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Die Sodom-Prophezeiung
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eBook435 Seiten5 Stunden

Die Sodom-Prophezeiung

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Über dieses E-Book

Lucifer kehrt nach fünftausendjähriger Verbannung auf die Erde zurück. Sein Ziel: Die Vernichtung der Menschheit, was ihm seinerzeit mit Sodom und Gomorrha nicht gelang. Seine Waffe: Eine riesige Armee aus Nephilim, also Kindern, deren Vater ein Engel ist.
Um diese zu befreien, muss er in den Besitz von 2 magischen Gegenständen kommen, die in den Geheimarchiven des Vatikans unerkannt lagern. Ein kleiner Trupp unter Führung des vatikanischen Erzbischofs, Monsignore Antonio, der eine Allianz zwischen Engeln und Menschen schmiedet, findet aufgrund eines mysteriösen Pergaments zusammen. Zugleich stellen sie sich als Schicksalsgemeinschaft Lucifer entgegen. Sie müssen die Artefakte vor ihm finden. Gleichzeitig braucht der Himmel die Hilfe der Menschen, weil diesem das Problem mit dem abtrünnigen Erzengel entgleitet.
Ungeheuerliche, gerne verdrängte Tatsachen aus der Kirchenhistorie werden nebenbei aufgedeckt, während die ersten bestialisch Ermordeten im Vatikan entdeckt werden. Eine besondere, sich bis heute auswirkende Rolle kommt einem von der Kirche bislang verschwiegenen Papst Thomas I. zu, der im Jahr 1101 versehentlich zwei Nephilim befreite, welche danach den Mythos von Vampiren, Werwölfen und anderen literarischen Gruselgestalten erschufen.
Es wird offensichtlich, dass das dritte Geheimnis von Fatima, 1917, kein Hinweis auf das Papstattentat vom 13. Mai 1981, sondern eine eindringliche Warnung vor den lebensbedrohlichen, aktuellen Ereignissen war.
Die zentrale Frage lautet: Wird es gelingen, dem auf der Erde weilenden Lucifer unwiderruflich das Handwerk zu legen?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum17. Juli 2014
ISBN9783847633204
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    Buchvorschau

    Die Sodom-Prophezeiung - Thomas Hehrlein

    Prolog

    Rom, Heiligabend

    Er war seit einigen Wochen zurück, doch erst heute hielt er es für angebracht, sich im Beisein seiner Heerführer zu zeigen. Sein Versteckspiel hatte ein Ende, die Zeit war reif.

    Das Böse, seit Anbeginn der Schöpfung vorhanden, Essenz der himmlischen Ordnung, bahnte sich einen Weg, erfüllte die vorgegebene Bestimmung, diente der göttlichen Allmacht. Ahnungslos saßen Christen überwiegend zuhause um den festlich geschmückten Tannenbaum, um brennende, wärmespendende Kerzen im Kreise der Familie, mit dem ernsten, mehr als anspruchsvollen Vorsatz, einige friedliche, liebevolle Stunden miteinander zu verbringen.

    Sie nahmen nicht wahr, dass die Nacht dunkler schien als sonst, dass die hell leuchtende Sichel des zunehmenden Mondes Mühe hatte, den klaren, sternenübersäten Himmel zu dominieren. Die tragische Sorglosigkeit dieses Weihnachtsfestes ließ niemanden in unserer aufgeklärten Welt das sich ankündigende Grauen erkennen, welches sich erneut formierte.

    Eine die Straße entlang streunende, schwarze Katze mit glänzendem Fell – aufgrund ihrer gepflegten Erscheinung vermutlich aus behütetem Zuhause stammend – sträubte fauchend ihre Nackenhaare, duckte sich, blies ihren Schwanz auf die fast dreifache Dicke auf. Sie bemerkte es, mit ihren, der menschlichen Empathie weit überlegenen Raubtiersinnen.

    Ja, er war zurück, bereit, seinen eigenen, egoistischen Interessen zu folgen, die gleichsam eigebettet waren in ein übergeordnetes, fatalistisches Regelwerk. Was auch er nicht wusste:

    Die Dimension war eine andere. Wiederholt sollte beginnen, was der Zeit entsprungen, was anderenorts bereits geschehen war!

    Kapitel 1 - Peter

    Los Angeles, 25. Dezember, 03:30 Uhr

    Peter Meyers stand am Rand eines tiefen Kraters. Nein, er täuschte sich!

    Der gigantische Schlund war künstlicher Art - eher eine von Menschen sowie deren Maschinen ausgehobene, längliche Grube von der Größe eines ganzen Straßenzugs einer Kleinstadt. Am Horizont schickte sich soeben die Sonne an, mit ihren ersten Strahlen, das Morgengrauen verdrängend, glutrot den Tag zu begrüßen.

    Mit der hierdurch verbundenen Lichtfülle, begann sich auch die Düsternis in dem weiten Abgrund aufzuhellen. Peter blickte hinunter.

    Die riesige Fläche unter ihm lag schätzungsweise zehn Meter tief, wahrscheinlich sogar etwas tiefer. So genau vermochte er das nicht zu erkennen.

    Seine Augen waren weit aufgerissen, seine Kehle wie zugeschnürt, kein Laut verließ seinen Rachen. Was er sah, schien ihm seinen Verstand rauben zu wollen.

    Unter ihm lagen Leichen, Berge von Toten, aufgetürmt aus Leichnamen, deren Verwesung bereits begonnen hatte. Es mochten Tausende sein, wenn nicht sogar Zehntausende.

    Der Anblick war grauenhaft, ließ spontan verwandte Bilder entsetzlicher Kriegsverbrechen des 20. Jahrhunderts vor seinem geistigen Auge erscheinen. Er fragte sich, ob dies etwa ein Massengrab sei?

    War es vielleicht das Resultat eines militärischen Amoklaufs, einer wiedergekehrten, verheerenden Seuche oder eines missglückten, biologischen Experiments, das das Ende der Menschheit einläutete?

    ’Der Tag der Vernichtung’, dachte er weiter und ’woher nur kenne ich diesen Begriff’?

    Er wusste es nicht. Trotz des aufkommenden Ekels, welchen er verspürte, obwohl er die den Toten entströmende Fäulnis seltsamerweise überhaupt nicht riechen konnte, sowie des zunehmenden Wunsches, sich zu übergeben, blieb er reglos stehen, konnte aber seinen Kopf drehen, seine Augen schweifen lassen.

    Der Sonnenschein beleuchtete bereits die Ränder des Leichengrabens, was ihm ermöglichte, auf der gegenüberliegenden Seite, in etwa hundert Metern Entfernung, ein gewaltiges Schild zu erkennen. Vergleichbar einer Spruchtafel von Demonstranten, nur eben viel größer, stand in dunkelroter Farbe – er musste in diesem Moment an Blut denken – eine Botschaft geschrieben.

    Die Buchstaben waren, trotz ihrer enormen Größe, von seinem Standpunkt aus nur schwer zu erkennen. Dennoch konnte er sie nach und nach entziffern:

    ’FINDE DAS PERGAMENT UND DAS…’

    Er versuchte auch die folgenden Schriftzeichen zu erfassen, wurde aber schlagartig abgelenkt, weil urplötzlich ein dunkles, ein durch und durch bedrohliches Getöse, so als würde eine große Glocke aus dem Kirchturm eines Doms fallen, die bedrückende Stille um ihn herum durchbrach. Der durchdringende, lauter werdende Krach wirkte unheilvoll.

    Er konnte nicht mit Gewissheit sagen, ob das Dröhnen aus der Leichengrube kam oder ihm seine zum Zerreißen angespannten Nerven einen Streich spielten. Er hörte genauer hin.

    Da war es wieder, dieser dumpfe, vibrierende Ton, welcher nun ebenso von der Seite, von hinten wie auch von oben zu kommen schien. Er versuchte sich seine Ohren zuzuhalten, während die Welt um ihn herum verschwand, wie hinter dichten Nebelschwaden.

    Alles löste sich auf. Vor Schreck schlug Peter die Augen auf.

    Das aufdringliche Summen seines Mobiltelefons hatte ihn geweckt. Benommen von seinem Traumerlebnis griff er nach dem kleinen Sprechgerät auf seinem Nachttisch.

    Um Haaresbreite verfehlte er dabei die schwarze Schreibtischlampe, welche ihm zugleich als Lese- und Nachttischlampe diente, die er ansonsten umgeworfen hätte. Mit unkoordinierten Bewegungen öffnete er das Handy, das ihn, als einzige Lichtquelle im Zimmer, schwach leuchtend, violett anstrahlte.

    „Ja, hallo", meldete er sich verschlafen.

    Eine weibliche, sehr sympathische Stimme antwortete ihm:

    „Spreche ich mit Professor Peter Meyers?"

    „Ja", antwortete er stakkatoartig.

    „Professor, ich rufe an im Auftrag seiner Eminenz, Kardinal Richemont aus dem Vatikan. Mein Name ist Tamara Rosalia.

    Wir brauchen ihre Hilfe!"

    Er zögerte mit der Antwort eine Weile.

    „Ja, und ich bin Santa Clause!", erwiderte Peter gereizt.

    „Ich habe, während ich auf meinen Rentierschlitten durch die Nacht brause, auch nichts Besseres zu tun - aber im Ernst, für Späße bin ich jetzt nicht aufgelegt. Sie wissen schon, dass wir nicht nur Weihnachten, sondern hier in Los Angeles gerade 03:37 Uhr morgens haben.

    Für gewöhnlich schlafe ich um diese Uhrzeit."

    Er schaute genervt auf die Leuchtziffern seines Radioweckers.

    „Ich bedaure sehr, sie so früh, ich meine, mitten in der Nacht, geweckt zu haben", ließ die Anruferin nicht locker.

    „Uns beschäftigt ein Problem, das sich leider Gottes nicht aufschieben lässt. Nur Sie können uns noch helfen!

    Nach unseren Recherchen sind sie eine Koryphäe in Sachen Kryptologie und alter Sprachen. Sie konnten bisher jeden altertümlichen Text übersetzen.

    Es ist nicht so, dass wir im Vatikan nicht genügend Experten hätten, jedoch sind wir fürwahr mit unserem Latein am Ende.

    Und das will in der katholischen Kirche etwas heißen", versuchte sie mit Wortspielen das Telefonat etwas aufzulockern.

    „Ein spezielles Schriftstück macht uns Sorgen."

    „Sie machen mir Freude", ergriff er barsch die Initiative.

    „Sie rufen hier zu unchristlicher Zeit an, denken womöglich, weil mich der Vatikan verlangt, komme ich sofort.

    Falls sie ihre Hausaufgaben effektiv gemacht haben, wissen sie, dass ich nicht mal Katholik bin, auch in den Gottesdienst gehe ich schon lange nicht mehr. Darüber hinaus belästigen Sie mich zu dieser Nachtzeit.

    Was soll ich nur davon halten?

    Allerdings finde ich ihre Stimme sehr sympathisch", reagierte Peter schlagartig charmant.

    „Und da ich nun endgültig wach bin, lassen sie mal hören. Was ist denn so wichtig an diesem Text?"

    „Das eben hoffen wir, mit ihrer Hilfe herauszufinden", redete Tamara Rosalia geheimnisvoll weiter.

    „Dabei sind wir nicht ganz zufällig auf sie gestoßen. Mit anderen Worten:

    Wir fanden in dem besagten, altertümlichen Dokument ihren Namen in moderner Schrift auf dem unteren Teil des Blattes."

    Der Professor stockte:

    „Habe ich sie richtig verstanden? Es handelt sich doch um einen archaischen Text?

    Wieso steht dann mein Name darauf?"

    Peters Überraschung stieg urplötzlich genauso wie sein Interesse, obschon seine Gedanken regelrechte Purzelbäume schlugen. Dazu kam, dass der Albtraum, aus dem er durch das Handy nicht nur gerissen, sondern vielmehr gerettet wurde, noch eindrücklich vor seinem geistigen Auge stand.

    Er bemerkte nebenbei, dass er verschwitzt war, dass ihn fröstelte, weil die Feuchtigkeit in seiner Schlafbekleidung, außerhalb seiner Decke, unangenehm abkühlte.

    „Das ist uns auch ein Rätsel, Mister Meyers", fuhr die weibliche Stimme fort, „doch die Umstände, wie wir zu diesem Dokument kamen, sind noch mysteriöser.

    Ich schlage Ihnen vor, dass Sie uns schnellstmöglich als unser Gast in Rom besuchen. Packen Sie indessen gleich für mehrere Tage und verlieren Sie keine Zeit.

    Sollten sie etwas vergessen, werden wir ihnen das Benötigte in Rom besorgen. Ich habe mir erlaubt, einen Privatjet des Vatikans zum Flughafen in Los Angeles zu beordern.

    Sie werden mit dieser Maschine bequem und direkt in die ewige Stadt gebracht werden. Der Abflug ist um 08:30 Uhr vom Flughafen in Los Angeles geplant.

    Alles ist bereits organisiert. Weitere Informationen erhalten Sie von Monsignore Antonio, einem unserer wissenschaftlichen Theologen, der einen streng geheimen Bereich des Vatikans leitet, welcher direkt dem Heiligen Vater unterstellt ist.

    Es war dessen persönlicher Wunsch, sie im Jet zu begleiten. Ich denke, sie erwartet ein spannendes Gespräch mit einem ausgesprochenen Spezialisten für die Dunkle Seite der Welt.

    Vertrauen Sie ihm! Ach, beinahe hätte ich es vergessen.

    Wir haben für sie ein Taxi geordert, welches sie pünktlich zum Flughafen bringen wird. Der Fahrer wird um 07:30 Uhr vor ihrer Haustür stehen.

    Lassen sie ihn nicht warten!"

    „Moment, wie kommen sie dazu, zu glauben, dass ich kurzweg meine Koffer packe, um zu ihnen zu fliegen?

    Ach so", schoss ein Geistesblitz durch Peter, „jetzt verstehe ich!

    Ihr Studenten macht einen Scherz, oder?"

    Peter erinnerte sich an seine angehenden Akademiker, die sich mit Vorliebe derbe Späße ausdachten, insbesondere in angetrunkener Partylaune. Dagegen sprach, dass er zurzeit von seinen Lehrpflichten vorübergehend beurlaubt war, weshalb er bereits seit über zwei Monaten keinen Kontakt mehr zu den Hochschülern hatte.

    Die CIA und das Pentagon brauchten ihn für einen streng geheimen, wissenschaftlichen Auftrag in Kryptologie. Er sollte mit seiner Kenntnis alter Sprachen sowie seiner Erfahrung mit antiken Schriften helfen, einen Geheimcode zu entwickeln, der die Informationsübermittlung beim Militär revolutionieren würde.

    Es zeigten sich bereits erste Fortschritte. Zur Sicherheit war er zwischenzeitlich zusätzlich in einer anonymen Wohnung untergebracht worden – eine übliche Verfahrensweise des Pentagons –, weshalb in ihm eine Alarmglocke anschlug.

    War dies eine Falle? Niemand wusste von seiner Arbeit oder wo er sich aufhielt.

    Die CIA hatte ihm zu Beginn eindringlich geraten, aufzupassen, die Augen offenzuhalten. Andererseits war die Zeit des Kalten Krieges mit dem Fall der Berliner Mauer oder des Eisernen Vorhangs sowie der Neuordnung des sowjetischen Reiches seit den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts vorbei.

    Spione oder Doppelagenten gab es nur noch in alten Kriminalfilmen, wobei ihm der Gedanke daran ein flüchtiges Schmunzeln ins Gesicht zauberte.

    „Ich bin keiner ihrer Studenten, Professor", rechtfertigte sich Tamara Rosalia.

    „Mir ist dennoch klar, dass sie keinen Anlass haben, mir zu trauen, schließlich kennen sie mich nicht. Deshalb habe ich ihnen als Beweis eine Mail geschickt mit einer Abschrift des Textes, damit sie sich selbst ein Bild von der Dringlichkeit machen können.

    Ich versichere ihnen, dies ist kein Scherz! Sehen sie sich alles genau an, aber vergessen sie nicht das Taxi um 07:30 Uhr.

    Wir freuen uns auf sie und hoffen zugleich auf ihre Mitwirkung. Immerhin könnte das Schicksal der Menschheit von ihnen abhängen.

    Wir sehen uns in Rom - bis bald."

    Die Frau mit der angenehmen Stimme, Tamara Rosalia, legte auf. Irritiert klappte Peter sein Handy zu.

    Er war sich nicht sicher, ob er sie richtig verstanden hatte. Sprach sie tatsächlich vom Schicksal der Menschheit, welches von ihm abhinge?

    ’Na, wie banal, wenn es weiter nichts ist’, dachte er spöttisch.

    Doch etwas anderes gab ihm noch mehr zu denken. Woher hatte die Anruferin die Telefonnummer seines Mobiltelefons?

    Diese kannte bisher nur die CIA, von der er das Handy für seine wichtige Arbeit bekam. Gleichsam war seine Email-Adresse von diesen erst vor einigen Tagen eingerichtet worden - ebenfalls geheim.

    Und seine Gesprächspartnerin am anderen Ende der Leitung hatte mit allem recht. Er war in der Tat eine Kapazität.

    Obwohl erst 35 Jahre alt, bekleidete er eine Professur für Archäologie und alte Sprachen. Dass sie das wusste, konnte sie allerdings gegoogelt haben.

    Er war aufgedreht, an Schlaf war nicht mehr zu denken. Nur so zum Spaß, mehr aus Neugierde, ohne dass er an die Ernsthaftigkeit des Anrufs glaubte oder daran, eine Mail bekommen zu haben, ging er zu seinem Notebook.

    Er klappte es auf, drückte den Startknopf, ließ die Maschine hochfahren. Etwa eine Minute später stand die Verbindung zu seinem elektronischen Posteingang.

    Tatsächlich, zwei Nachrichten waren seit der gestrigen Abmeldung seines Computers eingegangen. Absender war der Vatikan.

    Als Betreff stand zu lesen ’Test’, mit Datum des Vortags, Zeit 21:13 Uhr, sowie ’Scan Dokument’, mit Datum von heute, Zeit 03:29 Uhr. Neugierig geworden, öffnete er die Datei ’Scan Dokument’, welche keinen weiteren Text enthielt.

    Zügig lud er den Anhang hoch, was einen Moment dauerte. Auf seinem Bildschirm erschien ein leicht vergilbtes, aber dennoch guterhaltenes weißes Blatt Papier in der Größe von etwa DIN-A4.

    Der Rand war lediglich an mehreren Stellen etwas eingerissen. Es war voll beschrieben mit Zeichen, die ihn auf den ersten Blick an sumerische Keilschrift, an semitische Sprachen, hierbei speziell die Aramäische, wie auch an andere altertümlichen Schriften erinnerten.

    Obendrein erkannte er bei genauerem Hinsehen noch Hieroglyphen. Daneben gab es weitere Schriftzeichen, die flüchtig betrachtet überhaupt nicht passten, nämlich Zahlen kombiniert mit Buchstaben in heutiger Schreibweise, scheinbar wahllos an einigen Stellen eingefügt.

    Seine Überraschung kannte jedoch keine Grenzen mehr, als er am Ende des Dokuments seinen Namen samt geheimer Anschrift sowie seine nicht bekanntgegebene Telefonnummer nebst Email-Adresse fand, alles in feinster Druckschrift. Nur die CIA wusste von diesen Daten.

    Gleichsam standen sie hier auf einem Schriftstück, welches, den antiken Buchstaben nach zu urteilen, hunderte, möglicherweise tausende von Jahren alt sein konnte. Die zweite Überraschung kam, als er die Schriftzeichen näher betrachtete.

    Diese hatten in ihrer Anordnung eine verblüffende Ähnlichkeit mit seiner aktuellen, kryptologischen Arbeit. Wie kam der Vatikan an ein Schreiben, das Ergebnis seiner Forschung zu sein oder Teile davon zu enthalten schien?

    Es wurde immer unglaublicher. Er musste seine Kollegin, Susan Stewart, von der U.S. Army anrufen.

    Sie wurde ihm primär, aufgrund ihrer herausragenden Reputation, für seine komplizierte Aufgabe als wissenschaftliche Assistenz zugeteilt. Darüber hinaus war sie seine Ansprechperson, wenn es außerhalb der Arbeit zu Problemen kam.

    Nach einer steilen Karriere bekleidete sie mittlerweile den Rang eines Majors, obwohl sie erst 33 Jahren alt war. Zudem wirkte sie als Wissenschaftlerin bereits an vielen militärischen Geheimprojekten mit, bevor sie sich kennenlernten.

    Oft, wenn sie zusammen arbeiteten, musste er an sein Studium, seine vielen Reisen sowie die wissenschaftlichen Aufgaben, für die er Verantwortung trug, denken, was ihm nicht nur einen exzellenten, wissenschaftlichen Ruf, sondern auch, was die Schattenseite seiner Berufung war, ein Leben als Single einbrachte.

    Weder fand er die Zeit für eine dauerhafte, intime Beziehung, noch waren die historischen Artefakte, an denen er arbeitete, dazu angetan, eine mögliche Freundin zu beeindrucken. Bei Sue, so mochte Susan Stewart von ihren Freunden genannt werden, war das anders!

    Sie gefiel ihm gut, mit ihren blonden, schulterlangen, Haaren, den weiblichen Formen, dem angenehmen Parfum, welches sie dezent verwendete, besonders aber wegen ihrer konsequent wissenschaftlichen Art zu arbeiten. Dass sie auch altersgemäß zu ihm passte, war eine weitere positive Eigenschaft.

    Eines Abends, nachdem sie bei der Lösung eines Übersetzungsproblems einfach nicht weiterzukommen schienen, lud sie ihn zur Ablenkung zu einem Probetraining mit ihren Army-Kollegen ein. Diesbezüglich wusste er von ihr nur, dass sie als Nahkampfexpertin das wöchentliche Training seit über einem Jahr leitete.

    Er erlebte, wie sie reihenweise muskelgestählte Kämpfer auf die Matte legte. Von Susan war er nicht nur beeindruckt, sondern sie hatte es ihm tatsächlich angetan.

    Er hinterließ ihr eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter, teilte den Inhalt des ungewöhnlichen Telefonats mit und wies sie an, die Email, welche er ihr sofort weiterleiten wollte, so schnell wie möglich zu lesen.

    Gleich darauf fing er an zu packen.

    ***

    Rom, 27. Dezember, 06:30 Uhr

    Über das dunkle Pulver in der Tasse goss er siedend heißes Wasser. Am liebsten mochte er seinen Kaffee stark, schwarz wie die Nacht, allerdings mit mindestens drei Löffeln Zucker.

    ’So viel Genuss musste sein’, war sein Motto! Süßstoff kam für ihn nicht in Frage, da hielt er sich an seine Prinzipien.

    Nun hatte er genügend Zeit, konnte den frühen Morgen gemütlich angehen lassen und in der Tageszeitung blättern. Erst in einer halben Stunde würde er sich auf den Weg in sein Büro machen.

    ’Wenigstens sind die Straßen frei, die meisten Leute bleiben heute zuhause’, dachte er.

    Das mit dem erwünschten Urlaub zwischen den Jahren hatte leider nicht geklappt. Den Vorzug bekamen jene Beamten mit schulpflichtigen Kindern – eigentlich wie jedes Jahr.

    Noch während er damit beschäftigt war, mit viel Geduld den Zucker in sein Heißgetränk einzurühren, meldete sich sein mobiles Diensttelefon.

    „Nein, murmelte er vor sich hin, „nicht schon wieder, ich habe doch noch nicht einmal gefrühstückt. Scheiße!

    Sein beruflicher Ehrgeiz als Abteilungsleiter machte es ihm unmöglich, den Anruf zu ignorieren. Der Hauptkommissar der italienischen Staatspolizei, in dieser Funktion leitender Ermittlungsbeamter des Morddezernats, drückte die Taste auf seinem Handy.

    „Ciao, Cattano."

    „Tozzi hier, ciao Enrico. Ich muss dich leider früh stören.

    Wir haben einen Doppelmord, den wir untersuchen sollen. Sieht ganz nach einem Ritual oder einem Wahnsinnigen aus - vielleicht auch beides zugleich, das weiß man bei diesen Verrückten ja nie.

    Die Order kommt von ganz oben, vom Innenministerium. Die wollen, dass wir eilig in die ’Via Angelo Emo’ fahren."

    „Ist das nicht ganz in der Nähe des Vatikans?"

    „Ja, stimmt, die Carabinieri, welche die Wohnung aufgrund eines anonymen Hinweises zuerst betraten, sollen ein Schlachtfeld vorgefunden haben, angeblich eine ganz schöne Schweinerei. Ich kann in fünf Minuten bei dir sein."

    „Soll ich fahren, Paolo?"

    „Nein bloß nicht!", lachte Tozzi.

    Sie stritten sich immer darum, wer fahren durfte.

    „Wir nehmen mein Auto! Oder willst du mit deinem Fahrstil wieder alte Omas erschrecken?"

    „Alles klar", lachte auch der Kommissar, „meinen Kaffee wärme ich dann heute Nachmittag in der Mikrowelle. Wir wollten ja unbedingt Bullen werden!

    Bis gleich, Paolo. Cattano, Ende!"

    „Arrivederci, bis gleich Enrico."

    Kapitel 2 - Abraham

    Um 3000 vor Christus

    Auf einer Anhöhe stellten sie auf einem kargen und steinigen Feld, in Sichtweite der übriggebliebenen Trümmer einer durch einen Tsunami vor kurzem verwüsteten Stadt,  einen riesigen Tisch aus Pinienholz auf. Niemand wohnte mehr in den Ruinen, welche etwa 90 Meter tiefer lagen.

    Dabei meinte man, die Wesen, die diese Metropole bevölkert hatten, immer noch zu spüren, ihre Stimmen zu hören. Ein ausschweifendes, dekadentes, ein der Sünde anheimgefallenes, menschenverachtendes Leben - es war verschwunden.

    Überbleibsel waren zur Mahnung gereichende klobige Brocken, welche dem Gottesgericht vorübergehend standhielten, jedoch mit der Zeit durch Verwitterung dem Vergessen anheimfallen würden. Die ganze Landschaft war öde und ausgetrocknet, bis auf die Stelle, an der die Überreste des urbanen Molochs zu sehen waren.

    Mit etwas Phantasie konnte man sich vorstellen, dass jene Residenz einst pyramidenförmig nach oben gebaut und auf diese Weise für viele Menschen eine dauerhafte Bleibe geworden war. Selbst die hohe, aus großen Quadersteinen errichtete Stadtmauer war an einigen Stellen noch partiell zu erkennen.

    Aufgrund des direkten Zugangs zu einem großen, dahinter liegenden See, war es keine Ansiedlung wie jede andere, sondern vielmehr eine Oase der Lebendigkeit mitten in der Wüste, der auf der entgegengesetzten Seite des Gewässers, im Osten, eine weitere, große Stadt gegenüber stand, die eine der Höhe nach schneckenförmige Bauweise aufwies. Diese brannte.

    Die Flammen loderten derart mächtig empor, dass der nächtliche Himmel der eben erst begonnenen Nacht, durch den Widerschein des Feuers am Horizont, orange bis blutrot erstrahlte. Das Gewässer unterstützte dieses Schauspiel, indem es die Feuersbrunst imposant spiegelte.

    Ungerührt vom Anblick dieser barbarischen Zerstörung setzte sich Dwarf, ein schlanker, sehniger Hüne mit schwarzen Haaren, als erster an den Tisch. Auf seiner bleichen Haut trug er am Hals ein glänzendes, glattgeschliffenes Amulett, in dessen Mitte ein grüner, rautenförmiger Edelstein saß.

    Seine bernsteinfarben leuchtenden Augen lagen in tiefen Höhlen. Sie strahlten, wie sein Gesicht, wie sein ganzes Wesen, eine unnahbare, morbide Kälte aus, die einem frösteln ließ.

    Seine blutleeren Lippen untermalten dies eindrucksvoll. Mit seinen langen, sehnigen Fingern, die in scharfkantigen Fingernägeln endeten, tippelte er ungeduldig auf den Tisch.

    Dwarf gegenüber setzte sich Gorgon, dessen Markenzeichen seine prächtig glänzende Glatze war, die ein indisch aussehendes, expressives Gesicht umrahmte. Er war gut einen Kopf kleiner, deutlich behaarter sowie muskulöser als Dwarf.

    Am Hals prangte ein prunkvoller, rubinroter Edelstein, in dessen Mitte eine karoförmige Vertiefung eingefräst war. Seine gelblichen Augen, die mit einer hochstehenden ovalen Pupille versehen waren, zeugten von Entschlossenheit.

    Ergänzt durch die kräftigen, weiß hervorstechenden Zähne, verlieh ihm seine Mimik zudem etwas Raubtierhaftes, drückte Kraft und Wildheit aus. In etwas Abstand zum Tisch hatten die beiden Anführer ihre kostbaren, schillernden Schwerter, außerdem die runden, nach außen hin gewölbten, metallisch glänzenden Schilde abgelegt.

    Gemeinsam warteten sie auf den Urteilsspruch ihrer Göttin, wobei sie sich nicht lange gedulden mussten. Mit einem hellen Lichtblitz schälte sich deren Sprecher als auch Stellvertreter aus dem Dunkel.

    Groß und stattlich stand Erzengel Gabriel vor ihnen, erstrahlte in gleißendem Licht. Ein Mensch wäre in Ehrfurcht vor diesem Wesen, aus dem Feuerzungen prasselten, erstarrt, hätte er die sonnenähnlich wabernde Fläche gesehen.

    Um die Angst der Erdenbewohner wissend, erschien sie ihnen daher gewöhnlich in ihrer Lieblingsgestalt, einer Frau, deren Aussehen, erhaben wie respekteinflößend, sie auch jetzt unverzüglich annahm. Ihre honigfarben glänzenden Haare umspielten alsbald ein liebliches, sehr weibliches Antlitz, in dem gleichwohl Entschlossenheit und Strenge ihren Platz hatten.

    Unverkennbar waren ihr blauer Umhang, über einer aus feinem Leinen gewebten Toga, als auch die in der rechten Hand gehaltene weiße Lilie. Ihr hell leuchtender Schild brannte lautlos.

    Neben ihr materialisierten drei weitere Erzengel, zu ihrer Rechten Michael, auf der linken Seite Raphael und Uriel, welche ihre urtypische Erscheinungsform beibehielten. Auffällig waren die von den Himmelswächtern hochgehaltenen Flammenschwerter, als deutliche Insignien ihrer Macht.

    Mit ihren Sandalen aus einem glitzernden Geflecht, was an Sonnenstrahlen erinnerte, schwebte Gabriel, ebenso wie die drei anderen Himmelsboten, einige Zentimeter über dem Boden. Jeder der Anwesenden konnte die von den Körpern der Himmelsgesandten ausgehende Hitze spüren, deren Licht den Versammlungsort taghell aufleuchten ließ.

    Begleitet wurden sie von Abraham, der die Vertretung der gesamten Menschheit repräsentierte sowie Lucifer, welcher zusammen mit Dwarf und Gorgon angeklagt war. Der einst mächtigste Erzengel war ein sogenannter Gefallener, der mutmaßlich letzte seiner Art.

    Im Unterschied zu der bäuerlichen Kleidung von Dwarf und Gorgon trug Lucifer eine dunkel glänzende Rüstung aus dünnem Metall. Er und Abraham nahmen ebenfalls an der Tafel Platz.

    Abraham war schon sehr alt, was man an den zahlreichen Falten in seinem Gesicht erkennen konnte. Man schätzte ihn auf weit über 100 Jahre, aber so genau wusste das niemand.

    Seinen Kopf umrahmte ein dichter, schlohweißer Vollbart, ergänzt von einer immer noch ansehnlichen, weißen Haarpracht. Für die Menschen symbolisierte er Sitte und Moral, war er als Vorbild ein stets verlässlicher Gradmesser, der sie von Geburt an begleitete, so, als wäre er schon immer dagewesen

    Als fester Bezugspunkt ihres Daseins, vermittelte er Zutrauen und bescheidene Zufriedenheit. Dies war auch wichtig, denn die Bauern in dieser Wüsten- und Steppenregion waren allesamt arme Geschöpfe, die von den mageren Erträgen eines mühsamen Ackerbaus oder von der Viehzucht leben mussten.

    Ihr wahrer Reichtum bestand vorwiegend aus ihrem unerschütterlichen Glauben an SIE, ihre Göttin, sowie einigen wenigen, unbedeutenden Habseligkeiten. Abrahams Weisheit, welche sich schon in seinem Gesichtsausdruck zeigte, als auch seine Güte, seine Glaubensfestigkeit und Rechtschaffenheit, waren bei seinem Volk geschätzt.

    Man merkte ihm physisch zwar die Verantwortung an, der Stammvater Israels und, zusammen mit seinem Sohn Isaak sowie seinem Enkel Jakob, der Erzvater der zwölf Stämme Israels zu sein, sah aber auch seinen hieraus resultierenden Stolz, die Würde in seinen Augen. Diese Last mit Freude zu tragen, war ihm, trotz seines biblischen Alters, eine spirituelle Ehre.

    „Im Namen der Allmächtigen verkünde ich hiermit das Urteil" begann Gabriel den Richterspruch.

    Die Anwesenden erhoben sich von ihren Stühlen.

    „Lucifer, Dwarf und Gorgon, ihr seid schuldig, die Menschheit in ihrer Entwicklung beeinflusst, genetische Mutationen gefördert, mit ihnen Nephilim gezeugt, sowie jene persönlich bedroht, missbraucht, versklavt und getötet zu haben."

    Eine kurze Pause trat ein. Abraham nickte bedächtig, mehr noch, er fühlte sich zufrieden, in der erwartungsvollen Hoffnung, Gerechtigkeit zu erfahren.

    Obwohl er nicht alles verstand, wusste er, dass die Erhabene und ihre Engel das Rechte taten. Sie liebten die Erdengeschöpfe über alles.

    So war es von Anfang an. Er hegte keinen Zweifel, dass der Himmel bedingungslos auf der Seite der Menschen stand.

    „Die Schöpferin verurteilt dich, Lucifer, da du erneut gegen die Schöpfung rebelliertest, zu einer 5000 Jahre währenden Verbannung. Währenddessen wirst du deine Menschenform als männlicher Krieger beibehalten.

    Du wirst in einen Komet eingeschlossen und einsam mit dem Schweifstern dessen Kreise in diesem Sonnensystem ziehen. Danach wirst du auf die Erde zurückkehren und dich erneut unter der Menschheit beweisen müssen.

    Bestehst du die Probe, wartet dein vorgesehener Platz unter den Cherubim und Seraphim auf dich."

    Lucifer, welcher seine schwarzen Flügel, von denen er drei auf jeder Seite besaß, als einziger der Anwesenden stolz aufgerichtet hatte, grinste. Er hatte eigene Pläne - geheime Pläne -, von denen niemand wusste.

    Sollte SIE doch jetzt triumphieren, zu guter Letzt würde er der Sieger sein. Irgendwann würde das Universum zu seinen Füßen liegen.

    „Dwarf und Gorgon werden, zusammen mit ihren Anhängern, in eine Zwischendimension deportiert. Die beiden vereinten Amulette, die Dwarf und Gorgon als Zeichen ihrer Macht tragen, werden Abraham, stellvertretend für die Menschen, übergeben.

    Es liegt hiernach im Ermessen der Erdenwesen, deren evolutionäre Entwicklung damit nicht mehr gestört werden kann, ob und wann jene eure Ächtung aufheben werden. Hierzu müssen die Amulette getrennt und das Pergament mit dem Urteil verbrannt werden.

    Die beiden zerstörten Städte Sodom und Gomorrha werden nicht wieder aufgebaut und dienen der Mahnung. Die Menschen werden sich von diesen Städten fernhalten.

    Das Tribunal ist beendet!"

    Erzengel Gabriel erhob ihre Arme, mit der unmittelbaren Folge, dass Lucifer samt Dwarf und Gorgon verschwanden. Deren Plätze waren schlagartig leer, weshalb die Luft leise fauchend an jenen Stellen zusammenschlug.

    Auf dem Tisch lagen zwei Amulette, die sich, wie von Geisterhand gelenkt, aufeinander zubewegten, schließlich langsam miteinander verschmolzen. Der grüne, rautenförmige Edelstein des glattgeschliffenen Amuletts passte wundersamerweise exakt in die karoförmige Vertiefung des rubinroten Edelsteins.

    Daneben lag das Pergament, versehen mit dem Urteil, eingebrannt mit himmlischem Feuer in hebräischer Schrift. Gabriel blickte zu Abraham, nickte ihm mitfühlend zu, bat ihn, gut auf das Pergament, wie auch das Medaillon aufzupassen.

    Kaum waren diese Worte verklungen, wurden die vier Erzengel erst milchig, dann durchscheinend, schließlich lösten sie sich auf. Zurück blieb für einen Moment die Wärme, die sie ausgestrahlt hatten, samt eines leichten Windzugs, der das entstandene Luftvakuum füllte.

    Auf der Anhöhe wurde es dunkel. Alles war wieder so, wie es sein sollte.

    Am Firmament leuchteten die Sterne in einer scheinbar perfekten, ewigen Ordnung göttlicher Schöpfung, welche immerwährende Beständigkeit, wenn auch trügerischer Art, suggerierte. Jeder leuchtende Punkt schien seinen unverrückbaren Platz zu haben.

    Abraham erhob sich langsam. Der Aufenthalt im Kontinuum, die Urteilserstellung sowie deren Verkündigung mit sofortiger Bestrafung der Übeltäter, waren für seine Sinne überwältigend.

    Er war müde, brauchte jetzt unbedingt etwas Ruhe. Auf dem Nachhauseweg, den er unverzüglich antrat, trug er das Pergament, welches er vorsichtig zusammengerollt hatte, samt Medaillon bei sich.

    In der Ferne erhellte Sodom brennend die Nacht.

    Kapitel 3 - Antonio

    Los Angeles, 25. Dezember, 08:30 Uhr

    „Ich freue mich, dass sie gekommen sind, Professor Meyers. Es ist mir eine Ehre, sie kennenzulernen.

    Ich hoffe, dass sie eine angenehme Anfahrt hatten?"

    Monsignore Antonio, dessen Freude nicht gespielt war, schritt zügig auf Peter zu. Aus dem leichtfüßigen Gang konnte man schließen, dass er, trotz seiner fülligen Erscheinung, gut durchtrainiert war oder sich zumindest regelmäßig fit hielt.

    Kurzes, ergrautes Haar, umrahmte ein rundliches Gesicht mit zahlreichen Altersfalten, was ihm ebenso spirituelle Erhabenheit verlieh wie seine priesterhaft schwarze Kleidung, an der weder das weiße Kollar noch das an einer goldenen Kette hängende, kleine Kruzifix fehlten.

    Er war sofort als sympathischer, vertrauenswürdiger Pater erkennbar, dem man bedingungslos zur Beichte folgte, dessen lebensnahe Ratschläge genauso hilfreich wie geschätzt waren. Peter verstand,

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