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Machtübernahme
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eBook250 Seiten3 Stunden

Machtübernahme

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Über dieses E-Book

"… Gefangen und festgefahren im eigenen Machtrausch, war es mir zu diesem Zeitpunkt absolut unmöglich, hinter die Kulissen dieses schrecklichen Spiels zu blicken, zu sehr wiegte ich mich in der Gewißheit, zum Wohle der Menschheit zu arbeiten …"

Der erste Band des Epos 'Die Suche nach dem kosmischen Gral' beginnt mit dem Plan einer Macht der Finsternis, die Menschheit vollständig zu versklaven.

Peter und sein langjähriger Freund Carl werden durch ein mysteriöses Wesen aus der Zukunft dazu aufgefordert werden, den tatsächlichen Plan der Finsternis zu erkennen und zu verhindern. Diese Aufgabe führt rasch in unbekannte Bereiche der Existenz, denn die beiden Freunde wissen nicht, wer sich hinter dieser dunklen Macht verbirgt und wo sie mit der Suche beginnen sollen, einer Suche, die zunächst ins Mittelalter und im Laufe der fünf Bände in phantastische Mysterien von Raum und Zeit führt, bis die wahre Ur-Sache entdeckt wird.

Die Bedeutung des Titels 'Die Suche nach dem kosmischen Gral' wird sich erst im Laufe der Serie offenbaren, die ein episches Drama von kosmischer Dimension darstellt, im letzten Band sogar viele Jahrmillionen umfassend.
SpracheDeutsch
HerausgeberNeue Dimension
Erscheinungsdatum7. Aug. 2017
ISBN9783896900197
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    Buchvorschau

    Machtübernahme - Parzzival

    Abhoy Eichler

    Parzzival

    Machtübernahme

    Warnungen aus der Zukunft

    Band 1 des Epos

    Die Suche nach dem kosmischen Gral

    Gewidmet allen Menschen,

    die sich ihr Leben nicht mehr von denjenigen

    schreiben lassen wollen,

    die sich für die Mächtigen halten

    Dieses Buch wurde bewußt in alter deutscher Rechtschreibung verfaßt!

    Copyright © Erste Auflage 1993 by Verlag Neue Dimension

    90765 Fürth, Germany

    www.neue-dimension.eu

    Cover-Illustration: Stefan Erdle

    Lektorat: Gundula Lendt, Peter Stielicke

    Herausgeber: H. P. Neuber

    Erstauflage - ISBN: 978-3-89690-020-3

    Verlag Neue Dimension, Fürth, Bayern

    Unterwerft euch niemals der Verzweiflung

    sondern erkennt euer Schicksal als goldene Chance,

    um stark genug

    für den Sieg des Göttlichen

    auf Erden zu werden.

    Beugt euch nie, nie der Dunkelheits-Macht,

    so werdet auch ihr - unfehlbar -

    Kinder des Freude-Lebens werden.

    Und gebt euren Kampf für die Wahrheit niemals auf,

    denn die letzten Tage

    der Lüge und Pervertierung allen Seins

    sind angebrochen,

    auch wenn die Zustände auf der Erde

    diesen Beginn eines neuen Äons

    noch nicht erkennen lassen.

    Rosemarie zu einer Gruppe von Aufrechten

    Vor Urzeiten in der Unendlichkeit:

    In den Urzeiten aller Existenz, während die Macht der Liebe sich in die gefallene Schöpfung involvierte, um sie eines fernen Tages wieder dem Lichte zuzuführen, kondensierte sich eine besonders starke Geist-Flamme in dieser Göttlichen Liebes-Flut.

    Dieser Lichtfunke, bewußter Teil des All-Ozeans, den wir Das Göttliche nennen, wußte von seinem schweren Auftrag: Er würde durch viele dunkle Täler gehen müssen, um einst, in einer großen Wendezeit, im irdischen Bereich als erwachte Seele erblühen und unserer Welt einen wichtigen Evolutions- Impuls geben zu können.

    Sein Name würde dann lauten: Ailon.

    Prolog: Der Auftrag

    Mit tiefem Frieden im Herzen beendeten wir an diesem schönen, lauen Frühlingsabend unsere gemeinsame Meditation und setzten uns auf die beiden Klappstühle im Garten. Die Sonne versank als glutrote Kugel, hinterließ rot- violette Spuren auf den Wolkenfetzen; ein kleines Feuer knisterte im Außenkamin.

    Seit langem gingen wir nun schon einen gemeinsamen meditativen Yogaweg, in dessen Verlauf sich oftmals künstlerische Inspirationen einstellten, die den einen oder anderen von uns immer wieder zu wunderbaren Kreationen anregten, teils im musikalischen, im schriftstellerischen oder auch im rhetorischen Bereich. An diesem Abend gerieten wir bei einer Tasse Tee in ein recht ernstes Gespräch über den weiteren Verlauf der Menschheitsentwicklung und die Zukunft unseres Planeten. In unseren philosophischen Betrachtungen konnten wir die Augen nicht vor der zerstörerischen und bedrohlichen Entwicklung auf der Erde verschließen, noch weniger vor der drohenden Versklavung der gesamten Menschheit durch eine die Wahrheit verachtende Elite der finanziellen Macht.

    So bedachten wir dieses und jenes, machten uns Gedanken über Umwelt und Politik und mußten uns eingestehen, daß wir an diesem Abend zu keiner befriedigenden Lösung gelangten, wie eigentlich immer, wenn wir über diese brisanten Themen sprachen.

    "Man sollte eigentlich, um die drohende Katastrophe abzuwenden …"

    Hee, was ist das …? Was denn?

    Ich glaube, ich sehe nicht richtig - das ist ja unfaßbar …

    Jetzt seh’ ich’s auch …, da flimmert ja die Luft bei dem Busch dort …

    Noch während wir uns so unterhielten, geschah etwas, dessen Veröffentlichung für viele Leser wohl nur Unglauben oder verwunderliches Kopfschütteln über uns Märchenerzähler auslösen wird.

    Doch wer Augen hat, wird sehen …, wer Ohren hat, wird hören …, wer ein Herz hat, wird erkennen … und wessen Seele noch nicht in Verdorrung liegt, der wird

    handeln …

    Tatsächlich begann die Luft vor unseren Augen zu flimmern - und dann trat eine Gestalt aus dem Leuchten, deren beeindruckende Ausstrahlung uns schlichtweg den Atem nahm. Wie erstarrt saßen wir auf unseren Stühlen und wagten kaum mehr zu atmen.

    Habt keine Angst. Es geschieht euch nichts. Ich bin Ailon. Ich grüße euch aus der Tiefe meines Herzens.

    Vor uns stand ein gut aussehender Mittvierziger in recht exotischer Kleidung, der gleichzeitig in irgendeiner Weise alterslos wirkte. Der etwa 1,90 Meter große Mann

    hatte kurzes Haar und einen gesunden, frischen Teint, der seine freundlichen Gesichtszüge noch besonders hervorhob.

    Seine dunklen, leuchtenden Augen zeugten von einem tiefen Verständnis und wohlwollender Anteilnahme.

    Was ist das für ein Trick, Peter? Hast du das für mich arrangiert? fragte mich Carl, mein langjähriger Freund und erhob sich aus dem Stuhl, blieb aber unschlüssig stehen. Die Antwort ließ eine Zeitlang auf sich warten: … ich … ich … weiß auch nicht …

    Komm, das gibt’s doch nicht. Da erscheint einer plötzlich wie aus dem Nichts vor uns - in deinem Garten - und du willst von nichts wissen! Welche Party- Gesellschaft steckt denn dahinter?

    Ich sprang ebenfalls auf: Ich hab’ damit nichts zu tun! Ich …

    Faßt euch, Freunde …, er hat wirklich nichts damit zu tun. Niemand von dieser Welt hat etwas damit zu tun. Aber ich bin nicht gekommen, um euch zu erschrecken, sondern ich habe euch eine sehr wichtige Botschaft zu bringen! ließ das Wesen nun sanft vernehmen.

    Wie aus einem Munde stammelten wir … ah … ja …, dann fuhr der Fremde auch schon fort:

    Ich habe euch bei eurem Gespräch beobachtet. Ehrlich gesagt, ich beobachte euch schon längere Zeit und konnte dabei feststellen, daß ihr euch ernsthaft mit der Zukunft eures Planeten beschäftigt. Ich möchte euch jetzt schon versichern, daß ich auf alle eure Fragen eine wirkliche Antwort weiß. Doch habt jetzt bitte Geduld. Denn ich werde euch eine Geschichte erzählen, die eigentlich keine Geschichte ist, sondern eine Beschreibung meines Lebens, letztendlich sogar eines jeden Menschen Lebens, und in deren Verlauf sich all eure Fragen klären werden. In dieser Erzählung werdet ihr auch erfahren, wer ich bin und woher ich komme. Und noch einmal: Habt bitte keine Angst. Ich bin euer Freund, euer wirklicher Freund.

    Wir hatten uns zwischenzeitlich soweit gefaßt, daß wir wieder einen klaren Satz formulieren konnten.

    Wieso kommen Sie gerade zu uns? fragte Carl nervös, dessen dunkle, sonst stets gepflegte Haarpracht durch die Aufregung ganz unordentlich wirkte, weil er sich mehrmals in Erregung mit den Händen über den Kopf gefahren war.

    Der sympathische Fremde lächelte und antwortete: "Nun, das hat mehrere Gründe. Eigentlich wären verschiedene Menschen für dieses Unternehmen geeignet, doch meine Wahl fiel auf euch, weil ihr einige wichtige Voraussetzungen erfüllt.

    Zum einen beschäftigt ihr euch mit Spiritualität, seid weltoffen und deshalb bereit, euch für einen wahrhaft weltverändernden Prozeß ehrlich einzusetzen.

    Zum anderen verfügt ihr über die Mittel, um meinen Plan zu verwirklichen, zum Beispiel über Peters Verlag, der diese Geschichte auch veröffentlichen kann.

    Und wenn ich euch die letzten Jahre richtig beobachtet habe, dann wird euch die Sache wirklich begeistern, denn ihr steht in der Blüte eurer Manneskraft und wünscht

    euch so sehr, sie nicht für Alltags-Banalitäten zu vergeuden, sondern endlich zielgerichtet einzusetzen."

    Sie haben uns jahrelang beobachtet? fragte ich entgeistert und fuhr mir mit der Hand durch meine dunkelblonden Locken, die dadurch wohl noch wirrer wirken mochten, als Carls Frisur.

    Das ist für mich überhaupt kein Problem, wie ihr noch näher erfahren werdet, entgegnete der Seltsame und lächelte geheimnisvoll.

    Dann kam er sofort zur Sache, als wenn er keinerlei Zeit verlieren wollte: Wärt ihr damit einverstanden, daß ich jetzt mit meiner Erzählung beginne? Ich bitte euch, meine Worte auf Tonband aufzunehmen, denn es könnte auf jede Kleinigkeit ankommen.

    Gestatten Sie noch eine Frage, warf Carl ein, während ich rasch ins Haus lief und einen altertümlichen Kassettenrecorder holte, warum sind Sie uns nicht schon früher erschienen, wenn Sie uns schon jahrelang beobachtet haben?

    "Ganz einfach, die Zeit war dafür noch nicht reif. Doch jetzt ist es fünf vor zwölf! Die Dinge beschleunigen sich. Bedenkt, es handelt sich bei den Geschehnissen, von denen ihr nun erfahren werdet, nicht um Märchen, obwohl es euch sehr oft so erscheinen wird. Diese Geschichte hat einen überaus wahren Kern. Einen leider allzu wahren Kern, dessen wirkliche Bedeutung jedoch nur in Form einer symbolreichen Erzählung verstanden werden kann.

    Ich erzähle euch nun die schreckliche und doch gleichzeitig so lichtvolle Geschichte von Anbeginn an.

    Bitte zeichnet alles auf. Jede Kleinigkeit ist wichtig. Es begann zu jener Zeit, die ihr Mittelalter nennt …"

    ***

    Die ganze Nacht hindurch erzählte uns der Fremde, der nun gar nicht mehr so fremd war, seine unglaubliche Geschichte von einer ominösen Machtübernahme.

    Eine Geschichte, die jeden einzelnen Menschen dieser Welt etwas angeht, denn er lebt in ihr, ist - meist ohne es bewußt zu wissen - ein Teil von ihr, wird durch manche handelnden Personen dieser Erzählung in all seinen Handlungen und Gedanken geschrieben, wie auch wir diese Zeilen geschrieben haben. Um davor zu warnen, sein Leben durch fremde, meist egoistische Kräfte manipulieren zu lassen, und gleichzeitig, um dazu zu inspirieren, sich seiner wirklichen Existenz - außerhalb des Gespinstes an Fremd-Beherrschung - überhaupt erst einmal bewußt zu werden, haben wir uns entschlossen, Ailons Worte zu veröffentlichen:

    Dieses Buch enthält eine Zusammenfassung seines Berichtes, der den Beginn eines ungeheuerlichen Mysteriums darlegen wird: die Suche nach dem Kosmischen Gral.

    Wir, die Autoren, wünschen uns sehnlichst, daß diese Zeilen in den Herzen der Leser auf Resonanz stoßen mögen, denn es ist inzwischen fünf nach zwölf!

    Die Zeit ist gekommen für die gewaltigen Veränderungen …

    Parzzival

    Abhoy Eichler

    Im Banne Sodons

    Oh, Herr Jesus Christus, gedenke meiner in Deinem Königreich, gedenke meiner in den Tagen der letzten Finsternis, wenn Du gar heimlich und unerkannt kommen wirst wie ein Dieb in der Nacht, auf daß die Macht des Satans ein für allemal gebrochen werde und der Glanz Deiner Herrlichkeit das Erdenrund umstrahle. Amen!

    Ich beende mein letztes Abendgebet und lege mich in meiner Zelle zur Ruhe. Doch es gelingt mir nicht, all die wirren Gedanken zu vertreiben. Der nackte Stein, aus dem mein Nachtlager besteht, fühlt sich an diesem Abend ganz besonders hart und leblos an, als wenn er dadurch die Härte und Leblosigkeit meines Klosters, ja des ganzen Ordens aufzeigen will.

    Seit nunmehr fünfzig Jahren lebe ich hinter diesen dicken Mauern, zuerst als Novize, später als einfacher Bettelmönch, in den letzten Jahren als Pater Gregorius, der sogar hie und da die Messe lesen darf. Doch in all den langen, zermürbenden Jahren der Selbstkasteiungen, der endlosen Gebete, der Erniedrigungen und der aufgezwungenen körperlichen Keuschheit ist es mir nicht gelungen, Christus zu finden. Ich habe nur zweierlei gefunden: Resignation und Verbitterung!

    Mit welch jugendlichem Enthusiasmus habe ich mich damals in ein Leben voller Selbsthingabe an den Orden, voller Aufopferung für meine Nächsten und voller ehrlicher Gebete gestürzt!

    Immer von der Sehnsucht getragen, die wahre Nachfolge Jesu Christi antreten zu dürfen, um einst in Sein Reich eingehen zu können.

    Was ist jetzt aus mir geworden?

    Ein trübseliger, verbrauchter Greis, dessen schlimmste Erkenntnis vielleicht ist, daß das Christentum eine einzige Lüge sein muß, ja, daß unter dem Deckmantel der Frömmigkeit und Gottesfurcht die schrecklichsten und blutrünstigsten Taten geschahen und noch geschehen.

    Etwa zu meinem vierzigsten Geburtstag fand in unserem Kloster die erste Gerichtsverhandlung der heiligen Inquisition statt.

    Ein Mädchen aus dem nahen Dorf, das mir als Heilerin bekannt war, wurde als Hexe verurteilt und zunächst in einen Keller des Klosters gesperrt.

    Damals glaubte ich sogar noch, daß all diejenigen, die sich mit dem Teufel verbündet hatten, tatsächlich zu töten seien, doch als in den nächsten Wochen mehrere Kellerräume der Abtei im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit mit den schrecklichsten Foltergeräten ausgestattet wurden, vermochte ich den Dingen keinen Sinn mehr abzugewinnen. Wie es mein Schicksal wollte, wurde ausgerechnet ich zum Zeugen der Folterungen dieses jungen Mädchens berufen, das zwischen unmenschlichen Schmerzensschreien immer wieder seine Unschuld beteuerte.

    Das Mädchen starb damals unter den schrecklichsten Qualen. Vor meinen Augen!

    Und in mir starb zu diesen Zeiten auch etwas.

    Etwas, das man vielleicht vertrauenden Glauben nennen könnte, etwas, das man Unschuld nennen könnte … Hieß es nicht, ‘Du sollst nicht töten’?

    Hieß es nicht, ‘Urteilt nicht, denn mit dem Maße, mit dem ihr meßt, werdet auch ihr gemessen werden’?

    Verkündigte nicht unser Heiland Ich bin die Liebe?

    Durfte denn im Namen der Liebe so etwas Schreckliches geschehen?

    Zumal - ich wage es kaum zu denken - ich im Laufe der Zeit bemerken mußte, daß die christlichen Folterknechte an den Quälereien all der verhörten Mädchen Lust empfunden hatten. Vergebt mir meine Offenheit, aber sie empfanden reinste leibliche Lust! Sie haben unseren Herrn Jesus mit ihrer tierischen Lust besudelt. Und ich habe es nicht verhindert.

    Zwar habe ich einige Male vorsichtig bei unserem ‘Gnädigen Abt’ Sanktius angefragt, ob denn dies alles im rechten Sinne unserer Heiligen Mutter Kirche sei. Am Anfang wurde ich noch wohlwollend belehrt, auf hartnäckigere Fragen folgten jedoch deutlicher werdende Drohungen. Ja, ich wurde sogar gefragt, auf welcher Seite ich überhaupt stehen würde.

    Sollte auch ich schon unter den Einfluß des Satans geraten sein? Diese Furcht um mein Leben und Seelenheil ließ mich verstummen. Also schwieg ich fortan zu den Greueltaten. Oh Herr, vergib meiner armen Seele!

    Wieder bäumt sich alles in mir auf unter diesen üblen Erinnerungen an die Vergangenheit. Ich kann nicht schlafen, wie so oft, wenn diese Gedanken, bleichen Fingern gleich, in mein Gehirn eindringen, und ich richte mich - immer noch entsetzt - auf, versuche, die quälenden Inquisitionsszenen zu verdrängen, die Schreie der nackten, gefesselten Frauen, die durch die düsteren, blutverschmierten Gewölbe hallten, wo sie irgendwann ungehört verklungen waren.

    Doch mir hatten sie sich eingebrannt, bis in die Tiefen meiner Seele. Und in diesen schauerlichen Bewußtseinstiefen waren die Namen der Getöteten und deren Schmerzensschreie unauslöschlich eingemeißelt.

    Später war ich aus Altersgründen von dieser Arbeit befreit worden, doch die Erinnerungen blieben. Unerbittlich drängten sie Tag für Tag aus der Tiefe hervor und vergifteten meinen gequälten menschlichen Geist, der inzwischen zu schwach geworden war, um sie zu vertreiben, zu ungläubig, um sie dem zweifelhaften, finster wirkenden Gott zu übergeben, in dessen Namen wir die Welt von Hexen und Heiden zu befreien trachteten.

    Ich weine. Und ich friere.

    Es ist kalt geworden in der Zelle.

    Im Mondlicht auf dem Steinbett sitzend, lasse ich nun meine Gedanken in die Zeit nach den Inquisitionsdiensten schweifen, als ich in den Archiven der Abtei arbeitete und dort so manchen politischen Meuchelmord verzeichnet fand.

    Stand es nicht in den Kloster-Regeln, daß wir Mönche uns von allen weltlichen Machenschaften fernzuhalten hatten?

    Diese Regel war anscheinend nie befolgt worden. Ganz im Gegenteil. Aus den Aufzeichnungen war genau ersichtlich, mit welch niederträchtiger Unverfrorenheit die Obrigkeit des Klosters jeweils denjenigen Landesfürsten unterstützt hatte, der dem Kloster am meisten gespendet hatte. Doch diese Dinge hatten mich nach all den Jahren bei der Inquisition kaum noch erschüttert.

    Sie steuerten nur ihr Scherflein dazu bei, daß ich das letzte Quentchen Glauben, das ich noch besaß, auch verlor und innerlich ein hohler Stein wurde.

    Äußerlich prahlte ich mit auswendig gelernten Gebetsformeln der früheren Mystiker, doch innerlich war die Welt für mich ein verlogenes Jammertal, das so in Intrigen und Bosheiten versponnen war, daß für den Einzelnen nur noch eine Chance bestand: Er mußte möglichst effektiv dieses üble Spiel mitspielen, um davon nicht ausgesogen und vernichtet zu werden.

    Ich sitze immer noch auf der harten Steinpritsche und werde von der Verbitterung fast überwältigt. Gibt es denn keine Gerechtigkeit auf dieser Welt,

    wo doch in der Bibel von der Liebe zum Nächsten die Rede ist, von der gegenseitigen Achtung und vom Dienst am Mitmenschen?

    Hat Jesus nicht gesagt Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!? Und wie sieht die Realität aus?

    Ist es der Sinn des Lebens, daß die Menschen sich gegenseitig niedermetzeln oder verleumden? Besteht dieses irdische Jammertal nur aus Schmerz und Lust, aus Raffen und Gieren?

    Ich glaube zu ersticken, springe auf und schreie: Ist es das wirklich, was du willst, o Herr? Oh hätte ich nur Deine Macht, Herr, ich würde die Welt schon zum rechten verändern!

    Mit einem Mal geht ein leiser Windhauch durch die düstere Zelle. Was war das?

    Hoffnung keimt auf. Sollte mir in meiner tiefsten Verzweiflung etwa gar eine Antwort zuteilwerden?

    Entweder es geschieht jetzt etwas - oder ich sterbe!

    Und das Unfaßbare geschieht!

    Seit dreißig Jahren verbringe ich meine einsamen Stunden in dieser Zelle und noch nie ist mir die Treppe vor meinen Füßen aufgefallen. Sie ist einfach da. War sie das schon immer? Eine Treppe … eine Treppe mitten im Boden meiner Zelle, die in einen dunklen Schacht hinab führt. Ich wundere mich nicht … ich nehme das Wunder einfach an.

    Zu allem bin ich nun entschlossen. Angst habe ich keine mehr. Es gibt für mich nichts zu verlieren. Der Tod wäre nur noch eine Erlösung. So zünde ich hastig eine Kerze an.

    Ein Geheimgang! flüstere ich.

    Mit fiebrigen Augen blicke ich zunächst auf den Gang hinaus, ob nicht ein anderer Bruder mein Unterfangen stören könnte. Beruhigt, doch trotzdem mit pochendem Herzen steige ich die Stufen hinab.

    Stickige Luft schlägt mir entgegen.

    Der Kerzenschein beleuchtet eine schmale, steil abwärts führende Treppe, die in unergründliche Tiefen zu führen scheint. Seltsamer, schmieriger Belag bedeckt den Boden und klebt an den Wänden. Wohin führt diese Treppe nur? Dieser Teil des Klosters ist doch überhaupt

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