einer einst sagte, in seinem Zorn:

    Man muß die Säue füttern wie sie fressen!

    Oder sie fressen, wie man sie gefüttert hat.

    Er liebte solche Irritäten, wie jene von ihm selbst bisweilen komponierten, gemixten, pürierten Schüttel-Knüttelreime.

    Auch Heinrich nahm seine Lunge voll Luft, spannte seine Muskeln und warf seine Welt in den dunklen Wald, deren Bäume seinen Schrei verwundert aufnahmen und ihn in ihren dicken Stämmen gemächlich, ja wohlwollend verdauten.

    Wanderer, wer bist Du, was bist Du?, murmelfragten sie dumpf so ganz in ihrer Art, „Was für ein finsterer Gesell´, daß Du, ganz Einsiedler, derart weltvergessene, menschenvergessene Welten verschreist? Du, du lebst neben den Welten und versuchst, zur Welt zu reden – oder ach, auch nur zu schrei´n? Armer! Armer! Armer Einsamer! ..."

    Das letzte Wort aber verschluckte den ganzen Wald. Eisig hallte es wieder, als wie eines Verstorbenen unruhig herumflüsternder Geist. Schwebte von Gipfel zu Gipfel, vom Wipfel zum Zipfel, zur Erde, über Halme der Gräser und Kräuter, lange lange verhallend in unbestimmter Ferne. Erfroren alles, was es berührte. Der Wald erstarrt vor Entsetzen. Äste versteift in gespenstischer Unbelebtheit. Sträucher, die in Eisigkeit spitz ihre Fühler in den Winter des Rufs strecken. Selbst die Ferne kältet sich an. Schickt ihren letzten, schwachen, auch halbherzigen Strahl, ein Schmetterling, der fiel tot zu Boden, sein buntes Kleid schimmerte im Tau des gnadenlosen Reifs.

    Und Heinrich? Er erstickte. Die Kälte wollte ihm an die Gurgel. Klammerte sich fest in seine Luftröhre, schüttelte ihn, macht ihn taumeln, greift mit ihrer spitzen Klaue nach den Eingeweiden, krampft ihn, zerreißt seinen Willen, bläst ihn an mit tödlichem Odem. Er rafft sich, bläht seine Lunge mit starker wenn auch letzter Kraft, packt einen Knüppel, schüttelt das lästige Gespinst sich aus dem Gesicht. „Ha, ´arm´? Ihr Wände, gegen die ich schreie, seid arm, nicht ich. Ihr reziproken Echobäume. Aber wartet, ich will euch noch einmal rufen – und untersteht euch, schlecht zu antworten!" So rief er und deklamierte in den Wald so für sich hinein:

    Ecco Homo

    Ecce homo: siehe da ein Mensch!

    So steht mit Feuers Lettern

    auf einem kühlen Stein.

    Stein, kühler, kühlst du den Stein

    oder Kühle, steinige,

    steinigst du Diesen Menschen?

    „Was, ein ander´ Lied? Ein anderes Lied soll ich euch singen? Wartet, ich werd´s euch gleich noch einmal, schöner noch singen. Haltet die Ohren nur zu! Ein Ohrwurm ist´s, mein Lied, das kriecht selbst noch in eure Hohlhände und Hohlohren bis in eure Hohlträume..."

    Ecco Homo

    Ecce homo: siehe da, ein Mensch!

    So steht mit Feuers Lettern

    geschrieben in der ferne

    eine stumpfe Schrift. -

    Noch ahnt es keiner

    noch ist es verschwommen

    wie eine Mär aus fernem Land.

    Land ohne Ahnung, Land ohne Zweifel.

    Der Weg dahin: Verzweifel.

    Ein bunter Schmetterling flog auf und tanzte zwischen Büschen schillernd dahin.

    Was dem Kinde nicht in die Wiege gelegt,

    zupft sich der Greis nicht aus dem Barte.

    Was denn wurde gerade ihm an der Wiege gesungen? Klingelten da nicht schon Home-Eros und des Herren Kules rixae pueri pugnacis nebst den instructiones linguae latinae culinariae? Oder waren gerade dieses die Schlangen, die er erdrosselte, damit sie erst gar nicht auf die Idee kämen, sich bei ihm, in ihm, ihr Nest – ihr Liebesnest – Liebessehnsucht hin oder her – zu bauen?

    Das Gedächtnis trübt sich uns, man weiß aus diesen grauen Vorzeiten nur schemenhaft zu berichten. Mögen die instructiones, von denen es zweifelsfrei jede Menge gegeben haben mag, gewesen sein, wer oder was sie mögen: so viel ist richtig, wahr und bestimmt: einen Schlag hatte er bestimmt davon. Das äußert sich. Äußert sich immerzu. Zumal in den wirr-expressiven [im MS steht „-expressionistisch", aber das hält Copist für dämlich] verzwickelten Sprüchen und Reden, die – zum Trotz aller Analytik – weder unbedingt über ihn oder seine Person etwas aussagen, geschweige denn, davon handeln, noch – was diese Untersuchungshäftlinge in übrige Schwierigkeiten bringt und die Schulmeisterliteratten in Erstaunen versetzt, so sie dazu überhaupt noch fähig sind – eigentlich von ihm selber waren. Symptome eines Unwerten?

    Herrichten der Welt nach seinem Bilde, menschengleich, im Bewusstsein gerichtet zu sein nach seinem Bilde. Aus Fingerspitzenfunkenströme die Seins elektrisieren, verwandeln des Alles zum Ein-in-einem, das Zwei wird. Schaffen dessen, was notwendig ist. Erbauen des Selbst-im-Selbigen. Sich selber, notwendig, wie man ist, und alles, alles in seiner Determination, verwirklichen. Sein eigenes Homuncul. Seine Stimme schrei´n in die ewige Melodie. Seinen Stapfen setzen in den Weg der Unendlichkeit – und alles ist schon gesungen, gegangen, abgeschritten, abgemessen, angesucht und versucht. So! – Seine Versuchung dazu! So! – Seinen Ball anstoßen und ewige Wege rollen lassen. In den Wind stürmen, der immer schon wehte von Nirgends zurück zu Nirgends. Nichts ist Neu, nichts ist wahr, nichts falsch, nichts entsteht. Alles ist ein Ball: der will rollen. Und der rollt auch. Was sein will, muß schon da sein; dann will´s auch da sein, dann will´s auch Dasein. Denn Dasein heißt ja, da sein wollen, heißt da sein...

    Was ist, war schon von Ewigkeiten zu Ewigkeiten.

    Wir fahren herum mit großen Fackeln, großen Leuchten und allerhand Lichtzeug. Fahren und stürmen. Wenden uns in irren Kreisen um die Dinge, leuchten mal hier, mal dort. Machen die Augen bald auf, bald schließen wir sie aus Müdigkeit. Reißen die Lider erschreckt hoch, kneifen sie bald zusammen aus Ängstlichkeit. Betrachten bald aus Not sehr aufmerksam, halten uns bald die Hand vor die Augen, aus Angst vor Blendung. Bald schielen wir verstohlen wie gemeine Diebe. Blenden uns bald mit uns´rem eigenen Licht, vermeinen, es wäre die Gottheit. Mensch! – Du blöder Laffe, stolzer Wurm, du übergöttlicher Leuchtmeister, Verleuchter des Nicht-so-und-auch-nicht-anders-immer-werdenden! Meint ihr es ändert sich was, blinzelt ihr mal dort mal dort dem ewig-menschlichen Lichtspiele am ewigen Ball zu? Denn alle Dinge sind Ball. Aus den Augenwinkeln freilich seht ihr immer neue Schattenspiele. Seht die Schattenspiele eures Hirns. Seht doch zu, daß ihr euch nur immer feste dreht – und ja mit eurem Lichte, eurem kläglichen Schein, daß ihr Flitterflattermäuschen euch nicht noch verfliegen möchtet und „die Welt, wie ihr sie für euch verausgeleuchtet habt, nicht verliert – oder sie euch! Und daß ihr mir nicht in eures eigenen Lichtes Strahl taumelt und, erschreckt, geblendet, es mal wieder „Gott oder Euerähnliches nennt. Und schreit ihr einmal hinein, so seht zu und haltet euch gut fest, daß ihr nicht erschreckt vor dem Echo. Nein, nichts kommt zurück, als was ihr vorher hineingerufen habt. Nein, nichts Falsches ist im Hineinwerfen – aber auch nichts Wahres. Und besser ist’s freilich, falsch hineinzurufen, als falsch Zeugnis reden vom Echo! So sollt ihr tun: Ihr sollt euer Echo lieben – es ist von Euch. Nicht sollt ihr es berauben und „Gott lästern. Nicht sollt ihr es brechen und „Wahrheit taufen. Nicht sollt ihr weghören und es „Nihil" verleumden. Ihr sollt nicht zaubern mit eurem Echospiel. Und kein alchemistisches Unbill treiben mit ihm. Ihr sollt nichts Metaphysisches hinzudichten, um so allerhand zu verheimlichen. Ihr sollt nicht neiden eures Mitrufers und Gegenschreiers Echo. So sollt ihr nicht tun. So aber sollt ihr tun:

    Ihr sollt hineinrufen und antworten: Amen! Und „Ja" sei eure Rede.

    Auf, auf! So ruft doch die schönsten und wundersamsten Dinge hinein und freut euch noch am Liebreiz des Echos. Denn nichts kommt heraus, was nicht hineingegangen wäre, und nichts legt ihr alten Werte- und Blickewerfer noch hinein, was nicht schon vorher sich in euren Därmen gewälzt hätte. So ruft doch in eurer Götter Namen die schönsten und irrsten Dinge in eure Welt. Amen! Und freut euch. Amen! Für euch und euren Nächsten. Amen! Und mehr noch, für dessen Nächsten. Amen! Ruft. Amen! Alle Lieder. Amen! Und amen muß der böse Engel sagen, amen, so ist es nun mal und so sei es.

    Und Heinrich warf, warf seine Stimme weit in den schwarzen Wald, nahm seine Lunge voll Luft, spannte seine Muskeln und warf seine Welt. Sang sein Lied, sang sein anderes Lied. Lauschte dem auffliegenden, in seiner Farbenpracht wegziehenden Schmetterling hinterher.

    „Ja, haltet die Ohren nur zu!" hatte er zugerufen.

    Fragt sich nur, wer hier wem, warum welche Ohren zuhält.

    Heinrichs Ohren waren auf jeden Fall zugehalten. Er wollte seines Rufs Echo nicht hören.

    War´s ein guter Geist, ein bös-listiges Teufelchen oder gar Heinrich selbst, der ihm die Ohren schloss? Wer weiß.

    Nur wusste er deshalb nicht, wie spät es in diesem Augenblick war. War es schon Zeit? Vielleicht sogar allerhöchste Zeit? Oder raunte sein Echo: „Viel Zeit ist noch, viel viel. Noch oft wirst du rufen! Oder war gar kein Echo? Heinrich hielt sich´s Ohr zu. Er wußte jetzt nicht, wie spät es war. „Aber lieber die Zeit nicht kennen, als wissen, man kann sie selbst den Enkeln nicht versprechen. Er schwieg. Sah sich lange und traurig die ringsum belebte Natur an, den dummbläulichen Himmel mit seinen albernen Zitterflitterwölkchen, das betagte Nicken der Buchen. Ob´s freilich eine Buche ist, weiß Heinrich genauso wenig wie der Leser, der günstige, hochwohlgeborene. Warum auch sollte Heinrich mehr wissen?

    Heinrich stiefelte weiter, entlang an bunten Blütenbüscheln, den Weg hinab zum Tal. Sanft schmiegt sich der Pfad an den Berg, ein Bach an seiner Seite. Müde Gesteinsbrocken, des Lebens auf einsamer Bergspitze überdrüssig, lassen sich vom munteren Geplätscher in die Tiefe des Tales, dem auch Heinrich, bald lustig springend, bald müßig verweilend zustrebt, rollen. Der

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