Das allmächtige Gold: Roman
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Über dieses E-Book
Halb lyrisch und halb dramatisch singt die moderne Seele einen hoheitsvollen Gesang, während sie im größten Liebesglück von allen Seiten bedrängt wird und von Unglück verfolgt schließlich aufgeben muss. Doch auch in ihrem Untergang bleibt sie lauter und rein. Bihn und Sela sind die Typen jener Menschen, die keine Kompromisse kennen und daran scheitern. Er, Bihn, kann mit seinem Ausnahmetalent als Musiker nicht ausreichend für den Erhalt der Familie sorgen und wird mit seiner "Messe des Goldes" erst berühmt, nachdem er bereits wahnsinnig geworden war. Sela hingegen tut aus der Not des Alltags heraus das äußerst Mögliche, um ihre Kinder zu schützen und stirbt daran.
Der Stoff des Romans spiegelt das Schicksal einer überirdischen Liebe und wird dabei genauso dem Vorbild antiker Tragödien wie auch der abendländischen Liebestragik von Romeo und Julia gerecht.
Die Sprache des Romans selbst aber feiert einen ganz besonderen Reichtum: Während sie vor keiner Realität zurückscheut, bleibt sie gleichzeitig voll visionärer Schönheit. Péladan gelingt ein ganz besonderes Schauspiel, das fasziniert in der Art eines Phönix. Er verbrennt sich selbst in mitreißender Dynamik, um danach wie einer, der den Stein der Weisen gefunden hat, umso strahlender wieder aufzusteigen.
Joséphin Péladan, oder wie er sich selbst nannte: Sâr Péladan, gilt es wieder zu entdecken. Er gehört mit seinen Romanen auf eine Stufe mit Joris-Karl Huysmans oder Gustav Meyrink.
Ihm geht es um die "Innenräume der Seele" (Hermann Bahr), die er dichterisch erkundet und womit er zu einem Zeitzeugen besonderer Güte wird. Péladans Romane gedeihen in der Atmosphäre eines Symbolismus, in der Theosophie, Magie, Okkultismus und geheime Rituale eine zentrale Rolle spielen. Und er wirkt heute ebenso lebendig, wie er es zu Lebzeiten war.
Sâr Joséphin Péladan
Joséphin Péladan (1858-1918), oder wie er sich selbst nannte: Sâr Péladan, gehört mit seinen Romanen auf eine Stufe mit Joris-Karl Huysmans oder Gustav Meyrink. Dem Grenzüberschreiter geht es um die "Innenräume der Seele" (Hermann Bahr), die er dichterisch erkundet und womit er zu einem Zeitzeugen besonderer Güte wird. Sein Gesamtwerk beinhaltet etwa 65 Publikationen, wobei neben den Romanen und Dramen auch zahlreiche philosophische Werke, solche der Kunstgeschichte und wissenschaftliche Schriften Bedeutung erlangten. Péladans Romane gedeihen in der Atmosphäre eines Symbolismus, in der Theosophie, Magie, Okkultismus und geheime Rituale eine zentrale Rolle spielen. Sie stellen psychologische Kleinodien dar, die geprägt sind vom Glauben an ein Menschsein, das veredelt werden kann. Alle seine Romane treten aus der Sphäre der Konfrontation aus und sind dennoch rational und analytisch. Schuld und Unschuld gepaart mit Freiheit und Notwendigkeit werden dabei nicht zum Verhängnis, sondern zu einem Moment von Befreiung. Péladan galt bis zum Ersten Weltkrieg als bedeutender Autor. Selbst die renommierte Académie française hatte ihm zwischen 1907 und 1914 drei ihrer begehrten Preise zuerkannt.
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Buchvorschau
Das allmächtige Gold - Sâr Joséphin Péladan
INHALT
Vorwort von August Strindberg
Vorspiel
Das Lied auf das Gold
Die Begegnung der Seelen
Sela
Bihn..
Nokturno zu zwei Stimmen
Selbstgespräch
Smorzando
Vater Haudegen
Adagio assai
Erstes Buch – Rhythmen der Lust
Vom Schloss der Bihn-Grallon
Als man die Messe verließ
Die Ruine ist vom Flecken entfernt
Es hat diesen stolzen Seelen nicht gefallen
Es sind noch Verlobte
Die Seele des Frühlings
Der neugierige Mond..
Wie man Holz und Metall haben muss
Eine Gattin hat kein anderes Vaterland
Die Scham verbietet ohne Zweifel
Gibt es einen größeren Schmerz
Die Missklänge erzeugt die Außenwelt
Es gibt in der Sinnenlust einen köstlichen Augenblick
Wenn die Liebe in Heiterkeit aufblüht
Ist es nicht schlecht
In den ersten Tagen des Herbstes
Sich so beständig lieben
Die Gewalt, die in Frankreich herrscht
Wenn ich schwanger wäre
Das Vielleicht der Familie
Geliebter, du bist der Gedanke
Würde die Mutter, die sich verkauft
Es sollen Geister..
Wahrhaftig, dieses Kind kam zur Unzeit..
Wenn es ein Sohn wäre
Die Alchemie..
Als sich die Zeit der Niederkunft näherte
In den magischen Schlaf versenkt
O die erste Hässlichkeit des menschlichen Wesens
Welches Schicksal erwartet dieses Mädchen
Zweites Buch – Elternglück
Es ist ein Glanz in der Mutter
Mutter sein
Die Alten, diese großen Erzieher
Bihn begreift die besten Bedingungen
Die reichen Stände
Die Liebe
Das Kind ist gekommen..
Bihn begann die Messe der heiligen Kindheit
Eines Tages spielte er
Bihn vollendete seine Symphonie..
Sela gibt so behutsam
Wie sie weint und leidet
Und Bihn rief jenen denkwürdigen Abend
Vergeblich schrieb Bihn an Busard
Um ihm einen Teil des Jammers abzunehmen
Sie ließen den Gedanken fallen..
Dieselbe Unruhe über das Geschlecht des Kindes
Er schläferte sie wie das erste Mal ein
Sela kommt nieder
Drittes Buch – Das Leben fürs Kind
Über das Elend..
Wohnung
Nokturno
Beschwichtigung
Beschwörung des Elends
Eifersucht
Liebesvorwand
Neue Liebe
Ehrliches Geständnis..
Äußerster Schritt
Die Geldklemme
Viertes Buch – Größeres Elend
Mit Selas Schwangerschaft
Busard lehnte ab..
Priester, gewähren Sie einem Unglücklichen
Bihn war wieder allein
Mit seiner Hand das allmächtige Papier
Der Tisch war gedeckt
Im Schlafzimmer lag Bihn auf dem Diwan
Sie tanzt als Bajadere
Sela betrogen, Bihn untreu
Als Bihn erwacht, ist er allein
Um sieben Uhr morgens
Ihr Leben verlief ohne Zwischenfall..
Es ist ein Sohn
Die für die Liebe allein geschaffen
Die zweitausend Franken
Als der Sommer beginnt
Als Sela eines Nachmittags
Am nächsten Morgen läutete Sela
Sela kehrte mehrere Nachmittage
Am zweiten Sonntag
Fünftes Buch – Potius mori quam moechari
Über das Unglück der Kunst
Aufforderung
Sir Arthur Glocester
Commoso
Der Geldherr
Höchste Not
Vorwort des Ehebruchs..
Vaterschaft
Anrufung des Todes
Sechstes Buch – Heilige Preisgabe
Über die Katastrophe
Der Adel der Nerven
Geschlechtliche Märtyrerin
IMarter
Der Morgen des Todes..
Morphium..
Selbstmord
Versuch, sich durch den Willen zu töten
Grabschrift
Nachspiel – Die Messe des Goldes
Nachruhm
Geistige Störung
Die Symphonie im Irrenhaus
Der Lauf der Dinge
Der Wahnsinn des Goldes
Die moderne Hostie
VORWORT
Der starke Naturalismus der achtziger Jahre musste ins Meer hinausfließen, der wie alle anderen Ströme. Die naturwissenschaftliche Methode war verblüht und gab keine Frucht mehr; viele nahmen die Methode für die Wahrheit selbst und hielten eigensinnig an der morschen Bohle fest, auch als sie auf Grund ging. Andere, die wachsen wollten, suchten neue Fahrzeuge, um weiter zu kommen. Sie schieden allerdings mit Bedauern von der Periode, denn diese Verwilderung, dieses Indianerleben war erfrischend gewesen, wie das Räuberleben des Schulknaben während der Sommerferien; dieses einseitige Licht, das auf Welt und Menschen fiel, gab ein scharfes Relief, stellte Dinge und Ereignisse in rembrandtsche Beleuchtung; diese Neuwertung alter Werte brachte buchstäblich eine neue Weltanschauung, die nicht auf weite Entfernung sah, aber scharf auf nahe. Es war die mikroskopische Methode. Wer aber mit Mikroskopie gearbeitet hat, weiß nur zu gut, dass man Zellen und Gefäße sehen kann, wo nur Luftblasen sind; und dass ein Staubkorn dazu verleiten kann, ein nicht vorhandenes Organ zu demonstrieren.
Damals, 1889, bekam die Welt zwei neue Denker und Propheten, Langbehn, Autor von „Rembrandt als Erzieher, und Nietzsche, vor allem Autor von „Jenseits von gut und böse
. So große Differenzen auch zwischen diesen beiden bestanden, die als diametrale Gegensätze erscheinen können, eine gemeinsame Tangente hatten sie doch, und das war ihre Reaktion gegen die Mikroskopie. Langbehn ist Makroskopist vor allem. Was Rembrandt mit seinem Buch zu tun hat, das hat kein Mensch begriffen; und obwohl man jeden einzigen Punkt des ganzen Werkes widerlegen zu können geglaubt hat, öffneten sich doch hinter Tatsachen neue Perspektiven, und die Naturwissenschaft, die in den Händen der Spezialisten beinahe gestorben war, bekam neues Leben.
Langbehn, mit dem das Jahrhundert schließen sollte, ist eigentlich ein wiedererstandener Kant, mit dem das Jahrhundert begann; und beide suchen die Rettung im Postulat und Imperativ, da die Urteilskraft und die reine Vernunft nicht die Fähigkeit gezeigt haben, die Welträtsel zu lösen oder dem Menschen die Festigkeit zu geben, die nötig ist, um auf offener See gute Fahrt zu halten. Sowohl Darwin wie Haeckel hatten sich im Voraus, wenn auch vergebens, gegen die schnellen Konsequenzen reserviert, die man aus ihrer Ableitung der Arten für die Befreiung der Ethik gezogen hatte; und Langbehn reagiert gegen die naturalistische Psychologie, die zur Tierarzneikunde erniedrigt ward. Als die Naturalisten sagten: Lasst uns Menschen sein!, da meinten sie: Lasst uns Tiere sein! Selbst die Theologie oder die Lehre von Gott wurde von der Zoologie abgeleitet. Des Tieres Furcht vorm Unbekannten und des Wilden Verwechselung von Traum und Wirklichkeit, das war der Ursprung der Religion! Was sollte man da von einer Welt glauben, in der die Menschen als Märtyrer für eine Unwahrheit gestorben waren? Was sollte man von dem Kommenden denken, wenn das Vergangene für Lüge erklärt wurde? Achtzehnhundert Jahre Christentum, die sich eines Tages als Irrtum erwiesen? Das war zu verrückt, und ein Schuss vor die Stirn wäre das einzige und letzte gewesen!
Vorm Revolver stand nun die Menschheit und sah keine Rettung. Da kam der andere Prophet, Nietzsche, und erklärte zuerst, dass das Böse gut und das Gute böse sei; dann, dass gut und böse nicht existieren. Das war die Apologie des Verbrechens, die Verbrechermoral, die in Oscar Wildes Perversität ihren schärfsten Ausdruck fand. Hatte Langbehn durch seine Negativbilder, ohne es zu wollen, die Lichtseiten des Naturalismus hervorgehoben, so trieb Nietzsche ihn in Karikaturen aus, die seine Fehler zeigten.
In Paris war gleichzeitig ein Gefühl davon erwacht, dass der Positivismus unzulänglich sei, und es begann Zeitungsartikel zu regnen mit den Überschriften: Hier wird eine Religion gesucht; Stellung findet ein Prophet; Zu mieten gesucht eine allgemeine, zeitgemäße Kirche.
Selbst Zola beginnt zu erwachen; und er, der als Zuschauer, ruhig, gefühllos dagesessen hatte, erhebt sich, um sich nach einer Religion umzusehen. In Lourdes findet er sie nicht, da sein Arzt die Wunder „erklärt", nicht als Betrügerei, das wäre zu alt, sondern als Hypnose. Dann fährt er nach Rom, nicht ohne Illusionen, das Christentum modernisieren und einen zeitgemäßen Kompromiss zwischen Wissenschaft und Religion zustande bringen zu können. Aber es gelingt ihm nicht. Später sucht er als ein fanatischer Gläubiger seine Religion darin, dass die Menschheit durch Wissenschaft und Arbeit zu Gerechtigkeit und Wahrheit fortschreitet; und schließt in Cabets paradiesischem Ikarien, wo die Lämmer mit den Löwen spielen und die Vögel des Waldes am vollen Tisch des Familienhauses speisen, wo es keine Armen gibt.
Zola wuchs, vom unfruchtbaren zoologischen Zweifel in den Glauben an Fortschritt zu Glück und Tugend (das war ein neues Wort). Aber viele seiner Schüler blieben im Wachstum stehen und fuhren fort, das abgenutzte Programm, das nun für Leierkasten gesetzt worden war, herunter zu leiern.
Zola endete also als Idealist in des Wortes rechter Bedeutung, und obwohl er die religiösen Formen hasste und bekämpfte, besonders die römischen, war er religiös, gläubig auf seine Art. Aber die französische Jugend der neunziger Jahre hatte Zola nicht gekannt, wollte ihn nicht kennen, nichts mit ihm zu tun haben. Sie hatte einen ganz anderen Lehrer und Propheten, und das war Péladan.
Es ist unbegreiflich, dass unsere Literaturhistoriker, die vom Staate angestellt und bezahlt werden, damit sie die zeitgenössische Literatur verfolgen, niemals die merkwürdige Erscheinung Péladan im Vorbeigehen ohne Lächeln erwähnen können, während sie über seine deutschen Epigonen Vorlesungen halten. Man fragt sich, ob es Unwissenheit ist oder ist es Péladans Schicksal, niemals diese liederliche Popularität zu erreichen, die gewöhnlich damit endet, dass die Menge das Idol satt bekommt und die Größe auf den Kehrichthaufen geworfen wird?
Bereits 1884, also als Zola erst bis zum „Paradies der Damen gekommen war, beginnt Péladans Wirken; damals erschien von seinem Zyklus „Das Ende der Lateiner
der erste Roman: „Das höchste Laster". Während der zwanzig Jahre, die seitdem vergangen sind, hat er vierzehn Romane, außerdem Dramen und philosophische Arbeiten, zusammen achtunddreißig Bände, erscheinen lassen. Die vierzehn Romane gehen denen Zolas parallel; während dieser aber im Rougon-Zyklus das zweite Kaisertum schildert, malt Péladan seine eigene Zeit, die dritte Republik. Finis Latinorum ist sein Motto, und er glaubt, dass die Lateiner vergehen werden; er sagt ihren Untergang voraus, schildert wie ein Juvenal alles Elend im modernen Paris; mit der gleichen Unerschrockenheit wie Zola und mit ebenso naiver Schamlosigkeit. Sein Material an Erlebtem und Gesehenem ist unerhört, sein Stil brennend vor Eifer; er taucht in den Schlamm hinunter, kommt aber immer wieder in die Höhe, schlägt mit den Flügeln und erhebt sich zu den Wolken.
Sein glänzendster Roman ist die „Einweihung des Weibes", ein Buch von der Liebe in allen Arten, Tonarten und Abarten; da hebt er das Dach von allen möglichen Häusern und zeigt die Eingeweide von Paris. Es ist ein furchtbares Buch, reich, groß und schön trotz all dem Hässlichen, das es birgt.
Derselbe Mann hat eine Großtat gewagt, und sie ist ihm gelungen! Er hat zu Aischylos’ „Promethie" die beiden Teile der Trilogie, die verloren sind, hinzugedichtet; und wenn sie im Ton nicht ganz dazu stimmen, so liegt das an ihrem reicheren und tieferen Inhalt; wenigstens erscheint es dem so, der nicht an die Unerreichbarkeit der Antike glaubt. Es wäre ja betrübend, wenn die Welt nicht vorwärts gegangen wäre und Gedankenleben wie Ausdrucksmittel weitergeführt hätte.
Péladan ist kein Nationalist oder Mann der Revanche; er ist Weltbürger und hat in Frankreich Wagner eingeführt, trotz dem Widerstand der Patrioten; und kaum ein Deutscher hat seinen Wagner so gigantisch gemacht wie Péladan seinen.
Für die moderne Kunst hat er durch seine Ausstellungen gewirkt, und alles, was Symbolismus heißt, hat er gestartet.
Was ist mit dem Mann, dass er nicht über seine Kreise hinausgedrungen ist? – Er war allzu gebildet, um von allen begriffen zu werden; er war christlich wie ein Kreuzfahrer, und das war ihm im Wege bei den Heiden; er verfuhr streng mit den Chequarden und Panamisten der dritten Republik.
Péladans Einfluss ist unberechenbar groß, aber er wirkt nicht direkt, sondern durch seine Schüler. Man zitiert ihn nicht, aber man holt aus seinem Trog; seine Person wurde preisgegeben, und sie fiel durch ihre Spitzkragen wie Kierkegaards durch den grünen Regenschirm; aber er lebt als die Stimme eines Rufenden, der da germanische Bildung in sein Land einführte und dessen geschlossene Tore Europa öffnete.
August Strindberg
VORSPIEL
Der freie Mensch ist, wer nur noch
von der Krankheit, dem Elend und
der Polizei abhängt.
Der glückliche Mensch ist, wer
einen Strahl des Göttlichen bricht
und seinen Traum vom Ideal
verwirklicht.
Der höhere Mensch ist, wer durch
Alles und trotz Allen danach strebt,
die höchstmögliche Überlieferung
zu verkörpern.
I. DAS LIED AUF DAS GOLD
Sinnbild des Vollkommenen, Vereinigung der Wissenschaften, o reines Metall, Verhärtung der Sonne, Verdichtung des Lichtes, ruhmreiches Gold, allmächtiges Gold, Gottheit Gold! Vergebens werden die Moses auf die Höhen steigen, das göttliche Wort zu empfangen: immer, Verlangen nach Gold, wird man dich anrufen, und dein Gesetz wird wie ein verehrtes Joch die Seelen dieser Welt beugen.
2.
Talisman des Wunsches, unverderblicher Stoff, o einzige Frucht der Erde: du gabst den magischen Zeiten die Gesundheit, trinkbares Gold; die Gelehrten selbst haben dich gesucht, Stein der Weisen. Die Künste und die Berufe sind Wege zu dir.
Die Barmherzigkeit des Heiligen, die Selbstsucht des Schlechten begehren dich beide; Triebfeder jedes Verbrechens, Mittel der Güte, Bestandteil des Friedens, Werkzeug der Finsternis, gleichgültiger Mitschuldiger der Schande und des Ruhms, fügsam dem Satan wie dem Engel, Allgottheit Gold.
3.
Dieser Alchemist, der sein Alter über den Athanor beugt, hat sein Leben verbraucht, um dich zu beschwören. Siehe: sein fieberhaftes Forschen belebt noch sein Auge, das morgen der Tod verglasen wird. Dieses Schiff, das nach unbestimmten Ufern fährt, nimmt es mit Winden und Strömungen und Wirbelstürmen auf; denn an einem Abend der Wache erzählte ein Schiffer, er habe einst an den Küsten eines Landes gekreuzt, wo du dich noch verbirgst; um einen Strahl von dir verlassen diese Christen Land, Herd, Familie, und heuern eine Argo, um dich zu entführen, goldenes Vlies.
4.
Du bist der Don Juan jeder Elvira, und das Bett der Liebe ist nur einer deiner Altäre, o Meister des