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Der Jahrtausendplan
Der Jahrtausendplan
Der Jahrtausendplan
eBook579 Seiten14 Stunden

Der Jahrtausendplan

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Über dieses E-Book

Der grüne Hüter erzählt:
"Nach der großen, verlorenen Schlacht um Ailons Seele tauchte Sodon in seine Urheimat ein, um sich den lichten Blicken Ailons vollständig zu entziehen.
Dorthin, wohin nicht einmal eines Menschen Vorstellung hineinreicht. Wie sagt man? Gedanken sind frei...? Aber hier müssen selbst Gedanken erfrieren."

Die Fortsetzung des Gral-Epos nimmt im zweiten Band an Dramatik zu, denn Sodon, das Lügen-Wesen der Finsternis, will nun einen lange vorbereiteten Plan in die Tat umsetzen, den er als letzten Schritt zu einer 'Endlösung der Menschheits-Frage' bezeichnet.

Die Handlungs-Ebenen sind vielfältig, reichen von Arabien bis in die Antarktis, von der Cheops-Pyramide bis ins alte Atlantis, wobei sich unsere Helden langsam der ominösen Hintergrund-Macht nähern, die noch hinter Sodon steht. Peter muß gar eine körperlose Reise zu den Anfängen des Universums erleben, deren Ausgang einen ersten Blickwinkel auf den Ursprung der Bosheit gewährt.

Langsam enthüllt sich der Titel des zweiten Bandes, der sich nicht auf Sodons Unterjochungs-Plan bezieht, sondern auf einen mysteriösen Langzeitplan Ailons.
SpracheDeutsch
HerausgeberNeue Dimension
Erscheinungsdatum7. Aug. 2017
ISBN9783896900180
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    Buchvorschau

    Der Jahrtausendplan - Parzzival

    Parzzival

    Der Jahrtausendplan

    Das atlantische Artefakt

    und das Geheimnis des Schwarzen Sonne

    Band 2 des Epos

    Die Suche nach dem kosmischen Gral

    Gewidmet allen Menschen,

    die jene dunkle Macht in ihrem Unbewußten aufgespürt haben

    und danach trachten, deren Ursprung zu erforschen,

    um einst die abgrundtiefe Finsternis durch lichten zu können.

    Dieses Buch wurde bewußt in alter deutscher Rechtschreibung verfaßt!

    Copyright © Erste Auflage 1996 by Verlag Neue Dimension

    90765 Fürth, Germany

    www.neue-dimension.eu 

    Cover-Illustration: Stefan Erdle

    Lektorat: Gundula Lendt, Peter Stielicke

    Herausgeber: H. P. Neuber

    Erstauflage ISBN: 978-3-89690-021-0

    Verlag Neue Dimension, Fürth, Bayern

    In deinem innersten Wesen

    liegt der Keim des Ewigen!

    Lasse diesen Samen in dir

    zu einem mächtigen Baum wachsen –

    und du wirst zweifellos

    zu einem kraftvollen Verbündeten

    im Kampf gegen die Dunkelheit werden.

    Kansai-Khan, der Weise

    ***

    Berge werden sich erheben und wieder einstürzen.

    Meere werden entstehen und wieder austrocknen.

    Und auch das Dunkle wird sich aufblähen

    und wieder vergehen müssen,

    denn es wird seinen Platz in der Welt verlieren,

    wenn die Morgendämmerung des Lichts

    das Erdenrund zu überstrahlen beginnt.

    Layatrion, Eingeweihter im alten Atlantis

    Vor Urzeiten in der Unendlichkeit:

    In den Urzeiten aller Existenz, während die Macht der Liebe sich in die gefallene Schöpfung involvierte, um sie eines fernen Tages wieder dem Lichte zuzuführen, kondensierte sich eine besonders starke Geist-Flamme in dieser Göttlichen Liebes-Flut.

    Dieser Lichtfunke, bewußter Teil des All-Ozeans, den wir Das Göttliche nennen, wußte von seinem schweren Auftrag: Er würde durch viele dunkle Täler gehen müssen, um einst, in einer großen Wendezeit, im irdischen Bereich als erwachte Seele erblühen und unserer Welt einen wichtigen Evolutions-Impuls geben zu können.

    Sein Name würde dann lauten: Ailon.

    Und er wird suchen nach Verbündeten im Kampf gegen die Lüge und die Finsternis, denn allein ist er hilflos, ohne Arme und Beine, ohne Zunge und Ohren, ohne Möglichkeit, all sein Licht und seinen Frieden auszugießen und zu verbreiten.

    Daher, o Mensch, erkenne Ailon, die geläuterte Seele, in deiner Nähe und folge seinem Pfade, auch wenn er steinig und schwer ist. Doch der Sieg ist dem Tapferen, und das Leben, die Unendlichkeit und Erfüllung gehören dem mutigen Kämpfer für die höchste Wahrheit.

    Trotzdem, o Mensch, erkenne auch das Wirken Sodons, des dunklen Fürsten, in deiner Nähe. Denn auch er sucht Verbündete und zieht sie durch allerlei Verlockungen auf den leichten, breiten Weg der Selbstsucht, an dessen Ende schreckliche Leere, Entfremdung, Finsternis, Frustration, Zerstörung und innerer Tod lauern.

    Was bisher geschah

    Ailon, das Wesen aus der Zukunft, hatte eine nahezu unglaubliche Geschichte berichtet. Er hatte von einem Langzeitplan des dämonischen Wesens Sodon erzählt, dessen Ziel es sei, die Menschheit vollständig zu unterjochen und den göttlichen Schöpfungsplan zu unterbinden.

    In diesem Bericht zu nächtlicher Stunde beschrieb er seine eigene Entwicklungs-Geschichte, die vor Jahrhunderten als Pater Gregorius begonnen hatte, der an der Ungerechtigkeit der Welt verzweifelt war. Durch den mysteriösen Kontakt mit jenem Fürsten der Lüge war er damals zu einem der grausamsten Kardinäle aufgestiegen, den die Zeit der Inquisition je gesehen hatte. Danach war er von Sodon in ein zukünftiges Zeitalter geschickt worden, das dem unseren nicht mehr allzu fern ist, wo er als Industrie-Magnat Simon McGreg die absolute Weltherrschaft erlangen sollte. Er würde dort als Erhabener Scribor in der Lage sein, mit Hilfe eines magischen Super- Computers über das Schicksal der Welt zu entscheiden.

    Ailon hatte weiterhin von lichtvollen Wesenheiten berichtet, die seinen eigenen vollständigen Fall in die Dunkelheit verhindert und ihn, den einst von der Macht besessenen McGreg, in einem langen und schweren Läuterungs-Prozeß zu einem ergebenen Diener des Göttlichen umgewandelt hatten. Er hatte Sodon, den machtvollen Asura, dann zwar aus sich selbst vertreiben können, mußte jedoch erkennen, daß dieses schreckliche Wesen bereits in sehr vielen Menschen seine dunkle Festung errichtet hatte; in den Tiefen der Unbewußtheit, dort, wo offenbar nur die mutigsten Kämpfer sich einen Pfad zu bahnen vermochten, und das wohl auch nur mit gnadenvoller Hilfe des Allmächtigen.

    Da Ailon unter allen Umständen die jetzige Menschheit davor warnen wollte, in absehbarer Zeit von einem dunklen Tyrannen unterjocht zu werden, hatte er den Auftrag gegeben, seinen Bericht in Form des Romans Machtübernahme zu veröffentlichen.

    Leider ist Sodon, der Fürst der Dunkelheit, keine Romanfigur, sondern eine schreckliche Realität in den Kavernen des menschlichen Seins.

    Er mag anderenorts anders benannt werden, doch seine Existenzgrundlage ist stets die gleiche: der Mangel an Licht und Liebe, sowie die Verfälschung aller Wahrheiten zu ihren Schatten.

    In der vorliegenden Erzählung wird nun von den weiteren Geschehnissen berichtet. Sodon erfährt, daß der geläuterte Ailon in die materielle Welt des Jetzt zurückgekehrt ist, um die menschliche Zivilisation vor dem Erscheinen des Scribors (in der möglichen Zukunft) zu warnen. Der Dunkelfürst setzt nun alles daran, um das Erscheinen dieses Berichts zu verhindern.

    Teilweise in so subtiler Weise, daß scheinbar nichts mehr auf das Wirken der Finsternis hindeutet, teilweise aber auch durch die geballte Macht schwarzer Magie und menschlichen Verbrechens.

    Der Jahrtausend-Plan zeigt daher die Machenschaften des Dunklen in seinen vielen Schattierungen auf und bereitet die eigentliche Gral-Suche vor, worüber im nächsten Roman zu lesen sein wird, denn wo Finsternis überhand zu nehmen droht, entzündet sich stets auch das Licht.

    So reichen den Abenteurern stets lichtvolle Wesenheiten die Hand, um ihnen die Augen über Sodons Wirken zu öffnen und sie in ihrer Aufgabe zu unterstützen. Die Helden werden dabei gestärkt, in sich selbst jenes Licht zu entzünden und jene Flamme der inneren Reinigung aufleben zu lassen, welche die Dunkelheit des Lügenfürsten einst vollständig vertreiben wird.

    Die in diesem Buch auffällige Verquickung zwischen historischer Realität, mystischen Erfahrungen und Fantasie weist darauf hin, wie auffällig und bestimmend manche oftmals als unmöglich abgelehnten Erscheinungen bzw. Entwicklungen in das Leben eines jeden einzelnen Menschen eintreten können, gerade dann, wenn er ihre Existenz bisher vehement bezweifelt hatte.

    Die um das Mysterium der Schwarzen Sonne aufgebaute Kosmologie ist beispielsweise viel mehr als nur literarische Symbolik. Die diesbezügliche Teilhandlung zieht sich bis zum Ende des vierten Bandes hin und verdeutlicht Carl und Peter, daß die Zeit des Handelns drängt!

    Denn es ist inzwischen nicht mehr fünf vor zwölf, wie Ailon einst behauptete. Die Uhr ist weiter gelaufen …

    Wichtiger Hinweis:

    In dieser Fiktion tauchen in Südamerika lebende, angebliche Nachfahren von ehemaligen hochrangigen Größen der nationalsozialistischen Ära Deutschlands als handelnde Gestalten in einem ziemlich düsteren Zusammenhang auf.

    Dies geschah aus rein dramaturgischen Gesichtspunkten, um durch die historisch bekannten Namen einen markanten Schwerpunkt zu setzen. Auch bleibt im Roman offen, ob es sich bei diesen Figuren um wirkliche leibliche Nachfahren handelt, oder ob diese Personen die bedeutungsvollen Namen nur entliehen haben.

    Dem Autor ist bekannt, daß viele wirkliche Nachfahren der damaligen Machthaber in Deutschland sich heute zum Teil sehr bewußt von ihren Vorfahren distanzieren oder es damals bereits getan haben. In keinster Weise soll also durch diesen Roman ein Name oder eine bestimmte Person angegriffen, beschmutzt oder entehrt werden, schon gar nicht die vielen heute in Südamerika lebenden Deutschen.

    Im Zweifelsfalle mögen die verwendeten Namen als freie Erfindung des Autors angesehen werden, um dadurch eine sehr spezielle, dem Roman dienliche Atmosphäre der Polarität aufzubauen.

    Der Leser möge bedenken, daß es letztlich nicht auf den Namen eines Menschen ankommt, sondern auf dessen Gesinnung. Es leben in Deutschland und anderen Staaten genügende, einer radikalen Szene zuzuordnende Menschen, die keine Nachfahren der damaligen Machthaber des dritten Reiches sind, sondern Sodons Gesinnung im Geistigen in sich tragen.

    Zum Charakter eines Menschen trägt schließlich die Interessen- und Geistesverwandtschaft, sowie seine spirituelle Reife wesentlich mehr bei als eine eventuelle Blutsverwandtschaft.

    Dem Lektor erschien dieser Hinweis nötig, um niemanden unbeabsichtigter weise durch die Aussagen in diesem Buch in seiner Ehre zu verletzen.

    Auch soll niemals in diesen Handlungs-Strang hineininterpretiert werden, daß der Autor die geistigen Werte Deutschland schmälern oder gar in die Fußstapfen des nach dem Kriege in der gesamten Bevölkerung initiierten Schuld- Bewußtseins treten wolle.

    Ganz im Gegenteil: es wird in diesem Roman eine weitere Handlungs-Ebene initiiert, die im dritten Roman dieses Epos hochspannende Früchte tragen wird. Dabei geht es um eine Absatzbewegung einer geistigen Elite aus dem nahezu zerstörten Deutschland gegen Ende des 2. Weltkrieges.

    Der Mythos des geheimnisvollen Neuschwabenland in der Antarktis wird hier angepackt, jedoch nicht als krude Verschwörungstheorie, sondern als eine literarische Allegorie über eine wahrhaftige Wandlung von ehemals festgefahrenen Ideologien.

    Schließlich sind Wandlungen das tragende Thema in der gesamten Roman-Serie, was am Beispiel der hier aufgebauten Diskrepanz zwischen den beiden deutschen Auswanderer-Siedlungen bestens beschrieben werden kann.

    Prolog

    Ailons letzte Sätze hatten sich in unser Gedächtnis regelrecht eingebrannt. Wir, das waren Carl und ich, der Erzähler Peter. Minutenlang klangen seine letzten Worte in uns nach:

    Ich werde euch nun äußerlich verlassen, denn meine Form wird anderswo noch gebraucht. Doch seid euch sicher, daß meine Essenz bei euch und euren Taten bleiben und euch helfen wird, stets das Richtige im Sinne einer lichtvollen Fortentwicklung zu tun.

    Warte, Ailon, zwei Fragen noch, bitte … brach es aus mir hervor.

    Wie können wir die Scribores dieser Welt eigentlich erkennen, wenn sie sich gewöhnlich mit Lügen und Verblendung tarnen? Und was hat es mit diesem kosmischen Gral auf sich? Dieser Begriff fiel ja einige Male. Beispielsweise nannte jener Magier Merlin den Gral ein Mysterium von kosmischer Bedeutung. Und dann Shivas Andeutungen mit der Grals-Runde, der du beitreten sollest …

    Ailon atmete tief durch, und gab betont langsam die ausführlichen Antworten, als wenn er auf diese Fragen noch gewartet hätte:

    "Als Pater konnte ich die Bibel nahezu auswendig zitieren, daher entnehme ich die Antwort auf die erste Frage abermals den Evangelien, jener Passage, in welcher Jesus vor den falschen Propheten warnt. Sie ist sehr einfach:

    ‘An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!’

    Doch sie halten sich nicht nur im Äußeren verborgen, sie können sich auch in den dunklen Tiefen eurer Persönlichkeit eingenistet haben und sich als euer Herr und Meister ausgeben, ohne daß ihr euren wahren Herrn und Meister, das unendliche göttliche Bewußtsein, bisher jemals gefunden habt, ja dessen Ankunft bzw. dessen Auferstehung in eurer Seele auch nur erahnt habt.

    Sehr fatal sind beispielsweise all jene Stimmen, die leichtgläubigen Personen leicht eine Göttliche Eingebung vorgaukeln können, denn ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es dem Ego schmeichelt, eine angeblich Göttliche Durchgabe zu erhalten.

    Die meisten pseudo-spirituellen und letztlich destruktiven Bewegungen und sogar manche Religionen auf der Erde sind auf diese Weise entstanden.

    Daher sucht stets das Schrankenlose in der Beschränkung, das Ewige hinter dem Vergänglichen und das Unendliche, das sich in der Endlichkeit tarnt.

    All dies werdet ihr auch an den Früchten menschlicher Taten erkennen!"

    Ailon machte eine lange Pause. Wir fürchteten schon, er wolle die zweite Frage nicht beantworten, da fügte er leise hinzu: Tja, der Kosmische Gral … Ihr seid indirekt schon damit in Berührung gekommen. Doch ich möchte dazu zu diesem Zeitpunkt eurer Entwicklung noch nicht viel sagen. Gelegentlich ist Schweigen wirklich das Gold, während Reden sogar alles gefährden könnte … Dennoch … ein klein wenig werde ich verraten …

    Da erhob sich hinter Ailon plötzlich eine gewaltige silbrig-blauweiße Lichtflut, die sich zu einem Bild eines riesigen Kelchs formierte: ein Gral aus Licht, eingebettet in tief dunkles Blau.

    Völlig verblüfft starrten wir auf dieses mysteriöse Licht-Gebilde.

    Dazu erklangen Ailons Abschiedsworte: "Lebt wohl, Freunde, und versucht, meine Erzählung weiterzugeben. Es wird kein Zuckerlecken, denn kaum jemand wird euch Glauben schenken. Doch die damit verbundenen Schwierigkeiten werden euch auf die Spur eines gewaltigen Mysteriums bringen, auf die Spur eben jenes kosmischen Grals. Ein wahrer Sucher muß auch heutzutage zu einem Grals-Ritter werden und das schattenlose Licht in sich entdecken. Und spätestens, wenn er an die Pforten des silberblauen Friedens-Tempels gelangt ist und dessen Hüter ihn nach dem Grals-Geheimnis fragt, wird er von der Tiefe und universellen Bedeutung seiner Mission wissen. Und das Rätsel aller Existenz wird sich vor seinen Augen auftun …, und Sodons Demaskierung steht bevor …

    Und dennoch ist dies erst der Anfang einer sehr langen Reise. Denn eines Tages wird die Menschheit sich auch kosmischen Problemen widmen, ja gar ein Portal zum Kosmos durchschreiten müssen, sobald euer ganzer Planet im Bewußtsein der Wahrheit zu schwingen beginnt. Dann werden die Menschen in den Tiefen von Raum und Zeit das Geheimnis des Sternen-Fressers Xantuil zu erkunden haben. Doch bis dahin wird noch viel Zeit vergehen …"

    Ehe wir darauf noch etwas entgegnen konnten, drehte Ailon sich um, trat in den Gral hinein … und war verschwunden.

    ***

    Eine Zeit lang saßen wir noch sehr benommen in der Morgensonne und ließen die letzte Nacht in Gedanken an uns vorüberziehen.

    Im Kamin brannten die Reste der Holz-Scheite langsam herunter, die Vögel zwitscherten ihre Freude über den neuen Tag in die warme Sommerluft und der langsam verdunstende Morgentau ergab zusammen mit den Gerüchen der Gartenblumen eine sehr anregende Duftnote.

    Doch all diese äußeren Eindrücke vermochten nicht so recht in unser Bewußtsein zu dringen. Zu sehr waren wir mit der fantastischen und gleichzeitig so schrecklichen Erzählung Ailons überfüllt, die unser bisheriges Weltbild auf jeder Ebene zu sprengen begann.

    Was hatte uns der Besucher aus der Zukunft da alles berichtet? Von welch ungeheuren Ereignissen mit wahrhaft kosmischer Tragweite hatte er uns in Kenntnis gesetzt?

    Die Hand wie schützend auf das Tonband gelegt, mit welchem wir Ailons Bericht aufgenommen hatten, sagte ich zu Carl: Wenn wir das in dieser Form veröffentlichen, sperren sie uns in die Irrenanstalt. Diese Story nimmt uns niemand ab. Wie könnten wir dem Leser eines Buches auch glaubhaft machen, daß seine inneren Abgründe der Sitz und das Versteck einer dunklen Macht sind, die jederzeit hervorbrechen und ihn versklaven kann, wenn er ihr die Chance dazu bietet.

    Lange herrschte wieder Schweigen, dann brach es aus Carl heraus: "Und wir werden es doch veröffentlichen! Denk daran, es war ein echter Auftrag! Erinnere dich nur an die detaillierten Beschreibungen der ganzen Bewußtseins-Ebenen, die Ailon bei seinen Einweihungs-Stufen durchlebt hat.

    Es hat doch sicher einen Grund, warum er uns das so ausführlich, wahrhaftig und weitreichend beschrieben hat.

    Ganz zu schweigen von der Bloßstellung der Niedertracht des Widergöttlichen. Und all die Aufdeckungen über die Hochfinanz und die institutionellen Kirchen müssen einfach in die Öffentlichkeit gelangen. Es geht hier ja nicht um äußerliche Skandale, darüber gibt es genügend Berichte der Sensations-Medien, es dreht sich um das Wirken der Finsternis an sich.

    Wenn wir die ganze Sache so niederschreiben, wie Ailon sie uns berichtet hat, dann sehe ich wenige Hindernisse.

    Als Erzählung in Romanform kann die Brisanz der ganzen Aussage viel leichter angenommen werden, als wenn es sich um eine sachliche Darlegung handeln würde."

    Ja, das stimmt schon, stimmte ich nachdenklich zu, im Orient gab es früher schließlich auch den Beruf der Märchenerzähler, die uraltes esoterisches Wissen, aber auch massive Kritik an der herrschenden Klasse in Form von äußerlich harmlosen Erzählungen weitergegeben haben. Der Gehalt der Märchen lag damals in der Symbolik verborgen.

    Carl nickte bestätigend: Nicht nur im Osten gab es die Erzähler, auch an westlichen Königshöfen gab es Hofnarren und Harlekine, welche unter Spott und Gelächter der Zuhörer als einzige die Narrenfreiheit besaßen, Dinge zu verkünden, deren Erwähnung andere Menschen damals in den Kerker oder auf den Scheiterhaufen gebracht hätte.

    Na, dann bin ich mal gespannt, ob auf uns Kerkerhaft oder Spott wartet gebe ich Carl mit leichter Ironie zurück, nicht im geringsten ahnend, daß manch einer freiwillig Kerkerhaft gewählt hätte, um dem zu entgehen, was sich bald in meinem Leben ereignen sollte …

    Wieder herrschte Schweigen.

    Carl gähnte herzhaft und lehnte sich im Gartenstuhl zurück. Ich tat es ihm gleich, blickte dann nach oben in den morgendlichen Himmel und gähnte nun ebenfalls laut vernehmbar. Die Müdigkeit saß uns in den Knochen. Kein Wunder, nach der durchwachten Nacht!

    Die Spannung von Ailons Bericht hatte uns keine Sekunde lang auch nur an Schlaf denken lassen. Zum Glück war heute Sonntag, so daß keiner von uns berufliche Verpflichtungen hatte.

    Schmunzelnd bemerkte Carl plötzlich: Machen wir’s wie Parzival in der alten Gralssage: mit kindlicher Naivität!

    Etwas nachdenklicher füge ich hinzu: Vielleicht wirklich ein interessanter Gedanke. Wir müssen uns in der Folgezeit Verbündete suchen. Und zwar solche Verbündete, die offenherzig genug geblieben sind, um nicht alles anzuzweifeln. Hauptsächlich also Menschen, die im Herzen noch Kind geblieben - oder es durch ein spirituell ausgerichtetes Leben wieder geworden sind. Ich glaube, alleine können wir Sodons Pläne niemals verhindern. Wir brauchen Verbündete, offenherzige Verbündete, die jedoch gleichzeitig die nötige Stärke in sich tragen, um seinen Fallen und Verführungen begegnen zu können.

    Carl nickte lediglich nachdenklich.

    Wer suchet, der findet … füge ich lakonisch hinzu, und wieder schwieg ich. Zu aufwühlend war die Nacht, als daß ich mich jetzt in allzu vielen Worten verlieren konnte.

    Später besprachen wir noch, was wir nun als nächstes in dieser Sache tun sollten. Wir kamen überein, unser Erlebnis mit Ailon zunächst mit ein paar Freunden aus unserem Meditations-Kreis zu besprechen, die wir recht weltoffen einschätzten und die teils auch selbst seit einiger Zeit geistigen Übungen nachgingen, sodaß man annehmen konnte, sie würden uns helfen, Ailons Bericht in die Öffentlichkeit zu bringen.

    Im Grunde genommen wollten wir eigentlich nur ihre Meinung über all die Geschehnisse hören.

    Dann verabschiedete sich Carl und begab sich auf den Weg nach Hause. Ich rief ihm hinterher: Paß auf dich auf, mein Freund!

    Er hob nur die Hand zum Zeichen, daß er es vernommen hatte, und verschwand durch die Gartentüre.

    Seltsam, ich hatte plötzlich Sorge um sein Wohlergehen …

    Doch ich beachtete diese seltsame Eingebung nicht weiter, schließlich war ich selbst inzwischen so unglaublich müde, daß ich erst einmal ein paar Stunden schlafen wollte.

    Ich ging über die Veranda ins Wohnhaus und trank in der Küche noch ein Glas Wasser.

    Meine Frau Lara, für mich das schönste und attraktivste weibliche Wesen dieser Welt, schien noch zu schlafen. Wahrscheinlich hatte sie lange gearbeitet.

    Gemeinsam führten wir einen kleinen Verlag, der außergewöhnliche Bücher herausgab.

    Gähnend betrat ich das Schlafzimmer, stellte den Kassettenrecorder auf einen Tisch und begab mich nach nebenan ins Bad, um vor dem Schlafen nochmal auf Toilette zu gehen.

    Als ich fertig war, kam plötzlich Lara herein und küßte mich liebevoll. Sie war also doch schon auf. Klar, sie lag ja auch nicht im Schlafzimmer.

    Wir umarmten uns zärtlich und sahen uns tief in die Augen.

    Wie schon beim ersten Kennenlernen spürte ich einen freudigen Stich im Herzen, wenn ich ihr in die Augen blickte. Und ihr schien es stets ebenso zu gehen. Unsere Liebe war ein unvergleichliches Geschenk der Harmonie in dieser verrohten Welt.

    Und immer, wenn ich sie so innig wahrnahm, glaubte ich, sie schon Jahrhunderte lang zu kennen … und zu lieben. Und das lag ganz bestimmt nicht an ihrem wunderbaren jugendlichen Körper, auf den jedes professionelle Model wohl neidisch gewesen wäre. Das Äußere war nur das sogenannte Tüpfelchen auf dem ‘i’. Was uns wirklich verband, war der absolute Gleichklang unserer Seelen.

    Ob andere Paare auch so tief füreinander empfinden? Ich bezweifelte es …

    Lara flüsterte: War dein Treffen mit Carl interessant?

    Ich nickte und erwiderte: Unglaublich, Liebes, einfach unglaublich. Da sind Dinge geschehen, die jedes rationale Verstehen sprengen. Wir bekamen noch Besuch in der Nacht, deshalb dauerte ja alles so lange, bis in die Morgenstunden. Ich berichte dir später alles, doch ich muß erst mal schlafen.

    Lara nickte lächelnd, küßte mich nochmals, während ich ihre welligen brünetten Haare streichelte und danach ihren Schultern ein paar Massage-Einheiten zukommen ließ, danach verließ sie das Bad.

    Ich ging wieder ins Schlafzimmer zurück und warf mich - nur mit Slip bekleidet und sichtlich zum Umfallen müde - ins Bett, um nahezu augenblicklich dem Wachbewußtsein zu entgleiten.

    Doch allzu sehr waren meine Gedanken noch mit Ailons Erzählung beschäftigt. So konnte ich keinen ruhigen Schlaf finden und glitt stattdessen in eine sagenhafte, mystische Traumwelt, in ein Szenario, in dem sich ein möglicher Fortgang der Dinge als lehrreiche Vision zu entwickeln begann.

    Realität und Fantasie verschwammen mit Ailons Bericht, innere Erfahrungswerte mischten sich mit historischem Wissen - und alles zusammen ergab eine erschreckende Anschau, Vertiefung und Fortführung von Ailons Bericht. Erschreckend und gleichzeitig doch so frappierend einfach in seinen traumhaften, ja nahezu manchmal märchenhaften Lösungs-Möglichkeiten.

    Doch ich will den Dingen nicht vorgreifen und dieses Geschehen nun so echt und mitreißend berichten, wie ich es selbst - in dessen eigener, symbolhafter Realität - durchlebt habe, nicht nur mit mir selbst als handelnder Person …

    Das Angebot

    Der grüne Hüter erzählt:

    "Nach der großen, verlorenen Schlacht um Ailons Seele tauchte Sodon in seine Urheimat ein, um sich den lichten Blicken Ailons vollständig zu entziehen.

    Dorthin, wohin nicht einmal eines Menschen Vorstellung hineinreicht. Wie sagt man? Gedanken sind frei …? Aber hier müssen selbst Gedanken erfrieren."

    Der grüne Hüter schaut nachdenklich.

    "Wie soll ich auch erklären, was nicht erklärbar ist? Doch ich will es versuchen. Hast du jemals etwas vom Nichts vernommen? Nein, ich meine nicht das Nichts der Taoisten oder Buddhisten, die Leere, die alles in sich enthält, das reine unmanifestierte Sein, aus dem alles hervorgegangen ist, was faßbar existiert.

    Ich meine, da? alles Verneinende Nicht-Sein, dasjenige, das All-Es aus sich ausschließt, die vollkommene Unbewußtheit, die Anti-Schöpfung, das ist die Ur- Heimat Sodons."

    Der grüne Hüter schweigt eine Weile.

    "Ja, der Dunkelfürst hatte eine Schlacht verloren, jedoch nur die Schlacht um Ailon, dem es tatsächlich gelungen war, sich seines - Sodons - Einflusses zu entziehen. Doch der globale Krieg war so gut wie gewonnen! Überall in den Tiefen der menschlichen Existenz hatte er Resonanzpunkte gefunden, kleine Tore und Nischen, die sich ihm und seinen Versprechungen nur allzu bereitwillig geöffnet hatten. Den Zugang dazu hatte ihm eben dieses Nichts verschafft, allgegenwärtig die gesamte Schöpfung durchdringend, mit ihr untrennbar verwoben.

    Denn überall, wo es Sein gibt und Bewußtheit existiert, dort weben Nicht-Sein und Un-Bewußtheit ihre dunklen Fäden der Anti-Schöpfung.

    Am Anfang schuf das Göttliche das Licht und das Sein! Und nur wenig später betrat auch das finstere Nicht-Sein die kosmische Bühne, denn Licht und Dunkel, Leben und Tod sind im kosmischen Existenz-Verlauf dieses Äons untrennbar ineinander verwoben. Und so brachte auch das Nichts seine Geschöpfe der ewigen Verneinung aus sich hervor.

    Nach Sodons Einschätzung dürfte es sich nur noch um eine sehr kurze Zeitspanne handeln, bis er aus dem Unbewußten an die Oberfläche der Existenz hervorbrechen könnte und alle Menschen absolute Sklaven seiner Zerstörungsmacht werden würden, deren destruktive Handlungen ihm und seinesgleichen die absolute Unsterblichkeit in dieser dreifach niederen - mentalen, emotionalen und physischen - Schöpfung bescheren würden. Der verhaßte göttliche Schöpfungsplan würde damit ein für allemal unterbunden sein.

    Warum er das Göttliche derartig haßt, fragst du dich, o Sucher? Nun, Sodon, als Kind der Dunkelheit, kann in einer Welt des puren Lichts nicht existieren."

    Der grüne Hüter hält kurz inne und haucht:

    Ich sollte besser sagen: er kann nicht mehr dort existieren … Doch das ist ein anderes Thema.

    Dann fährt das Grün schimmernde Wesen fort:

    "Um lichtes Bewußtsein jeder Art zu vermeiden, ist er bestrebt, in den mentalen, emotionalen und physischen Welten der Menschen dunkle Stützpunkte zu errichten, indem er die dortigen Wesenheiten dazu animiert, finstere Energien auf seiner niedrigen Resonanz-Ebene zu verursachen, die ihn und seine Vasallen nähren würden.

    Und so pervertiert er alles Denken, Handeln und Fühlen der Wesen in der Materie, im Bereich der Lebenskräfte und in den Mentalwelten, so gut er nur kann, auf daß dort die Regungen und Vorgänge schlecht werden."

    Der Hüter schaut seinen Gegenüber an: "Was ist nun schlecht? Gibt es überhaupt etwas Schlechtes in einer ganzheitlichen Betrachtung der Schöpfung? Viele Religionen und Philosophien haben sich darüber ausgelassen. Ich will es in wenigen Sätzen darlegen. Alles, was zum Eigennutz gedacht, gefühlt und getan wird und nicht bewußt für das Göttliche vollbracht wird, ist schlecht, denn es führt das Individuum weg vom Licht, doch auf den Weg zur Illusion, Depression und Verzweiflung, letztendlich zur Selbstzerstörung, also auf den verborgenen Weg Sodons. Deswegen wird dieser finstere Geselle versuchen, jeden erhabenen Gedanken an das Göttliche zu zerstören.

    Du kannst meine Worte in deinem eigenen Leben auf die Probe stellen, indem du das Gegenteil von Sodons Absichten praktizierst: Versuche alles, was du tust, gedanklich dem All-Einen hinzugeben, welche Vorstellung du auch immer von ihm hast. Ich versichere dir, spontane Freude, Liebe und innerer Friede werden sich in deinem Leben ausbreiten und Sodon muß sich zurückziehen, obwohl er natürlich zunächst versucht, diese Hingabe durch seine Lügen zu pervertieren.

    Denkst und handelst du jedoch bewußt und in Liebe, vermag es Sodon nicht mehr, deine Gedanken zu zerstören oder zu entstellen."

    Kurzes Schweigen.

    Der Gegenüber des Hüters entgegnet nachdenklich: Da wird einem ja himmelangst und bange! Wer schafft es schon, hier auf Erden alles dem All- Einen hinzugeben? Ich will deine erhabenen Worte nicht anzweifeln noch schmälern, aber nach deinen Ausführungen wären ja fast alle Menschen Schlechtdenker. Wenn ich nur meine eigenen Gedanken betrachte …

    Der grüne Hüter antwortet nachsichtig: "Da hast du nicht ganz unrecht! Ich habe natürlich meine Ausführungen von einer hohen Warte aus gegeben. Laß uns doch einmal schrittweise vorgehen. Ein jeder Gedanke, den ein Mensch aussendet, hat eine Wirkung auf ihn und seine Umwelt. Dies ist ein energetisches Prinzip, das eure Physik sogar schon erkannt hat. Jede Zelle, ja sogar jedes Atom eures Körpers reagiert auf jeden eurer Gedanken, entweder in einer stärkenden, den Gesamtkörper erhaltenden und verjüngenden Weise oder in einer destruktiven, krankmachenden und alternden Weise. Probiere es aus.

    Versuche einmal bewußt eine kurze Zeitlang nur an positive Dinge zu denken und betrachte dich dann im Spiegel. Das Ergebnis wird dich überraschen. Und dann betrachte dich noch einmal, wenn du wieder in deine üblichen selbstquälerischen, von Sodons Lügen triefenden Gedankenmuster verfällst, die dir einhämmern wollen, welch Versager du doch bist."

    Das ist ja alles gut und schön und mir theoretisch auch bekannt …

    Ja, von der Theorie her wissen es freilich viele, doch wer praktiziert diese geistige Disziplin schon in seinem täglichen Leben? Aber …, um auf deinen Einwand zurückzukommen, es ist natürlich sehr schwer, alles dem Göttlichen hinzugeben. Doch wir müssen dort beginnen, wo wir stehen, das heißt, wo sich unsere momentane Bewußtseins-Entwicklung gerade befindet. Um zu dem obigen, positiven Ergebnis zu kommen, genügt es schon, die Dinge, die wir tun, in aufrechter Liebe zu tun. Egal, um welch profane Tätigkeit es sich gerade handeln mag, versuche, sie in Liebe auszuführen, das Bewußtsein auf das Hier und Jetzt ausgerichtet. Wir benötigen für diese Übung nicht unbedingt den Gottes-Begriff, wenn dieser dich im Moment überfordert. Um in den schöpferischen, tragenden Bewußtseins-Fluß zu gelangen, spielt es keine Rolle, welcher Religion wir angehören. Und ich versichere dir weiterhin: nicht nur deine Gesundheit und dein Wohlbefinden werden sich verbessern, sogar deine Umwelt und deine Lebensumstände werden sich zum Positiven wenden. Auch die menschliche Physik weiß, daß alles Existierende miteinander energetisch verbunden ist. Deine Umwelt ist also ein erweiterter Teil deiner eigenen Existenz und wird somit von jedem deiner Gedanken beeinflußt.

    Fasziniert entgegnet der Suchende: Somit bin ich ja für meine Umwelt und meine gesamte Lebens-Situation selbst verantwortlich …

    Richtig! erwidert der Hüter erfreut seinem Gegenüber. "Genau das ist das Lebensprinzip. Anstatt zu jammern und zu klagen, sollten sich die Menschen besinnen und sich eine neue, schönere Welt erschaffen. Nirgends steht geschrieben, daß das Leid unbedingt existieren muß. Und ich versichere dir, der göttliche Plan basiert auf prickelnder Freude und strahlender Schönheit. Das Absolute wäre hocherfreut, würden die Menschen mit der Verwandlung ihrer selbsterschaffenen Leidens-Welt endlich beginnen.

    Aber genau dies möchte Sodon natürlich durch all seine Pläne verhindern.  Die einzige Unsicherheit in Sodons Plänen war ja, wenn es Ailon gelänge, aus seiner neuen, zeitlosen Existenz-Ebene in die Zeit vor der Schaffung des Scribors zurückzukehren und dessen Entstehung durch Erweckung der menschlichen Herzen und Seelen unmöglich zu machen, dann könnte es zu ernsthaften Problemen kommen.

    Und du weißt, daß dies tatsächlich geschehen ist.

    Doch selbst diese Möglichkeit hatte Sodon in seinen Weltunterjochungs-Plan einkalkuliert.

    So wird der nächste Schritt zur völligen Versklavung der Menschheit wohl darin bestehen, die Ur-Titanen der Erd-Tiefen, welche in den Grüften der Ausweglosigkeit ihren äonenlangen Schlummer schlafen, zu erwecken und sie auf die Erdoberfläche zu holen.

    Diese Schreckenswesen, wahre Manifestationen der blinden Zerstörung und dadurch automatisch seine natürlichen Verbündeten, würden dann unter den Menschen derartige Aggressionen und irrsinnige Handlungen entfesseln, daß der dunkle Herrscher danach ein leichtes Spiel hätte, jedes mögliche Wirken der lichtvollen Kräfte ad absurdum zu führen.

    Zu trostlos wäre wahrscheinlich das Leben auf der Erde nach Entfesselung der Titanen, als daß eine lichtvolle Energie noch irgendwo auf Resonanz und Entsprechung stoßen könnte.

    Ja, der Plan der Finsternis erscheint aus dieser Sichtweise wahrlich unabänderlich!

    Selbst die Titanen stellen nur einen Zwischen-Schritt zu etwas noch viel Ungeheuerlicherem dar, einem diabolischen Jahrtausend-Plan, geschmiedet vor Urzeiten, doch das wäre jetzt zu viel.

    Ich sollte dir von all den Dingen auch nicht mehr im Konjunktiv berichten, denn Sodon bereitet sich momentan tatsächlich auf die Erweckung der Erd-Titanen vor, um seinen bald zu erwartenden Endsieg keinesfalls noch zu gefährden."

    Gegenüber, entsetzt: Wo soll das alles hinführen?

    Traurig antwortet der Hüter: Zur Endlösung der Menschheits-Frage, wie er es nennt. Und sie steht für Sodon in absehbarer Zeit bevor.

    ***

    Nach der Verabschiedung Ailons hatten Carl und ich nur ein paar Stunden geschlafen, dann trafen wir uns am Abend wieder, diesmal bei ihm, der die Freunde telefonisch zu sich eingeladen hatte. Er hatte am Telefon wenig über den eigentlichen Grund der spontanen Einladung berichtet, daher waren alle Bekannten und Freunde gespannt gekommen, um zu hören, was sich denn Geheimnisvolles in der Nacht ereignet hatte.

    So saßen wir abends um einen kleinen, runden Tisch versammelt in Carls gemütlichem Wohnzimmer, dessen Einrichtung von gut zueinander passenden Tönen der Farben grün, blau und weiß geprägt war.

    Alle fünf Eingeladenen waren gekommen:

    Horst Szabor, seines Zeichens Psychologe und Therapeut, der sich auch sehr mit den sogenannten außersinnlichen Wahrnehmungen beschäftigte. Sein nahezu riesiger, gezwirbelter Schnurrbart schien vor Erregung zu zittern, so gespannt war er auf unseren Bericht.

    Christa Mayer-Lenzel war ursprünglich der grünen Öko-Szene zuzuordnen. Fand man sie früher fast bei jeder Demo, so war sie inzwischen ein energisches Mitglied unseres Meditations-Kreises geworden.

    Verschmitzte, lustige Augen blitzten durch ihre langen Haarsträhnen, die ihr bei raschen Kopfbewegungen immer wieder übers Gesicht fielen.

    Andreas Kinowski, der Computerfachmann, verkörperte in der Runde das, was man einen tiefen Denker nannte. Geprägt von den griechischen Philosophen, versuchte er durch den analytisch erweiterten Geist die Geheimnisse der Schöpfung zu hinterfragen, was ihm jedoch nicht immer gelang, denn gelegentlich stolperten seine tiefen Denk-Eskapaden über ihre eigenen Begrenzungen. Andreas war im Grunde seines Wesens ein sehr lichtvoller Mensch mit großer Disziplin und Aufrichtigkeit, doch er war auch der geborene Zweifler. Daher interessierte uns seine Meinung besonders.

    Anne Paulini, die vierte in der Runde, war ein wahres Engelwesen. Sie meisterte ihr Leben in einer schwebenden Leichtigkeit und konnte auch in den unmöglichsten Situationen mit Frieden im Herzen agieren und in jedem Menschen den lichtvollen Kern entdecken.

    Schließlich war noch Werner Flußmann geladen. Vom Charakter her ein alter Haudegen, der sich im Laufe seines Lebens vom schlagkräftigen Motorrad- Rocker in schwarzer Lederjacke zum sich völlig der Spiritualität Hingebenden entwickelt hatte und dem keine Anstrengung zu groß war, wenn es darum ging, irgendwo helfend einzugreifen, wenn Not am Manne war.

    Vor dieser Runde ließen wir nun den alten Kassettenrecorder laufen, mit dem wir Ailons Worte direkt aufgezeichnet hatten und erzählten zwischendurch abwechselnd von all den Ereignissen der letzten Nacht, um unsere persönliche Meinung dazu kundzutun.

    Fast eine Stunde lang unterbrach uns keiner.

    Dann war das erste Band zu Ende … und schon Sekunden später brach es aus Horst hervor: Also mal allen Ernstes, nehmt ihr das wirklich für bare Münze, was euch der Mensch da erzählt hat?

    Und Andreas rief lachend hinterher: Wahrscheinlich haben sie die Story selbst auf Band gesprochen, mit computermäßiger Stimmverfälschung, kennt man ja, und nun wollen sie uns Verulkung, die beiden. Der erste April ist zwar schon vorbei, doch wenn Carl und Peter etwas zusammen aushecken, ist man vor Überraschungen nie sicher.

    Mit einem Mal kam Unruhe auf. Die Äußerungen der beiden hatten die bisherige Spannung des Lauschens zusammenbrechen lassen und einem mentalen Tumult Platz gemacht, der sich nun durch stetiges Durcheinanderreden äußerte.

    Carl versuchte noch einmal, die Glaubwürdigkeit der Aufzeichnungen zu unterstreichen: Mein Gott, was glaubt ihr, warum wir euch heute Abend hierhergebeten haben? Nur um einen zweifelhaften Ulk zu treiben? Nein, wir wollten eure ehrliche Meinung hören.

    Anne mischte sich nun ein und meinte: Also wenn ihr mich fragt, dann kann man eine solch glaubwürdige Stimme niemals imitieren, um einen Scherz zu machen. Da ist etwas dran. Die beiden hatten wirklich eine mystische Begegnung. Da bin ich mir sicher!

    Christa, die andere Frau in der Runde, meldete sich ebenfalls zu Wort: Ob Scherz oder nicht - wieso sollte man das veröffentlichen? Das klingt in meinen Ohren ein wenig nach spiritistischer Sitzung. Da beschwört man ein Astralwesen durch irgendeinen Hokuspokus, dann diktiert einem dieses Wesen ein Buch mit angeblich großen Weisheiten, welches man veröffentlichen soll, der Autor bringt’s tatsächlich auf eigene Kosten heraus, geht pleite dabei, weil niemand sein Buch kaufen will - und die Wesenheit im Hintergrund lacht sich kaputt,  weil sie wieder einen dummen Lebenden hereingelegt hat. Ist’s nicht so, Werner? Du hast doch erst letztens von solch einer Geschichte gelesen.

    Der Angesprochene war der letzte Gast, der noch nichts gesagt hatte. Er streckte sich, kratzte sich ausgiebig hinter dem Ohr und gab etwas desinteressiert zurück:

    "Wißt ihr was, Kinder, das alles interessiert mich überhaupt nicht. Daß die Welt im Äußeren nicht rosig ist, das wissen wir alle. Darüber braucht man nicht noch extra ein Buch zu schreiben. Und daß es in unseren inneren Tiefen noch manchen Schweinehund zu bewältigen gibt, das wissen wir auch, darüber gibt es schon genügend psychologische Literatur. Horst kann ein Lied davon singen.

    Wozu hierüber noch ein Buch schreiben? Laßt uns lieber gemeinsam meditieren und versuchen, unsere Mitmenschen dazu zu inspirieren, selbst an sich zu arbeiten."

    Ich beugte mich weit vor, streckte den Geladenen die Hände fast beschwörend entgegen und erwiderte:

    Sagt mal, glaubt ihr wirklich, daß Carl und ich uns nur profilieren wollen, wenn wir ein Buch über Ailons Geschichte herausgeben möchten? Es war kein Scherz! Ailon kam wirklich aus der Zukunft. Und die Brisanz und Dringlichkeit seiner Äußerungen hat doch wohl jeder hier gespürt, der einigermaßen aufgeschlossen der Aufnahme gelauscht hat. Außerdem habt ihr ja nur das erste Cassetten-Band bisher gehört. Da kommt noch viel mehr …

    Horsts Gesicht bekam plötzlich einen sehr akademischen Ausdruck: "Meine Freunde, ich glaube, der Fall ist einfacher zu lösen, als die Runde vielleicht hier annehmen mag. In meiner langjährigen Praxis habe ich schon einige ähnliche Fälle erlebt, in denen Patienten Tonbänder besprochen haben, was sie natürlich hinterher nicht mehr wußten, und wo ihnen die tollsten und seltsamsten Botschaften von angeblichen Außer- und Überirdischen übermittelt wurden.

    Und was die Stimme betrifft …, das kennt man ja beim Krankheitsbild der Schizophrenie, wo die verschiedensten Persönlichkeiten eines Menschen in den Vordergrund treten können und nicht nur eine vollkommen andere Stimme, sondern sogar ein anderes Aussehen annehmen können."

    Tiefsinnig blickte er uns nun an, sein Brillengestell in die Rechte nehmend und setzte fort: "Meine Freunde, einmal ganz ehrlich, glaubt ihr nicht auch, daß ihr in letzter Zeit eure Geschichten ein bißchen zu ernst genommen habt?

    Ich denke, ihr solltet euch einmal einen Termin in meiner Praxis geben lassen, bevor euch das Ganze über den Kopf wächst und ihr aus dem Labyrinth der Illusionen nicht mehr herauskommt. Jetzt könnte ich euch noch helfen, doch nehmt es nicht auf die leichte Schulter. Die Anstalten sind voll von Leuten, die seltsame Begegnungen hatten. So! Ich sehe euch dann hoffentlich bald, am besten einzeln. Jetzt muß ich mich verabschieden, ich habe noch zwei Sitzungen heute."

    Sprach er, packte seinen Mantel, lief in den Flur und rief noch lustig vom Gang aus: Übrigens, vergeßt eure Versicherungskarte nicht, dann wird’s billiger. Ein bißchen muß ich schließlich auch noch verdienen, auch wenn ihr natürlich Sonderpreise bekommt.

    Die Tür fiel satt ins Schloß. Allgemeines Geschmunzel. Keiner sagte jedoch ein Wort.

    Schließlich meinte Andreas grinsend: Hört sich ganz schön plausibel an, was Horst sagt. Und wie ich ihn kenne, hat er auch noch recht.

    Also, ich gehe jetzt auch. Muß heute noch arbeiten … verabschiedete sich Werner, der sichtlich nicht so recht wußte, was er noch sagen sollte.

    Nimmst du mich mit? fragte Anne, und zu uns gewandt sprach sie: Nichts für ungut. Ich bin froh, wenn ich mitfahren kann. Aber ein Tip unter uns: Nehmt alles nicht ganz so ernst, was auch immer geschehen sein mag.

    Nur noch zu viert saßen wir jetzt um den Rundtisch.

    Und ihr? Was meint ihr dazu? fragte ich nun in Richtung Christa und Andreas. Letzterer antwortete: "Also, wenn ich’s mir so recht überlege, dann würdet ihr in solchen Dingen wohl doch keinen Scherz machen. Aber es geht mir einfach nicht in den Kopf, daß euch ein solches Wesen erschienen sein soll, das noch dazu seine Worte auf Band aufnehmen läßt.

    So gern ich’s euch glauben würde, ich kann’s nicht. etwas sperrt sich in mir. Vielleicht war es wirklich nur eine mentale Halluzination …"

    Und eine Halluzination soll dann laut vernehmbar sprechen und Erlebnisse erzählen können? gab ich ironisch zurück.

    Was meinst du, Christa? fragte Carl das ansonsten recht energische Mädchen, das jetzt recht teilnahmslos am Tisch saß und verlegen mit ihren Haaren spielte.

    Ich weiß nicht recht … kam es unsicher zurück, alles klingt so ungewöhnlich, doch was ist im Leben schon gewöhnlich? Einerseits hat mich das Wenige, das ich in dieser kurzen Zeit vom Tonband hören konnte, angesprochen. Ich fühlte, daß Wahrheit darin lag. Andererseits machten mir die detaillierten Beschreibungen von Sodons Plänen Angst. Besteht unser geistiger Weg nicht darin, einem sonnigen, lichtvollen Pfad zu folgen? Warum wollt ihr auf die Schlechtigkeit der Welt so drastisch mit eurem geplanten Buch hinweisen? Wäre es nicht besser, den Menschen den Weg zum Licht zu zeigen? Das war ja auch Werners Meinung.

    Aber Christa, genau das wollen wir ja … holte ich aus und setzte gerade zu einer langen Rede an, als Carl mich stoppte: Laß es gut sein, Peter, ich denke, wir sollten alles erst nochmal durchdenken …

    Etwas verwundert sah ich Carl an. Es blitzte in seinen Augen, also hatte er irgendeine Idee. So ließ ich es dabei bewenden.

    Nach einiger Zeit verabschiedeten sich auch Christa und Andreas. Carl und ich blieben alleine zurück.

    Bedächtig sprach nun Carl: Es hat keinen Zweck. Diese Diskussionen führen zu nichts. Sie können oder wollen nicht begreifen. Und Sodon wird mit allen Mitteln versuchen, uns zu Fall zu bringen. Wir sollten wirklich auf der Stelle Verbündete suchen. Alleine den Kampf aufzunehmen, wäre zu riskant.

    Mein Gott, Carl, wir sollten ursprünglich nur einen Bericht veröffentlichen. Jetzt redest du schon von Kampf und Gefahr. Auf was haben wir uns da nur eingelassen, als wir Ailon unsere Aufmerksamkeit geschenkt haben? Langsam wäre ich froh, wenn alles nur eine mentale Halluzination gewesen wäre. Und überhaupt - eigentlich wollten wir ja heute Abend bereits Verbündete finden. Du hast gesehen, was dabei herauskam. Sogar bei unseren besten Freunden, Menschen, die selbst bereits regelmäßig meditieren und sich mit solchen Dingen beschäftigen, ernten wir nur Zweifel, Spott und Unglauben.

    Fängst du auch noch zu zweifeln an? fragt er mich zurück, "bist du dir nicht bewußt gewesen, daß uns möglicherweise

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